Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.01.1899
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990119020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899011902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899011902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-01
- Tag1899-01-19
- Monat1899-01
- Jahr1899
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
' 21«,so «o — iso,— »«t. 234,SV mk 120. w<Ut 23S.6S, v<»»r. »4.8 » 265,50 124,SV 240,— 043,- S7,SV mt»ll 204,65 »> »tK> «I»I Otso »r«Q 204,S0 124,00 99.55 S8.95 120.SV 47,80 9.55 58,96 1,27»I» 113,80 367,— IAO Llsellvsrtti! 111'«, «vroc. lüo I S71, r I 2 a» 547,— I 870,— sollen 3S40 > I 23,70 «t I — >t«ll »«dr ke»t voll, Mr äis tio!<liuillsll- V Etcsri 8, Ltotix. r.-Lot» 124', bsviüol 7S->« 18,32. »r. ./col. 105,40 clo. 89,30 «llt« 100,50 vur. 98,— Llll. 86,90 id-kr S9,20 oiSe — ?r>o>. 80,90 89,50 »eiüc — 1o»td 111 — >od. 83,70 ooitld 135,— 101,75 4oll 91.50 ovt 4'4 üslck p.-L.- VIII 101 25 Zold» 130.50 164.20 iüitvk 134,75 194 — rräob. 330,— rsood. 151.30 289.— SütLVI 285,50 143.— «rxv. 137,90 löuix 183,50 Ivolw 221,— 169.10 175.50 Ilsktr. 175.60 sorUd. 142,50 ioslld. 207,— »Oll — 80.50 I83.2L >.-Uo<1. 11S,8o 315,— 2rnd. 375,50 ,rev eb.-O. 269,— 138,25 INoed 176, — rrsll. 320,50 l-n 1S3,— llckllbt. 128,25 lr.».L — r e »» 215,90 le- 213.25 l Kur» 21S,V0 «o 95,90 l-Vioo —— a.-Ir. 179.60 k 234,40 lIUll — St.-kr. 109 50 t« 216.40 ovm 183,75 180.10 183,50 ozeck 115,25 121.25 »eMe 81,75 48,90 irvria r. LuMx. o L-ssll/Nlldr. mdr-. ! Solck ! krlsl ! 7700 — 8S7l 7050 — 4450 i v4sc 5550 l — 3100 l 136<X — i -- 2625 l — 3925 ! — 2900 l 4700 c iO7»c 10950 l i3soc 13700 c 12300 c S4S0 — 8soc 8725 c 3825 5 b2b 550 5 SUS S7S 1S7S 1725 0 3050 1475 N > - 2675 i) — 2800 o — 14200 ll sioo 9200 IS2S 1S7S 3475 —— 325 3000 220 — a 2S100 25360 — » 2000 2050 2850 — 525 13800 — 72S — 3400! 3500 447S 4550 7I2S — <i Von Lrillursn »r. ick, NSj). , 0,04). ^O«z>dLlooi»- >r»vi»-. n»ck vowd»^ mpk«r. Pier „Sooeev- BezugS^PreiS 1» d« Hauptexpeditio« oder de« tu» Stadt, bezirk und de« Bororten errichteten AuS- -abestellen abgeholt: vierteljährlich^4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertellährlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandseudung 1»» Ausland: monatlich 7.50. Die Morgen-AuSgab« erscheint nm '/,7 Uhr, die Lbeud-AuSgabe Wochentag» um 5 Uhr. Nedaclion und Erpe-ition: IohanneSgafse 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochr» geöffnet von früh 8 bis Abend» 7 Uhr. Filialen: Ltt» Klemm'S Sortim. (Alfred Hahn), Universitätsstraße 3 (Pauliuu».), Laut» Lösche, Satborinenstr. 14, pari, und KSuigSplatz 7. Abend-Ausgabe. LMM T llMlck Anzeiger. Amlsklatt -es Königliche« Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes und Notizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. 3^. Donnerstag den 19. Januar 1899. Anzetgen'Prel- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklame« unter dem Redaction-strich (4««» spalten) 50»j, vor den Familiennachrichten (6 gespalten) 40/<L. Größere Schriften laut unserem PrriS- vrrzeichaiß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit de. Morgen «Ausgabe, ohne Postbesörderunr 60.—, mlt Postbeförderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Ab end »Ausgabe: DormriiazS 10 Uhr. Morge««Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je et«» halbe Stunde früher. Anreizen sind stet» an die Expeditiaa zu richten. Druck und Verlag von 8. Dol^ in Leipzig S3. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig, 19. Januar. Daß da» Centrum darauf verzichtet hat, seine» Antrag auf Aufhebung de» IcsuitengesetzcS schon gestern im Reichs tage zur Berathuna zu bringen, erklärt die „Germania" damit, daß mehrere süddeutsche Abgeordnete an diesem Tage nicht hätten erscheinen können. Wahrscheinlich hat der Auf schub feinen Grund in dem langsamen Tempo, in dem die Verhandlungen über den vom Centrum im Reiche wie in Preußen für die Aufhebung oder Verstümmelung des Ge setzes zu zahlenden Preis vorwärts schreiten. Daß Verhandlungen im Gange sind, geht aus dem bereits gestern mitgetbeilten conscrvativen Anträge auf Be seitigung des tz 2 des Gesetzes hervor, dessen Annahme dem Centrum noch lieber sein dürfte, als ein Beschluß auf Auf hebung des ganze» Gesetzes. Denn die Verstümmelung ist beim Bundesrath leichter durchzusetzen, als die völlige Auf hebung, gestattet dem Centrum weitere Agitationen gegen den Torso und bildet nur das Vorspiel der völligen Be seitigung. Wenn die Conservativen meinen sollten, durch die Verstümmelung das Centrum befriedigen zu können, so werden sie sich gründlich täuschen. Aber es scheint, als ob man sich im conservativen Lager über die Natur und die Ziele des CentrumS absichtlich täuschte. So hatte dieser Tage die „Voss. Ztg." dem vom Abg. v. Hertling am 13. d. im Reichstage geäußerten Wunsche nach Lösung der „römischen Frage" einen Widerspruch entgegengesetzt, der die „Kreuzztg." zu der Frage veranlaßt: „Wem außer der „Boss. Ztg." käme es wohl in den Sinn, an einen neuen Römerzug zu Gunsten des VaticanS zu denken?" Auf diese Frage, die alle geschichtlichen Erfahrungen in den Wind schlägt, lautet die Antwort: Der Centrumspartei im deutschen Reiche fällt eS ein! Hat denn die „Kreuzztg." die Adresse vergeßen, die der Erzbischof von Posen und Gnese», Gras LedochowSki, am 8. November 1870 in Versailles über gab? Durch sie wollte er König Wilhelm bewegen, daß er — wir citireu nach Oncken's „Zeitalter Kaiser Wil- belm'S" — die Macht seines Armes und daS Gewicht seines Wortes ausbiete für die Wiederher stellung des Kirchenstaates und die Befreiung des heiligen VaterS aus der Gefangenschaft. Tie Regierung Italiens müsse wieder herauSgeben, waS nicht Eigenthum Italiens, sondern der Katholiken sei, und das Machtwort, durch welches nur der König Wilhelm das bewirken könne, sei er den vielen Millionen katholischer Christen schuldig, die unter seinem glorreichen Scepter lebten. Wenn aber die „Kreuzztg." den Grafen LedochowSki als Centrumsmann nicht für voll nimmt, so verweisen wir auf den Land- tagS-Wahlkampf, der im November 1870 sich in Preußen abspielte. In den Wahlreden und Wahlauf rufen der katholischen Candidaten stand damals die Forde rung nach der Wiedereroberung RomS an der ersten Stelle. Wir verweisen ferner aus die Adresse, die im Namen und im Auftrage der neugewählten katholischen Partei des preußischen Abgeordnetenhauses am 18. Februar 1871 in Versailles übergeben wurde; sie erklärte die Einziehung deS Kirchenstaates für eine Knechtung der Gewissensfreiheit aller Katholiken (!) und richtete an den neuen deutschen Kaiser den Appell: „Möge eS Allerhöchstdemselben gefallen, als eine der ersten Thaten kaiserlicher Weisheit und Gerechtigkeit den großen Act der Wiederherstellung ihres Rechtes und ihrer Freiheit zu vollziehen".— DaS ist dis Aufforderung zu einem „Römerzuge" in optima tormu. Das EinverstLndniß mit ihr bewog die Centrums- partei des Reichstages zur Verwerfung des Adreß- entwurfeS der Mehrheit, welcher den vierten Absatz der Thronrede vom 2l. März 1871 umschrieb und verschärfte, indem er unter anderen die Stelle enthielt: „Die Tage der Einmischung in daS innere Leben anderer Völker werden, so hoffen wir, unter keinem Vorwande und in keiner Form wiederkehren." Die vom Centrum vor geschlagene Adresse sagte über das HauSrecht fremder Völker nichts, weil daS Centrum sich Vorbehalten wollte, ein Ein schreiten deS neuen Reiches gegen daS Königreich Italien im Reichstage selbst zu verlangen. Wohl versicherte Wind thorst in der Adreßdebatte vom 30. März, es werde nur ein „diplo matisches" Einschreiten gefordert. WaS eS mit dieser Be hauptung auf sich hat, wird man nach den oben angeführten Einzelheiten leicht ermessen. Und die „Kreuzzeitung" wird es erleben, daß daS Verlangen deS CentrumS nach einem Römerzuge zu Gunsten deS VaticanS ebenso wiederkehrt, wie alle alten Forderungen dieser Partei; sie wird eS um so eber erleben, je mehr die conservative Partei beflissen ist, die Begehrlichkeit deS CentrumS und seine Siegeszuversicht zu erhöhen. Den Versuch, Herrn v. Köller durch eine im preu ßischen Abgeordnetenhause einzubringende Interpel lation über alle von ihm verfügten Ausweisungen aus Nordschleswig zu Falle zu bringen, haben die Freisinnigen beider Richtungen aufgegeben, da sie erkannt haben, daß sie sich durch eine Fürsprache für die auSgewiesenen dänischen Agitatoren selbst bei einem großen Theile ihrer Anhänger in Nordschleswig in Mißkredit bringen würden. Sie wollen sich darauf beschränken, Herrn v. Köller wegen seiner an „harmlosen Dienstboten verübten Grausamkeiten" auf das Dach zu steigen, und haben sich daher auf folgende Interpellation vereinigt: „Der Oberpräsident von Schleswig-Holstein hat nach einem öffentlichen Zugeständniß in öfteren Fällen Ausweisungen dänischer Staatsangehöriger aus Nordschleswig nicht um deswillen angeordnet, weil diese Personen sich lästig gemacht haben, sondern nur zu demZwecke, um einen Druck auf die dänisch gesinnte« Dienstherrschaften auSzuüben. Ist eS zutreffend, daß Maßregeln dieser und ähnlicher Art auS der Initiative deS Herrn Oberpräsidenten v. Köller hervorgegangen sind, und ist die Staatsregierung geneigt, die von dem Oberpräsidenten ange» ordneten Maßregeln mit ihrer Verantwortung zu decken?" Aber auch mit dieser Interpellation werden sie die er sehnte Wirkung nicht erzielen, denn an selben Tage, an welchem dem Abgeordnetenhause die Interpellation zuging, wurde von dem Vorstande deS Deutschen Vereins für daS nördliche Schleswig die folgende Erklärung verbreitet: „Wir unterzeichneten Vorstandsmitglieder des Deutschen Vereins für das nördliche Schleswig und seiner nördlich von Flensburg gelegenen Ortsabtheilungen wohnen seit Jahren — die meisten lebenslang — im nördlichen Schleswig und können deshalb aus eigener Sachkunde und täglicher Erfahrung Folgendes erklären: Die Agitation der dänischenProtestpartei beabsichtigt dieLoStrennung des nördlichen Schleswig vom deutschen Vaterlande und die Wiedervereinigung mit Dänemark. Sie will es des halb verhindern, daß die dänischgesinnte Bevölkerung sich mit den jetzigen Zuständen aussöhnt und so allmählich die deutsch feindliche Gesinnung beseitigt wird. Zu diesem Zweck hat sie, wie schon bisher, so namentlich in letzter Zeit eine maßlose, deutsche Gefühle verletzende und verhöhnende, die Bevölkerung tief erregende Sprache geführt, welche wiederum gegen Teutschgesinnte in geschäft- licher und gesellschaftlicher Beziehung einen unerträglichen Terrorismus zur Folge hatte. Hiergegen genügen die bestehenden Strafgesetze nur theilweise und unvollkommen. Es ist daher für die hiesigen Zustände absolut geboten, auch außerhalb des Strafgesetz buches alle diejenigen gesetzlich zulässigen BerwoltungSmaßregel« zu ergreifen, welche gegen eine derartige Agitation wirksam sind. Zu solchen Maßregeln gehört in hervorragender Weise die Aus weisung dänischer Unterthanen auS Nordschleswig. Denn die Agitation findet eine sehr wesentliche Unterstützung durch Versammlungen und Feste jenseits der dänischen Grenze und durch eine zahlreiche, meistens planvoll betriebene Einwanderung dänischer Unterthanen in daS nördliche Schleswig. Die letzteren und zwar nicht zum Mindesten die dänischen Dienstboten haben, von Ausnahmen abgesehen, durch taktloses, theilweise bewußt demonstratives Betonen ihrer dänischen Staatsangehörigkeit bei privaten und öffentlichen Gelegenheiten die Bevölkerung sehr wesentlich dahin beeinflußt, LaS deutsche Element in Nordschleswig nur als rin geduldetes, im Grunde nicht hingehörendes zu be trachten und jede Versöhnung von der Hand zu weisen. Des- halb findet die Ausweisung dänischer Unterthanen unter der ganzen deutschgesinnten Bevölkerung Nordschleswigs — ohne irgend welche Rücksicht auf die politische Partei zugehörigkeit — lebhafte und rücksichtslose Zustim mung. Mir begrüßen in dieser Maßregel den Anfang einer energischen Regierungspolitik gegen fremdländische Agitation in deutschen Landen. Wir kennen den Charakter der nordschleSwigschen Bevölkerung und wissen, daß sie sich von der dänischen Agitation abwenden wird, falls die Autorität des Staates und seiner Behörden mit nachhaltiger Energie gegen diese Agitation vorgehen wird. Das Gegentheil sieht der NordschleSwiger nicht als eine nachsichtige und versöhnende Milde, sondern lediglich als ein Zeichen von Schwäche und Unent schlossenheit an, welcher gegenüber er dem Einfluß der dänischen Agitation nur um so sicherer verfällt. So haben denn auch die Ausweisungen bereits den praktischen Erfolg erzielt, daß die einzelnen Dänischgesinnten allmählich anfangen, sich der Einwirkung der dänischen Agitation zu entziehen. ES bricht sich auch unter den Dänischgesinnten allmählich die richtige Ueberzeugung Bahn, daß die Härten, welche die Ausweisung für einzelne Unschuldige unvermeidlich mit sich bringt, nicht der Regierung, sondern dem Verhalten der dänischen Presse, Vereine und berufsmäßigen Agitatoren zur Last zu legen sind. So sind wir denn überzeugt, daß die Abwehr- maßregeln, consequent und ausdauernd durchgesetzt, die dänische Agitation lahm legen werden — und dieses in desto kürzerer Zeit, je mehr positive Mittel zur Förderung des Deutschthums in NordschleSwig, für welche größere pecuniaire Staatshilse als bisher zu schaffen ist, mit den negativen Abwehr maßregeln Hand in Hand gehen. Entgegen st eheude AuS- lassungen in der deutschen Presse sind so lange ohne Werth, als nicht ihre Urheber namentlich genannt werden. Geschieht dieses, so werden wir im Stande sein, nachzuweisen, daß die Aus lassungen entweder dänischerseits unter falscher deutscher Firma eingeschmuggelt sind oder von Personen herrühren, die nicht in Nordschleswig wohnen und deshalb über die augen ¬ blicklichen hiesigen politischen Verhältnisse ein sachverständiges und maßgebendes Urtheil nicht haben. Hinter unS stehen drei- tausend in Nordschleswig seßhafte Vereinsmitglieder und auch di: deutschgesinnten NordschleSwiger, welche nicht Mitglieder sind, stimmen, vielleicht von einigen verschwindenden Ausnahmen abgesehen, mit uns überein. DaS wissen wir auS täglichen Gesprächen mit Nachbarn, Freunden und Bekannten." Die Regierung kann sich also mit ihrer Antwort kur; fassen und lediglich auf diese Erklärung verweisen. Sie genügt, um den Interpellanten die Niederlage beizubringeu, die sie dem Oberpräsidenten v. Köller bereiten möchten. Im Prager Stadtverordneten-Collegium ist bekannt lich nach stürmischen Auseinandersetzungen mit 44 gegen 40 Stimmen die Aufstellung deS HuS-Denkmals auf dem Allstädter Ring, dem Hauptplatz der Prager Altstadt, zwischen dem Rathhaus und der Teinkirche, da, wo jetzt tu: Mariensäule steht, beschlossen worden. Die Gallerte hatte sit> sehr lebhaft an der Debatte betheiligt, natürlich im radicalen Sinn. Gegen die Wahl des Altstädter Rings stimmten ge schlossen die Alttschechen, einer, indem er offen erklärte, im Herzen sei er eigentlich für den Altstädter Ring! Dies: Partei möchte es eben mit der Regierung und mit den Kleri kalen nicht verspielen. Den Klerikalen und Feudalen wäre natürlich die Vereitelung des ganzen Projects am liebste». Sie wollen dem Ketzer kein Bronzebild errichtet sehen, am allerwenigsten aber auf Kosten der Mariensäule, die zur Er innerung an die Niederwerfung deS Protestantismus auf dem Altstädter Ring von Kaiser Ferdinand errichtet wurde. Sie drohen sogar im Bunde mit den Alttschechen damit, daß die Mariensäule, wenn je das Hus-Denkmal an ihre Stelle treten sollte, von Reichs wegen auf dem Ringplatze bleiben müsse; es werde dann nichts zu machen sein, als daß man sie unmittelbar vor die Teinkirche rücke, zu welchem Zweck dann das vor der Teinkirche gegenwärtig befindliche alterthümlicke Haus uiedergerissen werden müßte. UebrigenS ist es noch lange nicht so weit. Zu einer Entfernung der Mariensäule von dem bisherigen Platz wird die Behörde schwerlich so bald ihre Einwilligung geben. Dazu ist der Kleru» in Böhmen noch viel zu mächtig. Und gerade jetzt, wo in Deutschböhmen und auch in anderen deutsch-österreichischen Landen eine starke Bewegung zum Uebertritt zum Protestantismus sich offenbart, wird die Staatsleitung Alles aufbieten, um der Aufstellung der Bronzestatue eines solchen Erzketzers wie HuS mitten auf dem Altstädter Ning die größtmöglichen Hindernisse zu bereiten. Die Alttschechen haben in ihrer Weise einen Mittelweg ver sucht, nämlich die Ausstellung an einem anderen, unbedeuten deren, vom Verkehre abgelegenen Platze, auf dem Bethlehems platz. Da wäre denn freilich der Vorläufer Luther'S ziemlich kalt gestellt. Vor einigen Tagen hat, wie gemeldet, an der franzö sischen Mittelmeerküste zwischen Toulon und Marseille ein interessanter Versuch mit dem neuen unterseeischen Torpedoboot „Gustave Zs de" stattgefundcn. Die ganze französische Mittelmeer-Escadre verließ Toulon und steuerte gegen die hyörischen Inseln, wo dasselbe die Gefechlsformation annahm. Der Flotte folgte in allen ihren Bewegungen der „Gustave Z6d6", ein 48 m langes, aus Stahlblech hergestellteS und durch Elektricität sich bewegendes Boot, indem eS bald an der Oberfläche des Meeres schwamm, bo'.^ ganz untertauchte. Wenn das Boot die Oberfläche Meeres streift, so ist von demselben FrssiHrton» isj Onkel Wilhelm's Gäste. Roman von A. von der Elbe. Nachdruck verboten. „Ja Du, Du bist immer die Unternehmende gewesen." „Und dann das Wunderland Italien, — Schloß am Arno! Laß uns tauschen." „Ich wollte, ich säße in Waldhausen an meinem Stickrahmen. „Brr, wie kann man? Gräßlich geschmacklos! Du. ich werde Dich bald besuchen, mindestens auf meiner Hochzeitsreise." „Mit wem?" Jutta blickte lächelnd auf. „Ja, wenn ich das wüßte. Aber ich erzählte Dir ja schon von dem netten, dicken Baron, der in der Manege so gottvoll auf seinem schweren Braunen humpelt, von dem langen Husaren lieutenant mit genau solchen Fuchshaaren behaftet, was ich lang weilig finde, wie wir Alle, und von dem interessanten blaffen Engländer, der immense reich sein soll und mir unweigerlich be gegnet, sowie ich auf die Straße tret«. Er sieht mich bewundernd an und ich finde ihn auch sehr chic." „Und welcher gefällt Dir am besten, Hand aufs Herz, Adelchen." „Ja weißt Du, da kann ich di« Hand hinlegen, wo Du willst und bring' es nicht heraus. Immer Der, der gerade da ist." „Und sie machen Dir, Alle die Cour?" „Aber scharf, natürlich, soweit sie mir nahe kommen können." „Und wenn Einer heute Abend anfragt?" „So nehm« ich Den, der zuerst kommt, vorausgesetzt, daß unser strenger Pa ihm auf den Zahn fühlt, ob er mir auch solche Brillanten schenken kann, wie Du hast?" Me ersten Wagen fuhren vor, Frau von Wendelstein trat in daS Zimmer ihrer Töchter. Sie war eine magere, kleine Blondine mit leidendem Ausdruck, aber jetzt doch soweit her gestellt, daß sie einige Stunden in der Gesellschaft zubringen konnte. „Liebe Jutta, Dein Verlobter ist unten, es wird Zeit, auch hinunter zu gehen." Die Braut erhob sich mit einem Seufzer. Adelheid trat vor den Spiegel und bog an den blaffen Rosen, die in ihrem ge kräuselten Goldhaar lagen. „Wie findest Du mich, Mama?" Die Mutter lächelte: „Die Frisur steht Dir nicht schlecht." „Bist Du nun recht vergnügt, Mütterchen?" rief Adelheid, die kleine Frau umfassend. „Wenn ich nur Herbert hier hätte, er fehlt mir", ein tiefer Seufzer begleitete die Worte. „Ach, er hat doch nun 'mal keinen Urlaub bekommen." „Herbert war immer Mamas Liebling", warf Jutta ein. „Er gleicht so sehr meinem seligen Vater, und ich begreife nicht, daß sein Commandeur ihm den Urlaub zu solch' einem Familienfeste verweigern konnte. Aber nun kommt." Die drei Damen gingen in die Empfangszimmer hinunter. Das Treppenhaus war mit Kllbelpflanzen, Teppichen, Statuen, hohen Blumenvasen und einer Fülle von Licht festlich ausgestattrt, sollte doch später die ganze Gesellschaft zum Souper durch dasselbe hinaufziehen. Auf dem spiegelblanken Parquet des mittleren Saales im Hochparterre stand bereits eine Gruppe von Gästen um den Haus herrn versammelt. Marchese Paolo Tassoni kam seiner Braut freudig entgegen. Er war genau so, wie Adelheid ihn in ihrer kecken Laune ge schildert hatte. Sein kurzes, wohlfrisirtes Haar sah gefärbt aus und die ganze Erscheinung hatte etwas Verlebtes. Er küßte seiner Schwiegermutter die Hand und reichte auf lodernden Blickes der Braut, die mit niedergeschlagenen Augen gegenüberstand, den Arm. Sie fürchtete, daß er sie den ganzen Abeno nicht loslassen werde. O, wie waren jetzt die Stunden ge zählt, bis zu der schrecklichen, in welcher sie ihm ganz angehören mußte! Adelheid wurde ton niedreren Herren umringt, mit denen sie übermüthig scherzte und lachte. Zwei von ihren Verehrern, deren sie gegen die Schwester er wähnt hatte, waren darunter; der dick« Baron Spiegtl, den sie vertraulich „Spiegelinski" nannte und der rothblonde Husaren lieutenant Max von Hohenrain. Der Engländer war noch nicht im Hause des Obersten eingeführt und also nicht geladen. „Wieder tüchtig auf Ihrer Hummel 'rumgeschüttrlt, Spiege linski?" sragte Adelheid, den Baron anlächelnd, „auch den Sand geküßt, weich gefallen? O, Sie hätten neulich den Spaß in der Reitbahn sehen sollen, Herr von Hohenrain, plums, da lag er! — Ich dachte, er platze", flüsterte sie kichernd dem Lieutenant hinter ihrem Fächer zu. Dieser lachte spöttisch auf. „Die Gnädige haben uns Allen sehr im Tattersall gefehlt", sagte der Baron, während sein zärtliches Augenblinzeln über das feine belebte G«sicht und die schlanke Gestalt deS Mädchens hinglitt. ,,Ja, was wollen Sie, Barönchen, wir halten ja Hochzeit. Meine Jnseparable, die Jutta, die morgen abreist, ließ mich nicht los." „Könnte ich mal kolossales Glück haben, mit gnädigem Fräu lein über Land zu reiten", näselte Lieutenant von Hohenrain. „Manöge ist factifch so horrend öde und die Gnädige reitet ja perfect." „Was wissen Sie davon?" „O, der Schlauberger", rief der Baron, und legte seine breite Hand auf des Lieutenants Arm, „er ist immer incognito auf der Galerie d«s Reithauses gewesen, wenn gnädig Fräulein ritten." Adelheid warf Hohenrain einen befriedigten Blick zu, und er klärte leichthin, wenn ihr Vater nichts dagegen habe, daß er mit reite, möge er's thun. Platz sei ja auf den Reitwegen genug. Der Oberst stellte seinen Schwiegersohn verschiedenen hervor ragenden Persönlichkeiten der Gesellschaft vor. Jutta flüchtete in das Cabinet ihrer Mutter, in dem Niemand war. Hier stieß sie das Fenster auf und lehnte sich hinaus. Die kräftige und doch weiche Luft eines ungewöhnlich milden Spätherbstabends kam ihr erquickend entgegen. Es roch nach feuchtem Laube, wenn auch die Gartenwege gelehrt und die ganze Umgebung der Villa sauber gehalten war. Auf der Terrasse, die sich am Saale entlang zog, brannte das Gas in mehreren matten Ballons, di« ein Licht wie Mondschein verbreiteten. Die Musik intonirte den „Sehnsuchtswalzer". Die Braut seufzte und flüsterte vor sich hin: „O, wie soll's werden, wie soll ich's ertragen — habe jetzt schon Heimweh." Sie 'fühlte ihre Schulter umfaßt und fuhr zusammen: Er — er? Aber ihre älteste Schwester Therese war's. „Jutta, so allein, und Thränen?" „Ach liebe Therese, wenn ich doch bei Euch bleiben könnte!" sie schlang die Arme um der Größeren Hals. „Aber warum thatest Du —?" „Papa wollte es, er schrieb, es sei eine sehr passende Partie für mich." „Da hat er recht. Der Marchese ist «in feiner, gewandter Mann." „O, Schwester, mir graut vor ihm!" „Närrchen, Kopf hoch. Du wirst sehr glücklich werden. Ist denn unser Haus «in Eldorado?" „Nein, freilich. Ich war ja immer in Furcht vor Papa." „Nun also, freue Dich, daß Du einer rosigen Zukunft entgegen gehst. Sieh, da kommt Tassoni." Nach dem Souper wurde in dem unteren Saale getanzt, man öffnete die Thüren zur Terrasse, um frische Lust in den heißen Raum zu lassen. Adelheid glühte vor Vergnügen und Uebermuth, sie trat, wäh rend ein rauschender Galopp den Saal mit wirbelnden Paaren füllte, am Arm ihres Tänzers auf die Terrasse hinaus. Es war Lieutenant von Hohenrain, der sie den ganzen Abend wie ihr Schatten begleitet hatte. >„AH, hier lebt man auf", sagte sie, und ließ den Fächer sinken. „Wo Sie sind, ist factisch für mich Lebenslust", flüsterte er, sich zu ihrem Ohre neigend. „Wie fad!" „Adelheid — Göttin — o Sic Bild ohne Gnade! Sehen Sie doch, wie ich Sic anbete." „Was thu' ich damit — seien Sie doch nicht sentimental. Sie wollte ihren Arm aus dem seinen ziehen, er hielt sie fest. „Kein riesigeres Glück, als Sie für's. Leben mein nennen. Nur ein Fünkchen Hpffnung!" „Gehen Sie. Weshalb tändeln und schön thun?" „Könnt' ich auf Ihre Gegenliebe, Ihr „Ja" hoffen, wäre factisch immense glücklich." „Ueber meine Hand hat nur mein Vater zu verfügen." „Und Sie würden „Ja" sagen?" „Vennuthlich." Er riß sie an sich, und wollte sie eben stürmisch küssen, als sic sich ihm geschmeidig wie ein Eichkätzchen entwand und sogleich in der hell erleuchteten Thür des Ballsaales stand. Der wilde Galopp dauerte noch fort, Hohenrain umfaßte sein« Tänzerin und warf sich mit ihr in den Strudel der wirbelnden Paare. Als er endlich inne hielt und neben ihr in einer Fensternische stand, flüsterte er noch keuchend vom Tanz: „Darf ich — morgen — zum Herrn Oberst —" „Um zehn Uhr fährt er mit Jutta zum Standesamt, um ein Uhr Trauung in der Kirche, wollen Sie dazwischen?" „Halb zwölf bin ich hier. Vielleicht beim Hochzritsdiner Declaration — o, Adelheid!" Di« Gäste waren endlich gegangen, auch Tassoni hatte sich zum letzten Male von der Braut getrennt. „Morgen^qehören wir zu sammen", flüsterte er ihr mit heißem Blick beim Scheiden zu. Sie wich einen halben Schritt zurück und erblaßte, er lächelte überlegen. Der Oberst stand mitten im Saale und sprach einige Worte mit Wendelin über den morgenden Tag.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite