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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.04.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189904162
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18990416
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18990416
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-04
- Tag1899-04-16
- Monat1899-04
- Jahr1899
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.04.1899
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Durch dir Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vtertrljübrlich S —. Direkte täglich« Sreuzbandsenoung iu» AuLland: monatlich 7.bO. Die vrorgen-Uulgab« erscheint um '/,? Uhr. Ur Adeud-Auggad« Wochentag« um v Uhr. Ke-artim «nL Lr-ettti»»: 8. Dir Exp^itiou ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: ktt» Dlenem's Tsrti». (MfreV Hahn), Uuivrrsitätsstrob« S (Paulinum), L«»is UHsHe, »etharinenstr. 1«, Part, und KOnig-pIatz 7. MiWAcr Tagtblalk Anzeiger. Äitttsvtatt des Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, -es Ratljes «nd Nslizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Auzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclaiiien unter dem Redactionsstrich (4ge» spalten- öO^, vor den Familiennachrlchten (6 gespalten) 40/H. Größere Echristen laut unserem Preis' verzeichn iß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Vetlagen (gefalzt), nur mit der Morgen«Ausgabe, ohne Pvstbeförderung 60.—, mit Pvstbeförderung 70.^. Äunahmeschluß für Anzeigen' ?lb end-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet- an die Ex-rditian zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 1S1. Sonntag den 16. April 1899. 93. Jahrgang. Aus der Woche. Die Beantwortung der Samoa-Interpellation durch Herrn v. Bülow wird, wie von unS, im weitaus über wiegenden Theil der deutschen Presse als eine zufriedenstellende beurtheilt. Sie war dem Staatssekretär des Auswärtigen vielleicht einerseit« erschwert, andererseits erleichtert durch die Art der vorhergegangeoen Begründung. Als Rede in einer etwaigen Besprechung hätten die von patriotischem Geiste durchwehten Darlegungen de- Abgeordneten Lehr — mit einigen Vorbehalten, die sich Wohl mit den Ausführungen de- Abgeordneten Fürsten Bi-marck gedeckt haben würden — den Beifall der Parteigenossen gefunden. Als Begründung einer — von allen bürgerlichen Parteien unterzeichneten! — Anfrage wich sie, wie rin Berliner nationales Blatt zutreffend bemerkt — vom Gegenstände ab. WaS die Beantwortung unlangt, so giebt der Umstand, daß der Berliner Regierung von einem Conflict zwischen dem Admiral Kautz und dem Capitän de- „Falke" nicht das Mindeste bekannt ist, so geraume Zeit nach dem Tage der angeblichen Lorfälle, die erwünschte Gewißheit, daß ein solcher Conflict überhaupt nicht stattgefunven hat. Erfreulich ist es weiter, daß die deutsche Regierung, obwohl sie die Ver- besserungsbedürftigkeit der Samoa - Acte anerkennt, die Initiative zu einer Abänderung nicht zu ergreifen entschlossen ist. DieseZurückhaltungstärktdieRegierungaufdemvonihr glück licher Weise eingenommenen Standpunkt, kein Iota von dem ihr aus den Samoa-Acten, wie sie sind, zuslehenden Rechten preis- zuzeben. Interessant ist eS, die allgemeine Annahme, daß die Schwierigkeiten der letzten Wochen nur in London allein, nicht auch in Washington lagen, auS dem Munde des Herrn v. Bülow bestätigt zu hören. Einstimmigkeit bei Beschluß fassung der Specialcommission kann England erst nach Mittwoch Mittag vorbehaltlos acceptirt haben. Am Abend dieses Tages constatirte die „N. A. Z." noch Londoner „Weiterungen." Der kritische Stand der samoanischen Angelegenheit bat eine Erörterung unserer Seewehrverhältnisse bervorgerufen. Diese ist vielleicht auS zwei verschieden artigen Quellen hervorgequollen. ES ist erklärlich, daß ein Streit Mit England und Amerika den Wunsch erweckt, die Unzulänglichkeit der deutschen Flotte so rasch als möglich zu beseitigen. Eine liebenswürdige, aber politisch ganz un brauchbare und nicht einmal unschädliche Naivetät möchte den Termin der Beseitigung noch früher ««gesetzt wissen und ist wieder mit der Aufforderung hervorgetreten, auS freiwilligen Spenden die Kosten für den Bau von Kriegsschiffen zu bestreiten. Weniger phantastisch ist der Vorschlag eines Berliner Blattes, der Reichstag möge die im Flottengesetz von 1898 thalsächlich bewilligten secbS Jahresraten der Regierung schon jetzt in ibrem vollen Betrage zur Verfügung stellen. Aber auch auf diese Anregung dürfte, vom Centrum ganz abgesehen, schwerlich eingezangen werden können. Mit der halben Milliarde Baargeld, um die eS sich ungefähr bandelt, ist den Diplo maten nicht geholfen, unv die Möglichkeit, die bewilligten Schiffe erheblich früher, als vorgesehen, fertigzustellen und zu bemannen, ist gering. Aber eine Modification des Marinegesetzes in Bezug auf die für den Ausbau der Flotte festgesetzte Zeit ist vielleicht doch nicht ganz ausgeschlossen und wir würden ihr freudig zustimmen, weil der deutsche Handelsinteressenkreis, sich stündlich erweitert und weil die Verwandlung des „europäischen Concertes" in ein Weltconcert durch den spanisch-amerikanischen FriedenSvertrag eine unabänderliche Thatsache geworden ist. Auf Erwägungen dieser Art scheint aber die in der verfloßenen Woche neu aufgelebte Agitation für eine weitere Flottenverstärknng nicht durchweg zurückgeführt werden zu dürfen. Man kann sich nicht des Eindruckes erwehren, als ob gewisse, für die Regierungsgunst empfängliche Preß organe der wegen SamvaS in London engagirten deutschen Diplomatie durch fortgesetzte Hinweise auf Deutschlands augen blicklich mangelhafte Stärke zurSee zu Hause einen Dienst zu erweisen die Absicht hätten. Dem läge vor Allem ein Denkfehler zu Grunde, der freilich nicht überall als solcher erkannt werben muß. Denn es versteht sich von selbst, daß ein Nicht völlig zureichender Stand der militärischen Streit kräfte eines Staates dessen über auswärtige Verwickelungen verbandelnden Diplomaten nicht eine geminderte, sondern eine erhöhte Verantwortung zuweist. Was aber die Hauptsache ist: die Consequenz jener angesichts des Samoastreites auf getauchten marinepolitischen Schlußfolgerungen wäre die un geheuerliche Forderung, daß die militärische Leistungsfähigkeit allen möglichen internationaleuCombinationen angepaßt sein müsse. Ein solcher Zustand der Wehrbafligkeit ist aber ein Ding der Unmöglichkeit. Kein Land ist geld- und menschen reich genug, ihn sich zu schaffen. Ohne eine Slaatskunst, die ohne eigenes Verschulden entstandenen Schwierigkeiten zu begegnen weiß, geht es nicht. Und eine Politik, die sich selbst durch unbedacht begonnene Unternehmungen Schwierigkeiten zu bereiten pflegt, würde auch der Besitz der eisengepanzerte Krieger aus dem Erdboden hervorzaubcrnden Zähne dcS KabmoS nicht vor dem schließlichen Untergänge bewahren. Den Reichstag haben in der vergangenen Woche nur die Bemerkungen des Herrn von Bülow über die Samoa- Frage gegen vollständige Unaufmerksamkeit des Publicums geschützt. Er bcräth in erster Lesung über Dinge, die nur während und nach der Commissionsbcrathuug praktisch er giebig sind. Und dazu sind es diesmal erste Lesungen, von denen vielfach bezweifelt wird, ob sie, in diesem Jahre wenigstens, zweite oder gar dritte Berathungen nach sich ziehen werden. ES giebt feinfühlige Parlamentarier, die cs für sehr möglich halten, daß der Reichstag den Schluß oder die Vertagung bis zum Spätherbst erlebt, ohne daß nach den Osterferien außer dem Bankgesctze — dies nach den Commissions beschlüssen — irgend ein Gesetz zu Stande gekommen wäre. Das Lied von der Reichstagsmisere ist alt, aber so traurig, wie voraussichtlich in den nächsten Monaten — wenn die Sache noch Monate dauert — dürfte eS noch niemals ge klungen haben. Nach der Beantwortung der Samoa-Anfrage hat eine förmliche Parlamentsflucht stattgefunden. Um so lebhafter wird eS im preußischen Abgeord- netenhause bcrgeben, so lange die Canal-Frage in der Schwebe ist. Der Eifer, mit der, namentlich am ersten Tage der Berathung, die Aussichten des gewaltigen ProjectS in den Wandelgängen von Mitgliedern des Hauses und Fremden erörtert wurden, ist bisher fast nur »och vor entscheidenden Reichstagsabstimmungen über HeereSgesetze bemerkt worden. Noch aber ist Alles im Dunkeln. Fest scheint nur zu stehe», daß die aus dem westlichen Kohlen- und Industriebczirk herausführendcn Eisenbahnen den Frachtenverkehr nicht mehr zu bewältigen vermögen. Wenn ein Eisenbahnminister, dem nach seiner eigene», viel leicht aber noch zu günstigen Schätzung ein Canal 40 Mill. Mark seiner Überschüsse Wegnehmen wird, den Bau dieses CanalS doch empfiehlt, dann muß die Ueberlastung seiner Verkehrswege doch Wohl vorhanden sein. Es fragt sich nur, ob der Canal ein unfehlbares Erleichterungsmittel ist. Wenn sich die Eisenbahn auf ihn verläßt und er zufriert, dann kann die Transportcalamilät doppelt groß werden. Dies einer der Gründe, weswegen statt des CanalbaueS die Anlegung von Schleppbahnen nicht ausgeschlossen erscheint. Andere Gründe sind schon wiederholt hier erwähnt worden. Die agrarischen Bedenken bat Graf Kanitz im Abgeordnetenhause mit großer Schärfe vorgetragen und schon die Wahl dieses Mannes zum conservativen Wortführer zeigt, wie ge fährdet die Vorlage trotz der zu ihren Gunsten sich geltend machenden hohen Einflüsse ist. Einmüthig wird keine Partei für sie eintreten, im Centruin stehen sich, wie im Freisinn, Ost und West gegenüber; übrigens auch bei den Nationalliberalen, nur daß in dieser Fraction die ablehnende Haltung der Oestlichen numerisch weniger ins Gewicht fällt. Eine Verständigung gilt nicht für unmöglich, aber die von Herrn Richter ausgesprochene Erwartung, das vorgestern von Herrn v. Miquel veran staltete und durch die Anwesenheit deS Kaisers ausgezeichnete Mabl werde die Sache fördern, hat sich nicht erfüllt. Bekanntlich werden aus agrarischen Kreisen für die Zu stimmung zum Canalbau Zusicherungen wegen der künftigen landwirtdschaftlichen Zölle gefordert. Daß sich diesem Hinüberspielen einer preußischen — wenigstens officiell preußischen — Angelegenheit auf daS Gebiet der Reichs gesetzgebung formelle Schwierigkeiten entgegenstellen, ist schon hervorgehoben worden. Interessant ist, wie Graf Kanitz sicb zu dieser „Conipensation" stellt. Der Herr genießt das nicht unverdiente Renommöe eines Volkswirthschafts-Phautasten, aber in diesem Falle ist es der Mühe Werth, seine Meinung zu hören. Graf Kanitz Hal eS rund heraus erklärt: Mit der Conipensation auf zollpolitischem Gebiete sicht eS windig auS. Es ist sehr zweifelhaft, ob wir neue Handelsverträge bekommen werden, denn wir ,verden ichwer.ich Cvntrahenten finden. Der österreichische Handelsvertrag, die Grundlage der späteren Verträge, interessirl die österreichischen und ungarischen Landwirthe wenig oder gar nicht mehr. Nutzen von unseren Verträgen haben nur diejenige» Länder, die keine Verträge abgeschlossen haben und die Meistbegünstigung genießen. So ungefähr Graf Kanitz. Ganz von der Hand zu weisen ist die,e Deduclion nicht, und in einer Zeit, wo sich ein Rickert als „gemäßigter Schutzzöllner" eingeschätzt hat, braucht sie längst von der Notbwendigkeit wirksamer Schutzzölle überzeugten Wirth- schaftspolitikcrn gerade keine Gänsehaut zu verursachen. Auf alle Fälle ist es Wünschenswerth, daß der von der deutschen Regierung verheißene autonome Tarif bald zu Stande kommt. Deutsches Reich. Verkitt, 15. April. Die „Berk. Pol. Nachr." setzen, wie anzunebmcn in höherem Auftrage, ihre Polemik gegen die agrarischen Gegner des Mittellandcanals fort und schreiben: Wenn irgend eine Theorie verkehrt ist, so ist es die des Abq. Grafen Kanitz, wonach Verkehrswege nur eröffnet werden sollen, wenn sie sämmtlicken Landes- theilen zu Gute kommen. Würde diese Theorie be folgt, so würde der Verkehr überhaupt nicht gefördert werden können, denn solche Verkehrswege, die allen LandeStheilen gleichmäßige Vortheile gewähren, giebt es gar nicht. Der Abg. Graf Kanitz würde sehr empört sein, wenn man die Consequenzen aus seiner Theorie bei spielsweise für den Nebenbahnbau sowie für die Unterstützung des Kleinbahnbaucs zöge. Diese Bahnen kommen bekanntlich in sehr großem Umfang; dem Osten zu Gute. Wollte man nuN bei jeder einzelnen Bahn finde», daß sie den Verkehr nur eines begrenzten Landstriches erschließt, so müßte man nach dem Grafen Kanitz daraus den Schluß ziehen, daß ihr Bau unter bleiben müßte. Will aber Graf Kanitz tnit seiner Aeußerung nicht das einzelne ComuiunicationSNiittel, soudern eine be stimmte Art von Verkehrswegen im Auge gehabt haben, so würde auch diese Anschauung nichts gegen den Nhein-Elbe- Canal beweisen. Gewiß wird dadurch, daß Nebenbahnen und Kleinbahnen an den verschiedensten Stellen des Vaterlandes gebaut werden, durch ihr gesamuites Netz der Verkehr in der ganzen Monarchie gehoben, genau so aber liegt die Sache doch auch mit dem Wasserstraßennetz. In Preußen ist eine beträchtliche Anzahl von Canälen vorhanden. ES ist aber er wiesen, daß ihnen allen rin Abschluß insofern fehlt, alS der Osten nicht mit dem Westen in directer Wasserverbindüng steht. Die Umständlichkeiten, welche der Beförderung der Grubenhölzer nach dem rheinisch-westfälischen Industriebezirk und der Kohlen von demselben nach Berlin anhaften, sind wohl ÄftokiS genug dafür. Erst wenn der Mittellandkanal gebaut werken würde, würde daS ganze preußische Wasserstraßennetz seiner eigentlichen Bestimmung entgegengefübrt werden, dö würde ebenso wie das Eisenbahnnetz ohtie Lücke functioniten können. Gerate von diesem Gesichtspunkte aus wird der Mittelland kanal der gesaMmten Monarchie, auch dem Osten bleiten Nnd deshalb ist sein Bau trotz der Theorie deS Grafen Kanitz zu befürworten. * Verkitt, 15. April. Zu den Thomasphosphat- Processen des Bundes der Landwirthe. Der Herausgeber der „Nat.-Lib. Corr.", vr. Mohr, ist am Donnerstag weg en Beleidigung des^üorstandsdesBundeSherLanL- wirthe zu 150 gleichzeitig aber sind auf seit» Widerklage vr. Rösicke und Plaskuda wegen Beleidigung zu je 20 cA oer- urtheilt worden. Einem Bericht der „Rat.-Lib. Corr." über die Verhandlung entnehmen wir Folgendes: Da die „Deutsche Tages- ztg" das Ergebniß der Verhandlung unter Auslassung wesent licher Puncte der "Urtheilsbegründung mittheilt und dazu Aus führungen macht, die den Anschein erwecken, als ob die Leitung des Bundes glatt aus dieser Verhandlung hervorgegangen sei, so sind wir yenöthigt, unter Vorbehalt späterer Veröffentlichung der stenographischen Aufnahme der gesammten Verhandlungen zunächst objectiv Larzuthun, worum es sich thatsächlich bei diesem Rechtsstreit gehandelt hat; ferner, was die Beweisaufnahme er geben, und drittens die Worte, womit der Vorsitzende des Schöffengerichts den Uriheilsspruch begründet hat. Es hat sich bei diesem Rechtsstreit gehandelt: erstens um die Vorhaltung, daß die Leitung des Bundes der Landwirthe ihre Mitglieder bei der Vermittelung von Thomasmehl differenziell behandelt habe, ob wohl sie verpflichtet gewesen wäre, alle Angehörigen des Bundes Feitiltetsn. Hand und Fuß. Ein Capitel auS der Geschichte der menschlichen Schönheit. Bon vr. Rrinhatt Thilo. Nachdruck vcrbotm. Hand und Fuß sind der Zweckmäßigkeit und dem Reichthume ihrer Bildung nach vollendete Meisterstücke der Schöpfung. Sinn reich hat Aristoteles die Hand Las Instrument der Instrumente genannt, und der Fuß ist von Hause aus von der Natur nicht stiefmütterlicher bedacht. Aber nur unsere Kleinen und manche Naturvölker geben uns noch von der Beweglichkeit und der Leistungsfähigkeit Knude, die dem Fuße eigentlich innewohnt. Während die Hand durch Uebung ausgebildet wird, frei spielen kann und der Luft Largeboten wird, bleibt der Fuß verhüllt, eingrschniirt und wird so allmählich zu verhältnißmäßiger Steif heit gezwungen, oft geradezu entstellt. Obgleich Hand und Fuß gewöhnlich auch Larin Geschwister sind, daß, wenn das eine dieser Glieder schön gebildet ist, auch das andere dieselbe Anlage zeigt, so ist Loch eine schöne Hand wert häufiger als ein schöner Fuß, und der Besitz einer wohlgebikdeten Hand läßt noch nicht mit Sicherheit auf einen entsprechenden Fuß schließen. Wir sehen wohl viele schöne Schuhe; aber schon Goethe wies auf den üblichen Trugschluß hin: „Ein kleiner Schuh sieht gut aus, und wir rufen: welch' ein kleiner schöner Fuß!" Künstler und Aerzte, die durch ihre Berufe Gelegenheit zu Beobachtungen haben, sagen übereinstimmend arts, daß von Len Schönheiten des menschlichen Körpers kaum eine so selten sei als ein schöner Fuß. Wir haben un» gewöhnt, al» das oberste Schönheitsmerkmal bei Hand und Fuß die Kleinheit anzusehen. Die Forderung ist alt, indr« kann e» bei ihrem vagen Charakter nicht Wunder nehmen, daß die Anschauungen in diesem Puncte doch recht sehr gewechselt haben. Den Meistern der Schönheit, den alten Griechen, wat der Gedanke, daß Hand Und Fuß vor Allem klein sein müßten, fremd. Ihre Auffassung begünstigte überall die große Linie, da» adlige Verhältnis und verschmähte — wenigsten» in der besten Zeit der hellenischen Cultur — alle» Puppenhafte und Niedliche. So zeigen denn auch beispielsweise die Hände und Füße der milonischen Venus keineswegs die Kleinheit, die heute da» mA schweren Opfern angestrebte Ideal der Modedame ist; charakteristisch ist für sie vielmehr die all gemeine Wohlbikdung, man möchte sagen: die allseitige Aus- gewachsenheit, La» vollendete Ebenmaß der Glieder im Verhält« niß zum ganzen Körper und in ihrem eigenen Baue. In der neuesten Zeit hat man di« normalen Proportionen von Hand unv Nuß durch zahlreiche Messungen ermittelt und gefunden, daß die Hand «in Neuntel der Körperläng« betragen, der Fuß aber (nach Quetelet) sechs- bis höchstens siebenmal in der Körper länge enthalten sein muß. Die Länge des Fußes ist sonach, wie Stratz bemerkt, größer als die des Kopfes; nach einer alten Regel ist die Länge des Fußes gleich dem Umfange der geballten Faust. Nach dieser Abschweifung in das Gebiet der modernen Wissen schaft kehren wir zur Geschichte zurück und finden, daß bei den Römern die 'Geschmacksauffassung einen veränderten Zug zeigt. Catull z. B. spricht bereits von dem kleinen niedlichen Fuß, der dann in der Poesie Jahrhunderte lang eine so große Rolle gespielt hat. Es entspricht dieser Geschmack den materielleren, minder vergeistigten Schönheitsvorstellungen, dir den Römern überhaupt eigen waren. Doch war damit der Sieg der Niedlichkeit in Bezug auf Hand und Fuß noch keineswegs entschieden. Viel mehr zeigt uns die byzantinisch« Kunst, Laß in jener Zeit die lange und schmale Form von Hand und Fuß den obersten Rang einnahm. Die Glieder der byzantinischen Gestalten machen sicher einen überaus vornehmen Eindruck, aber sie haben auch etwas Lebloses, Starres, Schematisches. Den goldenen Mittel weg hat auch hier die Renaissance gefunden, die, auf das griechische Alterthum zurückgehend, die Vornehmheit der Form mit dem warmen Reiz« des Lebens vereinigt sehen wollte. So verlangt Firenzuola ausdrücklich die Hand groß und etwas voll, und auf der Höhe der Renaissance finden wir als den Jdraltypus die reife, volle, große Römerin, deren Schönheit weit mehr im blühenden Ebenmaße aller Glieder als in der Niedlich keit liegt. Auf Bildern der Friihrenaissance finden wir Hand und Fuß oft noch lang und mager, später wird dir Magerkeit fast allgemein verschmäht und die weich«, volle Hand gehört zum Merkmale d«r Schönheit. Damit hatte der Geschmack die entscheidenden Stadien durch laufen; WaS später kam, war Wiederholung. Besonders ist ja seit dem 18. Jahrhundert das Ideal Catull'S erneut in die Mode gekommen, und die kleinen Füßch«n und kleinen Händchen der Rokoko-Schönheiten beeinflussen unwillkürlich noch heute unsere Vorstellungen, obwohl der Renaissance-Typus wohl allgemein als das auch für unseren Geschmack maßgebende Ideal anerkannt wird. Eine eigene Episode in der Geschichte der Hand und des Fußes wird durch Rubens bezeichnet, der in seiner Uberquellenden Kraft La» Derbe liebte und darum die Hände oft fast übergroß und breit, die Füße aber beinahe regelmäßig mit auffallend ausgebildeten Ballen darstrllte. Noch im vorigen Jahrhundert haben (wir wir aus den Memoiren deS Oeil de Boeuf erfahren) am Hofe des Regenten Philipp von Orleans die in Fragen der Männerschönheit sehr erfahrenen Damen diese Bildung des Fuße» als ein Zeichen männlicher Kraft geschäht; heute sehen wir sie als eine Mißbildung an, und zwar jedenfalls insofern mit Recht, als sie bei dem modernen stiefeltrageirden Kulturmenschen die Folge gewaltsamer Drehung der großen Zehe zu sein pflegt. Im Urbrigen kann nur wiederholt werden, Laß wir heutzutage im Allgemeinen eigentlich nur von schönem Schuhwcrke, aber nicht von schönen Füßen sprechen sollten. Die Zeit, in der dem Fuße zuletzt eine sehr eifrige ästhetische Pflege zu Theil wurde, war jene Epoche Les Directoire, La mit dem Griechenthum im All gemeinen auch der nackte Fuß wieder in Mode gekommen war; damals hat Juliette Recamier nicht versäumt, von dem Maler Gerard auch ihre allerdings vollendeten Füße mit verewigen zu lassen. Manche Völker erfreuen sich noch heute eines besonderen Rufes in Bezug auf Hand und Fuß. So die Spanier, von deren Frauen (spcciell den Andalusierinnen) de Amicis sagt, daß man ihre beiden Füße beqeum in eine Tasche stecken könne. Der Fuß der vornehmen Griechinnen wird gerühmt; bei den Englände rinnen sucht man vor -Allem die lange schmale Hand und den en'tsprechdnd geformten Fuß; freilich findet man da auch häufig genug die Schönheit durch die Länge allein ersetzt. Eine Specialfrage hinsichtlich der Schönheit der Hand ist das Verhältniß des Zeigefinges zum Ringfinger. Es ist die größere Länge des zweiten Fingers von mehreren Autoren als eine be sondere und seltene Schönheit aufgefaßt worden, zumal beim Affen der zweite Finger stets kürzer ist als der vierte und daher in der eben bezeichneten Ausbildung eine höhere Stufe der Ent wickelung erkannt werden Lars. Nun hat aber Braune 1874 durch zahlreiche Messungen nachgewiesen, daß bei 70 Proc. der von ihm gemessenen Personen der zweite Finger allerdings der längere war und seine scheinbare Verkürzung meist auf seiner schiefen Stellung zu dem Mittelhandknochen beruht. AlS eine „seltene" Schönheit kann man also den längeren Zeigefinger nicht bezeichnen, wohl aber als eine Schönheit überhaupt, und es befriedigt die Galanterie, sagen zu können, Laß der Besitz dieser Schönheit bei der Frau erheblich häufiger ist als beim Manne. Aehnlich stehen die Dinge in Bezug auf die Frage nach dem Verhältnisse zwischen der zweiten und der Daumenzehe. Wir finden, daß dir griechischen Bildhauer stets die zweite Zehe länger als den Daumen machten, und diese Bildung ist im Allgemeinen auch das Jdral der Künstler geblieben. So besonders in der Renaissance; wir erinnern unter vielen Beispielen nur an die in den Ufficten in Florenz aufbewahrte Venus LrS Lorenzo de Credi, bei der das Merkmal der längeren zweiten Zehe ganz auffällig ist. Wenn man nun behauptet hat, Laß diese Bildung eigentlich auf eine Fiction der antiken Künstler zurückgehe, so ist das ein Jrrthum. Die zweite Zehe übertrifft schön beim Embryo regelmäßig den Daumen an Länge und Las gleiche Verhältniß findet — wiederuni nach Braune'» Messungen — bei über zwei Dritteln der Erwachsenen statt. Wenn die« natürlich« Verhältniß bei der Mehrzahl der gegenwärtigen „Culturfüße" sich nicht bestätigen dürfte, so hat Lies Larin seinen Grund, daß bei dem gewöhnlichen Baue unsere» Schuhwerkes die große Zehe gerade bleibt, die anderen Zehen aber in «ine Krallenstellung gedrängt werden, die sie kürzer erscheinen läßt. Im Uebrtgen sprechen hier allerdings auch persönliche und Raffenunterschiede mit; Brücke z. B. erwähnt ein Fellachenmädchen, das von dem S«gcn kulturellen Stiefelwerkes sicherlich nie beglückt worden war und dennoch eine auffallend längere grdße Zehe zeigte. Da aber jedenfalls eine Linie, die vom Ende der hervorragenden großen Zehe die Zehenenden schräg bis zur kleinen Zehe hinab läuft, nicht schön wirkt, so muß eine ausgesprochen lange Zehe zu den Schönheiten der Fußbildung gezählt und damit die Auf fassung der alten Griechen und der Renaissance gebilligt werden. Auch für diese Schönheit haben übrigens wieder die Frauen eine besondere Anlage, da bei ihnen die große Zehe im Ver- hältniß viel kleiner ist als bei den Männern. Von den Nachitheilen, die das unvernünftige mckerne Schuh werk der Fußbildung bringt, ließe sich noch vielerlei sagen; hier sei nur auf «ine besonders merkwürdige Folge hingewiesen, weil sie möglicherweise die Form des menschlichen Fußes — oder wenigstens des Fußes der „Cultur"-Menschhett — dauernd zu beeinflussen bestimmt ist. Sie betrifft die kleine Zehe, die zum Lieblingsplatz der Hühneraugen und damit zu einem ständigen Proteste gegen das moderne System der Fußbekleidung geworden ist. Da scheint es denn nun, daß die Natur selbst sich dieses gemißhandelten Gliedes annehmen will; wenigstens hat Pfitzner festgestellt, daß bei einer großen Anzahl von Menschen — von 100 Frauen bei 41, von 100 Männern bei 31 — die kleine Zehe statt aus -drei nur aus zwti Knochen besteht, also in einem Mückbildungsprocesse begriffen ist, der consequenterweise dahin führen würde, daß in so und so viel hundert Jahren die kleine Zehe völlig verschwindet. Auch eine Errungenschaft der Cultur die uns Bedenken darüber erwecken sollte, ob wir gar so viel Ursache haben, die chinesisch« Sitte der Fußverstümmelung, die „goldene Lilie", so spöttisch und überlegen zu beurtheilen. Wenn wir mit einer Variation Heine's Len menschlichen Körper als ein Gedicht Gottes ansehen, so sind Hand und Fuß sicherlich nicht seine schlechtesten Verse. Der alte Homer wußte wohl, was er that, wenn er eine schöne Frau einfach als „schön- knöchelig" charakterisirte; er verstand, Laß die Vorstellung eines vollendet geformten Fuße» noihwendig die einer vollendeten Ge stalt überhaupt in uns Hervorrufen müsse. Vor den anderen Gliedern des menschlichen Körpers aber haben Hand und Fuß Len Vorzug, Laß sie weniger leicht den Einflüssen des Alters zugänglich zu sein pflegen. In den Jahren, wo sich vielfach bereits Lie Spuren des beginnenden Alters hier und dort zeigen, erreichen Hand und Fuß (wenn natürlich behandelt) oft erst ihre volle Schönheit, und dit schönsten Beispiele dieser Gliedmaßen in der Kunst gehören eher reifen als knospenden Menschen an. Al» ein Beispiel darf der Arm und die Hand der Klio genannt werden, die in Mailand Caoour's Namen auf sein Monumein schreibt. Ein Gruisd mehr, die Schönheit von Hand und Fuß durch angemessene Pflege sich recht lange zu erhalten. Doch damit strrifen wir berrit» da» Grbiet d«t Hygieinikrr».
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