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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.04.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990401014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899040101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899040101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Ausgabe beschädigt
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-04
- Tag1899-04-01
- Monat1899-04
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um '/,7 Uhr. g« um ö Uhr. Die Morgen-Aut die Abend-Autg Eon: 8. ununterbrochen bend» 7 Uhr. i« i« Stob»- chtetrn Aut- rlich^«S.bO, «lluag in» i bezogen für vierteljährlich zbaadlenoung (Alsre» Hahn), aulinum). NeLactio 2« Die Expedition ist! geöffnet von fr -7t Dtta Klemm s t. Universität „ L -'s «atharinrvs'r. 1« o) »p König-Platz 7. bewirk «uh de» aavestellen ab geh bei zweimaliger Lau» SÄ. Deutschland und 6.—. Direkt« in» Auslands Morgen-Ausgabe. MpMr.TaMatt Anzeiger. Ämtsölatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Sonnabend dm 1. April 1899. Anzeigeu-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile L» Pfg. Reklamen unter dem Rcdactiontstrich (4ge- spalten) üO>^, vor den Familiennachrichteu (6gespalten) 40/^. Größere Schriften laut unjerein Preis- verzeickmiß. Tabellarischer und Zisiernsap nach höherem Tarif. Extra-Beilage» (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung »0.—, mit Postbesörderung .Ni 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Au-gabe: Vormittags 10 Uhr. Margen-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets au die Expedition zu richten. —— Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. S3. Jahrgang. s Mensch in vollem Glanze offenbaren. Winter: "Sc »es preußischen Ministeriums, seine Ver- "" CoMcte zwischen König und Thronfolger, i>. oee Streit nm die vom König nterserfen. Ich habe mich deshalb ent ¬ ölte. indsm sie dieselben — ohne jede Spur von > —f in jener schlichten Weise erzählen, die ,»chh>eit so ergreifend wirkt. lehr Vorgänge hervor: den Eintritt BiS- für von mit ans mark in Mittlerrolle Vater un^ i Frr»rHets«r. Wir Das Wir Wir Das Volk ... ... ... getragen war, das ganze Jahr hindurch keine ansteckende Krank heit ausbrechen werde. Aehnlichcs theilt auch Pfeifer mit in seinen Orixinibu^ I.ip-noll-üiius: „In Leipzig war dos Fest des Tsdaustragens im 17. Jahrhundert so herabgesunken, daß man die Strohpuppe durch leichtfertige Dirnen umhertragen ließ. Diese gingen zwei und zwei, sangen allerlei Lieder auf den Tod und stürzten endlich den Strohmann in die Parthe. Sic gaben vor, durch diese Eeremonie würde die 'stadt gereinigt, also daß diese auch das künftige Jahr von der Pest und an steckenden Krankheiten befreit blieb«. Man glaubt, daß diese Feier noch von den Wenden herrührc, die ehemals Leipzig be wohnten." Die Sorben in der Oberlausitz fertigten das Winterbild, den Tod, aus Stroh und Hadern, dasjenige Mädchen, welches die letzte Leiche gehabt, mußte daS Hemd, die letzte Braut aber den Schleier und die übrigen Lumpen dazu hergeben. Dann wurde das Scheusal auf eine hohe Stange gesteckt und von der größten, stärksten Dirne im Dorfe im vollen Laufe fortgetragen, wobei sie von allen übrigen Einwohnern des Dorfes unter den Ausrufungen: Flieg hoch, flieg hoch, dreh dich um, fall nieder! verfolgt wird. Dabei werfen alle mit Stöcken und Steinen nach der Puppe und lver den Tod trifft, stirbt da» Jahr über Vie voltrsthümlichen Oster Gebräuche und die Göttin Osta^a. Unsere volksthiimlichen Ostersitten stamk-w meistens aus den Zeiten des indogermanischen Heidenthums. Das germanisch- heidnisck>e Osterfest hatte nur den Charakter eines Frühlings festes, man feierte die aus dem Winterschlaf wieder erwachende Natur. Der leitende Gedanke dieses Festes war das neu geborene Licht und die wiederlehrende Frühlingszeit. Den Zeit- punct, von welchem ab die Tage länger waren, sahen alle heid nischen Völker als einen sehr wichtigen an, denn er verkündigte den Sieg des Lichtes über die Dunkelheit. Man feierte Ftühlingsfestc, der Frühling wurde eingeholt und der Winter vertrieben. Besonder- sinnreich sind die Auszüge und die Lieder dieser Volksfeste. Die Bewohnerschaft zog am Festtage aus Dorf und Stadt hinaus auf die Wiesen. Enigr Burschen mit Stroh beeidet, fte'ltrn den Winter vor, den Winterkönig mit der Strv</tvne unv dem hölzernen Schwerte an der Spitze. Andere in grünen Kleidern, voran der Sommerkönig mit der Blumen krone, mit Moos und Epheu bedeckt, brachten den Frühling. Erst sangen die Chöre aus der Ferne einander entgegen, dann kamen sie immer näher. Nun kämpften sie, indem der Winter mit Häcksel und Asche, der Sommer mit grünen Blättern und Such" Da htr ! schnellem, >1 ein behend (I Brett de» v niederzulafsi! «end schmett Lied vom cv Schreibt tsch^ nommen, der milde Al Uad er lie^ und lauscht« schast, dt« in Osterglocken. Don Anna Behnisch (Berlin). »iockdruck verboten. jtete votz allen Thürmen im Lande und pochte an Unv die kleinen nickenden Schneeglöckchen läuteten !«N irr« mit Ihnen die Weiterführung des Kampfes zu versuchen, und ich abdicire nicht/ Dieser so einfach erzählte Vorgang erscheint auf den ersten Blick auch an sich einfach und von keiner ungewöhnlichen Trag weite. Auf den Ministerpräsidenten von Manteuffel war als solcher Fürst Hohenzollern, auf diesen Prinz Hohenlohe gefolgt, warum sollte auf diesen nicht Herr von Bismarck folgen? Bei näherem Hinsehen und bei Erwägung der Umstände, unter denen dieser letzte Personenwechsel erfolgen sollte, erkennt man aber wohl, wie inhaltsschwer die kurze und bestimmte Zu sage war, mit welcher Bismarck den ihm angetragenen hohen Posten annahm, als Minister für die Militär-Vorlage einzu treten, und zwar auch gegen die Majorität des Landtages und deren Beschlüsse. Welche Möglichkeiten er dabei vor sich sah, ver hehlte Bismarck dem Könige nicht; er sagte ihm offen, daß, um eine Parlamentsregierung abzuwenden, selbst durch eine Periode der Diktatur hindurchgegangen werden müßte, und daß er für seine Person dem König auf jedem Wege folgen werde, den dieser «inzuschlagen für nützlich finden werde, d. h., wie er an deutete, auch auf dem eines zeitweiligen Bruches der Verfassung. Wie ernst den eben genannt«», als möglicher Weise nothwendig werdend gedachten Schritt sowohl der König- wie Bismarck nahmen, zeigen zwei merkwürdige Aussprüche Beider aus jener Zeit. Bismarck erklärte 1866 einem Berliner Correspondenten des „Siöcle", er habe schon in Frankfurt den Plan gehabt, den er jetzt ausführe, „Deutschland von der österreichischen Pression zu befreien". Und er hatte hinzugesetzt: er sei entschlossen, bei der Durchführung dieses Planes für Preußens und Deutsch lands Größe „Allem zu trotzen, dem Exil und sell'it dem Schaffst". Wenn Bismarck bei diesen Worten vielleicht an die Strafe dachte, welche ihn wegen Hochverraths gegen den deutschen Bund (der damals wieder bestand), treffen könnte, so standen dem König wahrscheinlich die Scenen des 18. März 1848 in Berlin vor Augen (wo ein Volksaufstand ihn selbst, den damaligen Prinzen von Preußen, für einige Zeit ins Exil nach England getrieben hatte), als er einmal zu Bismarck sagte: „Hier auf dem Opern platze, unter meinen Fenstern, wird man Ihnen den Kops ab schlagen, und etwas später mir." Das klang zwar halb scherz haft; daß «s aber doch sehr ernst gemeint war, ersieht man aus der Zusprache, welche Bismarck an den König richtete, um ihm solche Gedanken auszureden. Gleichfalls halb scherzhaft, aber mit sichtlich tiefer Bewegung hat er damals, wie er jetzt berichtet, zum Könige gesagt: „Sterben müssen wir früher oder später doch, und können wir anständiger umkommen? Ich selbst im Kampfe für die Sache meines Königs, und Euere Majestät, indem Sie Ihre königlichen Rechte von Gottes Gnaden mit dem eigenen Blute be siegeln? Ob auf dem Schaffst oder auf dem Schlachtfelde, ändert nichts an dem rühmlichen Einsetzen von Leib und Leben für die von Gottes Gnaden verliehenen Rechte." Wie BiSmarck weiter berichtet, fuhr er fort: „Eure Majestät sind in der Noth- wendigkeit, zu fechten. Sie können nicht capituliren. Sie müssen, und wenn eS mit körperlicher Gefahr wäre, der Vergewaltigung entgegentreten." „Je länger ich in diesem Sinne sprach", erzählt Bismarck, „desto mehr belebte sich der König und fühlte sich in die Rolle des für Königthum und Vaterland kämpfenden Officiers hinein. Er war persönlichen Gefahren gegenüber von einer seltenen, ihm ab solut natürlichen Furchtlosigkeit, auf dem Schlachtfelde wie bei Attentaten; seine Haltung in jeder äußeren Gefahr hatte etwas HerzerhebendeS und Begeisterndes." Jetzt, wo wir wissen, wie die doppelte Krisis, in welche sich BiSmarck durch die Urbernahme der obersten Leitung in Preußen und durch di« gewagten Pläne, die er daran knüpfte, eing«lassen hatte (den Kampf gegen Oesterreich und den Bund und den Kampf mit der Volksvertretung), einen für ihn und den König nicht nur gefahrlosen, sondern im höchsten Grade ruhmvollen Au-gang genommen hat, .jetzt erscheinen uns wohl diese Befürch tungen Beider als übertrieben. Damals aber, wo ein solcher glücklicher Ausgang noch auf keiner von beiden Seiten mit Sicherheit vorauszusehen war, begreift es sich wohl, wie König und Minister, bei aller persönlichen Furchtlosigkeit Beider, den noch bisweilen so trübe Gedanken hegen konnten. Aber abgesehen von solchen — wahrscheinlichen oder unwahr scheinlichen — Gefahren für Leib und Leben, welches wäre Venn wohl Bismarck's Zukunft gewesen, wenn cs ihm nicht ge lang, durch große Erfolge nach außen das gut zu machen, was er als das unausbleibliche Ende seines Kampfes mit dem Ab geordnetenhause sogleich bei Urbernahme des Ministerpostens voraussah — den Verfassungsbruch, den Staatsstreich, die Dik tatur? Die Mit- und Nachwelt hätte ihn entweder zu einem Manteuffel und sonstigen Männern der planmäßigen Reaktion geworfen, oder ihn in eine Linie mit einem Beust, Hassenpflug u. A. gestellt, die leichten Herzens Verfassungen brachen und Staatsstreiche machten. Es wird erzählt, Bismarck habe auf die Frage: was er thun würde, wenn der Kampf gegen Oesterreich mißlänge, geantwortet: dann würde er aus diesem Kampfe nicht zurückkehren, — d. h. er würde den Tod auf dem Schlachtfelde suchen. Und «in solcher Entschluß begreift sich bei einem solchen Manne! Um die ganze Größe des Opfers, welches BiSmarck durch die Uebernahme des Ministerpostens unter so nahezu verzweifelten Umständen brachte, und die ganze Größe des Charakters, die dazu gehörte, recht zu würdigen, müssen wir uns fragen: was wäre die Folge gewesen, wenn Bismarck sich geweigert und, was dann unzweifelhaft eingetreten wäre, der König abgedankt hätte. Die parlamentarische Opposition hätte das Feld behauptet, die HcereSveritart-ung wäre unterblieben, dem Lande wären aller dings dami- ei.'^ge 20 Mill. Mark jährlich erspart woroen, aber die Einigung Deutschlands, dir Gründung erst deS Norddeutschen Bundes, dann des mächtigen deutschen Reiches, wäre auf un absehbare Zeit auch unterblieben! Habe ich also wohl Unrecht, wenn ich jenen Vorgang in Babelsberg als einen Höhepunkt, ja einen der größten, in Bis- marck's Leben bezeichne? Die dankbare Erinnerung an jene Großthat Bismarck's — denn eine solche war es! — und dos l^efühl immer erneuter Bewunderung und Verehrung dafür mag wohl an keinem Tage Uns näher gelegt sein, als an dem heutigen, wo wir zum ersten Male seinen Geburtstag rchne ihn begehen müssen, wo statt der zahllosen Glück- und Segenswünsche, die sonst jedes Mal am 1. April zu ihm in den Sacksenwalo flogen nur die Töne schmerzlichster Wehmuth um sekn Mausoleum her schweben können. KarlB Obermann. Blumen warf. Der Sommer erhielt den Sieg. Der Winter mußte fliehen und die ihn vorstehenden Knaben warfen die Strohkleider in den Bach oder in ein dazu angeschürtes Feuer das sie singend und jubelnd umtanzten. Dann folgte im Dorfe Gelag und Tanz. Im Bergischen und am Niederrhein fand dieses Fest um die Osterzeit statt. In anderen Gegenden war es von der An kunfl der Schwalben, der Nachtigallen, des Kuckucks oder von anderen natürlichen Ereignissen abhängig. In den Wechsel reden, die zwischen Sommer und Winter geführt wurden, er blicken wir die ersten Spuren der dramatischen Kunst. So finde: die dichterische Verabschiedung in Steiermark in dramatischer Form statt. Die letzten Strophen der Wcchselrede lauten: Sommer: O Winter, dein Lob hab' ich nirgends gehört, Wohl mehr als du ist der Frühling geehrt, Drum gieb mir die Hand und pack dich vom Land. O lieblicher Sommer, ich geb dir ja Recht, Sei du mein Herr und ich dein Knecht. Der Streit ist vollbracht zur gütlichen Nacht. Schon Beda (674—735) erwähnt ein Gedicht Oo contlicnu verib st kiemis (St. Gall. Hdschr.), und wir sehe» darans daß diese dramatischen Aufführungen bis ins 8. Jahrhunder: zurückreichen. Weil im Winter die Natur ausgestorben zu sein scheint, so tritt in manchen Gegenden an die Stelle des Winters der Tod. und die Handlung heißt dann, „den Tod austragen oder den Tod austreiben". D.r Tod wird gewöhnlich durch eine Stroh puppe dargestellt. Sebastian Fron' erzählt uns Ziesen Brau« in seinem Weltbuch: Es halten ihrer vier?>» Leinta-b bei de , vier Zipfeln über einen strohenen angemachten Lutze» fPopau/, in Hosen und Wams mit einer Larve. Wie einen todten Man» schwingen sie ihn mit den vier Zipfeln auf in die Höhe und empfangen ihn wieder in das Leintuch. Das treiben sie durch die ganze Stadt. Zu Mitterfasten (Sonntag Lätare) machen sie an ctlick-en Orten einen strohenen Mann oder Butzen, angethau und zugericht wie ein Tod, d«n tragen die versammelten Jungen in die nahegelegenen Dörfer. Diese werden von etlichen schön empfangen und mit dürren Hutzeln (gebackenem Obst), Milch u. s. w. gelabt und gespeist. Von den Anderen, die es ein Anzeichen tiinftigen Todes halten, übel empfangen und ihren Hofstätten getrieben mit Schcltworten und etwa Streichen. An anderen Orten führten sie den Tod bis Ende des Dorfes und sangen dabei: tragen den Tod jetzt aus dem Dorf, neue Jahr aber in das Torf. — beißen dich, lieblicher Lenz, willkommen, heißen dich, grünes Gras, willkommen, glaubte, daß in dem Dorfe, wo der Tod aus- chkführten Gründe motivirt, bereits ent- zeigte mir das auf dem Tische liegende Handschrift, — ob bereits vollzogen, oder Se. Majestät schloß, indem er wiederholte: : könne er nicht regieren. , ich bereit sei, in das Ministerium ein- . daß Roon mit mir bei ihm bleiben werde, daß die weitere Vervollständigung des j/cherde, falls andere Mitglieder sich durch ljim Rücktritt bewogen finden sollten. Der 'einigem Hin» uad Herredrn die Frage: ob ich ^Sistä für die Militär-Reorganisation einzu- osteintr Bejahung die weitere Frage: ob auch Lt dis Landtage» und deren Beschlüsse. Auf srte^r schließlich: »Darin ist «S meine Pflicht, rischen schlosseirvtz« urkund«nctt warfen.' 3 Actenstüirv nicht, we ohne geeizc versteckt wurden, das gab ein Jubeln und «in Lachen! Seine Augen wurden feucht. DaS war daS erste Fest, da» er ganz einsam beging. Der Max kam nicht . . . Aber wie sollte er auch? Hatte «r den Vater doch immer über die „sentimentale Familiensimpelei" des Festefeierns brummen gehört und hatte ihn der Vater doch selbst zu dem aufgeklärten Denier erzogen, de. mit allen frommen Ueberlieferungen gebrochen. Ja, wenn das ffinkenhähnchen nicht «wesen Ware und die Schneeglöckchen nicht geläutet hätten! Da» Vogelgezwitscher, da» jetzt vom Baume tönte, klang ja wie Spott auf all' den Philosophenstolr. Dabei ließ sich wirklich kein vernünftiger Ge dank« fassen. Und stet» fiel ihm dabei auch Freund Wenkhausen ein» der die Vögel so liebte, daß er sich eine ganze Zucht ge halten und «S in seiner Stube unaufhörlich gepiepst und geflötet hatte. Solche „Kindereien" hatte Gteinfeldt nie leide:', mögen. . . . Da trat die Haushälterin ein und legt» «inen Brief auf seinen Schreibtisch. Sie hatte nasse rothe Finger, an denen nock, der Seifenschaum stand; — er hatte das Rumoren ihres Scheuer eifer» schon seit Morgengrauen wahrgenommen, ihm aber nickt zu wehren gewagt, weil er von vornherein wußte, daß er in dem dann entfesselten Meinungsstreit unfehlbar den Kürzeren gezogen hätte. Jetzt aber fuhr er auf. Befleckte Briefe, Bücke - und Manuskripte wirkten auf ihn wie die rothe Farbe auf den Stier. Und über der Standrede, die er dem Princip zu Liebe hielt, vergoß er fast den Brief. „Ein wahres Elend mit dielen Miethlingen, diesen bezahlten Küchendragonern", seufzte er. Ta hatte seine Frau sein« geistigen Bedürfnisse doch ander» zu Neigungen deS Bruder Studio bei der geplanten sogenannten Verlobung um eine Schauspielerin oder Sängerin, wenn nicht gar eine Tänzerin handeln sollte, war ihm ganz sicher. Aber nie würde er solch« Mesalliance zugeben! Er besaß zwar noch andere alte Freunde in Berlin, die er hätte mit der Berathung seine» Jungen betrauen können; allein die Sehnsucht nach dem gemüthlichen Wenkhausen war nun 'mal erwacht. Denn immer wieder wähnte er sich zurückversetzt an jenen Ostermorgen vor einem Lebensalter, als er dem theologischen Kameraden in seiner unaufgeräumten Bude bei einer guten Cigarre in scharf ge schliffener Rede da» kühn« Gebäude seiner freiheitlichen Welt anschauung offenbart hatte. Der Andere hatte ihm zwei Stunden später von der Kanzel au» mit einer weihevollen Ostcrpredigt geantwortet. Und wa» ihm erst ein fröhlicher Wortkampf ge bäucht, das hatte ihn nun tief erschreckt, als der Beweis unheil barer Conflicte in der Lebensauffassung der beiden Freunde. An jenem Ostermorgen hatte «I den ersten Riß in dem schönen Bündniß gegeben, der e», mit den Jahren wachsend, schließlich auSeinandrrsprengte. Noch im Gedanken daran, schlug der Professor vor Aerger mit der Faust auf den Tisch. Wupp! Da war:da» Dözlrin auf und davon. DaS gefiel dem alten Herrn gar nicht. Er kam sich ganz verlassen vor. Ostern feiern — so ganz allein — ja, wie seine Frau noch lebte, da gab'» an allen Festtagen Gäste im Hau», und schon am Gründonnerstag machte sich d«r Luft von frischem Kmnen in all«» Räumen bemerkbar. Damal» hatte ihn da» vert rossen, — heute hätte er etwa» d'rum gegeben, wenn er jenen Dust noch einmal hätte verspüren können. Und al» sein Jung« klein war und in Hau» und Garten di« gefärbten «irr E» ward ihm eng und heiß in seiner Villa, die er sich in dem lieblichen Lhale erbaut hatte, um, fern vom Lärme der Großstadt, seiner Arbeit zu leben, und er hörte durch die Stille da» Rollen der Eisenbahnzüge, die die Ferientouristen in seine B«rge brachten. Ob kein Dampfroß ihm den Einzigen zuführte, seinem lieben Jungen, in dem die eigene Jugend ihm für diese Tage österlich erstehen sollte? Bah, — daß der Vater ihm auf seine Andeutung, er gedenke sich zu Ostern »u verloben, kurz und bündig geschrieben, er wollt von solchen Ueberspanntheiten nicht» weiter hören, — da» war doch längst vergessen! Stu- dentenverliebtheit ist kein ernsthaft Ding, das kannte man! Doch da» bunte, neugierige Finkenhähnchen blieb sitzen auf dem Fensterbrett und zwitschert« so laut, al» wisse eS daS viel besser. Professor Gteinfeldt betrachtete den Vogel kritisch und zog die Brauen zusammen, al» beabsichtigte er, sich mit ihm in eine Debatte «inzulassen. Er meint« aber gar nk-k>( -m- schuldige Thierchen, sondern seinen Jugendfrei. / „ i„?.or Wenkhausen, den er nun bald dreißig Jahre lar. .ck o- m, und mit dem er in frohen Burschentagen wie mir ! v i»:?rn zu diSputiren pflegt«. Die Osterglocken hatten ibm ; 4^ „z Herzensfreunde» vor di« Seele gezaubert, und, » - .ack' in Jugenderinnerungen, vergaß er Ort und Zeit — oie c: wö^nlich, wenn er am Li»putiren war, und die Sorge um 5'! I'etz ihn doppelt intensiv an den wegen seiner LüchtixkeK , cuh: »e» kannten, verlorenen Freund denken. Welche Beruhigung wäre r» ihm, wenn ein treu.! Ke da» de» erfahrenen Seelsorger», über dem Treloc,ke -a»« lustigen jungen Manne» in Berlin wachte und die vä: « Autorität «setzt,! Denn daß sich'» angesichts der '..:nt--ck.en die He! mit uni brauneM 4>.räuM' BaumkM: Höhe'm in Sismarck's Leben. Aber kann s^och besondere „Höhepunkte" geben in dem - - " e^"s der alz Diplomat und Staatsmann, in seinem Wirken j^ßxn und innen, immer auf den höchsten .vohen nicht NUr Ait, sondern des ganzen Jahrhunderts gewandelt ist? nicht pjx Höhepunkte, welche seine gewal- tigen Erfolge s«pen Seiten hin bezeichnen, längst mit un vergänglichen . u jn pjx Tafeln der Geschichte, nicht bloS unserer vaterlk-)^ sondern der Weltgeschichte, eingeschrieben? Und doch Ha Vorgänge im Leben Bismarck's, die eben- salls, wenn »-anderem Sinne, als Höhepunkte hervor leuchten, dar^ich, weil fix tzjx seltener Harmonie ver bundenen Liegenschaften Bismarck's als Patirot, als «taatsmam z Mensch in vollem Glanze offenbaren. Die nachzelaD Aufzeichnungen deS Fürsten, seine „Ge- 'ch«nigm", haben diese Vorgänge in ein noch helleres Lichtnr - . . - Prunk oder leb, gerade j - rch fa Anzeigen für die Frühnnininer ^oen Dienstag, den April, erbitten wir bi» spätesten» heute Abend < Ahr die Vögelchen und trugen ihre Neuigkeit in m Baum zu Baum, von Hau» zu Hau», und ser Fink unternahm da» Wagnttz, sich auf dem UNden Fenster» an der düsteren Gelehrtenstube ! der er im Garten nistete, und keck und Ain» ! in all den vücherstauL hinein lein ewig junge» lindenen Lenz. Aier der einsame Mann am di« Kund« brrritl von d«n Schneeglöckchrn der- tlb hotte er die Fensterflüa«! aufgrstoßi sind hineinfuhr und mit seine» Haaren ped« ruhen und die dicken Bänd« zug lhmend hinau» in die weit«, «rgrÜNtkd« 2D zweiten Leiertage erscheint keine Nummer unseres Blattes nb die kleinen nickenden Schneeglöckchen läuteten e» ihren Blumenschwefiern, die sich nicht au» dem h wagten, und meldeten r» den knoSpenüdrrsärten »riefen «» übrrmüthig selbst zu de» ehrwürdigen Duf: „Der Frühling ist auferstanden. Schmücket vom nonlg I »ab" vom Abgeordnetcnhause wiederholt cübgelehntc Heeresreorganksation, hatte sich Äm?u Im s-md- die altgew Herrscherha^'" Der Kö'^ i darunter, '''d Beckerath, < der gekomv,' /. Ausgleichung des Conflictes zu es gekommen, daß der König ernstlich an seine Noch ein letztes Mittel wollte er ver- sick "'Bisir » mals Botschafter in Paris, zu danke an Abdikation des Königs fremd, als am j„ Babelsberg empfangen wurde, und vie situatt i- erst klar, als Se. Majestät sie ungefähr >n-t d-n Wr u will.nicht regieren, wenn ich es nicht )o,^ vor Gott, meinem Gewissen und meinen llr , antworten kavn. Dav kann ich aber nicht, wenn >ch .z,Zea der heutigen Majorität deS Landtage» regieren ' ^me Minister mehr, die bereit wären, meine Re, parlamenta- Unterwerfen. Ich habe mich deshalb ent- I niederzulegen, und meine Abdications- Llaz mäßigende Haltung' bei de» FriedenS- pralimina» Hikolßburg, «Mich seine Bemühungen um den ^'"8 desfrjijtätcheseheS. Für heute beschränke ich mich aus .die vln Bismarck's Eintritt als preußischer Mmisterp»ier ich mir Vorbehalte, auf die anderen _ iiUt'ückznkommen. Tbeil» gegen den König Partei. Sogar irtt des preußischen Volkes gegen sein e t druck mehrfach verdunkelt. se em weichen Gemüth litt unaussprechlich chlc keine Nacht", sagte er zu Herrn von ,na'en Mitglied- des Vereinigten Landtages, orimr es gekommen, daß der König ernstlich
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