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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.04.1899
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990429024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899042902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899042902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-04
- Tag1899-04-29
- Monat1899-04
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„Armer Stany, rind das sagt ein Fürst Rahden über Die, die Dir als die .Höchste erscheint!" Als der Fürst an diesem Adens sich von Greta verabschiedete, sagte er mit einem forschenden Mick in ihre ernsten A-ugen, ob sie es ihm gestatten- würde, hin und wieder einen Abend m so gemütchlicher Weise wie den heutigen in Domnika zu verleben, und Greta konnte, -ohne unhöflich zu erscheinen, nicht anders, als ein höfliches „Bitte" erwidern. Herr von Tarden, der seinen Gast vor die Thüre geleitete, er hielt einen sehr jovialen Händedruck und die Versicherung, Daß er sich rksig gem-ü'tih'kich bei ihm gefühlt hätte. Schließlich fragte der Fürst noch, od es ihm gelungen sei, sein Mastvieh, von dem er ihm neulich erzählt, gut zu verkaufen. „Allerdings", erwiderte Herr von Tarden in sichtlicher Ver legenheit, da er nicht anders glaubte, als -daß ihn der Fürst durch diese Frage an eine Abzahlung seiner Schuld mahnen wollte. „Aber der Preis", fuhr er fort, „entspricht nicht meinen Er wartungen. Durchlaucht müssen verzechen, wenn ich mit der Abtragung des entliehenen Geldes noch etwas zögere!" „Aber, ich bitte Sie", beeilte sich der Fürst zu erwidern, „so Ivar die Frage nicht gemeint, durchaus nicht! Die Abzahlung der Schuld hat Zeit; 'ich brauche das Geld nicht, im Gegentheil, wenn Sie irgendwie mal wieder in einer kleinen Verlegenheit sind, dann bitte, thun Sie mir den Gefallen, sich an niemand Anderen als an mich zu wenden; ich stehe Ihnen jeder Zeit gern zu Diensten." „Durchlaucht sind sehr liebenswürdig", erwiderte der alte Herr, indem er dem Fürsten wirklich erfreut die Hand schüttelte. „Die diesjährige Ernte ist miserabel, und ich kann Durchlaucht für das freundliche -Anerbieten sehr dankbar fein, denn wenn ich aufrichtig sein will, die Weihnachtszinsen machen mir heut« schon Kopfschmerzen!" „Run, die machen Sie sich nicht, Sie Ivissen, daß ich gern bereit bin, nicht wahr?! Also abgemacht! Legen Sic mich noch mals Ihrer Fräulein Tochter zu Füßen und lassen Sie sich nächstens bei mir sehen!" Im höchsten Grade erfreut, kehrte Herr von Tarden in das Wohnzimmer zurück, in dem er nur noch Greta anwesend fand. Er nickte ihr, als sie sich zurückziehen wollte, mit einem so frohen Ausdruck zu, wie Greta ihn lange nicht mehr in des Vaters Antlitz zu sehen gewohnt war und sagte heiter: „Gute Nacht, Greta! War ein netter Abend, nicht wahr? Wirklich, ein famoser, kleiner Kerl, der sterblich, glaube ich, in Dich verliebt ist." „Aber, Papa, wie kommst Du darauf?" „Nun, ich habe doch Augen im Kopfe. Freilich, heirathcn wird er Dich schwerlich, nicht Jeder macht so leichtsinnige Streiche wie ich." „Ich würde ihn auch gar nicht nehmen", sagte Greta mit vor Erregung zitternder Stimme, „das kannst Du mir glauben." „Du wirst nicht in die Verlegenheit kommen, ihn abzuweisen. Dem Fuchs sind die Trauben zu sauer, das ist eine alte Ge schichte!" Greta erwiverte darauf nichts und verließ stillschweigend das Zimmer. Diesem ersten Abewdbesuch des Fürsten folgten viele andere. Er verrannte sich in seiner Leidenschaft für Greta dermaßen, daß er schon lange im Ernste erwog, um sie wirklich anzuhalten. Daß sie ihn abweisen könne, fiel ihm nicht ein. Freilich schien sie in diesen Raws-au verliebt zu sein, aber das hatte wenig zu sagen, wenn er mit seiner Absicht, ihr Herz und Hans zu bieten, im Ernst an sie herantreien sollte. Erstens schlug er seine eigene Persönlichkeit nicht gering an und zweitens hatte er keine niedrige Meinung von seinem Namen und seinem Reichthum. Der Haken bei der Geschichte, der ihn noch immer von -diesem Schritt ab hielt, waren weniger die zerrütteten pecuniären Verhältnisse Herrn von Tarden's, als dieser selbst und vor allen Dingen die Vorgeschichte, die sich an Greta's Geburt knüpfte! Er in seiner blinden Leidenschaft hätte sich schließlich auch darüber hinweg gesetzt, aber wenn er daran dachte, was seine Eltern zu dem Gedanken sagen möchten, dann wußte er im Voraus, daß sie nun und nimmer ihre Einwilligung zu dieser Verbindung geben würden. Dazu hatte er -der kleinen Comteffe Hella ganz entschieden Grund gegeben, anzunehmen, daß er sich für sie interessire, aber, päh — das war schließlich das Wenigste! Wie vielen Mädeln halt: er schon auf Tod und Leben den Hof gemacht ohne ernste Absichten, und sie hatten sich Alle zu trösten gewußt, auch Hella würde sich nicht todtgrämen. Wenn er mit ihr zusammen war, amüsirte er sich nach wie vor, aber die stillen Abendstunden, die er mit Greta zusammen verleben konnte, hatten für ihn einen ganz anderen Reiz. Richt daß sie liebenswürdiger oder entgegen kommender gegen ihn geworden wäre, sie blieb stets in ihrer kühlen Reserve; aber die Liebe ist blind, und Fürst Dietrich liebte sie nun einmal, wie sie war, und konnte, wenn er sie fach, kaum «in Auge von ihr lassen. Warum mußte sic auch gerade so unklaren Verhältnissen ent. stammen? Je länger der Widerstreit in seiner Brust dauerte, ob er entsagen, oder den Kampf mit seinen Eltern aufnehmen sollte, desto unruhiger und schwankender wurde er. Dabei kam ihm die Geschichte nicht billig. Der Alte war nicht blöde, und hatte nicht allein mit der Zeit schon eine ganz beträchtliche Summe von ihm entliehen, sondern auch -die Unterschrift von ihm unter einige bedeutende Wechsel zu erlangen gewußt. Dabei konnte er nach der Unterredung im Walde nicht einmal annehmen, daß er -damit Greta einen Gefallen that; sie war ja damals außer sich gewesen, als sie gehört, daß ihr Vater von ihm Geld geliehen. Aber freilich, so ein Mädel macht sich nicht klar, was zum Bei spiel hätte werden sollen, wenn er nicht- in so generöser Weise ihrem Vater sein Portemonnaie zur Verfügung -gestellt hätte. So standen die Sachen, als das Christfest ins Land gezogen kam, zu dem auch Stanislaus nach Hause zurückkehrte. R'ansau war trotz der Bitten seines Mutting, einige Tage zum Fest Urlaub zu nehmen, um es mit den alten Eltern zu verleben, doch in Domnika geblieben. Er konnte sich von Greta nicht trcn nen und schrieb daher nur einen Brief nach.Hause, in dem lauter geheimnißvolle Andeutungen über selige Ahnungen, Sehn-suckt nach der eigenen Scholle und quälende Zweifel, was das neue Jahr ihm bringen würde, standen, die Muttbng viel zu -denken gaben, bis sie schließlich ihrem lieben Alten zunickte und sagte: „Ich denke, nun wird bald der Feiertag für uns Alte kommen, Jachen, paß nur auf, unser Bub' kehrt bald zurück, aber nicht allein; paß auf, Jochen, nicht allein!" Der alte Oberamtmann, der geraoe mit dem Lesen des wunderlichen Scriptums seines Sohnes fertig war, lächelte be friedigt und erwiderte: „Wie Gott will, Alte, wir machen gern Platz und den Kindern zum Empfang die Arm« weit auf! Dreizehntes Capitel. Greta hatte es sich nicht nehmen lassen, einen Christbaum an zuzünden, obgleich der Vater mürrisch gemeint: „Das wäre über flüssig uno nichts für große Menschen!" Aber sie glaubte ganz im Sinne der Mutter zu Hanseln, wenn sie das Fest so her richtete, wie es die geliebte Verstorbene in jevem Jahre für ihre Umgebung geihan. Als der kurze Winteriag sich neigte, war sie mit Stanislaus auf den nahen Friedhof gegangen, um auf den verschneiten Hügel einige Kränze nieverzulegen und hatte sabei mit zärtlicher Hand über die Eise gestrichen, als ob es Die fühlen könnrc, die tief unter ihr schlief. Nach einer stillen Andacht am Grabe waren sie wieder dem Hause zugeschritten. Stanislaus hatte auf diesem Rückwege begonnen, von zukünftigen Zeiten zu reden, und ob er im künftigen Jahre mil der Geliebten verein: Vas Christfest schon gemeinsam würde begehen können. Und noch viel andere liebe, hoffnungsvolle Worte hatie er geredet, oenen Greta still gelauscht Abend-Ausgabe ripZMr TaMaü sl Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig- 93. Jahrgang Sonnabend den 29. April 1899. Li. ä IS0.25 L Feuilleton 17s o :oavsr". r. z 101,so 137,25 156,80 141,SO il. i>r o >i. >r. «sll/knUr srdotsn.) «MSN, äs> von Die Morgen-AuSgabe erscheint um Uhr, hie SbenL-Lurgabe Wochentag» um b Uhr. o 8tUI. 271,SO 133,— 207,2S SS,00 106,10 88,90 100,30 97.40 85.40 S9.7S 81,10 79,SO 91,20 Ü IL tli 140,75 108,50 Nokk gewünscht habe und am liebsten selbst die gewünschte Er klärung formulirt hätte. Großes Capital werden aber das badische Centrum und seine „politischen Anhängsel" aus dieser etwas unvorsichtig abgefaßten Stelle nicht schlagen können; jeden falls wird sie den CurS der badischen Politik nicht ändern. ES fällt schwer, an die volle Wahrheit der amerikanischen Sieges nach richten von den Philippinen zu glauben, nachdem die unmittelbar vorhergegangcnen Meldungen so gut wie trostlos lauteten. Die Einnahme von Calumpir soll eine Entscheidung bedeuten, der Kern der Armee Aguinaldo'S soll vernichtet sein. Die Telegramme über die Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. Morge »-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestelle» je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Extra-Beilagen (gefalzt», nur mit ver Morgen-AuSgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Anzeige« Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem RedactionSstrich (4 ge spalten) üO^j, vor den Familieunachrichten (6gespalten) 40^. Srößere Schriften laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer und Zifsrrnsatz nach höherem Larks. schränken und nur Maßregeln zu unterstützen, die von den Consuln der drei Bertragsmächte gemeinsam angeordnet werden! Ja, sie haben ihn wirklich erhalten. Admiral Kautz hat es in einer Antwortdepesche aus Apia vom 13. d. aus drücklich bestätigt, indeni er meldete: „Ich nehme den Mataafa-Leuten gegenüber keine angreifende Haltung ein, ich schütze nur das amerikanische Consulat, amerikanisches Besitzthum und die samoanische Regierung, die durch die Entscheidung deS Oberrichters eingesetzt ist." Aber was heißt es anders, als die samoanische, von Herrn Chambers eingesetzte Regierung schützen, wenn man die „niederträchtige Mataafasippschaft", deren Existenz allein schon ein Angriff auf diese „Regierung" ein Hochverrath sein soll, zu Paaren treibt? Ledartto« und Lrpeditiorr: J«tzimnt»,afse 8. Di» Expedition ist Wochentags ununterbrochen »iklffttet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filialen: Dtt» Hemm'« Sortim. (Alfred Hahn), UniversitätSstraße 3 (Paulinum-. Louis Lösche, Kathariuenstr. 14, Part, und ASnigSplatz 7. b. td m in der zweiten Kammer bei der Berathung des gestern an dieser Stelle erwähnten, vom Centrum gestellten und von den Conservativen, den Demokraten und den Socialdemo kraten unterstützten Antrags auf Zulassung von Orden und ordensähnlichen Congregationen abgegeben hat, und nicht minder deutlich aus der folgenden Auslassung der unter besonderer Protection des Ministers des Innern Eisen lohr stehenden „Südd. R.-Corr." hervor: „In der Zweiten badischen Kammer hat das Centrum mit seinen politischen Anhängseln durch die Regierung eine Abweisung erfahren, die von allen entschieden liberalen Kreisen im Reiche mit Genug- thuung ausgenommen werden wird. Der Antrag der Centrums« fraction, nach welchem der 8 11 des Gesetzes vom 9. October 1860, die rechtliche Stellung der Kirchen und kirchlichen Vereine im Staate betreffend, dahin abgeändert werden soll, daß religiöse Orden und ordensähnliche Congregationen unbeschränkt im Großherzogthum zuzulassen seien und nur von der Errichtung einer einzelnen Anstalt der Staatsregierung Anzeige erstattet werden soll, gab dem Herrn Staalsminister (Nokk) Veranlassung, unter Berufung auf die Re- gierungserklärung vom Jahre 1896 auch jetzt wieder die Unan- nehmbarkeit der Centrumssorderung zu betonen. Mit Recht wies der Minister darauf hin, daß mit dem Inkrafttreten der im Centrumsantrag festgelegten Forderung eine staatliche Einfluß nahme aus die Niederlassung von Orden überhaupt beseitigt und ein gesetzlicher Zustand geschaffen würde, wie er nicht nur den deutschen Anschauungen widerspräche, sondern wie er in keinem Staate der Welt rxistire; auch da nicht, wo man die Trennung von Staat und Kirche habe. Die stricte Ablehnung des Centrums- antrags und vor Allem ihre energische Begründung durch den Minister kam den Antragstellern offenbar unerwartet und man griff, trotz aller bitteren Erfahrungen, wieder zu dem Mittel, die Sache so darzustellen, als ob es sich hierbei nur um die Entschließung eines oder einzelner Minister handle. Diesen Wahnvorstellungen von mangelnder Einigkeit im Schoße der Gesammtregierung machte der.Herr Cultusminister ein rasches Ende mit der osficiellen Erklärung, daß er im Namen aller Minister spreche. Es wäre vielleicht angemessen gewesen und hätte allen Deutungen die Spitze abgebrochen, wenn der Herr Staatsminister eine schriftlich formulirte Erklärung der Regierung verlesen hätte; aber auch so, wie es geschehen, kann sich das Land dem tiefgehenden Eindruck nicht verschließen, daß den übertriebenen Forderungen der Centrumspolitikcr die ent schiedenste Verneinung der Gesammtregierung gegen übersteht. Ueber die Wirkung dieser Stellungnahme kann ein Zweifel nicht obwalten in Len Reihen des politisch-gemäßigten Bütgerstandes wird man es mit Befriedigung begrüßen, daß die großh. Regierung nicht gewillt ist, sich irgend welcher terroristischen Preß- und Wühlarbeit zu beugen; auf Seiten der Centrums, und der übrigen Opposition wird der Zeitungslärm um so heftiger erschalle», und mau wird Gelegenheit haben, sich von der Richtigkeit der Klage der sonst dem Centrum gewiß un verdächtigen „Franks. Ztg." zu überzeugen, daß „Geistliche sich mit politischen Umtrieben und Machenschaften, mit politischen Versamm lungen und politischer Zeitnngsarbeit übermäßig beschäftigen"." Nicht ganz glücklich in dieser Auslassung ist nur die Stelle, die den Wunsch nach einer schriftlich formulirten Erklärung der Regierung ausspricht. Sie wird nach der demokratischen „Bad. Landeszlg." dahin interpretirt, daß es mit der ge priesenen Einigkeit im Ministerium doch nicht weit her sei, daß Herr Eisenlohr ein noch schärferes Auftreten seines College» «or in Minors. ,8ruuo" , ^8d«r von !orsio« Oools; a, »" »»eli 2500 128S0 187S 3250 270 2650 230 2SOOO .30 1SL0 2300 360 14125 725 > 4175 4925 Os 78S0 svsNick krsisen it»8S8SN Anzeiger. Änttsvlatt des Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Raches nnd Ralizei-Nmtes der Ltadt Leipzig. Errungen. Roman von M. Buch Holtz. Nachdruck vlrbonn. Er sprach auch viel über sein jetziges Leben auf Schloß Rah- den-au und sagte, daß er als Junggeselle sich natürlich das einsame Leben so Niel als möglich zu verkürzen trachte. Er erzählte auch, daß er besonders viel in: Zittderg'schen Hause -verSchre. Com-tesse Hella wäre ein süßes Mädel, mit der man sich famos crmllsiren könnte! Greta ihorchte auf, sie dachte an Stanislaus, und es that ihr in der Seele weh, daß Jemand über die Braut ihres Bruders in dem Ton« sprechen konnte, wie der Fürst -es that. „Nun", sagte jetzt Herr -von Tarden, „wenn es Durchlaucht zu einsam -ist, dann ist die sicherst« Abhilfe, zu heirathen! Jung gefreit, hat Niemand gereut!" Der Fürst 'lachte wieder seün Greta so -unangenehmes Lachen und erwiderte: DaS hätte ihm seine Mutter auch gerathe-n, und dennoch zögere er, obgleich er sein Franenideal bereits gefunden habe! Ern feuriger Blick flog bei diesen Worten zu Greta hinüber, die ihn nicht -bemerkte, da sie sich tief über ihre Handarbeit ge neigt hatte, der aber von R'ansau aufgefangen 'wurde, dem dabei ein« heiß« Röthe in fein frisches Gesicht stieg. Ob Herr von Tarden gleichfalls diesen ziemlich unzweideutigen Blick bemerkt hatte, mag dahingestellt ble<i-ben-, jedenfalls ihat er so, als hätte er ihn nicht gesehen, und sagte leichthin: „Dreses Ideal ist laicht zu errathen, aber -cs wäre indiscret, es zu nennen!" „Nein, n/in", rief der Fürst lebhaft, „bitte, Ihnen steht das natürlich frei!" „Nun, Comteffe Hella von Zittberg!" Dieses Mal lachte der Fürst nicht affectirt, sondern sehr natürlich auf und ries: „Comteffe Hella? — Comteffe Hella? Um Gottes willen, wie kommen st'e. auf Die? — Nein, sie ist, wie ich sie zu nennen pflege, „ein süßes Mä-del", aber in keiner Beziehung ein Frauenideal!" Greta's Hände zitterten bei diesen Worten so, daß sie die Handarbeit sinken lassen mußte, und unter dem Vorwand, daß sie etwas zu -besorgen hätte, das Zimmer gleich darauf verließ. Draußen preßte sie ihre Hände gegen ihre klopfenden Schläfen irnd murmelte letse: :su «u »sa 1280 sonst nn- 0 0 0 VezugS'PreiS l» der Hemptexpeditio» oder de» tm Stadt bezirk und de» Bororten errichteten A»S- »abestellen ab geholt: vierteljährlich 4.50, »ei zweimaliger täglicher Zustellung ins HauS^l üchO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertestährlich S.—. Direkte tägliche Kreuzbandiendusg t»S Ausland: monatlich 7.50. Politische Tagesschau. * Leipzig, 29. April. Die Annahme, daß der Reichstag, nachdem er vor gestern die einzelnen Bestimmungen der Bankgesetznovelle nach den Beschlüssen ver Commission angenommen hatte, auch gestern in dritter Berathung an diesen Beschlüssen fest halten werde, hat sich bestätigt; irrig aber war die andere, daß die dritte Berathung rasch und glatt verlaufen werde. Sie nahm fünf volle Stunden in Anspruch, so daß es unmöglich wurde, noch zur zweiten Lesung der Justizanträge Rintelen überzugehen. Einen nicht unwesent lichen Theil der Schuld daran trug der freisinnige Abgeord nete Fischbeck, der einen zur Sache gar nicht gehörigen Streit mit den Antisemiten vom Zaune brach, obgleich er hätte wissen können, daß Herr Liebermann v. Sonnen berg sich diese Gelegenheit zu derben GegenauSfällen nicht würde entgehen lassen. Lediglich zur Vergeudung der Zeit diente es ferner, daß der bayerische Centrums abgeordnete Heim seinen in der zweiten Berathung abgelehnten Antrag zu Gunsten der Privatnotenbanken noch- mats stellte; der Antrag wurde abermals abgelehnt, aller dings gegen eine starke Minderheit, die sich wesentlich aus den süddeutschen Mitgliedern zusammensetzte. Nachdem dann daS ganze Gesetz gegen die Stimmen der Mehr zahl der Conservativen, eines Theiles der Reichs partei und der Antisemiten angenommen worden war, veranlaßte der Abgeordnete vr. Arendt noch eine längere Debatte über die von ibm beantragte Resolution, die, auf Steigerung der Goldbestände der Reichsbank und vollständige Ausprägung dieser Bestände gerichtet, schon in der Commission mehrmals abgelehnt worden war und auch im Plenum nur einige wenige Stimmen fand. Der Reichstag hat sich also weder darauf eingelassen, Vie Reichsbank zu verstaatlichen, noch durch eine Betheiligung des Staates an den Reichsbankanthcilen und sonstige Einschränkungen Ver Reichsbankleitung der extrem - agrarischen und bimetallistischeu Agitation Einbruchsstellen in die ge sunden Währungöverhältnisse zu schaffen. Wie bei fast allen bisher getroffenen wirthschastspolitischen Maßnahmen, so hat sich auch bei der Berathung dieses Gesetzes wieder einmal gezeigt, daß mit dem Programm der wirthschasts politischen Autoritären der extremen Conservativen und der Berliner Bundesleitung im deutschen Reiche nicht ge- wirthschastet werden kann. Im vorstehenden Falle kommt noch besonders hinzu, daß bei dem Reichs bankgesetz der Agraragitation zum ersten Male Ge legenheit geboten war, den Wahrheitsbeweis für ihre un mittelbar nach der Neichstagswahl aufgestellte Behauptung zu erbringe», daß sie in dem neuen ReickSlage über eine Mehrheit von 220 Mitgliedern „verfüge". Die Beweisführung ist kläglich mißlungen. An dem Comproiniß, auf Grnnd dessen die Reichsbank nnd die deutsche Währung für weitere zehn Jahre vor der Silberagitation Ruhe baben, waren in erster Linie, wie wir mit Geuugthuung feststellen, Vertreter der nationalliberalen Partei betheiligt, voran der Abg. Büsing, der die schwierigen Verhandlungen als Vorsitzender der Bankcommission mit Umsicht und Nachsicht zum Ziele geführt hat. Daß die badische Rcaierung, so gern und willig sie sonst dem führenden deutschen Staate auf seinen Wegen folgt, ven von den leitenden Männern in Preußen angetretenen Marsch nach Canossa nicht mitzumachen gedenkt, geht auS den Erklärungen, die der Staats- und Cultusminister Nokk In Brüssel waren am Donnerstag die sechs Kammer» abtheilungen zusammengetreten, um zu dem neuen belgischen Wahlgesetze Stellung zu nehmen und den vorberathendcn Ausschuß zu wählen. Dem „Hamb. Corr." wird darüber aus Brüssel berichtet: Jede Abtheilung wählt ein Ausschuß mitglied. Der Kammerpräsident ist auch Präsident des Aus schusses. Die Kammer zählt 111 Klerikale und 11 Liberale und Socialisten; die Linke ist also machtlos. Vor der Sitzung hatte die Linke beschlossen, die Ernennung eines Linkenmitgliedes und zwar des Socialistenführers Vander- velde für den Ausschuß zu fordern, waS die Rechte zusagte. In allen Abtheilungen beantragte die Linke Ver tagung, um das Land über das neue Wahlsystem zu be fragen. Dieser Antrag wurde ebenso schroff abgelehnt wie der Antrag des Fortschrittlers Lorand, das verhältnißmäßige Wahlsystem aus alle Wahlkreise auszudehnen. Dagegen siel der Versuch des Ministeriums, die Durchberathung des Gesetzes und die Wahl des Ausschusses sofort durchzudrücken, ins Wasser. Die Liberalen nnd Socialiasten griffen das Gesetz als einen beispiellosen Gewaltstreich heftig an. Socialist Vandervelde erklärte, daß seine Partei sich diesen klerikalen Machenschaften gegenüber veranlaßt seh:, eine revolutionäre Bewegung bervorzurufen. Auch die Rechteuführer Woeste und Helleputte, wie der bedeutendste Vlaamenführer, der klerikale Antwerpener Deputirte CoremanS,sprachen gegen das Gesetz, aber die Mehrheit der klerikalen Deputirten und die Minister traten dafür ein. Drei Abtheilungen vertagten die weitere Eröterung und die Wahl auf den 2. Mai. Die 3 anderen Abtheilungen ernannten ihr Ausschußmitglied, darunter den Socialisten Vandervelde; sie sprachen sich in der Mehrheit für daS Gesetz auS; 33 Deputirte stimmten dafür, 18 dagegen, und II ent hielten sich der Abstimmung. AuS dem Gesammteindrucke erhofft das Ministerium eine klerikale Mehrheit von 30 Stimmen für die Annahme des Wahlgesetzes. Mit der Annahme ist eS allerdings noch weit im Felde, denn die Linke wird, wie der „Soir" hört, mehr als 3000 Amendement« einbringen und für jedes Amendement besondere Debatte und namentliche Abstimmung fordern. Das wird an 100 Sitzungen beanspruchen. Die Fortschrittspartei hat auch ein Manifest erlassen, worin sie das Land beschwört, der kterikalen Wahl betrügerei ein Ende zu machen und den Kampf aufzunehmen für daS einfache allgemeine Stimmrecht und für daS ver hältnißmäßige Wahlsystem. Aus dem Bericht des „Reuter scheu BureauS" über die letzten Ereignisse auf Samoa, den wir im heutigen Morgenblatt abgedruckt haben, geht nur Zweierlei zweifellos hervor: 1) Es haben bis zum 17. April fast ununterbrochen erbitterte Kämpfe zwischen den Anhängern Tanu's und denen Mataafa's stattgesunden, an welchen sich auch der ameri kanische Leutnant Gaunt activ betheiligte. 2) Der eng lische Draht lügt unbeirrt weiter. In jeder Zeile ist der Bericht deS „Reuter'schen BureauS" will kürlich antideutsch gefärbt mit der Tendenz, gegen Deutschland zu Hetzen. Auf den Befestigungen der Mataafa- leute soll die deutsche Flagge wehen, ein Exemplar der selben soll bei der Einnahme einer Befestigung von Leutnant Gaunt erbeutet worden sein, die Deutschen sollen Patronen in Reis- und Zuckersäcken unter die „Aufständischen" ge schmuggelt haben, ein deutscher Schooner habe ohne Rapport den Hafen verlassen wollen und habe durch einen Schreck schuß gewarnt werden müssen :c. rc. Deutschfeindlich ist auch die Meldung desselben BureauS, „hervorragende Eng länder und Amerikaner auf Samoa erklärten, selbst An nexion der Gruppe durch Deutschland sei dem jetzigen Zustande vorzuziehen". Thatsächlich denken viele Engländer und Amerikaner so, aber in diesem Zusammenhang hat der Hinweis darauf nur den Zweck, anzudeuten, Deutschland führe die Annexion im Schilde, nur den Zweck, zu zeigen, waS auf dem Spiele stehe uud wie leicht es Deutschland werden dürfte, seinen Plan auszuführen. Also wieder Hetze gegen Deutschland. Je klarer eö wird, daß das Cabinet in Washington dem deutsche^ Reiche gegenüber die loyale Politik befolgt, die dem seit langen Jahren zwischen beiden Mächten bestehenden freundschaftlichen Verhältniß ent spricht, um so rastloser zeigt sich der englische Telegraph in der Verbreitung Deutschland verleumdender Meldungen. Wir haben auf diese unsauberen Machenschaften wiederholt bingewiesen und begrüßen es deshalb mit lebhafter Genug- thuung, daß jetzt auch das deutsch-ofsiciöse „Wolff'sche Bureau" der neuesten Leistung des „Reuter'schen Bureaus" die Fabrikmarke „mucko in Logt null" mit auf den Weg giebt, indem eS erklärt, daß die betreffenden Meldungen aus Apia in vielen Puncteu unklar seien und aiigenscheinlich tendenziös gefärbte Mittheilungen enthielten. ES würde sich vielleicht empfehlen, wenn Wolff'S Bureau jede englische Tendenzmeldung nicht ohne dir Warnung „mucke in Lnglunck" verbreitete. Am Ende könnte ein derartiges Verfahren doch wenigstens etwas abschreckend und erzieherisch wirken, soweit die Fabrikanten solcher Tendenzmeldungen in Frage kommen; dem deutscken Leser aber würde damit in vielen Fällen überflüssige Be unruhigung erspart. — Die deutschen Ansiedler und Officiere auf Samoa haben sich offenbar all' den gemeldeten Kämpfen ferngehalten, denn das „Reuter'sche Bureau" meldet nichts davon. Daß englische und amerikanische Officiere sich an dem erneuten Blutvergießen betheiligen, daß sie die Tanupartei sogar organisiren und eine „reguläre" Ein- geborencntruppe bilden, wird ruhig gemeldet; daS hält man ganz in der Ordnung. Haben doch diese Herren den ausdrücklichen Befehl von ihren Regierungen erhalten, sich von allen Eingriffen fernzubalte», sich auf den Schutz englischen und amerikanischen EigenthumS zu be- 91.50 180,90 265 10 119.75 13350 248.75 203.75 199,70 225.40 128.40 128 75 91.50 58,70 ttnuis- d. 315, - d — ü. 158,50 - 372,50 u 310,75 t. 140,25 136,— 193, n! 248. - L 169,10 4. 176,75 i. 171,75 144 80 a. 228,40 X 132,25 r 129,90 j. i 128,50 ! 358,— . , 645,— 325 — i. 156,75 183,10 335,75 151, - 120,— / 286,75 u 160,50 215,80 i.L 70 in l 242,40 > 133,— I »9,30 t« 58,98 - 120.45 47,82-, 9,d« 58,9« 1,27'., 111,10 376,— 4'.. 28-/,, 8 47«, VS"', 130>, 71'1, 81'4 lessu 84-, o > 95«« 2-:» »'S ck krisl 10 8950 7850 >0 4425 >0 — !5 3175 >0 14700 15 2800 3675 3425 >0 4550 11300 I77OO !S 12000 11600 >0 4550 >0 11550 >0 2/00 15 4460 875 »0 1750 >0 3350 !5 1475 -0 2825 3450 o —
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