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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.02.1899
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990215021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899021502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899021502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-02
- Tag1899-02-15
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Abend-Ausgabe WpMrr TllgMalt Anzeiger »0 Druck uud Berla» voa E. Volz in Lripjke. 93. Jahrgang. 84 Mittwoch den 15. Februar 1899. ä. I > c Feuilleton i r»8a« «nur SIS.— 213,30 »1 kie Morgen-AuSgabe erscheint «in '/,7 Uhr, dir Abend-AuSgabe Wochentag« um 5 Uhr. 101 75 131.81 185,20 134,75 :IcU»It«ua. u 8p»llt«i VlirUeu. etlrii r«,r. 8755 800 —«0 M I575O 72b Wie wir zur TreyfuS-Affairc meldeten, bat das Pariser „Journal" ein Telegramm auS Bellay mit der Meldung ge bracht, ein gewisser Heg ler wäre dort das Opfer eines Mord versuches geworden oder hätte einen Selbstmordversuch >u/8utir >rdo!«o > 76 50 143,7» 110.40 87.80 105,SO 88.40 100,70 88,20 80,80 «0,40 84,- 80,00 80.75 Das Feuer des deutsch-tschechische» Kampfes wird von den Tschechen immer von Neuem angefacht. An dem unglück lichen Borfall, bei dem der tschechische Student Linhart, nach dem er den deutschen Studenten Biberle mit einem Knüttel zu Boden geschlagen hatte, durch einen Revolverschuß seines Gegners getovtet worden war, knüpfen sich nunmehr noch weitere Borgänge. In den deutsch-böhmischen Kreisen herrscht ein allgenieines Gefühl von Erbitterung über die offenbare Un gerechtigkeit und politische Tendenz des Gerichtshofes, der den Deutschen zu drei Monaten Kerker verurtheilte, obgleich die Verhandlung außerZweifel stellte, daß er blutüberströmt und > <>< »> atxitx ,?rU>, opl»': »pla» Redaktion und Expedition: JohanneSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geössoet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: ktto Klemm'- Sortim. iNlfred Habnl» Universittitsstraße 3 (Pauliuniü), Louis Lüsche, katbar'nenlir. 14. part. und Königsplatz 7. Ännahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 16 Uhr. Mrrge ».Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je »in» halbe Stunde früher. Anzeige» sind stets an die Expedition zu richten. abzestimmt und diese Forderung mit 1'- gegen 10 Stimmen — eigentlich mit 1V gegen 10, da der Abg. Lieber, der sich nur aus Gründen der Geschäftsordnung der Abstimmung enthielt, zweifellos aus der Seite der Mehrheit steht — an genommen. Dieser Beschluß der Commission ist insofern bedeutsam, als die Vermehrung der Bataillone in gewissem Maße die Vermehrung der Präsenzstärke bedingt. 84,30 181.50 240.80 114 50 SUS IS» ,40 180.40 188 »0 116,75 ISSIO 83,75> 54,80 edveaeU. »81,— Ilo4S,- >U«a 3815 l 28.20 I 2'» Stslix. er.I iüff 78^, daß sie nun aber Ernst machen und morgen mit den italienischen Lectionen anfangen müßten. Er begleitete sie natürlich wieder nach .Hause. Es war Essenszeit. Sie ging aber nicht zum Essen, sondern ließ sich bei Tisch entschuldigen, indem sie behauptete, sie sei nicht wohl und legt« sich zu Bett. Dabei kamen ihr noch allerhand tolle und lustige Gedanken bezüglich der Lectionen, die sie von morgen an beim Grafen nehmen würde. Ec war ein so hübscher Mann. — Sie wußte gar nicht, daß diese Lectionen bereits in der bedenk lichsten Art begonnen hatten. VI. In diesen Tagen machten die neapolitanischen Tageszeitungen viel Wesens von einem jungen Mann, Namens Giuliano Looatti, der seine Schwester erstochen hatte, angeblich weil er seine Familienehre durch den Lebenswandel seiner Schwester verletzt fand, in Wirklichkeit aber — wie die Anklage behauptet hatte — um sich in das Erbe seiner Schwester zu setzen. Man stritt viel hin und her. Der Mann war ins Zuchthaus geschickt worden, trotz der glänzenden Vertheidigungsrede des Rechtsanwalts Antonio Earuso, und die Journale, die natürlich in das Horn der öffentlichen 'Moral und Ethik stießen, behaupteten, dem jungen Mann sei Unrecht geschehen und er habe nicht nur ein Recht, sondern auch eine Pflicht gehabt, seine Familienehre zu retten, wenn auch nicht gerade in der Weise, wie geschehen. Die Richter waren wie gesagt anderer Meinung gewesen und da die Klugheit der Neapolitaner im großen Ganzen darin be steht, von ihrem Nebenmenschen immer das Schlechteste zu glauben und darin auch überraschend oft Recht behalten, so blieb das große Publicum bei der papierncn Entrüstung in den Journalen theilnahmlos und gab den Richtern Recht. Annuziata Cesarini war über das Urtheil empört. Mit der ihr eigenthümlichen lebhaften und geweckten Leidenschaftlichkeit hatte sie den Fall aufgegriffen und verfolgt. Sie war in der betreffenden Verhandlung gewesen. Ihre Ileberzeugung war, daß dem Mädchen für ihren lülxrlichen Lebtnswandtl ihr Recht geschehen und dem Mörder Unrecht gethan worden sei. Ihre Schwester, die Santa, zuckte gleichgiltig die Schultern und meint«, die Erregung Anunziata'S sei wohl mehr der Ver- th«idigunqsred« Don Antonio s als dem Fall an und für sich zyzuschreiben. Nicht der jung« Lovatti, sondern sein hübscher Vertheidiger interessire sie. Es war Donnerstag kurz vor drei Uhr, als Anunziaia zu ihrer Schwester und deren Vater ins Zimmer trat, zum Aus gehen gekleidet. „Du gehst aus?" fragte die Santa. Vor den Neichstagswahlen und auch noch vor den preußischen AbgeordnetenhauSwahlen nahmen in der fort schrittlichen Presse die Klagen über die hohe» Fleischpreise kein Ende. Nun kann mau ja gewiß auf dem Standpunkte stehen, daß im Interesse der Consumenten billige Fleischpreise unter allen Umständen durchgeführt werden müßten, selbst wenn der heimische Viehbestand der Gefahr der Verseuchung unterliegen oder die heimische Landwirthschast auf das Schwerste geschädigt werden sollte. Dann aber muß das Princip der billigen Fleischpreis« ehrlich durchgefochten werde». Nun hat soeben die Breslauer Stadtverordneten- Bersammlung beschlossen, die städtische Schlachtsteuer aufrecht zu erhalten. Die Majorität der Breslauer Stadt verordneten gehört der Fortschrittspartei an; sie hätte also die Aushebung oder mindestens Verringerung der Schlacht steuer durchsetzen können. Wenn statt dessen volle zwei Drittel der Stadtverordneten gegen die Aufhebung der Schlachtsteuer stunmtcn, so muß ein guter Tbeil der fort schrittlichen Sladlväter au einem Beschlüsse mitgewirkt haben, der eine erhebliche Bertheuerung ter Fleischpreise auf recht erhält. Die städtische Ccklachtsteuer in Breslau bringt 1^/4 Millionen Mark ei». Da Breslau eine Bevölkerung von rund 350 000 Seelen hat, so kemuien auf den Kopf der Bevölkerung genau 5 an Schlachtsteuer. Rechnet man auf die Familie 5 Personen, so wird jeder Haushalt durch schnittlich durch die Schlachtsteuer mit 25 jährlich belastet. Die Arbeitslöhne in Breslau sind keine allzuhohen, man wird jedenfalls den Durchschnittsverdienst des Arbeiters kaum auf mehr als 1000 bemessen dürfen. Wäre der Fleisch verbrauch ein gleichmäßiger, so würde also eine Arbeiter familie durch die Schlachtsteuer mit 2>/r Procent des Ein- kcmmcnS betroffen werden. Man hat schon große Beschwerden über die Fleijchnotb erhoben, als das Pfund Fleisch 5 oder allenfalls 10 theurer war, als eS dein Durchschnitte der Fleischpreise entspricht. Es würde also ein jährlicher Fleischkonsum von 250—500 Pfd. Fleisch dazu gehören, um durch die höheren Fleischpreise des vergangenen Sommers eine Familie in demselben Maße zu belasten, wie es durch die Breslauer Schlachtsteuer geschieht. Theorie und Praxis sind also bei den Fortschrittlern recbt verschieden. Wo man sich in der Opposition befindet, schilt man auf die Grenz sperren, die angeblich das Fleisch vertheuern; wo man aber selbst an der Regierung ist, denkt mau nicht daran, durch die Aufhebung der Schlachtsteuer das Fleisch zu verbilligen. Von verschiedenen Seiten wird gemeldet, daß Cecil Rhade» bereits in Berlin eingetroffen sei, u>n der Neicksregie- rung seine Pläne über eine Telegraphen- und Eisen bahnverbindung vom Cap zum Nil zu entwickeln und sich den Weg dafür durch den Westen Tculsch-OstafrikaS zu sichern. Das ist unrichtig. Cecil Rhodes verweilt zur Zeit in Kairo und wartet noch auf den „Ruf nach Berlin". Zu dem von uns gestern schon erwähnten Project wird dem officiösen „Hamb. Corr." auö Berlin geschrieben: „Hier wird anerkaunt, daß die Herstellung einer direkten, Afrika von Norden nach Süden durchschneidenden Eisenbahn zweifellos i»i Interesse des allgemeinen Verkehrs und insbesondere derjenigen Nationen sein würde, die in Afrika Besitzungen haben, also auch Deutschlands. Man zweifelt auch nicht daran, daß das Project früher oder spater zur Ausführung gelangen werde. Was die Durchführung der Bahn durch das dentsch-ostafri- konische Gebiet betrifft, so ist es noch nicht an der Zeit, in nähere Erörterungen über die deutscherseits zu sormulirenden Be- dingungen einzutreten. Selbstverständlich ober würde Deutschland seine Souveränetütsrechte ebenso aufrecht erhalten wollen, wie es das seiner Zeit gegenüber dem Rhodes'jchen Project der Durchführung einer Telr» graphenlinie von Kairo zum Cap gethan hat." Ueber die Pläne Rhodes' selbst kann Folgendes mitgetheilt werden: Die „African TranScontinental Telegraph Company", Anzeige«,Preis die 6 gespaltene Petffzeile 20 Pfg.^ Reclamen unter dem Redactionsstrick (4>— spalten) 50^, vor den Familieniiackrichie» (L gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis« vcrzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz »ach höhere», Tarif. „Wer hat ihn bezahlt?" Sie sah ihn erstaunt an. Er wurde immer erregter, immer dringender und energischer. „Ich trxiß es nicht. Ich weiß nur, daß Papa in irgend einer Werse Hilfe geschafft haben wird, wie schon so manches Mal. Ich wollte nur nicht" — fuhr sie etwas verschämt und schüchtern fort, „daß Du in die Sache verwickelt werden solltest. Du wirst Dir denken, wie peinlich cs überhaupt für mich ist, Dir in dieser Weise unsere Mnöre zu enthüllen. Ich würd« es auch nie gethan haben, wenn Du nicht so eindringlichst verlangt hättest, Alles, Alles zu wissen." „Aber wer, wer Hot das Geld bezahlt?" fragte er immer stürmischer. „Ich weiß es wirklich nicht, Antonio", sagte sie aufrichtig, „ich weiß nur, daß das Geld bezahlt ist und daß Popo wieder für einige Zeit aus oller Verlegenheit ist. Wenn Du also —" „Man schüttelt viertausend Lire nicht so ohne Weiteres aus dem Aermel", unterbrach er sie forschend. „Solltest Du wirtlich nicht wissen, woher das Geld stammt?" „Ich sagt« Dir schon, daß ich es nicht weiß, möglich aber ist, daß Papa es irgend wo geborgt hat. Es ist nicht das erste Mal, daß er sich auf diese Weise hilft." „Auf diese Weise", wiederholte er zerstreut und nachdenklich. „Was fällt Dir dabei auf? Ich sollte meinen, es kümmert uns weniger, wie Papa sich hilft, wenn er sich nur hilft." „So? meinst Du?" fragte er sie mißtrauisch und fest an sehens, „doch nicht so ganz. Wer fuhr denn am Montag Abend, nachdem die Gäste aus Eurem Hause gegangen waren, mit der Droschke fort?" „Aus unserem Haust? Mit der Droschke?" „Thu' doch nicht so erstaunt, als ob Du von nichts wüßtest. Ich babe Dich genau erkannt. Ich habe sogar Dein dunkel blaues Kleid, was Tu a.n selben Abcnd trugst, unter dem Mantel erkannt, trotz der Finsterniß. Hast Du ein so kurzes Ge- dächtniß, daß Du so auffällige Vorgänge so rasch vergißt?" Seine Stimme zitterte, als er das sagte und feine Züge drückten die äußerste Erregung aus, als ob die Eifersucht — da» grinsend« Scheusal — in ihm tobe, oder als ob ein fürchter licher, häßlicher Verdacht in ihm aufgestiegen fei. „Du host mich erkannt?" fragt« sie erstaunt. »Ja, ja, ganz genau. Ich stand keine zwanzig Schritt von Dir entfernt, al» Du in den Wagen stiegest. Dort hinter der großen Fächerpalme. Ich kann Dir den Ort zeigen, wenn wir nachher fortgehen." -.Ilm welche Z»it war das?" „Ja. Ich habe der alten Morosi «inen Besuch versprochen." Langsam, wie prüfend und mißtrauisch, hob sie Santa Len Blick und sah ihre Schwester durchdringend, fast finster an, sagte aber kein Wort. Anunziata beachtete das nicht und ging. In der Villa, wo gerade wegen des Militärconcerts, das dort unter dem großen Pavillon neben dem Cafö Vacca statt fand, eine größere Menschenmenge angesammelt war, mischte sie sich unter die Menge, so daß sie auch ein etwa verfolgender Blick verlieren mußte. Dann kehrte sie nach dem Cafehause zurück, wo sie Don Antonio schon erwartete. „Wo bleibst Du so lange?" fragte er ungeduldig, „ich dachte schon. Du kämest 'nicht." „Was hast Du denn? Du bist so erregt. Es ist doch eben erst Drei. Ich muß auch bald wieder fort." „Wohin?" „Zur alten Morosi." „Warum nicht gar. Ich habe Dich Vielerlei zu fragen." „Was denn?" „Komm. Nicht hier." Sir traten in das Caffhaus ein. Don Antonio bestellte etwas Eis und nahm mit Anunziata hinter dem Vorbau Platz, der die Küche verdeckt. Sic waren dort ungestört und un beobachtet. Dort tuschelten sie zusammen wie zwei Ver schworene, häufig verliebte Blicke austauschend, Hand in Hand, als ob sie mit einer magnetischen Kraft aminandrr gekettet wären. Erregt, hastig, halblaut unterhielten sie sich. „Hast Du mit Deinem Vater gesprochen?" fragte er. „Nein, noch nicht. Es ist auch nicht nöthig." .Es ist durchaus nöthig. Ich muß Alles, Alles wissen, Anunziata. Weshalb sollte ich neulich Abend nicht mit ihm sprechen? Du muht mir Alles sagen. Denn es steht Alles auf dem Spiele. An wen soll ich mich halten, wem glauben und vertrauen, wenn nicht Dir." „Sprich doch nicht so laut. Ich will Dir Alles sagen, Papa war am Montag rn äußerster Verlegenheit. Es mußte ein Wechiel von viertausend Lire eingelöst werden, den die Bank des Directors de Mattia im Besitz hatte und dessen Bezahlung Papa wie gewöhnlich bis auf die letzte Minute hinausgeschoben. Ich hörte schon, wie er früh mit dem Bankboten sprach und ihm sagte, er wolle da» mit dem Direktor d« Mattia persönlich regeln." „Nun? Und ist «s geregelt?" „Ja. Der Wechsel ist bezahlt. Ich weiß es. Ich habe das Papier selbst in Papas Händen gesehen." «sxtra-Beilagen (gefalzt), nur mit dn Morgen.Ausgabe, ohne Postbefürdernn^ 60 —, mit Postbesürderung 70.—. Gräfin Marie. Roman von Wolde mar Urban. Nachtruck »vbcNn. Natürlich wurde sie rasch müde. Dieses ewige Auf und Ab über Treppen und steiles, löcheriges, schmutz-starrendes Pflaster, dieser Lärm an allen Ecken und Enden macht schließlich nervös. Sie gingen an einer kleinen schmutzigen Weintneipe im Vicolo Conte di Mola vorbei. Auf dem Schild lcy- sie, daß in diesem Loch Ischia-Wein für fünf Saldi der halbe Liter ver kauft wurde. „Wollen Sie probiren?" fragte Graf Starace, wohl scherz weise. Sie ging aber darauf ein, nachdem er sie darüber be ruhigt, daß dabei durchaus nichts Ungewöhnliches sei. „Die Neapolitaner sind in diesem Puncte sehr patriarchalisch und Niemand findet etwas Unpassendes darin, wenn man seinen Durst in solchen Localen löscht. Kein Graf und kein Herzog verschmäht es hier, sich mit einem Lastträger oder Eseltreiber auf eine Bank zu setzen, vorausgesetzt, daß der Wein gut ist", er läuterte er ihr. Sie fand das sehr hübsch und da sie wirklich glaubte, das Bedürfniß nach einem Glas Wein zu haben, so traten sie ein. Zuerst fühlte sie sich in dem elenden Local so unbehaglich wie möglich. Es roch nach Gott weiß was Allem. Als sie aber einige Gläser getrunken hatte, wurde es ihr besser. Es gefiel ihr schließlich sogar und als sich schließlich herausstellte, saß der Graf — sein Portemonnaie vergessen hatte, brachte sie Vas in eine solche Heiterkeit, daß sie noch einen halben Liter bestellte. Graf Starace trank sehr wenig und blieb sehr nüchtern. Als er aber sah, daß ihr das Trinken Spaß machte, wurde er nicht müde, ihr vorzureden, daß das Trinken «ine sehr schöne Sache sei und daß er die Deutschen speciell darum liebe, weil sie sas Trinken aus dem ff verstehen. Außerdem sei Jeder frei und könne thun, was ihm beliebe. Nichts sei häßlicher, al» sich in seinen persönlichen Gewohnheiten und Liebhabereien zu beschränken. Weshalb denn? Und dann stieß er mit ihr an und sah ihr verliebt in die Augen. Sie erwidert« sein« Blicke, lächelnd, freundlich, wie ermuthigend, und Schüchternheit war gerade nicht der Fehler de» Grafen. Mz sie endlich im Finster werden da» Local wieder verlithen, sprachen 'sie lachend davon, BezugSPrelS tu des Hauptexpeditton oder den im Stadt« bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen ab geholt: vierteljährlich.^4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins HauS VL 5.50. Durch die Post bezogen für Teutschland und Oesterreich: vierteliabrlich 6.—. Directe tägliche Kreuzbandiendung tn« Ausland: monatlich 7.5L>. Politische Tagesschau. * Leipzig, 15. Februar. Während gestern das Plenum des Reichstags die schon vorgestern begonnene erste Berathung reS Jnvalideu- versicherungsgesetzes fortsetzte, ohne sie zu Ende zu führen uns klar erkennen zu lassen, ob und wie über den um strittensten Punkt der Vorlage, den Vermögensausgleich der Versicherungsanstalten, eine Verständigung der Parteien unter einander und mit der Regierung möglich sein wird, setzte die Budgetcommission die Berathung der Militärvorlage mit einem Erfolge fort, der zu der Erwartung berechtigt, daß die Vorlage vom Plenum mit großer Mehrheit werde an genommen werden. Denn im Verlauf der Debatte erklärte ter Ceutruinsabgeordnete Müller-Fulba, der am Freitag noch gegen tie Artillerieforderungen gestimmt, daß er auch diesen Widerspruch nunmekr zurückziehe — sehr zum Verdruß der Socialdemokratie, die dem Centrum „Umfallöpvlitik" zum Vorwurf machen und die Berufung des Abg. Müller-Fulda auf die neuen Eröffnungen dcS KricgSniinisters v. Goßler nicht gelten lassen wollte. Um die Annahme der Vorlage zu erschweren, hatte die äußerste Linke eine allgemeine politische Begründung verlangt. Gründe solcher Art Halle auch ein Tbeil der Centrumspartei gewünscht, allerdings von anderen Gesichts punkten aus: um sich die Zustimmung zur Vorlage damit zu erleichtern. Der KriegSmiiiister handelte, da eine solche Discussion in diesem Moment nicht förderlich war, nun mit derselben Offenheit, die seiner Zeit so erfolgreich zur Bewilligung der neuen Schuelllade- geschütze geführt hatte: Er legte der Commission nahe, von solchen Eröffnungen abzuschcn, auf die Stellung Deutschlands dem Auslände gegenüber aus dem glänzende» Erfolge der soeben neu aufgelegten Anleihen zu schließen, und tie Vor lage lediglich militärisch und technisch zu behandeln. Und so entwickelte denn der Kriegsministcr die künftige Verwendung der Truppen: wie nothwendig es sei, die jüngeren Mann schaften in die vordere Linie zu stellen und die älteren Leute zu schonen. Auf besondere Anregung de« CentruinS- abgeordnete» Gröber fügte er «in« Schilderung dcS Standes der französischen Armee hinzu, die sich in fortgesetzter Entwickelung befindet, wie auch Rußland unausgesetzt seine Organisation vervollkommnet. Daher wirkte eS überzeugend, als der Kriegsminister schloß, Laß diese Vor lage den Frieden auf Jahre hinaus sicher stellen werde, und doppelt kläglich, als die Opposition der Abgg. Bebel und Richter, sich hinter haltlose Schlagworte flüchtend, daS öde, alte „Nein" wiederholte. Taß die Vertreter der „herrschenden Partei" an einer solchen Politik sich zu betheiligen kein Ver langen spürten, war unschwer zu begreifen. In der Sache selbst schritt die Berathung schnell vorwärts. Zunächst stand die Neuorganisation der Armeecorps, nach der das Reichsgebiet künftig militärisch in 22 Aruieecorpsbezirke eingetheilt werden soll, zur Verhandlung. Wie bereits auö dem im heutigen Morgeublatte mit» gctheilten Commissionsberichte ersichtlich geworden, wurde diese Bestimmung mit 20 gegen 8 Stimmen angenommen. Treffender als durch diese Abstimmung konnte nicht erwiesen werde», daß es vor Allem der Freisinnigen Volksvartei mit allem Hin- und Hergerede nur um eine einigermaßen repu- tabie Begründung ihrer ablehnenden Haltung zu thun und ihr die Vorlage selbst Nebensache geworden war. Darauf wurde über die in der Vorlage über die künftige Friedens präsenzstärke geforderte Zahl der Infanterie-Bataillone AiltLskkatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes und Volizei-Arntes der Ltadt Leipzig. IN Lio.as, I.8S, 5proc, e»4tt»oU«i k>«e. ' 881,— 12»,— 24»,— 84»,— «8,30 t»»2SS, I » , 235,7S 188,7b I 88,80 auf dem Boden liegend, von zwei Tschechen mit deren Knütteln fortgesetzt bearbeitet wurde und sich also, als er seinen Revolver zog und gegen seine Angreifer Schüsse abgab, sich im Zustande äußerster Nothwehr befunden hatte. Die Tschechen dagegen haben natürlich in der gerichtlichen Aburtheilung des halb erschlagenen Deutschen nur die Ermunterung erblickt, ihre unverschämte Hetze gegen die Prager deutschen Studenten noch in gesteigertem Maße sortzusetzen. Der jungtschechische Reichsrathsabgeordnete BreznovSky, der auch Mitglied des Prager StadtratbeS ist, führte in dieser Körperschaft öffentlich Klage darüber, daß sich in der Stadt Prag, „von Alkohol durchseuchte Individuen" herumtreibcn und die Sicherheit der tschechischen Be völkerung gefährden. ES habe in Prag eine Anzahl von Trunkenbolden als preußische Vorhut festen Fuß gefaßt und durchstreiche die Hauptstadt des Königreichs Böhmen mit dem Revolver in der Hand! Mit allen diesen Kosenamen wird natürlich die deutsche Studentenschaft der ältesten deutschen Universität geineiut und aus dem Rath hause heraus wird auf solche Art der Cominaudoruf an den mehr oder minder gebildeten tschechischen Pöbel ausgestoßen, über die deutschen Studenten herzufallen. Dieser blutrünstige tschechische Abgeordnete verlangte ein Votum der Prager Ge- ineindevertretuug, daß die Polizei entweder den deutschen Studenten keine Waffenpässe mehr ausfolgen oder aber die gcsauimte tschechische Bevölkerung von Prag mit derlei Erlaubnißscheinen zur allgemeinen Ausrüstung versehe. Der tschechische Hetzbürgernieistcr Poldlipuy ging verständnißvoll auf die Beschwerde Breznovsky's ein, wies sie in aller Form dem Stadtrathe zur Vorberathunz zu und so wird eS binnen Kurzem noch eine weitere ausgewachsene Debatte über diesen höchst feuergefährlichen Gegenstand geben. Die Frage ist wohl begründet, ob unter diesen auf Leben und Tod zugcspitzleu National-Gegcnsätzen eine Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen, von der die Wiener Regierung immer noch träumt, überhaupt denkbar sei. 58,»-e- 180.40 47,80 s^8 58,87-.- 1^7», 118.— 377,— deren Gründer und Hauptactionär Cecil NhodeS ist, bat es unternommen, 4.184 Kilometer telegraphische Drähte zu legen, die Salisbury, die Hauptstadt Rbe- oesias mit Faschoda verbinden und auf diese Weise das telegraphische System zwischen dem Cap und dein Mittelländischen Meer vervollständigen sollen. Egypten wird seine Linie bis nach Faschoda fortführen, die Capcolonie wird ihre Linie bis Mafeking vervollständigen. Zwischen diesen beiden äußersten Puncten liegt die Linie, deren Bau der Chartered Company obliegt und die sich durch ihr ganzes Gebiet zieht; der Rest wird von der Transcontinental Com pany gebaut. Die Linie zwischen dem Cap und Alexandrien wird eine Gesammtentwickelung von 15 500 Icm bähe» und zwar 1400 Icm für den Abschnitt Cap-Masekiug, 1163 Icm für die egyptische Linie bi« Faschoda und 5631 Icm für die Chartered Company und die Transcontineutal Com pany. Ais heute ist schon die Linie zwischen Salisbury und Karon ga am Nyassa im Betriebe; eine in Karonga aufgegebene Drahtnachricht erreicht das Cap in drei Stunden. Tie Hauptstationen im Norden Salisburys werden sein: Tete im Zambesilande, Blantyre, die Hauptstadt des Nyassalandes, Karonga aiu äußerste» Nordende des Nyassasees, Abercorn im Süden des Tanganyikasees, Pamlilo am Westufer des SeeS bei seine»! südlichsten Puncte, Towa Endpunkt der kongostaatlichen Telegraphenlinie Nyangwe-Boina, Uwira bei dem äußersten Nordpuncte des Tanganyikasees, Fort-Georg am Nvrdwestufer des Albert Eduardsees, zwei noch nicht be stimmte Stationen im Süden und Norden deS Albertsees, dann Lado, Abu-Kuka und Sobat am Nil. Zweiglinicn werden erbaut von Uwira am Tanganyikasee nach Muansa am Vicloria-Nyanza, vom Fort-Georg am Albert Eduardsce naw den Stationen Ugandas, vom Fort-Georg nach Len Staniey- fällen. Die ganze Linie soll innerhalb drei Jahren vollendet sein. Der Abschnitt zwischen Karonga und Abercorn ist im Bau begriffen und die Abercorn mit Pamlilo ver bindende Linie ist vorbereitet. Der Congostaat har nickt nur ausdrücklich gestattet, daß diese Telegraphenlinie sein Gebiet durchschreitet, sondern sich auch den Anschluß der congostaatlichen Linie an die tranScontinentale Linie aus bedungen. Hinsichtlich der Durchschreitung des congostaat- licheu Gebietes durch die transafrikanische Eisenbahn erklärt heute daS eigenste Organ der Brüsseler Congo- regierung, die „Belgique Coloniale": „Vor einigen Jahren erhielt England von dem Congostaat« zu diesem Zwecke einen 25 Icm breiten Landstreifen, auf den es aber in Folge der deutschen Beschwerden verzichtete. In der gegen« wärtigen Sachlage hat diese Frage aber gar keine Schwierigkeit. AIS gewissenhafter Beobachter der Berliner Acte wird die Congo« regierung hierin, wie sie es bei andere» Gelegenheiten gethan, diese Politik der „Open lloor" üben. Sie wird dieses Project unter stützen, wie sie alle diejenigen unterstützt hat, die mit ernsten Ans« sührnngs-Bürgschaften ihre Beisteuer zur Entwickelung Les Landes beibringeu." Wie wir gestern mittheiltcn, war tie Congoregierunq bis vor Kurzem noch anderer Meinung. Hat vielleicht Cecil Rhodes mit seiner Anteutnog, daß er Fühlung mit der deutschen Regierung suchen werde, nur einen Druck aus jene üben wollen? t>., 100,25 b n 204,— 327,2b 85,— ISO,- 313,90 »04,- 143,— 13b 75 185.80 223.80 170,50 180,2b 181,30 141,— 21450 8^75 ILb,7b 117.75 367.— 485,— 277,— 147.75 321,25 IS1.I0 130,— ei 222,- 0 7750 7050 4800 7 3100 r 1S80O 2» 2b »825 2800 4700 > 1100O > 13700 I2I0O ) 8SbO 3700 »22» > 2475 3825 »00 > 1840 3100 I47d 2700 14300 10450
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