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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.04.1899
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990420026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899042002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899042002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-04
- Tag1899-04-20
- Monat1899-04
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Uhr. dir Abrnd-AuSgabe Wochentag- »m 5 Uhr. Nedarlion und Lr-e-itio«: Johannis,afie 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen getiffnrt von früh 8 bi» Abends 7 Uhr. Filialen: vtt* Klemm s Sortt«. (Alfred Hahn), UnivrrsitätSstrahe S (Paulinuni/. Lonis Lösche, Katharinenstr. 14, »art. und -Smg-pla- 7. ISS. Abend-Ausgabe. WMcr. TaMatt Anzeiger. Ämlsölatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes und Molizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Donnerstag den 20. April 1899. Arrzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactionsstrich (-ge spalten) 50^z, vor den Famtliennachrichten (6 gespalten) 40 Größere Schristen laut unsere« Preis verzeichnis,. Tabellarischer und Ztffernsatz nach höherem Tarts. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ansgabr, ahne Postbesdrdernug SO.—, mit PostbesSrderung 70.—. Ilunahmrschluß für Anzeige«: Ab end-Ausgabe: Sarmittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halb« Stunde früher. Anreise« find stet- an di« Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz tu Leipzig. 93. Jahrgang, , Politische Tagesschau. * Leipzig, 20. April. Während gestern im Reichstage bei der Berathung der Gewerbeordnungsnovelle und der zu ihr von den nationalliberalen Abgeordneten v. Heyl und Bassermann gestellten Erweiterungsanträge die konservativen und die freiconservativen Redner gemeinsam die Erweiterungs anträge bekämpften, bewies die Debatte, die sich im prrutzi- schen Abgeordnetenhause über die auf eine gesetzliche Regelung der Schulunterhaltungspflicht bezüglichen Anträge entspann, daß zwischen den beiden konservativen Fraktionen dieser Körperschaft in einer der wichtigsten Fragen sehr ernste Meinungsverschiedenheiten bestehen, die wahrscheinlich auch auf ihr Berhältniß im Reichs tage von ernsten Folgen sein werden. Es lagen be kanntlich zwei Anträge vor, ein freiconservativer, oer sich auf die Forderung beschränkt, daß die Lasten der Schulunter haltung allgemein den bürgerlichen Gemeinden und GutS- bezirken auferlegt werden, und ein konservativer, der die Frage der Confessionalität heranzieht und getreu dem seit dem Zedlitz'schen Schulgesetzcntwurfe von den preußischen Conser- vativen festgehaltenen Standpunkte ein über die Unter- baltungSpflicht hinauSgehende-, die äußeren Verhältnisse der Schule überhaupt regelndes Gesetz verlangt. Zn den letzten Sessionen hatten unter dem freiconservativen Anträge, der allgemein anerkannten und beklagten Nebelständen abhelfen will, auch nationalliberale Namen gestanden; diesmal waren die Freiconservativen selbstständig vorgeganzen in der Er wartung, konservative Stimmen zu erhalten. Aber diese Erwartung stellte sich als irrig heraus ; die Conservativen, auf die Unterstützung deS CentrumS zählend, gingen nach ihrer Weise vor und nun hielten es die Nationalliberalen für das Zweckmäßigste, sich auf die Wahrung ihres alten Standpunkte» unmittelbar im Plenum zu beschränken. Das ge schah den» auch gestern. Gemeinsam mit den freiconservativen Rednern wiesen die nationalliberalen Redner nach, wie dringlick die Regelung der Volksschulunterhaltungspflicht in Preußen geworden und wie bedenklich eS sei, diese unaufschiebbare Aufgabe an den Wagen des erstrebten confesstönellen Volks schulgesetzes zu spannen. Vergebens: Schulter an Schulter mit dem Centrum bestanden die conservativen Redner darauf, daß die Abstellung der von ihnen mit besonders schwarzen Farben gemalten Mißstände bei Aufbringung der Schullasten von der „Aufrechterhaltung und Sicherung deS konfessionellen Charakter- der Volksschule" abhängig gemacht werden müßte. WaS dies heißen soll, erklärte der Abg. v. Heydebrand Allen, die es etwa noch nicht wußten, folgendermaßen: Der ganz« Unterricht muß durch kon fessionelle Ideen geleitet sein und die Entscheidung darüber, ob eS geschieht, gebührt der Kirche. Der CentrnmSredner vr. Porsch secundirte dieser Forderung u. A. mit der Be hauptung, der Zedlitz'sche Entwurf sei in „geradezu nichts würdiger" Weise mit Phrasen und Schlagworten bekämpft worden, worauf der Abg. Sattler den Herrn an das Schlagwort vom „Christentbum und AtheiSmuS" erinnerte, womit die Gegner deS Zedlitz'schen Entwurfs damals bekämpft wurden, weil sie die bisherige preußische Volksschule aufrecht erhalten wollten, die doch selbst die Herren v. Heyde brand und Porsch nicht für atheistisch erklären werden. Dem CultuSminister vr. Bosse war die Debatte sichtlich un bequem, er kündigte statistische- Material für eine besondere Regelung der SchulunterhattungSpflicht ohne allgemeines Volksschulgesetz an; er setzte auseinander, daß die Con fessionalität der Volksschule schon jetzt gesichert sei; er deutete auf die Gefahr hin, alle darauf bezüglichen Fragen wieder zur Erörterung zu stellen — aber zu einer klaren Ab lehnung des Antrags Heydebrand brachte er eS nicht: da» Staatsministerium hab« sich noch nicht darüber schlüssig gemacht. Nur in einem Punkte verhielt sich der CultuS minister scharf ablehnend: die Freiheit der Privatschulen wollte er nicht zugestchen. Und da» wird vielleicht, wenn eS zu einer lex Bosse kommt, die im Uebrigen den klerikalen und den conservativen Ansprüchen genügt, für da» Centrum der Stein des Anstoßes werden, denn gerade auf die Freiheit der Privatschulen legt das Centrum mit seinen polnischen Verbündeten da- größte Gewicht. Jedenfalls liegt auch die von Herrn vr. Bofse in Aussicht gestellte Vorlage noch im weiten Felde, aber daS haben die Conservativen deS preußischen Abgeordnetenhauses mit Unterstützung des CentrumS doch erreicht, daß der von den Freiconservativen beantragte Antrag auf CommissionSberathung mit 177 gegen 132 Stimmen abgelehnt und der konservative Antrag mit ebensoviel Stimmen angenommen wurde. Vor der Abstimmung über den ersteren Antrag, der den Zweck verfolgte, die Klerikalconservativen von den anderen zu trennen, kam es zwischen dem frei konservativen Abg. von Kardorff und dem conservativen Abg. von Heydebrand zu einem scharfen Zusammen stöße, der charakteristisch ist für die parteipolitische Wirkung des conservativen Vorgehens in der VvlkSschulfrage. Wie alljährlich seit einem Jahrzehnt, findet beim Herannahen des ersten Mat in der socialdemokratischen Presse und in den unter socialdemokratischer Leitung stehenden Gewerkschaften eine lebhafte Erörterung über das „Fest der Arbeit" statt, welches alljährlich an diesem Tag« nach einem Beschluß des internationalen Arbeitercongresses von 1889 begangen werden soll. Den ersten Versuchen, an diesem Tage die Arbeit eigen mächtig ruhen zu lassen, hatten die Arbeitgeber sich energisch entgcgengestellt und an dielen Orten Arbeiter, welche am 1. Mai ausgeblieben waren, entlassen oder erst nach längerem Warten und Lohnverlust wieder ein gestellt ; seitdem hatte die sozialdemokratische Partei leitung die Angelegenheit „opportunistisch" behandelt: es wurde die Parole ausgegeben, daß die Arbeiter dort, wo sie es ohne eigenen Schaden thun könnten, am 1. Mai feiern, sonst aber sich auf Versammlungen am Abend oder ähnliche Kundgebungen be schränken sollten. In diesem Jahve hat, offenbar unter dem Eindruck der günstigen Lage der Industrie und des Arbeits marktes, die Erörterung einen etwas anderen Gang genommen: eine Anzahl Gewerkschaften haben, wie wir berichteten, beschlossen, am 1. Mai die Arbeit ruhen zu lassen; sie sind wohl der Meinung, daß die Folgen diesmal wegen des Bedarfs der Industrie an Arbeitern weniger zu fürchten seien. Innerhalb der Partei leitung scheinen auch dies Mal di« Ansichten getheilt zu sein: während in einer Anzahl socialdemotratischer Parteiblätter zur Einstellung der Arbeit am 1. Mai ausgefordert wird, bringt der „Vorwärts" einen Artikel, der zwar an geschwollener An preisung des „Weltfeiertages der Arbeit" das Mögliche leistet, aber eine unverhüllte Aufforderung zur Arbektsruhe vermeidet; der Artikel schließt: „Neben dem Gedanken der Pflicht, für die Forderungen der Arbeit rinzutreten und furchtlos, unablässig gegen die Feinde der Arbeit zu kämpfen, bi- sie besiegt sind — hat der Gedanke der internationalen Solidarität die Arbeiterwelt zu beherrschen am 1. Mai. Und dir deutschen Arbeiter, um sich zum Kampfe zu stählen, um die schlummernden Leidenschaften zu entflammen, sie gedenken noch besonder» de» kommenden ZuchthauSgesetzeS. Voriges Jahr war eS die kommende ReichStagSwahl, die dem 1. Mai er höhte Bedeutung gab, — dies Jahr ist eS die Zuchthausvorlage. Hoch das CoalitionSrecht und der Achtstundentag! Friede den Völkern! Krieg dem System des Zuchthauscurses! Und Hoch das Weltfest der Arbeit, der 1. Mai!" Andere socialdemokratische Blätter rathen ausdrücklicher zur Arbeitsruhe, aber ein vorsichtiger Vorbehalt wird fast überall gemacht. Es wäre, wie die „Nat.-Ztg." mit vollem Rechte hervor hebt, ein« große Thorhcit von den Arbeitern, wenn sie derartigen Aufforderungen diesmal mehr, als früher, Folge leisteten. Selbst wenn für sie wegen der augenblicklichen industriellen Conjunc- turen nachtheilige Folgen unmittelbar in geringerem Maße ein treten würden, so würde sich dies doch sicherlich nach Orten und Arbeitsstätten vielfach verschieden gestalten; zahlreiche Arbeit geber würden auch diesmal in der Lage sein, auf einen willkür lichen Eingriff in die ihnen zustehende Leitung ihrer Betriebe mit Gegenmaßregeln zu antworten, unter denen viele einzelne Ar beiter zu leiden hätten; und auch da, wo die Unternehmer wegen ihres augenblicklichen Bedarfs an Arbeitern etwa für diesmal auf Repressalien verzichten würden, bliebe die Erinnerung an das eigenmächtige Handeln der Arbeiter zurück, und die für sie üblen Folgen würden nur zu leicht bei einer ungünstigen Ver änderung der Lag« des Arbeitsmarktes bemerkbar weroen. Die Arbeiter können in ihrem Interesse nichts Besseres thun, als den ArbeitLVertrag ebenso unverbrüchlich einzuhalten, wie sie ihn von den Arbeitgebern eingehalten zu sehen wünschen. Für das Coa- litionsrecht, für den Achtstundentag u. s. w. können sie auch de- monstriren, ohne am 1. Mai „blau zu machen". Daß «ine um fassende Arbeitsunterbrechung an diesem Tage ihre „Macht" dar- thun würde, wie man ihnen vorredet, ist eine leere Phrase; es würde dadurch nur bewiesen werden, was man ghnehin weiß, daß augenblicklich in d«n meisten — nicht in allen — Gewerbs zweigen ungewöhnlicher Bedarf an Arbeitern obwaltet; Jeder mann würde im Klaren darüber sein, daß nach einer Veränderung dieser Conjunctur auch der Schein der Macht, welchen die Agi tatoren jetzt Hervorrufen und ausnutzcn wollen, wieder vorbei sein würde. Der deutsche und der amerikanische Commissar für Samoa, LegationSrath Speck von Stern bürg und Bartlelt Tripp, sind, wie unS aus Washington telegraphirt wird, beute von dort abgrreist. Wie wir mittheilten, hat Tripp sich dahin geäußert, daß Deutscklands Verlangen nach Einstimmigkeit durchaus vernünftig sei. Bon englischer Seite wurde kürzlich verbreitet, da» Princip der Einstimmigkeit sei nicht angenommen worden, resp. die Obercommission werde gar nicht in die Laz« kommen, abzustimmen; sie habe ledig lich die Aufgabe, den betreffenden Regierungen Vorschläge zu machen und diese würden dann selbst beschließen. Daß das falsch ist, gebt unzweideutig auS den Aeußerungen des Parlamentssekretärs deS Aeußereu Brodrick im englischen Unterhause hervor: Kein von den Commiffaren im Verfolg ihrer Autorität gethaner Schritt soll für giltig erachtet werden, wenn ihm nicht von allen drei Commiffaren zugestimmt wird. Nur falls die Com- missare über irgend »inen Punct außer Stande sind, sich zu einigen, werden sie an ihr» Regierungen wegen Weisungen referiren. UebrigenS melden sich jetzt auch in England Stimmen, die erkennen lassen, daß man ansängt, in der für die Engländer selbstverständlichen Annahme: nicht wir, sondern Ändere tragen alle Schuld, irre zu werden. Der in der „Thrutb" veröffentlichte, von unS schon erwähnte Brief Lord Os- bornes, welcher die Hauptschuld den englischen Missionaren zuschiebt und nachdrücklichst betont, daß Deutschland im Recht sei, England und die Vereinigten Staaten aber sich auf die brutalste und grausamste Weise ins Unrecht gesetzt haben, ist charakteristisch und hoffentlich symptomatisch. Er ist den „Daily News" arg in die Glieder gefahren. Sie schreiben: „Werden wir die ganze Wahrheit über die Kämpfe auf Samoa erfahren? Diese Frage verdient die ernsteste Berück sichtigung und sollte den Gegenstand weiterer und eingehender Fragen im Unterhaus bilden. Bevor wir Sicherheit darüber er langt haben, daß wir im Recht sind, wird man unmöglich mit Gleichmuth über das Sengen und Brennen urtheilen können, das jetzt auf Len Inseln unter den vereinigten Flaggen vor sich geht." Wir sind auf den Widerhall gespannt, den der Brief Osborne'S weiteren finden wird. Die Ergebnisseder CortcSwahle» in Spanien sind nun bekannt. Don den ministeriellen Kandidaten wurden 261 gewählt, die Opposition verfügt über 140 Stimmen. Die Re gierungsmehrheit gliedert sich in 180 Silvekisten, 18 Anhänger des Herzogs von Tetuan, 30 Ultramontane, die sich voraussicht lich den 33 Anhängern Poladieja's anschließen werden; die Oppo sitionellen sind 86 Liberale von der Farbe Sagasta's, 30 Gamazisten, 5 Anhänger Römers Robledo's, 16 Republi kaner und 4 Karlisten; von Socialisten ist auch nicht einer ge wählt. Römers Robledo ist nicht gewählt — zum ersten Male seit 1868 wird der gewandte Politiker nicht in den CorteS zu finden sein. Auch der alte Castelar wird fehlen. Er wurde zwar in Murcia gewählt, aber mit so geringer Mehrheit, daß er das Mandat refüsirt. Sogar Sagasta wäre beinahe nicht ge wählt worden. Er siegte in seiner Vaterstadt Logrono nur mit einigen Hundert Stimmen. Unter den gewählten RHublrkanern sind Margall, Azcckrate, Salmeron Ortega. Die spanische Re gierungspresse ist mit dem Ausgange sehr zufrieden. Sie preist die Regierung, daß sie Wahkumtriede verhütet habe — was dies mal aber so wenig geschah, wie vor drei Jahren und sonst. Wahlbestechung gehört zur Sache, und an Beeinflussung hat es nicht gefehlt — sind doch sogar Republikaner durch Unter stützung von Conservativen gewählt worden. Die verschiedenen Anhängsel der liberalen Partei wurden immer gegen die Ev- gastaner unterstützt. Merkwürdig ist, daß in 12 Bezirken, wo solche ausgestellt wvren, nicht ein einziger Kandidat der Handels kammern durchkam. Das beweist leider, wie gering das Ver- ständniß für positive Arbeit und wie herkömmlich es ist, einen der bekannten Berufsparlamentvrier zu wählen. Die Kar li st e n haben jämmerlich abgeschlossen. Sie hatten die Wahl bewegung ein wenig belebt durch die Mittheilung, Dvn Jaime, der Sohn des Prätendenten, zöge mit einer kleinen Truppe von Frankreich heran, und Marquis Crrralbo, der alte Vertrauens mann von Don Karlos, sei in seiner Begleitung. Dir Sen sationsmeldung blieb aber ohne jegliche Wirkung. Es bestätigt sich, daß die Amerikaner auf den Philippinen eine Schlappe erlitten haben. DaS Kanonenboot „Aorktown" besuchte am 12. April die Ostküst« von Luzon, um die in den Händen der Insurgenten befinolichen spanischen Ge fangenen, nämlich 2 Priester, 3 Ofsicierr und 80 Soldaten, zu befreien. Di« LandungStruppe der „Iorktvwn" wurde von 400 Insurgenten angegriffen. Au« dem nach Washington gelangten amtlichen Telegramm, das verstümmelt sein soll, ging angeblich nicht hervor, wie groß die LandungStruppe ^arrilletsn. Errungen. 9j Roman von M. Buchholtz. Nachdruck verboten. Etwas Wie eine freudige Hoffnung stieg plötzlich in ihrem Herzen auf, wenn sie daran dachte, daß er in seiner bewiesenen Energie und in seiner bestimmten Art so ganz der Mann zu sein schien, um die schlaff geführten Zügel der väterlichen Wirtschaft etwas straffer anzuziehen. Aber gleich darauf mußte sie denken, mit was für verwundernd mitleidigen Augen er die vielen Miß stände des Gutes, die ihm sicher sofort auffallen mußten, be trachten würde, und wie er als Fremder gar bald Lust und Liebe verlieren müßte, auf dem seinen Verfall so deutlich an allen Ecken und Enden zur Schau tragenden Besitz zu wirken und zu schaffen. So deutlich wie heute waren Greta diese noch nie vor Augen getreten. Mit quälender Genauigkeit mußte sie an diese und jene notwendige Reparatur der Gebäude denken, an das schlechte, lobte, und an das, besonder» in den beiden letzten Jahren viel zu stark reducirte lebende Inventar; und ein Gefühl der Scham überfiel sie plötzlich, all' diese Mißstände den fremden Augen jetzt bloßstellen zu sollen. - Sie hatte die Augen geschlossen, und «ine Sehnsucht, nicht mehr denken zu dürfen, überkam sie. Dabei arbeiteten ihre Ge danken mit nervöser Ueberreiztheit und führten ihr, zwischen der Erinnerung an Wirthschaftssorgen, wieder die Bilder des Abends vor Augen. Sie hörte Hella's höhnische Abschied-Worte und hörte wieder d«S Fürsten und Prahl'S erlauschte- Gespräch, und mußte denken, obgleich sie gar nicht mehr denken wollte! Jetzt fuhren sic am Parke deS Gute- vorbei; nur noch wenige Minuten und sie war wieder daheim. „WaS für ein herrlicher Park", sagte Ransau zu Greta ge wandt. „Ihr elterliches Gut, mein gnädiges Fräulein, scheint, seiner Lage nach zu urtheilen, «ine Perle zu sein! Gut, daß Ransau das schmerzliche Lächeln nicht sehen konnte, daS bei seiner Bemerkung Greta'» Gesicht überflog; es hätte ihm sicher viel zu denken gegeben. So hörte er nur ihre Worte, mit denen sie auf seine Frage erwiderte: „Ja, Domnika liegt sehr hübsch; von der Veranda au» hat man durch und über die Bäume hinweg einen herrlichen Blick auf den See." In diesem Augenblick hielt der Wagen vor der Thür des Hauses, und Ransau warf die Zügel Johann zu, um Greta beim Aussteigen behilflich zu sein. Nach Verlauf einer weiteren Viertelstunde hatte Ransau sich von Greta verabschiedet und war von einem Mädchen in sein freundliches, einfach eingerichtetes Zimmer geführt worden. Siebentes Capitel. Als Ransau sich allein sah, ging er eine Weile sinnend im Zimmer auf und ab. Dann öffnete er weit die Fenster, die nach dem Wirthschastshof« hinausgingen und schaute gedankenvoll auf die vor ihm liegenden Gebäude hinab. Mechanisch beobachtete er das Licht, das von der Laterne herrührte, die Johann sich zum Ausspannen und Besorgen der Pferde angezündet, und durchlebte in Gedanken nochmals sein kleines Abenteuer, 'Vas ihn so über raschend mit der Tochter seines neuen Principals zusammen geführt hatte. „Sie ist von einer bezaubernden Lieblichkeit", sagte er plötzlich laut. „Aber froh und glücklich sieht sie nicht aus", fügte er in Gedanken hinzu, „und dabei kam sie von einem Balle, den sie freilich wegen Unwohlseins verlassen hatte. Armes^Ding, und nun den Schreck noch obendrein!" Es wallte wie Mitleid in seinem Herzen auf, als er dies dachte, so daß er über sich selbst kaut auflachte, das Fenster schloß und sagte: „Ich glaube, mein Herz ist heute von Gott Amors Pfeil verwundet worden, aber diese Augen können ja Kieselsteine entflammeu." Dann dachte er, wie hübsch es sei, mit diesem schönen Mäd chen, das so verständig unb muthig ihm beim Umspannen der Pferde geholfen, zusammen leben zu können, und das Unbehagen, das «in Jeder wohl beim Eintritt in eine neue Wirksamkeit empfindet, verschwand bei dieser Vorstellung und machte einer gewissen Freudigkeit für die kommende Zeit Platz. Mit frohem Herzen legte er sich nieder und war bald ein geschlafen, mit dem festen Vornehmen, morgen mit dem Frühesten sich sein neues Arbeitsfeld anzusehen. Heinz Ransau war das einzige Kind seiner Eltern, einer in Mecklenburg lebenden wohlhabenden Guisbesitzersfamilie. Sie hatten dem Sohne eine vortreffliche Erziehung geben lassen und ihn zu einem guten, tüchtigen, braven Mann erzogen. Des Vater- Wunsch war es, daß, ehe er sich selber zur Ruhe setzte und dem Sohne seinen schönen, sein Leben lang wie seinen Augapfel ge- begten und gepflegten Besitz übergab, der Sohn erst auf ver schiedenen großen Gütern Umschau halten sollte, um sich tüchtig« Kenntnisse in seinem Fach« anzueignen. Der alte Oberamtmann Ransau, der, gleich seinem Sohne, mit Leib und Seele seinen Beruf liebte, war Heinz stets rin leuchtendes Vorbild der Arbeit samkeit und Tüchtigkeit gewesen. Die Zeit, die er auf Wunsch des Vaters auf der landwirthschaftlichen Akademie und der Universität zubrachte, hatte er nicht, wie so viele Ander«, zum tollen Nichtsthun benutzt, sondern er hatte emsig sein Wissen be reichert und auf den bisher innegehabten Stellungen stets Liebe und Anerkennung seines außerordentlich tüchtigen Charakters ge funden. Die wenigen Wochen, die er ab und zu im Elternhause ver lebte, ließen ihn dann immer von Neuem beglückt fühlen, wie reich er im Besitze seiner ehrenwerthen, vortrefflichen Eltern und in der Aussicht war, das schöne, von ihnen zum höchsten Gedeihen emporgehobene Gut in ferner Zukunft sein nennen und auf demselben als freier Herr schalten und walten zu dürfen. „Ja, Heinzing", hatte seine Mutter noch letzthin zu ihm gesagt und ihm zärtlich auf seine breiten Schultern geklopft, „das ist Alles für Dich, mein Goldbub! Du wirst in Ehren halten, was Deine Eltern in Müh und Arbeit erwarben, denn nur in Mühe und Arbeit liegt Glück und Segen! Und der höchste Wunsch meines Lebens, der mir bis jetzt versagt wurde, der, ein« liebe Tochter mein eigen zu nennen, wird mir, so Gott will, auch noch durch Dich erfüllt werden. Aber, das sag' ich Dir, mein Bub', bring' mir eine, auf die ich so stolz sein kann, wie auf Dich, mein lieber Jung'!" Da hatte Heinz die kleine, robuste Gestalt seiner Mutter zärtlich umfaßt und gemeint: „Ich glaub', Mutting, ich finde keine, denn ich mess« sie Alle mit Dir, und wer könnte nach diesem Maßstabe bestehen? Nicht wahr, Mutting, ich hab' recht? — Denn Du stehst so hoch über Allen, wie jetzt über mir!" Und er hatte mit plötzlichem Schwung die kleine Frau mit kräftigen Armen hoch über sich gehoben, um sie dann behutsam wieder niederzusetzen und ihr wie in demüthiger Abbitte erst eine Hand und dann dir andere zu küssen. ,Kch, geh', Du unnützer Jung'", hatte Mutting da ärgerlich gescholten und sich resolut die große weiße Schürze glatt gestrichen, die sie stets über ihrem einfachen Hauskleid zu tragen pflegte, und das leise klirrend« Schlüsselbund, das nie an ihrer Seite fehlte, wieder fester in ihren Gürtel geschoben. „Was ist dai für «in despectirliches Benehmen, so mit Deiner alten Mutter herumzu schwenken, die Du wohl gar dafür verantwortlich machen willst, daß es so wenig aut erzogen«, wirthschastlichr, frisch« und muntere Mädel giebt. Aber mach' nur di« Augen auf, man findet schon, was man will, denn meine Großmutter selig pflegte stets zu sagen, «in jeder Topf findet sein passendes Deckelchen, man muß nur den guten Willen und das richtig« Verständniß haben, das Rechte zu wählen und zur rechten Zeit aufzudecken. Laß' Dir nicht zu lange Zeit, Heinzing, zwar halten Vating und ich hier noch Alles in Zug uns Frieden, aber man verlangt auch nach Frieden und Ruh', und ich möchte die Freude erleben, sein Werk in lieben Händen fröhlich weiter gedeihen zu sehen!" „Ein paar Jahre hat's noch Zeit", hatte Heinz fröhlich gelacht, erst will ich noch lernen und Erfahrungen sammeln aus fremder Leute Kosten. Das ist vernünftig, so häßlich ei auch klingt. Hab' ich Sehnsucht nach dem eigenen Nest, dann weiß ich, daß meine beiden lieben Alten es ihrem Jungen gern räumen werden." So war Heinz auch jetzt wieder nach einem mehrwöchentlichen Aufenthalte in seinem Elternhause fortgegangen, um, wie er gesagt, zum letzten Male Vas Brod fremder Leute zu essen. Aber er wollte, ehe er daheim blieb, das Preußenland kennen lernen, in dem sein Bater auch mehrere Jahre als junger Beamter thätig gewesen war. So hatte er die ihm gebotene Stelle in Domnika angenommen; hoch war sie nicht dotirt, darauf kam es ihm aber auch nicht an. Die Hauptsache war ihm eine gute Wirtschaft, in der er viel lernen konnte. Nach den Briefen Herrn v. Tarden'S zu urtheilen, mußte das entschieden dort der Fall sein. Er schrieb von seiner intensiv geführten Wirtschaft, von seinen stets mit der Zeit fortschreitenden Ansichten in Bodenbearbeitung, so daß Heinz sich besonderes Glück wünschte, diese Stellung auf dem großen, allem Anschein nach sehr schönen Gute gefunden zu haben. Sein Vater, der streng und schlicht jeder Neuerung abhold, fest an dem Althergebrachten hielt, hatte zwar gemeint, daS wäre sicher eine schlechte, wenig rentable Wirtschaft, denn es sei all bekannt, wer an allem Neuen nasch«, an dem sei meist wenig dran. Schließlich wäre er, Heinz, alt genug, um zu wissen, wa» er wolle, und er könne sich ja einmal die „intensiv geführt« Muster wirtschaft" in Preußen ansehen. Nun war er da und schlief die erste Nacht in seinem neuen Heim so ungestört und fest, daß er, al- der Wecker ihn am frühen Morgen aus seinem Schlummer schnarrte, sich gar nicht gleich besinnen konnte, wo er eigentlich war. Greta hatte diese Nacht weniger geschlafen. Sie war am gestrigen Abend froh gewesen, daß sie ihrer Mutter nicht mehr zu begegnen brauchte; denn ihrem treu forschenden Blick gegenüber traute sie sich nicht Fassung genug zu, um ihr Leid zu verbergen, und gerade ihr wollte sie eS am wenigsten anv»rtrauen, um ihr nicht wehe zu thun und sie durch neue Sorgen aufzuregen. Am anderen Morgen hatte Greta gehofft, im Herzen ruhiger geworden
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