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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.04.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990417011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899041701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899041701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-04
- Tag1899-04-17
- Monat1899-04
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nicht König von Böhmen sein könne, sie wählte daher den Kur fürsten Friedrich V. von der Pfalz, den ungeeignetsten von den Eandidaten, dessen Macht am 8. November 1620 in «der Schlacht am weißen Berge ein rühmloses Ende fand. Kaiser Ferdinand's Sinnen war nur allein darauf gerichtet, den katholischen Glauben in ganz Böhmen wieder herzustellen. Zunächst hielt rreinblutigesGerichtüberdieHaupt- führer der Protestanten, 27 derselben wurden am 21. Januar 1621 hingerichtet, ihr Grundbesitz wurde eingezogen, er hatte damals schon einen Werth von fünf Millionen Thaler, heuie würde er sicherlich den sechsfachen Werth haben. Für den 3. Februar 1622 ward ein Generalpardon ausgeschrieben, die Verschwörer sollten sich vor dem Gerichte stellen und ihre Schuld bekennen und um Verzeihung bitten. Es erschienen 728 Herren und Ritter; auch sie verloren je nach der Größe ihrer gefundenen Schuld ihre Güter ganz oder doch zum größten Theil. In gleicher Weise wandte sich der Haß Kaiser Ferdinand's auch gegen diecvangelischenGeistlichen. Man machte zunächst den Versuch, sie unter Versprechungen mrd Bedrohungen von ihrem Glauben abzuwenden, doch war der Erfolg gering. Da man sie unter allen Umständen aus Böhmen entfernen wollte, wandte man Gewalt an; man bezeichnete sie als Aufrührer und Volksverführer, darum müßten sie das Land verlassen. Aus Rücksicht auf den Kurfürsten von Sachsen, den evangelischen Bundesgenossen des Kaisers, erlaubte man ihnen,, ihre fahrende Habe mitzunehmen, ihren Besitz aber innerhalb dreier Monate verkaufen zu dürfen. Ein gleiches Schicksal traf di« Prager Univrrsitätsprofesioren, di« Universität selbst wurde den Jesuiten übergeben. An den Bürgern und Larrdleuten ward dieGegenrefor- mationmit größter Härt« und Rücksichtslosigkeit durchg«führt. Da, wo Versprechungen, Drohungen, schlaue Urberredungskünste nichts Haffen, ries man die Liechwnstern-Dragoner und Kroaten zu Hilfe. Die Bekehrungsdragoner, auch S«Iigmacher genannt, trieben di« einfachen Leute mit Säbelhieben in die katholischen Messen, sie trieb«n sie aber aus den evangelischen Gotteshäusern heraus und zertraten unter Hohn und Spott dir Kelch« der Evan gelischen. Auch noch auf andere Weise sucht« man di« Protestan ten nachgiebig zu machen; man entzog ihnen das Bürgerrecht, hindert« sie an der Ausübung ihres Handwerks, ließ sie nicht theilnehmen an Gastmahlen und Festlichkeiten, bei Hochzeiten mußten sie untenan sitzen. Ein ehrliches Begräbniß wurde nur au»i.ahmÄ«ise gestattet. Auf alle erdenkliche Weise wurden sie gefoltert, gemartert, man ließ sie auf kantig« Bretter setzen, qm-ltc sie mit Eis- und Lichterbrand. Half das Alles nichts, so belegte man die Wohnungen mit starken Einquartierungen. Ausgesucht waren die Q u ä l e r e i e n, mit denen man gegen die Frauen vorging. „Nicht allein, daß sie Schmerz und Kum mer genug hatten üb«r die Absetzung, Einkerkerung, Verfolgung und Mißhandlung ihrer Männer, über den Verlust ihrer Habe, Grund schlug «ine Reihe anderer siegreich aus dem Felde. Er wollte Emma's Mutter den Vorschlag machen, entweder dafür zu sorgen, daß ihre Tochter Nachhilfe in Literatur erhalte, oder aber, sie sollte dieselbe unter irgend einem Vorwand vor Schluß des Semesters noch aus der Anstalt nehmen. . . . Das Letzter« lchnte der junge Lehrer indeß selbst rasch ab. . . . Es wäre doch schade, wenn «ine sonst so gute Schülerin ihre Studien nicht beenden würde. Lieber möge sie Nachhilfestunden nehmen. Und wenn es nicht anders ging«, so würde «r — ob wohl er nicht gern seine freie, wissenschaftlicher Thätigkeit ge widmete Zeit durch Privatlectionen schmälern möchte — aus nahmsweise bereit sein, diese Stunden selbst zu ertheilen. Frau Wied, eine stattliche Dame, die auch ohne Verletzung der Wahrheit ein« noch jugendlich schöne Frau genannt werden konnte, empfing den pflichtgetreuen Lehrer in einem eleganten Salon. Etwas schüchtern begann dieser: „Das begreifliche Interesse, daS ich an Ihrer Tochter nehme. . . ." Er konnte nicht lveiter sprechen. Die Mutter Emma's unter brach ihn fast heftig. „O, ich bezlveiste daS nicht, mein Herr! . . . Aber ich muß Ihnen sofort erklären, daß ich bereits mit Enrma gesprochen habe und sie mit dem heutigen Tage ausgehört hat, die Besucherin Ihres Instituts zu fein . . ." „Uckd Emma ist einverstanden damit, ihre Studien zu unter brechen?" fragte vr. Voß erschrocken. „Ihre Studien?" Frau Med lachte fast hohnvoll. „Nein, einverstanden ist sie nicht ... sie weint sich die Augen aus dem Kopfe, das duMme Ding. . . ." „Sie weint, die Arm«?" rief der Doctor, dem dieser Ge danke «in Mhselhast peinliches Unbehagen verursachte. „Meine Gnädig«, Sie sollten diesen Entschluß doch lieber fallen lassen. . . . Wäre es nicht vielleicht angezeigter, w«nn ich «in paar Mal in der Woche zu Hause Emma in der Literatur rin wenig nach helfen würde. . . ." Auf eine solche elementare Wirkung eines selbstlosen Vor schlages war Boß nicht vorbereitet. Die Dame war zornbebend aufgesprungen und rief mit blitzenden Augen — unwillkürlich dachte der Professor „ganz die Augen Emma's!" — dem Besucher die Worte zu: „Das geht denn doch zu weit, mein Herr! Sie wagen eS, mein Kind bis in mein HauS zu verfolgen! Das ist un erhört. . . ." „Ja . . . was wollen Sie denn, meine Gnädige ... Ich verstehe Sie nicht . . ." stammelte vr. Voß, und in seinem Ant litz matte sich ein solch grenzenloses Erstaunen, daß Frau Wied ihn befremdet ansah. Vvß fuhr unwillkürlich fort: „Ich Verfölge Ihre Tochter? — Ja, glauben Sie denn, daß ich ungerecht gegen sie bin? Ich erkläre Ihnen, daß ich im Gegrntheil fast unerlaubt nachsichtig gegen sie war . . . ihre Arbeiten waren äußerst schwach, ihr« mündlichen Antworten bei nah« ungenügend. . . . Ich bedaure nur, daß ich meinen Rath, meinen so «ästigen Rath" — der Schrer sagte dies mit erklärlicher Bitterkeit — „Ihnen aufdrängen wollte. Entschuldigen Eie die» mit meinem über das Scheiden von den Gräbern frommer Eltern und lieber Kinder, über Vie Zudringlichkeit des Bekehvungsgeschäfts der I: suiten und über die Frechheit der Dragoner: nein, sie wurden sogar angebunden ihren schreienden Säuglingen gegenüber, sa daß sie-Lage lang ihnen die Brust nicht reichen konnten, wurden auch abgehalten, ihren vor Hunger brüllenden Kühen Futter zu bringen, und fortwährend standen sie in Furcht vor weiteren Jammerscenen, vermehrten Quälereien und noch schmerzlicherer Verhöhnung. Mit dem Landvolk« glaub!« man wenig Umstände machen zu müssen. Beredt« Mönche und rohe Bekehrungsdragoner im- ponirten ihm, bald schmeichlerisch, bald despotisch, so daß ganze eingeschüchtevt« Schaaren zur katholischen Kirche zurücktraten, besonders solche Familien, welche nicht schon seit dem 15. Jahr Hunderte hussitischen .Häusern angehört hatten, sondern deren Mitgliedschaft bei der lutherischen oder reformirten Kirche nur erst durch ein paar Generationen alt war. Man drang in die Dorfkirchen ein, riß die Geistlichen von den Altären hinweg, der höhntte sie, zerriß die Bücher, entblößte und hieb die Leute, man verbot -das Heirathcn, sperrte die Evangelischen in gräßliche Kerker und Abtrittsgruben, ließ si« Tag« lang hungern und dürsten, legte die Ketten so scharf an, daß sie die Glieder wund rieben, pr«ßte ihnen alles Geld ab und führte sie bei katholischen Volksfesten unter wiederholten Auspeitschungen herum. Seh: schmerzlich fühlten die Familien auch die Wegnahme der Kinder, die man mit Gewalt in Klöster sperrte, damit sie katholisch er zogen würden." Um diesen fortgesetzten Quälereien zu entgehen, entflohen Viele in die großen undurchdringlichen Wälder, hofften sie doch aus Wiederkehr besserer Zeiten, in denen sie wieder zurückkehren könnten in ihre geliebte Heimath. Hier in der Wildniß litten sie Hunger und Frost, aber treue Seelsorger stärkten die Ver lassenen in dieser Waldeinsamkeit mit Goites Wort, durch Abend mahl. Gebet und Bibellesen. Anfänglich ließ man die Weg- zivhenden ohne wener« Behelligung aus dem Lande ziehen, später aber wurde ihnen das sehr erschwert. An manchen Orten mußten sie einen gewissen Antheil zur Tilgung der Gemeindeschukden hinterlegen; unter solchen Umständen sank der P r e i s der Grund st ücke ganz erstaunlich. Ein Haus, das ursprünglich einen Werth von 600 Gulden gehabt hatte, erzielte 1636 nickn einmal ein Gebot von 60 Gulden. Oft war es unmöglich, die Grundstücke zu veräußern, da aber die Besitzer nicht länger Weiler durften, so setzten sie Verwalter «in, die die Grundstücke zu ihrem Dorlheik bewiethschnßeten. Diese unmenschlichen Bedrückungen veranlasse,! viele übir- zeugungstreu« charakterfeste Männer, mit ihren Familien aus zuwandern, hauptsächlich wandten sie sich nach Sachsen. An der Auswanderung waren besonders die adeligen Ge schlechter stark beiheiligt. Von dem alten Adel konnten nur 18 Geschlechter in Böhmen bleiben, 186 Geschlechter zu vier lächerlichen, humanen Mitgefühl für . . . doch genug! Ich empfehl« mich Ihnen, meine Gnädige . . ." Er wollte sich entfernen. Frau Wied hielt ihn mit einer energischen Bewegung zurück. Sie war näher an ihn heran - getreten und blickte ihm prüfend in das männlich-schöne Anrlitz, welches in diesem Momente von einem Ausdruck beleidigten Stolzes, ungeschminkter Entrüstung und einer über jeden Zweifel erhabenen Ehrlichkeit erfüllt war. Milder in Ton und Mene sagte sie: „Wer, Herr Doctor, wer spricht denn von den Kenntnissen Emma's?" „Ja, wovon sprachen Sie denn?" entgegnete dieser. „Ich kam, weil ich annahm, daß Emma bei ihrer Empfindlichkeit — von der ich bereits Proben hab« — unter einer schlechten Note in der Literatur sehr . . . ." „Herr Doctor, Sie haben mit meiner Tochter Wirklich nichts von Liebe gesprochen?" „Ich . . . ich . . . von Liebe ... ja, wie kommen Sie darauf, meine Gnädige?" Er hatte sich gefaßt, und em Blick aus seinen Augen traf Frau Wickd, der ihr den Muth nahm, auch nur mit einem Worte einen Zweifel cruSzudvücken. Sie wurde verlegen, bestürzt. In ihrer Verwirrung war sie sich auch wohl nicht klar dariibe., daß sie nicht ganz diplomatisch klug vorying, indem sie ihm en: gegnete: „Ja, aber wie ist eS denn nur möglich, daß Emma in ihre::, Tagebuche in einer solchen leidenschaftlichen Werse von ihrer Siebe für Sve sprich-? . . . Durch einen glücklichen Zufall . . . denn ich hatte schon bemerkt, daß etwas in ihrem Herzen nick: ganz in Ordnung fei . . . und ihr Tagebuch oerrieth Alles . . „Unmöglich . . . ein Jrcthmn", stottert« der Doctor, der aber daibei im Grunde seines Herzens «ine Regung unsägliche:! Glückes empfand. „Unmöglich... sie hat es mir ja selbst gestanden", ent gegnet« Frau Med. Dem jungen Lehrer war e», als ob ihm die Schuppen von den Augen ficklan. Blitzschnell flogen ihm die Erinnerungen an tausend Einzelheiten durch d«n Kopf. „Also das war d«r Gvund ihres seltsam«» WösenS . . . Das arme Kind hat darum keine Fortschritte in der Literatur geschichte gemacht . . ." meint« er «Mich. Der Gedanke schien ihn doch nicht sonderlich zu kränken; denn fein Antlitz leuchtete von einem strahlenden GlückSbewußt- sein, daß Frau Med nun klar zn sehen begann. „Und waS soll nun werden?" fragt« si« beklommen. , „Gnädige Frau . . ." entgegnete Boß. und eS klang wie Jubel uifd Seligkeit aus seinen Worten, „ich wüßt« eine Lösting ... die einzig« Lösung, die uns alle von Jrrrhum ein? Qual befreien würde. Gestatten Sie, daß ich . . ." Frau Wied unterbrach ihn lächelnd, ctber ihre Stimm« bebte, wie von tiefer Rührung ergriffen: „Warten wir noch mit der endgiltigen Lösung his Emma ihr Examen bestanden hat. Ich werde mit meinem Gatten darüber sprechen. . . . Vorläufig denke ich, daß Ihr Vorschlag, Emma wöchentlich ein paar Mal Nachhilfe in der Literaturgeschichte zu geben, der beste ist, ustd zweifellos auch Ihren Beifall hat." Voß erfaßte ihre Hand. „Ich danke yhmen, gnädige Frau, Ihr Wunsch ist mir Be- Ml." Morgen-Ausgabe nMcr TliiMM 192. Montag dm 17. April 1899< Feuilleton. dir. lUd. >lld. Di« Morgeu-Ausgab« erscheint n« '/,7 Uhr. ht» Abend-AnSgabe Wochentags um S Uhr. lt» »Iw 87,25 138,Sv 107,40 S7L0 3-1, selbstvergessen vor sich hin und übersah dabei einen Genetiv, der den Platz eines Dativs widerrechtlich eingenommen hatte. Lsssn/Nndr. ir". d v«rdc>!«i> > 'S -«er. iNe ioi.ro 137,25 158- 143.L0 180,- 315,- 86,— 185.50 349- 337.75 143,90 135,- 1»o,60 245,— 169.50 177.80 171,- 144.50 231,60 109.75 129.80 132,19 362.- 614.75 322, - 155.75 188,25 323.50 150.75 117.75 da. ar» id. Isd. sab »d. a »dl rr. ll kr. «ll der lutherischen Lehre znwa-ndte. und einzelne Städte ihre Gottesdienst« nach evangelischen Grundsätzen umgestalt« len. Dem Kaiser Ferdinand I. toar diese Bewegung unerwünscht; «r suchte sie zu unterdrücken, doch umsonst. Duldsamer war Kais«rMaximilianII.;«r war der Ansicht, daß beide Confessionen wohl in Frieden nebeneinander wohnen könnten, und daß «in Gewissenszwang in religiöser Hin sicht schädlich s«i. Er gestattete der Ritterschaft und den fürst lichen Städten, in ihren Bezirken das Kirchenwosen auf Grund der augSburgischen Eonfession umzugestalten. Diese günstig« Lage änderte sich, als R u dolf II. zur Regierung kam; er ließ di« Glaubens- und Gewissensfreiheit nur für die Adeligen be stehen, alle anderen aber wurden bedrückt, die böhmischen Brüder erhielten sogar den Befehl, aus Böhmen auszuwandern. Der Streit, per zwischen dem Kaiser Rudolf und seinem Bruder Mat thias auLbrach, gab den böhmischen Protestanten Gelegenheit, ihre Stellung günstiger zu gestalten, sie liehen sich von dem erste ren den MajestätSbrief vom Jahre 1609 aussiellen, der ihnen neben freier Rekigionsübung auch das Recht gab, Kir chen und Schulen zu erbauen; außerdem ging di« Prager Uni versität in die Hände der Protestanten über. So hatten sich die Verhältnisse für die Protestanten in Böh men günstiger gestaltet, als man erwarten konnte, allein wegen der Kirchen zu Braunau und Klostergrab kam es bald zu Streitigkeiten. Der Kaiser entschied, daß die Protestan ten zu Braunau dem Abte des Braunauer Benediktiner-Klosters den Schlüssel zur Kirche ausliesern sollten, der Erzbischof von Prag ließ das protestantische Gotteshaus zu Klostergrab zunächst versiegeln, später aber Niederreißen. Eine Beschwerde bei dem Kaiser Matthias hatte kernen Erfolg, die Antwort darauf war drohend gehalten, die Abhaltung eines Protestantentages wurde untersagt. Die Führer der Protestanten suchten sich nun mit Gewalt ihrer Hauptgegner, der kaiserlichen Räche Martinitz und Slawata, zu entledigen, und so kam es zu dem bekannten Auf tritte auf dem Prager Schlosse, der Ursache zu manchem herben Weh werden sollte. Nach diesem Vorkommnisse bildeten die böhmischen Prote stanten ein« provisorische Regierung, zunächst wur den die Jesuiten aus Böhmen vertrieben; diejenigen Adeligen, di« sich den Protestanten nicht anfchlossen, wurden von der provisori schen Regierung ihrer Güter entsetzt. Durch Einmischung pfäl zischer Abgesandter, die für den pfälzischen Kurfürsten Fried rich V. Stimmung machen wollten, wurden die Verhältnisse immer schwieriger; dieselben wurden gefahrdrohend, als am 20. März 1619 Kaiser Matthias starb. Der als Kaiser rn Aus sicht genommene Erzherzog Ferdinand war den Protestanten durchaus nicht zusagend, da er «in williges Werkzeug, ein Pro duct jesuitischer Erziehung war. Ferdinand war ein erbitterter Gegner der böhmischen Protestanten, deshalb erklärte di« pro visorisch« Regierung, daß er als Gegner der böhmischen Freiheiten cd» 0,05). 0,14). Itb. 5. »u> wo o t »Ick n.- NU tt>» »vd Redaktion n»d Expedition: -eh««t»O«G« 8. Dir Expedition ist Wochentags nnnnterbrvche» »eSstuet »o, früh 8 ttS «bwd» 7 Uh^ l-kostckswpksr 4) cksr kaciüe l-ko»tck»wpk«r r „Usr»" oacli i»o-. psck itonr io j-'isoksr- voll rpril: „Uslxo rM von U»u- . »urion" von 1- von 8»tum, von Usrvicll, > 6dri»ti»oi», »" llaed 61», llacd ll , o dl kk- tstrtoll IVocde «sdraodt dar, voll»edikt!»-tm ir ««dr kosten ivllck» xut !,« VLktsIsx« eine > oaturasw»,, r«r»vdi<tuvr«!N pet«r»ukudr«n > c» 15 erosss ckured vickriz« ostsn io kdn, »r«o ckl« Lu NdspILte« tust eist« 6«treick« lollto kolxsllck« »ltuoxou vir,! icdöusdsod 18 5, »»cd icioin- d 3b ll»rd U kUr 100 iill sock Ksixou Ls vsrcksu , ll«ek ^>i«ll «isll 8b kilr vnrck» »a iw Nv«rk»dr b»! ktlr 8td°d- X) dx, z« ll»ctl i»plcker«ll «al rk 5l»xck«dui- ist cki» Lor<N 8»»l« k»t »ick r Vssssrstllilil »oktoo üloick- 0»N>0 32-34 -42^kitr10Okx dot«o»dllitkllls >tsa!/. xiit»llck 't in Uotroidr r«icl>, io Lolzr vor I- rsolltsatr oinsoklioislick l<it, ootorksik >diot <ior Olis« Kino 8or Vor Nr riossoveu! tlied SO U Nii »tro sioä r. L kUr 100 kJ lioll l»»vN4tr I»i»ov Filiale«: vtt» «em»'o Eortt«. (Mfretz HaßttX UmtversitätSstraß« 3 (Paoltnum), 8«»t» Lßsche, Krtharinwstr. 14, pari, und NLnigsplatz 7, Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- im- Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Volizei-Ämtes -er Ltadt Leipzig. Die LmwauLeruug böhmischer Protestanten in Sachsen. tttchbrn« ixrdstr». Die «geiMickkiche gewaltige Gährung und Bewegung her Geister in Bohm« und fast ganz Oesterreich ist nicht nur politi scher, sondern auck rebigickstr Natur. Die deutsche Bevölkerung will neben Politischer Gleichberechtigung auch die kirchliche Frei heit sich erringen; sie erstrebt in letzterer Hinsicht einen Zustand, der bald nach dem Auftreten unseres großen unvergleichlichen Luther in den meisten Kronlondern Oesterreichs bestand. AIS von Wittenberg aus die markigen Worte Luther'S von der wahren Freiheit eines Ghristomnenfchen erklangen, da fanden diese besonder» in dm Herzen der Böhmen einen freudigen Wider hall; war doch der Boden dieses Landes durch das Auftreten des Überzeugung streuen Huß vor hundert Jahren schon in gün stigster Weise vorbereitet worden. Insonderheit waren es die adeligen Geschlechter, die di« neue Lehre gern und freudig aufnahmen, ihre Sohne pilgerten nach Wittenberg, um an der Quell« zu schöpfen. Dies Verhalten der Adeligen war Ur sache, daß auch die niedere Bevölkerung in großen Schaaren sich Versteigerung. Am Dienstag, »en 18. nn» Mittwoch, »en IS. ö. MtS., Ik »*» IS—S Uhr Fortsetzung und Schluß^ der Versteigerung der LournrSmage Hüntger »N L.-GohltS, MSckernsche Straße, und Mar: Matertalwaaren, «eine, Spirituosen UN» Ltrnrre» nn» 1 »r. Pasten Tinte ta M. -lasche«. Vrantaedolck, Localrtchter. * * vr. Vvß hatte im Laufe des Semesters noch genügend Ge legenheit, des verhängmtzvollen deutschen Aufsatzes und der schönen Augen Emma's sich zu erinnern. Er war «in viel zu gewissenhafter Pädagog, um nicht zu be merken, daß in der ganzen Classe kein« Schülerin mit so großer Aufmerksamkeit seinem Vortrag« folgt«, als Emma; um so weni ger konnte er fein Staunen unterdrücken, daß gerade sie dk ge ringsten Fortschridte machte. vr. Boß wäre entschieden geneigt gewesen, die ungenügenden Kenntnisse Emma's in der deutschen Sprache und Literatur auf einen Mangel an Begabung zurückzuführon, aber gu seiner nicht geringen Verwunderung mußte er gelegentlich einer Lehrercon- ferenz, bei der er sein« daraufbezügliche Ansicht äußert«, einen geradezu sensationellen Protest feiner College» erfahren „Emma Wird, das ist ja die begabteste in der Classe", wen dete der «ine ein. „Die ist so klüg, wie sie lustig und schekmig ist, und das will waS heißen." „Emma Wird ist ebenso intelligent wie fleißig", bemerkte der Lehrer der Mathematik, der als der strengste unter allen be kannt war. Nicht minder freundlich äußerten sich auch die anderen Lehrer, so daß der arme Boß die DiScussion bald aufgab. Er war völlig rathloS. „Und luftig soll sie auch sein . . ." sagte er nachdenklich vor sich hin, al» er das Conferenzzimmrr verließ. „Emma lustig! Hm . . . Und ich wage «S kaum mehr, das arme Kind zu prüfen, weil ich fürchte, daß über so «inen alten Dichter ihre jungen Augen ThrLnen vergießen." Der junge Lehrer dachte viel und ernsthaft über dir Zukunft seiner Schülertin nach. Bei diesen Rückschritten in Literatur kann sie ihr Lehrerinnrir-Examen nicht bestehen — daS ist klar. Schöne Augen, ja, aber ein pflichteifriger Lehrer darf nicht anders handeln, gils ihm sein Gewissen vorschreibt. „Sie wird durchfallen, das ist unvermeidlich. . . . Na, un glücklich wird das die Klein« nicht machen", murmelte vr. Voß bekommenen HevzrnS. Er wußte, daß ihre Eltern vermögend waren und Emma mit ihrem Studium keineswegs praktische Ziele anzustreben genvthigt war. Nach langem Sinnen faßte der junge Lehrer den Entschluß, mit der Mutter Emma's zu sprechen. „Ich werde ihr Alle« sagen, damit sie ihre Tochter vorbereitet. Ich vermag die» nicht!" Er athmete auf, als er den Brief fertig hatte, in welHem er Frau Wied um eine Zusammenkunft bat — von der Emma jedoch vorläufig nichts wissen sollte — da er mit ihr «ne ihre Tochter,betreffende Angelegenheit besprechen wollt«. Boß hatte erwartet, die -Mutter werde, wie die» üblich ist, ihn in der Schutt auffuchrn. Er war daher nicht wenig erstaunt, als er am nächsten Tage ein Schreiben folgenden Inhalts erhielt: „Ich erwarte Ihren Besuch heute Nachmittag." Wäre Doctor Voß nicht von Natur aus, besonders Damen gegenüber, ein äußerst höflicher Mann gewesen, er hätte, verletzt durch diese seltsam« Art, in der Frau Wied ihn zu sich citirt«,«» seiner Autorität schukdig zu sein geglaubt, auf diese Unter redung zu verzichten. So folgte er nach einigem »«denken doch dieser Einladung; er dachte an Emma'» Schmerz, und dieser Bezug-Preis tt der Hauptexpedittou oder den im Stadt bezirk end dvr Vororten errichteten Lu«- oabestellm ab geholt: vierteljährlich ^»LbO, bet zweimaliger täglicher Zustellaag in» Han» bckL Durch dir Post bezogen für Deutschland and Oesterreich: vtertehührltch 6>—. Direkte täglich« Kreuzbaadienduug in» Nrrälaud: monatllch 7.bv. II st. IsU. lld. :v. >.-6. sek oll. ast. ».ki ?xv. 271,— ms» 152,50 215 60 lx. 213,10 AmtlicherTheil. Bekanntmachung. Hierdurch briugeu wir den Mitgliedern unterzeichueter Eectiou t« »fällig« Kenntlltß, daß für den . Bezirk 4, Leipzig-Reudnitz, f," Stelle de» verstorbene« Zimmermeisters Gustav Lüder» tu L.-ReudntH Herr Maurermeister Albin Hentschel, L^Reuduttz, Dresdner Straße LS, "iS BertraueuSmauu gewählt worden ist. Wir ersuchen noch, Uofall-Aazeigea, Aumeldaogra uud sonstige Briefe auS obigem Bezirk nur an Herrn tzeutschel zu senden. Leipzig, den 14. April 1899. Eichfische vaugewerkS-verusSgeuofsenschaft Eeettoa II Leipzig. Der GectioaS-Vorstand: JnltnS Seyfarth, Vorsitzender. 81,25 180,- 259 90 119,50 13050 242,— 189.75 183.60 210,40 118,5-, 11875 86,40 58,70 «t. vLllueii- Seine Schülerin. Bon Eugen Willon. Nachdruck »erboten. „Mein liebes Fräulein, Ihre Arbeit ist leider diesmal etwas . . ." vr. Voß suchte nach einem milden Ausdrück für sein Urtheil, „. . . sagen wir — unbefriedigend. Einig« ver fehlte Consiructionen, wir . . ." , Der junge, Vlonde Lehrer, dessen freundliche, blaue Augen rasch von dem deutschen Aufsatzhefte weg, das er in der Hand hielt, daS Anttitz der Schülerin, di« diesen fürchterlichen Verstoß gegen den Geist der Classiker begangen, streiften, stockt« plötzlich. Emma Wied, so hieß die siebzehnjährig« junge Dam«, deren Aufsatz er eben crNsirte, bot in diesem Augenblick einen solch herzbewegenden Anblick, daß vr. Boß bestürzt innehielt. DaS schöne Mädchen, dessen Wangen sonst die Frische der Jugend röchet«, war erblaßt, und ihre stets so lebhaft und muthig leuchtendrn Augen blickten hilflos, verlegen, wie die eines «rfchrockenen KindeS, ihm entgegen. Noch ein Wort von ihm, und diese Lugen wären von ThrLnen Lbersluthet worden. Der Gedanke, ein« Schülerin weintn zu sehen, war dem 'Lehrer geradezu unerträglich. . Nun . . . nun", mÄnte er freundlich lüchvlnd, „wenn auch einig« Conftructümen nicht ganz richtig genannt werden können, fo ist dckfür an Ihrer Arbeit die Leichtigkeit de» Aut- druck» ... di« Correctheit de» Sedmckenganye» Herdorzuheben. . . . Ich bin . . ." Dem wahrheitliebenden Monn« fiel eö offenbar nicht leicht, seine ehrliche Meinung zu unterdrücken, und er schloß stockend: „Ich bin . . . wie gesagt . . . wirklich ziemlich zufrieden mit Ihr" Arbeit!" Wenn Voß vielleicht geglaubt hatte, besonder» diplomatisch gehandelt und die Thränen bei Emma vermieden zu haben, so hatte er sich mindesten» ebenso geirrt, wie diese in der Wahl ihrer Gonstructionm. Di« lobenden Wort« de» jungen Lehrer» hasten nur den Effect, daß da» schön« Mädchen mit bebenden Lippen flüsterte: „Ich ... ich -weiß . . . nicht nur die Constructio^rfehler . . . auch alles Andere fft . . ." . . . Sie brachte kein Wort mehr hervor, dafür aber sprachen um so beredter die schweren Tropfen, die über ihre blassen Wangen liefen. „Aber Kind. . . liebe» Fräulein", stammelte Voß entsetzt und faßte unwillkürlich theilnahmSvoll di« Hand Emma's. „Beruhigen Sie sich doch!" Di« Bemühungen de» Doctor» waren insofern nicht ohne Er folg geblieben, al» da» blasse Antlitz des jungen -Mädchen» in diesem Augenblick von einer Hellen Röthe überfluthet wurde. Ob gleich e» sich nicht leugnen ließ, daß Emma durch diese Verände rung an Schönheit gewann, glaubte vr. -Boß doch nichts Klüge res thun zu können, als rasch die Di»cussion zü unterbrechen; und al» er spät in der Nacht mit Torrecturen sich beschäftiate, tauchte immer wieder zwischen den Heften da» süße Blondttwft chen Wanna'» auf. . Uttd rvckch schSa» Upgen sie hat", murmelte er einmal Solck ! Nrioi — >8950 745c 7500 4350 4425 7225 — 3050 3125 .3900 14100 2575 2625 - - 3750 3090 3050 — 4600 11750 — 15800 — — 12000 11000 1II2S 4525 4575 11100 11200 — 2725 — 4450 810 840 — 1675 3175 3225 1425 1475 2825 2875 3075 3125 IblOO — 2500 2550 12600 12750 — 1800 3550 - 230 270 — 2625 180 210 —— 25000 - , 30 1450 1550 2300 2375 340 370 1412^ — 775 4125 4200 4850 7825 Lt noä dotier Uvix, oben«» a ?roi»ea kur Isia nu rspul xr. Voll Lrr- Anzeigeit-PreiS die 6gespaltene Petitzelle 20 Psg. RecIsmen unter dem Redactivnsstrich (4ge- fpallenj 50/H, vor den Familiennachrichteu (6 gespalten) 40/^. Größere Schriften laut unserem Preis- Verzeichnis;. Tabellarischer und Zisfernsup nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen - Ausgabe, ohne Poslbesörderung 60.—, mit Postbesörderuug 70.—. Annahmeschluß fnr Anzeigen: Ab rud «Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgeu-Ausgabe: Nachmittag» 4Uhr. Bet deu Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig 93. Jahrgang.
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