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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.01.1899
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990123028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899012302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899012302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-01
- Tag1899-01-23
- Monat1899-01
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Weiter, 22 rer die Zah- der Betros- Handtoerler 7 Vertreter Fabrikanten, 2 vom Bau den im Be- !7 durch Ab- und 3 durch der auf An- 6 Monaten > 17 Versah- hren brauch- Dk Morgen-AuSgab« erscheint ma '/,7 Uhr, di» Ubeud-Lu-gabr Wochentag» »m L Uhr. Nedactton und ErpeMoar JohanneSgafie 8. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen Geöffnet von früh 8 bi« Abend« ? Uhr. Filialen: vtt» Klemm'« Sorttm. (Alfred Hahn)» Uuiversitötsstraße 3 (Paulinunc), Louis Lösche, Katharinenstr. I«, Part, und Aönkg«platz 7. VezugS-PreiS Vt ß» Hemptexpedition oder de« i« Stabt» d«irk »nd de« Borortra errichteten AuS» aabestellen ab geholt: vierteljährlich^«^ »et zweimaliger täglicher Zustellung in« Han« ^l b.SO. Durch die Post bezogen für Deutschland mid Oesterreich: viertel,ährlich <-> — Directe tägliche Krruzbandlendun- tu» Au«land: monatlich 7.50. Abend-Ausgabe. ripMl^TllgMatt Anzeiger. ÄmLsökatt -es H'ömglichen Land- und Ämlsgenchles Leipzig, -es Nathes «nd Nolizei-Ämtes -er Ltadt Leipzig. AnzeigeN'PrekS ^ie 6 gespaltene Petitzeile SO Pf-. Neclamen unter dem Redactionsstrick («ae» spalten) bO-^, vor den Familienoachrichtea (6 gespalten) 40^. Gröbere Schriften laut unserem Preis- derzrichnib. Tabellanscher und Ziffernsatz »ach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Vtorgen - Ausgabe, ohne Postbesörderuno ^i 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Sbend-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je ein» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polh in Leipzig 41. Montag den 23. Januar 1899. 93. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig, 23. Januar. Don den Verhandlungen, die die Berliner Parlamente am Sonnabend gepflogen haben, beanspruchen die des preußischen Abgeordnetenhauses auch außerhalb Preußens daS größere Interesse. Der Reichstag fährt fort, daS Gehalt des StaatssecretairS im Reichsamt deS Innern weiter zu „berathen" und wird diese Beschäftigung wer weiß wie lange weiter fortsetzen. Hervorzuheben ist aus dem Ergebniß der vorgestrigen Sitzung die Erklärung des Präsidenten Grafen v. Ballestrem, Reden de« Kaisers oder eines Bundes- fürsten in den Kreis der Erörterung nur dann ziehen zu jassen, wenn sie dem Reichstage auf geschäftsmäßigem Wege zu gegangen oder wenn sie im „Reichsanreiger" publicirt worden sind. Wir wünschen, daß es dem Präsidenten nicht allzu schwer gemacht werde, diesen seinen Entschluß konsequent durchrufübren. Die Unterscheidung zwischen Veröffentlichung im „Reichsanzeiger" und solcher an anderen Stellen ist, wie die Erfahrung gezeigt hat, ganz sachgemäß. Während der Palästinareise z. B. meldete das halbamtliche Wvlff'sche Bureau, der Kaiser habe in einer Ansprache an dortige Deutsche den Ausspruch gethan, mit schönen Reden sei im Orient nicht viel gethan. Der „Reichsanzeiger" hat diese Stelle aus der im Uebrigen wiedergegebenen Rede auSgemerzt. Für die Abwickelung der Geschäfte im Reichstag wird die vom Grafen von Ballestrem angekündigte Praxis von Vortheil sein. Die verantwortlichen Räthe der Krone mögen aber nur nicht glauben, daß eine Mißstimmung deshalb nicht entstehen werde, weil ein Hinweis auf ihre Quelle im Reichstage zu unterbleiben bat. DaS preußische Abgeordnetenhaus batte am Sonnabend die erste Etats debatte der Legislaturperiode und zwar ungestört durch Mängel der Akustik des Sitzungssaales. Man hörte mindestens so gut, wie im Reichstage. Daß der Etat selbst in der ersten Bcrathung, die ihm gilt, zurücktritt, ist bekannter alter Brauch. Diesmal kommt noch der Grund hinzu, aus dem von einer großen Anzahl von Fragen nur beiläufig gesprochen wird. Ter vorgelegte Etat gehört zu den besten, die in Preußen aufgestellt worden sind. Der Abg. Richter suchte natürlich auch ihn schlecht zu machen, entbehrte aber für dies Vorhaben jeglicher Unterlage und producirte so eine BileamSrede, die e« nicht als Ironie erscheinen ließ, al« der Finanzminister vr. von Miquel sich bei dem Führer der Opposition für die günstige Beurtbeilung des Etats bedankte. Herr Richter, der im Reichstage seine Angriffe gegen die Finanzwirthschafl auf die Schulden deS Reiches basirte, glaubte sie im Abgeordnetenhause auf den Uebersluß Preußens gründen zu können. Er verlangte Vermehrung der Aus gaben oder Stcuerminderung, mußte sich aber wegen des einen Wunsches von vr. v. Miquel „Aufreizung der Be gehrlichkeit gegen den Staat" verwerfen und wegen deS andern sich von dem Abgeordneten I)r. Sattler aus daS unvermindert gebliebene Bedürfnis nach einer Reichsfinanz- reform Hinweisen lassen. DaS Gegentheil von Glück hatte der Kritiker u. a. auch mit einem Ausfall auf die Central- genossenschaftScasse, der in eine natürlich wenig wohl wollende Betrachtung über die „argrarischen Freunde des Finanzminislers" eingeflochten war. Herr v. Miquel konnte uiitlheilen, daß gerade die ländlichen Genossenschaften sehr solid wirthschasten und daß die Rückzahlungen an die Eentralcasfe in der letzten Zeit so angewachsen seien, daß eigentlich nicht mehr viel auSstehe. Trotz dieser, erfreuliche Rückschlüsse gestattenden Erscheinung erklärte der Minister auf die Provocation Richter'-: „Die Lage der Landwirthschaft bleibt schwierig", ein Urtheil, dem auch der nationalliberale Abgeordnete Sattler beitrat. Dieser Abgeordnete sprach, wie zu erwarten stand, seine Zu stimmung zu der Maßregel der Ausweisungen auS Nord- schlrSwig und daS Gegentheil von Anerkennung über daS Verhalten der Herren Blell und Jakobi au«. Herr Richter zeigte sich in einer persönlichen Bemerkung unv zeigt sick in seiner Zeitung sehr erbost darüber, daß der Abgeordnete Sattler mit dem Thema „Köller und Blell" nicht bis zur Besprechung der famosen freisinnigen Däneninterpellalion — um nicht zu sagen dänischen Interpellation — gewartet hatte. DaS ist schon deshalb ein starkes Stück, weil die numerische Vertretung des Freisinns im Abgeordneten bause eine winzige ist, noch mehr aber, weil wenige Tage zuvor im Reichstage der Freisinnige Lenzmann durch den Umstanv, daß die lippische Angelegenheit Gegenstand eines freisinnigen Anträge« ist, sich nicht im Mindesten batte abhalten lassen, über diese Sache die breitesten Ausführungen zu machen. Am stärksten tritt aber die — Ungenirtheit, die die Beschwerde Richler's ermöglichte, darin hervor, daß eben dieser Herr in eben dieser Sitzung de« AbgeordnetenbauseS die Nationalgesinnten hinsichtlich der nordschleSwigschen Dinge herauSgefordert hatte, indem er den Verdacht laut werden ließ, die für Stärkung des Deutsch- thumS der Nordmark im Etat ausgeworfenen Gelder konnten zu einem „Reptilienfonds" bestimmt sein. Der Minister deS Innern v. d. Recke hat vielleicht nur vorläufig die Ver tretung der nordschleSwigschen Politik dem Finanzminister überlassen. Er schwieg auch, vielleicht ebenfalls nur vorläufig, auf Anfragen, die seinen sog. Waffenerlaß, daS «zyprische Bombenatlrntat und die Nichtbestäligung deS zum Berliner Oberbürgermeister gewählten Herrn Kirschner betrafen. Er schwieg nämlich überhaupt. Um so redebereiter war sein College vom CultuS. Herr vr. Bosse machte die geschichtliche Feststellung, daß er die Benennung eines „Ministers de« Geistes" sich nicht selbst zugelegt habe. Ist da« eine wichtige Ausklärung, so war es doch noch wichtiger, daß der Minister eine gründliche Abneigung gegen die Vorlegung eines die außerordentlichen Ungerechtigkeiten de« bestehenden Zustandes beseitigenden oder mildernden Gesetzes über die Schulunterhaltungspflicht zum Ausdruck brachte. Der Minister machte hauptsächlich «men außerhalb der S»che liegenden Grund geltend. „Wir", so meinte er, „ersticken ja in neuen Gesetzen." Daran ist ja jeider etwa« Wahres, be stimmend für das Nichthandeln verRegierung auf diesem Gebiete dürfte aber die Besorgniß sein, mit einem SchulunteHaltungS- gesetz wieder in eine allgemeine Schulgesetzcampagne zu gerathen. Uebrigens sprach sich der Conservalwe Abg. Graf Limburg- Stirum über eine Affaire L Irr Zedlitz in einer Weise aus, die die hier wiederholt ausgesprochene Ansicht bestätigt, daß es die preußischen Conservativen nach einer Wiederholung jenes Abenteuers nicht gelüste. DaS Hauptgericht auf der Tafel war vorgestern eigentlich die Unterhaltung über den „Fall Delbrück". Der Abg. vr. Sattler bedauerte das amtliche Vorgeben gegen diesen Herrn mit einer Begründung, die nicht nur dem Politiker, sondern auch dem Historker Delbrück noch unangenehmer sein mag, als die DiSciplinaruntersuchung. vr. Bosse hingegen stellte sich auf den formalen Standpunkt, wobei er allerdings den Grund verschwieg, warum statt der ordentlichen strafgerichtlichen die disciplinare Verfolgung be liebt worden ist. Der Minister erklärte: Zunächst muß ich sagen, daß von Berletzung der Lehr- frrihrit hier gar keine Rede sein kann. Der ganze riwll Delbrück liegt nicht auf dem Gebiet« der Lehrfreiheit, er liegt ans dem Gebiete des Bramtenrecht«. Dir Professoren an der Uni versität sind zweifellos Staatsbeamte: sie sind al« Staatsbeamte den Gesetzen unterworfen und sie haben dieselben Pflichten wie die Staatsbeamten. Der Satz: protsssor leixibu» solutus est gilt in Preußen nicht. (Sehr richtig! und lebhafte Zu stimmung rechts.) DaS Stoatsministerium ist vollständig mit mir einverstanden gewesen, daß man den Fall Delbrück nicht stillschweigend hingehen lassen dars. (Sehr richtig! rechts.) Herr Professor Delbrück ist Hauslehrer im königlichen Haute geweien, ist aber im Allgemeinen von regierungssreundlichen Tendenzen mehr zu regierungSseindlichen Tendenzen üdergegan«en. Gr hat gewiss« gesetzliche Maßnahmen in den „Preußuchrn Jahrbüchern" schars kriiisirl, so unsere Politik in der Polensrag». Er hat gerade das Gegentheil von dem für richtig gesunden, was wir thatrn; aber «S hat im Staats ministerium nie Einer in dem Sinne sich geäußert, Professor Delbrück wegen seiner Kritik zu disciplinirrn. Dazu lag gar kein Anlaß vor. Wir fürchten die Kritik nicht und haben sie nicht zu fürchten. (Beifall rechts.) Kritik können wir ertragen, Kritik kann uns unter Umständen nützen, ober es muß eine fach liche Kritik sein. Eine Kritik aber in dieser Form, wie sie Professor Delbrück jetzt geübt hat, diese Formverletzung von einem Manne, dem die Regierung das höchste Vertrauen geschenkt hat durch Berufung auf eine hohe Ledrstätle, die höchste, die es in Preußen giebt, kann di» Negierung unmöglich ertragen. Wenn wir das hätten durchgehen lassen, wenn ich darauf hin nicht reagirt hätte — so Hobe ich wenigstens beim Lesen diese« Artikel- die Empfindung gehabt, ich komme darauf noch zurück — wenn daS ein» Regierung sich sogen läßt- unter solchen Verhältnissen, wie hier, wo das Ausland Gift auS diesen Aeußernngen saugen und annehmrn muß, daß die preußische Regierung nicht den Muth hat, für ihre Politik einzutreten; wenn sich das »ine Regierung gefallen läßt, hat sie überhaupt keinen Anspruch mehr auf Achtung. (Lebhafter Beifall rechts.) Ich Hobe im vorigen Jahre unter dem Wideripruch des größten Theil« dieses Hauses sein» wissrnschastliche Bedeutung an erkannt. Ich mußte daS ols Ressortchef thun, ich habe die beste Meinung von ihm. Ich bin vor Jahresfrist für Prof. Delbrück ringetreten, aber meine Schätzung für ihn kann gar nicht maßgebend sein, wenn eS sich darum handelt, meinePflicht zu thun und die Autorität der Regierung zu wahren. Wenn 30 Jahre lang gegen Professoren au- politischen Gründen keine Disciplinar- Untersuchung eingeleitet wurde, so ist das nicht da« Verdienst der Regierung, sondern unserer Professoren, welche von Tact und Pflichtgefühl sich leiten lasten. Hätte die Regierung gegenüber diesen maßlosen Ausführungen und Beschimpfungen von Seiten eine« untergebenen Beamten die Hände in den Schoß grlegt, wo sollte fie die Kraft und Aatorität hernehmen, gegen di« Unter» beamten vorzugeben, wo e« nöthig ist, mit gerechter Hand, aber mit eiserner Hand? Wäre ich darauf ausgegangen, mich auf bequemer Bahn unter Umständen in meinem Amte zu halten, dann wäre e« das Einfachste gewesen, nicht- zu thun. Ich habe gehandelt im vollen Bewußtsein, mich den oller- schärfsten Angriffen hier auszusetzen, aber ich stehe da mit reinem Gewissen (Beifall), mag kommen, was wolle. (Beifall rechts.) Diese inhaltlich vollkommen unangreifbare Erklärung und der Ausgleich mit Herrn Harden, da« ist für Herrn Delbrück viel an einem Tage! Die dunkle Andeutung, die in den letzten Worten des Herrn 0r. Bosse liegt, wird Herrn Delbrück schwerlich über sein doppeltes Ungemach trösten. Ueber den Samoa-Zwischenfall sind nun auch die sehn- lichst erwarteten Darstellungen von deutscher Seite eingelangt und wie gemeldet, in Washington unterbreitet worden. Sie weichen in vielen wesentlichen Einzel heiten von den bisherigen Veröffentlichungen, die vom antideutschen Standpunkt au« geschrieben waren, ab; auch ist weder von amerikanischer noch von englischer Seile ein amtlicher Protest gegen daS Verhalten der deutschen Beamten auf Samoa erhoben worden. So berichtet das Reuter'sche Bureau auS Washington vom Sonnabend. Was es beißen soll, wenn nach diesen Conslatiruugeii dasselbe Bureau hinzufügl, falls die über das Ver- konimniß veröffentlichten Berichte den Thatsacken ent sprächen, würden die Handlungen der deutschen Beamten, soweit sie eine Vertragsverletzung einschlöffen, die Billigung rer deutschen Negierung nicht finden, ist nicht recht klar. Wahrscheinlich soll dadurch der Anschein erweckt werden, daß die vom deutschen Standpunkte aus erstatteten Berichte zwar abweichend, aber den Thalsachen nicht entsprechend seien. Noch peinlicher berührt es, wenn bas Reuter'sche Bureau der deutschen Regierung gewissermaßendieEntschuldigung schreibt,indem eS be merkt, „es könne als sicher behauptet werden, daß die Handlungen vr. Raffel's und Nose's nicht daS Ergebniß von In structionen aus Berlin gewesen seien, falls sie rc." Jetzt, da deutsche Berichte aus Samoa vorliegen, Hal doch die öffentliche Meinung in Deutschland Anspruch daraus, zu erfahren, wie in Wirklichkeit die Dinge liegen, und zwar erst reckt, wenn, was wir aber noch nicht annebmen können, die Berichte für unsere Beamten un günstig lauten. Sehr bezeichnend ist, daß selbst in Washington rer Verdacht laut geworden ist, die gegen Mataafa gerichtete Entscheidung des OberrichlerS Chamber's sei auf unbe- recktigte Beeinflussung betheiligter Personen (englischer Missionare) zurückzuführen. Was die Person Mataafa's an langt, so ist eine Acußerung in dem „Samoa Weekly Heralb" vom Herbst v. I. über Mataafa nicht ohne Interesse, der bekanntlich nach dem Tobe Malietoa'S von den Marshall-Inseln, wo er seit 1890 in Verbannung gelebt hatte, nach Samoa zurück gekehrt ist. DaS genannte englische Blatt veröffentlichte ein „Eingesandt", in welchem es hieß: „Man möge Gott und der deutschen Negierung danken, daß Mataafa zu rück kommt. Er war immer mit einem beträchtlichen Maße von Gemeinsinn auSgrstattet, und jetzt, nach einigen Jahren deutscher Erziehung, sollte er einen aus gezeichneten Regenten abgebrn, besonder« unter deutscher Anleitung." OfsiciöS wird dem „Hamb. Corr." auS Berlin zur Sache geschrieben: Wenn in Washingtoner Meldungen von einer neuen Berliner Lonfor««, zur Regelung do» Angeleqenbett bi« Rede ist, so gtit da« zur Zeit noch al« voreilig. E« ist aber keineswegs aus geschlossen, daß e« dazu kommt. Inwieweit dabei »ine Aenderung der Samoa-Convention in Frage kommen könnte, ist selbstverständlich zur Zeit noch nicht zu übersehen. Wenn aber einzeln« Zeitungen, z. B. die „Berl. N. N.", rin« radikale Abänderung in dem Sinn« verlangen, daß eine der VertragSmächte, d. h. Deutschland, Besitz von den Samoa-Inseln ergreift, so ist dabei übersehen, daß durch die Ereignisse de« letzten Jahre« die Samoa-Inseln für die Ver einigten Staaten und ihre überseeische Stellung eine erhebliche politische Bedeutung gewonnen haben. Daß deutscherseits Alles geschehen wird, um die hervorragenden wirlhschastlichen Interessen deutscher Angehörigen auf den Inseln auch für die Zukunft vor Störungen zu schützen, braucht nicht erst constatirt zu werden. Wir glauben mit der Constatirunz nicht zu irren, daß diese officiöse Stimme in directem Widerspruch mit der Auf fassung weitester Kreise in Deutschland steht. Ueberein- stlmmcnd ist in der Presse aller nationalen Parteien es stets a z,, B e r - del und t y, Revisor ron der Rc- > - Revu e". 1227 Selten, zweiten Mal rl Kone- Tontinental- ihschaftlichen rngen, welche ien, in jeder äußerst reich- iller -Banken, m in Oester- n, welche in und verläß- !n erscheinen llctiencapital, oritiltrn und ad Gritnder- der Gewlnn- und Verlust- i letzten Iah- eine Verglei- cscheinen Jn- AuSsilhrttch- ck« zu finde.! !igen Stosses ngemein und ischr vrauch- de« »Export' Chefredakteur Verla« von . 1 weist so!« ihre 1898. — Berichte aus: - Geschäftliche »ellgeographl« di» in Berlin Zolltarif und »risch« Resor- el der Alten. Nrn- der Phl- en Chile und in «Hile. — Erdkunde zu Ferrölletoir. ,8j Onkel NMHelm's Gäste. Roman von A. vonderElbe. Nachdruck »erboten. Therese wurde in dieser schweren Zeit noch ernster und Wendelin blaß und trübsinnig. Endlich konnte man daran denken, nach Schliß Wendelstein hinauszuziehen. Ein Vorhaben, das vielfache Erleichterung ver sprach. Die jüngeren Söhne wurden Pensionaten anvertraut, für die Mädchen ging eine Gouvernante mit und Alle freuten sich der Veränderung. Besonders Wendelin athmete auf. Er würde nicht mehr ge- nöthigt sein, täglich nach dem Elternhause zu gehen und dem strengen Vater, bei dessen Festigkeit ihn manchmal ein Grauen anflog, vor die kalten Augen zu treten. Die Einzige, die ungern aufs Land ging und bei allen traurigen Vorfällen ihren heiteren Leichtsinn bewahrte, war Adelheid. Ihr Brautstand gab ein« gewisse Entschuldigung für dies Verhalten. Sie durfte mit sich beschäftigt, glücklich und durch Hohenrain's Anwesenheit in der Stadt gefesselt sein. Und dennoch begriffen die älteren Geschwister ihren Uebermuth manch mal nicht und fühlten sich dadurch verletzt. Nur drrVater empfand ihr heitere»Temperament al« eine Er frischung. Adelheid'- Wesen half ihm rin Gleichgewicht zu be wahren und nach außen den Unerschütterten zur Schau zu tragen, wogegen die trüben Mienen seiner anderen Kinder ihn wie Vor- würfe berührten und selbst kleinmüthig zu stimmen drohten. Es war einige Wochen vor Weihnachten, al« Therese und Adelheid, mit ihren Handarbeiten im Wohnzimmer von Wendel stein sitzend, wieder einmal in Meinungsverschiedenheiten anein ander geviethen. „Du weißt doch, Mische", rief Adelheid heftig und warf ihre Stickerei, einen kleinen Teppich, den sie fast fertig gekauft und der für ihren Verlobten bestimmt war, von sich, „daß Max und Wendelin -um Feste kommen, und nun willst Du nicht« von Tannenbäumen hören!" „Unser armer Bruder ist noch kein Vierteljahr todt, die Nach richten von Mama lauten sehr schlimm, wir sind Alle in tiefer Trauer, und —" „Du dentst doch nicht, daß ich Max im schwarzen Kl»td« empfange? — Er hatte sich, schon als wir abreisten, daran müde gesehen. Die düsteren Farben passen nicht für mich, sie kleiden mich nicht. Nein, meine Geduld ist zu Ende, von Weihnachten an wird nicht mehr getrauert, und paß mal auf, ob Papa es nicht für Euch Alle so will." „Ich würde es hart und unnatürlich finden . . „Aber parirrn. Und ebenso geht'S mit den Weihnachts bäumen. Du lieber Himmel, Thereschen, was Du nun dabei findest und denkst und meinst, weißt Du, das ist schlechtweg ejal, das rührt keine Seele nich', es wird gemacht, wie Papa befiehlt." Der Oberst trat in diesem Augenblick inS Zimmer und Adelheid flog ihm entgegen. Er hatte die letzten Worte gehört und fragte scharf: „Was befiehlt Papa?" „Ich hoffe", schmeichelte Adelheid, „Du befiehlst, wir sollen Weihnachtsbäum« putzen. Wenn Hohtnrain und Wendelin kom men, brauchen wir doch nicht immer Trübsal zu blasen. Und dann sind doch auch di« Kinder da und die vielen HauSleut«. Ich denke, wir bekommen den ganzen Saal voll Tisch« mit Ge schenken, und ringsum stehen bunte L-ichterbäumchen mit den schönsten Confitüren daran, und in der Mitt« auf einer langen Tafel für uns ein ganz großer Baum, der bi» an di« Decke reicht. Und ich helfe Alles besorgen und ausputzen!" Sie hüpfte vor Freude und Erwartung wie ein Kind. Mit einer Miene, die Wohlwollen und Zufriedenheit aus sprach, streichelte der Vater seinen Bart und sagte: „Natürlich sind wir verpflichtet, das Fest zu feiern, wie eS üblich ist, und bald werd« ich auch mit Euch einige Besuch« in der Nachbarschaft machen." „In diesen schwarten Trauerfähnchen?" rief Adelheid kläglich und breitete ihr Kleid auS. „Nein, nein, die Kopfhängern soll ein Ende nehmen. Zum Weihnachtsfeste könnt Ihr Euch Alk wieder farbig kleiden, Therese!" Die« wurde mit erhobener Stimme der ältesten Tochter zu gerufen, di« bei dem strengen Tom zusammenschrak. Der Vater verließ das Zimmer. Adelheid tänzelte zur Schwester hin und setzte die auSgespreizft Hand an die Nase: „Etsch, Rabenthi»rch«n, nun weißt Du'«!" Weihnachten kam heran und wurde mit aller Freigebigkeit vorbereitet, die der Oberst seinem Range und seiner günstigen Lage schuldig zu sein glaubte. Zum ersten Male im Leben ver fügte er über die Mittel, da« Fest in üppiger Weise zu begehen. Therese bekam all« Hände voll >u thun, um an Geschenken zu ver schreiben, wa» der Vater nöthig fand, immer noch meint« er, Viesen und J«nm b»ff«r bedenken zu könmn. Am zweiten Festtage wollt« er einige Familien aus der Nach barschaft zum Diner «inladen. Dor sich selbst mußte er bekunden, daß ihn Herbert's „infamer Streich", wie er innerlich des Sohnes Selbstmord nannte, nicht tiefer berühre und bald völliger Vergessenheit anheim fallen solle. Er dachte, nach Möglichkeit den liebenswürdigen Wirth zu spielen, damit kein Mensch auf den Gedanken komme, daß ein Gefühl des Vorwurfs gegen- sich selbst in ihm lebe. Jede dahin zielende Empfindung hatte er von vornherein fest zurückgewiesen. Nun war der schöne, von tausend Kinderhcrzen sehnlich er wartete Abend da. Die Gesellschaftsräume in Schloß Wendelstein schwammen in einem Meere vo-n Licht und txr große Saal mit den geputzten Tannenbäumen strahlte weit hinaus in die Winternacht. Es geschah Alles so, wie Adelheid sich's gewünscht. Der festlich« Raum war angefüllt mit frohen, reich beschenkten Menschen. Sie selbst stand im Hellen Gesellschaftskleide hübsch und glücklich neben ihrem Verlobten und hielt sein Geschenk be wundernd in der Hand. Es war ein Etui, in dem, auf dunkeln Sammet gebettet, der Brillantschmuck lag, den sie sich gewünscht hatt«. Wie die schönen Steine beim Schein« der vielen Lichter in allen Farben spielten! Ja, dieser Schmuck mußte ebenso werth voll sein wie der, den Jutta von Tassoni erhalten und an ihrem Polterabend getragen hatte. ,)Da« ist aber himmlisch gut von Dir, Mäxchen", rief Adelheid, vergnügt aufblickend. „Was meinst Du, kleiden thut so was?" Sie hielt sich einen der großen Brillantknöpfe an» Ohr. Er küßte inbrünstig ihr« Hand und flüsterte entzückt: „Dir steht Alle», mein Engel, und nichts ist eigentlich gut genug für Dich!" Bei seiner Ueberschwenglichkeit, so sehr sie ihr auch schmeichelte, verzog fie spöttisch dir Lippen. Eigentlich war er doch ein etwa» fader Tropf, aber sein« Brillanten gefielen ihr. Al» man beim Souper saß, fragte er, ob sie schon wisse, daß Baron Spiegel zum Feste auf dem Nachbargut« Rosenau bei seinem Vetter zu Gast sei. Adelheid erröthet« sreudia. Ah, Spi«gelinsky! Gewiß kam er übermorgen mit den Rosenauern zum Diner herüber, dann gab e» doch wieder eine klein« amüsant« Flirtation; ja, sie hegte ein rechte» Verlangen danach, in der letzten Zeit war es hier wie in einer Gruft grwesen. Die wollte bald heirathen, damit si« wieder in die Welt hinauUam. Wendelin fand sich an diesem glänzenden Weihnachtsabend manchmal unbemerkt mit Therese zusammen. „Du hast doch an Mama gedacht und ihr Einiges an freund lichen Gaben hingrschickt?" fragte er sorglich. „Natürlich, Wendelin, das hat Papa angeordnet, ich mußte auch für die Wärterin allerlei beilegen. Uebrigens", sie senkte die Stimme zum Flüstern, „verstehst Du. Papa? Ich sah ihn eigentlich nie in so guter Stimmung wie jetzt." „Er freut sich seines Reichthums." „Ab«r der Glanz kommt mir vor wie das Rauschen an den Weihnachtsbäu-men", svrach Therese seufzend und mit ernstem Blick, „es scheint wei-t hin, knistert laut und ist werthlos." „Und doch hängt man daran." „Aber macht es glücklich?" „Eine Matur wie die Deine vielleicht nicht. Du warst in Deiner kleinen Wal-dhauser Küche ebenso froh. Ich gestehe Dir, daß ich zu den Kindern gehöre, die nach dem Blanken greifen." „Und Herbert?" „Armer Junge — rasch vergessen": Wendelin seufzte tief. Alxlheid genoß beim Din«r am zweiten Festtage die Unter haltung mit dem Baron Spiegel so froudig, sie kokettirte so un verhohlen mit ihm, daß Hohenrain's Eifersucht rege wurde. In dem dunkeln Gefühle, die Liebe seiner Braut nicht voll und ganz zu besitzen, bewachte der junge Officier Adelheid's Thun mit argwöhnischen Blicken und wich nicht von ihrer Seite. Sie langweilte und ärgerte sich darüber, und trieb aus Wider spruchsgeist ihr übermüthigeS Spiel immer ärger, so daß, als die Gäste sich entfernt hatten, der erste ernstliche Zank zwischen dem Brautpaare ausbrach. Da er sie aber zärtlich liebte und da Adelheid nickt mit ihm brechen wollte, lenkte sie nach und nach ein und die Versöhnung kam zu Stande. Auf Beider Wunsch wurde die Hochzeit für das Frühjahr an beraumt, und so schwer sich der Oberst von seiner fröhlichen Tochter trennte, so paßte ihm doch in mancher Hinsicht der Plan, und er willigte ein. Sobald di« Jahreszeit milder wurde, kehrten Wendelsteins in die Stahl zurück und die Vorbereitungen für das Familienfest begonnen. Adelheid schwelgt« in den Freuden deS Aussuchens und Kaufens, des Wählens und Berathens, und war allein maß gebend bei allen zu tr«ffen-den Bestimmungen. Außerdem fana sie dir Zeit, mit Hohenrain zu reiten und zu fahren. Sie genoß jedes Vergnügen, das sich bot, und schien wie der Fisch im Wasser in ihrem Elemente zu schwimmen. E» rvar an einem milden Frühlingstage und ein paar Wochen
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