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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.04.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990411016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899041101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899041101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-04
- Tag1899-04-11
- Monat1899-04
- Jahr1899
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Morgen-Ausgabe eipMr.. TagMaü tlen Anzeiger Druck und Verlag von L. Polz in Leipzig. 93. Jahrganz 181 Dienstag den IN April 1899. n«» neu U.S6,SW. g»e.v.S7: NME Bteo eiNcr G? h 'rn.-.l -ch dem De denn über 13 000 Verbandsorgan über 32 000 c/i, über 7000 c//, Beiträge an die Generalcommission Die Morgen-Ansgabe erscheint um '/,? Uhr. di« Abend-Ausgabe Wochentag» um 5 Uhr. ^« das Kind eine etwas lebhaftere Be- .kleiner stummen Klage gleich, hob den Itarle 1NV0S. «.v. ?? TL SS ILI-8. »0. »0. NeLartton und ErpeLMo«: Johauni-gaffe 8. Di« Expedition ist Wochentag« ununterbrochen »«öffnet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. I Renten seien ungenügend, die Bedingungen für die Erlangung von Renten zu beschränkend, die Theilnahme der Arbeiter an der Verwaltung ungenügend u. s. w. Angesichts dieser thatsächlichen Zustände, welche von der kleri kalen deutschen Presse im Hinblick auf das katholische Belgien nur mit großem Bedauern zugestanden werden, gehört der eigen artige Muth des socialdemokratischen Centralorgans dazu, der deutschen Regierung die belgisch« als Muster socialpolitischer Ein sicht vorzuhalten. Mit ungleich größerem Rechte kann man von den deutschen „Genossen" ver langen, daß sie sich di« belgischen Socialisten zum Vorbild nehmen. Denn Letztere haben eine Liga gegen den Alkoholgenuß gebildet, deren Mitglieder verpflichtet sind, mindestens des Genusses von destillirtem Alkohol sich zu enthalten. Da Deutschland an der Schnapspest ebenso zu leiden hat wie Belgien, wäre es im höchsten Maße wünschenswerth, wenn di« deutsche Socialdemotratie einen Anlauf zu wirklich praktischer socialer Thätigkeit machte und das Beispiel der bel gischen Genossen nachahmte. Daran denken aber unsere „Ge nossin" aus Popularitätshascherei nicht. 't zärtlich flüsternder Stimm«: Liebling? . . . sag',... wo hast Du Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgea-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Belgien socialpolitische Vorbild für Deutschland? Weil ein belgisches Ministerium vom Arbeitersekretariat in München die regelmäßige Zusendung seiner Drucksachen erbeten hat, preist der „Vorwärts" die „sociale Einsicht" der belgischen Negierung im Gegensatz zur deutschen, die socialdemokratische Congresse nicht beschickt und mit socialdemotratischen Instituten nicht in Verkehr tritt. Höhnisch fügt der .SorwärtS" dem Lobe der belgischen Regierung hinzu: „Dafür sind wir auch das Land der Socialreform." In der That, das sind wir, und gegenüber Belgien sind wir sogar das Land der Social reform parsxosltsiroe. Denn in Belgien ist bis zum Ende der achtziger Jahre von einer Arbeiter-Schutz- Gesetzgebung kaum die Redegewesen. Selbst ihre Anfänge, die nach den Arbeiterunruhen und der Enquete von 1886 erlassenen Gesetze, hatten keine erheblich« Bedeutung, namentlich nicht das Gesetz zum Schutze von Kindern und Jugendlichen, weil es in wichtigen Puncten nur eine Regelung durch Ausführungsverordnungen vorbehielt. Erst in den 90 er Jahren sind einige beträchtliche Fortschritte im Arbeiterschutz er folgt, aber «ine weitere Regelung der Arbeiterverhältniffe von Staatswegen, nach dem Vorbilde anderer Staaten, ist in Belgien erst von der Zukunft zu erwarten. Auf dem Gebiete der staat lichen Arbeiterversicherung steht Belgien hinter Deutschland unendlich weit zurück. Wohl besteht in Belgien unter der Garantie des Staates eine staatliche Altersrentencasse; aber ihre Einrichtungen werden als wenig geeignet für die arbeitenden Claflen bezeichnet, ja, in vielen Gegenden des Landes ist sie, wie wir dem „Handwörterbuch der Staatswissenschaften" entnehmen, völlig unbekannt. Außer dieser staatlichen Altersrentencasse giebt es in Belgien keine staatliche Arbeiterversicherung. Vorhanden sind noch wechselseitige Hilfsvereine, die ihre Mitglieder gegen Krankheit, Verletzungen oder Gebrechlichkeiten versichern, den Wittwen oder Familienangehörigen verstorbener Mitglieder zeit liche Unterstützung«:: gewähren, Begräbnißkosten bestreiten u. s. w. Bei der Arbeitsenquete ergaben sich mannigfache Klagen darüber, daß die Bildung von Jnvalidenfonds vernachlässigt werde, daß die Frauen und landwirthschaftlichen Stände an den Vereinen fast gar keinen Antheil nähmen, daß das Gebühren der Vereine ein versicherungstechnisch mangelhaftes und daß die finanzielle Fundirung ungenügend sei. Große Unzufriedenheit unter den Arbeitern erregen auch die Betriebsunterstlltzungs- caffen, weil die Unterstützungen unzulänglich sind und un gebührlich verweigert werden, weil den Arbeitern die».G«legenheit fehlt, in di« Statuten Einsicht zu nehmen, endlich weil diese Lassen parteiisch verwaltet werden. Mannigfache Ausstellungen machen die Arbeiter «benfalls an der letzten der in Betracht kommenden Institution, an den Hilfscassen der Bergarbeiter: die beugte sich nach mehr über das kleine Bett- ' nach dem Pul« und fuhr schmeichelnd über Stirn 3 'n« Deutschlands entnimmt: Der Verband zählte im Jahre 1898 22 104 Mitglieder unv vereinnahmte 240 850 o/k, auf den Kopf also über 10 an Beiträgen jährlich. Das ist also fast so viel, wie ein Arbeiter zweiter Lahnclasse als Beitrag für die Jnvaliditäts- und Altersversicherung zu zahlen Hal. Was bietet dem Arbeiter aber die Gewerkschaft für seine reichen Steuern? Die Antwort ergiebt sich aus den Ziffern der Ab rechnung. Danach verausgabte die Verbandskasse für „Ver Wallung" Agitation fast 2000 Generalversammlung 9000 css (!); dazu lrelen locale Ausgaben der Zahlstellen im Betrage von fast 78 000 c/i. Verwaltung und Agitation haben also in einem Jahre üb e r 140 000 v e r s ch l u n g e n ! Zum Nutzen der Arbeiter finden sich nur Ausgaben für Reiseunterstützung 935 verbranntes Wer^eug 354,50 <^, Rechtsschutz 3987 c/k, zu sammen rund 5300 ckk, wozu noch an Streikunterstützungen 90 000 kommen. Rechnet man zu den hohen Gewerkschaft^ beitrügen noch diejenigen Steuern, die der Arbeiter an die politischen Parteicassen der Socialdemokratie zu entrichten ge zwungen wird, ferner die „freiwilligen" Beiträge, die ihm bei den zahlreichen Sammlungen durch die „Beauftragten" abgepreßt werden, so ersieht man, daß in der That der socialdemokratische Arbeiter, Won staatlichen und communalen Steuern möglichst geschont, schwere Steuern an den socialdemokratischen Staat im Staate zu zahlen hat, welchen nur sehr geringe Leistungen gegen überstehen. (-) Berkin, 10. April. (Telegramm.) Gestern Nach mittag unternahmen der Kaiser und die Kaiserin ein gemeinsame Spazierfahrt, Abends besuchten sie die Vorstellung in Neuen ckönigl. Operntheater, wo auch das Abendessen ein genommen wurde. Es gelangte „Im weißen Rößl" zur Auf führung. — Heute Morgen unternahmen der Kaiser und die Kaiserin den üblichen Spaziergang. Der Kaiser hörte später im Auswärtigen Amt den Vortrag des Staatssekretärs v. B ii - low und, in» königliche Schloß zurllckgekehrt, die Vorträge des Chefs des Civilcabinets vr. von Lucanus, des Staats sekretärs des Reichs-Marine-Amts Tirpitz und des Capitäns von der Groeben. — Die Kaiserin wohnte gestern mit der Prinzessin Adelheid zu Holstein-Glücksburg dem Gottesdienste im Dome bei. Am Sonnabend erthcilte die Kaiserin dem Professor C. Dopmeyer aus Hannover und gestern dem Pastor Fliedner aus Kaiserswerth Audienz. 88 Berlin, 10. April. (P r i v a t t e l e g r a m m.) Dem Bun des rath ist (wie schon kurz gemeldet) der Entwurf einer Reichsschulden ordnung zug«gang«n. Die Vor läge bezweckt, die grundlegenden Bestimmungen über die Auf nähme und die Verwaltung d«r Reichsschulden, welche jetzt in verschiedenen Gesetzen enthalten sind, in einem einheitlichen Ge setze zusammenzufassen. Diese Codificirung «rscheint, wie in der Begründung hervorgehoben wird, um so mehr angebracht, Bibi Lolo. Skizze aus dem Circusleben von Henri Conti. Nachdruck verbalen. „Treten Sie näher, meine Damen und Herren! Schauen Sie sich an, was in Gottes weit«r Welt Ueberrafchend«s, Ver blüffendes, Großartiges zu sehen möglich ist! Bei Bibi Lolo giebts keine Kniffe, keinen Charlckanismus! kein Phänomen mit zwei Köpfen, von denen einer aus Fleisch und Blut, der andere aus Pappe ist! keine Riefenfrauen, die auf einen Tisch gestellt sind, keine Zwerge, die zusammengescprürt wurden, keine durch Kalk gebleichte Albinos, keine mit Söefelwichse hergestellte . Hier, meine Herren und D- ^n, ist Alles echt! und seine geschaffen durch > m'»n »r, nuine Deutsches Reich. Berlin, 10. April. (Gymnasialparität.) Nicht blos die Stellen der Staatssekretäre und Ministerialdirectoren wollen die Ultramontanen nach den Grundsätzen der „Pari 1 ä t" besetzt sehen, sondern auch die weniger einflußreichen und gut- dotirten der Quintaner und Quartaner. Der „Germania" geht eine gar bewegliche Klage aus Könitz in Westpreußen zu, worin auseinandergesetzt wird, daß diesmal zu Ostern von 335 Schülern nur 213 versetzt und 122 sitzen ge blieben sind. Das wird noch specialisirt: von 51 Sextanern sind nur 39 versetzt, von 46 Quintanern nur 32 u. s. w. Der Nothschrei schließt: „Kein Wunder, daß viele katholische Schüler die hiesige Anstalt verlassen und aus Opportunikätsrücksichten andere, leider zum Leidwesen vieler Eltern protestantische Gym nasien aufsuchen." Aus der Gegenüberstellung zu den „leider zum Leidwesen vieler Eltern protestantischen Gymnasien" er fahren wir, daß es sich in Könitz um ein zur Freude vieler Eltern katholisches Gymnasium handelt. Da ist in der That das Uebel an der Wurzel gefaßt. Wenn auf dem protestantischen Gymnasium zu Graudenz günstigere Versetzungsresultate erzielt werden, so müssen entsprechend günstige Resultate auch in Könitz hergestellt werden; wollen das nächste Mal die Konitzer mehr versetzen, so muß auch Graudenz zur Freude von Karlchen Mießnick und Genossen einige Procente mehr hinüberschieben. Ucberhaupt, es müssen im ganzen Reich« die katholischen und protestantischen Sextaner sich an Zahl und bei der Versetzung genau so verhalten, wie die konfessionellen Bedölkerungsziffern überhaupt, desgleichen auch die Quintaner u. s. w. bis hinauf Extra »Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Posibeförderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 20 Psg. Rrclamrn unter dem Redactionsstrich l4ge» spalten) 50vor den Famtliennachrichreii . (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeickmitz. Tabellarischer und Zifsrrnsap nach höherem Tarif. Er versuchte, den Löffel zwischen die Lippen des Kindes zu schieben, aber es gelang ihm nicht. „Nein, Du willst nicht! aber eS ist etwas Schönes, Süßes . . . Schönes, Süßes, für das liebe Kind . . ." redete der Vater liebe voll und hob das blonde Köpfchen des Knaben ein wenig, um ihm das Schlucken zu erleichtern . . . „so, nun, m«in Liebling, nun trink, es schmeckt ja so gut. . ." „Ach! . . . Ach! . . ." seufzte das Kind, und pfeifend ging jedes Mal der Athem. Der Mann legt« den Löffel aus der Hand, wischte sich den Thränenschleier von den Augen, und mit veränderter Stimme sprach er zu dem Kleinen: „Sag' doch, mein Georget, siehst Du mich nicht? Kennst Du mich nicht? . . Du kennst Deinen Papa nicht? . . . sag' Georget? . . . ich Lin ja Papa Bibi ... der Dir was Schönes bringt . . . sieh' doch nur... schöne Chocolade für unseren Georget, den kleinen Georget von Papa Bibi! . . . aber mach' doch die Augen auf! . . . mach' Deine Guckaugen auf, mein Herzchen. . . Ach, mein Gott! . . . mein Gott! was hast Du? ... Du athmest ja nicht mehr, sprich doch! . . . antworte mir doch, Georget . . . mein Liebling . . . antworte! . . . aber! . . . Herr Gott . . . er athmet nicht mehr! ... Ohl ... mein Gott! . . . mein Gott! . . ." In dem Moment öffnet sich die kleine Thür und Griguar ruft eilig hinein: „Alles voll besetzt, Meister, ich gebe jetzt das Zeichen zum Anfang." Ohne zu antworten, mit schreckensstarren Augen, stürzte d >. Mann aus dem Wagen und wie «in Wahnsinniger hinein in den gefüllten Saal. Da stellt er sich vor den noch geschlossenen Vorhang, und mit halberstickter Stimme, jedes Wort nur müh sam hervorbringend, sprach er: „Meine Damen und Herren, es ist kein« Vorstellung . . mein Kind ist todt . . . daS Geld wird Ihnen an der Cass: zuriickgegeben." Er sagte das, weiter nicht«; aber mit einem Ausdruck, daß für einen Augenblick tiefe Stille herrschte, dann aber ging ein Bravorufen, ein Lachen und Klatschen an, da» gar nicht enden wollte. Das Publicum glaubte, dies sei eine Nummer des Pro gramms. Bibi Lolo war währenddessen unbeweglich an demselben Platz stehen geblieben. „Plötzlich brach er in lautes Schluchzen aus und rief: „Nein, nein! E« ist wahr! ... Es ist wahr!. . . mein Kind ist todt! da- Geld wird zurückgegeben!. . ." Da endlich wurde die Menge stutzig, und al» die Tänzerin, die eben noch einen so leidenschaftlichen Flambard aufgeführt, mit einem Schrei wie ein verwundetes Thier davon stürzte, nachdem sie erst schreckensstarr gestanden, da begriff daS Publicum, wis paffirt war, und still leerte sich nach und nach der Zuschauer, raum. Zwei Tage später wurde daS Kind begraben. Das Publicum hatte das Geld nicht zurücknehmen wollen, und Dank der Ein« nähme konnte Bibi Lolo seinem Liebling Blumen auf das kleine Grab legen. iv. »o. »o. »v. »o. »o. *r>. »o. »o. »o. !. o. kleet v. I.v. »0. M-t 0. «eetv. tlerk > 0. I. v. I. v. k-k- zW Filialen: ktt« Klemm'« Lorttm. (Alfred Hahn), UniversitütSstraße 3 (Paulinum), Laut« Lösche, Katharinevstr. 14, Part, und Künig-platz 7. Ämlsölatl -es Königlichen Land- «n- Amtsgerichtes Leipzig, -es Nathes und Nolizei-Nnrtes -er Ltadt Leipzig. DezrrgS-Preis in der Hauptrxpedittou oder den tm Stadt, bezirk und den Vororten errichteten Au«, gabestrllrn abgeholt: vierteljährlich^«4.50, bet zwetmaliaer täglicher Zustellung in« Hau« 5L0. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierleljadrlich » 6.—. Direkt« tägliche Kreuzbandsendung M« Au-land: monatlich ^l 7.50. ngl, s- V, io I. o. I. o. l o. l.o. I. 0. t o. 1.0. 1.0 t.0. Ihr ganz ergebener Diener. Hier — Fräulein Irma Bilboquette, die den «rsten Preis für die große Pauke bekommen hat, unter stützt mich . . . Wollen Sie nicht Ihre Verbeugung machen, Fräulein Bilboquette, wenn Ihnen die Ehre zu Theil wird, den Herrschaften vorgestellt zu werden . . . Meister Griguar hilft mir auch noch; er hat nicht srin«S Gleichen für das Flötenblasen . . . „Meister Griguar, grüßen Sie die Versammlung . . . . Wirklich, meine Damen und Herren, es handelt sich jetzt nicht darum, das Geld aus dem Portemonnaie zu holen, nennen Sie mir nur irgend eine Melodie . . . H«! Sie da, Sie Herr Soldat, Sie sehen doch forsch genug aus ... He, wie sagten Sie? . . . Aus der „Tochter des Regiments"? . . . Schön! also die „Tochter des Regiments" ... das Rataplan, Rataplan, nicht wahr? . . , Aufgepaßt, Griguar! hübsch im Tact! . . . Eins! zwei! . . , drei! . . ." Und mit den Lippen, Fingern, Füßen machte er Clarinetts, Violine, Discant und Baß nach, es war ein ganzes Orchester, bei dem doch nur die große Pauke von Fräulein Bilboquette und die Flöt« von Herrn Griguar halfen. Die Meng« klatschte Bravo, rief „Da capo" und klatschte wieder. Gleich danach drängten die ersten Zuschauer die Stuffn hinauf, um in daS Zelt zu gehen. °>as wo i>.7s Zeichen zum Erfolg. Wie eine Schafheerd« i Ersten, während der Taschenkünstler u»d !e'i, it-r und lebhafter sprach, rief, scherst« » "''rend .-.«Irin Bilboquette und Meister Gti- '-'n li.nz aufführten und dabei Gesichter i.o. i.o. 10. 1.0. 1.0. Der Seiltänzer verstand di« stumme Sprach«; auf den Zehen- i "i spitz«n schlich er an ein kleine» Bett und neigt« sich darüber . da lag ein ganz blasse» Geschöpfchen mit geschlossenen, du-'kcl! umränderten Augen. Di« farblos«» Lippen de» kleinen M. ' o s >. -ge genügend angelockt var hörte er mit dem Unsinn- um ihm ins Ohr zu zum Abiturienten, Schulamtscandidaten, Arzt und Minister. Daß Versetzungen und Aemter nach Begabung und Fleiß vertheilt werden, diese Einrichtung muß abgeschafft werden; denn auf diesem Wege giebt «s nie wirkliche Parität. s. Berlin, 10. April. (Die Grafen-Petition.) Die schöne Redensart „Ja, Bauer, das ist etwas Anderes" ist schon lange nicht so schön illustrirt worden, wie durch die von uns erwähnte Grafen - Petition betr. Bier bereitung. Der Abg. Paasche hat bekanntlich im Reichs tag den Antrag eingebracht, die Verwendung von Surrogaten bei der Herstellung von Bier unter Verbot zu stellen. Da gegen wenden sich die glänzendsten agrarischen Namen, an ihrer Spitze Graf Schwerin-Löwitz, von seinen Bemühungen um die Verwirklichung der Kanitz'schen Getreideeinfuhrverstaat lichung her Wohl bekannt. Der Zusatz aller Surrogate soll erlaubt bleiben, zum Mindesten aber der von Stärkesyrup, Stärkezucker und Zuckercouleur, also von Erzeugnissen, die die Herren Petenten entweder selbst Herstellen oder zu deren Herstellung sie das Rohmaterial verkaufen. Man kann sich kaum der Rührung erwehren ob dieser adeligen Fürsorge für einen so gemeinen Gegenstand wie die Kartoffel. Wie aber war und ist eS mit der Margarin e? Gegen oieses Product und nicht etwa nur gegen seine be trügerische Beimischung zur Butter ist rin erbitterter Krieg geführt worden und wird von der Presse des Bundes der Landwirthe noch immer gekämpft. Man sucht es herabzusetzen, indem man ihm den Namen „Oel- talg" giebt. Wie wäre es nun mit den Bezeichnungen Syrupbrühe oder Stärkezuckerwein für Bier? Margarine ist Margarine; das nach den Wünschen der Petenten her gestellte „Bier" mag nicht schlecht schmecken und vielleicht auch nicht gesundheitsschädlich sein, Bier ist es nicht. Bier besteht, das ist in Bayern und anderen Ländern längst gesetzlich ausgesprochen, aus nichts Anderem als aus Malz, Hopfen und Wasser. Und schon daS allgemein gebrauchte Wort „Surrogate" für andere Beigaben beweist, daß man auch im übrigen Deutschland vollkommen darin einig ist, ein anders zubereitetes Getränk nicht als echtes Fabrikat anzusehen. Der Antrag Paasche verfolgt den Zweck, künftig im ganzen Reiche eine in Bayern mit schwerer Gefängniß- strafe bedrohte Täuschung der Bierverbraucher hintanzuhalten. Und die so tapfer über die Magarine schmähen konnten, ver- rathen eS nicht wie Gretchen in einem Monolog, sondern ver künden auf offener Gaffe, daß sie gern der Sünde bloß sein wollen, wenn sie nur ihre Kartoffeln gut verwerthen können. * Berlin, 10. April. (Die „Unkosten" in der socialdemokratischen Verwaltung.) Einen Ein blick in die Betriebskosten einer socialdemokratischen Gewerkschaft gewähren einige interessante Daten, welche die „Cons. Corr." dem letzten Jahresberichte des Verbau desderZimmercr wegunu - kleinen T.'r e Ba. >L«n: :r ' i.d -u des Kindes; dann griff er nach einer Medicin- einige Tropfen in «inen Löffel und versuchte diese .„ einzuflößen, indem er fortwährend mit ihm sprach: rst Du noch Wehweh? . . . trink' «in blichen, mein r . . trink . . ." chens waren halb geöffnet, und pfeifend kam und ging der fieber heiße Ath«m. Das arme Kind hatte ein Händchen schlaff herabhängen lassen; der Vater ergriff und streichelte es; thränenden Auges drückte er heiße Küsse darauf, und vorsichtig, wie einen zer brechlichen Gegenstand, legte er es auf die Decke zurück. Ach! welche Wandlung war mit dem Seiltänzer von vorhin vor sich gegangen, als wenn ein Zauberfchlag ihn verändert hätte . . . Lange betrachtete er starren Blickes, mit gespanntem Gesichts ausdruck den Kleinen, das mit Kreide beschmierte Gesicht nahe, ganz nahe dem blassen kleinen Kinderantlitz, so daß ihn der Hauch des Kindes streifte . . . endlich hob er den Kopf und wandte sich fragend an seine Frau: „Hat er geweint?" ; „Nein, er kann nicht mehr!" . . . antwortete schluchzend die unglückliche Mutter. „Nun, nun, Marie, nun, sorg' Dich doch nicht so! . . . Wir bekommen Geld . . . heute Abend kaufen wir ihm etwas Gutes . . . wart' nur! heute gehts ihm wieder besser ... alle Plätze sind besetzt. . . Ach! ich habe ihnen ordentlich 'was vor gemacht, um sie anzulocken! . . . Wir können aber nicht Beide fort bleiben; geh' Du jetzt hinaus. Du kannst ihnen ja einen Flambard tanzen! ... ich werde hier bleiben, ich passe auf Georget auf. . . schick' mir nur Griguar, wenn die Vorstellung anfängt." „Ja", antwortete die Frau, „Du hast Recht! ... ES ist besser, daS macht immer Eindruck, ich werde tanzen." Sie stand auf, wischte sich die Augen, zog ihr Tricot zurecht und wandte sich der Thür zu; ihr Mann hielt sie zurück: „Wart' doch", sagte er, „so kannst Du doch nicht gehen . . . auf Deinem Gesicht ist Alles ineinander gelaufen . . .komm her, ich will Dich wieder in Ordnung bringen . . ." Mit der Ecke eines Handtuchs wischte er ihr erst die Backen ab, und dann schminkte er sie mit viel Roth von Neuem. „So, nun geh", sagte er, „und mach' sie ordentlich wild!. . . "ag' auch Bilboquette, sie soll den großen Wirbel schlagen . . . ' heute muß es gut gehen! ... der Kleine soll haute Abend k - ' 'nes bekommen, dafür stehe ich ein!" 's er dann allein war, setzte der Mann sich neben das - .. .u beugte sich von Neuem darüber. n i, iten lag das Kind ganz still und unbeweglich; «S zusammen und schlug die Augenlider lang- ittls "7 > und imnu. " . machen auf u.ro . flüstern: „Nun weiter, nun w - 7b »ehe Kleinen um . . ." Er machte einen Luftsprr.- Grimasse, lachte ein« Tonleiter <>! listen . . . Mit wenigen Schritten war er Le. Wagen, den er mit seiner Familie bewo die Stufen der klein«n Treppe hinauf, ös, und mit ernster Stimme und plötzlich ängst», ^m druck sagte er zu einer Frau in rosa Tricot und bunt.^ird., Shawl: „Nun, wie geht'»?" j dccv ötz''a.. : Die Frau antwortete nicht; aber beredter als alle Wort«' ''- waren der kummervolle Blick der Aug«n, der schmerzliche Zug um den Mund und da» Gesicht, auf dem unzählige Thränen die Schminke in breikekNMreifen abgewcffchen hatten . . . Grotesk genug sah das Gesicht au», aber Nü.„änd HL** wohl darüber auch nur da» leiseste Lächeln gehabt, denn über- große S-elenpein war darin ausgesprochen. Ach! wie wahr ist es doch, daß die Augen der Spiegel der Seele sind, und daß e» nicht der Wort« bedarf, um selbst den tiefsten Kummer auszu- drücken. Wild«! .... Alles wahre Natur! Bibi Lolo in eigen' -Ion Truppe arbeiten mit den Geschöpfen, r hat! . . . Die Kunst hat damit nick u ' . Kraft, Geschicklichkeit, Leichtigkeit, Ge wir unseren Weltruf erworben! . . . Herren und Damen, ich will Ihre Neugie. - uiasi Folter spannen und will Ihnen presto, subito schwindigkeit von Null Komma Null, eine Probe uu n-.c geben: „Tilli, . . . Tiüi, . . . üi, . . . üi, . . . Tiüi . . ." Können die Canarienvögel, die Sie zu Hause haben, Lesser singen? Jetzt bitte ich die Herrschaften, die die ländlich« Schön heit lieben, der Lerche zuzuhören: „Tirili, . . . li, li, . . . Tirili, . . . li, li . . ." Wenn Jemand von den geehrten Herrschaften auf dem Lande lebt und keinen Hund zum Bewachen hat, will ich gern zeigen, wie man sich billig ein« Dogg« verschaffen kann: „Hau! . . . Hau! . . . Hau-au-au . . .!" Wollen die Damen und Herren vielleicht da» Brüllen der Kuh, da» Zischen der Schlange, da» Heulen de» Wolfe», da» Schreien de» Hirsche», da» Gurren der Tauben, da» Quaken de» Frosche», das Blöken de» Schafe», da» Glucken de» Huhne», da» Kikiriki de» Hahne», das Wiehern de» Pferdes, da» Grunzen des Schweines, da» Miau der Katze, das Brüllen de» Löwen, da» Blöken d«S Kalbe», den Schrei der Eule?" „Nur Muth! Immer näher, meine Herrin und Damen; geben Sie mir freundlichst an, welche» Thier Sir zu hören wünschen: Au» den Tropen, au» der alten oder der neuen Welt, ein Hau»- oder wilde» Thier! Bibi Lolo wird e» so gut nach ahmen, daß er sich selbst damit täuschen kann ... er wird Sie sofort dahin versetzen, wo er an Ort und Stelle seine Studien ge macht hat: In die Pampas von Amerika! in die Savannen Brasilien»! dir Steppen Tartarien»! die Urwälder der ganzen Welt, sowie in den ländlichen Hühnerhofl . . . karols ä'bon- neur, meine Damen und Herren, Bibi Lolo steht ganz zu ihrer Verfügung! . . . Niemand meldet sich! . . . Alle sind stumm wie bi« Fische und verdrießlich wie die Nachtwächter!. . . Wollen Sie ein biichen Musik, um lustig zu werden? ... Ich bitte Einen au» der verehrten Versammlung, mir selbst sein Liebling», stück zu nennen: Opern, Arien, Gassenhauer, Solo, ... nur Muth, imm«r D«rtrau«n, ich, Bibi Lolo, bin da« Orchestir und
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