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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.02.1899
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990214029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899021402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899021402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-02
- Tag1899-02-14
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„Oh, ich möchte am liebsten für immer hier bleiben." „Sie sollten es thun. Sie werden es nicht bereuen. Neapel enthüllt seine Reize nur nach und nach. Fragen Sie Alle, die einige Jahre hier gelebt haben, ob ihnen unsere Stadt nicht von Jahr zu Jahr immer besser gefällt. Man wohnt sich hier ein und mag dann nicht wieder fort. Ich kenne das Wohl. Jede Jahreszeit hat hier ihre Schönheiten. Im Frühjahr denkt man mit Sehnsucht an den Herbst und im Sommer an den Winter und umgekehrt. Fassen Sie einmal einen längeren Aufenthalt ins Auge — natürlich nicht in einer Fremdenpenfion, wo Sie doch immerhin genirt find. Sie können ja Ihre Möbel Her kommen lassen. Die paar Hunvert Lire Fracht — was will das heißen. Apropos, da fällt mir eine hübsche Wohnung für Sie ein —" „Aber " „Eine reizende Billa am Posillipo, dort am Meer gelegen, mit einem wunderbaren Garten, das Ganze wie ein Märchen aus Tausend und eine Nacht, mit Palmenrauschen und Blüthenduft, mit Meereszauber und träumerischen Vollmondnächten — Sie müssen sich das einmal ani'ehen." „Aber " „Das Ansehen kostet ja nichts, die Wohnung übrigens auch nicht viel, bei Weitem nicht so viel, wie ein« Halbwegs anständige Wohnung in Berlin. S-ie können also viel 'Geld bei der Ge schichte sparen. Die Villa heißt „Monrepos", der Besitzer ist «in Sübfranzose, der wegen Familienverhältnisse nach seiner Heimath zurückkehren wußte. Nun, wir sprechen noch einmal darüber, gehen vielleicht auch einmal an einem hübschen Tage hinaus, um sie anzuseh«n. Das verpflichtet zu nichts. Wie haben Sie sich gestern bei uns amüsirt? Wie gefallen Ihnen die Leute hier?" „Oh, sehr gut, ausgezeichnet." Der Commendätore ließ sie kaum zu Worte kommen au» lauter Höflichkeit, da er wohl merkte, daß sie sich nur mühsam im Italienischen ausdrückte, und er sie dieser Mühe dadurch ude:- heben wollte, indem er die Kosten der Unterhaltung allein uug. In Folge dessen sprach er sehr viel und sehr rasch Die Frau Justizräthin tonnte ihm kaum folgen und verstand wohl auch Manches tatsächlich nicht. Das störte aber nicht Nur Ivo eS der Commendätore nicht vermeiden konnte, sie direct zu fragen, richtete er das Wort klar und deutlich an sie, wie, um dadurch dem Gespräch nachdrücklich eine bestimmte Wendung zu geben. „Mair muß natürlich keinen allzu hohen Maßstab an die Leute hier zu Lande legen", fuhr er gesprächig fort, „denn die Neapolitaner lernen trotz ihrer unleugbaren Intelligenz nicht gern. In mancher Hinsicht sind sie von einer paradiesischen»»»- wissenheit, in anderer, zum Beispiel als Musiker, Maler, von einer eminenten Begabung. Sie haben sehr lebhafte Auffassung und gesunde Instinkte, ich möchte sagen, den Instinkt der Natur oder der Natürlichkeit. Natürlich Alles mit Ausnahmen. Wie gefällt Ihnen Graf Starace?" „Er ist ein sehr liebenswürdiger Mann", antwortete sie nicht ganz ohne Verwirrung über die unverhoffte Frage. „Sehen Ätz", fuhr er lebhaft, aber plötzlich sehr oeuilich und klar sprechend, fort, indem er die Worte mit Rücksicht auf seine Zuhörerin sorgfältig wählte, „das haben Sie treffend gesagt, Signora Maria, ein sehr liebenswürdiger Maktn. Ja, das ist er. Und auch ein guter Mann. Schade, daß man ihm das Leben so sauer macht. Er könnte Millionär sein, im Besitz seiner Güter, oder vielleicht der Güter seiner Familie, was aber schließ lich dasselbe ist, da von seiner Familie nur noch er und seine Mutter übrig ist." „Ist seine Mutter in Neapel?" „Nein, das ist ja eben das Unglück. Die Regierung ver weigert ihr die Rückkehr. Sie lebt in Chamber» in Siidfrankreich. Es ist unerhört, und Sie werden es nickt verstehen. Aber Graf Starace sowohl wie seine Mutter, die er so zärtlich liebt, wie nur ein Sohn seine Mutter lieben kann, sind ein Opfer der Verhältnisse von Neapel, ein Opfer unserer himmelschreienden Zustände." „Mein Goit. bas ist ja schrecklich", ereiferte sie sich, „aber man muß iknen bock endlich Gerechtigkeit widerfahren lassen." Der Commendätore zog die Schultern hoch und spitzte den Mund wie ein o. Das sagen Sie, Signora Maria, weil Sie unsere Zustände, untere R-ckrer un'ere Justiz nicht kennen. Ich sage Ihnen — e ne Canagleria unter uns! Man beutet uns aus bis auf den testen Knopf, Jahr aus, Jahr rin, uns wenn wir Processe iudren, bekommt nur der Recht,'der tüchtig bezahlen kann." „Aber das ist ja furchtbar!" rief die Justizräthin unwill kürlich erschrocken aus. Sie wußte eben noch nicht, daß die Nea politaner, besonders wenn es ihnen schlecht geht, mit großer Vor liebe ihre Regierung für alles Unheil verantwortlich machemund sich in den blutigsten Ausdrücken Uber sie ergehen, um dadurch sich selbst als die armen Opferlämmer hinzustellen. „Das ist es, Donna Maria. Sie haben ganz recht. Es ist furchtbar. Wenn Graf Starace", fuhr der iCommfndatore eifrig fort, „einmal durch einen glücklichen Zufall einige Tausend Lire in die Hände bekäme, in wenigen Monaten, oder ich will sagen, in einem halben Jahre, wäre s»in Proceß entschieden. Mein Wort darauf. Sie kennen unsere Richter nicht. Nur einige lumpige Tausend Lire, und Alles ist gemacht, während sich so die Processe bandwurmartig von einer Instanz in die andere, aus einem Stadium ins andere hinziehen, endlos, unabsehbar. Man zieht die Politik hinein, ich bitte Sie, die Politik, wo es sich dock nur um das nackte Mein und Tein handelt, aber man braucht einen Vorwand, und die Politik eignet sich dazu vortrefflich. Und wenn man mit dem einen Vorwand fertig ist, fängt man mit dem andern an. Noch einmal: Sie kennen unser« Richter nichr. Aber es wird ein Tag kommen, dessen bin ich sicher, wo alle diese Rechnungen geregelt werden." „Ist Graf Starace so arm, daß er die paar Tausend Lire nickt zusammen bringen kann." „Graf starace — ich kenne ihn ja von seinen Kindcrjahren an und kannte auch seine Eltern — ist der ehrlichste, fleißigste Mensch Vieser Welt. Er hat in seinem Leben etwas Recht schaffenes gelernt und ist Professor der modernen Sprachen. Das ist Alles ganz gut und schön. Die Neapolitaner lernen auch gern fremde Sprachen, aber die Neapolitaner bezahlen nicht gern dafür. Sie werden deshalb seine Situation wohl begreifen. Das Wenige, was er einnimml, theilt er als guter Sohn mit seiner Mutter. Da bleibt für die Proceßfiihrunq wenig übrig." „Wie schade. Man muß ihm helfen." „Es wäre nicht nur ein Verdienst, sondern auch eine gute Speculation, denn er wird gern bereit sein, später Alles doppelt und dreifach zurückzuzahlen." „Wie viel glauben Sie, daß nöthig sein würde, um eine günstige Entscheidung der Processe herbeiznführen?" fragte die Justizräthin naiv. ,,J« nun, sagen wir einmal fünftausend Lire, obgleich ich das natürlich nicht so genau calculiren kann. Graf Starace wird darüber schon genauere Auskunft geben können. Ich per sönlich — obgleich ich nicht im Geringsten dabei betheiligt bin, follte doch meinen, daß eine solche Summe unter allen Umständen genügen müßte." Frau Justitzräthin Wasmulh rechnete im Stillen, fünf tausend Lire waren noch nicht einmal ganz viertausend Mark, eine Lumperei für sie. Sie hatte mehr als das Doppelte jährliches Einkommen und brauchte es nicht einmal vollständig. Sie hätte ganz gut die fünftausend Lire aus ihren jälirlicken Ersparnissen decken können. „Man müßte einmal mit dem .Herrn Contc Starace di Montesanto c Boscoreale von dieser Sache reden", meinte sie, wobei sie den vollen Titel des Grafen Starace mit einer ge wissen Befriedigung aussprach. Sic war vielleicht gar eitel genug, Abend-Ausgabe riPMtrIagMM Druck uud Verlag von L. Pol^ in Leipzig S3. Jahrgang. Dienstag den 14. Februar 1899. FertiHeton kl Die Morgen-AuSgabe erscheint rm '/,? Uhr, die Lbrad-Ausgabe Wochentags um b Uhr. 583 447 487 621 sllvde 0,08). 0,18) 58». - 1035, io Seerasv, in l,«ip»t,. io Oalowbe: crlirolrs" «12 2) «32) voo 8oe». R«»e. 283,2? t28„V 249,2 V2,t» Die Erklärungen, die der Staatssekretär des Auswärtigen von Bülow am Sonnabend im Reichstage über den Stand der handelspolitischen Beziehungen zwischen Tcntschland und den Bereinigten Staaten abgegeben, und die bedeutsame Rede, in der er das politische Ver hältnis zwischen beiden Mächten geschildert hat, liegen jetzt im „Reichsanzeiger" im Wortlaute vor. Aus ihm ergiebt sich, das unser Bericht einer Ergänzung nicht bedarf; durch die sorgfältigen gewählten Wendungen des Wortlautes wird aber der Eindruck noch mehr verstärkt, daß Herr v. Bülow es meisterlich verstanden habe, den historischen Beziehungen zwischen beiden Nationen, wie sie sich seit Friedrichs des Großen Zeit entwickelt und in ernsten Nöthen bethätigt haben, und den idealen und materiellen Banden, welche die Interessen dieser Nationen in paralleler Nebeneinander bewegung erhalten sollten, die Trübungen entgegenzustellen, welche diese alten und segensreichen Beziehungen infolge einer ruchlosen Verhetzung und einer wenigstens zum Theil auf sie zurückzuführenden Abirrung der amerikanischen Behörden 234,^ 138,52 so,6c S8,S« 120.49 47,80 9.56 58,96 1,27', 112, 378. Soutk Annahmeschluß für Anzeigen: Ab end »Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Marge »»Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je ein» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die ExpepitiO» zu richten. Die Londoner „Daily Mail" hatte aus Rom erfahren, daß zwischen Frankreich und Italien ein Abkommen ge troffen worden sei, nach welchem der Besitz von Cap Dumeira an der Küste von Rahctta zwischen beiden Mächten ge theilt wird. Frankreich erhalte dadurch mehrere Meilen Küste am Rothen Meere, die es beseitigen könne, während Italien durch dcu Vertrag mit Egvpteu vou 1883 daran verhindert sei. Die englische Regierung beschäftige diese Concessiou sehr, die Italien gemacht habe, um eine Collision mit Frankreich zu vermeiden, und bereit- habe das englische Kanonenboot „Salamander" die Küste von Nahkita besucht. Hierzu er halten wir folgende Meldung: * Rom, 14. Februar. (Talegr^amm.) Gegenüber der Meldung der „DailyMail" erklärt die „Tribuna", daß kein Theil des Gebietes von Naheita von Italien an irgend eine Macht abgetreten worden, sei. Die Rechte Italiens seien neuerlich von der sranzösijchen Regierung anerkannt worden, die sie niemals außer Acht zu lassen beabsichtige. Bezüglich der Absteckung der französisch, italienischen Grenze vvn Raheita, fügt die „Tribuna" hinzu, sei noch nichts bestimmt; die Verhandlungen würden vielmehr in Rom von dem sranzösijchen Gesandten Barrere und den« Minister des Auswärtigen mit dem gleichen Wunsche sortgesührt, der Frage jede Schärfe zu benehmen. DaS ist jedenfalls nur ein halbes Dementi, das fast wie eine halbe Bestätigung der Daily-Mail-Meldnug auSsieht. Allmählich macht sich in England eine Agitation bemerk bar gegen den Bau des Ricaragna-CaualcS durch Amerika allein. Es wird der Union uvch mancherlei Schwierigkeiten bereiten, die Beseitigung des Clayton-Bulwer-Vertrage- durck- zusetzen, der schon längst nur mehr aus dem Papiere, aber immerhin noch besteht. Garfield und sein Nachfolger Harrison AnzeigenPrels die 6 gespaltene Petitzeile SO Pf-. Neclameu unter dem RrdactionSstrich (4«a» spalten) SO 4-, vor den Familtennachrichtei (6gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis» verzeichniß. Tabellarischer und Zissrrnsotz nach höherem Tarif. Ledartion vnd Lrvr-itiou: JohanneSgasse 8. Die Expedition ist Wochentag» nnnnterbroche» vo» früh 8 bi- Abend» 7 lM, Politische Tagesschau. * Leipzig, 14. Februar. Berlin bat seine „landwirthschastliche Woche", jenes Neben- und Aufeinander agrartechnischer und agrarpolitischer Versammlungen, das sich im Februar eines jeden Jahres wiederholt. Es ist dies die Zeit, nach deren Ablauf Jünglinge aus Galizien und stammverwandten Vaterländern die kleinen und mittleren Berliner Weinstuben frequentirt zu haben behaupten, um sodann in ihrer Presse an der blühenden Gesichtsfarbe, dem Leibesumfang — nach der Vor stellung gewisser Berliner Kreise sind alle Landwirthe dick —, hauptsächlich aber an der physischen Consumtionsfähigkeit der Mehrzahl der Gäste dazuthun, daß die Behauptung von einer Krisis in der Landwirthschast die empörendste Lüge sei, die die Weltgeschichte zu verzeichnen habe. Eine Reihe von Jahren hindurch waren freilich Maßlosig keiten dieser Art nur der Widerhall agrarischer Uebertreibungen. In letzter Hinsicht ist eine Besserung eingetreten, die aller dings nicht bei allen Agitatoren auf der soliden Grundlage innerer Bekehrung beruht. Beides zeigte sich auf der gestrigen, sechsten Hauptversammlung des Bundes der Land wirthe. Herr vi. Hahn verrieth bei dieser Gelegenheit durch seine Neve, daß der Zwang zum Maßbalten und zum Verzicht aus unerfüllbare Versprechungen eine Noth ist, aus der eine Tugend zu machen ihm außerordentlich schwer fällt. Doch ist auch hier festzustellen, daß Herr vr. Hahn den Antrag Kanitz, ohne ihn ausdrücklich zu nennen, in einer Weise streifte, der die Absicht, die Bauern noch weiterhin hinter diesem Phantom herzuhetzen, nicht mehr untergelegt werden kann. Dafür spottet seine über die Reichsbank vorgetragene Weisheit jeder Beschreibung. Man muß aber bedenken, daß bei Veran staltungen dieser Art einige kräftige Gerichte scrvirt werden müssen, um der Versammlung das Menu wohlgefällig zu machen. Gestern dürste dies um so nöthiger geschienen haben, als die Redeweise des Präsidenten des Bundes der Landwirthe, v. Wangenheim's, sich vvn seiner eigenen früheren, namentlich aber von seines Vorgängers v. Ploetz Tonart außerordentlich unterschieden und auch ein anderer Redner von der Bundes leitung, vr. Rösicke, sich strict nach dem von ihm aus gesprochenen Satze, der Bund habe seine Sturm- und Drang periode hinter sich liegen, gerichtet hatte. Die Reden, die etwas besagen wollen — wie auch die angenommene Resolution — verrathen Ruhe und — viel Vertrauen zur Regierung. Daß Herr vr. Rösicke auch die Forderung nach der Uebernahme von imperativen Mandaten preiSgab, sei noch ausdrücklich hervorgehoben. Von der Regierung erkannte er an, daß sie „unS" freundlich und entgegenkommend behandelt hat. Zu allerletzt vielleicht etwas zu freundlich. In seinen schon erwähnten Bemerkungen über das Land schulwesen hat sich der Minister von Hammerstein unseres Erachtens mehr als zärtlicher denn als kluger Vater der Landwirthschast gezeigt, und daß er ihr damil nicht genutzt bat, ist im Abzeordnctenhause schon zu Tage getreten. Der Ministerialdirector Küchler vom Eultusiniinsterium, sowie der nationalliberale Abgeordnete vr. Sattler sahen sich durch die eigenthümlichen Betrachtungen des Ministers über die Wirk samkeit der Dorfschulen zu entschiedenen Verwahrungen ver anlaßt. Diese waren zwar äußerlich an die Adresse eines Centrums- manneS, der mit einer Kapuzinade aufgewartet hatte, gerichtet. Daß aber der Beamte des Cultusministers, wie der Ab geordnete den Frhrn. v. Hammerstein-Loxten gemeint hatte, war so klar, daß diese Auseinandersetzungen sogar den Gräfin Marie. Roman von Woldemar Urban. Nachdruck verbot!». Es war am Tage nach ihrem Besuch bei dem Commendätore Cesarirri, als ihr der Kellner der Pension sagte, daß ein Herr im Salon sei, der sie zu sprechen wünsche. Sie hatte eben ge frühstückt und stand rasch auf, um nach dem Salon zu gehen. Da ihr Cont« Starace am Abend vorher mitgetheilt hatte, daß er sie besuchen wolle, so glaubt« sie, dieser würde der Herr sein, >er nach ihr fragte. Als sie aber den 'Salon betrat, säh sie den Commendätore selbst vor sich. „Ah, Herr Commendätore", rief sie lebhaft, „welche unver hoffte Freude. Wie freundlich Sie sind, mich'hier oben aufzu suchen." „Pflicht, Signora Maria, nichts als Pflicht", erwiderte der Commendätore mit ausgesuchter Höflichkeit. „Ich muß mich doch erkundigen, wie Sie nach Hause gekommen sind und wie Ihr Befinden ist. Ich will hoffens daß Conte Starace Ihnen gegen über seine Pflicht gethan hat." „Er ist ein sehr netter Mann. Ich bin ihm zu Dank ver pflichtet." „Bah, versteht sich von selbst, daß man jungen, alleinstehenden Damen in jeder Beziehung zu Diensten ist. Haben Sie das von einem jungen Mann von seinem Rang und seiner Bildung anders erwartete?" „Das nicht, aber " „Und wie gefällt es Ihnen hier, Signora Maria? Ich will hoffen, Sie vermissen hier nichts. Freilich ist das, unter uns gesagt, in einer neapolitanischen Fremdenpension eine etwas ver wegene Hoffnung." „Und di^ch befinde ich irisch hier sehr wohl." „Natürlich für die erste Zeit. Aber wenn man beabsichtigt, längere Zeit in Neapel zu bleiben, ist es doch wohl unerläßlich in seinen eigenen Möbeln zu stehen." „Ich habe wirklich noch^ nicht daran gedacht, Herr Commen- datore. Wenn ich mich aber an meine^Berlnner Wohnung er innere, so tritt meine hiesige, was die Einrichtung anbelangt, sehr zurück. Indessen " „Das kommt Alles mit der Zeit. Beabsichtigen Sie, längeren Aufenthalt in unserer Stadt zu nehmen?" not» 0,08). 0,84). Filiale«: Ltt» Klemm'» Torttm. (Alfred Hahn), Urriversitätsstraße 3 (Pauliriunc), Louis Lösche, Kat-ariueu-r. 14, Part, rmd KöuigSplatz 7. ist nicht so schwarz, wie er gemalt wird. Er weiß von Dingen außerhalb Pretorias nur das, was ihm eine Clique mittheilt, die beständig um ihn ist uud in ihrem eigenen Interesse ihn glauben macht, Laß England Besitz von Transvaal ergreifen will. Leider glaubt der Greis dieser Coterie und handelt demgemäß. Die Bemerkungen der „Pall Mall Gazette" über Len Werth der Walsisch-Bai und den deutsch-englischen Vertrag lassen wir vorläufig dahingestellt und theilen noch mit, daß, wie aus Brüssel gemeldet wird, Cecil RhodeS gern einem „Rufe nach Berlin" folgen würde, uni mit dcu deutschen Kreisen wegen seines gigantischen EiscnbahnprojecteS Fühlung zu suchen. Nach seiner Ueberzeugung giebt «S für die Her stellung einer Bahnverbindung zwischen Kairo und dem Cap nur zwei Möglichkeiten: entweder muß die Bahn durch das deutsche Gebiet geführt oder als Bindeglied für die Gesanuntstrecke ein Dampfervcrkehr zwischen dem Nord- und dem Siideude des TaganyikaseeS geschaffen werden. Auf dem Gebiete des CongostaateS stellen sich dem Bghnbau fast unüberwindlickc natürliche Hindernisse entgegen. König Leopold undRhodeS wissen das wohl,daher war bei ihrerletztenZusammen- kunft nur die Rede vou der Herstellung und Durchlegung einer Telegraphenlinie vou Kairo zum Cap durch das Gebiet des CongostaateS. Hinsichtlich des Bahnbaues scheint König Leopold RbodeS bedeutet zu haben, daß er die Ausführung einer Strecke durch das congolesische Gebiet vielleicht fick selbst vorbebalte. Da soll nun Deutschlanv herhalten, um den Plan Cecil RhodeS', der ganz Afrika in englische Abhängigkeit bringen würde, zu verwirklichen. Vielleicht tbul eS ein Nachtrag zum deutsch-englischen Afrikaabkommeu! Extra-Beilagen (gefalzt), a»r mit dn Morgen.Ausgabe, ohne Postbesörderun? 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Aathes und Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. lieber den auf die Erbauung einer afrikanischen Süd- nordbah» hinauslaufenden Plan Cecil RhodeS'schreibt die „Pall Mall Gazette": AuS verläßlicher Quelle erfahren wir, daß die Regierung den Plan von Cecil Rhodes, eine Eisenbabn vom Cap nach Kairo zu bauen, mit günstigen Augen betrachtet. Anderseits ist sie ent» schlossen, staatliche Garantie nur für einen Theil der Bahn nach dem andern zu übernehmen. Staatliche Hilfe wird der Bahn bis nach dein Zambesi einfach deshalb gewährt werden, weil die Strecke sich rentirrn wird. Die Strecke nach dein Tanga» nyika»See will die britische Regierung nicht garantiren, weil gegen wärtig nicht gezeigt werden kann, daß sich genug Personen» und Güterverkehr auf diesem Theil der Bahn einstellrn würde. Cecil Rhodes drückte die Ueberzeugung aus, daß Nordasrika in wenigen Jahren daS wichtigste Tabak» und Kaffeeland der Welt und zahl reich bevölkert sein werde. Dann mag das Bedürfnis; für eine Eisenbahn entstehen. In Regierungskreisen ist inan dem Gedanken abhold, einen Streifen Land für die Bahn auf nicht-britischem Gebiet zu erwerben. Wahrscheinlich hat Cecil RhodeS den König der Belgier sondirt, ob er ein Wege» recht durch den Congostaat gewähren werde. Der König der Belgier hat- die Bitte abgeschlagen. Vor einiger Zeit hieß es, daß Manche in Sud« asrika dafür seien, dieWalfisch -Bai gegen Abtretung eines Streifen- Landes, durch welches die geplante Bahn gehen soll, an Deutsch land abzutreten. Tatsächlich dürfte man finden, wenn das Abkommen mit Deutschland veröffentlicht wird, daß über die Walfisch-Bai in anderer Weise verfügt worden ist. Der Hafen ist der einzig werthvolle an der Küste von Groß-Nainaqualand. Während er für uns keinen Werth hat, würde er für Deutschland mehr oder weniger werthvoll sein. Nach der Veröffentlichung deS Vertrages wird alles Geschwätz über einen Krieg zwischen England und Transvaal verstummen, da wir dann geschäftliche Mittel haben, ein besseres Berhültniß zu den Boeren zu erzwingen. Wahrscheinlich aber wird Präsident Krüger schon vordem freund schaftlichere Beziehungen angebahnt haben, nachdem Sir Alfred Milner sich mit ihm in Pretoria besprochen hat. Präsident Krüger BezugS-PreiS A» t» Hauptexpedition oder den im Stadt» deiirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich^4.50, »ei zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus 5.50. Durch die Post bezogen für Leutschlaud und Oesterreich: vierteljährlich . Directe tägliche Krruzbandjenduug tu» Ausland: monatlich 7.ÜS. von der Bahn loyaler Auslegung unzweideutiger Verträge er litten haben. Und ebenso wird der Eindruck verstärkt, daß der Staatssekretär, indem er lediglich dieThatsachen sprechen ließ, jede Schärfe vermied und der amerikanischen Regierung durch den Hinweis auf die für beide Theile aus der Rückkehr zu dem alten Verhältniß entspringenden Vortheile goldene Brückcn baute, die sie nur zu betreten braucht, um einer weiteren Entfremdung und ihren Folgen vorzubeugen. So weit sich auS den bisher bekannt gewordenen beachtenswerthen Stimmen des Auslandes schließen läßt, hat denn auch dieses ebenso vorsichtige, wie klare, Vertrauen entgegenbringende und Ver trauen fordernde und die Gerechtigkeit der eigenen Sache über jeden Zweifel erhebende Auftreten des Vertreters der deutschen Regierung sehr günstig gewirkt. AuS den lebhaften Zustimmungen, die aus allen Theilen des Reiches vorliegen, ergiebt sich als besonderer Gewinn für die Ge staltung der innerpolitischen Verhältnisse die auch auf dem umstrittenen wirthschaftlichen Gebiete mehr und mehr zum Durchbruch gelangende Einsicht, daß bei allen Gegensätzen auf diesem Gebiete das Endziel aller parlamentarischen Ver handlungen immer sein muß: hinter eine ihrer Pflichten sich bewußte Regierung dem Auslande gegenüber eine vertrauende geschlossene öffentliche Meinung zu setzen. Anlaß zum Entstehen deS Gerüchts über einen Conflict in der Regierung und ein EntlafsungSaesuch des Landwirthschafts- ministers gaben. Daran ist nichts Wahres und nicht glaublicher ist die freisinnige Erzählung, in einer früheren Rede deS Frhrn. v. Hamlnerstein habe man nachträglich so heftige Sachen aufgefunden, daß das Auswärtige Amt gegen ihre Auf nahme in den amtlichen stenographischen Bericht Einspruch erhoben habe und die stärksten Stellen im Einverständnis? mit dem Präsidium des Abgeordnetenhauses bei dem Abdruck fortgeblieben seien. Das klingt, wie gesagt, nicht wahr scheinlich. Herr v. Hammerstein genießt das Privi legium, daß man ihm Gesprochenes nicht leicht nach trägt, weil man weiß, daß er es „so böse nicht meint". Und was die Krisengerüchte anlangt, so steht er heute fest, freilich nur beute. Aber das Morgen ist unter dem neuen Curs immer dunkel. Und der Hinweis auf diese Unsicherheit ist, wie wir gern hervorheben, die Stelle in der gestrigen Versammlungsrede des Herrn v. Wangenheim, wo der Präsident des Bundes der Landwirthe am schärfsten geworden ist. Er sprach: „Das deutsche Volk ist gewohnt, von starker Hand zielbewußt gelenkt zu werden, und die Unsicher heit, wohin die Fahrt geht, lastet auf ihm." DaS dunkle Gefühl, von dem hier die Rede ist, ist zur Zeit wieder einmal erheblich verstärkt durch daS Ausbleiben einer Ent schließung über die Bestätigung oder Nichtbestätigung deS zum Berliner Oberbürgermeister gewählten, der Welt im klebrigen herzlich gleichgiltigen Herrn Kirschner. Die An gelegenheit wurde, wie schon gemeldet, gestern imAbgevrd- netenhause abermals zur Sprache gebracht und wieder mit dem Ergebniß, daß der Minister des Innern sich in der Sache als das Gegentheil eines Ministers nach der Auffassung Bismarck's erwies und eine in der Form constitutiouelle, inhaltlich aber constitutionswidrige Theorie zum Besten gab, die schon früher selbst einen frciconservativen Abgeordneten und auch gestern einen Mann wie Herrn v. Kar- dorff zu energischem Widerspruch heraussordcrte. Minister v.d. Recke lächelte,aber nur sein bekanntes,annoch unergründetes Lächeln, als der loyale alte Parlamentarier erklärte: „DaS Bestätigungsrecht kann und muß hier diScutirt werden. Wir wollen die konstitutionellen Rechte sesthalten und an dieser Feststhaltung hat jede Partei ein Interesse." Dieser letzteren Ansicht waren nun die Conservativen nicht. Sie ließen etwas wie das Gegentheil erklären, die endliche Bestätigung Kirschner'S wünschte aber auch ihr Redner. ailv«e«l» b»k»otien' ; aä«rb»ak »odtleirreck. S rk. I,oo»« 3vu>« tlootrv 237,2c 1»» ttootLU »K-Lotleo »t«rck»w teod« klet», ck. Vectreel >,«r V«oU»«I olsoue Knoter» »^»nknotell er Suixereu rer «id« — - Llolltullvertt»« »8 s. Osetsrr. Orscli Ltio. lro»«i» b»rcksn w»i»d»Ntr riolo Lceoel-^otiei» 3627 >«.> oxieeea i 26,40 Ltckiecoat l 2', »t. Kull» vLvd sedier- -um Ourcbbruci W Lllimirk, später iplsrvsrtds bevor upkeruetisi» — ist. t'rsucd iiitj Mskelck Lriei t. Sil. l. Lw. k. Lllev.scki. selitlow.-S. vl)oa cko. >dl. v. 1880 SO 151 : 54,5» r»e kost. ldrix 83,25 nar. wu.Lsesa/katir. r»rut»r". ckrack verboten : v.' -krior. :.ekio.LnI los.so cko. cko. 89,40 100,80 Ool-ireore Hroiieiir. 98,1» oxirr. ^.ol. 87,— ^Siend-kr 60,5» a» kseiüc 84,— celd.krio». 80,70 rä.>:i».-kr. 80,50 »ernksoiSe — dioräoetb. 100,5» vluolld. 78,50 erickiooeld 142.5» lweerdebo 109,1» Liwpioli 88,70 tckiecont 3^ ebe» 6elck i. Svp-L.- Vlk, VIll 101,75 td.r.Ootde 131,75 »denk 165,5» iicbeSeoil 134,75 StrLeed. 202,40 -I.?f«iii«b. 323,So 8tr»«»eirb 85,— b.Strsssk. 160,— lick^rion 309.— ilussstsdi 302.50 er (iusssf. 142,50 :r. tter-v. 137.30 r. 1-bullir 185,10 i.tVüdelw 223,60 .lciektr-^ 170,— j-Uektr. .V 180,50 Mrl-'.Ieirtr. 181,90 ib.vksrckd. 140,10 214.4» i;<ii><oL iirlrliLr-.t 91,— 0r.-.4iret 186- cied.-Ssci. 117,40 8t. 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