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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.04.1899
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990411026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899041102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899041102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-04
- Tag1899-04-11
- Monat1899-04
- Jahr1899
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Aedvtvb. Abend-Ausgabe MiWgrrTagMall «42, Iso,ko li»o> VS,40 >. kltUx 58,02-, V«cd»«l 12065 Anzeiger k»et5« > voat Druck und Verlag von L. Polz tu Leipzig. 93. Jahrgang. Dienstag den 11. April 1899. den Salcl 4675 (Fortsetzung folgt.) Aus Jerusalem wird der „Köln. Voltsztg." über einen neuen Versuch der französischen Klerikalen, durch Verdrehung von 8«roul», nock Natdl— odo, ' W«, 2^Kr lolarlod- (2/4) 2/4) vor» kort Die Morgen-AuSgabe erscheint um '/,? Uhr. di« Abend-AuSgabe Wochentag- um 5 Uhr. cd» 0,07). <U». o 0 0 o o 6 0 0 o » o 3775 »010 4600 11275 15450 12000 10850 4K7K USO 2600 »00 24800 1450 1875 840 » ) ) 1 ) Uorck kovitto 3225 1475 2800 3300 257k 13000 ! 1800 3100 270 2675 230 25100 30 IbbO 2075 370 14126 775 SS,— 140,25 108,60 88,40 31. >r«lo otl»n' d»ok >«dr»4. S .vo— »242,60 Sollt»» lott« Auf dem in den Osterfeiertagen abgehaltenen schlefisch- posenschcn Parteitage der Socialdemokraten sind die Ziffern der bei den letzten Wahlen zum Reichstage abgegebenen Stimmen, soweit sie die Socialdemokraten betreffen, wieder aufgefrischt worden. Die Provinz Schlesien ist überwiegend, nämlich zu 54 Procent, katholisch. Da ist es denn beachtenswerth, daß, während Schlesien im Jahre 1893 um volle 8 Procent hinter dem Durchschnittssatzc der socialistischen Stimmen im Reiche zurückblieb, es diesmal nicht ganz um 5 Procent hinter dem Durchschnitt zurückgeblieben ist. Die meisten Katholiken sind in den beiden Regierungsbezirken Oppeln und Breslau, nämlich 2 100 000 Katholiken gegen 1100 000 Evangelische. Diese beiden Regierungsbezirke zusammen hatten im Jahre 1893 einen Procentsatz von 14,5 Procent socialistischen Stimmen, im Jahre 1898 aber einen solchen von 21,5 Procent. Es ist somit in diesen beiden Bezirken eine Steigerung von 7 Proccnt eingetreten, und zwar in dem fast ganz katholischen Regierungsbezirke Oppeln sogar eine solche von 11H Procent, während in dem fast ganz evangelischen Regierungsbezirke Liegnitz nur eine Steigerung der socialistischen Stimmen um 6H Procent eingctreten ist. Das katholische Schlesien befindet sich unter der Leitung vielleicht des bedeutendsten deutschen hochgestellten Geistlichen, des Fürstbischofs Kopp; ferner spielen in Schlesien die reichen katholischen Groß grundbesitzer und Grubenbesitzer eine größere Rolle als wohl irgend sonst in Deutschland. Wenn trotzdem gerade in den katholischen Theilen Schlesiens die Socialdemokratie sich eines großen Aufschwunges zu erfreuen hatte, so sieht man daraus am besten, was es mit dem angeblichen Gefeitsein des Katholicismus gegen das socialistische Gift auf sich hat. F-ttillrtsn «0,75 170,75 25525 114,— 126 40 235,— 185 — 180,60 204,50 118,10 120,— 84,90 58,40 ««« ll-VI«ll »r »llw '.St.-kr. er« red«» 101.50 136,80 157,— 140.— Die erste Amts reise des Prästdeuteu der fran zösischen Republik nach MontSlimar, der Geburtsstadt des Herrn Loubet, hat einen im Allgemeinen sehr befriedigenden Verlauf genommen. Herr Loubet hätte es vorgezogen, diesen Ausflug als einfacher Privätmann zu machen, indessen Er wägungen der staatlichen Etiquette sowie der hohen Politik führten dazu, daß der Chef der Republik unter Aufgebot des vollen amtlichen Apparates reiste. Herr Loubet wurde in Mon- tolimar mit der ganzen Lebhaftigkeit des südlichen Volks charakters und dem vorschriftsmäßigen militärischen wie cioilen Ccremoniel empfangen. Er gab sich persönlich als der einfache, wenn auch dem Range nach zur Zeit höchststehende Bürger der Republik, was allen den Kreisen besonders gefällt, die an dem zunehmenden autoritativen und repräsentativen Auftreten des Herrn Faure Anstoß nehmen zu sollen gemeint hatten und nun die Republik beglückwünschen, daß sie zu den mehr „catonischen" Gepflogenheiten der Aera Carnot zurückkehre. Die von mancher Seite erwartete „große" Redekundgebung des Präsidenten in Montßlimar blieb aus, obwohl das von der Stadt ihrem illustren Sohne zu Ehren veranstaltete Banket eine passend« Gelegenheit zu einem rhetorischen Sensationseffect gegeben hätte. Herr Loubet beschränkte sich auf die Ablegung eines kurzgefaßten, schmucklosen republikanisch-liberalen Glaubensbekenntnisses und unterließ insbesondere sorgfättigst jede Anspielung auf die „Affäre". Diese Unterlassung mag hier und da als Ent täuschung empfunden sein, jedenfalls hat Herr Loubet dadurch vermieden, dem gegenwärtigen ausnahmsweise kritischen Stadium des Problems irgend wie zu präjudiciren, wie denn überhaupt sein Bestreben offensichtlich darauf geht, alle verbindenden Ge- sichtspuncte in den Vordergrund zu stellen, die trennenden aber nach Möglichkeit abzuschwächen, oder wenn das nicht geht, ganz aus dem Spiel zu lassen. ^80,10 soj— 156- 348.10 304.25 142.75 136,— 180.75 238,— 168,90 178,00 175,— 14450 228,— 105,50 128.75 125,40 345,— 587.70 313.75 155.70 18250 321,— 151,— 118,— 2Sck— 168.20 315.75 212,00 47,85 8,56 58,021» 1.27^ 111,60 862,— 1290 «»« 6«d«»»ert I. i ll. 8«,«ll/Llldr. rutir*. 7nok vsrdotso.) 3^, 27 6^ 4«'/>. 881, 1S0-L !3. I. Lm. lliv.Scki. Ooill.v. oo äo. 4525 11100 2650 4625 775 1650 3175 1425 2300 L 12850 >«7izw 130,50 238,75 627.- «,30 106,25 98,— 100,40 87,SV 5S.80 84,75 78,70 81,30 Amrahmeschluß fir Anzeigen: Abend-AuSgabe: vormittag- 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Ertzehiti«« zu richten. Nedaclion nn- Expedition: JehanniSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: Dtt» Klemm'- So.tim. (Alfred Hahn), Univrrsitätsstraße 3 (Paulinuuo. Louis Lösche, Katharinenstr. 14, pari, und König-Platz 7. Thatsachen die Stellung des lateinischen Patriarchen von Jerusalem zu dem sogenannten „französischen Protektorat" über die Katholiken im Oriente in ein falsches Licht zu stellen, das Folgende berichtet: Unter der Ueberschrift „Erklärung des lateinischen Patriarchen von Jerusalem" brachte unlängst der Pariser „Univers" einen längeren Artikel, in welchem unter Bezugnahme auf gewisse italienische Zeitungs-Erörterungen eine Art Vertrauensvotum zu Gunsten des französischen Protectorats über die Katholiken im Orient und speciell in Palästina aus gesprochen war. Die „Erklärung" machte, mit entsprechenden Zusätzen versehen, die Runde durch einen großen Theil der fran zösischen Presse und wurde als ein Triumph Frankreichs über die deutschen Bestrebungen in der Proteciorats-Angelegerrheit ge feiert; mehrere Blätter stellten auch das Verlangen, es solle, um den Triumph vollständig zu machen, die in Palästina sehr ein flußreiche Jranziskanerkustodie ebenfalls eine ähnlich lautende Erklärung veröffentlichen. Den französischen Redactionen hätte schon die äußere Form des Artikels Bedenken erregen müssen, denn die angebliche „Erklärung des lateinischen Patriarchen von Jerusalem" ist nicht von dem Patriarchen Msgr. Piavi unter zeichnet, sondern trägt die Unterschrift: Eugen Legrand, Kanonikus und Sekretär des lateinischen Patriarchen. Wer zudem die Stellungnahme des lateinischen Patriarchen zur Protectoratsfrage einigermaßen verfolgt hat — und die Fran zosen haben das ja sehr eifrig gethan, namentlich z. Z. des Be suches des deutschen Kaisers in Palästina — dem mußte von vornherein klar sein, daß der Patriarch dem im „Unioers" zuerst veröffentlichten Artikel vollständig fern st ehe, und daß mit seinem Namen ein grober Mißbrauch getrieben worden sei. Daß dem wirklich so ist, das zu bestätigen, sind wir in der Lage. Der Sekretär deS Patriarchen, welcher den Artikel verfaßt hat, ist Franzose und hat sich zum Wortführer der französischen Gruppe von Patriarchatspriestern aufgeworfen, welche aus bekannten nationalen 'Gründen mit aller Gewalt verhindern möchten, daß Deutschland über seine katholischen Untcrthanen im Orient jene Schutzrechte ausübt, welche Frankreich seither als zu seinem ausschließlichen Macht bereich gehörig betrackstet, in der praktischen Wahrnehmung aber meistens sehr nachlässig behandelt hat. Wie das Vorgehen des Kanonikus Legrand, welches offenbar eine Durchkreuzung der Absichten des Patriarchen und wahrscheinlich auch eine Irre führung der öffentlichen Meinung bezweckte, sich mit seiner amt lichen Stellung als Patriarchatssetretär verträgt, das zu unter suchen ist nicht unsere Aufgabe. Uns genügt es, gegenüber dem Eingangs erwähnten Artikel hier festzustellen, daß in der Pro tectoratsfrage neben dem Papste einzig und allein der Patriarch zuständig ist, und daß dieser nicht im Geringsten gesonnen ist. seinen bisher vertretenen Standpunkt zu ändern oder gar auf zugeben. dir».Ho!. Io. cko. Närook« roooor. »r. Lol. i>,od-?r ?»olüc ib.kriai. o?»viüo 7475 4350 7150 3050 13700 2675 3725 2860 11150 15300 Extra-Vellage« (gefalzt), nur mit ser Morgen-AuSgabe, ohne Poslbesorderuog 60.—, mit Postbesörderung 70.—. orkoetd. Wood. iwovLld sorboUn loploo ^eoor «» 6slck ^,'vtli r.votd» »ok spräch, dem er bisher schweigsam zugehört hatte. „Ich höre mit Verwunderung, daß Herr von Tarden eine erwachsene Tochter hat, deren Namen ich mich nicht entsinne, auf der Liste der jungen Damen, die bei dem Bazar verkaufen sollen, gesehen zu haben, was mich um so inehr wundert, da wir beschlossen haben die erwachsenen Töchter von sämmtlichen Großgrundbesitzern auf zufordern, um nach keiner Richtung hin zu verletzen. Fräulein Greta von Tarden's Name muß entschieden aus Versehen nicht ausgeschrieben worden sein." Eine kleine Pause folgte diesen Worten des Landrathes, dann räusperte sich Raben und sagte in seiner geraden Art: „Daß das ein Versehen ist, glaube ich nicht, mein verehrter Herr Landrath. Unsere Commandeuse vergißt nicht leicht etwas was sic nicht vergessen will, und die Familie Tarden hat ihr wohl nicht angestanden, weil sie — Pardon, Wlm, aber der alt« Tarden ist doch einmal sehr wenig angesehen." „Die persönlichen Verhältnisse der einzelnen Familien sind mir in der kurzen Zeit meines Hierseins natürlich noch nicht vertraut", entgegnete der Landrath ruhig, „aber ich denke, bei einem so öffentlichen Unternehmen, wie ein Wohlthätrgkeits- Bazar, bei dem auf die Mitwirkung der weitesten Kreise ge rechnet wird, können Privatverhältnisse nicht mitsprechen, und ich werde dafür Sorge tragen, daß Fräulein Greta von Tarden gleich den anderen jungen Damen unserer Kreise zum Verkauf auf gefordert wird." „Wohl bekomms, Herr Landrath! Gräfin Zittberg wird das nicht leichten Kaufes zugeben, ist sie doch von jeher ein« der enragirtesten Gegnerinnen der Familie Tarden gewesen. ES sollen da noch alte Jugendinteressen mitspielen — verschmähte Liebe, oder so etwas — bekanntlich Dinge, die eine Frau nie vergißt." „Lassen Sie dos meine Sorge sein, meine Herren, ich gebe Ihnen mein Wort, daß an Fräulein Greta von Tarden die Aufforderung ergeht, und zwar durch mich selber, der ich in diesen Tagen so wie so nach Domnika hinauswollte, um Herrn von Tarden meinen Pflichtbesuch zu machen." „Nun, dann hättet Ihr ja, was Ihr wolltet", sagte Wilm ruhig, „vorausgesetzt, daß es dem Herrn Landrath gelingt, Herrn v. Tarden und Tochter zum Kommen zu bewegen. Frau v. Tarden kommt entschieden nicht, sie ist zu kränklich und fast immer an das Haus gefesselt." * Leipzig, Ztg." gemeldet: gericht, auf bayerischen obersten übergehen, werden Bayern ernannt. Verwaltung hierfür Nürnberg, Schn Miltner im Justizministerium und den Reichsanwalt Schumann in Leipzig in Aussicht genommen. An dessen Stelle soll der Staatsanwalt am kgl. Oberlandesgericht München, Treutlein - Mördes, Reichsanwalt werden." Auzeigen'PreiS die «gespaltene Petitzeile 2V Pfg. Reklamen unter dem Redactionsstrich (-ge spalten) 50^j, vor den Aamitiennachrichte» (6gespalten) 40/H. Größere Schriften laut unserem PreiS- vrrzeichniß. Tabellarischer und Ztffernsatz nach höherem Tarif. Geschmack. Herr Landrath kennen natürlich auch schon die be sprochene Beaute, nicht wahr?" wandte er sich dann liebenswürdig an einen älteren Herrn in Civil, der ihm gegenüber saß. „Ja, natürlich", entgegnete der Gefragt«. „Obgleich erst seit einigen Wochen hier, bin ich doch dadurch, daß ich mit im Comito bei dem besprochenen Bazar bin, viel mit Gräfin Zittberg in Berührung gekommen und hab« dadurch vorgestern auch Gelegen heit gehabt, Comteffe Hella, di« erst vor wenigen Tagen von einer Reise zurückgekehrt ist, kennen zu lernen. Eine junge Dame von einer Schönheit, wie sie sich nur selten findet, in der That." „Hm — ja —", sagte Raben, „hübsch ist sie, ja — aber, wie gesagt, nicht mein Geschmack! Wenn die Jugend erst vorbei ist, dann bleibt wenig übrig, und das großartige Auftreten hat erst recht keine reelle Basis." „Mag sein", mischte sich ein junger Leutnant ein, „deshalb mag die Mutter auch wohl so bedacht sein, die Schönheit des Töchterleins besonders glänzend zu verwerthen. Ich, als armer Schlucker, der ich keine Aussicht habe, mir den glänzenden Falter ohne nachhaltigen Goldstaub einzufangen, sehe mir deshalb ver nünftiger Weise den Cultus mit der schönen Hella von der Ferne an, und schließlich, man kommt dabei am besten fort!" „Na ob!" sagte «in Andrrer mit einer gewissen langsamen Nachdrücklichkeit, „Comtesse Heia mag hübsch sein, aber es giebt ja doch bei Weitem noch hübschere Mädel!" „Ha, ha, ha", lachten die Anderen einstimmig auf, „jetzt meint er seine Braut! Prosit Wilm! Die eine — die Deine soll leben!" Hell klangen die Gläser zusammen, dann sagte der mit Wilm angeredet« junge Officier wieder in seiner bedächtigen Weise: „Danke! es mag ihr wohl bekommen, ihr, der Meinen nämlich. Sie ist und bleibt für mich die Beste, die Liebste, aber doch nicht die Schönste! Als ich von schöneren Mädchen als Comtesse Hella sprach, dachte ich nicht an meine Braut, sondern —" „Na, sondern? Mensch, so sprich doch! Das ist ja der reine Hochverrath! Hat eine schöne Braut und spricht von anderen Schönheiten, als wenn die so zu Dutzenden umherliefen." „Das gerade nicht", meinte Wilm lächelnd, „ich hatte nur eine in Gedanken, eine, die, wenn mein Herz nicht schon etwa ver geben gewesen wäre, es unbedingt erhalten hätte. Denn sie ist eben mehr als schön — sie ist schön und gut — ein vollkommenes Geschöpf!" „Hört, hört!" rief Raben. „Der brav« Wilm schwärmt, das ist ein verdächtiges Zeichen, und wo wandelt denn dieser Stern seine Bahnen? Hoffentlich weit genug von Ihrer zu künftigen jungen Häuslichkeit, sonst giebt es noch ein Unglück." Deutsches Reich. 11. April. Aus Bayern wird der „Frkf. „Für den neuen Civilsenatam Reichs- mit dem 1. Januar 1900 die bisher dem Landesgerichte zugcwiesenen Revisionen vier R e i ch s g e r i ch t s r ä t h e aus Wie wir erfahren, hat die bayerische Justiz- die Oberlandestzerichtsräthe Hofmann ei v e r - Bamberg, den Regierungsrath »3 - otrootaa Li—ll iksll ttldrteu «ur ' »dxeiet»Ms«tik, Ui«. u 7 0 Politische Tagesschau. * Leipzig, l l. April. Die parlamentarischen Osterferien sind zu Ende. Heute treten Reichstag und preußisches Abgeordnetenhaus wieder zusammen. Aus dem Winter ist eine große Fülle von Arbeiten unvollendet geblieben, nicht minder groß ist die Zahl der Vor lagen, die noch nicht einmal in erster Lesung berathen worden sind, und derer, die zwar schon angekündigt, aber den Parla menten noch nicht zugegangen sind. Zu Ende zu führen hat der Reichstag das Jnvalidengesetz und die Bankoorlage, ferner den Gesetzentwurf über die Einführung des Nacheides und die Berufung in Strafsachen. Vor der ersten Lesung stehen un mittelbar die Postgesetze und das Fleischschaugesetz, das zu leb haften Erörterungen in den letzten Wochen hat herhalten müssen. In Aussicht steht eine Vorlage, welche das Handelsprooisorium mit England verlängern soll^ und schließlich der 'Gesetzentwurf über den Schutz der Arbeitswilligen, der besonders von der Seite kategorisch verlangt wird, auf der man anscheinend große Eile hat, die jetzt in sich hadernde Socialdemokratie wieder einig zu sehen. Der preußische Landtag hat noch die Justiz gesetze zu erledigen, die in Ausführung des Bürgerlichen Gesetz buchs und der damit in Zusammenhang stehenden Justiznovellen am 1. Januar 1900 in Kraft treten sollen. Dazu kommen die Vorlagen über die Relictenversorgung der Bolksschullehrer, die ärztlichen Ehrengerichte und die sogenannte Medicinalreform, die communale Besteuerung der Waarenhäuser, die Communalwahl- vorlage und schließlich der Mittelland-Canal. Alles in Allem Materien, die nur durch ein besonderes Maß von Arbeitskraft und Pflichterfüllung erledigt werden können, ehe im Hochsommer das parlamentarische Interesse zu erlahmen beginnt. Nach den beschämenden Erfahrungen der letzten Monate ist die Erinnerung am Platze, daß die Ausübung des Mandats eine Verpflichtung ist, von der sich kein Abgeordneter einseitig entbinden darf,, und die Mahnung, daß aus den einzelnen Parteien selbst im eigen sten Interesse darauf gehalten wird, daß jedes Mitglied nach Möglichkeit auch auf dem freiwillig übernommenen Ehrenposten ist. Anders sehen wir keinen Weg, di« zahlreich in den nächsten Wochen noihwendig werdenden Commissionen sachgemäß zu be setzen, die Geschwätzigkeit zum Fenster hinaus im Zügel zu halten und diese Fülle dringender Arbeiten zu Ende zu führen. 577 426 470 620 8t«Nr. surr.-5<nu 138^ rnk»elücj 7ö>« .1/8«. Samoa. Die Samoa-Angelegenheit im Reichs tage erörtert zu sehen, muß man um so dringender wünschen, als die Verhandlung am besten geeignet sein dürfte, unsere englischen Freunde von d;r Ausstreuung von Meldungen abzuschrecken, welche das Ansehen des Reiches vor dem Auslande herabsetzen. So liegt heute eine, Londoner Meldung vor, der zufolge in Apia ein deutscher Seeofficier von einem amerikanischen Posten einen Faustschlag zwischen dieAugen bekom men hat, weil er sich ohne Paß an dem Posten „vorbeigedrängt" habe; der Posten habe dabei bemerkt: „Erzähle Deinen Freun den, daß Du mit einem Amerikaner zu thun hattest!" Das „Berl. Tagebl." bemerkt zu dem angeblichen Vorfall, es sei über ihn in Berliner gut unterrichteten Kreisen „noch" nichts bekannt. Voraussichtlich ist an der ganzen Geschichte kein wahres Wort. Denn einmal sind deutsche Seeofficiere gewöhnt, bestehende Vor schriften genau zu beachten, zweitens aber wäre der deutsche See officier wi« jeder andere Officier des Landheeres verpflichtet ge wesen, den amerikanischen Poften wegen des thätlichen Angriffs über den Haufen zu stechen. Bildlich freilich kann man von einem Faustschlag reden, welcher dem deutschen Ansehen in Samoa versetzt worden ist. Die Erörterung der Samoa-Angelegenheit im Reichs tage wird dann vor Allem Aufklärung über das Ver halten des Admirals Kautz gegenüber dem „Falke" zu brin gen haben. Wenn das „Berl. Tagebl." „in Ermangelung von direkten Rachrichten" die Möglichkeit nicht von der Hand weist, daß Admiral Kautz als „kriegführende Partei" vielleicht be rechtigt gewesen wäre, den „Falte" ain Auslaufen aus dem Hafen zu verhindern und ihm einen bestimmten Ankerplatz an zuweisen, so steht es mit dieser Auffassung unseres Wissens ganz vereinzelt da. Auch freisinnige Zeitungen, wie die „Voss. Ztg." und der „Berl. Börs.-Cour.", haben die entgegengesetzte Ansicht mit erfreulicher Entschiedenheit geäußert. Es läge kein Grund vor, auf die Meinung dcs „Berliner Tagebl." «inzugehen, wenn nicht das genannte Blatt durch die Form der fraglichen Mit- iheilung den Arischem erweckte, als ob sie aus unterrichteten Kreisen stamme. I st es informirt, so ersuchen wir es, seinem Informator zu bedeuten, daß wir gar keine Veranlassung haben, englischer zu sein als die öffentliche Meinung in England. Die Londoner Presse beginnt nämlich, offenbar weil man sieht, daß Deutsch land nicht gesonnen ist, offenbares Unrecht ruhig hinzunehmen, schon einen loyaleren Ton anzuschlagen. So schreibt der „Standard": „Wir können die in Berlin vorwaltende Ansicht, daß Admiral Kautz durch sein Auftreten der Würde und Ehre Deutschlands zu nahe getreten sei, nicht für ganz ungerechtfertigt erklären; wenn Admiral Kautz die provisorische Regierung durch einstimmigen Beschluß der drei Consuln für abgeseht erklärte und Generalkonsul Rose eine entsprechende Erklärung thatsächlich gar nicht abgegeben hatte, so lag zum mindesten ein Höch st peinliches Mißverständniß vor. Vielleicht hätte es ohne Scan- dal corrigirt werden können, jedenfalls aber hatte Herr Rose ein Recht zu handeln, wie er es den Umständen nach für geboten hielt und war überdies, wenn die vorliegenden Berichte stimmen, schwer provocirt worden; der schwerste Vorwurf indessen trifft den Admiral in Bezug auf sein Verhalten dem Kreuzer „Falke" gegenübe r." Man erinnert sich, daß derselbe, der Regierung nahestehende „Nicht zu befürchten", entgegnete der Gefoppte ruhig, „die Sterne, die begehrt man nicht —" „Nein, nein, wir wissen schon, man freut sich ihrer Pracht, das ist ja eine alte Geschichte! Aber um sich ihrer zu freuen, muß man sie doch sehen, und wo zum Kuckuck haben Sie denn den Stern erblickt, Wilm? Können wir ihn uns nicht auch mit Entzücken betrachten?" „Hm — weiß nicht, ist ja zwar ganz nahe, aber das Nächste ist ja oft am schwersten zu erreichen!" „Herr Gott, Mensch. Du verstehst es, Einen auf die Folter zu spannen! Schieß doch endlich los, wer ist es denn?" „Greta von Tarden, die Schwester meines Freundes Stanis laus, der bei den Ulanen in K . . . steht." „Was, eine Tochter des alten Tarden auf Domnika? Von der hat man ja noch nie etwas gehört! Wie haben Sie die entdeckt?" „Sehr einfach, als mein Freund jetzt einig« Tage in Domnika zum Urlaub weilte, war ich einmal draußen, und da habe ich sie kennen gelernt." „Und sie ist schön? Wirklich schön? Noch schöner als Com- tesse Hella?" „Wenn Comtesse Hella der Mond ist, so ist Fräulein Greta di« Sonne; ein sonniges, entzückendes Geschöpf." „Na, na, Sie übertreiben!" „Nein, Wilm übertreibt nie. Wenn er trotz seines Bräutigam standes so entzückt ist, muß etwas Wahres daran sein. Die müssen wir doch auch kennen lernen!" — so lachten und riefen die jugendlichen Stimmen durcheinander, bis endlich der Baß von Rittmeister von Raben Alle übertonte: „Nun, wenn es sich wirklich so verhält, dann ist Wilm als guter Kamerad verpflichtrt, uns diese Sonne auch scheinen zu lassen. Als Hausfreund muß er Mittel und Wege finden, das zu ermöglich»«; denn uns All« vereint nach Domnika zu begeben, um un» dort die junge Schönheit anzusehen, das geht doch nicht." „Und ausfahrrn thut sie nicht", sagte Wilm lakonisch, „ich wüßte nicht, mit wem der alte Tarden überhaupt verkehrte." „Oder richtiger gesagt, wer mit ihm verkehrte", sagte Raben. „Aber Sie, Wilm, der Sie in dem Haus« bekannt sind, Sie müssen die Herrschaften veranlassen, zu dem Bazar zu kommen. Das wäre für uns All« die beste Gelegenheit, zu sehen, ob Sie nicht geflunkert haben." „Das wäre vergebliche Mühe, Fräulein Greta würde nicht wollen und ihr Vater, glaube ich, auch nicht." „Pardon, meine Herren", unterbrach der Landrath das Ge- Sri«l 8050 7575 4425 7200 3125 tr»»»d. ?k«rck«d. r»»««lld riistadl kwölllr VUKsIw I-ktr.H Slslktr. .k-ksr<td. 8i»«nb. ckwou Kd8t-X r.-Loi« »b.-8»ck. ' 8 rod. SoraM. »rxb.-S. i LIscd orr«U. orv loSoit. >kk.».S S«AM. 158,30 >3 Amtsblatt -es Königliche« Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes und Volizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. Bezug-Preis der Hauptexpedition oder den im Stadt, bezirk und de« Vororten errichteten Aus- oabestellen ab geholt: vierteljährlich X4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich ^l 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandiendung in- Ausland: monatlich 7.50. Errungen. Roman von M. Buchholtz. Nachdruck verboten. Erstes Capitel. In der gemüthlichen kleinen Weinstube des Officiercasinos in H. saßen einige Herren in eifrigster Unterhaltung beim Früh schoppen beisammen. Das animirte Geplauder hatte sprung weise die verschiedensten Puncte berührt. Von Politik war man auf dienstliche Angelegenheiten, dann auf die Geselligkeit gekommen, die allerdings hier in der mittelgroßen Provinzial stadt den Sommer über, in der sogenannten tobten Saison, noch weniger rege, als es in den meisten Städten der Fall zu sein pflegt, gewesen war. Jetzt war aber die Commandeuse der in H. stehenden Husaren, Gräfin Zittberg, auf die Idee gekommen, bei den ausnehmend schönen Herbsttagen im kleinen Stadtpark einen großen Wohlthätigkeitsbazar zum Besten des KrciS-Frauenvereins zu veranstalten, dessen Vorsitzende sie war. Die großen Vorbereitungen, die zu diesem Feste und dem danach stattfindenden Ball getroffen wurden, gaben augenblicklich das Gesprächsthema für die meist nur aus jüngeren Herren bestehende kleine Gesellschaft, die um einen Tisch, auf dem eine große Bowle stand, lachend und schwatzend Platz genommen hatten. „Die Hauptsache bei dem ganzen Zauber ist natürlich für die Gnädige, uns Comtesse Hella einmal wieder in Parade vor zuführen", lachte ein junger blonder Rittmeister und leerte den Inhalt seines Glases, um es dann einem Kameraden, der das Schenkamt übernommen hatte, hinzureichrn. „Da, Prahl, bitte schenk' ein! Wir wollen auf die schöne Hella anstoßen, mit dem frommen Wunsch im Herzen, daß sie endlich einen von Euch erhört. Kommt Ihr mir doch oft vor wie Falter, die sich die Flügel an der Sonne, genannt Hella, verbrannt haben. Nun, der Glücklich« soll leben, den die Holde geruhen wird, in das süße Joch der Eh« einzuspannen!" „Sie haben gut lachen und hänseln, Raben", sagte Prahl schwermüthig, „wer, wie Sie, eine schöne junge Frau daheim hat, der sieht nicht nach anderen Sternen!" „Na, na", wehrte der Rittmeister v. Raben lachend ab, »warum nicht? Aber die schöne Hella war nun einmal nie mein 4» to-Lot. >-8Uv. k»o. o«» , OtUllsiill 84^ 88', 2->. „Standard" vor Kurzem noch eine ganz andere hochfahrende Sprache gegen Deutschland führte. Wenn er heute andere Saiten aufzieht, so geschieht es wohl auch in der Absicht, England so viel wie möglich aus der Affäre zu ziehen und die Schuld dem amerikanischen Ver treter möglichst allein aufzubürden. Dieser Liebesdienst des englischen Freundes wird hoffentlich in Washington nicht unbeachtet bleiben! Wir fügen hier noch referirend an: Der in diesen Tagen vielgenannte Kreuzer „Falke" im Hafen von Apia hat folgenden Stab an Bord: Corvetten-Capitän Schönfelder (Victor) als Commandant, den Capitän-Leutnank Clemens als I. Officier; die Oberleutnants v. Koppelow, Schade, Frielinghaus und Toussaint als Wachofficiere; den Maschinen-Unteringenieur Math an und den Stabsarzt Or. Martini. Der zweite neue Stationskreuzer in der Südsee, der „Cormoran", muß heute bereits längst seine Station erreicht haben, da das Schiff schon am 4. März Hongkong ver ließ, um nach amtlichen Meldungen über Friedrich-Wilhelms- Hafen (Neu-Güinea) nach Apia in Sex zu gehen.
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