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Elbeblatt und Anzeiger : 05.10.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666406244-188910058
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666406244-18891005
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666406244-18891005
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungElbeblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-10
- Tag1889-10-05
- Monat1889-10
- Jahr1889
- Titel
- Elbeblatt und Anzeiger : 05.10.1889
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Wolfs,ramm ist der drille preußische Beamte, der dazu ausersehen wird, die Differenzen zwischen Fürst und Volk im Fürstenthum Lippe auszugleichen. SS handelt sich dabei um den Dominialbesttz, welchen der Fürst al» Privateigenthum in Anspruch nimmt, während die Volksvertretung denselben al« StaatSeigenthum aner kannt wissen will, sowie um die Thronfolge-Ordnung. Oefterreich Ungarn. In einerjungtschechischen Versammlung, die am Sonntag zu Raudnitz in Böhmen abzehalten worden, wurden Resolutionen gegen daS Bündniß mit Deutschland angenommen und das Bedauern ausgesprochen, daß nicht ein österreichisch russisches Bündniß bestehe, welches den Bedürfnissen des Reiches und den Wünschen der Völker angeblich viel besser entsprechen würde. (!) Italien. Das Octoberheft der „Contemporary Review" enthält einen Aufsatz über „die Stellung Italiens im Dreibunde" von „Outidauos". Unter dem Pseudonym verbirgt sich, wie vermuthet wird, Niemand anders als Gladstone. Nach der Ansicht des Verfassers ist der Bund nicht im Stande, seinen Zweck, die Aufrechterhaltung des Friedens, zu erzwingen, da Frankreich und Rußland jeden Augenblick eine Gegenliga zu gründen vermöchten. Die Macht der beiden Ligen würde ziemlich gleich sein. Alles würde davon abhüngen, auf welche Seite England im Kriegs fälle träte. Wird England sich dem Dreibunde an schließen ? Die Antwort liegt nach Gladstones Meinung zwischen Ja und Nein. „Was geschieht, wenn Lord Salisbury dem Dreibunde Eröffnungen gemacht hat, was, wenn Frankreich einen Rachekrieg beginnt? Nach Lord Salisburys Ansicht wäre dieser Krieg nicht nur ungerecht, sondern auch für England wegen der freien Benutzung des Mittelmeeres gefährlich und es müßte unsere Pflicht sein, Italien zur See zu schützen." „Was in aller Welt", fragt der Artikelschreiber, „hat Italien mit der zwischen Deutschland und Frankreich und Oesterreich und Rußland bestehenden Rivalität zu thun? Der Beitritt Italiens zum Dreibunde ist nichts als eine riesige Thorheit. Sie ist grotesk zu nennen und wäre komisch, wenn sie nicht auf Selbstvernichtung hinausliefe." „In weniger als 25 Jahren hat Italien seine Schuldenlast verdreifacht, die Steuern sind höher als selbst in England und der Bankerott steht vor der Thür." Gladstone richtet einen Appell an die Italiener, sich nicht der Undankbarkeit gegen Frankreich schuldig zu machen. Würde Italien die Waffen gegen Frankreich ergreifen, so wäre dies eins der größten Aergerniffc, welche es je in der Geschichte gegeben hat. — In Rom erregt der Artikel großes Aufsehen. Die radikalen Blätter freuen sich darüber königlich. Die „Opinione" dagegen bezweifelt, daß Gladstone trotz seiner bekannten Abneigung gegen Deutschland den auf den Frieden gerichteten Zweck der Tripelallianz so weit habe vergessen können, um den bewußten Artikel zu schreiben. Der vatikanische „Moniteur de Rome" dagegen weist voll Schadenfreude auf den wachsenden Mißkredit der Tripelallianz und die Entfremdung der Mehrheit der Engländer Deutschland gegenüber hin. Griechenland. Nach anfändlichen Ableugnungen ist von den Behörden jetzt zugestanden worden, daß in Piräus, dem Hafen von Athen, das Daggeische Fieber herrscht. Die ersten Erkrankungen fanden schon vor drei Wochen statt, und nach tnn bisherigen Feststellungen wurden schon über hundert Personen von dem Fieber ergriffen. Jedoch blieb der Charakter der Krankheit bisher noch stets ein gutartiger. Die Symptome be stehen zuerst in einer starken Röthung des Gesichts, deS Halses, der Hände. Vielfach ist auch Ausschlag hiermit verbunden. Sodann empfindet der Kranke heftigen Kopfschmerz, Stechen in den Augen und Ohrensausen. Ec ist unfähig zu jeder körperlichen Arbeit, scheut das Licht und leidet an Schlaflosigkeit. Allmählich werden auch andere Theile des Körpers angegriffen, bis sich die Krankheit mit besonderer Heftigkeit in den Beinen, hauptsächlich in den Knien, festgesetzt. Die KrisiS tritt verschieden ein nach drei .bis acht Tagen. Bei guter ärztlicher Behandlung kann alsdann nach vier bis fünf Tagen die Genesung herbeigeführt werden, doch hält die Kraftlosigkeit des Körpers meist noch zwei bis drei Wochen an. Sei ten- der griechischen Behörde sollen nunmehr umfassende Maßregeln getroffen werden, um der weiteren Aus breitung deS Uebels entgegenzutreteo. Im Hinblick auf die bevorstehenden Bermählungsfeierlichkeiten ist die allgemeine Besorgniß eine große. Niederlande. Rotterdam, 3. Oktober. Eine gestern Abend stattgehabte Versammlung der Streikenden hat beschlossen, die Arbeit heute wieder aufzuaehmen, auch auf den mit Mineralien beladenen Schiffen, für welche «ine Lohnerhöhung nicht bewilligt ist, aber nur unter der Bedingung, daß auf diesen Schiffen keine Nachtarbeit gefordert wird. Hiernach kann der Streik also al» beendet angesehen werden. l Ei» „Kapitel Für Eltern" veröffentlicht Ed. Grimard unter dem Titel „Die Furcht im Leben der Kinder" im ,Wiener Extrakt/. „Nicht nur in körperlicher, sondern auch in geistiger Hinsicht ist daS Kind —- so heißt eS da — rin gar zarte», gebrechliche» Wesen. Diese Wahrheit vergessen Eltern und Erzieher leider sehr oft, oder beachten sie doch nicht genug. Wir sollen bemüht sein, unsere Kinder nicht nur vor übermäßiger körperlicher Anstrengung, sondern auch vor seelischen Aufregungen nach Möglich keit zu behüten, Man könnte sagen — wenn es ge stattet ist, ein etwas kühnes Bild zu gebrauchen — daß an dem Kinde alles noch im Knorpelzustande ist. Wie es gefährlich ist, ein Kind, das man an der Hand führt, heftig zu ziehen und dadurch eine Zerrung des Schulter- und Armzelenks zu verursachen, die, dem Anscheine nach ganz harmlos, doch gelegentlich Gelenks- Entzündungen oder andere schwere Zufälle zur Folge haben kann, so ist cs sicher nicht minder gefährlich, sein Denkorgan zu heftigen Eindrücken auszusetzen, die dort ein schmerzliches Echo Hervorrufen. Unter diesen Eindrücken sind keine so sehr zu fürchten, als die von der Furcht erzeugten. Auf ganz junge Kinder üben selbst angenehme Ueberraschungen mitunter eine uner wünschte Wirkung aus. Die Folgen eines heftigen Furchtgefühls aber können von ganz unberechenbarer Schwere sein: Wahnsinn und Tod können daraus ent stehen. Lassen wir diese äußersten entsetzlichen Fälle bei Seite, wie viele andere giebt es, die wenig tragisch, aber darum nicht minder beklagenswerth sind! Die Empfindung der Furcht erschüttert das gesammte Nervensystem, stört die Verdauungsthätigkeit, verwandelt den Schlaf in qualvolles Alpdrücken, und nur zu ost hat es sich ereignet, daß arme Kinder, die durch lange Zeit solch unheilvollen Erschütterungen ausgesetzt waren, für ihr Leben verschüchterte, scheue, jeder Initiative unfähige Geschöpfe geblieben find. Es giebt Kinder, die von Natur aus furchtsam sind, und man versucht zuweilen, sie dadurch zu kuriren, daß man sic gewaltsam gerade in Verhältnisse versetzt, die geeignet sind, Furcht zu erzeugen. Furcht ist eine unwillkürliche Empfindung, eine rein physiologische Erscheinung. Darum ist es ebenso absurd, wenn man sich bemüht, die Nerven- Organisation eines Kindes plötzlich abzuändern, wie wenn man versuchen würde, einen kranken Magen von heute auf morgen in einen gesunden umzuwandeln. Die Furcht ist aber nicht nur ein unfreiwilliges, sie ist auch ein unerklärbares und unbezwingliches Gefühl. Vernunftgründe kommen dagegen nicht auf. Das beweist am besten die Thatsache, daß bei gewissen, mit hoch gradiger Furchtsamkeit behafteten Kindern eS keineswegs drohend- Gefahren oder sonst schreckeosvolle Ereigniffe sind, die ihnen Angst und Entsetzen einflößen. Ein Beispiel aus dem Leben: Ein kleines Mädchen ward allabendlich von einem solchen Furchtgefühl erfaßt, daß es zu weinen begann, sich versteckte und noch andere Zeichen einer unbegreiflichen Angst gab. „Aber was hast Du denn, Kindchen?' fragte die Mutter, „warum fürchtest Du Dich?" Doch das kleine, verwirrte und unwissende Geschöpf blieb darauf die Antwort schuldig. Bis es eines Tages plötzlich auf die Mutter zulief, das Gesicht in den Falten ihres Kleides barg und die Worte herstammelte: „Mama, ich fürchte mich . . . vor der Nachtigall!" Furcht vor de: Nachtigall! — Giebt es ein charakteristischeres Beispiel grundloser Furcht? Ohne Zweifel hatte daS Kind, als es ganz klein war, einmal von der Nachtigall sprechen gehört, die die ganze Nacht im finsteren Walde wach sei und sich mit melancholischen Liedern die Zeit vertreibe. Außer Stande, sich eine richtige Vorstellung von diesem, ihm noch ganz unbekannten Wesen zu machen, hatte es in diesem alle unbewußten SchrcckenSvorstellungen, die sein Gehirnchen erfüllten, gewissermaßen personifizirt. Weil das Kind noch so wenig kennt, läßt es sich von Allem leicht erschrecken. Die verschiedensten Dinge, deren Namen es hört, ohne ihr Wesen kennen zu lernen, bevölkern seine stet-lebhafte Phantasie, nament lich in trüber, stiller Dämmerstunde. Zwischen dem Untergang der Sonne und dem Anzünder, der Lampe ist ei« günstige Zeit für die Entwickelung schattenhafter Phantome. Und erst die finstere Nacht mit ihren Momenten der Schlaflosigkeit! WaS machen sich da in der Stille für seltene Geräusche vernehmlich, deren Ursache sich oft das Ohr eines Erwachsenen nicht zu erklären vermag, da krachen Möbelstücke und Parquetten, Tritte »erhallen in der Ferne, Mäuse rascheln durchs Zimmer oder nagen an einem alten Schuh, von den Dächern dringt abscheuliche» Katzrngeheul herein, der Wind bläst durch den Rauchfang und wie Stöhnen klingt's im Kamin, im oberen Stockwerk wird plötzlich eine Thür« zugeschlageu — und weiß der Himmel was noch. Zu diesen Schrecknissen mit realem Hintergrund ge sellen sich «och diejenigen, die blo» in der EinbildnngS- I kra^t entstehen. Traumgestalten, deren Wesenlosigkeit da» Kind noch nicht zu begreifen vermag, werden von ihm für Wirklichkeit gehalten und suchen es dann auch noch im wachen Zustande heim. So scheint sich alle« zu verschwören, um Verwirrung zu stiften in einer Seele, die noch kein Gegengewicht im Gleichgewicht hält. Denn dieses Gegengewicht ist nur zu finden in der physischen Kraft, in durch die Eifahrung gereiftem Urtheil in ter Festigkeit des Nervensystems. Und ge rade diese Dinge fehlen den armen Kleinen, die ver- theidigungSlos allen Chimären einer überregen Phantasie preiSgegeben sind. Die Behandlung derartiger krank hafter Zustände muß zweifacher Art sein: sie muß auf den Körper, wie auf den Geist zu wirken trachten. Körperliche Kräftigung beseitigt sehr oft krankhafte An lagen des Nervensystems. Doch ist es ebenso wichtig, in dem Maße, als die Verstandeskräfte des Kindes sich entwickeln, seine Urteilsfähigkeit zu verbessern. Man muß ihm daS Falsche, Nichtige, Ucbertriebene seiner Furchtvorsteüungen zum Berständniß zu bringen suchen. Doch geschehe dies stets mit Vorsicht und namentlich mit Wohlwollen, niemals mit Spott oder rauher Strenge. Verwerflich im höchsten Grade aber ist es und die die Entrüstung jedes Menschenfreundes herausfordernd, wenn man sieht, wie dumme brutale Leute sich über die Furchtsamkeit von Kindern in roher Weise lustig machen, dieselbe zum Gegenstände ihres Amüsements machen, indem sie sie absichtlich in Angst und Schrecken versetzen. Traurige Geschichten erzählen uns darüber die Irrenärzte. Nervöse Krisen, Konvulsionen, mit unter dauernde geistige Gestörtheit treten als Folgen solcher abscheulichen Späße ein. Weniger strafbar, aber nicht minder tadelnswerths ist es, wenn thörichte Leute — und es giebt deren nur zu viele — vermeinen, sich des Furchtgefühls als eines Erziehungsmittels zu bedienen. Man Hütte sich, Kinder dadurch „brav" machen zu wollen, daß man ihnen mit dem Wolf, der Rothkäppchens Großmutter fraß, droht, oder mit dem Krampus mit dem Rauchfangkehrer und wie sie alle heißen, die Spukgestalten, welche die Phantasie alter Weiber zu ersinnen vermag. Einschüchterungen solcher Art sollen das letzte aller anzuwendenden Er ziehungsmittel sein, wenn sie überhaupt je anzuwenden sind. Sie schließen eine doppelte Gefahr in sich, weil sie auf eine Lüge bastrt sind. Entweder das Kind nimmt die Lüge für baare Münze, dann wird es kleinmüthig und abergläubisch, oder es schenkt den Vorspiegelungen keinen Glauben, dann bleibt ihm für das Leben die gewiß nicht förderliche Erinnerung daran, daß Vater und Mutter, oder wer sonst seine jungen Jahre zu überwachen hatte, nicht davor zurückschrcckten, sich mit einer Lüge zu beflecken. Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 4. Oktober 1889. — In der am nächsten Montag stattfindenden Generalversammlung deS Städtischen Vereins wird man sich unter Anderem auch mit einer Frage beschäftigen, die schon wiederholt von ver schiedenen Seiten diScutirt worden ist, ohne daß bis jetzt nennenswerthe Erfolge darin erzielt worden wären, nämlich mit der Hebung unseres Wochen marktes. Wenn man die Wochenmärktc anderer Städte, wir nennen hier beispielsweise nur Gioßenhain, in Betracht zieht, so muß man allerdings zugeben, daß unser Wochenmarkt in Riesa in keiner Weise ge nügt und den örtlichen Bedürfnissen Rechnung trägt. Selbst viel kleinere Städte als Riesa sind in dieser Beziehung besser daran. Der weitaus größte Theil der hiesigen Bewohner ist mit seinem Bedarf an Ge müse, Butter, Eiern, Geflügel und anderen Victualien auf den Hausirhandel angewiesen. Der Zwischenhandel aber vertheuert ganz natürlich die Preise, denn eS ist klar, daß man eine Waare aus zweiter oder dritter Hand immer theurer kauft, als wenn man sie auS erster Hanv beziehen kann. Der Haustrhandel hat für den Consumenten nur den Vorzug der Bequemlichkeit und wer diesen Vortheil höher als niedrige Preise an schlägt, der mag immerhu >.inen Bedarf im Wege des Hausirhandels auf Koste, s irres Gelvbeutels decken, aber eS ist wünschenswenh oaß anderen Consumenten, die die Bequemlichkeiten yr so hoch anschlagea oder dies zu thun aus pekunmen Rücksichten nicht in der Lage find, so viel als möglich Gelegenheit geboten wird, ihren Bedarf aus erster Hand zu beziehen. Freilich wirkt die auSgeb, hnte Bauart hiesiger Stadt selbst beeinträchtigend auf die Entwicklung eines Wochen- markteS, wie einen solchen andere rvncentrirt gebaute Städte haben, immerhin dürfte sich aber auch hier eine Wandelung zum Bsseren schaffen lassen. Unter die Vorschriften der Marktordnung dürft« virllricht
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