Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990228012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899022801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899022801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-02
- Tag1899-02-28
- Monat1899-02
- Jahr1899
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ft tiviiv» Z. irttvu I l,. I u. I i, !. t'. 1. I». -r u >». u e. c». ÄH HK 6 5 u, r, g. ». ^.k. i.M-r-U. v. ^»rii r. ritr.v sc. z. lE.'Lü, I.k«t I>. I /> l 0 I. V. k ilnrk v2S.'0«i, t. k>. 1.1 '. I. V. I.V. I. V. j. r». i. l>. i. u L I. n. , cr. l. Q. «r. 1.11. o I 0. v. I. I- t»O t. I-. t.V. 8. i 0, <1 > I> U. tS vi.0n.LZ ü. I. V. ki >. O. ü. 1 t>. i.O. 3. I.O. L t. V ». 1 0. Z. (utte)i. v. l ll r. !. > i> .0. i o. r. -v >. tU. k. i. r>. f. i. I.> k- I t>. I. l 0 l«7. Di» Morgen-Ansgab« «rfcheiut »uv '/,? Uhr. dir LfteuP-AuSgab« Wochen tagt um b Uhr. Ne-acttri» und Erpeditts«: -sh«>nt»«affe 8. DieExpedkttou ist Wochentag« nuuuterbrochen geöffnet vo, früh S bl« «Lend« 7 Uhr. Filialen: Dtt« klemm'« S-rttm. (Alfred Haha), Uuiversitätrstrabr 3 (Paulinum), L-vi« Lösche. Katharinenstr. 14, Part, und König-Platz 7. Bezugs-PreiS kn der Hauptexpedition oder den im Stadt, bezirk und den Vororten errichteten dlut- aavestrllen abgeholt: vierteljährlich^l4.bO, bei zweimaliger ttglicher Zustellung in« Hau» ÜLO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direkte tägliche Rreuzbandiendung tu« Au«ta»d: monatlich 7.LV. Morgen-Ausgabe. MMcr TagMaü Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes und Volizei-Ämtes -er Ltadt Leipzig. DieuStag dm 28. Februar 1899. Anzeigen-Prei- die 6 gespaltene Peützeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactionkstrich (4ge- spalten) LO>it, vor deu Fai-üliennachrichlen (6 gespalten) 40^. Gröbere Schriften laut unserem Preis- verzetchnib- Tabellarischer und Zifsernsap nach höherem Tarts. Grtr«»veilaaeu (gesalzt), nur mit der Morgen-Au«aab«, ob«» Postbeförderung SO.—, mit Postbrsörderuag 70.—. Ilnurhmeschluß für Jiuzrigen: Nbend-Aurgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Lei deu Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an dir Expedition zu richten. Druck »nd Verlag von E. Polz in Leipzig. 93. Jahrgang. Ignaz von Döllinger. Eine Skizze zu seinem 100. Geburtstage. ,7.1,. Auf einem interessanten Gemälde Franz von Lenbach's sicht man zwei merkwürdige Persönlichkeiten vereinigt dar gestellt: Gladstone und Döllinger. Sucht man nach dem Ge meinsamen, das diese beiden großen, auf so verschiedenen Lebens- gebieten thätigen Männer verbindet, so mutz man sich daran erinnern, dah Gladstone von hervorragenden Fachmännern als Englands größter Theologe im 19. Jahrhundert bezeichnet worden ist und daß Döllinger für den Bereich der deutschen Wissenschaft ähnlich gekennzeichnet wurde. Aber sein hoher Rang als Theologe hätte den Namen des Gelehrten sicherlich nicht so weit über die Grenzen der Wissenschaft hinaus berühmt gemacht, als es der Fall ist. Da ereignete sich in dem stillen Forscher leben jenes Drama, jener Kampf um und für die Ueberzeugung, an dem die Kirche, die Wissenschaft und die Politik das un- mittelbarste Interesse nehmen mutzten, und so stand der zurück gezogene Gelehrte mit einem Male im Brennpunkte der all gemeinen Theilnahme. Die scharfen Gegensätze in Kirche, Wissenschaft und Politik, die Döllinger's Auftreten gegen die jüngste Phase in der Entwickelung der katholischen Kirche ein solches Relief gaben, werden sich über lang oder kurz abschwächen; das menschliche Interesse aber an diesem Conflicte in der Seele eines tiefen und kühnen Denkers wird immer bleiben und wird um den Gelehrten und sein Werk dauernd einen Nimbus weben. Bei den Döllingers hat sich der Forschergeist von Vater auf Sohn vererbt. Denn Döllinger's Vater war ein höchst verdienst licher und berühmter Physiologe, der in Würzburg und Bamberg, in Landshut und München lange Jahre in hohem Ansehen wirkte. Dieser Mann der exakten Wissenschaft stand dem Ge danken, daß sein Sohn — der am 28. Februar 1799 zu Bamberg geborene Johann Joseph Ignaz — sich dem Priesterstande zuwenden wolle, gar nicht sehr freundlich gegenüber; er suchte den entscheidenden Schritt hinaus« zuziehen und erreichte dadurch wenigstens so viel, daß der überaus lernbegierige Sohn sich auf vielen Feldern der Wissenschaft umthat, daß er neben seinen theologischen Studie« sich auch mit der Geschichte, der Philologie, ja selbst mit den Naturwissenschaften, spcciell der Botanik, viel beschäftigte. Schließlich aber — im Jahre 1822 — nahm er doch die Priester weihe. Nicht als ob ihn derGevankean eine glänzende geistlich« Laufbahn gelockt hätte. ES sind ihm später die höchsten geistlichen Würden angeboten worden und er hat sie abgelehnt; pomparu Inoere, so hat er sich geäußert, sei nicht seine Sache. Ihm war vielmehr der geistlich« Stand nur ein Mittel zum Zwecke, — zu dem Zwecke, in den Kern und das Herz der theologischen Wissenschaft selbst einzudringen und ihrer ganz Meister zu werden. Schon in seiner Studentenzeit ging seine Neigung deut lich auf eine historische Behandlung seiner Disciplin; da aber in der katholischen Theologie jener Epoche gerade die historische Seite ziemlich vernachlässigt war, so befand sich Döllinger hier vor einer ernsten Schwierigkeit, über die er später gesagt hat, er sei ein Autodidakt, der zehn Jahre seines Lebens nicht gewußt habe, wo er eigentlich anpacken sollte. So vertiefte sich d«nn Döllinger, zuerst als Caplan, in dem stillrn urittelfränkischen Flecken Marktscheinfeld, dann als Pro fessor des KirchenrechteS und der Kirchengeschichte in Aschaffen burg selbstständig in da- Studium der Kirchengeschichte. Er ge hörte zu jenen geborenen Gelehrten, denen das Forschen um de« Forschens willen Bedllrfniß und Freude ist; er war aber zu« gleich ein scharfer Denker, der die wissenschaftlichen Ergebnisse in den Dienst der Erkenntniß und deS Lebens stellt« und die Conseguenzen auS ihnen in seinem ganzen Anschauung«- und EmpfindungSleben rückhaltlos zog. Gern hätte er in der Zurück gezogenheit noch längere Zeit allein seinen Studien gelebt, aber die in die Augen fallende seltene Begabung dieses so frühzeitig tiefgelehrten Theologen lenkt« die Aufmerksamkeit schnell auf ihn, und so ward er denn bereits 1826 als Professor an die neue Universität München berufen. Und hier begann er, während er seine wissenschaftlichen Arbeiten rüstig fortsetzte, seine Kirchen geschichte vollendete und ein« Reihe von einzelnen Problemen untersuchte, mit dem öffentlichen Leben in Berührung zu treten. Denn voll von warmer Begeisterung für die katholisch« Religion, ihre Entwickelung und Vertiefung, schloß er sich dem Kreise an, der sich um den genialen leidenschaftlichen Görres gebildet hatte, und da gerade dieser Kreis eine entschiedene Kampfstellung für den damals von schweren Schlägen sich nur langsam erholenden KatholiciSmuS einnahm, so sah sich auch Döllinger bald mitten im publicistischen und politischen Kampfe, in dem er bald siegte, bald unterlag, immer aber durch Tiefe des Wissens, Kraft der Gedanken und Sprache und vor Allem durch Energie der sittlichen Ueberzeugung imponirte. WaS ihn in diesem Kampfe leitete, war schon damals — das ist zweifellos zuzugeden — nicht Fanatismus und Unduldsamkeit, sondern ernste Ueberzeugung und der brennende WahrheitSeifrr, der diesen rastlos „strebend sich bemühenden" Mann kennzeichnet. Aber es war freilich kaum vermeidlich, daß er sich in der Hitz« de« Kampfes zu einseitigen Auffassungen drängen ließ. So giebt sein 1846—1848 erschienenes Buck über die Reformation eine einseitige Darstellung, in der die Schatten diel zu tief und breit hervortreten; so zeichnete er 1861 ein Bild Luther's, in dem bei aller Anerkennung der geistigen Bedeutung des Mannes doch zahlreiche häßliche Auge deS Reformators in den Vordergrund traten, freilich hauptsächlich deshalb, weil Döllinger damals noch im Banne einseitiger Quellen stand. Jndeß z«igten sich bereits in jener Epoche die Anfänge der Auffassungen, die ihn spater zum Conflicte mit der Kirch« drängen sollten. Schon 1846 hat er sich gegen die Unfehlbarkettslehre erklärt, seit 1847 sich mit dem Gedanken einer katholischen deutschen Nationalkirche beschäftigt, der er überaus sympathisch gegenüber stand, und dieser Gedanke hat ihn immer wieder beschäftigt und taucht in mannigfachrm Zusammenhänge stets von Neuem in seinen Vorträgen und Schriften auf. Er war der Meinung und er hat sie als Mitglied des Frankfurter Parlamentes 1849 aus- gesprochen, daß die politische Einigung Deutschlands ohne die vorherige religiöse Einigung der Nation kaum dauerhaft werde sein können. In der Paulskirch« hat er sich auch bereits gegen die Zulassung des Jesuitenordens in Deutschland erklärt. Es ist besonders da» Verdienst von Professor I. Friedrich, der vor kurzer Zeit den ersten Band einer groß angelegten und trefflich erzählten Biographie Döllinger's (bei C. H. Beck in München) hat erscheinen lassen, nachgewiesen zu haben, wie sich bei Döllinger allmählich der Gegensatz gegen den die Bedeutung und Macht des römischen Stuhles einseitig vertretenden CurialiS- mus und gegen den eben wieder mächtig sich regenden JesuitismuS entwickelt hat. Bald hing ihm die Meute der Jesuiten mit ver bissenem Grimme au den Fersen, griff seine Auslassungen an, suchte ihn in Rom zu verdächtigen. Und freilich bot die Ent wickelung des unabhängigen Mannes dazu einen Anlaß nach dem anderen. Hatte er sich nicht in einem gründlichen historisch«« Artikel gegen das Dogma von der unbefleckten Empfängniß er klärt, das 1864 dennoch verkündet wurde? Hatte er nicht auf Grund der Wahrnehmungen, die er in Italien gemacht hatte, in den berühmten OdeonSvorträgen zu München im Jahre 1861 die Möglichkeit, jo Wahrscheinlichkeit des Unterganges des Kirchenstaates unbefangen ins Auge gefaßt und dadurch den Nuntius veranlaßt, sich mitten in einem vortrage ostentativ zu entfernen? Endlich machte Döllinger kein Hehl daraus, daß er eine um f» ungünstigere Auffassung vom Jesuitenorden und seinem Wirken gewann, je ein gehender er sich wissenschaftlich mit ihm beschäftigte, und lieh dieser Ansicht 1863 in der Rede über Vergangenheit und Gegen wart der klassischen THeologie, mit der er den katholischen Ge- lehrtencongreß eröffnete, in so nachdrücklicher Weise Worte, daß ein wahrer Sturm der Entrüstung von Seiten der Gegner wider ihn losbrach, wir denn diese Rede im Syllabus auch verdammt wurde. Sv weit und eifrig aber auch seine Work in der katho lischen, ja in der ganzen gesitteten Welt gehört wurden, — das konnk er nicht verhindern, daß der Jesuitismus mächtiger und mächtiger wurde und immer ausschließlicher die Leitung der Kirche in seine Gewalt zog. So war der Knoten zu dem Drama in Döllinger's Leben geschürzt. Die Entscheidung erfolgte bekanntlich, nachdem Döllinger be reits von mehreren Seiten in Rom als verdächtig denuncirt wor den war, anläßlich des Kampfe» um das Unfehlbarkeitsdogma. Was er bei dieser Gelegenheit in der Schrift „Janus', in den „Erwägungen für Bischöfe", vor Allem aber in den fulminanten Briefen vom Concil äußerte, das ließ es allerdings als zweifel los erscheinen, daß im Falle der Erklärung de» Dogmas der Mann, der einst das Licht und der Stolz der katholischen Theo logie gewesen war, von seiner Kirche geschieden sei. Das Dogma wurde verkündigt und am 18. April 1871 vollzog sich der for melle Bruch, indem Döllinger vom Erzbischof von München ex» communicirt wurde. DaS Aufsehen, das dieser Vorgang in der ganzen Welt er regte, war ungeheuer. Am ruhigsten blieb in dem Sturme Döl linger selbst, der von seiner Professur zurücktrat, sich ganz aus seine wissenschaftlichen Forschungen beschränkte und mit Inter esse die Entwickelung der altkatholischen Bewegung verfolgte, in die er indes» nicht selbst eintrat. In diesen Jahren seines Greisen- alterS erntete er die reichsten Früchte seiner rastlosen, großange legten und tiefgehenden Studien. Hatte er unleugbar die strenge historische Methode auf dem Gebiete der Kirchengeschichte zuerst verwerthet und durchgeführt, so brachten jetzt dir großen Werke „Geschichte der Moralstreitigkeikn in der römischen Kirche" (1889/90) und die „Beitrage zur Seltengeschichte des Mittel alters" (1890) die Krönung seines Schaffen» auf diesem Gebiete. Hierin «nd in seinen akademischen Reden und Vorträgen wuchs aber zugleich der Kirchenhistoriker zum Welthistoriker, der die Geschickt der Völker tiefen Blicke- erfaßte und ganz besonders für die darin wirkenden sittlichen Kräfte einen freien Sinn besaß. Spaniens Entwickelung und die LebenSgeschichte der Frau von Maintenon, die Geschichte der Juden und Dante'S Persönlichkeit fanden jetzt durch ihn eine gleich geistreiche, unbefangene und tiefe Darstellung. Längst hatte er sich von den Einseitigkeiten seiner früheren Auffassung befreit, hatte sein Urtheil über Luther, den „Titanen der Geisterwelt", modificirt und 1882 that er daS denk- würdiae Bekenntniß, daß ihm die deutschen Ereignisse von 1517 bis 1552 lange ein unverstandene» Räthsel, zugleich ein Gegen- stand der Trauer und des Schmerzes gewesen seien; jetzt aber „glaube ich auch das, wa» mir vorher räthselhaft war, zu ver stehen und bete di« Wege der Vorsehung an, in deren allwaltender Hand di« deutsche Nation ein Werkzeug, ein Gefäß im Hause Gottes, und kein unedle« geworden iss". Daß er in dielen An schauungen volle Befriedigung und Ruhe fand, beweist der Um stand, daß er noch kurz vor seinem am 10. Januar 7890 erfolgten Tode auf das Ansinnen, sich zu unterwerfen, versichern konnte, „er befinde sich im Zustande einer inneren Friedens und einer geistigen Ruhe selbst an der Schwelle der Ewigkeit." Und in diesem Zustand« entwickelte er jene herrlichen Gedanken über die Wiedervereinigung der christlichen Glaubrnsgenossenschoften (1872), in denen er „die Sehnsucht unzähliger Frommen" zum Ausdruck brachte und das Testament eines Lebens hinterließ, da« im Kampfe beaonnnen hatte und im Frieden endete, das von einem beschränkten B kenntnifse ausgegangen war «nd la schöner Menschlichkeit abschloß. Deutsche- Reich. - Leipzig, 27. Februar. Das Schicksal der Sch«ll- schen Schriften hat Findel richtig vorausgeschen. Ja seiner Broschüre: „Prof. H. Schell als Reformator der katho lischen Kirche" (S. 16) sagt er: „Die Kirche wird wahrscheinlich, da si, heute nicht anders tst wie damals, auch ihm ein gleiches Schicksal bereiten" (wie OrigeneS). „Der ihr einmal inne wohnend« Seist der Unduldsamkeit, der autoritären Bevor mundung und die begreifliche Angst vor freier selbstständiger Geistesregung drängt mit Nothwendigkeit dazu, so gewagt« versuch« mit starker Faust nieder-»halten und unschädlich zu machen." Vielleicht kommt auch die Broschüre Finde?» auf den Index; sie ist wenigstens, so viel «a» bekannt, jüngst nach Rom verlangt worden. U Berlin, 27. Februar. (Die Aufgaben der Reichstages.) Obgleich der Reichstag in dem bisher verflos senen Abschnitt« seiner diesmaligen Tagung so viel Stoff zu Er örterungen hatte, daß sein Präsident Graf vallestrem kürzlich mit Recht darauf verwies, man müßte, um den Etat rechtzeitig fertig, zustellen, ferner liegende Gegenständ« künftig unbeachtet lasse», haben di« verbündeten Regierungen doch schon fast all« in der Thronrede angetündigkn Vorlagen dem Parlament« zugehen lasten. Außer dem Etat liegen dem Reichstage bereits die beiden Heeresentwürfe, der Invalidenversicherungs entwurf, daS Bankgesetz, der Entwurf über das P o st- wesen, sowie das Fleischschaugesetz vor. Bis auf die beiden letzteren sind diese größeren Vorlagen auch vom Reichstage in Bearbeitung genommen und unterliegen gegenwärtig Com- inissionsberathungen. Dem Reichstage sind ferner, obschon nicht in der Thronrede erwähnt, dieNovellezumStrafgefetz- b u ch, die die E i d e s f r a g e betreffende Novelle zur Civil- und Strafproceßordnung, der Entwurf über die gemeinsamen Rechte der Besitzer von Schuldverschreibungen, sowie der Hypothekenbankentwurf zugestrllt. von den an gekündigten Entwürfen stehen noch die Novelle zur Gewerbe ordnung, das Patentanwaltsgesetz, der Entwurf über die Benutzung der öffentlichen Wege durch die Tele graphenverwaltung, sowie der Entwurf zum Schutze deSgewerblichenArbeitsverhältnisseS aus. Die ersteren drei Vorlagen werden gegenwärtig in den BundrsrathS- ausschüflen zur Behandlung im Plenum vorbereitet. Es darf als ziemlich sicher angesehen werden, daß die Vorberathungen bald zum Abschluß gebracht sein werden und daß also der Reichs tag auch diese Vorlagen in naher Zeit erhalten wird. An dem Entwürfe zum Schutze deS gewerblichen Arbeits verhältnisses wird gleichfalls eifrig gearbeitet. Wenn seine Herstellung längere Zeit in Anspruch nimmt, so wird daraus nur auf den großen Ernst geschlossen werden können, mit welchem die Regierung diese Angelegenheit noch mehr als andere zu be handeln gedenkt. Daß der Entwurf dem Reichstage in nicht all zulanger Zeit zugestellt werden wird, darf ebenfalls al» gewiß betrachtet werden. Da der Reichstag, wie gesagt, überreichliche Arbeit an den ihm bereits übergebenen Entwürfen hat, so werden seine geschäftlichen Dispositionen hiervon nur Vortheil haben können. Da» Ende der diesmaligen Tagung wird dazu bestimmt sein, daS gesetzgeberische Facit aus den nunmehr schon so oft über den socialdemokratischen Terrorismus gepflogenen Erörterungen zu ziehen. G Verliv, 27. Februar. (Telegramm.) Der Kaiser empfing gestern den Geueral-Director Or. Schöne, die Geh. Reg.-Räthe vr Kökuls, v Slradoaitz u»d vr. Lessing und Prof, vr Dreffel. Zur FrühstückStafel bei dem Kaiserpaar waren geladen Fürst zu Putbus, Fürst Anton Radziwill, die Herren der nach Paris entsandten Deputation, der Ober- p> äsident von Posen Wirkt. Geh. Rath Frhr. v. Wilamo- witz und Professor v. Kaulbach. Nachmittag« unternahm der Kaiser eine Spazierfahrt und arbeitete sodann allein. Zur Abendtasel waren keine Einladungen ergangen. Zum Tbee waren geladen Herzog und Herzogin von Ratwor, Hofmarschall Frhr. v. Reischach und Gemahlin, Staats sekretär v. Bülow und Gemahlin, StaatSminister vr. v. Miquel. — Heute Morgen hörte der Kaiser die Bor träge de« CbefS deS CivilcabinetS Wirkt. Geh. RalhS vr. v. Lucanu« und de« Staatssekretär« Tirpitz. (-) Berlin, 27. Februar. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" meldet: Oberverwaltung-gericht-rath Peter« ist zum Senat«prasidenteu de« Oberverwaltung-- gekickte« ernannt worden. (3m Kürschner'scheu StaatS- bandbuch für >898 ist ein OberverwaltungSgerichtSrath Peter« nicht verzeichnet. Red.) (-) Berlin, 27. Februar. (Telegramm.) Der „Reich«, an zeig er" schreibt: „In der Auslassung gegen den Ent wurf de- Fleischbeschau-Gesetze« sagt die „Deutsche Tage«, zritung": „Daß die Bestimmungen über die Einfuhr de« deuischen Fleische« den Anschauungen de« Staats sekretär« de« ReichSamt« de« Innern oder gar de« LandwirthschaftSmiuister« entsprechen sollten, ist nicht anzunebmen. Sie find jedenfalls durch da« Auswärtige Amt hineingrbracht." Gegenüber dieser völlig willkürlichen Bemessung de« Antheil« einzelner Ressort« an den Gesetzentwürfen ist hervor« »ubeben, daß, wie der gesammte Inhalt de« Entwürfe«, so insbesondere auch die Bestimmungen über die Einfuhr de« ausländischen Fleische« auf dem einmüthigeu Beschlüsse de« preußischen Staat-Ministerium« beruhen." D Berlin, 27. Februar. (Telegramm.) Bou der Direction der „Hamburg-Amerika-Liaie" ist dem Staatesekretär de« ReickSmanneamt« Contre-Admiral Tirpitz nachsteheude« Telegramm zugegangen: „Eurer Exwlleu» verfehlen wir nicht, »usern tiefempfundene» Dank für di« telegraphische Kundgebung auSznsprrche», welche Eure Exrellen, au« Lalaß der glücklichen Lnknoft unsere« Dampfer« „Bnlgarta" «n un« zu richte» dir Güt» hatte«, «»«besondere aber auch für die warme Anerkennung, welche Eure Excellenz im Reichstag dem Verhalten der Offieter« und Mannschaft«» unserer „vulgaris" gespendet haben." (-) Berlin, 27. Februar. (Telegramm.) Mit dem Eintritt der kühlen Jahreszeit hat sich der Vefuub-ettS- zuftau» t» Kiautscha» ganz erheblich gebessert. Die während der Sommermouate durch da« Klima hervorgerufenen Erkrankungen de« Darme« und die Malaria sind fast ver- schwundeu. 3m Monat December kamen von diesen Krank- he>t«arteu »ur noch acht, bez. fünf Fälle vor, die sämmtlich eiueu gutartigen, leichten Verlauf nahmen. 8. Berlin, 27. Februar. (Privatlelegramm.) Der verein«taa de« deutschen nautische« veretu« wurde beute im Kaiserdos abgehaltea. Li« Vertreter de« Reicks-Marine- Amt« und der Reich«behördea waren Präsident Löwe, Ge- deimrätbe v. Iouquibre«, Neumayer und Donner erschienen, außerdem wobute eine Anzahl höherer Marine-Officier« der Sitzung bei. Der langjährige Vorsitzende de« ve,ein«, Geheimer EommerzienrathSartori-Kiel, eröffnete die Verhandlungen um lO>^ Udr mit einem Rückblick auf die dreißigjährige Tbätigkrit und Bestrebungen de« Verein«, welchem sich ein dreifache« Hoch auf den Kaiser anschloß, vor Eintritt in di« weiteren Verhandlungen gedachte Herr Sartori unter dem lebhaften Beifall der Versammlung de« muftrrgiltigea und tapferen Verhalten« de« Eapitäu«, der Ossiciere und der Mannschaften der „Bulgarin" in schwerer Seegefahr. Die Versammlung beschloß einstimmig, ein Glückwunsch-Telegramm an die Hamburg-Amertka-Linie abzusruven. — Der Reichskanzler, die Minister und Staatssekretäre waren am gestrigen Sonntag der Einladung de- HandrtsministerS Breseld „zn einem Glase Bier" gefolgt. — Finanzminister von Miguel soll sich nach der „Magd. Htg." dahin geäußert haben, die rückständigen Bor lagen würden bis Ostern dem Laudlage zugehen, da* Communalwablgesetz in acht Tagen. Eine Creditvorlage fordert fünf Millionen für Ard eite rwobuungcn. — Im amtlichen „Pr. Just. Min.-Bl." werden bereits die in folge des Staatshaushaltsetats für 1899 zur Besetzung gelangen den neuen Richter stellen bekannt gemacht, ein Zeichen, baß Bewerbungen um sie jetzt erfolgen können. Es werden besetz: fünf Rathsstellen beim Kammergericht, 3 Landgerichtsdirectoren stellen, und zwar je eine bei den Landgerichten Berlin II, Gleiwitz und Danzig, 18 Landrichterstellen, und zwar 3 beim Land gericht II Berlin, je 2 bei den Landgerichten Berlin I und Hannover und je 1 bei den Landgerichten in Beuthen O.-S., Gleiwitz, Altona, Frankfurt a. M., Bochum, Esten, Aachen, Köln, Düsseldorf, Elberfeld, Saarbrücken, und 25 Amtsrichter- stellen, und zwar je 2 bei den Amtsgerichten Berlin II, Frankfurt a. M. und Stettin, sowie je 1 bei den Amtsgerichten in Tilsit, Bromberg, Charlottenburg, Potsdam, Brandenburg, Senften berg, Beuthen O.-S., Kattowitz, Königshütt«, Rybnik, Zabrze, Quedlinburg, Hannover, Dortmund, Gelsenkirchen, Wiesbaden Bonn, Köln und Düsseldorf. Staatscmwaltsstellen werden 8 errichtet, und zwar beim Oberlandesgericht in Köln und bei den Landgerichten Berlin I, Berlin II, Graudeirz, Breslau, Gleiwitz Essen und Elberfeld. — Die „Münchener Allgemeine Zeitung" und die „Kölnische Zeitung" bringen Mittheilungen über die am 1. April d. I. in Kraft tretende neue Militär-Transportordnung, ihre Entstehung und ihr« hauptsächlichsten Abweichungen gegen die für den Frieden und den Krieg bisher getrennt bestehenden Vorschriften. Der neuen Transportordnung wird dabei nach gerühmt, daß sie gedrängt, übersichtlich und folgerichtig an geordnet, klar in der Fassung sei und einen hocherfreulichen Ein druck gewinnen lasse, indem sie auf praktischer Erfahrung auf gebaut und in gegenseitigem Verständniß für die Interessen un > Bedürfnisse der Eisenbahnen und der Armee verfaßt worden sei. Dazu bemerkt die „Nordd. Allg. Zt.": Das letztere, augenschein lich von sachkundiger Seite stammende Zeugniß erscheint uns in! Interesse der Landesvertheidigung besonders werthvoll, da die Transportordnung wesentlich dazu beitragen soll, die deutschen Eisenbahnen auf die in einem etwaigen künftigen Kriege an sie herantretendea schwierigen Aufgaben vorzubereiten. Der Ent wurf zu der neuen Ordnung ist nach den Miltheilungen im Reichs-Eisenvahnamt aufgestellt, unter seiner Leitung zwischen Vertretern der Militärverwaltung, der Eisenbahnoerwaltunaen und der sonstigen betheiligten Behörden in erfreulichem Zu sammenwirken vereinbart, vom Bundesrath beschlossen und am 18. v. M. von dem Kaiser vollzogen worden. — Der Fürst nnd die Fürstin zu Wied nebst Töchtern sind heute nach Neuwied abgereist. * Touderu, 26. Februar. Eine exemplarische Strafe hat das Schöffengericht in Tondern dieser Tage über den Lanomann Niels Nielsen in Mögeltondern wegen Beleidigung des neugegründeten KriegervereinS daselbst ver hängt. Der Genannte, eia früherer dänischer Optant, der, wie die „Hamb. Nachr." schreiben, während des vor einigen Jahren in Sachen der Polen- und Dänenpolitik herrschenden System- der Milde und Versöhnung in den preußischen Staats verband ausgenommen worden war, hatte vor einigen Wochen den erwähnten Verein und dessen Mitglied Landtretcr seiner deutschen Gesinnung wegen auf gehässige und gemeine Art be leidigt, wobei er noch sogar darauf pochte, daß er als preußischer Unterthan nicht ausgewiesen werden könne und auch nicht em pfindsam bestraft, da er ja Geld genug besitze, um damit jede Sach« zu büßen. Das Gericht erachtete jedoch ein« Geldstrafe nicht für eine hinreichende Sühne und verurtheiltc ihn mu Rück sicht auf die Gemeinheit, aus welcher die Beleidigung entsprossen war, zu vierzehn Tagen Gefängniß. Posen, 26. Februar. Der bekannte Beleidigungs- proeeß, den der polnisch« Stadtverordnetenvorstehcr von Schwerfen-, vr, vasck. Wendland, gegen den früheren Chef redactrur der „Post", Grod deck, angestrengt hat — das Posener Schöffengericht erklärte sich, wie gemeldet, am 23. Februar in dieser Angelegenheit für unzuständig —, wird wohl noch einmal zur Aburlheilung gelangen. Gegen den Be schluß des Schöffengerichts, wonach das Verfahren einzustellen sei, ist bei dem Landgericht Posen Beschwerde erhoben worden. Diese Beschwerde wird voraussichtlich berücksichtig werden. DaS Landgericht wird sich sicher dem Reichsgericht? urtheil über den fliegenden Gerichtsstand der Presse anschliest , und außerdem ist die Einstellung entgegen d«n Bestimmungen der Straf-Proreß-Ordnung beschlossen worden, weil in d< - Hauptoerhandlung schon der EröffnungSbeschluß verlesen worden ist. Die Gtraf-Proceß-Ordnung schreibt aber vor, daß Ein wendungen gegen die Zuständigkeit ins Gericht- vor Verlesung de« EröffnungSbeschlusse» vorzubringen sind. * H«nn<»er, 26. Februar. Der Provinzialland tag hat die schon erwähnte Vorlage, betreffend eine auf drei Jahre zu bewilligend« Beihilfe von 5000 <-s( für die hier geplanten Meistercurse bewilligt. Vorläufig sind Curse für Tischler Schlosser, Schneider und Schuhmacher in Aussicht genommen, die einen jährlichen Kostenaufwand von 23 6000 erfordern Diese sollen -um Theil unter Beihilfe des Staates von ver Provinz, der Stadt Hannover, dem Gewerbevrrein, den Hand werkerkammern und sonstigen Betheiligten aufgebracht werden, * Münster t. W., 26. Februar. Die Akademie zu Münster hat in vergangener Woche zu Ehren del Andenkens an den Fürsten Vilmarck eine Feier abgehalten, die sich z > einer erhednrden Kundgebung der Treue und Verehrung für Andenken de« Unvergeßlichen gestaltete. Die Docenten beid.r Facultäten, der theologischen und der philosophischen, waren na' > zu vollzählig in der stimmungsvoll geschmückten Aula erschienen. Zu Füßen der aus einem Hain von Lorbeer aufragenden Büste deS Gefeierten schaarten sich die Chargirten sämmtliclcr Studentencorporationen mit ihren Fahnen. Unter den An wesenden, die den großen Raum und den Nebensaal bi« zum letzten Platz füllten, sah man den Oberprästdenten, den comman- dirrnden General, die Spitzen der Behörden und zahlreiche Herren
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite