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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1899
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990422029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899042202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899042202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-04
- Tag1899-04-22
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Abend-Ausgabe l ss,5o »r I 2'1. riWgcr TaMM 8. Mzerger Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig, 203 Jahrgang. Sonnabend den 22. April 1899. iaeddörs« Feuilleton NI des Kr. -wo Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/,? Uhr. die Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. nover durch Bekämpfung der Nationalliberalen das Welfenthum überwinden will, von Neuem als das gekennzeichnet werden, was sie ist: Schädigung des preußischen 'Staatsgedankens in jener Provinz. be- dic Die Entscheidung in der Dreyfus - Angelegenheit wird nun nicht lange mehr auf sich warten lassen, und so kommt die Frage von Neuem in Fluß: wird die Revision oder dieAnnullirungdes gegen Dreyfus gefällten Urtheils be schlossen werden? Der Unterschied beider besteht darin, daß die Revision auf Grund von neuen Thatsachen das ergangene Ur- theil prüft, während die 'Annullirung auf Grund gesetzwidriger Vorkommnisse das ganze Verfahren umfloßt. Die Revision kann zwar auch zur Aufhebung des Urtheils führen, aber die An klage bleibt bestehen, und führt zu einem Verfahren vor einem neuen Gerichte oder vor dem Cassationshof selbst, der dann ein freisprechendes Urtheil fällen kann; nach der Annullirung da gegen müßte «ine neue Anklage erhoben werden, um ein weiteres Verfahren zu ermöglichen. Die Revision stützt sich bekanntlich auf die zwei neuen Thatsachen des Selbstmordes Henry's, des Hauptzeugen gegen Dreyfus, und des Widerspruchs der Gut achten der Sachverständigen im Dreyfus- und im Esterhazy-Pro cess« über das Bordereau. Die Annullirung stützt sich auf die Gesetzesverletzung, die dadurch begangen wurde, daß den Rich 10ILO 137,UL 158,— 143,— S7,7V 140,40 108,SV S-i. >»td. >d. a»1d «tu> kick >»d. cksd. >»,d. >o t«UiI »ist. kr". :Ii vordotolli VIll »Ur» tern im Berathungszimmer Aktenstücke vorgclcgt wurden, von denen weder der Angeklagte, noch sein Vertheidiger Kenntniß hatte. Dies will der Commandant Freystätter bezeugen. Er war bekanntlich einer der Richter des Kriegsgerichts, das über Dreyfus zu urtheilen hatte. Er hat Dreyfus in gutem Glauben oerurtheilen helfen, ist dann aber, vom Selbstmord Henry's an, zu der Ueberzeugung gekommen, daß Henry ein fal scher Zeuge war und daß Dreyfus nicht blos ungerecht, sondern auch ungesetzlich veruriheilt wurde. Freystätter kann nämlich darüber aussagen, daß dem Kriegsgericht im Berathungszimmer Schriftstücke vorgelcgt wurden, welche die Verurtheilung entschie den und die weder der Angeklagte, noch sein Vertheidiger kannte. Freystätter harte an den Marineminister Lockroy geschrieben und sich zur Aussage bereit erklärt; Lockroy hatte ihn an den Minister Präsidenten Dupuy verwiesen, dieser ihn jedoch wieder an den Marineminister zuriictgeschictt. Schließlich hatte der Minister rath entschieden, daß cs dem Cassationshose zu überlassen sei, ob er Freystätter -vernehmen wolle oder nicht, und der Cassations hof hat, wie gemeldet, gestern in bejahendem Sinne entschieden. Der Cassationshof hat sich bereits mit der Frage der Möglich keit der Annullirung beschäftigt und die Regierung selbst scheint der Sache nicht fremd zu sein, und wenn man näher zuschaut, findet man leicht, daß Regierung und Militärpartei glauben, mit der Annullirung besser zu fahren, als mit der Revision, deren Ausgang ohnehin noch unsicher ist. Mit der Annullirung wäre die Sache viel eher zu Ende als mit der Revision. Annullirt der Eassationshof das Urtheil wegen vorgekommenen Unregel mäßigkeiten, so braucht die Regierung nur keine neue Anklage zu erheben und der Proceß Dreyfus ist zu Ende. Auf Dreyfus würde dann immer noch der Verdacht lasten, daß er der Verräther sei, denn der Cassationshof hätte ihn ja nicht für unschuldig er klärt, sondern blos das Urtheil wegen begangener Unregelmäßig keiten aufgehoben. Die Schuldigen und die wirklichen Verräther brauchte die Regierung dann ebensowenig zu -verfolgen, als sic dieselben bisher verfolgt hat. Man wird bald sehen, in welcher Richtung die Regierung operirt. S1,IV 434, 178, 261 10 131,7b 136.90 24b, 99 ISS. 70 183,69 210,SV 121,— 120,60 88,20 SS,25 Zu den Plänen von Eecil RhodcS schreibt man der „Tgl. Rndsch.": Trotz aller Widerlegungen dauern die Mittheilungen aus England über die Unterstützung der Rhodes-Eisenbahn durch Deutschland fort. Neuerdings weiß ein Londoner Börsenblatt noch zu melden, es fänden nun Unterhandlungen in Berlin zwischen den an der Rhodesbahn inicressirten Finanzgrupppen und der Colonial-Abtheilung des Auswärtigen Amtes statt. Auch diese Mittheilung ist nicht besser begründet, als die frühe ren: Die Colonial-Abtheilung hat bisher mit demPlane der transcontinentalenEisen-bahn nochnichtszuthungehabt und wird Wohl auch nicht eher damit befaß: werden, als bis Cecil Rhodes sich mit den betreffen den deutschen Bankhäusern verständigt hat. Die Verhand lungen sind aber ins Stocken gerathen,da sich C. Rhodes nicht zu der verlangten Garantie summe verstanden hat. Es hängt ganz von Rhodes selbst ab, ob und wann die Berathungen von Neuem ausgenom men werden sollen. Wenn sonach auch nicht von einem eigent lichen Abbruche dec Unterhandlungen die Rede sein kann, so läßt sich auch deren Wiederanknüpfung nicht voraussehen. Die Sache wird um so weniger übereilt werden, als sich die Ueber zeugung immer mehr befestigt, daß die Durchgangsbahn vom Süden nach dem Norden Afrikas unserm deutsch-ostafrikanischen Schutzgebiete nur nachtheilig sein muß, so lange nicht di« Cen- kralbahn von der Ostküste nach ven großen Binnenseen hergestcllt ist. Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß nach dem Schlüsse der Reichstags-Session Berathungen mit der Reichsfinanz-Ver- i8s,sc> 310.25 ISS, 75 358.50 394.50 142.50 134.75 182.75 24S.SL 168.— 177.25 171.50 145.50 228.25 IIS,— 128,49 131,60 375.— SS7,— 326.75 155.75 183.25 335,— 152,— 122.75 163,- , deioocker« «ke»Uxr. Io wllttsr, »uk mck lürksv 106,25 SV,IO 100,40 S7,2b 85,5V SS,7v 88,40 7S.5V SI,3V l40«»ck»mpk«r ; in UoviN« > ck«r ^oedor- >ps«r ; 1» SLMdurx , dvicks 8»md von u kkvVorli 1-Io?<t ko»t 1»L»Lck4wpkor >md. - »w«ri>l k! voll kort oll l-kv Vorli «m»lltl« <20,v k Lllirillliell, doick« ck«llf»I»" ll»cd 81, <30/4) ll S»lv«toll, >»ck it,llr ill " voll lckv« „kortd" voll irMorU»" voll Ollilldorkock" V0ll S»QL00ll. ll, ^6r»»ck,ll' red Ltooktoll, »cd 8olk»t, ll»vk l»rvtod; »m k, l«. lllr» ^ioo rr. m ^-kr. l«Q Filialen: Dtl» Klemms Sortim. tAlfred Hahn), Universitätsstraße 3 (Paulinum,. Laut» Lösche, Aatharinenstr. 14, Part, und KömgSplatz 7. Aunahmeschluß für Anzeigen: Ab end-Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stund« früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Ne-action »nd Erpe-ition: JnhanntSgasfe 8. Di« Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend- 7 Uhr. Errungen. Roman von M. Buchholtz. Nachdruck verboten. DaS Mädchen ging, ohne «lin Wort zu erwidern, voran und öffnete dem Fürsten die Thür zu einem hohen, großen Zimmer, dessen altmodische Einrichtung, durch hübsche Blumenarrange ments gehoben, sich vornehm und dabei doch gemächlich ausnahm. Als der Fürst das Zimmer betrat, erschien durch die gegen über liegende Thür Greta, Vie, des Fürsten Kommen nicht ahnend, sich unvermuthet bei ihrem Eintritt ihm gegenüber sah. Der frohe, heitere Ausdruck ihres Gesichtes verschwand voll kommen, als sie des jungen Mannes ansichtig wurde, und kühl bat sie ihn, als Erwiderung auf seine ihr zu vertraulich klingen den Begrüßungsworte, Platz nehmen zu wollen. Der Fürst kam dieser Aufforderung ohne Umstände nach, und ungenirt ein Bein über das andere legend, betrachtete er mit dreisten Blicken vie vornehm schöne Erscheinung Greta's, -die ihm in ihrem einfachen Hausanzuge wie die Verkörperung des deutschen Gret chen-Ideals erschien. „Wie ich höre, erwarten Sie Besuch, mein gnädiges Fräu lein, darf man fragen, wer der Herr Leutnant ist, von dem das Mädchen sprach?" „Mein Bruder!" „Ach — Ihr Herr Bruder ist Officier?" „Im" „Und er bleibt längere Zeit bei Ahnen?" >tod IL. 8. P'.sN mrL Ransau sah ernst in ihre wunderschönen, zu ihm aufgeschlage- ncn Augen, und erwiderte gedankenvoll: „Warum giebt es überhaupt so diel Leiv auf der Welt, das die Menschen meist nur im thörichten Unverstand einander schaffen." „Ah", sagte der Fürst, der in diesem Augenblicke mit Herrn von Tarden wieder heraustrat, „die mildthätige Liebe hat die Schmerzen schnell zu heilen verstanden." Dann neigt« er lässig den Kopf gegen Ransaü, dessen Namen ihm Herr von Tarden vorstellend genannt hatte, und fuhr, zu Greta gewandt, die das Kind auf den Boden gestellt und sich er hoben hatte, fort: „Ihr Herr Water ist nicht so unerbittlich ge wesen, wie Sie, mein gnädiges Fräulein, und hat mir Ihrer Aller Erscheinen zu morgen freundlichst zugesagt." „Wie schon gesagt, Mama -ist krank, und —" „Ach so, ich vergaß —, nun dann also ohne Ihre Frau Mutter! Ich küsse der Schönheit und Anmuth die Hand und sage an i-ovoir!" Ehe Greta es hindern konnte, hatte der Fürst ihre Hand an seine Lippen gezogen und einen Kuß darauf gepreßt. Mit fast unhöflicher Heftigkeit zog Greta ihre Hand zurück und trat einen Schritt zur Seite, während der Fürst so that, als bemerke er cs nicht, sich nochmals tief vor ihr und -flüchtig gegen Ransau ver neigte, dann, von Herrn von Tarden gefolgt, auf seinen Wagen zutrat und gleich daraus davon fuhr. „Ein fader Schwätzer", sagte Ransau, ihm nachblickend, „der trotz seiner Liebenswürdigkeit etwas in seiner Art und Weise hat, das einfach arrogant ist!" Greta nickte bejahend und erwiderte auf ihres Vaters Aeuße- rung, daß Man das freundlich: Entgegenkommen der kleinen Durchlaucht anerkennen Müsse und seine liebenswürdige Ein ladung zu dem Erntefest auch entschieden nicht ablehnen könne, gar nichts. Sie war-entschlossen, nicht hinzugehen; es jetzt aber zu sagen, hätte nur den Unwillen ihres Vaters für sie zur Folge gehabt und ihr überdies nichts genützt; sic hoffte durch Stanislaus ihre Absicht am besten zu erreichen. Als Ransau sich entfernt hatte, zündete sich Herr von Lar ven in sichtlich guter Lftune eine Cigarre an und nahm ein Zei tungsblatt vor, das er, als Greta nun auch gehen wollte, für einen Augenblick sinken ließ, um zu sagen: „Du bist übrigens von einer solchen Bekniffenhrit dem Für sten gegenüber, Greta, die wirklich zu Deinen Jahren nicht im Einklang steht. Es wäre mir sehr lieb, wenn Du Dir Mühe geben wolltest, etwas liebenswürdiger gegen ihn zu sein, denn mir liegl viel daran, mit unserem jungen, reichen Gutsnachbarn „O, das wäre zu schade", rief der Fürst, der, noch erregt durch den genossenen Wein, die kühle Zurückhaltung des schönen Mädchens besonders reizend fand. „Nein, dagegen protestire ich", fuhr er fort, indem er aufstand, „ich bitte Sie, mein Fräu lein, so viel Schönheit darf sich doch nicht —" „Bitte, Durchlaucht", entgegnete Greta, die sich nun auch erhoben hatte und sich zu ihrer vollen, stattlichen Größe aus richtete, „ich liebe keine Schmeicheleien und bitte sich danach richten zu wollen. Uebrigens sehe ich dort meinen Vater kommen und hinter ihm Herrn Ransau mit einem kleinen Jungen auf dem Arm, was kann da geschehen ssin?" Ohne des Fürsten Anwesenheit weiter zu beachten, verließ sie, von ihm gefolgt, das Zimmer und trat den Herren mit fragendem Blick entgegen. „Der Hannes ist von einem Wagen gefallen, auf den er unnützer Weise hinauf geklettert war", sagte Herr von Tarden, „sich doch zu, Greta, wie wir -den kleinen Racker wieder wach bekommen; gebrochen hat er nichts, er scheint nur ohnmächtig zu fein. Ah, Durchlaucht", wandte -er sich dann dem Fürsten zu, „es ist mir eine ganz besondere Freude, Sie bei mir grüßen zu dürfen. Bitte, kommen Sie hinein, Greta wird kleine Krabbe schon wieder aus die Beine bringen." Etwas widerwillig folgte der Fürst der Aufforderung Hausherrn, während Ransau seine kleine Last auf den Schvoß Greta's lsgte, die sich liebevoll über das ohnmächtige Kind beugte. Auf ihre Bitte brachte ihr Ransau Wasser, und Beide hatten bald die Genu'gthuung, daß der Knabe die Augen aufschlug, um dann in Anbetracht des gehabten Schreckens nock> nachträglicb in einen Thränenftrom auszubrechen. Greta, die festgestellt, daß er keinen besonderen Schaden erlitten, erhielt auf ihre freundlichen Fragen, ob ihm auch nicht dies oder das wehe thäte, nur immer unter fortwährendem Schluchzen die eine Antwort: „Es thut mir nischt weh, aber ich will zur -Mvtter, ich will zur Motter!" „Die ist jetzt auf dem Felde", fugte Greta und trocknete ihm mit ihrem Taschentuch« die Thränen, „aber sich' mal, hier hast Du einen Apfel, und wenn Du ganz artig bist, dann bekommst Du noch einen, aber nun auch nicht mehr mucksen. Siehst Du, so ist's recht!" Während das Kind zu ess«n begann, derweil -ihm noch die letzten, dicken Thränen über die Backen rannen, sah Greta mit lachenden Augen zu Ransau auf, der dicht neben ihr stand, und sagte: „Dem schmeckt's, nicht wahr? Wenn doch alle Thränen so schnell zu trocknen wären wir Kinderthränen!" auf freundschaftlichem Fuße zu bleiben; solche Beziehungen kön nen Einem nur nützen." Gretu fah ihren Vater mit einem erschreckt fragenden Blick« an, und der Gedanke, ob er daran denken könnt«, bei seinen oft vorkommenden Geldverlegenheiten die Hilfe des jungen Fürsten in Anspruch zu nehmen, ging ihr durch den Sinn. Oder war diese ihr bei seinen Worten plötzlich auftauchende Befürchtung nur Gaukelspiel ihres stets schon Vas Schlimmste befürchtenden Herzens? Die Sonne war untergrgangen, und das purpurne Abend- roih, das die Erde wie abschiednehmend umfing, tauchte Greta's Gestalt in goldene Gluth, die auf dem Perron des kleinen Bahn Hofes stand und mir freudig klopfendem Herzen dem einlaufenden Zuge entgegensah, der ihr den erwarteten Bruder bringen sollte. IM nächsten Augenblicke hing sie am Halse des stattlichen jungen Ulanenofficiers, der, hoch und schlank gewachsen, ihr wunderbar ähnlich sah. Das war 'dasselbe vornehm geschnittene Gesicht, dieselben Blondhaare und dieselben großen, sprechenden Augen, wie sie auch Greta besaß, nur daß diese letzteren in des jungen Officiers Gesicht bisher nur im strahlenden Uebermuth geleuchtet hatten, wie denn auch seine ganze Erscheinung, sein ganzes Wesen den Eindruck von ungetrübtestem Jugendfrohsinn machte. Nachdem er sich nach dem Befinden der Eltern erkundigt hatte, fragte er luftig: „Nun, Gretel, was habt Ihr denn zu meinem Uebcrfall ge sagt? Hast Dich ein bisl gefreut? Siehst Du, wenn man nur Much hat, dann bekommt man selbst solche Dinge fertig, wie diesen kleinen Extra-Urlaub, den mir der gestrenge Herr Oberst zu Wil-m's Hochzeit so reichlich bemessen hat, daß ich, nachdem ich gestern geholfen habe, Freund Wilm die süßen Fesseln Gott Hymens anzulegen, nun noch zwei Tage zu Euw nach Domnika kommen kann. Uebrigens überbrachte mir Wilm lauter weise Lehren von Dir und Mutter; ist's denn so nöthig zu sparen, ja? —" und er sah die Schwester, die jetzt an seiner Seite im Wagen saß, fragend an. Greta nickte ernsthaft, währenv über ihr eben noch heiteres Gesicht ein sorgenvoller Ausdruck ging. Stanislaus sah es und ergriff freundlich ihre Hand, während er mit einem leichten Seufzer sagte: „Laß gut sein, ich lebe schon so vernünftig, wie eine alte Unke, aber ein Vergnügen ist's wahrlich nicht, und wenn man sieht, wie gut es solch ein Menschenkind wie der Wilm zum Bei spiel hat, der eine liebe Frau heirathen kann, ohne ängstlich an Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 2V Pfg. Reklamen unter dem RedactionSstrich (4g* spalten) SO^, vor den Familiennachrichte» (6gespalten) 40.-H. Größere Schriften laut unserem PreiS- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefördrruug 60.—, mit Postbeförderung 70.—. L-I. Uo. mt» or. «cnl. t» kr wc rioi. -?r. oMo > 0,I2>. „O, da trifft es sich für mich insofern günstig, als ich dann auch vielleicht auf sein Erscheinen zu einem morgen bei mir statt- fnkdenden Erntefest rechnen darf, zu dem ich Vie Herrschaften crgebensi einladen wollte. Meine nächsten Gutsnachbarn, sowie einige Herrschaften aus der Stv'dt, darunter auch die Ihnen, mein gnädiges Fräulein, bekannte gräflich Zittberg'fche Familie, baben mir ihr Kommen bereits zugesagt." „Wir werden Ihrer Einladung nicht nachkommen können denn da mein Brüher nur zwei Tage bei uns bleibt und meine Mutter sehr kränklich ist, so ist es wohl selbstverständlich, daß wir zu Haus unter uns bleiben", entgegnete Greta frostig, die es em pörend fand, daß der Fürst nur nach dem Vater und noch mit keiner Silbe nach der Mutter gefragt hatte. 713 566 500 4S0 410 ,47V »d»ok 587 Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes nnd Nolizei-Amtes der Stadt Leipzig. lieber ein charakteristisches Beispiel polnischen Regiments ist kürzlich auS St anislau in Galizien berichtet worden, das merkwürdiger Weise politisch wenig beachtet worden ist. Der Bericht lautete: „Das Bezirksgericht Nadworna verurtheilte den dortigen Orts barbier Wolf Blau wegen angeblicher Verleumdung des Be- zirkshauptmannes Halecki zu der ungewöhnlich strengen Arrest strafe von zwei Monaten. Aus Berufung Blau's sprach ihn das Kreisgericht zu Stanislau frei, da er den Wahr heitsbeweis vollständig erbracht habe. Es wurde Folgendes erwiesen:. Der Bezirkshauptmann hat Blau fünf Jahre für Frisiren und Rasiren nichts gezahlt. Als Blau weitere unentgeltliche Dienste verweigerte und Zahlung verlangte, drohte der Bezirkshanptmann, ihn durch Steuerdruck und andere Mittel zu ruiniren. Er verbot seinem untergebenen Personal und den von ihm abhängigen Leuten, zu dem Barbier zu gehen, und untersagte dem Bezirksarzt, Blau bei chirurgischen Operationen als Aushilfsorgan zuzuziehen. Er veranlaßte ferner den Steuer referenten und die Steuercommission, Blau eine zehnmal höhere Erwerbssteuer als gebührend zuzumessen. Als dieses Steuer ausmaß von der Finanzdirection cassirt wurde, hielt der Bezirks hauptmann diesen Bescheid Monate lang zurück und ließ inzwischen eine widerrechtliche Pfändung bei Blau vornehmen. Dadurch ist der Mißbrauch der Amtsgewalt erwiesen." Galizien wird bekanntlich durchaus national-polnisch regiert, und wenn es sich auch nur um einen Bezirkshaupt mann und einen Barbier handelt, ein besseres Beispiel für die Natur der polnischen Wirthsckaft kennt auch die Geschichte der „Republik Polen" nicht. Ungeheuere Rechtsbedrückung und Ausbeutung der Schwachen durch die Starken, das ist polnisch, und die kleine Geschichte aus Nadworna ist charak teristisch für daS Polizeiregiment in CiSleithanien und — lehrreich für Posen und Westpreußea. So wie der Herr Halecki mit dem Barbier Blau umspringt, so verfährt daS galizische Polenthum mit Len Deutschen in Oesterreich: benutzt seine ausschlagende Stellung, um zu nehmen, was nicht frei willig gegeben wird. Nur daß es keine Finanzdirection giebt, die die von den Polen dictirte allgemeine Lastenvertbeilung und die damit verbundene Ueberleitung deutscher Steuergelder in galizische Taschen „cassiren" wollte und dürfte. In den preußischen Landestheilen mit polnischer Bevölkerung sollte man von ObrigkeitS wegen den Bericht über die Gerichtsverhandlung in Stanislau an allen Ge meindehäusern oder Kirchen anschlagen lassen. Wenn eS der polnischen Schlacht« und der katholischen Geistlichkeit gelungen ist. Lauern und Kleinbürger für den national-polnischen Gedanken einzufangen, so haben sie diesen Erfolg nur der preußischen Ver waltung und Justiz zu danken, die durch hundertjährigeOrdnung und unparteiische Rechtspflege beim polnischen Adel die Halecki- Natur zwar nicht anSgetriebcn, aber doch unterdrückt und es so erst wieder ermöglicht bat, daß die große Masse der Polen den einstmaligen Druck vergessen und den Abscheu und die Furcht vor der Wiederkehr eines Regiments von Polen verlieren konnte. Bezugs-Preis der Hauptexprditton oder den im Stadt bezirk und den Bororten errichteten AnS- qabestellen abgeholt: vierteljährlich 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins L^auS ^1 ö.5O. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Directe tägliche Krcuzbandiendung ins Ausland: monatlich 7.50. 1899 Nationalliberale: 6139 Agrar-Conservative: 1249 Welfe: 3485 Das war die erste „Kraftprobe" der neubegründeten hannoverschen „conservatioen Vereinigung" und zugleich eine vernichtende Ant wort auf die Politik der Vundesleiiung, die dem nationallibera len Cackdidaten Wamhoff zu guterletzt sogar mit den Erklärungen des zur Genüge gekannten Herrn Schoos Abbruch zu thun ge dachte. Nun hat es sich gezeigt, daß diesen Politikern nicht nur eine große Zahl der Wähler, die ihnen noch 1898 gefolgt war, das Vertrauen entzogen hat, sondern auch, daß lediglich dieser con- servativ-agrarische, mit amtlicher Rückendeckung gemachte Ein bruch die Niederwerfung der Welfen im ersten Wahlgange ver hindert und diesen nochmals Gelegenheit gegeben hat, sich um den Sieg zu bemühen. Wozu die hannoverschen Conseroativen sich bei dieser Wahl hergegeben haben, das ist nichts Anderes, als das von ihnen so oft bitter getadelte Einschieben von antisemi tischen Candidaturen in Wahlkreisen, wo die Vermehrung der Bewerber keinen anderen Erfolg haben konnte, als den, die anti nationalen Richtungen zu stärken. Es bleibt nunmehr abzuwar ten, ob die für den preußischen Landrath abgegebenen Stimmen in der erforderlichen Stichwahl zwischen dem nationalliberalen und dem welfischen Candidaten wiederum dem Welfen das Man dat verschaffen werden. Damit würde die Politik, welche in Han- Wie die „Narodni Listy" erfahren, ist der bereits früher einmal erwähnte Erlaß des österreichischenKriegSministeriumS, betreffend die Meldung der Reservisten bei den Control- versammlnngen, thatsächlich ergangen, und zwar schon am 9. April. Er lautet: Nach 8 62 des Wehrgesetzes sind alle Reservisten bei den Control- verjammlungen verpflichtet, bei der Verlesung ihres Namens, gleich, wie bei jedem anderen dienstlichen Ausrufe, sich in der Dienstsprache der Armee mit dem Worte „Hier!" zu melden. Eine andere Antwort widerspricht dem Reglement und ist gegebenenfalls als Ungehorsam zu bestrafen. Widerspruch oder absichtliche Nicht- beachtung des Gesetzes involvirt eine Verletzung der Disciplin. Die Mannschaft ist zu verständige», daß künftighin Ausschreitungen bei Controlversammlungen mit der vollen Strenge des Gesetzes geahndet werden. Dieser Erlaß zeugt von einer erfreulichen Festigkeit der österreichischen Militärbehörden gegenüber den nationalen Sonderbestrebungen der Tschechen und wird diesen nicht eben angenehm in die Ohren klingen! Gestern kam die Angelegen heit im Prager Landtag zur Sprache. Der Tscheche Boxa bezeichnete die Vorschrift, daß die Mannschaften sich mit „Hier!" melden müssen und daß das tschechische .,2cko!" unstatthaft ist, als eine Beleidigung und Mißachtung der böhmischen Nation. Dem trat der Statthalter von Eoudenhove sehr entschieden und nachdrücklich entgegen, indem er erklärte, er sei zwar als Statthalter nicht berufen, die Nothwendigkeit der Armeesprache zu dcduciren. Dies werde, wenn noth- wendig, von berufener militärischer Seite geschehen. Er be tone aber als Civilbeamtcr und Statthalter, daß in der Armeesprache angesichts der anerkannten Nothwendigkeit eines einheitlichen VerständigungSmittelS von einer Zurücksetzung der Nationalitäten nicht die Rede sein könne. Gegenüber der in den Ausführungen des Vorredners gegen die Armee enthaltenen Spitzen erklärte der Statthalter: „Für unS ist die Armee ein machtvoller Repräsentant der Einheit des Staates. Sie erhält Jahrhunderte lang die glorreiche Tradition aufrecht und rcpräsentirt für uns die Kraft deS Staates. Jeder wirkliche Anhänger unsres Staats wesens wird unsere Armee stets hochzuhalten und Angriffe gegen dieselbe abzuwehren wissen." Der Statthalter schloß mit dem lebhaften Wunsche, daß die Nationalitätenangelegen- beit im Interesse deS Reichs nicht auf die Armeeangelegcn- heiten übertragen werde. Politische Lagesschau. * Leipzig, 22. April. Eine harte, aber wohlverdiente Lehre hat die in der Provinz Hannover mit landräthlicher Unterstützung neugebildere „conscrvative Vereinigung" durch den Ausfall der Wahl in dem Reichstagswahltreisc Melle-Diepholz empfangen. Tie hat eine vollständige Niederlage erlitten, obgleich sie sich mit der Hoffnung schmeichelte, den Wahlkreis wenn auch nicht in der Hauptwcchl, so doch in der Stichwahl zu erobern. Es rangen mit einander der nationalliberale Candivat Wamhoff, der Welfe von Bar und der Cvnservative Landrath von Pestel — Wamhoff allein, von Pestel unterstützt durch eine große Zahl von Parteirednern, feierlich anerkannt von der Lei tung des Bundes der Landwirthe, die ihn für ihren Candidaten erklärte und ihn der ländlichen Bevölkerung als den Vertrauens mann der hannoverschen Landwirthe oorstellie, obwohl sie früher Landrathscandidaturen verworfen hatte. Sodann aber hatte der conseroativ-agrarische Landrath auf seiner Seite die gesammten Einflüsse, die hinter der neubegriindeten „conseroativen Ver einigung" standen, bezüglich deren an die Centralstelle nach Ber lin berichtet worden war, daß sie berufen sei, das im Stich ge lassene und „verwirthschaftete Erbe" der Nationalliberalen zu übernehmen. Alle die Abstimmungen Wamhoff's, bei denen er an der Seit« der Regierung für die Handelsvertragspolitik ein getreten war, hatte der Bund herausgefuchi, um sie gegen ihn zu ocrwerthen, obwohl der Landrarh von Pestel um dieselbe Zeit sogar die Verpflichtung gehabt hatte, diese Regierungspolitik amtlich zu vertieren. Den Welfen hatte man sogar Concefsionen gemacht und ihnen nahegelegt, daß für den Conseroativen stimmen soviel bedeute, wie dem „edlen Welfenhause" den Weg zum Thron in Braunschweig bahnen. Und nun das Ergebniß: der national liberale Canvidat Wamhoff hat die meisten Stimmen erhalten und der Landrath von Pestel die wenigsten. Und nicht nur das: die nationallrberalen Stimmen sind nahezu um 3000 gegen di« Hauptwahl von 1898 gestiegen, die conser- oativ-agrarischen fast um die Hälfte zurückgegangen, obwohl beide Male der conseroative Candidat derselbe „so sehr beliebte" Land- roth von Pestel war. Die Zahlen sind folgende: 1898 3191 2110 4950 »elw tr-71 :r. L rttr. -rUd. s»d. Zt-X ,l»t. 8«U. u»d. l«II. lnet. .».8 i-xv. 276,25 158,10 168,45 215,85 213.25 6-1-t 8ri»i — 8850 8025 8150 4350 4425 7225 — 3100 — 14300 — 2825 2800 — 3750 3300 3350 . — 4600 12100 12250 I6I50 16250 — 12000 —— 11800 4475 4525 11675 I1S50 2675 2725 4475 4550 825 875 1675 1725 3275 3350 1450 1500 2800 3350 —— 15300 2500 2550 12750 72875 1750 1825 — 3450 230 270 — 2625 200 250 24850 25100 - - 30 1480 1540 —— 2525 340 370 14125 — 775 4200 j 4260 4«oc 4850 7850 ! 7825 UarLt». Voll »r«r lUslbllll 8«llS
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