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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189902192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18990219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18990219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-02
- Tag1899-02-19
- Monat1899-02
- Jahr1899
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.02.1899
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1358 fast ganz katholisch» Ort unerhört ist, daß ein Todter ohne Einsegnung im Sterbehause und ohne Begleitung eines Geist lichen, kurzum ohne jede kirchliche Cereinonic durchs Dors ge tragen wird. Am 9. d. MtS. starb nun eine blutarme ArbeiterSsrau nach monatelaugem Siechthum; ihr Mann be gab sich zum Pfarrer und fragte, was eS koste, seine Frau im Sterbehause abzuhoien, worauf der Pfarrer erwiderte: 32 aber er müsse eS sofort bezahlen. Der Mann langte in die Tasche und sagte: »Herr Psarrer, hier habe ich noch 10 daS andere Geld wollen meine Verwandten zu- sammensteuera und dann bringe ich eS ihnen." Doch der Pfarrer ließ sich nicht erweichen: »Zuerst die 32 .4, sonst hole ich sie nicht." Dem durch daS Unglück mit seiner jungen Frau schon hart betroffenen Mann schien diese Abfertigung selbst einem Armen gegenüber zu viel, und er konnte sich nicht enthalten, dem Pfarrer anzudeuten, wo daS »Zuerstbezahlen" üblich sei. Da der Geistliche zur festgesetzten Stunde nicht erschien, um die Leiche abzubolen, begleitete sie der Bürger meister in Schärpe auf den Friedhof, um dort die Beerdigung selbst vornehmen zu lasten. Inzwischen hatten jedoch einige Tbeilnebmer den Pfarrer berbeigeholt, der dann unter dem drohenden Gemurmel der Anwesenden die würdige Todten- feier beendigte. In der Nacht auf den 11. dS. wurde gegen die Wohnung deS Pfarrers ein scharfer Schuß abgegeben. DaS Geschoß zertrümmerte eine Fensterscheibe neben dem Schlafzimmer deS Pfarrers, ohne jedoch Jemand zu treffen. Man wird nicht fehlgeben, wenu man die That mit der Er regung in Verbindung bringt, welche seit dem vorletzten Sonntag in unserer Bevölkerung herrscht. (Straßb. Post.) — Wien, 1k. Februar. Eine Mörderin im Mhrtbrnkranze. AuS MohacS in Ungarn wird dem »N. W. T." berichtet: Ein bildhübsches junges Mädchen von 20 Jahren, daS sich am letzten Sonntag eben im Myrtbeu- kranze und Brautkleive mit dem Bräutigam und dem ganzen Berwandtenkreise auf das Standesamt zur Trauung be geben wollte, wurde vom Stavthauptmann Gayer aus Estegg wegen Raubmordes verhaftet. Die Mörderin, welche Anfangs zu leugnen versuchte, hat nach einem kurzen Verhör ein volles Geständniß abgelegt. Der Sachverhalt ist folgender: Am 10. dS. war in Estegg, im Hosraum eines Hauses, die dort seit einigen Tagen vergrabene Leiche der von ihrem Gatte» geschiedenen Frau Namens Anna OlajoS aufgefunden worden. Der Hund der Er mordeten hatte die Leiche aus dem Grabe gescharrt. Die Tobte, welche etwa zehn Tage begraben sein mochte, war vollständig entkleidet und lag in einer Tiefe von kaum 30 cm verscharrt. Der Kopf war mit einer Hacke fast bis zur Un kenntlichkeit zerschmettert. In dem Zimmer der Ermordeten war nicht die geringste auf das Verbrechen bezughabende Spur wahrzunehmen; doch fehlten fänimiliche Möbel und Effecten. Der Verdacht lenkte sich auf den geschiedenen Gatten der Er mordeten. Derselbe wurde verhaftet, konnte aber sein Alibi darlegen. Drei Tage nach der Entdeckung wurde festgestellt, daß am 1. Februar um bald 3 Uhr NachlS vor dem Hause, in welchem der Mord stattgefunden, ein Fubrmann Möbel aufgcladen hatte. Dieser gab a», em junges Mädchen habe ihn aufgeforkert, eine Fuhre Möbel nach MohacS zu fübren; die Eigenlhümerin, sagte sie, sei schon voraus nach MohacS gefahren. Er übernahm den Auftrag, und nachdem alle Möbel aufzeladen waren, sperrte daS Mädchen die Wohnung ab, setzte sich aus den Wagen, und nun machten sie sich auf den Weg. Um 6 Ubr Abends langten sie in MohacS an. Die ermordete Anna OlajoS war in Estegg als GelegenheitS- macherin bekannt, und man wußte, daß sich bei ihr bis kurz vor ihrem Verschwinden ein junges Mädchen NamenS Rosa Komloffy befunden hatte. Der Stavthauptmann begab sich in Begleitung deS erwähnten Fuhrmannes nach Estegg und mit dem dortigen Wachcommauvauten in das H^us deS Bräutigams der Rosa K. Sie traten in das Zimmer und kamen gerade dazu, wie der festlich geschmückten Braut der Myrtbenkranz ins Haar befestigt wurde. Man hielt die Erschienenen für Hochzeitsgäste und bot ihnen sofort Kuchen und Wein an. Die Herren lehnten ab und schritten nach Feststellung der Personalien zur Verhaftung der Braut. Rosa Komlyssy gab lächelnd Antwort auf jede Frage. Die Möbel babe sie mitgebracht, sie bade sie der OlajoS, die nach Amerika auSwandern wollte, bezahlt. Von dem Morde wisse sie nichts. Sie mußte nun aber trotzdem den Myrtbenkranz ablegen. Zu einem Wechsel der Toilette gaben die Polizeibeamten vor läufig nicht ihre Einwilligung, sondern brachten sie im Hoch- zeitökleide mittels Wagens auf das Polizeibureau. Nach etwa einstünbigcm beharrlichen Leugnen brachte sie endlich Stadlhauplmann Gayer durch gütliches Zureden zu einem Geständniß. Nach diesem Geständnisse war die Mörderin völlig gebrochen. Sie lag stöhnend und die Hände gegen daS Herz pressend auf dem Boden, in sortwäbrrndcm Weh klagen. Sie schien nun erst ganz zum Bewußtsein ihrer grausigen Tbat gekommen zu sein, obwohl sie freilich seit der Mordnackt überhaupt keine Nacht geschlafen hatte. Bei ihrer Escortirung von MohacS nach Estegg wäre sie von der angesammeltru riesigen Volksmenge fast ge lyncht worden. vr. R. As. Zur Geschichte der Briefmarke. Die Ge schichte der Freimarke reicht bis inS 17. Jahrhundert zurück. Nack dem Berichte deS Chronisten Pcliston-Fontanier wurde nämlich von Ludwig XIV. im Jahre 1653 dem StaatSrath Vslayer daS Privilegium ertheilt, in den verschiedenen Stadt- theilen von Paris Briefkästen aufzustellen und die in die selben eingelegten, an Emwohner der Stadt selbst gerichteten Briefe gegen eine Gebühr von einem Sou bestellen zu lasten. Dieser Vslayer war es nun auch, welcher, wie derselbe Chronist des Weiteren mitthrilt, zurrst auf den Modus der vorherigen Erhebung der Gebühr bei Bestellung von Briefen, d. i. die Frankirung, kam. Die Entrichtung dieser Gebühr geschah nun in der Weise, daß ein „dillet cks port daS an bestimmten Stellen zu kaufen war, zur Frankirung verwendet wurde. Als die eigentliche Elfinderin dieser FrankobilletS deS Herrn Völayer wird indeß eine Hofdame, Madame de Longueville, bezeichnet. Unter den Gründen, welche zu Gunsten der neuen Be- förderungsgelegenheit angefübrt werden, befinden sich zum Tbeil recht naive. So heißt eS z. B-, die neue Ein richtung werde sich bald unentbebrlicherweise für Alle, »welche ... verhindert sind, selbst auszugehen, wegen ihres Gesundheitszustandes oder wegen ihrer Gläubiger", denn für solche, welche in Strafanstalten sitzen, oder in Klöstern und Collegien sich befinden; für Proceßführende, die mit aller Welt zu thua haben...; ferner für die Herren und Damen bei Hofe, die stets auf den Beinen sind und dock oftmals nicht die Hälfte derjenigen Anstalts verpflichtungen erledigen können, die sie gern er ledigen möchten. Die Entwendung der dillet« äs poNo pn/S geschah durch den Absender selbst, indem nur solche Briefe befördert wurden, auf welchen daS Billet durch handschriftliche Ausfüllung de- Aufgabedatums in dem hierzu bestimmten Vordruck: „port ps^S, le . . . zour äu mois äs . . . I'an 16 . . ." für nochmalige anderweitige Ver wendung unbrauchbar gemacht war. Wie lange und in welchem Umfange dieser Siadtpostvienst bestanden hat, ist leider nicht bekannt geworden; jedenfalls war er ein Jahrhundert später (1760) gänzlich in Vergessenheit gerathen und mit ihm auch die erste Anwendung der Postl'reimarke. Eist im 19. Jahrhundert kam daS zur Entrichtung der Postgefälle so einfache und für daS correspondirende Publicum so bequeme System der Postwerth zeichen wieder in Anwendung, und zwar gebührt dem König reich Sardinien daS Verdienst, diese Babn zuerst wieder betreten zu haben. Dort wurden 1819 Postwerthzeichea in Form gestempelter, zum Einschlagen der Briese bestimmter Viertelbogen weißen Papiers auSgegcben. Das Papier selbst trug an den Rändern rinSum den Wasserstempel: „virsrions 6su»rals äells Uqgis Lnsts". Die Wertbstempel, einen blasenden Genius zu Pferde darstellend und in Beträgen zu 15, 25 und 50 Centesimi angesertigt, wurden im nächsten Jahre durch farblose Trockenstempel ersetzt und blieben bis zum Jahre 1838 in Gebrauch. Dem Vorgauge der sardinischen folgte zunächst die englische Postverwaltung, die 1810, zugleich mit Einsübrung des Penny-PortoS, ebenfalls gestempelte Briefumschläge «»fertigen ließ, und zwar solche zu einem Penny in Schwarzdruck' und zu zwei P.nce in Blautruck. Die für die Aufschrift bestimmte Vorderseite dieser Umschläge trug eine Illustration von Mulercady (eine allegorische Verherrlichung des britischen Weltverkehrs) und am Fuße in Druckschrift die Werlh- bezeicknuug „?ostrt8<z oua kenn/' oder „kostnzs tvm penos". Einige Monate später wurden die ersten eigent lichen Briefmarken zu einem Penny und zwei Pence auSgegeben. Diese, daS Bild der Königin Victoria in braunrothem bezüglich blauem Kupferdruck tragenden Marken sind unverändert in Form und Farbe blS in die neuere Zeit in Gebrauch gewesen. InS Große wurde die FrankirungSivee in England von Cbarles Kuight und dem Schöpfer teS Penny-PortoS, Rowland Hill, übertragen. Sebr bald folgten dem Vorgänge Sardiniens und Englands: 1843 Brasilien, 1844 Genf, 1845 Finland, 1846 die Union, 1848 Rußland, 1849 Frankreich, Belgien und Bayern, 1850 Oesterreich, Preußen und unser Sachsen, und später nach und nach alle jene Staaten, die sich im Besitz eines geregelten PoslwesenS befanden. --- Gewänder aus Glas. DaS Glas gesponnen werden kann, hat wohl Jever schon auf Jahrmärkten und Volksfesten gesrben. Die Technik hat jedoch Mittel und Wege gesunden, das spröde Material so biegsam und weich zu machen, daß eS sich zu Gewändern verwertben läßt. Wir entnehmen einem in der »Jllustrirten Frauen-Zeitung" (Verlag von Franz Lipperheide in Berlin veröffentlichten Aussätze von W. Berdrow darüber Folgendes : Schon in egyplischcn Glas hütten kannte man die Kunst, weiches GlaS zu Fäden auS- zuspinnen, und die im Wesentlichen noch beute übliche Methode, diese Fäden in großer Feinheit herzustellen, stammt bereit- aus altvenetianischen Glasbläsereien. Sie besteht bekanntlich im Wesentlichen darin, daß das erweichte Ende eines über der Lampe erhitzten GlaSstäbchenS an einem Rade befestigt nnd letzteres dann rasch gedreht wird; so spinnt sich ein Faden vom Glase ab, der in der Luft erkaltet und glänzend und schmiegsam sich um den Umsaug des Spinnrades legt. Wäre die Kunst des GlaSspinneus auf dieser Stufe stehen geblieben, so hätte man es wohl nie zu gläsernen Miedern und Teppichen gebracht. Und doch wurden diese Fäden schon vor Jahrzehnten in seidene Gewebe ein gestickt! Ueber dem Sarge Napoleon's I. im Jnvalideudom zu Paris liegt ein schweres seidenes Leichentuch, daS mit gold glänzenden GlaSfäden durchwirkt ist. König Ludwig I. von Bayern besaß ein Zimmer, dessen Tapeten aus glasgesticktem Stoff bestauben; doch find auch hier die GlaSfäden durch aus brüchig, denn eS sanden sich oft feine GlaSsplitterchen im Gemach, und der König betrat eS nicht gern. Immer hin bat die Glasspinnerei eS auch schon auf dieser Stufe zu gewissen Ersolgen gebracht. Es war der im Jahre 1819 in Frankreich geborene Chemiker JuleS de Brunsaut, der ari der primitiven Kunst deS Glasspinnens zuerst «inen größeren Fortschritt entwickelte. Es gelang ihm, eine Glassorte zusammenzusetzen, auS der sich so weiche und lockige Fäden spinnen ließen, daß sie, als er sie zuerst in Steiermark auS- stellte, von französischen Schafzüchtern für feine Ram bouillet-Wolle gehalten wurden. Brunsaut widmete sich nun ganz der Glasspinnerei und ließ sich in Wien nieder, wo seine weiteren Versuche nicht nur von der Bevölkerung, sondern auch vom Staate mit Interesse verfolgt wurden. So hatte man denn GlaSfäden, die biegsam, färbbar, Wasser- und feuerfest waren, die sich in andere Ge webe einfügen ließen und prachtvolle Efficte gaben; und dennoch entwickelte sich auS Brunfaut'S Ver suchen keine Industrie. Ja, sie wurde halb und halb vergessen, und erst in Amerika batten wir in neuerer Zeit Gelegenheit, sie weiter al- eine neue, unS entfremdete, selbstständig gewordene Kunst zu begrüßen. Unter den hundert hervorragenden Sehenswürdigkeiten der Weltaus ¬ stellung zu Chicago war e-, wo Tausvrde vo» vrft-noto, Besuchern zum ersten Male Gelegenheit hatten, dem Weben gläserner Kleiber zuzusehen. Die I»rddox Elan Lo., welche aus der Herstellung und Verwendung von Glaswolle seit längerer Zeit eine Specialität gemacht hat, trat hier in einem eigenen Gebäude mit einer solchen Menge der verschiedenartigsten, geschmackvollsten und zum Theil wirklich entzückenden Produkte der GlaSwcberci hervor, daß der Besucher vor dieser Farben- und Formen pracht, vor dem Rcichthum der Erfinvuugen und der Sorg falt der Verarbeitung wie geblendet stand. Alle die Gegen- stände der älteren und gröberen Glasspinnerei, und au- un endlich feineren und weicheren Fäden hergrstcllt, wie Schube und Pantoffeln, Cravatten und Kragen, Blumen, künstliche Straußenfedern, Hüte mit kostbaren Garnituren auS Glas spinnerei, da- waren die geringsten Kleinigkeiten in dieser Ausstellung fertiger Producte. Der matte, weiche Glanz, besonders der Weißen Glaswolle, übertrifft fast den vor nehmen Glanz der Seide; mit Raffinerie sind die feinsten Farben-Effecle zurBerschönerung aufgewendet, und ein gläserner Lampenschirm, sowie feine seidenweiche Blumen sind wahre Kunstwerke. Da giebt eS Shawls, Tücher, Umhänge, so ge schmeidig und weich, als wären sie auS der feinsten Wolle, der besten Seide gewirkt; Gardinenstosfe in den schönsten, ge dämpften Farben und von einem Faltenwurf, wie ihn kein anderer Stoff eleganter gestaltet; schwere Vorhänge in dunkeln, salteu Tönen; Tapeten, Gobelins, Tischdecken mit seinen eingewebten Mustern, — alle- aus Glas, auS reinem, gesponnenem, gewebtem Glas, und doch im Ansehen, für da- Gejühl genau so, als wäre es auS Wolle, Seide, Leinen! — Noch immer geschieht daS Spinnen auf die ursprüngliche Weise mit Hilfe der Flamme und deS gedrehten Rades, aber während noch vor zehn bi- fünfzehn Jahren nur Fäden von drei Meter Länge, die aus metergroßen Scheiben auf gewickelt und dann durch einen Schnitt am Umfang alle mit einander abgelöst wurden, hergeslellt werden konnten, versteht man jetzt, da- Gespinnst von den großen Scheiben wieder abzuhaipeln, und so Fäden von beliebiger Länge zu ver wenden. Jetzt sind es gewaltige, zwei bis drei Meter im Durchmesser besitzende Räder, die von Maschinenkraft mit einer unglaublichen Schnelligkeit berumgewirbelt werden, und aus denen sich das haarfeine Gespinnst in jeder Minute zu vielen tausend Metern aufwickelt. DaS Weben dieser Ge- spinnste geschieht nun ganz so, wie Wolle oder Baumwolle aus dem Webstubl verarbeitet wird. So lange man nur kürzere Fäden, etwa von sechs bis sieben Meter, z. B. als Einschlag bei Webereien oder für feinere Handarbeiten, bedarf, wird auch jetzt noch das auf dem Rade befindliche Gespinnst der Quere nach durch einen Schnitt am Umfang des Spinn rades abgetrennt, zur Gewinnung längerer Fäden muß der Inhalt eines vvUgeiponnenen Rabes vorsichtig wieder abgespult werden. ES läßt sich nicht leugnen, daß die Gewebe aus Glas noch immer im höheren Giade ein Gegenstand der Curiosität und deS LuxuS sind, als ein solcher des täglichen Gebrauchs. Vor wenigen Jahren war noch der Preis für ein einfaches Leibchen aus Glasgespinnst 160 bis 200 .L, und damit sind denn doch wohl die Vortbeile der gewebten Glasarbeiten, ihr feines Aussehen, ihre Beständigkeit gegen Wasser, Fett oder Säuren, ihre Aeuerbeständigkelt und ihr Wärmeschutzvermögen etwas zu theuer bezahlt. Aber wie viele Dinge sind schon aus dem Gebiete des Luxus und der Curiosität, schneller als man gedacht, in daS giößere Gebiet der Industrie und des täg lichen Gebrauches übergegangen? Man verfertigt fabrik mäßig Seide aus Pflanzenfasern und grobe Leincnarten auS zerfasertem Holz —, warum sollten nicht eines Tages auch die gläsernen Gewebe eia weiteres Gebiet des Gebrauches als heule sich erwerben? Lücherbesprechungen. Im Leckage deS Bibliographischen Instituts zu Leipzig und Wien ist soeben als weitere Vervollständ.gung des beliebten Sammelwertes der Bilder-Atlanten ein V.tocr »«ilns zur .iooiogie Scr mcdc- rcn Thirrc, mit beschreibendem Text von Prof. Ör. William Marshall (Preis in Leinwand gebunden 2,50 erschienen. Wir dürfen wohl als bekannt voraussehen, baß sich vie bisher ver öffentlichten drei zoologischen Bilder-Atlanten ebenso wie die von Or. A. Geistbcck bearbeiteten geographischen durch ihren Reichthum an ganz vortrefflichen Illustrationen, durch die Klarheit, Uebersicht- lichkeit und sachliche Correctheit des beschreibenden Textes, durch die harmonische Perbindung zwischen Bild und Text, endlich durch die gediegene Ausstattung überaus Vortheilhast ausgezeichnet haben, und brauchen also nur sestzustellen, daß pch der vorliegende „Bilder-Atlas zur Zoologie der niederen Thicre» seinen Vorgängern würdig an schließt. Er bietet auf 4 Bogen Text und 292 Holzschnitten einen so tiefen und gründlichen Einblick in die Welt dieser zum großen Theil dem Einzelnen niemals lebend zu Gesicht kommenden Thiere, daß das Buch keineswegs blos in der Schule, sondern vielmehr vor Allem auch im Hause bei Jung und Alt Interesse erwecken muß. Und da unter den niederen, d. h. wirbellosen, Thieren bekanntlich nicht nur die Weichthiere, Schnecken, Schwämme, Würmer u. s. w., sondern auch die Schmetterlinge und Käfer zu verstehen sind, wird mancher Sammler hier eine willkommene literarische Ergänzung zu seinen Sammlungen finden. * * * Die Sehleiftuugen von 56 000 Breslauer Schulkiuderu. Nebst Anleitung zu ähnlichen Untersuchungen für Aerzte und Lehrer. Von Hermann Cohn. Preis geheftet 3 <>^, gebunden 4 (Bres lau, Schlesische Verlags-Anstalt von S. Schotilaender.) Zum ersten Male werden in dieser Schrift Zahlen vorgeführt, Vie in keiner Stadt der Erde auch nur den fünften Theil erreicht haben; es handelt sich um die Ergebnisse der Sehleistungen der gcsammten Schuljugend einer großen Stadt. Zum ersten Male sind hier die Sehprüsungen fämmtlich im Freien angestellt worden und geben somit die wirk lichen Grenzen der Sehleistung. Eine Reihe überraschender neuer praktischer und theoretischer Resultate wurden gewonnen. Sie konn ten mit den vor 38 Jahren vom Verfasser bei den damaligen Schul kindern Breslaus gefundenen Leistungen, ferner mit den Sehschärfen der Naturvölker verglichen werden. Auch neue Mittheilungen aus zwei preußischen Infanterie-Regimentern sind zum Vergleiche beige- fügt. Zur Anleitung für ähnliche Untersuchungen die ja in vielen anderen Städten sicher bevorstehen, find vom «Verfasser viele praktische Winke gegeben; um aber auch die Lehrcrwelt für derartige Arbeiten zu interesiiren, ist die Schrift allgemein verständlich geschrieben. Schach. Aufgabe Ar. 1410 Aus einem Problemturnter der „Lri^uton Looier/'; mit dem zweiten Preis gekrönt. Bon k. vlnlc« io Lautou. 8eli»e»n V«i8S. Weiß zieht an nnd setzt in zwei Zügen matt (9-1-8 — 17). Lösung von Nr. 1408. 1. VL2-ÜZ HL3-db 2. VLr—»2 beliebig 3. Vn2—»8 oder g8ch. 1 I-k3—06 2. V12-17 beliebig 3. V17—o7 oder <17 ch. 1 LäS-°8 2. VL—dS rc. 1. LckS—«8 2. DL-13: rc. Dw Schachgesellschaft Angustea versammelt sich jeden Dienstag uns Freitag Abend im CafS Merkur (der Thomaskirche gegenüber). Anfängern ist hinreichend Gelegcnheit geboten, sich zu vervoll kommnen. Schachzeitschrislen und Schachwerkt stehen in größerer Auswahl zur Verfügung. Der Schachclub Albcrtca versammelt sich jeden Donnerstag im Eaf6 Biermann in Reudnitz, Dresdner Str. 27. Lehrbücher der Schachkunst, sowie Schachzeitwngen stechen zur Verfügung. Gäste find stets willkommen. Freie Lchachloge „Phili-oria", Leipzig, Cafe Pöhlein, Zeitzer Straße 16. Täglich Nachmittags von 4—7 Uhr yyb Abends von V-9 Uhr ab gemüthlicher Schach-Verkehr. Vertreten Spieler jeder Stärke. Unentgeltliche Auskunft in allen Schach-Fragen: kein Statuten- oder Beitragszwcmg. Rösselsprung Nr. 668. (Mitgetbeilt von L»rl 8vkver1iax.) (Die Namen der Löser werden veröffentlicht.) re neelrt vvoun len äiod in« Lied Inn- ak- Unx der eeek- re Lied ein re «I- itm veno äiod sei- rcimlch- rouut «vd- äiod der sein man bau- ein- äiok äiod m äied LU- ed- o- ved- ek- len äer re re rs Auslösung des Rösselsprungs Nr. 667. Denke nicht, es sei der Kreis Klein um dicht gezogen; Hast du ihn erfüllt mit Fleiß, Wird auch dir der volle Preis Redlich zugewogen. Fürchte nimmer auch, eS ging Deine Spur verloren; Nicht ein Hauch ist so gering, Auf dem Wasser Ring an Ring Wird durch ihn geboren. (Fr. Röber.) Atngelanfene Lösungen. Rösselsprung Nr. 665 wurde ferner gelöst von C. Büttyer, A. Hager, Auguste Kohlmann, Else Kunert, A. Liebsch, Johanna Molwitz, Jenny Sturm. Rösselsprung Rr. 666 wurde gelöst von Elisabeth Bergner, Gabriele E., A. Hager, Frau Anna Jnsam, Johanna Molwitz, v. Planitz - Reudnitz, Lina Sckeibner, Hedwig Schumann, Cora Thieme, Vergißmeinnicht, Wajdemar's Vater, Conrad. Weher, Walther Wolsfersdorf, Walter Chemnitz, Auguste Kohlmanu, Melanie Pungrr, Else Schliepdake, Jenny Sturm. ....... Rösselsprung Nr. 667 wurde gelöst von A. Hager, August» Kohlmann, Fran Julie Schmidt, Hedwig Schumann, Jenny Sturm, Waldemar'- Bater, Conrad Weber, Walter Wolfseredorf. Briefwechsel. v.?l.-Reudnitz. Schönsten Dank! Wnickemar. Herzlichen Gruß! Durch das Interesse, welches Sie an unserer Rubrik nehmen, sind wird erfreut. von L'ü«el»prn ngrerkussern. Die Quadrate der Rösselzügr müssen mindestens 2 oni groß, die Verse mit lateinischer Schritt groß und deutlich geschrieben iria; außerdem aber darf di« Rückseite des ManuscriptS nicht beichrieben sein. f lAanisg, Msnsisg.. IVIiliuvoek »»kl HI»8tereonpon8 äarunter io von «ellHVNI L«» vorrstxllob tttr xvsixnet, ru nussvrxovüiwliod dillixeu kreisen ruiu Verkauf. ÜUrvnsvko Akollvnuusbvnvl L«, I. kadrtlr uns Speoüüd»« Mr lüuveo-LIelcleiitoll».
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