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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.04.1899
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990415023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899041502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899041502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-04
- Tag1899-04-15
- Monat1899-04
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Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polj in Leipzig. ISO. Sonnabend den 15. April 1899. 83. Jahrgang. Der Stand der Samoasrage. r> Zu unserer freudigen Genugthuung beginnt der arg verfitzle Knäuel der Samoasrage sich zu entwirren. England bat nicht umhin gekonnt, die von Deutschland vorgeschlagene Art der Abstimmung der „Hohen Commission" zu acceptiren, ren englischen SchisfScommandanten vor Samoa ist der Befehl zugegangen, unnütze Collisionen zu vermeiden und — der verhaftete deutsche Plantagenverwalter Huf nagel ist fr ei gegeben! Der „Franks. Ztg." wird über die Enthaftung gemeldet: * Berlin, 14. April. Der deutsche Geschäftsführer der Plantagen der Handels- nnd Plantagengesellschast der Südsee, welchem in den Reuter'jchcn Berichten aus Apia die Aufhetzung der Äataafa-Leute gegen die Engländer und Amerikaner zur Last gelegt wurde, ist auS seiner anfänglichen Hast aus dein englischen Kriegs schiff „Tauranga" auf Reklamation des deutschen Consuls an Sord des deut sehe nKriegsdampsers „Falke" übergeführt morden, um vor Las deutsche Conjulargericht, wohin er gehört, gestellt zu werden. Die Freilassung dieses deutschen ReichSangehörigen war bekanntlich von der deutschen Regierung, die ihn für un schuldig hält, verlangt worden, und diesem Verlangen mußte ichon darum nachgegebeu werden, weil auf Samoa der Kriegs zustand zwar thatsächlich besteht, aber noch nicht formell pro- rlamirt ist. Außerdem liegt ein Präcedenzfall vor, der seiner Zeit von Engländern wie Amerikanern gebilligt worden gl. Als nämlich vor 11 Jahren deutsche Truppen bei demselben Vailele, wo jetzt die Engländer und Amerikaner zu Schaden gekommen sind, in einen Hinterhalt fielen und von den Mataafa-Leuten arg mitgenommen wurden, spielte, wie wir bereits hervorgehoben haben, ein amerikanischer Bürger Namens Klein die Führerrolle bei den Samoanern. Biele deutsche Blätter verlangten damals die Auslieferung des Klein, allein die amerikanische Regierung weigerte sich entschieden, diesem Wunsche nachzukommen, und Fürst Bismarck ließ den Vogel fliegen. Da auch die Tonga-Angelegenheit durch die amt liche Erklärung Englands, es beabsichtige, den Archipel nicht zu annectire» — die Absicht dürfte aber doch bestanden haben und nur aufgegeben worden sein, weil die englisch-deutsche Con vention von l886 nicht einfach ignorirt werden kann —, in be friedigender Weise erledigt scheint, ist cS möglich, daß auf Grund all dieser Erfolge der deutschen Diplomatie auch die weitere Entwickelung der Angelegenheit rasch, aber ruhig von Statten geben wird, ohne daß auch nur ein Titelchen der Rechte und Interessen Deutschlands aufgegeben zu werden braucht. In Washington nnd London kommt wenigstens die öffentliche Meinung immer mehr zur Besinnung. So melden die „Berl. N. N." auS London, 14. April: Die ruhige und objektive Stimmung, welche an amt lichen hiesigen und Washingtoner Stellen die Oberhand be halten hat, gewinnt mehr und mehr auch in der Bevölkerung Boden und findet in der Presse entsprechenden Ausdruck. Nach ten heutigen Depeschen warnt eine ganze Reihe von New Uorker Blättern, die sonst eineamerikanischeExpansionSpol itik um jeden Preis befürworten, z. B. „Preß", „Tribüne", „New Jork Times", ja sogar das Hauptorgau deS .,8pOL<1-eLgloism", ./The Journal", eindringlich vor leichtfertigen Angriffen auf Deutschland und Anzweiflung von defsen loyalen Absichten m ersprießlicher Lösung der Schwierigkeit. Die Londoner leitende Presse, auf die übrigens die Haltung der maßgebenden Wiener Blätter nicht ohne Eindruck geblieben zu sein scheint, schlägt einen ähnlichen Ton an. Der „Standard" nimmt von den amerikanischen Preßstimmen mit Befriedigung Notiz. In sehr verständigem und versöhnlichem Tone spricht sich ein Artikel des „New Aork Journal" und des New Aorker „Morgen-Journal" aus. Es heißt in demselben: „Es giebt Zeiten, in denen die nationalen Leidenschaften zu ent fesseln sind, und wieder andere Zeiten, in denen sie im Zaume gehalten werden sollen. Wenn zwei Nationen zu grundiiefen Differenzen gelangt sind, welche unausweichlich zum Conslict führen müssen, dann mag man den Gefühlen der Nation freien Laus lassen und die Sache zu Ende bringen. Das war die Sachlage vor Jahresfrist zwischen Amerika und Spanien. Die unerträgliche Situation mußte rin Ende nehmen, und das kürzeste und schärfste Ende mar das wohl- thätigste. Aber eS existirt gar keine solche Nothwendigkeit, uns in einen Conslict mit Deutschland hineinzutreiben. Die Deutschen sind unsere ältesten Freunde; sie haben uns in unserer verzweifeltsten Noth, als unsere Existenz auf dem Spiele stand, ihre Freundschaft bewiesen, während einige von denen, welche unS gegenwärtig aus die Schulter klopfen, damals auf unfern Untergang hofften und ihn herbeizusühren suchten. Es sollte mehr als die Unbesonnenheit oder selbst eine verbrecherische Handlung eines localen Beamten (gemeint ist der verhaftete Leiter der Plantage, auf der der Ueberfall stattfand), welcher vom Gefühl seiner Wichtigkeit als Hauptfigur inmitten der Ereignisse berauscht ist, dazu gehören, um uns. mit einer Nation, wie die deutsche ist, in Feindschaft zu versetzen. Amerika und Deutschland haben absolut nichts mit einander zu streiten. Es giebt zur Beilegung der samoanischen Wirren ein Dutzend Mittel und Wege, die mit der Ehre beider Nationen vereinbar sind." Wie weit Deutschland etwa nachzugebeu haben wird, bleibt der Untersuchung der Obercommission an Ort und Stelle Vorbehalten. Die in der Angelegenheit ofsiciöS bedienten Blätter, wie die „Köln. Ztg." und der „Hamb. Corr.", geben den Apiaer Municipalpräsidenten vr. Raffel preis, indem sie die durch ihn vcrfügte Schließung deS ObcraerichtS als einen nicht genügend überlegten und „nicht ganz" rechtmäßigen Schritt bezeichnen. Sollte sich dies thatsächlich als nöthig er weisen, obwohl fest steht, daß der amerikanische Oberrichter ChamberS seine Gerichtsstätte verlassen und sich auf daS englische Schiff, also außer Landes begeben hatte, so erwarten wir gerade wegen dieses deutschen Entgegenkommens, daß die anderen Regierungen die Inkorrektheiten und VertragSwidrig- keiien ihrer Funktionäre mit derselben Unbefangenheit und Freimüthigkeit einräumen und rectificiren werden. Geschieht daS, so ist die Bahn frei nicht nur für die friedenstiftende Thätigkeit der „Hohen Commission", sondern auch für die unabweisbare principielle Auseinandersetzung über die künftige Auslegung und Handhabung der Samoa-Acte. Daß Alles so glatt verlaufen wird, ist freilich nur erst eine Hoffnung. Man kennt die englische öusiuess - Politik und ihre Winkelzüge und muß sich auch jetzt noch auf Alles gefaßt halten. Man kann daher der Berliner „Post" nur zu stimmen, wenn sie in Bezug auf die gestrige Jnter- pellationSbeantwortung im Reichstage, auf die wir noch zurückkommen, schreibt: „Ungleich mehr Gewicht würde ein Votum des Reichstags in der Angelegenheit sicher haben, wenn es dahin ginge, der Reichs» regieruug alsbald de» vollen Betrag der nach dem Flottengesetz in bestimmten Jahresraten zu ver wendenden Kosten für die Durchführung des Flotten planes zur Verfügung zu stellen, damit der Ausbau unserer Flotte so beschleunigt werden kann, wie dies die Leistungsfähigkeit der deutschen Werften nur irgend gestattet. Darüber kann kein Zweifel bestehen, daß die Stellung Deutschlands in allen Streit fragen überseeischer Natur eine ungleich stärkere sein wird, so bald eS über eine Schlachtflotte verfügt, wie sie in dem Flottengesetze vorgesehen ist, und daß demzufolge die beschleunigte Durchführung des Flottenbauplanes von höchstem Werthe für wirk samere Wahrung unserer Interessen zur See ist. Ebensowenig wird man bei der Entwickelung der Energie und Elasticität des deutschen Schiffsbaues nicht daran zweifeln können, daß wir in der Lage sein würden, die in dem Flottengesetze vorgesehenen Schiffsneubauten vor dem Jahre 1904 zum Abschluß zu bringen. Die Reichsregirrung ist durch die Zusage, die sie bei Berathung des Flottengesetze- abgegeben hat, an den in diesem vorgesehenen Bau« und Finanzplan gebunden. Von ihr kann daher die Initiative zu einer Beschleunigung der Schiffsbauten nicht ergriffen werden, wohl aber ist der Reichs« tag in der Lage, die Regierung von dieser Zusage aus seiner Initiative heraus zu entbinden und so die Mög lichkeit zu gewähren, unsere Rüstungen zur See so rasch zu be- endigen, wie dies im nationalen Interesse dringend geboten ist. Es komnit hinzu, daß eine spontane Action der Volksvertretung in dem bezeichneten Sinne im Augenblick von der größten moralischen Bedeutung wäre und die Stellung unserer Regierung in der schwebenden Streitfrage auf das Wirksamste stärken müßte." Schließlich sei noch aus Eins ausmerksam gemacht. Ein Theil der Deutsch-Nationalen in Oesterreich hat eS sich nicht versagen können, in kaum qualisicirbarer Weise unsere deutsche Reichsregierung wegen ihrer Haltung in der Samoasrage zu viScreditiren. So schrieb dieser Tage die „Ostdeutsche Rundschau": „Bülow und Genossen sind ganz gewandte Salondiplo maten, die wohlgefällige Tafelreden halten können, die nirgends verletzen, dem Nationalgesühl auch einmal einen verschämten Brocken gönnen, stolz an die Weltimssion erinnern und dann selbstzufrieden mit dem Hinblick auf die „erzielten Erfolge" schließen . . . Was die Nachwelt einst zu solchen Harle» kinaden sagt, kümmert doch die ordengrschmückten Vertrauens männer der Krone verdammt wenig . . . Der brave Bülow ist ja so beliebt und spaßhaft! Er lenkt den Reichskarren genau so geschickt, wie der alte Donnerer Bismarck, nur viel liebens- würdiger! So lange der alte Reichskutscher durch Dick und Dünn fuhr, wich Alles aus; jetzt ist der Reichspostkutscher ein gebildeter, höflicher Mann, der Andern ausweicht. . . So kutschirt der neue Mann in Schlangenlinien seinen Weg, und wenn er schließlich nicht am vorgesteckten Ziel ankommt, dann knallt er lustig mit der Peitsche und rasselt zurück dahin, woher er deS Weges trollte. . . So machen diese Dilettanten Wrltpolitik." Eine solche Sprache führt die „Ostd. Rundsch." in der selben Nummer, in welcher sie von der bekannten halb amtlichen Auslassung deS „Hambg. Corr." Kenntniß giebt. Also obgleich die „Ostd. Rundsch." wissen mußte, daß betreffs der energischen Haltung des Berliner Aus wärtigen Amtes kein Zweifel mehr bestehen konnte, schreckte sie nicht vor einer jedes Maß und Ziel überschreitenden Kritik deS Herrn von Bülow zurück, vor einer Kritik, die Deutschland als Macht geradezu verächtlich erscheinen läßt. Wie man wähnen kann, auf solche Weise dem österreichischen Deutschlhum zu nützen, ist schwer begreiflich; unseres Erachtens wird dadurch nur der Spott und der Hohn der Tschechen, Magyaren e tutti «zuumi herauSgefordert. Nun, nachdem v. Bülow gesprochen, bilret die „Ostdeutsche Ruudsck." sich hoffentlich ein anderes Urtheil über unseren bisher trefflich bewährten Staatssekretär. politische Tagesschau. * Leipzig, 15. April. Der von den Organen der großpolirischen Hetzpropaganda in allen Tonarten gepredigte Boykott Scs Tcutschthums durch daS Polcnthni», der bekanntlich seine Früchte in zunehmender Entflammung des nationalpolnifchen Fanatismus auf dem Ge biete des Alltagslebens und Alltagsverkehrs trägt, geht den Schürern des Deuischcnhaffes immer noch nicht weit genug. So dcnuncirt z. B. der „Goniec Wielkopolski" der „polnischen Gesell schaft im preußischen Antheil" sogar eines der Schooßkinder der großpolnischen Bewegung, den Marcinkowski-Vcrein in Gestalt einer seiner Unternehmungen, der Bazar- g e n o s s e n s ch a f t in der Stadt Posen, wegen Uebertretung der Boycottvorschriften. „Diese Anstalt — schreibt das Blatt — ist kein Privatunternehmen mehr, sie ist eine nationale Anstalt im wahren Sinne des Wortes, deren Geschichte eng verbunden ist mit dem Namen eines der edelsten Söhne der groß polnischen Lande, mit 'denjenigen des Karl Marcinkowsti, und die durch ihre Gründung die Ueberschrift dieses Artikels (Kaufen wir bei den Unsrigen!) bestätigt. Es ist eine Pflicht der Presse Verdächtigungen und Klatschereien, die gegen eine solche Anstalt gerichtet sind, aufzutlären, um der voreingenommenen Meinung von sonst allgemein achtungswerthen Leuten zu begegnen und der gereizten Stimmung oorzubeugen. Es wird erzählt, daß dec Bazar, welcher an der Wilhelmsstraße ein großes Gebäude er richten läßt, die Stcinarbeiten einer Berliner Firma übertragen habe, obwohl eine polnisch« Steinsetzerfirma ein um tausend Mark niedrigeres Angebot gemacht hatte . . . Doch nehmen wir an, daß das nur Zufall ist. Eine andere Lieferung, wenn wir nicht irren, auf Ziegelsteine, soll angeblich einem Deutschen übertragen worden sein, der die Steine sogar selbst nicht Hane und sie sich von einem Polen verschaffen mußte. Für die einfache Vermittelung ist also der Hauptverdienst in fremde .Hände über gegangen . . . Die polnischen Ziegeleien erhiWn, trotz niedrigerer Preise und nicht schlechterer Wcrarengattung, Absagen Die Aufklärung der Sache würde zur Beruhigung der durch das systematische Uebergchen der Polen gereizten Meinung sehr erwünscht sein. Den großen Lieferanten können einst auch die kleinen folgen. Wir befürchten daher, daß man auch die übrigen Handwerker aus Berlin kommen lassen wird. Wir haben Tischler Schlosser, Glaser, ja sogar Schneider und Schuhmacher in Posen und bei uns zur Genüge. Haben wir keine Voreingenommen heit gegen Fremde, aber kaufenwirstetsundrückhalt- los bei den Unsrigen!" — Herausfordernder kann der wirthschaftlich« Angriffskampf der großpolnischen Hetzer gegen die deutschen Mitbürger in den gemischtsprachigen Landestheilcn der preußischen Monarchie wohl kaum betrieben werden. Und das will die Politik der preußischen Staatsregierung in den Ostmarkcn, der „Vergewaltigungstendenz" gegenüber dem „unterdrückten und geknechteten Pokenthum" zeihen! Das Gegen teil trifft zu, und wenn das deutsche Bcoölkerungselement an gesichts der großpolnischen Offensrvpropaganda sich enger zu sammenschließt; auch auf wirtschaftlichem Gebiete, so erfüllt es damit nur eine ihm aufgezwungene Pflicht der denkbar gesetz mäßigsten Nothwehr. Feuillrton. Errungen. Ls Roman von M. Buchholtz. Nachdruck vrrbotm. Viertes Capitel. Das Wetter war unverändert schön geblieben. Sonnig blaute auch heute der Himmel über dem kleinen H . . ., lau und mild wehte die Luft und die herbstlich gefärbten Bäume be wegten ihre bunte Blätierpracht in dem leisen Lufthauch gar vor sichtig, als wollten sie durch kein zu hastiges Rühren ihren rothen und gelben Schmuck voreilig preisgeben. In dem kleinen Stadtpark, in dem heute der lang geplante Aazar entstand, bewegte sich schon eine große Menschenmenge. Lustig flatterten Fahnen und Fähnchen in der Luft, das mitten :m Garten placirte Musikcorps spielte die lustigsten Weisen, heiter schwatzten und lachten die Menschen, und bei den festlich geschmückten Buden, in denen allerhand nützliche und unnütze Dinge von schönen Lippen zum Verkauf angcpriesen wurden, entwickelte sich schon ein reges, für jeden -Beschauer farbenreiches ?ild. Wie das durcheinander wogte, plauderte und lachte! Mit welchem Eifer die jungen Damen bemüht waren, ihre Sachen und Sächelchen mit beredten Worten loSzuschlagen, und mit wie glänzenden Augen sie jedes größere Geldstück, das oft mit einem heimlichen Seufzer gegeben wurde, in Empfang nahmen! Bunte Uniformen und Herren in Civil, Damen in meist sehr einfachen, vornehmen Toiletten, wie sie wohl zu einer Veranlassung wie dieser hier paßten, bewegten sich bunt durcheinander, bald etwas laufend, bald promenirend, oder an kleinen Tischchen mit Be kannten Platz nehmend, um bei theuer erstandenen Er frischungen mehr oder minder harmlose Bemerkungen über den lieben Nächsten auszutauschen. In einer kleinen Bude ganz am Anfang des Gartens hatte yrlla von Zittberg ihr Reich aufgeschlagen, und die fesche Marketenderin in ihrem äußerst phantastischen Anzüge, der ihr allerliebst zu Gesicht stand, schien nach dem dicht gedrängten Kreise, der ihr kleines Zelt umstand und der sich größtentheils au» der jungen Männerwelt zusammensehte, glänzende Geschäfte -u machen. Jetzt näherte sich Rittmeister Raben, der soeben den Garten betreten hatte, diesem Brennpunct des allgemeinen Interesses, und mit seiner stattlichen Größe über die meisten der Umher stehenden fortschauend, sagte er zu dem Landrath, der dicht neben ihm stand: „Donner ja! Sieht wirklich famos aus, die süße Hella! Wenn die kleine Fliege in dem Aufzug und mit dem Stoff oben- ein in eine Schlacht käme, ich glaube, das heißeste Kampf getümmel gerieth ins Stocken! Sehen Sie doch nur, wie sich das Alles hier drängt, wirklich wie die Motten nach dem Licht." Herr v. König nickte. „Ja, ja", fuhr Raben fort, „sie versteht's aber auch. Schauen Sic nur, wie ihre Augen funkeln und blitzen, als wenn sie Jeden, der in ihre Nähe käme, einfangen wollte." „Gut, daß Sie Ihr Theil fürs Herz haben", sagte der Landrath neckend. „Würden sonst schließlich doch noch zur Fahne von füß Hella schwören." „Ich? — Nie! Liebe solche Sprühteufelchen nicht, aber ich bin trotzdem gerecht genug, zuzugeben, daß es an Grazie und Schönheit sobald Keine mit der schönen Hella aufnimmt, auch nicht die von Wilm neulich gerühmte Schönheit, — wie hieß sie doch mit Vornamen, dieses Fräulein v. Tarden?" „Greta." „Ach ja, richtig! Ob sie hier ist?" „Noch nicht, aber ich denke, sie muß jeden Augenblick kommen!" „Sagen Sic um Alles in der Welt", fragte jetzt Raben leb haft, „wer ist der kleine Herr in Civil dort? Der mit dem goldenen Pincenez, mit dem die schöne Sirene so huldvoll plaudert? — Ei der Tausend! War das ein Blick! Na, Jungeken, wenn Du nicht Feuer fängst, dann heiße ich nicht Hans Raben!" „Das soll er entschieden auch, und wenn der kleine Fürst in das Reh, in das die kleine Circe ihn mit ihren Gluthaugen hmeinzuloclen bemüht ist, sich verfangen hat, dann zieht sie es auch mit Freuden zu! Passen Sie auf!" „Was, Fürst? — Was für ein Fürst?" Nun, der junge Fürst Rahden, der sich seit einigen Tagen auf Schloß Rhadenau zur Erhoftmg aufhält." So — so — —" sagte Raben gedehnt, „hatte keine Ahnung von des Erlauchten Anwesenheit. Hat hoffentlich viele fürstliche Reichthümer und fürstliche Eigenschaften, fürstliches Aeußeres geht ihm vollständig ab." „Das Erste hat er entschieden, das Zweite weiß ich nicht, das Dritte hat ein Fürst auch nicht nöthig." „Ha — ha — ha", lachte Raben belustigt auf, „brav ge- sprocken! Bin aber neugierig, wie lange Zeit die kleine Hexe gebraucht, um sich die fürstliche Kleinigkeit einzufangen. Gräfin Zittberg wird dann fürstliche Schwiegermama — wie süß!" „Sie sind ein unverbesserlicher Spötter, Raben. Ich möchte Die kennen lernen, an der Sie, Ihre Frau Gemahlin aus genommen, nichts auszusetzen finden!" „O, an meiner Frau habe ich auch Manches auszusetzen", lachte Raben, vollkommen ist eben nichts auf der Welt. Meine Frau hat das aber hoffentlich nicht gehört!" Er sah sich lachend wie zum Scherz um, dann berührte er hastig Herrn v. König's Arm und flüsterte ihm zu: „Schon Sie, bester Herr Lan-drath, es ist, als wenn- das Schicksal meine Worte Lügen strafen will. Ist das ein wirtlich staubgeborenes Menschenkind, das dort neben dem alten Herrn einherschwebt, dann nehme ich meine Worte abbittend zurück!" Der Landrath wandte sich um und stand, ohne sich Zeit zu nehmen, des Rittmeisters Frage zu beantworten, im nächsten Augenblicke vor Herrn v. Tarden, der mit seiner Tochter soeben an den Herren hatte vorüberschreiten wollen. Wie ein Märchenbild sah Greta in dem einfachen weißen Kleide aus. Auf ihrem blonden Haar, das aufgelöst wie ein goldener Mantel hinabfiel, trug sie einen Kranz weißer Wasser rosen, um ihren Hals lag eine Schnur weißer Perlen, die feine Taille umschloß ein aus Binsen geflochtener Gürtel, von dem lange Schilfenden auf den Rock niederfielen. Ihre Augen schauten mit einem etwas zaghaften Blick auf Vie Menschen menge, und dieser halb neugierige, halb schüchterne Ausdruck in den blauen tiefen Augen ließ den Landrath denken, daß so wohl eine Nixrnköirigin ausschauen könnte, die, zum ersten- Male ihrem Reiche entstiegen, die sonderbaren Wesen, die man Menschen nennt, erblickt. Ein freundliches Lächeln glitt über Greta's Züge, als sie den Landrath sah und ihm ihre Hand zum Gruße reicht«, während Herr v. Tarden in seiner geräuschvollen Art Herrn v. König begrüßte und ihn bat, sein und seiner Tochter verspätetes Kommen zu verzerhen; aber da sein Inspektor eines kleinen Unfalles halber noch immer nicht eingetroffen wäre, hätte er sich von der Wirtschaft nicht früher entfernen wollen. Der Landrüth murmelte einige höflich bedauernde Worte, um dann Greta seinen Arm zu bieten, mit der Bitte, sie an ihren Platz führen zu dürfen. Fest legte Greta ihre Hand auf den Arm Herrn v. König's, als er sie durch die sie neugierig an- stärrmden Menschen zu einer großen Buche geleitete, unter der von Stein und Moos eine tiefe kreisförmige Grotte aufgeführt war. „O, wie entzückend, Herr o. König, haben Sie das machen lassen!" rief Greta und schlug ihre Hände überrascht zusammen. „Das ist wirklich ein kleines Märchcnreich, in dem ich walten soll; nicht wahr, Papa?" „Ja, hübsch genug ist das Ding gemacht. Nun, sieh zu, daß Du Deine Sach-en etwas los wirst. Ich gehe jetzt, um mich in dem Garten ein wenig umzusehcn, komme dann später wieder, um Dir einige der Anwesenden vorzustellen." Er nickte seiner Tochter zu und ging. Greta wußte genau, daß ihr Vater bald vergessen haben würde, daß sie hier war, Niemand kannte und sich fremd und verlassen fühlte. „Es freut mich, daß Ihnen die Grotte gefällt", sagte nun der Landrath, „ich fürchte nur, daß Sie sich der sie umgebenden Blüthen zu schnell berauben werden müssen. Ehe ich gehe, möchte ich Sie noch Gräfin Zittberg oorstellcn, ,die ich dort sehe." Mit einigen herzlichen Worten nannte er gleich darauf Greta'» Namen der ganz in kühler Reserve dastehenden Gräfin, die dem tief sich verneigenden Maschen zwei Fingerspitzen entgegenrcichte und sie aus unendlich hochmüthig blickenden Augen betrachtete, indem sie kühl sagte: „Es ist freundlich, daß Sie sich für unseren Verein bemühen wollen, Fräulein v. Tarden, ich fürchte nur, Sic werden mit Ihren Blumen und Muscheln schlechte Geschäfte machen." Damit war sie enilaffen, die Frau Gräfin wandte sich einer andern,Dame zu,,Vie «mit irgend einem Antiegen airisie herantrat, und Greta ging, nachdem der Landrakh sich auch von ihr, wie er freundlich sagte, oin wenig beurlaubt hatte, allein auf ihren Platz zurück. Da stand sie nun in der kleinen phantastisch geschmückten Grotte, von deren Decke eine rothe Ampel herabhing, die den Blüthen, die zwischen Moos und Stein, zwischen Schilf und Seetang angebracht waren, einen purpurnen Schein verlieh. Die schmeichelnden Klänge eines Walzers drangen an ihr Ohr, aber sie weckten leinen frohen Widerhall in ihrem Herzen. Sie kam sich so einsam, so verlassen, so überflüssig vor. Ach, wäre ich in Domnika bei Mama, dachte sic sehnsuchtsvoll, statt hier in dem aufgeputzten Anzug unter den fremden Menschen zu sein; ich wußte, ich gehörte nicht hierher; könnt' ich heim! Sie schrak zusammen, als plötzlich ein junges Paar vvr dem Eingang ihrer Grotte stehen blieb, uns die Dame, die am Arm des stattlichen Officirrs ging, entzückt ausrief: „Nein, Hans, das ist aber wirklich reizend. So etwas Hüb. sches habe ich noch nie gesehen! Undine in ihrem Märchenreiche, nicht wahr?" „Ja, Schah, das finde ich auch!" Zwei Finger an seinen
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