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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.01.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990120011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899012001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899012001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-01
- Tag1899-01-20
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Moimen-Attsaave retlvii. Druck und Berlaa von E. Polz in Leip;,» Jahrgang Freitag den 2?. Januar 1899. i. 0 iVIIL II Fe«illeLon »etvu LdL t. i Die Morgen-AuSgabe erscheint nm '/,? Uhl« die Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. r. Z.t»Ite) l. 1). Ivilvu. x r U.1VI,20lZ. L»' v «><: (^rtra-Bkilaaett (gesalzt), nur mit her Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderuvz 60.—, mit Postbcsürderung 70.—. Ein ultramontanes Blatt als Anwalt der Gewissens freiheit — eine solche Erscheinung ist so wunderbar, daß die Frage nach den Gründen dieser merkwürdigen Schwärmerei sich ganz von selbst auswirft. Man denke nur, eS bätte sich im vorliegenden Falle um den Austritt aus dem Katholicis- mns gebandelt, wie wäre da der „Ofservatore Nomano" mit der Aufzählung mehr oder weniger unehrenhafter Gründe bei der Hand gewesen! Wenn daher daS ultramontane römische Blatt jetzt große Worte von Gewissen und verwerf licher Intoleranz macht, so beweisen sie unseres Erachtens nur das Eine, daß der Ucbertritt der Gräfin Nervertera die Aufklärung über das wann und wie nicht verträgt. Uns aber verlangt gar nicht, mebr zu erfahren; uns ge nügt vollkommen die Erzählung des Eorrespondenten der „Köl. VolkSztz", weil sie auf das Lehrreichste offenbart, welchen Werth die römische Kirche auf die Proselytenmacherei legt und wie promvt der Apparat arbeitet, der ihr dafür zur Verfügung steht. Wir überfliegen nochmals die Einzelheiten: Prälaten und Ordeuszeistlicbe bestellen als Gäste des Bot- schafterpaarcs das Feld für die Eouversion; ein österreichischer Ordensgeistlicher — vermuthlich ein Jesuit, da die „Köln. Volköztg." andernfalls kaum einer derartigen allgemeinen An gabe sich bedient haben würde — steht, alle uöthigen Voll machten in der Tasche, loujoni^ on vocketto; der Papst erhält vom llebertritt der Todtkrankcn sofort Meldung und sendet umgehend seinen Segen; päpstliche Hausprälaten, päpstliche Geheime Kämmerer und ein päpstlicher Subarchivar lesen Messen an der Bahre der Eonvertitin; über deren Ein segnung berathen der Eardinalvicar, der Staatssecretair und der Papst — Alles Anzeichen dafür, daß der llebertritt als Haupt- und StaatSaction behandelt und bewerthet wurde. Graf Rcvertera ist nicht umsonst Botschafter beim Vatican gewesen; ob er auf diesen Posten jemals gelangt wäre, wenn nicht die Aussicht, so könne die Seele seiner griechisch- katholischen Gemahlin am leichtesten gerettet werten, für seine Ernennung gesprochen hätte, darüber giebt es vor der Hand nur Vermuthungen. abzulühlen, daß sich Wasser aus seinen Elementen bilden und dauernd erhalten tonnte. Aon diesem Augenblick zählt die zweite Periode der Erdgeschichte, innerhalb welcher die nagende Kraft des Wassers das bis dahin nur durch die vulkanischen Kräfte geformte Antlitz der Erve weiter zu ciscliren begann, und deren Resultate in der Bildung der sedimentären Schichten und der jetzigen Oberflächengcstaltung der Erde vor uns liegen. Die Abschätzung des ersteren Zeitraumes, welcher die Ge setze der Gas- und Wärmetheorie und der Abkühlung zu Grunde liegen, ist natürlich viel unsicherer als diejenige der zweiten Epoche. Der Wiener Geologe Wellisch, welcher es vor Kurzem unternommen hat, auf einer neuen Grundlage, deren Darstellung Specialkenntniß voraussetzt und darum hier nicht wiedergegeben werden kann, die Dauer des ersteren Zeitraumes zu berechnen, kommt dabei auf mindestens etwas mehr als 7 Millionen Jahre und scheint damit in der That die Länge dieser Epoche eher nuicrschätzt als überschätzt zu haben. Auf festerem Boden stehen wir bei der Berechnung der zweiten Erdpcriodc. Zu diesem Zwecke hat man aus der Menge der alljährlich von den großen Strömen mitgeführten und zum Aufbau ihrer Miindungsdeltas verwendeten Erdmassen und dem absoluten Rauminhalt dieser Deltas selbst einen Schluß auf die Länge der Zeit zu ziehen versucht, seit der diese Flüsse alljährlich ihre Schlammmassen dem Meere zuwälzen. Die Resultate sind leider unbrauchbar, denn man ist ja keineswegs zu der Annahme berechtigt, daß alle dabei maßgebenden Verhältnisse, namentlich die klimatischen und meteorologischen, immer dieselben und in der gleichen Stärke wirkend gewesen sind. In der That Hai man auch für das Alter des Mississippideltas 4-100, 33 000 und 126 000 Jahre herausgerechnet, während dem Nildelta von ver schiedenen Fachgelehrten abwechselnd 6000, 13 000 oder 70 000 Jahre zugeschriebcn werden. Sicherer ist folgende Berechnung, die sich auf geologische Beobachtungen stützt, die im Reußthale in der Schweiz mit großer Genauigkeit vorgenommcn worden sind. Die Gebirge der Erde sind nicht von allem Anfang an dagewesen, sondern erst lange nach Bildung einer festen Erdrinde dadurch entstanden, daß der innere Erdkern bei zunehmender Abkühlung sich langsam zusammcnzog, wobei die feste Oberflächenrinde sich im All gemeinen senken und an anderen Stellen runzeln, oder sagen wir lieber wulstförmig aufwerfen mußte. Auf diese Weise ent standen außer den heute vom Meere bedeckten Depressionen und den Tiefländern zu verschiedenen Zeiten die gewaltigen Ketten gebirge der Erde, wie die Anden, der Himalaya, der Kaukasus u. s. w., welche zum Theil in einer Ausdehnung von Hunderten von Meilen in einer Richtung sich erstrecken. Weitaus nicht das größte, wohl aber das am besten bekannte dieser Gebirgssystcme sind unsere europäischen Alpen, die gegen Ende eines Zeitraumes entstanden sind, den die Geologie als die jüngere Tertiärzeit be zeichnet. Erst seit dieser Zeit cxistiren die prächtigen Gebirgs gegenden, welche alljährlich Hunderttausende in ihre Schnee- und Eisregionrn oder an die Ufer ihrer grünen Seen locken; aber diesen herrlichen Wasserbecken ist keine ewige Dauer beschieden, Oas Älter Les Erdballes. Eine Betrachtung von Rudolf CurtiuS. Nachdruck verboten. Daß Alles auf der Welt dem Wechsel unterworfen ist, erkennt nicht nur der philosophisch oder naturwissenschaftlich geschulte Geist. Auch den Sinnen des Naturmenschen drängt sich die Wahrnehmung langsamer, aber unablässiger Veränderungen an unserer Mutter Erde mit Gewißheit auf, und von diesem Augen blicke erhebt sich naturgemäß die Frage: „Wie und wann hat einstmals diese Welt begonnen?" In Ermangelung von passenden Hilfsmitteln zur Beant wortung dieser Frage begnügt sich die Mehrzahl mit den Ant worten, welche uns die Religionen hierauf geben, indem sie das Weltall mit all' seinem Zubehör durch das göttliche Machtwort „Es werde" aus dem Nichts entstehen lassen. Aber schon die verschieden langen Zeiträume, während deren die einzelnen Religionen die Welt und speciell die Erve als bestehend gelten lassen wollen, machen diese Angaben dem kritischen Verstände verdächtig. Jeder Kalender beweist uns, daß nach den Zeit angaben des alttestamentlichen Stammbaumes die Erde am 1. Januar 1899 ihren 6670. Geburtstag gefeiert hat. Dem gegenüber koncediren die Griechen schon 7407 Jahre als Alter der Erde; bedeutend freigebiger sind Babylonier und Assyrer, indem sie bis zu 30 000 Jahren hinaufgehen, und in den heiligen Büchern der Inder, den Veden und Upanischaden und in der Pandschatantra steigen die Angaben bis zu Hunderttausenden und Millionen von Jahren. Mit richtigem Jnstinct hat die ur alte Weisheit der Brahminen, denen übrigens auch die längste Tradition zur Verfügung steht, hrrausgefühlt, daß nicht einmal ein Theil des Werdeganges der Menschheit, geschweige denn die ganze Erdgeschichte sich auf den kurzen Zeitraum weniger Jahr tausende zusammendrängen läßt und darum verdienen ihre reich licheren Zeitbemessungen schon von vornherein mehr Glaub würdigkeit als beispielsweise diejenige des auf 8000 Jahre zurück reichenden Stammbaumes eines schottischen Edelings, in welchem sich mitten in der Aufzählung der langen Ahnenreihe auf dem Rande des Pergaments die kurze, aber inhaltsschwere Bemerkung findet: „Um diese Zeit wurde die Welt erschaffen". Für eine wissenschaftliche Untersuchung in dieser Hinsicht liefert uns die einzigen brauchbaren Grundlagen die von Kant und Laplace über den kosmischen Ursprung der Erde ausgestellte Theorie, welche heute keine geistreiche Hypothese mehr ist, sondern nach den Ergebnissen der modernsten Sternkunde und besonders nach den an den sogenannten Nebelflecken gemachten Be obachtungen von den Männern der Wissenschaft bedingungslos acceptirt wird. Nach dieser Theorie ist zum Mindesten das ganze Sonnen- svstem, welchem die Erde angehört, wahrscheinlich aber sogar ein ganzes Heer von Sonnen sammt ihrer Gefolgschaft von Filiale»: Ltto Klemm'ö Sortim. (Alfred Hahn), Nniversitätssrraßc 3 (PaulinE), Louis Lösche. Katbarinensir. 14, Part- und KöiigSplatz 7. Nedarlion und Erveditton JohauneSgasse 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen grvfsnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Ännahmeschluß für Anzeigen. Abend-AuSgabe: Vormittags 10 Ubr. Morgen.Ausgabe: Nachmittags 4Uhc. Vei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. flttjtigk» sind stets an d-« Expedition zu richten. Planeten und Monden, aus einer ungeheuer großen Nebelmasse hcrvorgegangen, in deren hoher Temperatur die Materie die Beschaffenheit eines feinen gasförmigen Dunstes hatte. Eine geringe, rein zufällige Verdichtung an irgend einer Stelle dieser Nebelmasse mußte zum Anziehungspunkte für die Nachbarschaft werden, und genau nach den Gesetzen der Anziehung und Centralbewegung setzte sich nun der unserem heutigen Sonnen system entsprechende Ncbelball in Bewegung, dessen Grenzen um das Vielhundertfache über die Distanz des entferntesten der jetzt bekannten Planeten, des Neptuns, hinausging. Durch Ab gabe von Wärme an den umgebenden kälteren Weltraum zog sich der Gasball enger zusammen, das Eentrum verdichtete sich am bedeutendsten, die Umdrehungsgeschwindigkeit nahm beständig zu, und nach ebenfalls allgemein gütigen Gesetzen, die wir sogar im Zimmer nachprüfen können, wenn wir einen Oeltropfen in einer alkoholischen Flüssigkeit von gleichem spezifischen Gewicht in gleichmäßige Rotation versetzen, plattete sich der Gasball, dessen Materie wir uns leichter als das leichteste der bekannten Gase vorstellen müssen, an den Polen mehr und mehr ab. Schließlich nahm derselbe die Gestalt einer flachen Scheibe an, an deren äußerstem Rande die Fluglraft das Uebergcwicht über die Anziehungskraft erlangte, und in diesem Zeitpunkte löste sich ein Streifen Materie in Form eines Ringes von der Hauptmasse los, um sich als selbstständiger Ring in derselben Richtung um den Haupttörper weiter zu drehen, endlich an einer Stelle zu reißen und sich zu einer kleineren Gaskugel zusammenzuballen, aus welcher durch zunehmende Verdichtung der äußerste Planet unseres Sonnensystems hervorging, der seinerseits wieder kleinere Ringe von sich abstieß, welche sich zu Monden umbildeten. Dieser Vorgang wiederholte sich in langen Zeiträumen zu verschiedenen Malen und es bildeten sich nach einander die Ringe für den Neptun, Uranus, Saturn, Jupiter, die Asteroidenschaar, den Mars, dann derjenige für die Erde und zuletzt jene Ringe, aus welchen Venus, Merkur und der höchstwahrscheinlich eristirende intramercurielle Planet hervorgingen, den zwar noch kein menschliches Auge mit Sicherheit gesehen hat, weil er sich im Strahlenglanze der nahen Sonne der Beobachtung entzieht, für welchen wir aber bereits den Namen „Vulcan" in Reserve haben. Als Geburtsstunde der Erde müssen wir nun unzweifelhaft jenen Zeitpunkt ansehen, in welchem sich die zur Bildung unserer heutigen Erde führende Dunstmasse vom Centralkörper loslöste, um ein selbstständiges Dasein fortzuführen und diesen Zeitpunkt unternimmt die moderne Wissenschaft etwas genauer zu be stimmen. Daß es hierbei nicht auf etliche Zehntausend Jahre mehr oder weniger ankommen kann, liegt auf der Hand und wird bei der Beschreibung des hierzu eingeschlagenen Weges noch deutlicher werden. Die lange seither verstrichene Zeit verfällt naturgemäß in drei Abschnitte, deren erster von der Bildung eines selbst ständigen Dunstballes an reichend diejenige Zeit umfaßt, welcl)« bis zur Bildung einer festen Erdrinde verstrich und auch den Zeitraum mit umfaßt, der nothwendig war, um di« Erde soweit und jeder Besucher der Schweiz kann sich persönlich davon über zeugen, ein wie großer Theil dieser Seen bereits durch das Geschiebe der sich in sie ergießenden Gebirgsströrne zugeschüttet ist. Besonders genau kennt man die Menge der Gesteinsmassen welche von der Reuß alljährlich im Vierwaldstättersee abgesetzt werden und die sich auf nicht weniger als 200 00V Kubikmeter belaufen. Da nun das leoiglich durch Auswaschung entstandene Thal der oberen Reuß einen Rauminl>alt von ziemlich genau 230 Kubikkilometer hat, welcher erst seit Entstehung der Alpen ausgewaschen und ausgehöhlt worden sein kann, darf man die seit der Alpenbildung bis auf den heutigen Tag verflossene Zeit annähernd auf 1160 000 Jahre angeben. Es bleibt nun nur noch übrig, die seit dem Entstehen einer festen Erdrinde bis zur Bildung der Alpen verflossene Zeit zu ermitteln. Hier muß uns die Astronomie aushelfen. Die Erde ist, wie bekannt, keine vollkommene Kugel, sondern an den Polen abgeplattet. Dank diesem Umstanoe und der vereinten Anziehungskräfte der Sonne, des Mondes und der Planeten vollführt die Erdachse, die ja auf dem Aequator schief steht, eine kreiselnde Bewegung, ähnlich wie inan sie an den bekannten Noiationskreiseln beobachten kann. Diese Bewegung, welche in 23 800 Jahren einen Umlauf macht, ist die Ursache der langsamen klimatischen Schwankungen, welche sich in ab wechselnden Wärmcepochen und Eiszeiten äußert und auch theil weise Ueberfluthungen der Continente abwechselnd auf der nördlichen und südlichen Halbkugel nach sich zieht. Während jeder dieser 23 800 jährigen Epochen legt sich nun ähnlich wie ein Jahresring um den Baum eine neue geologische Schichr, welche sich aus kosmischem und irdischem Staub, sowie oen Abschwemmungen der Gebirge bildet, um die Erde, und da die Thier- und Pflanzenwelt in diesem langen Zeiträume jedes mal durch Untergang bisher bestehender Arten und Entstehung neuer Arten eine merkliche Abänderung erfährt, finden sich in jeder Schicht die versteinerten Leichname von Thieren und Pflanzen, welche nur dieser Periode eigenthümlich sind und deshalb mit dem sehr passenden Namen „Leitfossilien" bezeichnet werden. Seit der Bildung einer festen Erdrinde sind bis zur Zeit der Alpenbildung nun 35 derartige, namentlich durch die Lcitfossilien charakterisirtc Perioden verflossen von je 23 800 Jahren, welche uns als Andenken ihrer Existenz jedesmal eine geologische Schicht hinterlassen haben; ein einfaches Reckren- exempel ergiebt daher für die Länge dieses Zeitraumes mit großer Sicherheit die Zahl von 903 000 Jahren, so daß wir unter Hinzuzählung der bereits oben berechneten Zeiträume mindestens 9 Millionen Jahre als Alter der Erde annchmen können. Aehnlichc Spekulationen ergeben für die Anwesenheit des Mensck-en, dessen Existenz bis nal>« in die Tertiärzeit, vielleicht sogar in diese selbst hinaufrcicht, auf der Erde den ungeheuren Zeitraum von 1028 000 Jahren. Natürlich können die vorgeführten Berechnungen keinen An spruch auf Genauigkeit machen und werden mit den Fortschritten der Wissenschaft zweifelsohne noch mannigfache Modifikationen rrfahrrn. Prinz von Croy, aktiver, und Graf Cichy, überzähliger Geheimer Kämmerer des h. Vaters, und der Dominicaner- pater Tenisle, Subarchivar des h. Stuhles. Tie übrigen Messen wurden von Kapuzinern gelesen. Als der Botschafter den Rector der Nationalkirchc San Maria dell' Anima, Prälaten Nagl, ersuchte, die Einsegnung des Leichnams vorzunchmen, begab dieser sich zum Eardinalvicar, um Verhaltungsregeln zu erhalten, und Ce. Eminenz verfügte nach Veratbung mit dem Staatssecretair und Einholung der Befehle Sr. Heiligkeit, daß genannter Prälat die Einsegnung im Beisein des zunächst zuständigen Pfarrers in der BotschastLcapclle vornehme und die Leiche bis zum Thore des Palastes begleite, von wo dann der Pfarrer sie nach dem deutschen Campo Santo begleiten sollte behuss ihrer einstweiligen Beisetzung bis zu ihrer Uebersührung nach Oesterreich in Las Erb- begräbniß der Familie. Ein feierliches Traucramt hat weder in der Anima noch meines Wissens in irgend einer andern hiesigen Kirche stattgesunden, wie ich glaube aus Rücksicht daraus, daß die Aus nahme der Verstorbenen in den Schoost der katholischen Kirche keine öffentliche gewesen war. Ich bin vollkommen überzeugt, das; in dieser ganzen Angelegenheit keine Täuschung stattgesunden hat; denn die müßte von dem Ordcnsgcistlichen begangen worden sein, der die Verstorbene in die katholische Kirche ausgenommen hat und Lessen Persönlichkeit über jeden Verdacht erhaben ist." Nach dem vorstehenden Bericht, der cinräumt, daß eine kranke, vom Popen schon mit den Sterbesakramenten ver scheue Frau knapp 48 Stunden vor ihrem Verscheiden in die katholische Kirche ausgenommen wurde, begreift man eS, wenn die betbeiligten griechisch-katholischen Kreise den llebcr- tritt in Zweifel ziehen. Es geschah das durch folgende öffent liche Ankündigung in römischen Blättern: „Am Samstag, den 14. Januar, wird für die verstorbene Gräfin Elisabeth von Rcvertera-Boutourline gemäß dem Brauche der orthodoxen Kirche, welcher dieVerstorbenc anzugehören nie aufgehört hat, eine Trauermessc, gefolgt von den Gebeten für die Verstorbene in der Capelle der russischen Botschaft (beim Quirinal) gehalten werden." Hieraus entgegnete in aussälligcm Druck der klerikale „Osservatore Romano": „Von Seiten der rnsischcn Botschaft beim Qnirinalshose ist mittels einiger Zeitungen angekündigt worden, daß am 14. d. in der Botschaftscapelle ein Tranergottesdienst znm Andenken an die unlängst verstorbene Gräfin Elisabeth v. Rcvertera slattfinücn werde, mit dem Zusatz, daß diese nie ausgehört habe, der gricchisch-„orthodoxen" Kirche anzugchören. Im Gegensätze dazu sind wir in der Lage, zu erklären, daß die Verstorbene in den Schooß der katholischen Kirche ausgenommen worden ist und daß sie deshalb zur Fürbitte für ihre Seele rin katholisches Leichcnbcgüngnist gehabt hat. Wann und wie diese Ausnahme der hohen Verstorbenen vor- gekommen ist, das ist eine 6) ewissens frage, in welche ein« zudringen Niemandem gestattet ist, ohne sich einer ver werflichen Indiskretion schuldig zu machen." i. v. i. n. i. 0. «alt u.u ) Z. (sU.u.o ) ll.11U.-tt. >. st. i. I) i. 0. i. 1). I. N i.l» I.st. t. st. '.st i.l>. i.v. i.v. i. 1> w.Op.tH I. st. >. st. i. st. fflitteiaen-Prers die 6 gespaltene Petitzeile 20 Reclamen unter demNcdactionsstrich ^ge spalten) üO/H, vor den Familiennachrichle» (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- Verzeichnis;. Tabellarischer und Ziffern - nach höherem Tarif. Vermehrung der Processe zur Grundlage nimmt. Diese Vermehrung der bürgerlichen Nechtöstreitigkeiten siebt wobt im Zusammenhang mit der wachsenden wirthsckastlickcn Entwickelung in Deutschland, jedenfalls ist sic ganz erbellick größer, als die BevölkernngSvermehrung. Im Iabre 1897 ^rie Statistik für >898 ist natürlich noch nicht festgestellt) wurden in erster Instanz 1 610 000 Processe bei den Landgerichten und Amtsgerichten anhängig gemacht gegen 1 531000 im Jahre vorher. Tics ist ein Zuwacks von 56 000 Processen, also von 3E> Proc., während die Vermehrung der Bevölke rung jährlich nur etwa l'/2 Proc. beträgt. Somit ist die Vermehrung der Proccßlast doppelt so hoch als diejenige der Bevölkerung. Abgesehen von den Processen sindctnatnrgemäß nut der Vermehrung der Bevölkerung auch eine Steigerung der Vor mundschaften und Nachlaßsachen statt, mit denen sich die AnnS- gerichte zubefassen haben. Sie bedeutet also eine Vermehrung ter Amtsrichter um nur 25 und der Nicblerstelken überhaupt um nur 52 eine Steigerung der Arbeitslast der vorhandenen Nicbler. DaS ist einmal darum bedauerlich, weil dadurch die Er ledigung von Processen von Jahr zu Fahr mehr verschleppt werden muß. Denn wenn die Zahl der Processe, die ciu Richter zu erledigen hat, fick steigert, so muß der Richter ent weder die einzelnen Processe minder sorgfältig bearbeiten, oder er muß die Termine immer weiter binanösckieben. Schon jetzt bat ein Amtsrichter manchmal in eurem Termine 20 bis 30 Civilsachen anzuberaumen; wenn sich hiervon auch manche Sacken sehr schnell durch Versäumnißurtbeil oder Vergleich erledigen und andere vertagt werden, so finden in einer Reihe von Sachen dock längere Vorträge der Parteien oder umfassendere Beweisaufnahmen, au die sich wiederum Parteivorträge anschließen, statt. Wie soll dann der Richter bei den letzten Sachen noch die nöthige Frische und Spannkraft besitzen? Je weniger aber der Zuwachs an Nichteistellen mit der Bevötkerungsvcrmeh- ruug oder gar mit der Proceßvermehrung Schritt hält, desto schlimmer wird daS Nebel. Zum zweiten aber ist die Stagniruug der Vermehrung der Richterstellen — denn eine so geringe Vermehrung kann man ohne Uebertrcibung eine Stagnirung nennen — in einem Augenblicke bedauerlich, in dem die Richter — gewissermaßen in der zwölften Stunde — sich mit dem Bürgerlichen Gesetzbuche vertraut machen müssen. Gerade in den UebergangSjahren zwischen der Annahme des Bürgerlichen Gesetzbuches durch den Reickstag und dem Inkrafttreten des Gesetzes hätte die Vermehrung der Ricktcrstellen besonders stark sein müssen, einmal, damit die vorhandenen Richter, wenn schon nicht entlastet, so dock mindestens nicht mehr belastet würden und Zeit gewönnen, sich mit rem neuen Gesetze zu befassen; zweitens aber, damit ein größerer Procentsatz jüngere r Richter beim Inkrafttreten des neuen Gesetzes vorhanden gewesen wäre. Berlin, 19. Januar. (Das Berlinert hum unter den Parlamentariern.) Bei dem Zusammen treten des preußisch ^Abgeordnetenhauses ist fest gestellt worden, daß etwa 10 Procent der Abgeordneten in Berlin selbst wohnen. Das Verhältniß ist aber bei den verschiedenen Parteien ein sehr verschiedenes. Von den 24 Mitgliedern der Scelenfang in Nom. L. Je drohender in Oesterreich die Gefahr deö Abfalles vom Katholocismus wird, nm so eifriger ist der österreichische Klerikalismus darauf bedacht, einflußreiche und vermögende Nichtkatholiken in den Schooß der allein selig machenden Kirche zu befördern. In einem Falle ist ihm das jetzt — wie eS scheint, nach langen und ausdauernden Bemühungen — geglückt, aber unter Umständen, die eine reine Freude an dem Ucbertritt nicht aufkommen lassen. Welcher Art diese Umstände sind, erhellt aus dem Bericht des römischen Eorrespondenten der klerikalen „Kölnischen Volks zeitung". Derselbe erzählt die Geschichte des Uebertritts der Gräfin von Rcvertera, Gemahlin deS öster reichischen Botschafters am Vatican, folgendermaßen: „Die am 6. d. verstorbene Gräfin v. Rcvertera bat allerdings bis kurz vor ihrem Tode der griechisch-schismatischen Kirche angehort, in der sie geboren war. Jedoch hatte sie schon seit langer Zeit manchen in ihrem Hause verkehrenden Prälaten und Ordensgeistlichen den Wunsch geäußert, in den Schooß der katholischen Kirche ausgenommen zu werden. Während ihrer letzten Krankheit war der Pope der russischen Botschaft mehrmals bei ihr und spendete ihr auch die S acramente der Buße und des Altars. Aber zweiTage vor ihremTode trat eine bedeutende Besserung in ihrem körperlichen Befinden ein, und da erwachte in ihr um so lebhafter das Verlangen nach Aufnahme in die katholische Kirche, welche durch einen hochangesehenen österreichischen Ordens geistlichen, der mit allen dazu nöthigen Vollmachten versehen war, alsbald vollzogen wurde. Noch am Dreikönigen- seste um 10 Uhr Morgens erklärte der behandelnde Arzt dem Grasen Revertcra, der Zustand seiner Gemahlin sei so befriedigend, daß er nicht anst-he, einen Ausflug zu unternehmen. Jedoch bald nach Mittag stellte sich ein neuer, besonders heftiger Anfall ein und so fort sandte der Graf seinen Wagen, um den Ordensgeistlichcn, der die Conversion vorgenommen hatte, an das Lager der Sterbenden zu rufen, die gegen 2 Uhr verschied. Der heilige Vater, dem die Conversion gemeldet worden war, hatte der kranken Gräfin seinen Segen gesandt. Alsbald nach dem Tode der Gräfin erschien der Pope im Botschastspalast und begab sich, ohne nach dem Grasen zu fragen, schnurstracks in daS Sterbezimmer, wo er die bei Len Griechen üblichen Gebete und Cercmonien verrichtete. Erst darauf ließ er sich beim Grasen anmelden, der ihn mit der Frage empfing, lver ihn gerufen habe, und sich seine weiteren Besuche verbat. Ter Eardinalvicar genehmigte, daß in dem Saale, wo die Leiche ausgebahrt war, zwei Altäre errichtet und an diesen an . zwei aufeinander folgenden Tagen vom frühen Morgen bis nm die Mittagsstunde ohne Unterbrechung heilige Messen gelesen wurden, wie cs hier bei Todten aus den höchsten Stünden Sitte ist. Von bekannten Herren, welche dort Messen gelesen haben, mögen hier erwähnt sein die Prälaten von Monte!, Tecan der Rota, Wilpert, Hausprälat Sr. Heiligkeit, r>. o. st. o. i> v i>. i>. i,. o. .. st. st. «. v. , ist. iUest I>. >kr««tv «.o. e v. ps- 0ZK Deutsches Reich. Berlin, 1!). Januar. (Richtervermehrung und BevölkernngSvermehrung.) Wie in den meisten größeren Einzelstaaten, so beeilt man sich auch in Preußen nicht übermäßig mit der Vermehrung der Nichterstellen. Nach dem preußischen Etat für l899 sind im Ganzen 25 neu zu errichtende Amtsrichtcrstcllcn vorgesehen. Nach vor läufiger Berechnung hat die Bevölkerung Preußens im Jahre 1898 um rund eine halbe Million zugenommcn, so daß also erst auf 20 (MO Seelen je eine neue AmtSrichter- slette kommt. Nimmt man aber selbst die Oberlandes gerichte, Landgerichte und Amtsgerichte zusammen, so ergiebt sich eine Vermehrung um im Ganzen 52 Stellen, so daß auf rund lOOOO Seelen eine neue Nichtcrstelle entfällt. Diese Vermehrung ist schon unter gewöhnlichen Verhältnissen durchaus ungenügend. Sie ist eS aber ganz besonders, wenn man nicht sowohl die Vermehrung der Bevölkerung, als die !k Ik.rll t-vsvoon ». n. i. o. i.l>. i > i. i. Amts0lall des Königlichen ^and- und Amtsgenchtes Leipzig, des Aathes und Nolizei-Amtes der Stadt Leipzig Bezugs-Prel? K der Hauptexpedition oder den km Stadt bezirk und den Vororten errichteten AuS- gabrstellen ab geholt: vierteljährlich./L4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung rnS Haus 5.50. Durch die Post bezogen für Teutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Tirecte tägliche .^lrenzbandiendung ins Ausland: monatlich 7.50. i. st. i. ir i. st. i. st. i. v.
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