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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.07.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960701010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896070101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896070101
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- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-07
- Tag1896-07-01
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H^ßl-r-Prev »»geholt: .chland und L—. Direkte tägliche Kreu-Haud tu» Ausland: monatlich 7ckll^ Di» Morgmckkckgabe esschetut um >/,7 Uhr, dl« sshfudHl»»gab« Wochantuch^ um HNHr^ «ü ErpMls«: ^OhMtReS-Nffe 8» DK Erveoitton tft llAocheutag» mnmterbroch»» geilet von früh 8 btt «end« 7 Uhr. Filiale«: Vit* «le»«'* Lorti». (Alfred Hahu), Uotversitättstraße S (Paultnum), L.utt Lösche, lkatharwrnstr. 14, Part. and «önigtplatz 7. Morgen-Ausgabe. MWM.TWMaü Anzeiger. Amtsblatt -es AönigNchen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes im- Nolizei-Ämtes -er Lta-1 Leipzig. ^?32S. Mittwoch den i. Juli 1896. , Anzeigen-Preis , die -gespaltene Petitzeile SO Pf-, Aeclame» »Mer demRedaction»strich (4ge spalten) 5O-H, vor den tzamlltrnnachrichten (-gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzrichniß. Tabellarischer und Aiffrrnsap nach höherem Tarif. Igtra-Beilagen (gefalzt), nur mit der ütorgen»Lu-gabe, ohne Postbeförderung SO.—, mit Postbeförderung ^ti 70.—. Artuahmeschlvß fiir Anzeigen: Abend-Au-gabe: vormittag- 10 Uhr. Margen-Au-gabe: Nachmittag- 4 Uhr. vet den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig SV. Jahrgang. Bestellauge« au? Rriseabonnements nimmt entgegen und führt für jede beliebige Zeitdauer aus <Uv LxpvälUou Ü68 Leipziger laxedlattes, Johannisgasse 8. Die Procesfioneu in Frankreich. 6. Pari-, 26. Juni. Die reinliche Scheidung zwischen Radikalen und Social demokraten, über die neulich von hier aus berichtet wurde, ist nur den letzteren zu Gute gekommen. Daß die radicale Partei völlig darnieder liegt, haben erst jüngst wieder mehrere Wahlen gezeigt, bei denen sie von ihren zielbewußteren einstigen Freunden jämmerlich geschlagen worden ist. Ver gebens benutzt man jede Gelegenheit, um dem Ministerium Schwierigkeiten in den Weg zu legen, vergeben- führt man die bewährtesten Redner in- Treffen, Herr Meline und seine College» haben bisher jeden Angriff zu pariren gewußt. Tie jetzigen Minister sind eben nicht nur sehr anständige Leute, wa- übrigens bei französischen Ministern nicht immer der Fall sein soll, sondern auch tüchtige sachkundige Ver treter ihrer Reffort-. Männer wie Hanotaux, wohl der einsichtigste Vertreter der auswärtigen Politik, den man seit Langem hier gehabt hat, wie der Unterrichtsminister Barthou, wie Cochsry, für dessen Rentensteuerproject sich die Aussichten von Tag zu Tag günstiger gestalten, wie der Kriegsminister Billot, der dem heillosen Wirrwarr im Ober kommando der Armee ein Ende zu sehen bemüht ist, sind nicht oft in einem französischen Ministerratbe vereinigt ge wesen. Der Präsident selbst endlich hat bi» jetzt in meister hafter Weise zwischen den Parteien zu lawiren verstanden; er hat die Stimmen der Monarchisten sich zu erhalten ge wußt, ohne die Republikaner zu sehr vor den Kopf zu stoßen, und bat schließlich auch weiter link» stehende fortschrittliche Element« an sich gezogen. So hat da- Ministerium, dem man nach seinem ersten nur mit Hilfe der Rechten erfochtenen Sieg seinen baldigen Untergang vorauSsagte, nach und nach immer größere Mehrheiten für sich vereint. Um daS Geschrei der Opposition quauck wowe hat e« sich zu deren größtem Aerger allerdings niemals gekümmert. Da schien endlich für die Radikalen der günstige Augen blick gekommen zu sein. Bekanntlich sind in Frankreich die Processionen verboten. DaS hindert aber eifrige Kleriker nicht, ab und zu einen Versuch zu ihrer Wiedereinführung zu machen, und besonders am heurigen FrohnleichnamStage glaubte man, vertrauend auf die Nachsicht de» „gemäßigten" Ministerium», den Gesetzen rin Schnippchen schlagen zu können. An verschiedenen Orten fanden unter ziemlichem Zulauf der Gläubigen kirchliche Umzüge statt, an einer Procession betheiligte sich sogar ein Admiral. Der Haupt anstifter aber war der Erzbischof von Cambrai. Da» war Wasser auf die Mühle aller „freiheitlich gesinnten" Elemente. Henri Rochefort donnerte seine wüthendsten Artikel gegen den staatsgefährlichen Unfug und gegen die Pfaffenbrüder von Ministern, die diese Verhöhnung der Republik sich gefallen ließen und der ganze Chorus von Radicalen und Social demokraten stimmte ein. Die radicale Partei der Kammer bereitete einen entscheidenden Schlag, eine flammende Inter pellation an den Minister vor Allein man kam zn spät. Noch ehe man mit den Be ratbungen zu Ende war, hatte die Regierung bereit- ihre Maßregeln getroffen: der schuldige Erzbischof erhielt, wie gemeldet, eine Berufung vor den (Üouseil gSnäral und den betheiligten Priestern wurde die Besoldung entzogen. DaS war außerordentlich geschickt. Mochte auch Cassagnac die letztere Maßregel als eine „traurige Gemeinheit" bezeichnen oder mochten auf der anderen Seite höhnische Bemerkungen über die geringen Strafen fallen, über die man sich im katho lischen Lager höchsten» amüsiren würde, den Angriffen war die Spitze abgebrochen. Natürlich beruhigte man sich nicht gleich, sondern vergnügte sich im radicalen Lager noch bei nahe vierzehn Tage lang mit einem Frage- und Antwort- Spiel: Wollen wir doch noch interpelliren oder wolle» wir nicht interpelliren?: aber jetzt scheint die Sacke cnd- giltig im Sande verlausen zu sein. UebrigenS sind seitdem schon wieder zweimal Versuche gemacht worden, Processionen abzuhalten. Zn Tülle hatte sich die Sckaar der Gläubigen in der Kirche versammelt und begann sich in Bewegung zu setzen. Aber kaum hatte der Bisckof die Schwelle der Kirche überschritten, als er fick einer sehr beträchtlichen Anzahl von Gendarmen gegenübersah, deren Conimandant ihn höflich, aber bestimmt zum Rückzüge aufforderte. Notbgedrungen leistete man dem Folge und begnügte sich mit einem schwachen Proteste. Ein wenig ernster verlief der Fall in Reims. Dort kam es sogar zu einem kleinen Handgemenge mit der Polizei und man sab sich genöthigt, gegen einen allzu glaubenseifrigen Greis und einen Küster mit allerdings vcrbältnißmäßig recht geringen Strafen einzuschreiten. Natürlich werten die Beiden nun in der romfreundlichen Presse als Märtyrer gefeiert; vielleicht fühlt sich sogar Jemand gedrungen, demnächst ein Buch über die Christenverfolgungen unter dem Ministerium Meline zu schreiben. So wenig bedeutend diese Vorgänge an und für sich zu sein scheinen, so drängt sich einem doch die Frage auf, ob man eS hier mit ganz zufälligen Ereignissen zu thun hat oder ob sie als interessante Symptome einer neuen Zeitströmung aufzusassen sind. IstdaS un heil i ge Frankreich auf dem Wege, in absehbarer Zeit wieder heilig zu werden, wie seiner Zeit auf die Revolution die Kaiserkrönung Napoleons folgte, und fühlt sich der KleruS schon stark genug, um kriegerische Vorstöße zu wagen? Mag fein, daß sich solcke Ideen einiger katholischer Heiß sporne bemächtigt haben, die Mehrzahl glaubt wohl nicht daran. Die Landbevölkerung ist ja eigentlich stets der alten Kirche treu geblieben. Aber naß die städtischen Llrdester nicht wieder kirchlich werden, dafür sorgt schon die immer weiter um sich greifende Socialdemokratie; und wenn in solche Kreise trotzdem christliche Ideen eindringe», so sind eS höchstens die de» katholischen SocialiSmuS, der mit der officiellen Kirche doch recht wenig gemein hat. In den sogenannten besseren Kreisen dagegen hat si^ allerdings in den letzten Jahren ein bemerkenSwerther Um schwung vollzogen. Während noch vor nicht langer Zeit eigentlich jeder Gebildete sich al» Freidenker bekannte, ist man darin jetzt sehr zurückhaltend geworden; die wenigen atheistischen Fanatiker begegnen einer mitleidige« Verachtung. Der Gebildete wirft sich einem mystischen Pantheismus in di« Arme oder sucht auch, weniger durch positiven Glauben, al» durch ein übersinnliches Bedürfniß getrieben, wirklich die Kirche auf, der Halbgebildete aber, frühzeitig der Kirche ent fremdet und doch zu haltlos, um sich auf sich selbst zu stellen, wird daS Opfer wahnsinnij-heiliger Sectirer oder aber gläubischen Unsinn». Man hat in Deutschland nicht mit Unrecht oftmals den Vergleich zwischen dem heutigen Frankreich und dem Rom dec Verfallzeit gezogen. ES ließe sich darüber ein interessantes Capitel schreiben. Hier in Paris wird der abergläubische Spuk immer toller, und, waS da» merkwürdigste ist, er zieht auch verhältnißmäßig viele gebildete Leute in seinen Bann. So ist der allen Straßenjungen bekannte (Sür) Peladan, den man nach seinem Aussehen und tollen Anschauungen für gänzlich verrückt er klären möchte, einer der feinsinnigsten Wagnerkenner. In der Bodinivre hält der Schriftsteller IuleS Bois vor einem Kreise von Mitgliedern der besten Gesellschaft seine Vorträge über den „SataniSmuS", in denen er allen Ernstes de- monstrirt, wie man durch Verzauberung einen Feind vom Leben zum Tode befördern könne. Und um noch ein Beispiel zu nennen, die „Revue dcS Revues" bringt in ihrer letzten Nummer die genaue Beschreibung einer in Kamerun passirten Verwandlung eines ManneS in eine alte Frau! Zn allen Gesellschaften wimmelt eS von Spiritisten, Fakiren, Chiromanten. Sa ist dem Marquis de Morös kurz vor seiner verhängnißvollcn Reise von einer Frau de Thöbes sein gewalt sames Ende vorausgesagt worden, und der Marquis soll er widert haben, er glaube zwar fest an die Chiromantie aber er könne von seiner Reise nicht mehr absteben. Ist denn hier nun Alles plötzlich kindisch geworden? In weniger gebildeten Kreisen tritt die Sache natürlich noch unver- hnllter auf. Früherschlick man sich verschämt beiNacht und Nebel zu einer alten Hexe auf dem Dorfe, jetzt fährt man mit der Drosckke vor einem eleganten Hanse auf den Boulevards vor. Weissagen ist ein außerordentlich gewinnbringendes Geschäft geworden. Welchen Zulauf batte Fräulein Congdon mit ihrem so schmählich enilarvten Engel Gabriel und schon wird aus Valence-en-Brie wieder ähnlicher Unsinn berichtet. Gewiß steckt bei vielen Leuten nur Neugierde oder Sport dahinter, aber die meisten glauben doch wirklich an das tolle Zeug. Der Aberglaube ist eben bei den Halbgebildeten des Unglaubens liebstes Kind. Mag fein, daß alles DaS Anzeichen einer beginnenden Reaction sind, vorläufig kann die Kirche mit allen diesen Leuten keinen Staat machen. Frankreich hat noch kein Talent, „heilig" zu werden. Deutsches Reich. 42. Berlin, 30. Iu ci. Die württembergischen Demo kraten meiden den Reichstag so sorgfältig, wie es Herr Or. Sigl thut, und l ie nationalliberale „Württembergische Volks zeitung" bemerkt nstt ebenso viel Recht wieHumor: „Ist keiner von Böblingen da? Diese Frage kann man überall auf der Welt, in Australien und Hinterindien, mit der Hoffnung auf Bejahung stellen, b,los ckt — im deutschen Reichstag!" DaS Fehlen von Reichstags ^neten ist allerdings nichts Unerhörtes ober gar der < ei" Eigenthümliches. Aber während bisher der A' ' Denen, denen er zum Vorwurfe gemacht werd . Hst vertuscht wurde, ist es der Volk-Partei vw ihn zu verthejdigen, wenn nicht sich als ? . Wenigstens/fordert ein schwäbisches " - l in einer Auseinandersetzung, in der das > > . -. ' - im Reichstag zugestanden wird, sür diese anung einer untadeligen Ausübung des ieht, dieschwäbischeParticularistenpartei eifert . Ideal, der alten „Bürgerwehr", bei der eS l ob ein Mann zum Exerciren kam oder '»cy auf parlamentarischem Felde nach. Mit den -akratischen Vorstellungen von den Rechten der . ng verträgt sich solches Verhalten nicht, es gar nichts zu sagen, wenn eS nicht gerade wären, die sich trotz ihrer Abwesenheit dadurch bemerkbar machen, daß sie »d endlose Reden eines einzigen Ab- ge;ano»c.c ne Arbeit aufhalten oder auch, ohne überhaupt vertreten zu sein, durch Unterstützung von Anträgen auf namentliche Abstimmung die Geschäfte stören zu lassen suchen. Die GeschästSordnungScommission deS Reichstags, die sich mit dem Unfug der letzteren Art zu beschäftigen baben wird, dürfte kaum der Glorisicirung des Nichtbesuchs der Reichstagssitzungen in der demokratischen Parteipresse ihre Aufmerksamkeit schenken. Denn hier findet man das Eingeständniß, daß eine Partei die abstructionistische „Wirkung in die Ferne" geflissentlich und systematisch übt. Was das consequente Wegbleiben an sich anlangt, so ist eS Sache der württembergischen Wähler, zu bekunden, wie hoch sie es schätzen. In den Jahren 1887 bis 1890 war kein „Demokrat" im Reichstage, weil die Wähler keinen dort haben wollten, jetzt ist keiner dort, weil die dahin Entsandten e- so wollen; ohne Zweifel ist ,de> Bolkswille in jener Zeit besser zum Ausdruck gekommen, al in der Gegenwart. A. Berlin, 30. Juni. Die Wahl im Kreise Sch wetz, einem der bestrittensten Wahlkreise zwiscken Deutschen und Polen, ist glücklicherweise immerhin noch günstiger verlaufen als man nach den ersten Theilnachrichten, die einen rcr bältnißmäßig starken Rückgang der deutschen Stimmen dar- tbaten, annehmcn durfte: der deutsche Candidat kommt mit dem polnischen Bewerber zur engeren Wahl und zwar bei einer fast gleichen Stimmenzahl, so daß also die Aus sichten etwa gleich erscheinen. Trotzdem wird man deutscher seils keine Freude über diesen vorläufigen Erfolg hegen können. Denn hätten die deutschen Wähler überall ibre Schuldigkeit getban, so hätten sie gleich im ersten Wablganze unzweifelhaft den Sieg errungen. Statt dessen haben, wie der „Gesellige" berichtet, deutsche Wähler auf dem Wablzettel den Namen des deutschen Canditaten durchgestrichen und also ungiltige Zettel abgegeben. Diese deutschen Wähler waren mithin zu feig, sich dem Wahlacte fernzuhalten, weil sie Vorwürfe wegen ihrer Lässigkeit fürchteten, ihr „deutsches" Herz aber gestattete ihnen, eine ganz unwürdige Komödie zu spielen. Andere deutsche Wähler fehlten ganz, wieder andere stimmten wohl gleich im ersten Wahlgange für den Polen. Sonst wäre der Rückgang der deutschen Stimmen in den Städten kaum zu erklären. Hielten die Deutschen, auch die deutschen Katholiken, fest zusammen, so mußten sie den Sieg erringen, da das deutsche Element das polnische, wenn auch nicht sehr erheblich, überwiegt. Freilich ist für einen Erfolg der Deutschen die Haltung der deutschen Katholiken im Wahlkreise von wesentlicher Bedeutung. Stimmen diese in der Stichwahl, wie sie es z. B. im Wahl kreise Meseritz in den Iabren 1893, 1894 und 189.", gcthan haben, ebenso in Fraustadt-Lissa im Jahre 1893, zum weit aus überwiegenden Theile für den Polen, so sind die Ans sichten des deutschen Candidaten sehr schlechte. Es wird darum in den nächsten Tagen sebr interessant sein, zu beob achten, welche Stellung die Centrumspresse einnebmcn wird, und ob etwa gar, wie im Jahre 1894 in Meseritz, Centrnms- abgeordnete es für angemessen erachten werden, zu Gunsten dcS polnischen Candidaten zu agitiren und ihm die Stimmen der deutschen Katholiken zuzuschanzcn. Seit jener Zeit hat das Crntrum von den Polen besonders in Oberschlesien manchen Nasenstüber erhalten, aber bei der versöhnlichen Ge sinnung des Centrums — d. h. gegen die Polen, sonst sind Versöhnlichkeit und KlcrikalismuS unvereinbare Begriffe — kann man sich auf Alles gefaßt macken. Jedenfalls werden die Deutschen wohl daran thun, alle Kraft zusammen zu fassen, um einen Wahlkreis, dessen Städte vom deutschen Orden be gründet sind, dessen Cultur also lediglich auf deutscher Arbeit beruht, nicht den Polen in die Hande fallen zu lassen, von denen ein besonders begeisterter Parteigänger bei der Hauptwahl einen Zettel mit den schönen Trutzvcrsen abgab: Wir Polen stehen fest wie Fels im Meer, Wir halten aus trotz Deutsch und seiner Wehr. (7) Berlin, 30. Juni. (Telegramm.) Der „Reicks anzeiger" meldet, daß der Kaiser dem Minister von Berlepsch anläßlich seines Rücktritts mit einem huldvollen Hand schreiben seine Büste verliehen habe. Berlin, 30. Juni. (Telegramm.) Wie die „Nordd. Allgem. Ztg." meldet, beehrte Prinz Ludwig von Bayern heute Vormittag den Reichskanzler Fürsten Hohenlohe mit einem längeren Besuche. Zu dem Festmahle, das heute zu Ehren res Prinzen beim Reichskanzler stattsindet, sind die hoben StaatSwürdcnträger und die Spitzen ter Reichs und der Staatsbehörden eingelaoen. Berlin, 30. Juni. (Telegramm.) Der „Nordd. Allgem. Ztg." wird eS als wahrscheinlich bezeichnet, daß im BunveSratb eine Einigung darüber erzielt worden sei, das Tctailretse» im Wctnhandel zuzulassen. Li-Hung-Chang. Da» Juli-Heft der „Deutschen Rundschau" (herauszegeben von Juliu» Rodender«, Verlag von Gebr. Partei) enthält aus der Feder de» langjährigen deutschen Gesandten in Peking, M. von Brandt, einen interessanten Aussatz über den gegenwärtigin Deutschland vielbesprochenen chinesischen Staatsmann. Wir heben au» dem Aufsatz Folgende» hervor: Li wurde 1822 in der Provinz Anhui geboren, in einer Literaten-Familie, die sich weder durch Vermögen noch durch Einfluß auSzeichnete. Seine Laufbahn sollte während der ersten Jahre seiner amtlichen Thätigkeit eine fast ausschließ lich militairische sein, wenn man den Ausdruck für einen Führer gebrauchen kann, der au» sicherer Entfernung die Bewegungen seiner Truppen leitet und selten oder «ie in die Lage kommt, einen Feind auf dem Schlachtfeld« zu sehen. Die Taiping-Rebellen waren von ihrem ursprüng lichen Sitze in Kwangtung und Kwangst hi» an den Aangtze vorardrungen und hatten 1853 Nanking erobert; die kaiserlichen Behörden und Trupp«» erpiesen sich al» durchau« unfähig, ihnen erfolgreichen Widerstand entgegenznsrtzen, und da» Uangtze-Thal würde für die Reairrung verloren gewesen sein, wäre nicht eiue Anzahl von Mannern aufgestanden, die, wenigsten« anfänglich, aaf eigene Hand und mit eigenen Mitteln de» Kampf aufnahmen und »ach manchen wechseln de« Erfolgen schließlich den Sieg davon trugen. Der be deutendste dieser Männer war der 1807 in Hunan geborene Tseng Kwoh Kan, der mit einer kleinen, au» Freiwilligen gebildeten Armee geaen die Taiping» operirt«; ihm schloß sich Li a», dem seine Erfolge. 1859 den Rang al» Taotai (Re- gieruag«pr1ssideat, der zugleich an der Spitz« der Militair- Verwaltung steht) und 1862 die Ernennung zum Gouverneur vo» Kiangs« brachte». In dieser letztere» Eigenschaft «ntriß er m'Gemrmschaft mit Gordon, dem v«fryl»haber der Wimmer siegreiche» Armee", einer von europäischen Officieren diSciplinirten und befehligten Truppe, den Rebellen Suckau, ihren Hauptstützpunct in Kiangs», und vcrtrieb sie schließlich ganz auS seiner Provinz. Li, wie mancher andere chinesische Staatsmann, hatte den Werth einer Unterstützung durch Fremde kennen gelernt, und er war bereit, sich derselben zu bedienen, soweit die» seiner Ansicht nach ohne Gefahr für da» Reich und seine eigenen Interessen geschehen konnte. Gordou sollte gegen die Rebellen benutzt werden, «irr seine persönliche» Erfolge durften nicht groß genug sein, im die jenigen Li'S in den Schatten zu stellen; zugleich wurde die ihm anvertrautr Truppenmacht in Grrnzeu gehalten, welche sie nicht al» ein« Gefahr für die Regierung erscheine» lassen konnte. Von den zehn Führern (sog. Waog», d. h. Prinzen) der Rebellen hatte die Mehrzahl sich mit Gordon in Verbindung gesetzt und versprochen, die Stadt Suchau zu übergehen, wenn es ihnen gelänge, sich de» Energischsten und Tapfersten unter ihnen, de» Mu Waag, zu entledigen; dir» sollte auf di« Wesse geschehen, daß ihm die Leitung eine» Au»fall» auver- traut und, sowie er die Stadt verlasse», die Thore derselben hinter ihm geschloffen würden. Der Plan kam nicht zur Au«führuug, weil der Mu Waag, der Argwohn geschöpft hatte, seine Mitfübrer zn einer Beratbung zusammrnbenef, in deren Verlauf er von ihnen ermordet wnrd«. Di« audereu Wang» öffnete« dann die Thore der Stadt and begaben sich zu Li, der Gordon versprochen hatte, da» Leben der Rebe len zu schonen. Stattdessen ließ Li die Führer ergreifen und Hinrich «n. Gordon war so entrüstet über den Bruch de» mit ihm grtroffeaen Abkommen», daß er, eia Gewehr in der Hand, v c ihn niederzaschießrn — ein Schicksal, dem ! cr i entaing, daß er sich vor Gordon verbarg. ,r yt , Robert Hart, Genertl-Zollinspcctor der fr«: .n L, p r, gelang r», zwischen Li uns Gordon eine Berk' ^inzlcr! >- »führen, der eine Proklamation Li'« al»-kumnidtage r! Ja dieser erklärt« Li, daß Gordon de« A^älttn «ck .. r Urbergabe von Suchan frrngestande» und Lr,Zi< sich g/nKHt, t gesehen habe, dem ursprünglichen AbkoMMtzwIgegen, ie y fortiae Hinrichtung der Rebellenführer anpwrd n, da st« ji der frechsten Weise verlangt hätten, daß ihr« l"nhä»g«r ihrer bi-herigea Formation in di« Rethen de* kaiserlich > Armee eingereiht und ihnen selbst höhere Commandostellen in derselben übertragen würden. Energische Maßregeln seien daher unumgänglich nothwendig gewesen, um weitere« Unglück zu vermeiden. Diese Erklärung Li'S entsprach wahrscheinlich den thatsächlichen Verhältnissen, wie denn auch zu seiner weiteren Entschuldigung angeführt werden kann, daß kurze Zeit vorher die Garnison einer von den TaipingS besetzten Stadt sich ebenfalls ergeben und dann eine kaiserliche Truppen- abtheilung meuchlings überfallen und niedergemacht hatte. Nach der Unterdrückung des Taiping-AufstandeS war Li mit der ihm eigenen Energie beschäftigt, die Wunden zu heilen, die die jahrelangen Kämpfe seiner Provinz geschlagen hatten; aber dtr AuSbruch der Nienfei-Rebellion in Nordchina war die Veranlassung, daß er bald dorthin an die Spitze der kaiserlichen Truppen berufen wurde. Hier war ihm da« Gtück »dessen weniger günstig als in Kiangsu; die Rebellen, die er gehofft hatte auf der Shuntung-Halbinsel einzu schließen, bemächtigten sich einer Anzahl Dschunken und gelangten so in seinen Rücken und au» dem Bereich »inrr Streitkräfte. Auch Li'S spatere Operationen waren nicht von Erfolg gekrönt; er erhielt den Befehl, da» Ober kommando abzugeben und sich auf seinen neuen Posten — er »ar in der Zwischenzeit Generalgouverncur von Hunan and Hupei geworden — zu begeben; mit vieler Mühe ge- fang e» ihm, dies« Ungnade abzuwenden, aber da« Schicksal plieo ihm auch ferner abhold; die ihm früher verliehene gelbe facke wurde ihm wieder abgenommen, di« Eensoren richteten ll'c Heftigsten Angriffe.gegen Da», wa» sie seine Trägheit j« >, Nachlässigkeit nannten, un» trotz seine» Einfluss«» und H >rhen» würde er diese« Anklagen vorau»stchtlich doch erleg« j 4 "Wenn e» ihm »der vielmehr sein« Uat«rbef«hl»haber, 11 eßlich nickt -elnngea wäre, d« Niensti ei», entscheidende r - 'erläge beizubringen. Auf seine« Post«, in Wuchang s Li e» sich angelege» sei», soweit die» au-änalich war, t c 8ren»genschasten de, moderne, Industrie auch st, Ehi»a nagend zu mache», »ud r» war wesentlich seiner Initiativ: j verdanke», dich > s Regierung»«rsrnal in Nanking ein- n icht«« unv vr.M^ a.t -d, der al» vfstcirr in der „immer streich« Atrmee" ger-c-ut h^cre zrnd jetzt al« Sir Halliday Macartney, der englische Secretair der chinesischen Gesandt schaft in London ist, mit der Leitung desselben beauftragt wurde. Die englischen Consularberichte aus der Zeit, in welcher Li Gouverneur von Kiangsu und Generalgouvcrnenr der beiden Hu-Provinzen war, sprechen sich wenig günstig ' enllikn als d»n Fremden und fremden nxe, . Lo«a, damal» schon al« wabr- wmwea wurde. Ih» vorau-gesehen, auf eine "sse Sesthr gedrungen und den Krieg »weistlbc^es vermied« zu haben, ist ein un- fich akkrding« dH di« er traf, um d« durchau- ungenüm r-^H">?rsacken der fiilitairischrn Mißerfolge China» dürften sich m dem Mangel asiverständniß, in der Neberbebuna und der falschen Sparsamkeit finden, di« den Grundzug im Wesen Li'«; weuigtr anerkennend muß man atlerdmg« damber aussprechen, daß die Vorbereitungen» »» drohende» AuSbruch zu begegnen, dock - . , ^rr Natur waren and ,m Augenblick de- VtdrüUkvd vrrsüAtrn. in erster über ibn aus und i Interessen durchau Der Ausbruch Linie gegen die ja als deren Anstift yuankun bezeichn gesehen wurde, Ruhestörer gege. fische Lager geloc gebracht, wo e der Provinz ' Bitten seine» niellen Vorsch fuciouiSmuS a die Erlaubn' Li die Erthe i? Fehler und h in Korea bei zwischen Ehii fckemlich in r . und Hauptz ei. gegen die ch em Zusamt _ schrinlich atig« bessere RissÄ wenigsten-^ apaner »» finden, mit denen l damal» schon al» wahr-
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