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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.03.1899
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990323020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899032302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899032302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-03
- Tag1899-03-23
- Monat1899-03
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datier» S7l< »7,10 -L<N. »cltlr L-t. «wo IU». ?oe. > «ii« cour«« L«o vor la» -kvrerxl <i»r tlU« ^ocü ««Lee »Ii-d S'I. »»'n tzs>- IS1>>, os»., so-. >ÜtL««N SS' 4 eHIo I SS >r I 3» . >>«- L».I 577 Lä!. 433 v.-Ü. «70 lio. j SUS 15« Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/,? Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags um ü Uhr. Redaction und Expedition: Johannis,affe 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis LbendS 7 Uhr. Filialen: ttt» »kemm's Lo.lim. (Alfred Hahn), Universitätsstrabr 3 (Paulinum). Lo«i» Lösche, Katharinenstr. 14, part. nnd König-Platz 7. Bezugs-PreiS in der Hauptexpedttion oder den tm Etadt- bewirk und den Bororten errichteten Aus- uadestrllen abgehvlt: vierteljüdrlich X 4.Ü0, bei »weimaligrr täglicher Zustellung ins Haus b.Ü0. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vienrliährlich ^l 6.—. Direkte täglich« Krruzbandiendsng inS Ausland: monatlich ^ll 7.b0. Abend-Ausgabe. WpMtr Taffkblall Anzeiger. Ämts blatt des königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Molizei-Ämtes der Stadt Leipzig. Donnerstag den 23. März 1899. Anzeigers-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 30 Pfg. Adamen unter dem Redactionsstrich '4ge- spalten L0 >z, vor den Familienaachtichteu !8gespalten) 40^. chrügere Schriften laut unserem Preis- »erzrichniß. Tabellarischer und Ztfiernlap nach höherem Tarif. sktr«-Beilage» (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung .st 60 —, mit Postbesörderung .st 70.—. 2innahmesch!uß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: BormittagS 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Oxpedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leivzig. tat. io. »k» >e. riii. ke So >oi. ?e. iüe 10«, 10 VS,— 10 >,sa 07,70 S5,SV bv.vv 7S.80 S1.LV I<l itd., »Id dn SS,70 14HS0 ros,sv at UI l>. I0I.7S ISSLL tSV.1v ISS,US >d. »b d. UI n. M. k IN 4 e. b. d. I ISS,SO ! S1S,- »4.7b ISS.7» SIS,— »OVM 141,7» IS7,— 184.— 337,— ISS 70 17«.25 I7S,— 143,— 23«,- 4 t. t. SS,— 137,- IIS,— 348,— dUS.LV SVI.LV ISS,SS 180,— SSI^S ISI.7S 133,80 SS^— IS«.— »IS,70 »IS.SV vt.vo 4IS.S0 I7SSV »4»,SV IV1,— II« SS L2S.SV ISS.7S I8S«V lass; 114^0 II7.7V 83, - »7,75 k!!»en- m/tro>ie. Lrioi l SSsv LSS6 »80V 7S» IVL5 »SUS , ««b '!ii»»o 7«"/S 4»»v >l «ovo 1 »»US 1 437S losvv 407» rck Uulil« »» in vbr Politische Tagesschau. . * Leipzig, 23. März. Mehrfach geäußerten Wünschen entsprechend, hat die Re gierung zu Magdeburg bezüglich der Osterferien folgende Verfügung erlassen: „In den evangelischen Volksschulen wird der Unterricht Sonnabend vor Palmarum geschlossen und Donnerstag nach Ostern wieder ausgenommen. In den katho lischen Volksschulen wird der Schulschluss auf Mittwoch nach Palmarum, der Schulanfang auf Montag nach Quasimodogeniti festgesetzt." — Eine Begründung der hier angeordneten confesfionellen Ferien ist uns in der Presse nicht begegnet. Wir bedauern dies um so mehr, als wir das Vorgehen der Magdeburger Regierung weder begreifen noch billigen können. Soll etwa verhindert werden, dass die evangelischen und die katholischen Dolksschüler gemeinsam die Ferienfreude genießen? Fürchtet man, dass eine derartige Feriengemeinschaft Nachtheile irgend welcher Beschaffenheit im Gefolge habe? Hierauf von der Magdeburger Regierung eine Antwort zu erhalten, erscheint uns ebenso interessant, wie es die Auskunft darüber wäre, ob es Katholiken oder Evangelische waren, die mit entsprechenden Wünschen an die Magdeburger Regierung herantraten. — Die demokratische „Volkszeitung" spricht im Anschluß an die obige Regierungsverfügung ihr Erstaunen aus, dass die Ultra montanen nicht schon im Reichstage die Trennung der Armee in confessionelleTruppentheile verlangt haben. Das ist im Reichstage allerdings noch nicht geschehen, wohl aber im führenden Centrumsblatt, in der „Kölnischen Volks zeitung". Am 3. Mai 1898 brachte das genannte Blatt an bevorzugter Stelle über die Seelsorge in der Marine eine Zuschrift zum Abdruck, in der es beklagt würde, daß katholische Schiffsjungen an dem von einem evangelischen Marine pfarrer abgehaltenen Schiffsgottesdienste theilnehmen. „Man sollte das kaum für möglich halten!" — rief der Gewährsmann der „K. V.-Z." aus. Was dieser Herr dagegen für möglich hält, Zcigte seine Frage: „Ließe es sich nicht einrichien, daß die katholischen Schiffsjungen der verschiedenen Schulschiffe auf eins concentrirt würden?" — Wir halten es keines wegs für ausgeschlossen, daß der „Reichsregent" einmal die gleiche Forderung auch im Reichstage stellt. Vielleicht bereitet Herr vr. Lieber der „Volkszeitung" dieses Vergnügen schon bald! Änm Rütklrit» LSallat'S von der ferneren Leitung der Ms'schmückungsaiVeiten des Reichstages nimmt die „Köln. Ztg." folgendermaßen das Wort: Die Thatsache ist an sich recht wohl begreiflich angesichts der seltsamen Kritik, welche seine künstle rischen Bestrebungen in öffentlichen Sitzungen des Reichstages in der verletzendsten Form gefunden haben, vr. Lieber, der sonst vor dem Anblick künstlerischer Nacktheiten sein Haupt schämig zu verhüllen pflegt, hat sich noch zuletzt, am 20. März, der eigenartigen Rolle gerühmt, die er übernommen habe, „um oer Ausschmückung des deutschen Reichstags die Blöße auszu decken". Er Hot sich dabei zu folgenden Wendungen verstiegen: „Als aus einem erhabeneren Munde das Wort vom Gipfel der Geschmacklosigkeit über diesen ganzen Bau fiel, da war unter allen Wipfeln der deutschen Künstlerschaft die tiefste Ruhe, da spürte man auch nicht den geringsten Hauch, und niemals hat sich der Männerftolz — ich muß in diesem Falle wohl sagen: der Künstlerstolz — vor Königsthronen glänzender, ich darf nicht sagen: bewährt, ich muß sagen: blamirt, als damals. Aber wenn ein einfacher Abgeordneter des deutschen Volkes cs wagt, nur ein einzelnes Wert unter vielen auch nur leise anzurühren, so ist es ein Angriff auf die deutsche Kunst und auf die deutschen Künstler." Diese Ausführungen beweisen, wie wenig Vr. Lieber sich um die thatfächlichen Vorgänge bekümmert hat. Es ist bis her niemals zuverlässig ermitielt worden, ob der Kaiser in der Thal den von vr. Lieber gerügten Ausspruch gethan hat. Ist er erfolgt, so ist er jedenfalls nur im privaten Kreise unter Aus schluß der Oeffentlichkeit erfolgt, und es wäre durchaus nicht ein unberechtigtes Verlangen gewesen, für die Kritik einer solchen privaten Aeußerung, zumal aus so hohem Munde, zunächst eine zuverlässige Feststellung des Thatbestandes abzuwartcn. Zudem war bekannt, daß der Kaiser bei der feierlichen Eröffnung des Reichstages den Geheimen Rath Wallot, der ihn durch das Haus führen durfte, mit der größten Liebenswürdigkeit behandelt, ihm seinen warmen Beifall kundgegeben und ihn besonders ausge zeichnet hat. Was aber die deutsche Künstlerschaft und beson ders die künstlerischen Fachgenossen Wallot's betrifft, so ist zur Genüge bekannt, wie sehr sie sich nicht blos privatim, sondern auch öffentlich auf die Seite Wallot's gestellt hatten, sobald jene tadelnde Aeußerung bekannt geworden war. vr. Lieber könnte sich wenigstens jenes außergewöhnlichen Festes erinnern, das zu jener Zeit unter einem Andrang« sondergleichen Vie deutschen Baumeister und Künstler Herrn Wallot in den Festsälen von Kroll gegeben haben, und jedem Theilnehmer der Feier wird es unvergessen geblieben sein, mit welchen ehrlichen und kü.rstler- stolzen Worten damals die große Bedeutung Wallo^s als Bau meister und als Künstler hervorgehohen worden ist. Ebenso wird jene eigenartige und allerdings recht unzweideutige Kunst ausstellung unvergessen bleiben, die bei der damaligen Feier in den Kroll'schen Nebenfälen veranstaltet worden war. Auch seit dem ist die deutsche Künstlerschafl bei jeder Gelegenheit, öffentlich und privatim, Herrn Wallot treu geblieben, und mehr denn je wird sich in allen kunstverständigen Kreisen vie Ueberzeugung sestsetzen, daß in der ganzen Behandlung dieser Frage sich Nie mand anders blamirt hat, als vr. Lieber u.rd die ihm zustim mende Reichstagsmehrheit. Es ist für die Vollendung der künst lerischen Ausschmückung des Reichstagsbaues wahrlich kein Dortheil, daß jetzt eine solch« Kraft wie Wallot, die in der Voll endung dieses Baues gelebt und gestrebt hat, ausscheidet. Aber die Zuversicht mag man haben, daß, wer immer unter den deut schen Baumeistern sein Nachfolger werden wird, sich mit allen Kräften bemühen wird, in seinem Sinne bei der Lösung der schwierigen Aufgaoe zu wirken. (?) vr. Lieber wird daran nichps ändern können, Vie Verhältnisse sind stärker als er. Wie erinnerlich, hatten die dreisten Behauptungen amerikani scher Blätter über einen angeblich von Hongkong aus unter deutscher Flagge betriebenen Waffenhandel nach den Philippinen zu amtlichen Ermittelungen Anlaß gegeben, durch welche jene amerikanischen Meldungen als Schwindel entlarvt wurden. Dagegen wird jetzt in glaubwürdiger Weise bekannt, daß von Eanton aus eine größere Sendung Waffen und Mu nition nach Manila geschafft und an die Aufständischen verkauft worden ist. Und zwar isteseinamerikanischerKauf- mann, der dieses „Hüsings" gemacht hat. Ter betriebsame Herr hatte als Commissionär einer angesehenen Firma in Can- ivn an den dortigen Bicekönig einen größeren Posten Gewehre nebst reichlicher Munition zu liefern, und wußte es dahin zu bringen, daß NX) Gewehre und 500 000 Patronen bei der Liefe rung nicht abgenommen wurden. Für dieses zurückgewiesene Material wurde von dem erfinderischen Bürger der Vereinigten Staaten die Erlaubniß zur Wiederausfuhr aus Canton unter dem Vorwande nachgesucht, daß er es an Bord eines ihm ge hörigen Dampfers nach Singapore verschiffen wolle. In einem von der chinesischen Behörde «ingeforderten Schein verpflichtete sich der Amerikaner, 15 000 Taels an die chinesische Regierung zu zahlen, falls er nicht binnen sechs Wochen das amtliche Zeug- niß des Consuls der Vereinigten Staaten in Singapore bei bringen würde, daß Waffen und Munition dort gelandet seien. Die Frist verstrich, das Einfuhrzeugniß aus Singapore wurde nicht vorgelegt. Dafür erfuhr man, daß die Gewehre und Pa tronen in Manila gelandet worden seien. Einen Triumph hat die »eiltsche Ingenieur kunst im Kaiserreich Liam zu verzeichnen. Dem früher in Krupp'schem Dienste stehenden preußischen Baurath Bethge und dem preußischen Bau- u.rd Betriebsinspector Gehrts, den Vorstehern des technischen Eisenbahndepartements in Siam, ist es gelungen, alle technischen Schwierigkeiten des Eisenbahn baues Bangtok-Korat zu überwinden, so daß die 265 km lange Strecke bis zum 1. Januar 1900 dem Fracht- und Personen verkehr übergeben werden kann. Trotz enylischerMachen- schäften gelang es den deutschen Ingenieuren, meist deut sches Material für jenen Bau heranzuziehen, und wie sehr damit der Kaiser von Siam, der die erste Anregung zum Bau von Staatsbahnen gab, zufrieden war, ersieht man aus der so eben eingegangenen Meldung: dem Baurath Bethge und dem Bauinspector Gehrts ist auch der Bau der Bahnen Ayuthia- Lophburi und Bangkok-Petschavur übertragen worden. Erstere ist der Anfang der großen, 600 km langen Transversalbahn nach Chieng-Mai, die nach Ehina hinein fortgesetzt werden soll; sie folgt zunächst der Bahn Bangkok-Korak und führt von Ban Mahce ab direct nach Norden. Sie soll bis 1. April 1910 bis Lophburi fcrtiggestellt sein. Die zweite Bahn ist bestimmt, den siamesischen Theil der malayischen Hatbinscl enger a.r das Haupt land anzuschließen und soll später bis zur Südgrcnzc forrgesetzt weroen. Für beide Linien wird ebenfalls deutsches Material r.i umfangreichem Maßstäbe gebraucht. Das pathetische Lob, das der sranzöftschc Kriegsminister de Freycinet soeben im Senat der Disciplin des fran zösischen Heeres gespendet hat, nimmt sich sehr eigenartig ans angesichts des Zwischenfalles, der am Montag in der Deputirtcnkammer sich abspielte. Allerdings war es kein Officier des Landheeres, sondern ein Officier der Marine, Admiral Nieunier, der jenen Zwischenfall herbeiführte. Rieunier ist der Vorgänger des jetzigen Marineministers Lockroy; er hat gegen seinen Nachfolger, der bekanntlich Civilist ist, wegen seiner Leitung des Marineministeriums in der Eigenschaft als Deputirter sehr heftige Angriffe gerichtet, indem er u. A. die Unterseeboote, auf die Lockroy so stolz ist, Sand nannte, der dem Publicum in die Augen gestreut würde. Im Auftrage Lockroy's antwortete der Admiral de Eu ser vil le auf die Angriffe Rieunier's, wobei er sagte, daß er nicht ohne die schmerzlichste Empfindung gesehen habe, wie ein hoher Marine- officier auf der Parlamentstribüne leiden schaftliche Anklagen gegen den Chef der Marineoerwaltung richtete. An diesen be zeichnenden Vorfall knüpft der geistvolle Mitarbeiter des „Figaro" Cornöly eine lebhafte Klage über das parlamen tarische Regierungssh st em in Frankreich. In der That liegt in diesem und nicht in dem Mißstände, daß der jetzige Marineminister Lockroy Civilist ist, der Grund für das sonderbare, aller Disciplin hohnsprechende Schauspiel, das Admiral Rieunier als activer Officier in seiner Eigenschaft als Kammerdeputirter durch die Bekämpfung des Marine ministers bot. Vollkommen zutreffend schreibt Cornöly: „Es ist in der That sehr bedauerlich, daß wir nicht vernünftig genug sind, uni zu begreifen, wieviel wir gewinnen würden, wenn wir die drei Portefeuilles des K-ieges, der Marine und der auswärtigen Angelegenheiten den Schwankungen der Politik entzögen. Herr von Mohrenheim sagte eine-Tages, daß er in 14 Jahren mit 13 Ministern des Auswärtigen zu sprechen hatte. Unsere Generäle und unsere Admiräle sind weniger glücklich gewesen als er und haben sich an eine größere Zahl von Gesichtern gewöhnen müssen. Das ist es, was allen unseren Werken den Charakter des Unfertigen giebt. Aber wenigstens sollte man die Scham haben, nicht aus kleinlichen Rancünen die an sich schon enormen Unzuträglichkeiten des Systems zu vergrößern und uns nicht beiwohnen zu lassen diesem erniedrigenden Schauspiel ge- hüjsiger Slbjchlachtungen, die beim Abgang jedes Anusinhabers in den Ministerien vorgenommen werden." Cornßly's Klage sollst allen monarchisch regierten Slacuen eine Mahnung sein, das natürliche Uebergewicht, das sie in Bezug auf die auswärtige Politik und betreffs der Lande» vertheidigung über die parlamentarisch regierten Länder haben, dadurch voll auszunützen, daß sie auf den genannten Gebieten mit Strenge eine Politik der Stetigkeit innehalien. Aus Cuba, namentlich inHavanna , ist es, wie gemekset, in der letzten Zeit wietdrrholt zuZusammenstößen zwischen Soldaten oeS Generals Gomez uad der amerikanischen Polizei gekommen, welche sehr blutig verliefen unv bei denen auch Ein wohncr von Havanna, darunter viele Frauen, welche für den Rebelleirfichrer Partei ergriffen, verwundet wuvoen. General Brooke, ver Gouverneur, weiß schr wohl, daß unter den Cuba nern noch viel Unzufrie'denheit herrscht. Er hat allerdings, wie der „Nat.-Ztg." aus Havanna geschrieben wird, einen beträchtlichen Dheil <ver Cu-baner bereits befriedigt vurch Ver gebung zahlreicher Bramtenposten. Er vermag aber nicht alle früheren Officiere des Rebellenheeres in «das Heer der Union zu übernehmen, noch kann er sie alle in der Verwaltung untcr- bvingen. Erne besondere Schwierigkeit macht ihm 'die Befriedi gung der Neger, die in sehr großer Anzahl sich am Kriege be theiligt haben, von denen viele Officiere sind, und nun diHekbeu Ansprüche erheben, dir ihre weißen Kameraden bereits mir Er folg geltend gemacht Habei. Maceo, dec im Kampfe gefallene General der Cubanos, der von ihnen abgöttisch verehrte Führer, war ein Mulatte, Tausende seiner Gefolgtchaf: sind Dollblut neger oder gemischter Abstammung. Nun aber hat man in Washington den Beschluß gefaßt, unter keinen Umständen ia oer Verwaltung von Cuba Neger anzustellen, und ihnen weder Platz noch Stimme in den Stadträthen und Dorfgemeinden zu gestatten. Durch diese Bestimmung wird General Brooke gegen über den schwarzen Officieren und Gentlemen in eine schiefe Lag« gebracht. Er kann ihren Wunsch, ihnen Stellungen zu gebea, nicht erfüllen, muß andererseits aber anerkennen, daß viele der schwarzen Officiere größere Verdienste haben, als gar mancher der Weißen, der erst, als Alles nahezu entschieden war. sich in das Freifchaaren-Heer einreihen ließ. In manchen Pro vinzen überwiegt die Anzahl der farbigen Officiere und Mann schost die der weißen ganz beträchtlich, und man begreift daher, daß der Gouverneur-General Tag um Tag Petitionen erhält, welche eine enlsliche Belch-ung der „geleisteten Dienste" verlangen Denn das die „Freiheitshslden", die unter schwarzen Führern den Kampf gegen die Spanier mügefochten haben, nun leer aus gehen sollen, weil sie Farbige sind, kann man den Leuten nicht sagen. Da ist z. B. 'ver schwarze Oberstleutnant Qurntin Ban dera. Derselbe Hut den Kampf in der Provinz Santiago mit großer Entschiedenheit geführt, freilich auch mit großer Grau samkeit. Daß die Union Bedenken trägt, derlei Elemente trotz Feuilleton. 6j äenzi. Roman von M. Immisch. üiatbdriick vnbelk». So saß sie und sann und überlegte. Etwas mußte sich finden, damit Senzi freiwillig ihre Wünsche erfüllte. Liese war entschlossen, vor nichts zurückzuschrecken, um ihren Zweck zu erreichen, nicht aus Eigensinn, sondern, wie sie sich fest ein redete, nur aus Liebe zu dem Mädchen, dem einzigen Geschöpf, an dem ihr vereinsamtes Herz mit zärtlichen Banden hing. Die Dämmerung sank herab; Liese bemerkte es kaum. Erst als ein grelles Wetterleuchten aufzuckte, erschrak sie und bekreuzte sich in abergläubischer Furcht. Sie hatte ganz vergessen, daß sie Senzi eingcfchloffen. Hastig lief sie nach ihrer Kammer, und den Riegel zurück ziehend, öffnete sie schnell die Thür. Aber das Bedauern, das sie eben noch über ihre Nachlässigkeit empfunden, verwandelte sich in Bestürzung und Zorn bei dem Bilde, das sich ihr bot. Das Fenster war geöffnet. Den breiten Sims als Bank benutzend, lehnte sich Senzi weit hinaus. Ihr dunkles Köpfchen verschwand beinahe in dem Blättergewirr, aber doch nicht ge nügend, um Liese's scharfem Blick den Männerarm zu verbergen, der sich zärtlich um ihren Nacken schlang. Liese schlich sich näher, um zu sehen und zu hören. Auf einem ziemlich schwanken Ast stand Bernhard. Sein hübsches, gebräuntes Antlitz schmiegte sich an Senzi'S weiche Wange. Mit der freien Hand drückte er ihr Köpfchen innig an sich, und von Zeit zu Zeit küßte er die Thronen von ihren Wimpern ab. Was sie flüsterten, war nichts Besonderes, nur jene süßen, für den Unbeteiligten so unendlich thörichten Worte, die immer und zu allen Zeiten die Sprach« der Liebe sind. Und doch wich Liese's Zorn für einen Moment dem Mitleid und der Rührung. Mit der Schnelligkeit der Vision stand plötzlich eine Scene vor ihrem geistigen Auge, die sich vor vielen, vielen Jahren in diesem Garten abgespielt hatte. Auch damals hatte ein junges, vertrauendes Geschöpf an der Brust eines geliebten Mannes gelehnt und unter Thränen die Worte geflüstert: „Verlaß mich nicht, ich hab' Dich so unsagbar lieb". Zwar war das Mädchen nicht halb so schön wie Senzi, aber deshalb hatte es mit nicht weniger Zuversicht den Ver sicherungen des Geliebten geglaubt. Und dann war der junge Mann für lange Zeit fortgegangrn, und als er wiederkam, war ein schönes, junges Weib an seiner Seite. . . . Das Mädchen hatte Liebe und Schmerz und Groll tief im Herzen begraben; es hatte es ertragen, wie so Diele vor und ziach ihm; aber aus dem frohen, guten Geschöpf war nach und nach ein strenges, berechnendes Weib geworden, eine alte Jungfer, deren ganzer Sinn auf praktisches Erwerben ging, mit einem Wort „die Lumpenliese". Alles, was sie gelitten, erhob sich in diesen Secunden in herber, schmerzender Deutlichkeit vor ihren Augen. So würde auch Senzi leiden, wenn sie nicht unerbittlich einschritt. Besser ein schneller, heißer Schmerz, als jene Jahre lang im Herzen bohrende Bitterkeit, die einst ihre eigene Seele vergiftet und die untrennbar ist mit der Pein des Verlassenwerdrns. . . „Also so finde ist Dich?" sagte Liese, ihre momentane Weich heit kräftig bekämpfend und sich mit Erfolg wieder in ihren Aergcr hineinredend — „so befolgst Du meine Wünsche und Er mahnungen; das ist der Dank für Alles, was ich für Dich ge- t'hvn?" Senzi war so erschrocken, daß sie beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. Ganz entsetzt tastete sie nach dem Fensterkreuz, um sich daran zu halten; aber Bernhard gab ihre andere Hand nicht frei, und so war sic gezwungen, in ihrer seltsamen Stel lung zu verharren. „Und Sie schämen sich nicht, einem armen Mädchen den Kopf zu verdrehen und sie vom geraden Wege abzulockcn", fuhr Liese fort, während sie Bernhard zornig betrachtete. „Suchen Sie sich ein anderes Spielzeug aus; Senzi ist zu gut dafür, und wenn Sie sich noch 'mal unterstehen, ihr nachzulaufen, so kriegen Sie es mit mir zu thun." Sie umfaßte Senzi, um sie vom Fenster zurückzuziehen; aber ihre geharnischte Rede hatte gerade die entgegengesetzte Wir kung, die sie beabsichtigt. Das sonst so sanfte Mädchen, das seine Liebe schüchtern verborgen hatte, wie ein Heiligthum, das man mit frommer Scheu vor jedem profanen Blick zu schützen sucht, gerieth ganz außer sich über die harten, verletzenden Worte, die Liese mit verächtlicher Betonung Bernhard an den Kopf warf. Sie dachte nicht mehr an sich und den Zorn ihrer Muhme, soweit er sie selbst betraf, sie empfand nur das Beleidigende für ihren Geliebten; sie glaubte, er werde nun tief gekränkt, im Grolle fortgehen, und angstvoll bittend, zärtlich beschwichtigend, schlang sie Vie Arme um seinen Hals und preßte ihr Köpfchen fest an seine Wange, als wolle sie ihn halten und oertheidigen gegen alle Welt. „Bernhard, o, verzeih! Seh nicht fort", sagt» sie flehend, be ¬ schwörend, und über die erblaßten Wangen rollten heiße Thrä nen und benetzten seine Lippen und sein Kinn. Er lächelte unwillkürlich über das salzige Naß; dann löste er behutsam ihre Arme und schob sie sanft zurück. „Geh jetzt, Liedchen", sagte er, „ich komme gleich nach und werde Deiner Base Alles erklären." Mit einem kühnen Satze sprang er von seinem schwankenden Standort in den Garten hinunter, winkte Senzi noch einmal und eilte dann schnell dem Ausgang des Gartens zu. Sprachlos, ganz verblüfft durch Senzi's Kühnheit, stand Liese da. Nicht ohne Milleid betrachtete sic das Mädchen, das weinend und hilflos vor ihr stand und das ihr doch mit einem Male ganz verwandelt erschien. „Komm, ich bin doch neugierig, was er zu sagen hat", sagte sie endlich. „Aber sei so gut und stell' Dein Weinen ein; das kann ich am allerwenigsten vertragen." Liese hatte kaum soviel Zeit, die Lampe anzubrennen, dann kam auch schon Bernhard. „Ich hoffe, Sie weiden Ihren Groll gegen mich besiegen und Senzi nicht ferner quälen, Jungfer Liese", sagte er. „Senzi wird meine Frau, sobald es die Derhälinifft nur irgend erlauben. Wir sind beide noch so jung, daß ein paar Jahre Verzögerung nicht schaden; außerdem kann Niemand lebhafter als ich eine Verkürzung derselben h^rbeiwünschen. Wir haben uns lieb; ich lasse mir mein Mädchen nicht nehmen, und Sie selbst wollen doch gewiß Senzi nicht aus purem Eigensinn unglücklich machen." „Eben, um sie nicht unglücklich zu machen, muß ich fest blei ben", sagte Liese, ein wenig besänftigt durch sein offenes und männliches Auftreten. „Es kann sein, daß Sie augenblicklich so denken, wie Sie sprechen, aber ich kenne das besser und weiß, was von solchen Versprechungen zu halten ist. Gleich und gleich gehört zusammen, das werden Sie früh genug einsehen. Ueber- dies würden Ihre Eltern sicher nie einwilligen, ein Mädchen wie Senzi als Schwiegertochter anzunehmen. Don allen Seiten würden sich Hindernisse einstellen, und Ihre Laufbahn würde sicher auch nicht befördert durch eine Frau aus niederem Stande." „Lassen Sie dies nur meine Sorge sein", erwiderte Bernhard, „und was meine Laufbahn anbelangr, so hänge ich sie einfach an den Nagel, wenn es nicht anders geht, uno werde Rechtsanwalt; da hat mir Niemand derartige Vorschriften zu machen." Doch Liese war nicht zu überzeugen. „Es ist gut, ich werde darüber Nachdenken", entschied sie endlich, als äußerstes Zuge- ständniß, nachdem auch Senzi sie mit Bitten bestürmt hatte. „Und nun verlang« ich Ihr Versprechen, daß Sie Senzi in den nächsten drei Tagen weder heimlich treffen, noch sie sonst zu sprechen suchen." Bernhard versprach dies, wenn auch ein wenig zögernd. Liese's wichtige Feierlichkeit erschien ihm eigentlich spaßhaft. Und dann, was hätte er auch fürchten sollen? Hatte er dock. Alles gethan, was ein Ehrenmann in seiner Lage zu thun im Stande war und noch dazu in aufrichtiger Ueberzeugung und mit dem festen Vorsatz, um Senzi's willen, wenn nöthig, den Kampf mit der ganzen Welt und allen ihren Vorurtheilen auf zunehmen. Uebrkgen» besaß Liese soviel menschliches Rühren, um unter einem Vorwano für ein paar Minuten das Zimmer zu verlassen und den Beiden dadurch Gelegenheit zu geben, sich ohne ihre Gegenwart zu verabschieden. Sie hatte bereits ihren Plan gefaßt, und als Senzi sich später in überströmender, seliger Dankbarkeit an ihren Hals warf und in der Freude ihres Herzens ihren Mund, trotz ihres Wider strebens, mit Küssen bevrckte, da empfand sie etwas wie Ge Wissenslbissr; sie scheute sich ordentlich, in die strahlenden, treu herzigen Augen zu sehen, und der Ausdruck ver Hoffnung und des Glücks auf dem schönen, jungen Antlitz thaten ihr weh. In dieser Nacht schliefen sie Beide wenig, aber aus ganz der schiedenen Ursachen; Liese aus Sorge und Kummer, und Senzi aus tiefster, hoffnungsvollster Glückseligkeit. Sechstes Kapitel. Ein wunderschöner Sonntagsmorzen. In der Nacht zuvor war ein starkes Gewitter niedergegangen. Es hatte die Luft ge reinigt und erfrischt, den S:aub auf der Straße gelöscht und das Stechende der Sonnenstrahlen gemildert. Inmitten des Städr chens, zur Seite 1>es tiefen, alterthümlichen Thors, das, von einem plumpen Thurme überragt, noch ein Wahrzeichen früherer, streitbarer Größe ist, steht das Haus des Stadtraths Rehbein, eines der reichsten und geachtetsten Bürger von M.... Die Ladenfenster des Parterres waren an diesem Morgen sorgfältig geschloffen und davor, sowie auf der anderen Seite des Haus eingangs waren Birken-, Oleander- und Lorbeerbäumchen aus gestellt. Die ganze Front des Hauses war mit dicken Guirlanden bekränzt und die weißgescheuerten Treppen und Flure, bis in den zweiten Stock hinauf, mit Blumen und frischen Zweigen be streut. In dem oberen Stock wohnte die vrrwinwete Frau Apo theker Bruck, die Mutter des jungen Priesters, dessen Ehrentag heut« gefeiert werden sollte. Bebend vor Erwartung, Freude und Rührung, stand di» alt« Frau am Fenster de» festlich gi«
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