Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.01.1899
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990130024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899013002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899013002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-01
- Tag1899-01-30
- Monat1899-01
- Jahr1899
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
802 der gewesenen Minister au« kaiserlichen Privatmitteln ver doppelt. Au« jedem CabinetSwrchsrl — und e« gab deren z. B. im Jahre 1898 allein zwei — ergiebt sich somit eine beträchtliche Mebrbelastung der kaiserlichen Schatulle. Wenn man nun bedenkt, daß der Kaiser außerdem noch sür wobl- thätige Zwecke unzählige Spenden widmet, so wird man eS begreiflich finden, daß eine Vermehrung des kaiserlichen Privatvermögen« Lurch eine Widmung der Nation schon seit Jahren von den verschiedenen Negierungen ins Auge gefaßt worden ist. Speciell da« zweite Cabniet Ito halte nach dem japanisch-chinesischen Kriege den Plan angeregt, dem Mikado auö der chinesischen Kriegsentschädigung den Betrag von 20 Millionen Hen als Zeichen der Dankbarkeit der Nation darzudringen. DaS Cabinet Okuma hatte bereits eine hierauf bezügliche Vorlage im Parlamente eingebracht, aber erst dem jetzigen Ministerium ?)amagata war cS bc- schieden, diese Vorlage durch die beiden Häuser znm Be schlüsse erheben zu lassen. Fast ebenso widerspruchslos, wie im Parlamente, wurde diese Action in der Presse aufgenommen, die, von vereinzelten kleinen Blättern abgesehen, die Wid mung an den Kaiser mit sympathischer Zustimmung begrüßte. Deutsches Reich. 1t Berlin,29.Januar. Das neu crschieneneHand« buch für daS deutsche Reich auf das Jahr 1899 weist gegenüber seinem letzten Vorgänger verschiedene Acnderungen auf. So ist in dem Abschnitt über das Auswärtige Amt zum ersten Male das Obercommando der kaiserlichen Schutztruppen in den afrikanischen Schutzgebieten erwähnt. Mit der Vertretung des Reichskanzlers in den Commando-Angelezenheiten beauftragt ist der Direktor der Colonialabtheiluug I)r. von Buchka. Gestricken ist dagegen der Abschnitt, unter dem als „dem Tirectvr der Colonialabtöei- lung zugetheilt" Major von Wil sm an» ausgeführt wurde. Neu hinzugekommen ist ferner eine Abtheilung für den Beirath für das AnSwandcruugSwesen, dessen Vor sitzender Director Reichardt ist. Der Colonial rath, der zwei Mitglieder verloren batte, hat sechs neue hinzu bekommen und zwar die Herren Kaufmann Justus Straubes, Graf v. d. Sckulenburg - Wolfsburg, Wirkt. Gebeimralh Sachse, vr. Porfch, vr. Pocnsgen und Sholto DouglaS. — Im Reichsamt de« Innern ist insofern eine wesent liche Veränderung eingetrete», als die frühere Adlbei- lung HI in zwei besondere Abtheilungen Illa und Illd getheilt ist. Die erstere, in der daS Bank- und Börsen wesen, die Angelegenheiten des geistigen Eigenlhums, der Patente, des Modell-, Muster- und Markenschutzes, die See- und Binnenschifffahrt einschließlich der Verwaltung des Kaiser-Wilhelm-Canals und der Postdampserverbindungen, die See- und Binnenfischerei, die Ausstellung-- und Auö- wauderungSangelegenbeiten bearbeitet werden, untersteht dem UnlerstaatSsekretär Rothe. Die zweite bearbeitet die Handelspolitik und die sonstigen Handelssachen, insbesondere die Handelsverträge, die wirlhschaftlichen Fragen des Ackerbaues und der Industrie, die wirthschastliche Seile Les Zoll- und Steuerwesens, die Erhebungen über die Productionsverbältnisse deö In- und Auslandes, die all gemeine Statistik und die Statistik des WaarenverkehrS mit dem AuSlauVe, sowie die Angelegenheiten deö wirtbschaft- lichen Ausschusses und wird geleitet von dem Geh. Ober- RegierungSrath Wermuth. An die Stelle des verstorbenen Director» Schröder ist an die Spitze der 1. Abtheilung de« Reichsamts deS Innern vr. Hopf getreten. — Die Liste der Kriegsschiffe beim Reichs-Marineamt hat eine wesentliche Umgestaltung in der Anordnung erfahren. Sie ist jetzt in 9 Abtheilungen gegliedert. Die frühere» Panzer schiffe 1., 2. und 3. Classe sind unter „Linienschiffe" rubricirt, die der 4. Classe unter „Küstenpanzerschiffe". Die Rubrik „Panzerkanonenboote" ist mit 13 Schiffen unverändert geblieben. Die Kreuzer, die früher in 4 Unter- abtheilungen zerfielen, sind jetzt in zwei Abtheilungen „Große und Kleine Kreuzer" zerlegt. Unter die „großen" sind d,e bisherigen Kreuzer 1. Classe und von denen 2. Classe: „Kaiserin Augusta", „Freya", „Victoria Louise" und „Hertha" ausgenommen. Es giebt demnach jetzt 8 große und 23 kleine Kreuzer, Unter den letzteren zählen auch die früheren AvisoS. Als „Kanonenboote" sind ausgeführt: „Iltis" und „Habicht", während die bisherigen „Wolf" und „Hyäne" zu den „Special schiffen" gerechnet sind. Aus den „Schulschiffen" ist „Otter" auSgeschieden. Eine ganz neue Abtheilung ist unter der Be zeichnung „Hafenschiffe" gebildet, denen „Friedrich der Große", „Preußen", Kronprinz", „Friedrich Karl" und „ArminiuS" zugerechuet sind. 8.6. Berlin, 29. Januar. Ergebnisse des Jnvali- ditätS- und Altersversicherungsgesetzes. Nack der im ReichSversicherungSamt gefertigten Zusammenstellung, welche auf den Mittheilungen der Vorstände der JnvaliditätS- und Altersversicherungsanstalten und der zugelassenen Cassen- cinrichtungen beruht, betrug die Zahl der seit dem Inkraft treten de» Invalidität-- und AltcrSversicherungSgesetzcS von den 31 Versicherungsanstalten und de» 9 vorhandenen Cafseneinrichtungen bewilligten Invalidenrenten bis zum 31. December 1897 296 452, bis zum 31. März 1898 317 095, bis zum 30. Juni 1898 339 075, bis zum 30. September 1898 360 253 und biS zum 31. De cember 1898 381 275; davon sind in Folge TodeS oder Aus wanderung der Berecktiglen, Wiedererlangung der Erwerbs fähigkeit, Bezugs von Unfallrentcn oder aus anderen Gründen weggesallen bis zum 31. Deccmber 1897 85 593, bi« zum 31. März 1898 93 192, bis zum 30. Juni 1898 100 407, bis zum 30. September 1898 107 598 und bi- zum 3l. De- cember 1898 116 376, sodaß am 1. Januar 1898 210 859, am 1. April 1898 223 903, am 1. Juli 1898 238 668, am 1. Octobcr 1898 252655 und am 1. Januar 1899 264 899 Invalidenrenten liefen. — Die Zahl der bewilligte» Altersrenten betrug bis zum 31. December 1897 318 409, bis zum 31. März 1898 323 851, bis zum 30. Juni 1898 328 676, bis zum 30. September 1898 333 061 und bis zum 31. December 1898 337 929, davon sind infolge Todes oder Auswanderung der Berechtigten oder aus anderen Gründen weggefallen bis zum 31. December 1897 114 765, bis zum 3l. Mär; 1898 120 462, bis zum 30. Juni 1898 126 016, bis zum 30. September 1898 130 980 und bis zum 31. December 1898 136 600, sodaß am 1. Januar 1898 203 611, am 1. April 1898 203 392, am 1. Juli 1898 202 630, am 1. October 1898 202 084 und am 1. Januar 1899 20l 329 Altersrenten liefen. — Bei trags erst at tun gen sind bewilligt bis zum 31. December 1897 an weibliche Versickerte, die in die Ebe getreten sind, 171 392 und an die Hinterbliebenen von Versickerten 41 591, zusammen 212 983, bis zum 31. März 1898 200205 und 48116, zusammen 248 321, bis znm 30. Juni 1898 231 601 und 41821, zu sammen 286 425, bis zum 30. September 1898 258 057 und 61 294, zusammen 319 351 und bis zum 31. December 1898 293 374 und 67 361, zusammen 360 735. Hiernach ist in der Zahl der laufenden Invalidenrenten während des Jahres 1898 wiederum eine ziemlich gleichmäßige, erhebliche Steigerung eingetrete», während die Zahl der laufenden Altersrenten weiter langsam zurückgegangeu ist, dergestalt, daß sic am 31. December 1898 bereits um rund 63 000 hinter der Zahl der gleichzeitig lausenden Altersrenten zurück blieb. Die BeilragSerstatlnngen haben gegen das Jahr 1897 eine nicht unbeträchtliche Zunahme erfahren. — Gestern Abend fand, wie schon gemeldet, beim Kaiser paar Familiendincr statt, im Anschluß daran eine musikalische Unterhaltung, bei welcher der jugendliche Cello-Künstler Bagclaise mitwirkte. Die Festlichkeit endete gegen 11 Uhr. Heule Morgen besuchen der Kaiser und die Kaiserin die Dom- Jnterimskirche. Später wird der Kaiser den Gouverneur von Berlin, General der Cavallerie Grafen von Wedel, empfangen und um 12 Uhr den Erbzroßbcrzog von Olden burg und den StaatSsecretair des Neichsmarine-Amts, Staatsminister Tirpitz, gemeinsam. Heute Abend gedenkt daö Kaiserpaar der Vorstellung im königlichen Schauspielhause beizuwohnen. — Am Sonnabend hielten die vereinigten Ausschüsse des Bundesralhes sür Zoll- und Sleuerweseli unk für Rech nungswesen, sowie die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und sür Handel und Verkehr Sitzungen. — Der Oberpräsident der Provinz Posen, Freiherr v. Wilamowitz-Möllendorff, dem am Geburtstage des Kaisers der Charakter «IS Wirklicher Geheimer Ratb ver liehen worden ist, bat das sonst stets mit diesem Titel ver bundene Prädicat Exccllenz nicht erhalten, weil er schon vermöge seiner Stellung als Oberpräsitent Excellcnz ist. Er ist seit März 1891 Oberpräsident, nachdem er vorher 15 Jahre lang im Staatsdienst nicht tkätig gewesen war. Er war 1876 aus der Stellung als Landrath des Kreises Jnowrazlaw ausgesckieden und seitdem bei der Provinzial verwaltung, im Abgeordnetenhaus und dann im Herrenhause thätig gewesen. — Professor Delbrück läßt öffentlich erklären, er müsse sich entschieden gegen den Bericht verwahren, welcher über seine Unterredung mit dem Kopenhagener Journalisten Cavlingnron Letzterem veröffentlicht worden sei. „Herr Cavling hat sich mir, als ick aus der Vorlesung herauökam, vorgestellt und ich habe auf dem Flur der Universität einige Minuten mit ihm gesprochen; was er mich aber sagen läßt, ist zum Theil entstellt, zum Theil einfach erfunden, und was ich ihm in Wirklichkeit gesagt habe, ist unterdrückt." — Der Finanzminister und der Minister deö Innern haben am 18. November v. I. eine jetzt im „Min.-Bl. für die innere Verw." veröffentlichte allgemeine Verfügung über die Gewährung von Unterstützungen an nicht richter liche Beamte bei Verhängung der Strafe der Dienst entlassung im DiSciplinarwege erlassen. Nach dem Gesetze, betreffend die Dienstvergehen der nicht richterlichen Beamten, ist die Disciplinarbebörde bei Verhängung der Strafe der Dienstentlassung ermächtigt, sosern besondere Umstände eine mildere Beurtheilung zulassen, im Urtbeil anzuordnen, daß dem Angeschuldigten ein Theil seines erdientcn Pcnsionsbetrages auf Lebenszeit oder auf gewisse Jahre als Unterstützung zu verabreiche» sei. Bei der Anwendung dieser Bestimmung soll in Zukunft nach folgende,, Gesichtspunkten ver fahren werde». Das Vorhandensein besonderer Umstände, die eine mildere Bcnrtheilung zulassen, bildet die nothwendige Vor aussetzung für die Anwendung de, Vorichrift. Als derartigeVor- schrislen können alle solche in Betracht kommen, die überhaupt für die Strafzumessung von Erheblichkeit sind, auch außer halb deS ThatbestandcS liegende MilderunzSgründe, z. B. tadellose Führung, lange vorwurfsfreie Dienstlaufbahn, früher erworbene besondere Verdienste re. Da die Bewilligung als Unterstützung erfolgt, sollen die äußern Verhältnisse in Betracht gezogen werden, so daß e» nickt gerecktsertiat sein würde, verbältnißmäßig jungen und völlig erwerbsfähige» Beamten erhebliche Brucktbeile der gesetzlichen Pension zu bewillige». Die Bedürftigkeit deS Angeschuldigten gehöre begrifflich nicht unter die besondere» Umstände, die eine mildere Beurtbeilung zulasten. Um Unklarheiten und Jrr- thümer zu vermeiden und eine sachgemäße Prüfung zu er möglichen, soll stets in den Erkenntnissen ersichtlich gemacht werde», in welchen Thatsachen das Gericht die besonderen Umstäude erblickt hat, die eine mildere Benrtheiluug zulasten. — De», Kopenhagener Journalisten Cavling gegenüber soll Staatsminister vr. von Miguel geäußert haben, die Interpellation über die Ausweisungen sei eine Erfindung der „Kieler Zeitung". Hiergegen wendet sich der Vertreter der Interpellation, vr. Bartb, indem er die Ehre der Initiative in der Sacke völlig sür die Ab geordneten in Anspruch nimmt, die die Interpellation unter zeichnet haben. Die „Kieler Zeitung" habe weder eine An regung zu der Interpellation gegeben, noch früher als die übrige Presse etwas von der Einbringung erfahren. — Die Boycottirung des „Berliner Local- anzeigerS" wurde in einer am Freitag abgehaltenen Ver sammlung der Berliner Gewerkschaftscommission gutgeheißen und soll auch über Berlin hinaus auf die anderen Erzeugnisse des Scherl'scken Verlages ausgedehnt werden. GewerkschaftSsecretair Millarg erklärte, daß bereits geeignete Maßnahmen getroffen seien, durch den „ArbeitSmarkt" dem „Localanzeiger" die Inserenten abwendig zu machen. — Der Bund Deutscher Frauenvereine bat an die deutschen Landesregierungen eine Petition gerichtet, in der gebeten wird, man möge die Seminare für Kinder gärtnerinnen der staatlichen Prüfung unterstellen und die AbgangSpriifungen der Seminaristinnen vor einer vom Staate eingesetzten Commission ablegen lassen. Außerdem erstickt die Petition uni Erricktung staatlicher Anstalten sür die Aus bildung von Kindergärtnerinnen. — Prinz Johann Georg von Sachsen ist gestern früh nach Dresden zurückgekehrt. — Der Großberzog von Oldenburg hat am Sonnabend Abend Berlin verlassen und sich nach Olden burg begeben. — Der Großherzog von Mecklenburg. Schwerin ist gestern Abend mit feinem Gouverneur v. Köckritz aus Dresden hier eingetroffen. Er gedenkt bereits hentc seine Reise nach Schwerin sortznsetzen. -- Prinz Max von Baden hat Freitag Abend sogleich nach der Galatasrl im Schloß eine Reise nach Petersburg angetreten, um vajelbst bei der Geburtstagsfeier feiner Braut, der Großfürstin Helena Wladimirowna von Rußland, am 29. Januar zugegen zu fein. — Herzog Paul von Mecklen burg-Schwerin ist gestern Abend hier angekommen und im Hotel Bristol abgestiege». — Der StaatSsecretair a D. Freiherr v. Maltzahn-Gntz hat sich nach mehrtägigem Aufenthalt hier nach Gütz begeben. — Der deutsche Botjchafter in Petersburg, Fürst Radolin, hat gestern Abend Berlin wieder verlassen und sich auf seinen Posten begeben. * Schleswig, 29. Januar. Kundgebungen der Zu stimmung zn den Ausweisungsmaßregeln lausen beim Oberpräsidenlen v. Köller noch fortgesetzt ei». So heißt es in einem vom 25. Januar datirten Telegramm deS lanv- wirthschastlichcn Casinos des Kirchspiels Sörup: „TaSCasino erlaubtsich, seine lwlleSympathie und den wärmsten Dank dafür ausznsprcchen, daß Ew. Excellenz in so energischer, mannhafter Weise gegen die bisher in so herausfordernder und frecher Art be- trlcbene dänische Agitation in Nordschleswig Front gemacht, und bittet Ew.Excellenz, nicht locker zu lassen, bis durch die bisher ergriffenen und entschieden am besten wirkenden Maßregeln wirkliche Ruhe und dauernder Frieden in der Nordmark unseres deutschen Vaterlandes eingetreten sind." Ein Danktelegramm traf am gleichen Tage vom Kamps genossenverein für Grundhof rin. ' * FricvrichSruh, 29. Januar. Im Anschluß an die von uns bereits erwähnte Mittbeilung über den Stand der Ar beite» an der Grnft-Capelle für den Fürsten Bis marck thcilcn die „Hamb. Nachr." jetzt auch den Wortlaut der letztwilligen Verfügung deS Fürsten mit. Dieselbe ist s. Z. nicht vollstängig bekannt gegeben worden, um einem zu großen Andrange vorzubcugen; ihr voller Text lautet: „Letztwillige Verfügung. FrieLrichSruh, 15. Juni 1896. Für den Fall meine- Todes bestimme ich Folgendes: Ich will auf der westlichen Seite des Hohlwegs jenseits der Eisenbahn, auf dem hohen Acker in der Ecke begraben sein. Als Grabjchrift wünsche ich: „Fürst von Bismarck, geboren den I. April 1815, gestorben den....", und den Zusatz: „ein treuer deutscher Diener Kaiser Wilhelm'- I." von Bismarck." -s- Halle a. S., 29. Januar. Die ausständigen Zuckerraffinerie - Arbeiterhalten täglich Versammlungen ab, in denen auch das weibliche Geschlecht stark vertreten ist. Im Wesentlichen handelt eS sich hierbei um die Arbeiterinnen, welche an den Eentrisugen und mit Einpacken deö Würfel zuckers beschäftigt werden. Vorrath an fertiger Waare bat die Raffinerie genug, sie kann es schon einige Monate mit ansehen. Anders steht eö mit den Arbeitern, die auf die Mildthätigkeit ihrer Genossen angewiesen sind. Die Arbeiter sind ohne jeden Fond» in den Streik eiugetreten und oben drein nock zu einer Zeit, die eine Aussicht auf Erfolg nickt gewährt. Jncher socialdemokratischen Presse, welche da-Beginnen der Arbeiter lebhaft unterstützt, wird zur Einsendung von Bei trägen aufgefordert, doch geben solche nur spärlick ein. Inzwischen bieten sich der Raffinerie andere Arbeitskräfte an, die angenommen und angelernt werden. Ausschreitungen sind noch nicht vorgekommen, übrigen- sind polizeiliche Maß nahmen getroffen worden, um event solchen zu begegnen. ** Querfurt, 29. Januar. Im hiesigen laudwirth- schaftlichen Verein hat der Bericht unseres früheren KreiSphysikuS vr. Schilling über die traurige Lage der Sachsengänger im Kreise Querfurt große- Aufsehen erregt und lebhaften Widerspruch wackgerusen. In der letzten VercinSversammlung meldete sich eine Anzahl Mitglieder znm Wort, welche fesistellten, daß der Bericht Uebertreibungen und unzutreffende Darstellungen enthalte und die Art und Weise des Schilling'scken Angriffes um so wundersamer erscheine, als der Autor in seiner Eigenschaft als Medicinalbeamter dock genug Zeit und Gelegenheit gehabt hätte, auf Mißstände auf merksam zu macken und auf deren Abstellung hinzuwirkcn, so lange er sich in Querfurt in amtlicher Stellung befunden habe. Das Erscheinen des Artikels unmittelbar nach dem Abgänge dieses Herrn au- seinem Amte errege Befremden. * Gotha, 29. Januar. Der Herzog ist gestern von Berlin wieder znriickgekchrt; Großfürst Sergius ist abzereist. * (Erfurt, 29. Januar. Der zum Generaldirector des thüringischen Zoll- und Steuervereins in Erfurt ernannte Geh. Finanzrath Müller tritt an die Stelle des Geb. LberfinanzrathS v. Schmidt, der zum Provinzial-Steuer director in Berlin ernannt worden ist. Geheimrath Müller gehörte bisher der Berliner Provinzial- Steuerdirection an, bei der er Oberregieruugsrath und Stellvertreter des Chefs war. In den Staatsdienst ist er am 20. Februar 1874 als Referendar im Nppcllationsgerichtsbezirk Glogau getreten und rückte im November 1882 zum Amtsrichter auf. Im Juli Les folgenden Jahres trat er zur Verwaltung der indirecten Stenern über, war erst als Regierungs-Assessor Hilfsarbeiter bei der Provinzial. Steuerdirectiou in Breslau; 1886 wurde er Negierungs-Rath und Mitglied der Pcovinzial-Steuerdirection in Berlin. Nachdem er einige Zeit Hilfsarbeiter im Finanzministerium gewesen war, würbe er 1893 zum Ober-Regierungs-Ratb bei der Proviuzial-Steuerdirection in Breslau ernannt und kam im Mürz 1898 in gleicher Eigenschaft an die hiesige Provinzial-Steuerdirection. * BicrstU, 29. Januar. Patriotische Männer aller Parteien haben am Kaisergeburtstag beschlossen, eine ÄiSmarcksäule zu errichten. Wie die „Diersener Zeitung" mittheilt, sind schon über 4000 -L gezeichnet. * München, 29. Januar. In Bezug auf die Waaren- baus-Sondersteuer legt die Handels- und Gewerbekammer für Oberbavcrn dem Bayerischen Handelskammer tage eine Resolution vor, in der gesagt wird: „Einverstanden mit dem Princip, daS Kleingewerbe und die minder ertragsfühigen Betriebe zu rutlasteii, dagegen die ertrag?- fähigen stärker heranzuziebcn, müssen sich die Handels- und Ge- werbekannnern entschieden gegen die vom Steneransschuß sogar über den Regierungsvorjchlag hinansgchcnden hohen Tarifsätze aussprechen, weil bei Len bereits bestehenden großen Einuahme-Ueberichüsseii jeder legale Grund fehlt, Handel und Industrie so enorm zn be- asten, durch derartig hohe Belastung die Concnrrenzfähigkeit gegen- über außerbayerischcn Betrieben außerordentlich erschwert, ins- besondere aber die weitere Entwickelung der Industrie in Bayern ernstlich gefährdet werde. Einer höheren Besteuerung der Waarenhäuscr — sogenannte Großbazare —- kann im Princip zu gestimmt werden, jedoch nicht auf Grundlage einer Um satzsteuer." Großbritannien. Eine Vnthüllnug. * London, 30. Januar. (Telegramm.) „Daily News" schreiben aus New ?)ork: Der frühere amerikanische Gesandte in Madrid Woodford sagte in einer Rede, die er am Sonnabend im hiesigen Army andNavy-Clnb hielt: Als die „Maine" in Havanna in die Lust flog, war weder an Bord der amerikanischen Kriegs schiffe noch in den Kriegsdepots Pulver genug, um mit jedem Geschütz zwei Schüsse abgeben zu können. Ich wurde daher beauf tragt, alle Mittel anzuwenden, um einen Bruch 2 Monate lang zu verzögern. Doch würde ich dies nicht möglich gemacht habe» ohne die unwandelbare loyale Freundschaft Englands, dessen Vertreter in Madrid eine europäische Coalition gegen Amerika verhinderte. Rußland. AbrüstnugS - Coufercuz. * Nach einer der „Pol. Corr." aus Paris zugebendcn Meldung wird in dortige» unterrichteten Kreisen gegenüber der Nachricht, daß die Äbrüstungs-Conferenz in Kopen hagen tagen dürfte, erklärt, daß die Wahl Brüssels zun, Sitze der Conferenz als feststehend angesehen werden könne. stabt eine ernste Sorge. Rector Staubing blieb bei seiner Er klärung, daß er sich am ersten Mai, nach seinem fünfzigjährigen Jubiläum zu seinem verheiratheten Söhne begeben wolle, um in beffen Familie die letzten Jahre friedlich zu verleben. Man hatte diesen Entschluß des alten Mannes lange gekannt und konnte seine Absicht nur billigen. «Zahlreiche Bowerdungen« lagen vor, allein wie «den Rechten, für die Verhältnisse Passenden finden? Doctor Feldhaus-hatte sich durch gediegene Kenntnisse, großes Lehrtalent, ruhige Sicherheit in Führung der Disciplin die Achtung und Zuneigung der Eltern, Kollegen und Schüler in dem einen Jahre feines hiesigen Wirkens in ausreichendem Maße er worben, so befürwortete Fillberger seine Wahl. Als er dann seiner Sache sicher war, ging er zum Rusteberge hinauf. Es- gewährte ihm viele Freude, dorthin die gute Kunde zu tragen. Onkel Wilhelm, der sich im 'Garten müde gearbeitet hatte, lehnte bei einem 'Glase Milch auLruhend in der Sophaecke. Vor dem einen Fenster saß Nella, fleißig stichelnd, cm ihrem Näh tischchen, vor dem anderen lernten die Jungen halblaut ihre Auf gaben zu morgen. Die Helle Frühlingssonne neigte sich schon zum Untergänge, sie warf ihre freundlichen Strahlen aber noch bis lief ins Zimmer hinein, wo sie sogar die Hunde auf ihren Plätzen am Ofen wärmend beschien. „Da kommt Herr Fillberger", rief Nella und sprang empor, dem gern 'Gesehenen 'entgegenzulaufen. „Sieh, fie^ alter Junge, was bringst Du Gutes?" begrüßte Wilhelm den Eintretenden. „Ich denke. Du hast Recht. Wilhelm", erwidert« der Fabrikant schmunzelnd, „daß ich Gutes bringe." Damit setzte er sich Wil helm gegenüber in den alten Korbstuhl, den Nella ihm zurecht rückte. Als sie dann hinauswollte, ihm seine Milch zu holen, hielt er sie am Kleide fest und rief: „Nichts da, hiergeblieben, Fräulein Petronella!" Worauf sie etwas erstaunt wieder an ihre Arbeit ging. Auch die Jungen standen, neugierig aufhorchend, an ihrem Fenster und blickten auf Fillberger, der mit einem besonderen Ausdruck schlauer Zuversicht begann: „Eben find die würdigen Häupter der Stadt bei mir zu einer weisen Berathunz versammelt gewesen. Wir haben beschlossen, morgen früh zebn Ubr Denjenigen zu empfangen, auf den unsere Wahl al» künlftigen Rector der Sckule zu Neustadt gefallen ist, ihm unsere nicht ganz unbequemen Bedingungen mitzutheilen und seine Einwilligung zu unserem Anträge entgegenzunehmen. Denn wir wissen noch nicht, wie er denkt." Nella's Herz begann ahnungsvoll zu llopfen, und ein heißes Roth stieg ihr ins Gesicht, das sie tiefer auf ihre Nähterei senkte. Es war ja gar nicht möglich. Gewiß wurde sic einen ganz frem den Namen hören. Auch die Knaben spitzten die Ohren, eS war für sie eine oft besprochene, hochwichtige Frage, wer nun Rector werden würde? Mit Vergnügen nahm Fillberger die Spannung war, die er hervorgerufen hatte, und behaglich fuhr er fort: „Nun meine ich, die werthen Anwesenden sind auch, so oder so, bei unserer «Berufung zu dem wichtigen Amte interessirt. Und so wollte ich mir denn noch einmal Rath und Zustimmung erbitten." Alle horchten auf, und vier Augenpaare hingen an des Reden den Lippen. „Alle erwählten also, wenn die lieben Freunde hier nichts dagegen einzuwenden haben, Herrn Doctor Johannes Feldhaus zum Rector der Schule in Neustadt." Nella war emporgefahren und mußte sich am Tischchen halten, um nicht auf den Bringer der Freudenbotschaft zuzufiürzen und ihn in ihre Arme zu schließen. Ahnt« ihr doch, daß er sich ihret wegen sür Johannes bemüht habe. Wilhelm streckte erfreut, aber arglos, wie immer, mit Lobes- worten seinem Theobald die Hand über den Tisch entgegen. Die freundliche Rede des Onkels ging indeß in dem triumphi- renden Jndianergeheul verloren, das die Knaben, begeistert von der Aussicht, ihren geliebten Földhaus zum Rector zu bekommen, ausstieben. Sie wurden nicht durch Scheu zurückgehalten, wie ihre «Schwester, erfüllt von Dankbarkeit, stürzten sie sich über den Spender der Freudenbotschaft, unter fortgesetztem Geschrei, streichelten, «klopften und drückten 'sic ihn und küßten ihm Haar, Kleider und Hände. Der Tumult, den sie oollführten, war so groß, daß die Hunde aus ihrem Schlummer auffuhren und nickt wußten, welche Partei sie bei dem offenbar ousgebrochenen Kampf« ergreifen jollten. Fillberger wehrte lachend dem wilden. Ansturm der Knaben. Wilhelm besckwichtigte die Hunde mit seinem freundlichen Schel ten, und Nella war sprachlos, geschüttelt von tiefster Bewegung, i auf ihren Plad gesunken. Oh — Ob — welche Äedankenreihe, welche Möglichkeit that sich vor ihr aus! 1 „Na, ich sehe übrigens", rief Fillberger, so bald er zu Worte kommen konnte, „daß hier nichts gegen das Rectorat des Herrn Doctor Feldhaus eingewandt wird." Nella vermochte sich kaum zu beherrschen. So feste Hände drücke und leuchtende Dankesblicke, wie sie ihrem alten Gönner beim Scheiden ivenvete, hatte Fillberger lange nicht gesehen, und befriedigt von Hem, was er gechan, kehrte er heim. In namenloser Aufregung verlebte Nella Abend unv Nacht. Am nächsten Morgen, bald nach elf Uhr, ertrug Nella die Spannung nicht mehr. Die Mauern des Hauses schienen sie zu erdrücken, hinaus zog es sie mit einer Gewalt, der sie nicht zu widerstehen vermochte. Endlich —- sah sie ganz von «fern seine geliebte Gestalt den Weg zu ihrer Hohe herauf einschlagen, hastig schritt er vor wärts und kam ihr näher. Aber durfte er denn sehen, daß sie ihm «ntgegengelaufen war, daß sie nach ihm ausschaue, sie wußte doch nicht gewiß — vielleicht wollte er nichts, als nur den Freunden seine Berufung mittheilen? Je näher er 'kam, je scheuer wurde sie, und endlich eilte sie hastig zurück bis zur ersten Bank in der Tannennischr zur Seite. Athemlos sank sie hier nieder, und dann stand er plötzlich, auch tief athmcnd, vor ihr. „O, Nella, welche Hoffnungen! Was ich nie gedacht — nie gewagt, nun ist es möglich. — Nella!" Er breitete die Arme aus, sie flog empor und warf sich an seine Brust. Fest hielten 'sie sich umfangen unter innigen Küssen in sprach loser Wonne. Weich' ein Augenblick; sie fühlten, sie wußten nichts von sich und der ganzen Welt, als daß sie sich nun endlich angehörten, daß sie «sich in stammelnden Lauten sagen durften, wie lieb sie sich hatten. Er saß neben ihr auf der Bank im Tannengrün, hielt sie in keinen Armen und wiederholte ihr immer dasselbe, das doch ewig Neue und das Köstlichste, was ihre Seele, trunken vor Glück, in sich oufnabm, die längst Lcwußte Jreudenkunde, daß er sie seit Jah ren liebe. Wie lange sie so gesessen, wußten« sie nicht, es schienen ihnen nur wenige Minuten zu sein. Allein die Sonne war mittler weile bedeutend höher gestiegen, und nun schraken sie auf, denn eine Gestalt stand vor ihnen, und Onkel Wilhelm's freundliche Stimme sagte: „Hier steckt das Mädchen und hat wohl Besseres zu thun, als dem alten Onkel «in Mittagbrod vorzusetzen?" Das junge Paar sprang Hand in Hand empor, und Felvhaus sagte, den Arm um Nella's Schulter legend: „Herr von Rusteberg, wir sind glückliche Brautleute, bitte, bitte, geben Sie uns Ihren Segen!" „Sieh mal an, das geht ja flink, Sie neugebackener Herr Rector! Und Du wolltest mich nun doch im Stiche lassen, Kind?" Da sprang Nella an sein« Brust, liebkoste ihn und rief: „Ver lassen gewiß nicht. Du kommst mit Deinem guten Hahnewinkel und den Hunden zu uns in die Rectorei, Platz .ist da genug uns ein herrlicher großer Garten auch." „Hier meinen alten Rusteberg verlassen, Petronella? Wird das angehen?" „Onkelchen, hier oben zieht es doch immer schrecklich, unten ist es viel gesunder." „'Da magst Du recht haben, Kind, daS ist wohl zu über legen." Sie gingen zusammen nach dem Hause. Der Zauber, der die Liebenden in eine Wolke gehüllt unv der «Wirklichkeit entrückt hatte, war gebrochen, das Leben mit seinen vielen Fragen über die Neugestaltung ihrer Zukunft hatte sie wieder und nahm neben dem Gefühl ihrer beglückenden Gemein schaft ihre Gedanken in Anspruch. Als Hahnewinkel von dem Vorgefallenen erfuhr, trat er mit bewegter Miene vor das Brautpaar hin und sagte in möglichst feierlicher Haltung und mit vor Theilnahme zitternder Stimme: „Mit gütigster Verstattung gratulire ich der Edelgeborenen und dem wohlgeborenen .Herrn gütigst zu eben dieser ehelichen Neigung, deren ich mich freilich niemals befleißigt habe, die aber doch so brave Früchte trägt, wie wir Alle anwesend find. Und wollte ich die Edelaeboren« hochachtungsvoll befragen, ob'fie er- gebenst gestatten mochte, daß ich ihr ferner gütigst diene?" „Natürlich, lieber Hahnewinkel", rief Nella herzlich und reichte ihm beide Hände, „wir gehören und bleiben zusammen. Onkel Wilhelm ist schon ganz einverstanden, daß wir Alle mit einander in die Rectorei ziehen." (Schluß folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder