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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.04.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990405014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899040501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899040501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-04
- Tag1899-04-05
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Uch«tt-« »ch ErrEs«: Die «z-ckiti-, M Wocheuwg» «unwGeoch« «evssntt w> früh 8 bi» »mb» V Uhr. Filiale«: Vit« Rlemm'» Sortt«. (Alfred Hech», UnIversitütSstraße S (Paultaum), Leuir Lischr, Sathattwostr. 14, pari. uud Kölligspla» 7. Morgen-Airsgabe. MiWgcr.TasMllü Anzeiger. Ämtsvtatt -es HSnigltche« Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und N-tizei-Amtes der Ltadt Leipzig. 17V - Mittwoch den 5. April 1899. Arrzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklame» mtter de» R«dactioa»strtch (4ge lpatten) SOE, vor de» Familieauachrtchtrn (kgespalttn) 40 Arüßere Schriften laut uuserem Preis- verzeicknlß. Tabellarischer und giffernsa- uach höherem Tarif. Extra-Vttla-« (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgab«, ohne Postbesürderuno -ck W.—, mit Poftbefürderun, ^l 70.—. Il««ah»eschlaß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morgen-Au-gab«: Nachmittag- 4Uhr. Bet den Filialen und Annahmestellen je eine halb« Stunde früher. Anreihen sind stet» an di« Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Pol» in Leipzig. S3. Jahrgang. Ärbeits- und Luhezeite» in Ladengeschäften. Die „Verl. Lorrefp." schreibt: Die in der neuesten Novelle zur Gewerbeordnung angestrebte Festsetzung einer Minimal ruhezeit von 10 Stunden für die in offenen Verkaufsstellen be schäftigten Gehilfen, Lehrlinge und Arbeiter, sowie die eben daselbst vorgesehene Herbeiführung eines einheitlichen Laden schlusses werden zur Zeit in den btthriligten BerufAreisen und deren Fachorganen lebhaft erörtert. Bei dieser Gelegenheit treten vielfach Wünsche zu Lage, die ikber die Grundlinien de» dem Reichstage vorliegenden Gesetzentwurfes cheilweise weit hinausgreisen. Eine ganze Anzahl kaufmännischer Bereinigung« ist bezüglich de» LadenMusse» der Meinung, da- eine allgemeine reichsgesetzliche Regelung desselben platzgreifen müsse, während die Gewerbegesetznovelle die höhere Verwaltungsbehörde er- mächttgt, auf Antrag von mindestens zw« Dritteln der be- theiligten Geschäftsinhaber nach Anhörung der Gemeindebehörden für alle oder einzelne Geschäftszweige anzuordnen, daß wahrend bestimmter Stunden in der Zeit zwischen 8 Uhr Abend» und 6 Uhr Morgens oder in der Zett zwischen 9 Uhr Abend» und 7 Uhr Morgen» die Verkaufsstellen für den geschäftlichen Verkehr geschloffen sein müssen. Die Durchführbarkeit und Zweck mäßigkeit einer gesetzlichen Vorschrift über dm gleichzeitig« Schluß der Berkaufsläden ist vor einigen Jahren in der Com mission für ArbeiterstatiM einoehend erwogen worden. Damals sind durch Umfragen Mittel» Fragebogen und durch mündliche Vernehmung von Austunftspersonen die Ansichten und Wünsche sowohl der HandelStzehilfen al» der Principal« in weitgehendem Maße erkundet worden. Wenngleich schon damal» die gesetzliche Festlegung der Ladenzeit von mchreren Seit«, namentlich von den Gehilfenvereinen, als eine Nochwendigkett dargestellt wurde, so fallen doch die praktisch« Bedenken -eg« eine schematische Regelung der Frage so schwer in» Gewicht, daß in der Gewerbe- ocdnungSnovelle von dem Erlaß einer AvangSvorschrift zur Verkürzung der Geschäftszeit Abstand genommen worden ist. Ist in einem Orte die über ¬ wiegende Mehrheit Von Kaufleuten derselben Branche der Meinung, daß die Ladeuzeit einzuschrünka sei, Rücksicht genommen einigungen, die sich darauf beruf«, daß sie die Auffassung« breiter VerufSkreise vertret«, werd« unschwer so viel Stimmen sammeln kann«, um eine einheitliche locale Ladenschlußstunde auch gegen die Opposition der Minderheit durchzufetz«. Der Weg zum Ziele ist in der Novelle gewiesen. Bemängelt Wird ferner, daß den Handelsgehilfen eine, wie Manche mein«, zu sarge Ruhezeit (10 Stunden) zugemeffm wird, anstatt für die Gesamnrtheit der Verkaufsläden die Ar beitzeiten zu normiren, womit angeblich auch denjenigen Ge schäftsinhabern gedient wäre, die kein Personal in ihr« Diensten haben. Dieser Einwand geht von einer falschen vorauSsetzuna aus. Die Absicht de» Gesetzgebers ist in erster Linie darauf gerichtet, den kaufmännischen Angestellten Schutz vor Ueber- anstrengung zu gewähren. Dementsprechend wird zunächst diesen in abhängigen Stellungen befindlichen Person« eine angemessene Ruhezeit verbürgt. Die selbstständig« Detaillistm, vebche allein oder nur mit Hilfe ihrer Familie da» Geschäft betreiben, kommen hierbei nicht in Betracht. Fühl« dieselben das Bedürfniß, auch ihrerseits die Arbeitsstunden zu begrenzen, so sicht ihn« solche» auf dem Wege der Vereinbarung mit anderen Principal« durch Einführung einer allgemein« LadrnschkußstUNde frei. Dem socialdemokratifchm verlang« aber, die Mintmalruhezeit durch ein« möglichst kurz bemess«« MazimalarbeitStag zu ersetzen, wird der Reichstag schwerlich seine Zustimmung ertheilen. Ein solcher Antrag ist wohl geeignet, die sociakdemokratischm Agi tationen von Neuem zu beleben, keineswegs aber, an Stelle de» Gut« etwa» Bessere» zu setzen; vielmehr würden solche An träge der Erledigung de» bedeutungsvoll« soekalrefoematorischen Entwurfes beträchtliche Schwierigkeit«» bereit«. so wird sich ihnen wie f» Vie Msigl' »sIWkWWMsiDU v» sspAUi theil ist, daß auf im Falle, der Annahme de» Entwurfes so HÜett bieten, ihren Will« zu allgemeiner wWckuAvuv «lcht Munterschützwde« v»ä- locale und zeitliche Unterschiede gebührend werd« kann. Die kaufmännischen Der- Endlich Wird gleichfalls von sorialdemckkratischer Sette darüber Klage geführt, daß nicht alle in kaufmännischen Berufen beschäftigten Personen der Wohlthat einer Sicherung ihrer Ruhe zeiten theilhaftig wevden sollen. Der vorliegende Gesetzentwurf ist aber ausgegangen von den Erhebung« der Commission für Arbetterstatistik über die ArbeitSverhältniffe der in den Laden geschäften thäkigen Angestellten, beschränkt daher seine Geltung auch auf dir unter den Titel VII der Gewerbeordnung fallenden HilfSpersonen in den „offenen verkauf-steilen". Da es nun unmöglich ist, die auf Grund amtlicher Untersuchungen ikber die Verhältnisse bestimmter Erwerbszweige vorgeschlagenen gesetz- aeberischen Maßnahmen auf andere Berufsgruppen auSzudehnen, für die da» -ur Begutachtung erforderliche Material nicht vor liegt, so können auch die soriakdemokratischen Klagen nur dazu Vien«, da« Zustandekommen de» Gesetzt» zu erschweren und zu verzögern. Deutsches Reich. 8. R. L Bertt«, 4. April. (DieBedvutung de» Mittellandkanals). Ein Zeugnitz für die Bedeutung, welche man dem geplant« Rh ei n -<Weser-Elbecanal in Süd- deutschland beilegt, liefert die „Südd. ReichS-Corr." in einem längeren Artikel, dem wir Folgende» entnehmen: Der die Nord- und Ostsee verbindende Kaiser-Wilhelm-Canal konnte nur von «irrem so leistungsfähig« Gemeinwesen, wie da» Reich, ge plant und vollendet werd«, und wenn der jetzt die deutschen Wassettoitthschaft» - Interessenten auf da» Lebhafteste be schäftigende sogenannte „Mittellandkanal" auch im Wesentlichen eine Sache de» preußisch« Staates ist, so dankt diese» Projekt feine Verwirklichung doch ebenfall» nur dem Umstande, daß die Schultern de» preußisch« Volke» erst seit dem Anbruch der neuen nationalen Aera das Maß von Tragfähigkeit gewonnen haben, um e» mit einem Unternehm« wie der Mittellandkanal belasten zu dürfen. Ein Blick auf die Kart« zeigt, daß die Schaffung einer divecten binnenländisch« Waffewerkehrsstraß« vom Rhein bis zur Elbe, von wo die Verbindung bi» zum fernsten Osten des Vaterlandes gesichert ist, nicht blo» «in« provinzielle oder preußisch-partirularistische, sondern ein« eminent national« Br- deatvng hat. Für Süddeutschland in»lb«s«Lur erhält der «Hein. d«r bisher als Ha»pth«erstr«ßr de» Wasftrvrrkehr» nar in der Richtung nach den Niederlanden und weiter westwärts in Betracht kam, eine ganz neue Bedeutung nach der eigenen natio nalen SeehandelSmatropol« mit den Mündungen deutscher Ströme in die Nordsee. ES ist nicht nur die Möglichkeit, sondern die hohe Wahrscheinlichkeit, um nicht zu sagen Gewißheit, vor handen, daß nach Fertigstellung de« Mittellandcanal» sich füockie süddeutsche Industrie und Landwirthschaft ganz neue Ber- kehrSconjUncturen ergeb« dürft«, deren richtige Erkennung und Vrrwevthung dem volkswirthschaftlichen Gedeihen der süd deutschen Staat« und Bevölkerungen «inen mächtig wirkenden Impuls verleihen wird. Diese Erwägung erscheint nun völlig ausreichend, um bei uns im Süd« einem Unter nehm«, welcher dem weit« Blick der Regierung de» Kaiser» und König» Wilhelm II. da» rühmlichste Zeugniß au»stellt, all seitig« lebhafte Sympathien zuzuführen. Denn mit Herstellung de» Mittellandkanal» verschwindet abermal» eine gewichtige trennende Schranke im Innern Deutschland», Wick dem Verkehr zwffchen dm einzelnen deutschen Gauen abermal» «ine danken», werthe Erleichterung geboten, welche, wie die Durchbrechung einer jeden, sei «» natürlich« oder künstlichen Schranke, von wohl- thätigem Einflüsse aus die innere Annäherung der deutschen Be völkerungen und dazu beitragen wird, daß daS trennende Moment, welche» in der verschiedenen Eigenart der deutschen Stämme liegt, mebr und mehr hinter daS Bewußtsein der nationalen Gleichartigkeit und Zusammen- aehörigkeit zurücktritt. So wird man in Süddeutschland den Bau de» Mittellandkanals nicht nur al» «ine werthvolle ver- kehr»politische Errungenschaft, sondern auch al» «in weiteres Band der nationalen Zusammengehörigkeit begrüßen, in welcher wir dm sichersten Hort unserer staatlich«, wi« auch unserer wirt schaftlichen Zukunft besitzen. G Berlin, 4. April. (Telegramm.) Der Kaiser empfing gestern den Staatssekretär de» Auswärtigen Amtes, StaatSnnnister von Bülow, zum Vortragt. — Heute Morgen hörte der Kaiser die Vortrage des CbrfS des MilitärcabiuetS, General- von Hahnke, deS General- InspecteurS deS Ingenieur-und PiomercorpS und der Festungen Generalleutnants Frhrn. von der Goltz und deS Chefs des AdmiralstabeS der Marine, Contre-AdmiralsBe»bemann. Zur heutigen FrübstückStafel beim Kaiserpaare ist Graf Görtz geladen. — Minister von Miquel besuchte gestern in Göttingen Geheimrath von Planck. Er ist heute zurückgekehrt. * AlenSburg, 3. April. Die hiesige Stadtvertretung faßte in einer außerordentlichen Sitzung den einstimmigen Beschluß, einen BiSmarck-Bruuaen zu errichten. X. «harlottenburg, 3. April. Die Charlottenburger Polen, welche etwa den dritten Theil der dortigen katho lisch« Gemeinde au-machen, hatten vom Charlottenburger Propst die Einführung von polnischen Predigten ge fordert, wurden aber abschlägig beschicken. Jetzt haben sie «ine mit einig« Tausend Unterschriften bedeckte Petition in dem gedachten Sinne an den bischöflichen Delegaten in Berlin gesandt. (-) Braunschweig, 4. April. (Telegramm.) Der Regent Prinz Albrecht ist mit seinem jüngst« Sohne, dem Prinzen Friedrich Wilhelm, über Vlissingen und London nach dem Seebade Ilfracombe (englische Grafschaft Devon) ab gereist und Wick dort mehrer« Wochen verweilen. 2. Erfurt, 3. April. Wi« die Lohncommifsivn der hiesigen Holzarbeiter dem „Anz." mittheitt, sind di« gestellten Forderungen (Oßstiärdige Arbeitszeit, 10 Proc. Lohn erhöhung und Garantie de» vereinbarten WvchenlohneS bei Accordarbeiten von Arbeitgebern abdelehnt worden. In der gemeinschaftlichen Sitzung rechtfertigten die Arbeitgeber ihren ab lehnend« Standpunkt zu den Forderungen mit dem Hinweis auf den Stand der hiesigen Möbelindustrie, wiesen auf di« in hiesigen Geschäften geführten Berliner Exportmöbel hin, welche Concurrenz ein« Aufschlag auf dir selbstgefertigt« Möbel nicht gestatte. tt. Goth«, 4. April. (Privattelegramm.) Der gemeinschaftliche Landtagkst zum 10. April nach hier ein beruf«. * Sotha, 4. April. Dem Fürste» Bismarck, ihrem Ehrenbürger, haben die Städte Thüringens am 1. April eine prächtige Trauer-Blumenspeude auf de» Sarg legen lasse». tb. Rudolstadt, 3. April. Noch ist der Aufruf der deutschen Studentenschaft nicht verhallt und schon leuchtet« am Abend deS 1. April von der Höhe deS Zeigerheimer Berges das erste Feuer zumGedenkendeSgroßenKanzlers.der unS d«S Reiches Herrlichkeit aufs Neue geschaffen: Am Sonn abend Abmd weihte der Verein „Rudolstadter Abend" Hierselbst daS erste Bismarck-Feuerzeichen im deutschen Reiche nach Anregung der deutschen Akademiker. Allein nicht eine bloße Säule ist eS, von der fortan die Feuer lodern werden — «ine klein« Ritterburg ist auf dem scharfen Grat des Zeiger- Henner Berge» erstanden mit einem 9ß Meter hohen Thurm und einem 4 Meter hohen und 3ß Meter langen Anbau, die beide von Zinnen gekrönt sind. In halber Höhe deS Thurmes führt «ine Bogenthür auf daS Dach deS Anbaues, während man durch «inen erkerartigen Seitenbau auf die Plattform des ThurmeS gelangt, von hi«r bietet sich dem Auge ein ungemein fesselnde» Bild. Im Osten schweift der Blick über das ganze Saalthal bis zur Leuch tenburg, und westlich tauchen die waldgekrönten Höhenzüge de» Schwarza-GckiettS majestätisch empor. Der Aussichtspunkt ist einer der reizendsten der ganzen Umgegend, und es war ein durch aus glücklicher Gedanke, gerade an diesem Punkte dem Träger des gewaltigst« NamenS unsere» Jahrhundert» ein Denkmal zu er richten. An ver Nordseite de» Thurmes fft auf einer Grabplatte Wappen und Wahlspruch d«S Altreichskanzlers erhaben au» Sandstein gemeißelt angebracht. Der ganze Bau ist au» Kalk stein vom Zeigerheimer Berg massiv aufgeführt. Der Pl.vi, diesen Thurm zu bauen, wurde am 30. December 1898 gesaf:. Nachdem sich Anfang Januar ein Ausschuß gebildet hatte, wuroc der Bau am 10. Februar begonnen und am 24. März vollenüe:. Der Grund, auf dem der Thurm steht, ist Eigenthum der Familie Mackeldey-Schwarza und von dieser dem „Rudolstadter Abens' geschenkt worden. — Die Einweihungsfeier fand unter großer Bttheiligung der Bevölkerung statt. Da man in Folge der naß kalten Witterung der letzten Wochen von einer Cementirung oer Thurmplatten zunächst abgesehen hatte, war ein mächtiger Schei Irrhausen vor dem Bau errichtet, dessen lodernde Gluth we:: hinaus leuchtete in das Thal der Saale. Rechtsanwalt Kling Hammer hielt, nachdem das Weihelick „Flammen empor" ver klungen war, die Festrede in poetischer Form, die die beifälligste Aufnahme fand. Der Ausschuß der deutschen Studentenschaft hatte «inen telegraphischen Glückwunsch gesandt, dem Fürsten HerbrrtBismarck war brieflich Mittheilung von der Feie: gemacht worden. Der Massengesang „Deutschland, Deutschland über Alles" beschloß die Feier. Später fand ein Gommer» statt, bei dem unser Reichstagsabgeockneter Fabrikbesitzer Mül- lerdes Fürsten Bismarck mit tief empfundenen Worten gedachte. Die ganze Feier nahm einen erhebenden Verlauf. — Jetzt rag: der Thurm auf dem Zeigerheimer Berg hinaus in das Land, ein würdiger Gedenkstein für den Größten der Deutschen. * Baden-Baden, 3. April. Eine hübsche Ehrengabe über sandte, wie «»gekündigt, der Weißenburger Kreis zum 80. Geburtstage deS Reichskanzlers in Gestalt einer in Straßburg kunstvoll ausgeführten Adresse mit de» Unterschriften der 83 Bürgermeister deS Kreises. Der Text lau"t- ..Euer Durchlaucht bitten die sämmtlichen Bürgermeister dc :ißen« burger Kreises im Namen der durch sie vertretenen Bevölkerung, zur Feier der ruhmgekrönten und reichen Vollendung des 80. Lebensjahres den Ausdruck ihrer begeisterten und treu ergebenen Huldigung hochgeneigtest entgegennehmen zu wollen. In dankbarer Erinnerung an die so überaus segensreiche Wirksamkeit Euer Durchlaucht im ReichSlanve, sowie an das dem Kreise Weißenburg insbesondere stet- bewiesene Hobe Wohlwollen wünschen die Unterzeichneten, eS möge mit Hilfe GotteS Euer Durchlaucht vergönnt sein, noch lange Zayre in geistiger Frische und körperlicher Rüstigkeit Leiter de» Reiches zu sein zum Segen des gemeinsamen deutschen Vaterlandes und unsere» lieben HeimathlandeS Elsaß-Lothringen." Stuttgart, 2. April. Am hiesigen Bismarck- Denkmal wurden gestern anläßlich des Geburtstages des ersten Reichskanzlers prachtvolle Lorbeerkränze niedcrgelegt. — Der demokratische „Beobachter" macht in einem „Wieder einPreuße!" überschriebenem Artikel seinem Aeraer darüber Luft, daß abermals ein preußischer General an die Spitze des württembergischen Armeecorps berufen ist; der „Beobachter" muß am Schluss« des Artikels übrigens selbst zugestehen, daß der scheidend« preußische General v. Lindeguist „es verstanden hat, die Sympathien der Württemberger sich zu erwerben". — DaS „Militärverordnungsblakt" veröffentlicht neue Be stimmungen über militärische Hilfscommandos bei öffentlich« Nothständen. Nach dem soeben erschien«« Jahres berichte deS Präsidiums deS „Württembergischen Kriegerbundes" umfaßt dieser Bund jetzt 1400 Vereine mit rund 67 000 aktiven Vereinskameraden. — Die social- d emokratische Partei Württembergs hielt heute hier ihre diesjährige Landesversammlung ab, die von hier und auswärts stark besucht war. Hauptrckner waren die Ab geordneten Kloß und Blos, die von ihr«, radikal« Stand Punkte aus die politischen Zustände im Lande und im Reiche kritisirten. Nach dem Thätigkeitsberichte des LandesauSschusse» zählt die Pattei jetzt 119 Mitgliedschaften im Lande (Zuwachs: 16). Der Stand deS Parttiorgans „Schwäbische Tagwacht" wird als günstig bezeichnet, die Frage der Gründung einer Wochenblätter wurde vorläufig unerledigt gelassen. AuS der Landescaffe wurden für 500 öffentliche Versammlungen die Kosten bezahlt. Der Bericht oonstatirt „lebhafte Rührigkeit in der Partei". «udschtttßlich arrf die flustzatzm km _ 1« «Mi . So an da» -«kannte roi ett mort" u. f. S. eia Pttchwort, da» vielleicht schon «» der Zeit - die garq« Einwohnerschaft der ewigen Stadt ine» neu« Papste» bekheiligte. Aber die Nou- Tag«. So bestimmen e» alte Satzungen. SnMsch« werden mit dem höchst« Vrchüchea Pomp die irdisch« Uo-mrch, de» verstorbenen Papste» zur Ruh« gebetttt; «svwck« «dw «ch Loufrrenzeu -Halt«, Berabrckungen getroffen, sanft» Bettn- , -«merkt, da» Bost wobei die intrrrssir- Dar Lonclave. von Karl v. Brnchhonse» (Hameln). N—»nick vertet«. »Der Papst ist todt; wir machen «inen ««« Papst." lautet im Awklarg alte» römische» t stammt, da sich m an der Erssirung ^ .. . _ besrtzung de» heiligen Stuhle» stellt doch «in« milder« Form de» Uckrrgaag«» d«r RegierungSgewalt von drr eia« Hand in die andere dar, dran hierbei haben di« au» dem Bahrsaal schreitenden Höfling« nicht nöchig, die in di« Lugenwialel gelockt« Thriin« rasch sottzuwischea, um mit strahlend«« Gastcht d« neu« Herrn zu -rglückwünschrn. Zwischen dem Tage, an dem »ach alt« «itn» der mit schwar zem Mantel aagrthaae Eamerlengo (SardinckleKstmmerer) an da» Todten-ett de» Papste» tritt, mit dem mir hierzu bestimmten silbernen Hammer dreimal auf die Schläfe de» Dahtageschtck«« klopft, unter Nennung de» Vornamen» di« Frage thut: Schläfst Du? und dann, wenn lein« Antwort erfolgt, da» vo protuucktt aastimmt: molschen jenem Tage und dem Zusammentritt dr» EardinAe über. Die katholische Kirche ist dann auch nach Kräf ten und nicht ohne Erfolg bestickt gewesen, Len weltlichen Ein fluß -ei der Papstwahl möglichst auszuschlietzen. Daß unsere Staatswesen di« Hand im Spiele behalt« möchten, ist wohl be greiflich, denn mit seltenen Ausnahmen — und ganz besonder» augenblicklich — -ckeutet di« Papstwahl immer dm Sieg einer politisch« Partti Wer die andere. Da war vor Jahr und Tag, al» «» einmal mit drr Gesundheit Leo'» HH. nicht -um Best« stand, zu les«: „Der Papst hat -«schloff«, daß dir Wahl seine» Nachfplger» völlig frei und unbeeinflußt sei. Daher Wick da» Btto der Mächte ab geschafft." Sann der Papst da» einseitig, da e» sich doch um historisch Überkommen« Rechte handelt- Gewiß, ein Recht»-ruch wäre r», wenn sich der Batttan auch darauf Le nkst, daß er solche Ansprüche niemals offen anerkannt hab«, aber wer wollte die Kirchenleitung zwing«, ihn nicht zu br achen, wenn sie ihn für ihr« Zweck, Mr ersprießlich hält- Den Möchten -leibt dagegen lein Zwantz»mittel, denn die Versagung der Anerkennung eine» nicht genehmen Papste» wär« «in zwei» schaeidiae» Schwert, dessen Schärfe sich zu leicht gegen dm Ver sager selbst richten konnte. Aber seh« wir zu, wa» «» mit diesem „Btto" auf sich hat. Der Ausdruck verführt vielfach zu einer falschen Auffassung. Nicht um ein Veto-Recht nach erfolgter Dahl handelt e» sich, sondern um da» Autschlttßung»recht einer — und nur einer — bestimmten Persönlichkeit vor der Wahl. Und diese» Recht sicht — oder stand? — nur drei Mächten zu: Frankreich, Oesterreich^lngarn uick Spant« («ater Hinzurech nung von Portugal). Möglich, daß diese Mttte versuchen wer den, auch Ltt nächster Gelegenheit in der alt« Weise zu verfahr«, und vielleicht ist die «dm «ifartauchte durttle Nachricht, daß zwischen Frankreich «ad dem Vatikan «in Eiger Bruch bevor steh«. auf solche Bestrckungen zuttiLuMhrrn. Frankreich» Anter- essen kommen Lei der Neuuxchfl freilich gang besonder» in Frage; wir erinnern nur an da» von dm Französm beansprucht« Pa tronat Wer alle Katholiken im Orient wtt in Ostüstea. Nicht minder fühlbar -am» die Hand de» Papste» sich in anderen Staa ten «achm; «nm »ergegenwättig« sich da» auf klerikalen Stütz« mit «ntfgeboutr Staatswesen Oesterreich», die Karlistmnoth Spa nien», die widerspenstigen katholischen Irländer in Großbritan nien, dtt katholischen Polen Rußlands Und Deutschland? Hohe Politik wollen wir hier nicht treiben, aber wir haben in der Zeiten Lauf genugsam erfahren, wa» angesicht» der stark« Tentrums- pattei da» Wort de» Papste» selbst in unseren inneren Partei angelegenheiten vermag. Giovanni Berthelet, der italienische Ver fasser «ine» tüchtigen Buche» über „den zuLnftigen Papst", meint: vermöge der bier deutschen Eackinäle (einschließlich de» Polen LckochowSki und de» Jesuiten Steinhuber) sei da» deutsche Reich rm Stande, seine Ansichten und Wünsch« im Conttave zur Gel« tun« zu bring«. Wir rönnen über eine derartig« Annahme — leider! — nur lächeln. Italien «blich, da» bei der Papstwahl mrkflbethttligte Land, muß aus den leisesten Versuch, die Wahl auf einen ihm genehm« Mann zu lenken, von vornherein ver zichten. Icke Bomühung in dieser Richtung würde den ent gegengesetzten Erfolg haben, und e» würde sich alsbakd der Ruf erheben: da sieht man e», die Kirche ist seit dem Verlust de» Patrimonium Petri nicht mehr frei in ihren Bewegungen! Diesen Borwurf Mrchttt da» königliche Italien wie da» höllisch« Feuer, und um ihn nicht aufkominen zu lassen, bescheidtt e» sich den Maßnahmen de» Vatikan» gegenüber zu einer Haltung, die manchmal einer demüthigen Schwäche verzweifelt ähnlich sieht. Gan» besonder» unangenehm wäre «» dm italienisch« Stoatsttnlern, wenn da» Lonclave etwa außerhalb Rom» abge halt« weck« sollt«. Dieser Gedanke nahm btt dem Lode Piu»' H eine recht greifbare Gestalt an. Eine große Anzahl der Eackinäle, darunter auch Gioacchino Pecci (Leo LIU.), ver focht« Mn, und nahmen erst davon Abstand, al» der damalig« Ministerpräsident Eri»pi die bündigsten Erklärung« hinsichtlich drr vollen Freiheit de» Lonclave abgab. Bös, Zungen vollen freilich wissen, am wirksamst« sei dabei die Drohung de» alten GarlLaldiaaer» g«wesen: kitt da» Lonclave außerhalb Rom» zu sammen, so besetz« italienische Soldaten altbakd den Vatikan! Jedenfalls erwiesen sich di» von Piu» H kur, vor seinem Tod« zum Schutze der Freiheit de» Lonclave» auRgeacketttt« Be stimmung« 1878 al» uncröthig und in der That ist das Conclave nirgendswo freier, weltlich« Einflüssen irgend welcher Art mehr entzogen, ckl» gerade in Rom. E» ist daher nicht anzunehmcn, daß gegmwörttg Wicker die Abhaltung der Papstwahl im Aus lande ernstlich in Frage kommen könnte. Darüber zu entscheiden würde da» Lackinalscollegium haben, denn während Le» Inter regnum» geht die Souveränität de» Kirchenoberhauptes aus dir Gesammtheit der Eackinäle über, was sich auch darin ausdttick:, daß bei allen feierlich« Gelegenheiten, so im Conclave, ihre Sessel mit einem Ehrenhrmmel von hellblauer Farbe — bei den noch vom Vorgänger de» letzter Papste» Ernannten sind sie grün — überspannt weck«. Da sich aber die höchste Gttvalt der Ge- schäftsetteLigungwegen in einzelnen Person« verkörpern muß, so wurden von Alter» her drei bestimmte Funktionäre besonders an Vie Spitze gerufen. Da» wären zur Zeit dtt Lackinäle Mar- tel, LedochMvski und Oreglia. Unter dies« nimmt Wicker der Cardinal-Kämmerer Oreglia den ersten Posten ein. Er leite: dtt Begttibnißfeierlichkeitm dr» Hingeschiedenen Papstes, er be ruft die Eackinäle zum Lonclave und führt dort die Aufsicht. Am zehnten Tage de» Interregnums tritt in der Regel das Lonclave im Lonclave zusammen. Das klingt widersinnig, ist aber richtige» Deutsch. Ursprünglich bedeutet nämlich Conclave die Mr di« Papstwahl bestimmt« Zimmerflucht im Vatikan, also «ine Oertlichkett; dann ist die Bezeichnung auf dtt Körperschaft der sich dort versammelnd« Eackinäle übergegang«. Ja, auch die Wahlhandlung selbst verstehen einige darunter. Jene Zimmer oder Säle wecken durch Luchwänd« in ebenso viele, mäßig weite und in einer Reihe liegend« Zellen ttngekheilt, al» Eackinäle vorhanden sind. Da» wären gegenwärtig 57; es weckrn aber wohl einzeln« Zellen frei blecken, da z. B. die Erz bischöfe von Sidney und Baltimore kaum rechtzeitig eintrefsen können. Im Jahre 1878 waren 22 nichtitalienische Cardinal« anwesend. Welche Zell« dir einzelnen Cardinale mit zwei, bis weilen auch drei unterg«Ü«rn Priestern ttnzurwhmea haben, be stimmt da» Loo»^/ Die weiter« Vorgänge sind durch di, Päpste
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