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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.04.1899
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990419023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899041902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899041902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-04
- Tag1899-04-19
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puncte der Ablehnung einen Kampf zwischen Industrie und Landwirthschaft beginnen, ähnlich oder gleich dem in England von diesen Berufsständen mit einander ausgefochtenen und zu Ungunsten des Ackerbaues entschiedenen Kampfe. Diese be dingte Ankündigung entspricht zwar den heißesten Wünschen des Freisinns und der Socialdemokratie, nicht aber der Stimmung in Preußen und, wie wir wissen, auch nicht der Stimmung der übrigen Nationalliberalen des preußischen Westens. Herr v. Ehnern ist innerhalb seiner Partei immer das gewesen, was man einen „Einspänner" nennt; er meint es übrigens niemals böse und handelt nur manchmal unter der Führung eines lebhaften Temperaments. Nicht ganz Unrecht hatte er mit der weiteren Bemerkung, die Conser- vativen machten die verantwortlichen Räthe der Krone vor dem Lande lächerlich. Das bezog sich zunächst auf ein Citat des Grafen Kanitz: verrückt sei, wer heute noch neben den Eisenbahnen Canäle baue; es paßte aber auch auf die Haltung des conservativen Chorus, der sich an der Ruhe seiner Rede nicht immer ein Beispiel nahm, sondern sich wiederholt recht — auffällig betrug. So konnte gestern der HandelsministerBrefeld bei der Einschränkung seines Tags vorher gegenüber den Canalgegnern gebrauchten Ausdrucks „Vertretung von Sonderinteressen" darauf Hinweisen, daß der Ton seiner früheren Ausführungen von Gelächter auf der Rechten nicht unbeeinflußt geblieben sei. Zur Sache sprach Herr Brefeld gestern wenig mehr, dafür machte der Eisen bahnminister Thielen nochmals große Anstrengungen, die Gegner des Canals umzustimmen. Zum ersten Male in der fünftägigen Debatte ließen sich auch conservative Stimmen für das Project vernehmen, der Landrath Heyn aus dem Hannöverschen, Graf Moltke und ein dritter Abgeordneter, alle drei Mit glieder der freiconservativen Partei, die in dem Abg. Sten gel vorher einen wuchtigen Redner gegen den Canalbau gestellt hatte. Ganz einmüthig werden schließlich auch die Deutsch- conservativen nicht ablehnen, und da der Abg. Ehlers von der freisinnigen Vereinigung durchblicken ließ, daß seine, freilich sehr geringfügige, Fraction trotz des schlesischen Wider spruchs schließlich geschlossen annehmen werde, so sind die Aussichten der Vorlage am Ende der ersten Lesung jedenfalls nickt schlechter, als zu Beginn. Wird aber das Ziel nicht erreicht, so dürfte die Regierung dennoch kaum den Wunsch des Herrn EhlerS erfüllen und die Ablehnung mit der Auslösung des Abgeordnetenhauses beantworten. Da und dort mag ja Geneigtheit zu solchem Schritte vorhanden sein, aber sie jwird sich wohl während der Commissionsberathung verflüchtigen. Es wäre kein geringes Risico, namentlich reichspolitisches Risico, damit verbunden. Herr v. Miquel bemerkte, welche politischen Consequenzen die Regierung aus einer Ablehnung herleiten werde, darüber könne er nichts sagen, das sei vom Staalsministerium zu entscheiden. Zur KriedenSconferen; wird uns aus dem Haag geschrieben: Die niederländische Regierung hatte, wie von unterrichteter Seite versichert wird, bei der Uebernahme der Einberufung der Friedensconferenz es als selbstverständlich angesehen, daß auch die Boerenstaaten eine Einladung er halten würden. Dies war um so mehr zu erwarten, da ja auch Bulgarien anfangs auf die Liste der Einzuladenden gesetzt war. Gleichzeitig mit dem Einsprüche der Türkei gegen die Zulassung Bulgariens erfolgten jedoch auch Vor stellungen Englands in Petersburg, um die Ausschließung Transvaals durchzusetzen. Der Zar gab dem Wunsche Folge, so daß die niederländische Regierung in die Zwangs lage versetzt war, entweder die Abhaltung der Conferenz im trauriges Gesicht jetzt hätte sehen können, und was für Vorwürfe sich der gutmütige Kamerad machen würde, daß er die Ver anlassung zum Erscheinen des jungen Mädchens gegeben hatte. „2 Welt!" 'beendete Raben seinen Gedankengang. „Du biss doch niederträchtig schlecht, und wo noch etwas Sonniges zu fin den ist, da ruhst Du nicht eher, als bis es im Staube liegt und weint!" Dann g'ing ec und suchte den Landrath auf, um die ihm von Greta für den alten Herrn aufgetragenen Dank- und Abschieds worte zu bestellen. Sechstes Capitel. Greta hatte sich in eine Ecke ihres Wagens zurückgelehnt. Die kühle Nachtluft that ihr wohl, und wie befreit athmete sie auf, als der Wagen die letzten Häuser der Stadt hinter sich ließ, und sic nun durch die friedlich im nächtlichen Dunkel daliegende Landschaft dahinfuhr. Welche Wohlthat, allein zu sein! Nicht mehr heucheln und ein Lächeln sich auf die Lippen zwingen zu brauchen, von dem das todestraurige Herz nichts wußte. Selbst die Liebenswürdigkeit des Rittmeisters von Racken hatte ihr wehe gethan; sic empfand sic wie Mitleid, und das konnte ihr gedemüthigteS, im tiefsten Innern verwundetes Herz jetzt am wenigsten ertragen. Dazu die angstvolle Frage, die in ruheloser Hast ihren armen schmerz haften Kopf zermarterte. Ist es wahr, daß der Vater durch sein Handeln, das ihr noch nie so unrecht wie heute vorgckommen, Haus und Hof verschuldet hatte? Ist es wahr, daß die Mutter, ihre angebetete Mutter, einen Vorwurf verdiente? Und sie selbst durch ihre Geburt schon einen Makel mit sich trug, über den Jeder lachen uno spötteln und die Schultern zucken vurfte? Ihre heißen, thränenfeuchten Augen sahen zu dem mit Mik tionen von Sternen bedeckten Nachthimmel empor, als könnten die friedlich zur Erde hernieder blinkenden Welten mit ihrem ruhigen, klaren, flimmernden Licht ihrem müden, verzagten Herzen Trost und Ruhe bringen. Dann mußte sie auf einmal denken, daß die scheinbar so ruhig und klar strahlende Pracht auch im Grund- nunWeltkörper waren, auf denen eS auch wohl Noth und Trübsal gab, gleich wie hier auf der Erde. Weit ab gingen ihre Gödanken. Gleich einer Träumenden war sie so tief in ihr Sinnen und Denken verloren, daß sie auf äußere Begebenheiten gar nicht mehr Acht hatte. So bemerkte sie auch nicht, daß der Kutscher, der wohl etwas getrunken haben mochte, durch die kühle Nachrlust und die gleichmäßig im ruhigen Track sich fori bewegenden Pferde einer ihn mehr und mehr über fallenden Müdigkeit nachgab und einschlief, bis ein plötzlich ge waltiger Seitensprung der durch irgend etwas erschreckten Thiere Haag zurückzuweisen, ober der Zurücksetzung Transvaals zuzustimmen. Eine Anfrage bei der Regierung des Oranje- FreistaateS, ob dieser die Einladung annehmen werde, wenn Transvaal ausgeschlossen bleibe, beantwortete Präsident Steyn dahin, daß er eine Einladung des Oranje-Staates in diesem Falle als eine Beleidigung der gesammten niederländischen Bevölkerung Südafrikas an sehen würde. Wie England sich auf seine Suzeränitäts- anfprüche über Transvaal beziehen kann» ist unerfindlich da die Suzeränität Transvaals in dem Vertrage vom 27. Februar l884 nur in dem einem Puncte beschränkt wurde, daß Ver träge mit auswärtigen Staaten der Zustimmung Englands bedürfen sollten. — Auch sonst sieht man in Holland mit sehr gemischten Gefühlen der Conferenz entgegen. Die von dem niederländischen Friedenscomits ausgestellte Adresse an den Zaren hat zwar 170000 Unterschriften erhalten, nachdem sie in allen Kaufläden und Schankwirtb- schaften Wochen lang ausgelegt war. Aber keine Zeitung hatte die Adresse empfohlen, da die gesammte Presse überein gekommen war, angesichts der Vergewaltigung FinlandS jede Belobigung deS Zaren zu vermelden, welche Haltung die Zeitungen auch während der Conferenztagung beobachten werden. Uebrigcns ist auch das Friedenscomits selbst für seinen Eifer sckleckt belohnt worden. Es hatte den Zaren gebeten, ihm die Adresse durch eine Abordnung überreichen zu dürfen, worauf der Zar antworten ließ, er sei nicht in der Lage, Abordnungen zu empfangen, so daß die Adresse bei dem russischen Gesandten abgegeben werden muß. Der jetzt vorliegende spaltenlange Bericht des russischen „Regieruiigsboten" über die Ltudcntenbewegung in Rußland gewährt einen Einblick in die Ziele und Zwecke, welche dieser Bewegung zu Grunde liegen. Diese systematisch orzanisirte und mit großem Geschick geleitete Bewegung trägt (wie wir von vornherein annahmen) einen politischen Charakter, der die Studenten-Unruhen zu einer ernsten Erscheinung stempelt, welche an die Regierungszeit Alexander's II. gemahnt. Bei der am 2. April vorgenommenen Verhaftung von zwanzig Studenten der Petersburger Universität wurde eine geheime Druckerei entdeckt und 250 Exemplare von Broschüren revolutionären Inhaltes wurden beschlagnahmt. Zn dem Hute des EinberuferS der Studentenversammlung vom 29. März wurden einige Exemplare der revolutionären Zeitschrift „Arbeitergedanke" vorgefunden und des Weitern Schriften socialdemokratischen Inhalts. In Moskau wurden Proclamationen saisirt, in welchen die Studentenbewegung als ein „gegen das herrschende Regime gerichteter Protest" bezeichnet und die Hoffnung ausgesprochen wurde, daß dieser Protest bald auch von der Gesellschaft erhoben werden dürfte. Die Kiewer Revolutionäre richteten an die Studenten einen Aufruf, in welchem die Nothweudigkeit betont wurde, mit der Regierung den activeu Kampf aufzunehmen. Die Kiewer Studenten ihrer seits beschimpften das Andenken des ehemaligen Chefs von Wilna, Grafen Murawiew, und hoben die revolutionäre Thätigkeit Mickiewicz' rühmlichst hervor. Die politischen For derungen der Warschauer Studenten lassen sich wie folgt zu- ^ammenfasseu: allgemeine Amnestie der Studenten, Oeffent- lichkeit deS Gerichtsverfahrens in den Universitäten, Wahl der Professoren dnrch den akademischen Senat, Gleichberechtigung aller Nationalitäten und Confessiouen, freies Versammlungs recht und Aufhebung der administrativen Verschickung. Diesen Forderungen schlossen sich alle Studenten im Reiche an. Bis jetzt sind, wie der „Negierungsbote" meldet, 43 Verhaftungen Greta aus ihrem Grübeln aufweckte. Als sie erschreckt aufsprang, sah sie, wie der augenscheinlich in tiefem Schlaf gewesene Kut scher durch den heftigen Anprall des Wagens auf einen Stein vom Bock geschleudert wurde und die aufgeregten Pferde, di« die locker gewordenen Zügel nicht mehr fühlten, wie rasend die Chaussee hinab zu jagen begannen. In demselben Augenblick hatte Greta ihre ganze Ruhe und Sicherheit wiadergewonnen und mit ihren scharfen Augen die wie durch ein Wunder an einem Knopf des Wagens hängen ge- blieckene Leine erspäht und sie em nächsten Moment ergriffen. Run bemühte sie sich, mit kundiger Hand die durchgehenden Pferde zu zügeln. Aber die Thiere, die sich mit ihrer ganzen Kraft in die Zügel legten, spotteten jeder Bemühung der schwachen Mäochenhände. In vollster Carriere stürmten sic da hin, und Greta, die ihre Kraft in wenig«» Minuten erlahmen fühlte, durchführ bei dem Gedanken an den bald nach Domnita ckkbiegcnden Landweg ein eisiger Schrecken, denn wen»i der Wagen bei der scharfen Biegung des Weges, den die Pferde in sicherem Justin« unzweifelhaft einschlugen, nicht umstürzte, dann geschah es sicher auf der gslänckcrlosen Brücke, 'die einen tiefen Graben überwölckte, der den Landweg bei seinem Beginn d-urch- schnütt. Mer nur wenige Minuten durchschauerte sie diese jähe Angst vor einem unbestimmt Gräßlichen, das sicher eintreten würde, wenn es ihr nicht gelang, in den nächsten Minuten Herr über die Pferde zu werden, im nächsten Augenblick hatte sich ihrer ein fast weide Freude bei dem Gedanlen bemächtigt, daß dann viel leicht Alles aus sei, sie dann nicht mehr denken und sich zu kränken brauchte, sondern Ruhe hatte vor all den quälenden, sie ckeängstl- geniden Sorgen! Unwillkürlich ließen ihre Hände die bis sehr mit aller Kraft gehaltenen Zügel lockerer. Nur zu, nur zu! Sie wollte das Schicksal nicht hindern, mochte es seinen Lauf nehmen, sie wollte ihm nicht Wöhren! Da — da war auch schon der Landweg, der steil und schmal von der Chaussee hinunter führte, da — da war auch urplötzlich das Bild ihrer Mutter vor ihrem inneren Auge ausgetaucht, der Mutter, der sie durch sich selber gleichfalls den sicheren Todesstoß versehen würde. „Mütter!" fchvie Greta in plötzlich wilder Angst auf, „Mutter!" und mit einer Kraft, wie sie nur jäh erwachte Todes angst zu verleihen vermag, griff sie krampfhaft in die Zügel, daß die Pferde sich hoch aufbäumten und die Deichsel mil einem schärfen Krach brach. Nun war cs aus, nun hart an der gefährlichen Wcgbiegunz mußte das Furchtbare geschehen, und während di« Thiere mit Abend-Ausgabe lt» Ute 197. Mittwoch den 19. April 1899. !»0 «X> Feuilleton 81 »I. lo. Ue Morgen-AuSgabe erscheint um '/,? Uhr. hie Abend-AuSgab« Wochentags um 5 Uhr. roo sso 200 ass 5oo 850 sio 17» 425 »75 roo 500 S75 »7,so ISS,so ros,sd S'i. 101.SV 138,00 158,75 143.25 475 350 225 ovo ooo 825 »80 ISO reo ,td. >. a»l> ckck ck>» vau »»tt«" von 81,10 432.50 178.50 220.00 11V,- 180.00 242,00 ISS,so 103.- 210,— 110.10 110,00 80,70 58,60 nuck 6r<ckil »er, ck»r« Mo Ital« !d« VerlS, 10«,70 100,40 »7,30 82,60 50,80 88,70 70,25 »1,- d. »d. öS »d. > »UI »t. r bene Thür jedes zwischen Vater und Tochter gewechselte Wort gehört hatte. „Fräulein Greta sicht doch zum Erbarmen elend aus." „Es ist ein wahrer Jammer mit Euch Frauenzimmern", murrte der alte Herr, „nicht einmal ein Vergnügen könnt Ihr mit Euren von Jugend auf großgezogenen Nerven ertrotzen. Fahr' meinetwegen heim, den Wagen brauchst Du nicht zurückzu schicken, Heinrich aus iB-, mit dem ich eine Partie spiele, kann mich heiincküingen. Wo in aller Welt finde ich jetzt den Kutscher? Unten warten die Herren auf mich, und nun soll ich erst umher suchen, wo der Kerl steckt, um ihn zum Anfpannen zu veran lassen." „Beauftragen Sie mich damit", sagte Raben liebenswürdig, „ich werde mir erlauben, für Ihrer Fräulein Tochter baldiges Fortkommen Sorge zu tragen." Herr von Tarden nahm dies Anerbieten offenbar gern an und reichte seiner Tochter zwei Finger seiner Hand hin, indem er in einem herzlich sein sollenden Tone sagte: „Na, dann also adieu! Schlaf Dich aus und sei morgen wieder forsch!" Greta ergriff flüchtig die ihr gebotene Hand und nickte mit einem Mücken Lächeln, um dann, als die Herren das Zimmer verlassen, in rastloser Unruhe ist dem kleinen Zimmer auf und ab zu wandeln und mit pcinvoller Qual wieder und wieder ihre traurigen Gedanken zu durchdenken. Endlich klopfte Raben an die Thür, um ihr zu sagen, daß der Wagen vorgcfahren sei. Sorglich, wie ein älterer Bruder, war er ihr dann beim Umnehmen ihres Mantels behilflich und er widerte auf Greta's freundlichen Dank: „Ein so alter Ehemann müsse dergleichen selbstverständlich verstehen." Aber sein Lachen, mit dem er diese Worte begleitete, kam ihm nicht von Herzen, und mit einem traurigen Blick sah er auf das junge Mädchen, das bleich und traurig an seiner Seite die Treppe hinunterschritt, und die er vor wenig Stunden in strahlender Heiterkeit in der kleinen Grotte, wie eine sonnige Fee, zum ersten Male gesehen hatte. Ms Greta davon gefahren war, stand Raben noch ein Weil chen in der kühlen Nachtkuft und schaute dem Wagen nach, wäh rend er vor sich hinmurmelte: „Was hat man Dir, Du armes Kind, gethan?" Denn daß «Greta etwas Schlimmes widerfahren war, stand bei ihm fest, und nicht mit Unrecht dachte er an Hella von Zitt- berg, die er eine Weile an ihrer Seite hatte sitzen sehen. Er drehte sich auf dem Absatz um und ging in das Haus, während ihm einfiel, was Wilm wohl dazu sagen möchte, wenn er Greta's tr. 1b. id. »1. »U. k. ». .8. «ol> >1. tk. lv Nr-action rmd Expedition: Satzannt-gafse 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen M-sfuet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: ktt» Nie«»'» Sortt». (Alfred Hahn), Universitätsstraße 3 (Paulinuui/. Lauts Lösche, Katharinenstr. 14, -art. und König-Platz 7. l »88,- 11»»,- - »775 l »8« d I »V »Mdare »kn Nr.W troNso. »dorr io Ur. I«o ec-, ü»w- -vltool»" : lar o»ok 8»r> 2«, d«Ick« lttanr i» 1»»«" voll eo, ^e,ll 8050 7025 4422 »125 14200 2850 3750 »400 4800 12200 18120 12000 4275 2722 4420 820 1875 »222 1472 2820 »300 2220 12800 1800 »272 270 2822 222 22000 »0 1240 370 14125 775 »Vi ?VL2 »»u«x»v»ll rtk» kllsdr r, voll vo» Uov tk»»> voll tv«d; «w »Vovrwi Lopriv!" VezugS-PreiS Ni bar Hauptexpedition oder den im Stadt- bezirk und den Bororten errichteten Aus- aabestelle» ab geholt: vierteljährlich >44.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Hau- ückO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteyährlich 0.—. Direkte tägliche Kreuzbandiendiuig Ausland: monatlich 7.50. Errungen. Roman von M. Buch Holtz. Nachdruck vrrbotrn. Greta zwang sich zu einem Lächeln und sagte so ustbefangen, wie cs ihr möglich war: „Mir ist allerdings nicht wohl, Herr Rittmeister, und ich bin im Begriff, meinen Vater aufzusuchen, um ihn zu bitten, mit mir nach Hause zu fahren." „Doch jetzt noch nicht? Zhr Unwohlsein wird vorüber gehen." „Nein", untcrckrach ihn Greta fast angstvoll, „das geht nicht vorüber, ich will nach Hause — auf jeden Fall nach Hause!" Dabei zuckte es um ihren Mund, wie von zurückgehaltenen Thränen, und ihre Augen sahen so traurig, hilfesuchend Raben an, daß er ohne weiteren Einwand ihre Hand ergriff, sie wie selbstvevstäncklich auf seinen Arm legte ustd einfach sagte: ,,Dann gestalten Sie mir, daß ich Sic in die Gabdervbe füh ren darf, um Ihren Herrn Vater zu Ihnen zu bitten." „Ich kann ja auch zu ihm gehen." lieber des Rittmeisters offenes Gesicht ging ein verlegener Hug, dann bat er freustdlich: „Nein, Ihr Herr Vater soll sich nur zu Ihnen bemühen; er ist auch nicht in diesen Gemächern, son dern drüben, und es wäre Ihnen doch peinlich, in die aller Welt geöffneten Gastzimmer einzutreten. So, bitte, hier ist die Garde räbe; in wenig Augenblicken bin ich mit Ihrem Herrn Vater wieder hier." Bald darauf stand Herr von Tarden vor seiner bleichen Tochter und erwiderte auf ihre Bitte, mit ihr heimzufahren, ziemlich unwirsch: „Ach, das ist Unsinn, Greta; was fehlt Dir denn? Geh und sei vergnügt! Du hast bei Mama das ewige Piepsen ustd^am- mern gesehen, unck glauksst, es ihr nachmachen zu müssen. So ein junges Mädel, das endlich mal tanzen kann, wird doch nicht vor der Zeit nach Hause wollen?" „Ich kann nicht mehr tanzen", rief Greta leidenschaftlich, »wenn Du noch nicht nach Hause willst, Papa, dann lasse mich allein fahren, ich fihicke Dir den Wagen zurück." „Ich glaucke, Sie versuchen Ihr Fräulein Tochter nicht zum Weiben zu überreden, Herr.von Tarden", sagte Raben vortretend, der bis jetzt im Corridor gestanden, aber durch die offen gebkie- Politische Tagesschau. * Leipzig, 19. April. Wenn der Entwurf eines AleischbeschaugesetzeS, dessen erste Berathung der Reichstag vorgestern und gestern vor genommen hat, schon vor einer Reihe von Jahren an das hohe Haus gekommen wäre, so würde er wahrscheinlich geringerem Widerstande begegnet sein, als er an diesen beiden Tagen gefunden hat. Früher ließen sich die deutschen Volks vertreter wie ihre Auftraggeber mehr von der Rücksicht auf das allgemeine Wohl leiten und nahmen willig anch solche Bestimmungen einer im Ganzen als wünschenswert!) oder nothwendig erkannten Vorlage mit in den Kauf, die einzelnen Kreisen der Bevölkerung Unbequemlichkeiten zu be reiten drohten. Es war eben noch die Erinnerung an den Krieg lebendig, in dem Einer für Alle stand und selbst den Tod nicht scheute, wenn dieser dazu beitragen konnte, die Nation vor Schaden zu bewahren. Je mehr diese Erinnerung sich ver wischt hat, um so geringer ist der Wille geworben, der Allgemeinheit ein Opfer zu bringen, und umsomehr wächst der Widerstand gegen die Schaffung neuer Gesetze, die einzelnen Kreisen ein solches Opfer zumuthen. Das liegt in der mensch liche» Natur und muß also hingenommen werden. Es hat auch insofern etwas Gutes, als dadurch den Vorlagen eine gründlichere, in alle Details und alle möglichen Folgen ein gehende Prüfung gesichert wird. Aber jedenfalls sollte das Bestreben, Unbequemlichkeiten und Nachtheile von einzelnen Bevölkerungsschichten fernzubalten, nicht so weit gehen, daß eS das Zustandekommen eines für die Allgemeinheit segensreichen, ja nothwendigen Gesetzes ernstlich in Frage stellte. Und wenn man die Debatten der beiden letzten Tage verfolgt, so kann man sich der Besorgniß nicht entschlagen, daß Vas Fleischbeschaugesetz unter den Tisch fällt, obgleich bis in die neueste Zeit der Erlaß eines solchen von allen Seiten als dringlich anerkannt worden ist. Namentlich ist von agrarischer Seite, wenn es galt, die Gefahren zu schildern, die durch die Einführung verseuchten Viehes aus dem AuSlande dem Gesundheitszustände der Bevölkerung drohten, wiederholt ein Fleischbeschaugesetz gefordert worden. Jetzt, da ein solches vor liegt, ignorirt man auf derselben Seite diese Gefahr, sicht nur v.e Unbequemlichkeiten, die der Landwirthschaft und besonders den zumeist auf dem Lande häufigen Hausschlachtungen durch das Zustandekommen des Ge setzes bereitet werden würden, und möchte daher das Zustandekommen des letzteren ganz Hintertreiben. Man giebt von dieser Seite selbst zu, daß die deutsche Viehzucht noch nicht im Stande ist, das Reich vollständig mit Fleisch zu versehen, und fordert doch eine Untersuchung für im- portirteS Fleisch und Fleisckwaaren, die unmöglich ist oder einem Einfuhrverbote gleichkäme. Nun ist ja nicht zu ver kennen, daß gegen die geplante Form der Beaufsichtigung der Hausschlachtung ganz erhebliche Bedenken vorliegen und daß eine strengere Controle ausländischer Fleischwaaren nicht nur der Gerechtigkeit gegen die heimischen Producenten, sondern auch der besseren Erreichung des Zweckes der Vor lage wegen sehr zu wünschen wäre. Aber durch bloße Negation wird eine Verbesserung der Vorlage nicht erreicht, und aus führbaren Verbesserungsvorschlägen begegnet man in der zwei- lägigen leidenschaftlichen Debatte fast gar nicht. Der ver nünftigste war noch der des nationalliberalen Abgeordneten Sieg, die Einfuhr auswärtiger Fleischfabrikate durch die Einfuhr lebenden Viehes aus seuchcnfreien Gegenden, daS dann durch deutsche Thierärzte bei uns untersucht werden kö--nie, möglichst zu beschränken. Hoffentlich herrscht in der kM. »» 180,— Commission, der die Vorlage überwiesen wurde — es ist die zehnte der allmählich gewählten — mehr Gemeinsinn, als im Plenum, sonst kommt gar nichts zu Stande, oder ein Gesetz, das die allgemein anerkannten Uebelstände bestehen läßt. Die Mittellandcanal-Borlage ist im preußischen Ab- geordnetenhause — nach fünftägiger Debatte! — einer Commission überwiesen worden. Sie wird auch in diesem neuen und voraussichtlich recht langwierigen Stadium die Politiker in Athem halten, und vielleicht behält die „Franks. Zeitung" Recht, die in dieser Angelegenheit für die nächste Zeit den Angelpunct der preußischen wie der Reichspolitik erblickt. Jedenfalls hat die Sache am letzten Tage der ersten Lesung im Plenum noch bedeutend an allgemein politischem Interesse gewonnen. Aber noch weniger als gestern können wir heute zustimmen, wenn ein freisinniges Blatt, frühere Aus sprüche variirend, ausruft: „Gott schütze die Canalvorlage vor Ministern wie Herrn v. Miquel und Freiherr» v. Hammerstein!" Freiherr v. Ha in in er stein hat gestern überhaupt nur eine passive Rolle gespielt. Herr v. Miquel redncirte deS Landwirthschaftsministers „fürchterliche" Drohung mit der Ueberantwortung des Baues des Mittel- landcanals an die Privatindustrie auf die Erörterung der ihm, dem Vicepräsidenten des Staatsministerium, unsym pathischen Möglichkeit der Ausführung eines Th eil es der von der Regierungsvorlage in Aussicht genommenen Wasser straßenstrecke durch Private. Minister v. Hammerstein hatte also wieder einmal etwas zu viel gesagt. Diesen Fehler zu begehen, ist Herrn v. Miquel's Art bekanntlich nicht. Aber er hat sich auch am letzten Tage der ersten Be rathung als einen zur Förderung des Canals bereiten Staats mann gezeigt, „reinlich und zweifelsohne", und erhielt es auch von den Conservativen atlestirt, daß der Ausdruck der entgegengesetzten Vermuthung ein Scherz des Grasen Kanitz gewesen fei, ein „formloser Scherz" sogar, wenn unser Ge währsmann den Abg. v. Wang en heim, den jetzigen Frac- tionSredner der Conservativen, recht verstanden hat. Was de» Schein der Lauheit bei Herrn v. Miquel am Dienstag bei einer Reihe von Abgeordneten aufs Nene erweckte, war die, unseres Erachtens in der Sache nothgedrnngene Zurückweisung einer hochpolitischenProvocation. Herr Richter hatte nämlich folgende Sätze in den Saal gedonnert: „Der Fall der Canalvorlage ist ein Fiasco der Sammelpolitik. Der Canalbau ist langst keine bloße Zweckmäßigkeitsfrage mehr, sondern eine politische Kraftprobe darauf, ob die agrarische Neaclion im Stande ist, jeden wirthschasklichen Fortschritt zu hemmen. Gelingt dies, so hat man auch in Bezug auf Handelsverträge nicht das Mindeste mehr zu hoffen." So ungefähr Herr Richter, der mit diesen Worten in der Erfüllung der Canalangelegenheit mit Conflict- stoff mit anderen unverantwortlichen Kreisen wetteifert. Es war unumgänglich, daß der Vicepräsident des Staats ministeriums eine solche Deutung einer etwaigen Ablehnung der Canalvorlage abwies und seinen Glauben an das allen Zwischenfällen trotzende Zusammenhalten von In dustrie und Landwirthschaft in Fragen des Schutzes der nationalen Arbeit bekannte. Herr v. Miquel äußerte nun diese Zuversicht ausdrücklich für den Fall der Ablehnung. Er hätte sich auch anders ausdrücken und der Landwirth schaft Vertrauen für den Fall der Annahme der Vorlage bekunden können. Daß er jene und nicht diese Form gewählt, ist ihm vielfach ziemlich heftig verargt worden und hat wohl auch In halt und Ton einer bald darauf gehaltenen Rede des Abgeord- neten v. Eynern bestimmt. Dieser Redner sah von dem Zeit »««n/Lnkr. v«rdot»ll > »Ick ! 8ri»i MiMer. Tageblatt Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Ruthes und Nolizei-Amtes der Lindt Leipzig. ISO.— »12,20 "8.- 187.22 323,— »OS.— 142.50 135.- 103.22 25022 18»,2s 177.80 172.75 145.- 220.80 IIS^SO ISO,- 133,25 32».7ä 620.- 324.50 158.75 183.50 »24,50 152.— 124.- 278,20 188.25 215.85 213.20 Anzeigen.PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem RedacttonSstrich ^ge spalten) 50-ij, vor den Familiennachrichte» (6 gespalten) 40-H. Größere Schriften laut unserem PreiS- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Vellage« (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung ^4 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Bormittags 10 Uhr. Morgen.Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expehtttan zu richten. Druck und Verlag »on S. Polz in Leipzig. 83. Jahrgang.
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