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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.06.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960627021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896062702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896062702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-06
- Tag1896-06-27
- Monat1896-06
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4786 Eerbenköuig, unmittelbar nachdem er seine» Trinkspruch auf den Kaiser von Rußland ausgebracht hatte, und trank „auf dir Gesundheit und das Wohlergehen seines Bruders, des zweiten nationalen serbischen Herrschers, Nicola'S I.". ES war dies ein feierlicher Augenblick. Die Versöhnung schien besiegelt. Milan kam aber wieder nach Serbien, und nun ging die Hetze von Neuem an. Da starb Kaiser Alexander III. Zu seinem Leichenbegängnisse reisten Nicola und Alexander nach Petersburg. Bei einem Mahle beim Großfürsten Wladimir trafen sie zum ersten Male in ihrem Lebe» zusammen. Nicola war es gelungen, den jungen König zu überzeugen, daß er schon lange aufgehört habe, mit den Feinden der Obreuowitsche gemeinsame Sache zu machen. Er erzählte dem verblüfften königlichen Jünglinge, daß der radikale Exniinisler Djaja vor zwei Wochen in Cettinje war und den Fürsten ersuchte, er möge sich an die Spitze des Aufstandes in Serhien stellen, „Alles sei bereit", und wie er Djaja noch am selben Tage ans ganz Montenegro auSweisen ließ. Seitdem hörte Alexander nicht mehr auf Milan. Er selbst bot Alles auf, um sich mit Nicola zu ver söhnen. Der Besuch in Belgrad wird diese Bemühungen des junge» Herrschers nun zu einem gewissen Abschluß bringen. Es heißt übrigens, daß auch zarte Bande dazu dienen sollen, die Freundschaft zwischen den beiden serbischen Stämmen zu befestigen. Fürst Nicola hat mehrere Töchter. Die klügste und entschlossenste ist ilienia, und es wäre nicht unmöglich, daß Gott Hymen mit der Diplomatie gemeinsame Sache machte. Deutsches Reich. Berti«, 26. Zuni. Unter dem Titel: „Was ist dem Eon currenten verboten und erlaubt?" hat Hugo Böttger eine gemeinverständliche Erläuterung des Gesetzes zur Bek'ämfung des unlauteren Wettbewerbes <bei Th. Schoenfeldt, Berlin) erscheinen lassen. Der Berfasser, der sich schon früher in einer verdienstvollen Schrift als Be herrscher des Gegenstandes gezeigt hat, erklärt jetzt den Ge werbetreibenden die Vorschriften, mit denen sie sich vom l. Juli d. I. au abzusindcn haben werden, in sehr glücklich gewählter Darstellung. Bis eine constante Sprnchpraxis der Gerichte sich herauSgebildet hat — und dies dürfte geraume Zeit dauern — findet der Geschäftsmann einen gewandten und zuverlässigen Führer an dieser Schrift, deren auf das Praktische gerichteter Zweck übrigens auch für den volköwirth- schaftlichen Theoretiker und den Juristen kein Hinderniß der Benutzung zu bilden braucht. * Berlin, 26. Juni. Ausfälliger Weise ist die „Post" in der Lage, über den Besuch des chinesischen Vicekönigs Li- Hung-Tschang beim Fürsten Bismarck ausführlichere Mittheilungen zu bringen, als das „Biömarckblatt", die „Hamb. Nachr." Und noch auffälliger ist cS, daß die „Post" über die in Friedrichsruh gepflogenen politischen Gespräche, über welche die „Hamb. Nachr." (den Bericht der letzteren haben wir im gestrigen Abendblatte mitgetheilt. D. Red. d. „Leipz. Tagcbl") so gut wie gar nichts gebracht haben, eingehend zu berichten in der Lage ist. Ob man daraus schließen darf, daß Fürst Bismarck, welcher derartige Berichte der „Hamb. Nachr." vor ihrer Veröffentlichung selbst zu lesen und zu corrigireu pflegt, über die gefallenen politischen Acußerungen nichts in die Oesfcntlichkeit gebracht wissen wollte, wird sich wohl noch Herausstellen. Allzuwichtig ist cs freilich nicht, waS die „Hamb. Nachr." verschweigen, obgleich der Berichterstatter der „Post" in seiner Einleitung sagt: „Große Erwartungen hatte man in der Umgebung des Bicc- künigs, namentlich in der deutschen, an die Unterredung der beiden Staatsmänner geknüpft. Der Verlauf des Besuches aber hat sie bei Weitem übertroffen. Er war nicht der Austausch couvcn- tioneller Höflichkeiten zwischen zwei Männern, die einander zum ersten Mal in ihrem Leben sehen, um nach wenigen Augenblicken für immer auseinander zu gehen. Tas, was gestern in Friedrichs- ruh gesprochen ist, ist für die Welt gesprochen und wird für die zukünftige Politik Chinas voraussichtlich von der allergrößten Bedeutung sein." Der eigentliche Bericht rechtfertigt diese pomphafte An kündigung kaum. DaS Wichtigste, was er meldet, ist Folgendes: „Der Bicekönig erkundigte sich auch nach dem Grasen Herbert Bismarck, über dessen vieljährige Führung der Geschäfte als Staatssecretair des Auswärtigen Amtes er Worte hoher An- rrkennuug aussprach. „Der will immer Politik treiben", erklärte der Fürst, „und hat im Gegensatz zu mir nur wenig Passion für die Landwirthschaft", woraus der Bicekönig erwiderte: „Bei uns in China muß der Sohn immer das Erbe der Väter über nehmen." „Das ist im Allgemeinen auch hier bei uns der Fall", antwortete der Fürst, „aber man kann doch nicht gegen die Natur." Nun wandte sich das Gespräch ernsten politischen Fragen der jüngste» Vergangenheit zu, im Ver laufe dessen Li-Hung-Tschang erklärte: „Der Zweck meines Besuches ist, Euer Durchlaucht um Nalh zu fragen." „Und welcher Rath ist das?" fragte der Fürst. „Wie sollen wir es machen, um China zu reformiren?" „Das kann ich von hier au-s nicht beurtheilen", lautete die Erwiderung des Fürsten Bismarck. „Wie kann ich erfolgreich gegen den Hof in Peking angehen?" forschte der Bicekönig weiter. „Gegen den Hof angehen", erwiderte Fürst Bismarck, „kann man nicht. Die Hauptsache ist: Wenn in der obersten Leitung Raketensatz ist, dann geht Vieles; wenn der fehlt, geht nichts. Gegen den Willen der Herrscher kann sich kein Minister auslehnen; er führt nur auS oder ertheilt seinen Rath." „Wie aberPoll man eS an- sangen, den Willen des Herrschers auszusühren?" fragte der Bicekönig weiter. „Nur aus der Basis einer Armee", rrNärtr der Fürst. „Sie kann klein, ganz klein sein, vielleicht nur 50000 Mann umfasse»; aber sie muß gut sein." „Die Leute haben wir", ent- gegnete Li-Hung-Tschang, „aber die Ausbildung fehlt. Seit der Tei-Ping-Rebellio», die die jetzige Dynastie wieder befestigt hat, d. h seit 00 Jahren, ist für die Ausbildung nichts mehr geschehen. Ich habe gegen den Stillstand gekämpft, aber vergebens. Ich habe jetzt die vorzüglichste Armee der Welt gesehen, die deutsche. Wenn ich auch selbst in Zukunft nicht mehr eigene Mittel verwenden kann, die mir als Bicekönig zur Verfügung standen, so will ich doch dahin wirken, das; geschieht, waS Ew. Durchlaucht mir räth. Wir müssen reorganisiren und zwar mit preußischen Osficieren und nach preußischem Muster." „Es kommt nicht daraus an", fuhr daun der Fürst fort, „daß die Armeen in allen Theilen des Landes vertheilt sind. Es ist nur nöthig, daß man das Heer jeden Augenblick zur Haud hat, und Laß Ver bindungen geschoßen werden, damit man die'Armee schnell und leicht von einem Punct zum andern werfen kann." Tas Gespräch wandte sich nun wieder deutschen Fragen zu; es wurden Ereignisse der äußeren und der innere» Politik des Reiches erörtert, wobei Fürst Bismarck mit Anerkennung von Er. Durchlaucht dem Fürsten zu Hohenlohe sprach, mit dem ihn schon seit M Jahren Bande der Freundschaft verbunden hätten. Der Fürst bemerkte im Laufe dieser Erörterungen auch, er habe sich jederzeit für China interessirt und sei bestrebt gewesen, engere Be ziehungen mit jenem Lande anzutnüpsen. Im Jahre 1884 habe er darüber bereits in Kissingen mit dem Marquis Tsing verhandelt." — Der Anwalt dcS Verbandes der dcntschen Gewcrk- vereine, vr. Max Hirsch, bat jetzt wieder eine Uebcrsicht der Thätigkeil der deulschcn Gcwcrkvereinc seit ihrer Begründung im Jahre 1869 zusammengestellt. Die Gesaiiimteinnahmcn an Beiträgen, Zinsen rc. betrugen danach 20 500 000 .-L, die GesammtanSgaben 18 500 000 .F; von letzteren für Rechtsschutz, Reisen, Arbeitslosen- und Noth- standsunterstützung 2 850 000 für Krankenunterstützung und Begräbnißgelv 11 000 000 -F, Jnvalidenunlcrstütznng 1 750 000 DaS Gesainmtverniögen (größtcntheilS auf der NeichSbank depouirt) beträgt 2 000 000 die Mitglieder zahl rund 70 000. Die Gcwerkvereiue sind in zwar lang samem, aber stetigem Vvrwärtöschreilen begriffen, trotz der großen Anfeindungen, die sic von socialdemokratischer Seite von jeher zn erleiden gehabt haben. — Die „Berl. Eorr." schreibt: „Da Eholera fälle seit vorigem Jahre in Preußen nicht mehr ausgetreten sind, auch in Rußland die Ebolcra in diesem Jahre erloschen ist, er scheint es gerechtfertigt, die gegen Herlunfte aus letzterem Lande noch bestehenden Einfuhrverbote und Des- infectionömaßregeln zn beseitigen. Die bezüglich der Ein- und Durchsicht' gebrauchter Kleider, Leib- und Bett wäsche, sowie des Gepäcks und Umzngsgnts der Reisenden aus Rußland noch in Kraft befindlichen Beschränkungen werden daher aufgehoben werden." — Die Freie Gemeinde hat beschlossen, den alten Brauch, den Todten ins Grab drei Hände Erde nackzu- werfen, aus ihrem Friedhöfe in Wegfall kommen zu lassen, da man vielfach darin eine Anlehnung an den christlichen Glauben erblicke (!). — Die Großherzogin Marie von Mecklenburg- Schwerin hat mit ihrer Tochter, der Herzogin Elija bett; von Mecklenburg-Schwerin, und der Prinzessin Thekla von Schwarz- burg-Nudolsladt Berlin verlassen und sich nach Schwerin be geben. Die Fürstin von Schwarzburg.Rudolstadt gedcukl heute nach Dresden zu reisen, wahrend die Frau Prinzessin Adolph von Schwarzburg - Rudolstadt die Rückreise nach Rudolstadt an- trctcu wird. — Ter Staatssecretair des Neichs-Mariiieamls, Admiral Holl man», ist hier angekommcu. — Ter CultuSminister hat entschieden, daß Caudidaten des höheren Schulamtes während der Dauer des Probejahres nicht die Eigenschaft als Staatsbeamte besitzen. — Ter am hiesigen Hofe beglaubigte siamesische Gesandte Phya Nond Buri ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen. — Der Bicekönig Li-Hung-Tschang ertheilte heute Vormittag verschiedene Audienzen. Abends gedenkt er, einer Einladung des Herrn von Hausemaiin zum Diner Folge zu leisten Es ist möglich, daß zwischen den Besuch in Meppen und in Köln am nächsten Donnerstag noch eine Besichtigung der Werke der Bochumer Guß stahlfabrik eingeschoben wird. — Von den nach Chile commandirten preußischen Osfi cieren sind in letzter Zeit zufriedenstellende Nachrichten ein- getroffen. Die Osficiere sprechen sich, wie die „B. N. N." erfahren, im Allgemeinen über ihre dortige Wirksamkeit befriedigt aus. — Die einjährige active Militairdienstzeit der Volks schullehrer darf, wie ein Berichterstatter melde», jetzt bei Gewäh rung der staatlichen Alterszulagen in Anrechnung kommen, wenn sie nach bestandener Prüfung und dadurch erlangter Anstellungs fähigkeit zurückgclegt worden ist. — Gegenüber anderen Nachrichten wird dem „B. T." versichert, daß von Ür. Jastrow in Sachen seines Buches „Sociallibcral" die Veröffentlichung einer Erklärung verlangt worden sei. Es handele sich dabei nicht nur uni eine sogenannte Ehrenerklärung für Herrn v. Berlepsch, dessen Ehrenhaftigkeit in dein Buche gar nicht in Zweifel gezogen ist, sondern um einen wirklichen Widerruf. — Die 1894 von M. von Egidy gegründete bisherige Wochen schrift „Versöhnung", deren Redaktion seit Januar d. I. nach Kiel übergegangen war, erscheint vom Juli ab wieder in Berlin unter von Egidy's alleiniger Leitung, und zwar als Monatsschrift. — Wir die Letatlreisenden sich zu helfen wissen, beweist der „Bolks-Ztg." zufolge die Massenversrnduug von Postkarten mit bezahlter Rückantwort und den vorgedruckten Worten: „Ich ersuche Sir, mich mit Ihrer Collection zu besuchen", an die Kund schaft. Dir mit solchen „Einladungen" versehenen Reisenden werden auch nach Inkrafttreten der Gewerbenovrlle ungehindert weiter „Detail" reisen können. * kiel, 26. Juni. Die Kaiserin ist heute Abend 6 Uhr nach Plön abgereist. * Schwetz, 26. Juni. ReichStagSuachwahl. Bis jetzt liegen von 90 Wahlbezirken deS Kreises die Resultate auS 50 'Bezirken vor. Danach haben erhalten: Holtz-Parlin 2956 Stimmen, von Saß-JaworSki-Lippinken 2918 Stimmen. Vor drei Jahren wurden in diesen Wahlbezirken gezählt 3975 Stimmen für den deutschen, 3647 Stimmen für den polnischen Eandidaten. Der Wahlsieg wird von wenigen Stimmen abhängen. * Weimar, 26. Juni. Dem „Schwäb. Merk." wird von hier geschrieben: Zum Cbef des CultusvepartementS im weimarischen StaatSministerium an Stelle des verstorbenen StaatsrathS v. Boxberg soll der lange Zeit im Departement des Innern thätig gewesene und durch seine vorzüglichen Dienste bekannt gewordene Geh. Reg.-Rath Stier ausersehen sein. Derselbe nahm vor einem halben Jahre eine leitende Stellung einer in Greiz neugegründeten Bank an, behielt sich damals aber seinen Rücktritt in den weimarischen Staats dienst vor. * Neus;, 25. Juni. In der Vorstandssitzung deS Rhei nischen Bauern Vereins wurde zum Nachfolger des ver storbenen Vorsitzenden Frbrn. v. Loö-Terporten dessen Nesse Graf Loö-Wissen einstimmig gewählt. Der neue Vor sitzende erklärte unter großem Beifall, daß er im Geiste und in den Bestrebungen seines Oheims den Verein leiten wolle. Außer dem Gewählten waren vom engeren Vorstande vorgeschlagen: v. Grand-Ny und Gras Hoensbroech. die beide baten, von ihrer Person Abstand zu nehmen und den Grafen Loö zn wählen. * Mainz, 25. Juni. Die hiesige Handelskammer hat sich bereits an den Bundcsrath mit dem Ersuchen gewandt, Ausnahmen vom Verbot des Detailreisens für den Weiuhandel, die Möbelfabrikation und die Herstellung von Dekorationen in Wohnungen zuzulassen. * Darmstadt, 25. Juni. Zum Maximal - ArbeitStag im Bäckerei gew erbe hat die Bäckerinnnng in Alzey eine beachtenswerthe Stellung eingenommen. Sie erklärte sich in einer ihrer letzten Versammlungen mit dem Zwölfstundentage im Bäckereigewerbe einverstanden und legte gegen die „Um triebe" verschiedener Sckwesterinnungen, welche die Verkürzung der Arbeitszeit in Bäckereien für unmöglich erklären, ent schieden Verwahrung ein. * Trier, 26. Juni. Durch ein päpstliches Breve ist der Bischof Ko rum zum päpstlichen Hansprälaten und Thron assistenten ernannt worden. * Zweibrücken, 25. Juni. An dem hiesigen humanistischen Gymnasium wurde ein A the istenclub entdeckt. Dem selben gehören Scküler der drei oberen Elasten an. Einer derselben ist katholisch, die übrigen sind protestantisch. Dem Rectorat soll bereits Anzeige erstattet worden sein. So melden mit großem Ernste verschiedene Blätter. Vermuthlich baudclt es sich um eine Kinderei. * Straßburg, 26. Juni. Dem „Elsässer" zu Folge er eignete sich an der deutsch-französischen Grenze auf der Straße zwischen Altmünstervl-Ebavannes les Grandes ein Grenz zwischenfall. Ein im Montreux-Chateau lebender elsässischer Maler Steck, der sich seinerzeit dem deutschen Hecrdienste entzogen hatte, wurde beim Ueberschreiten der deutschen Grenze auf deutschen Boden von zwei Gendarmen verhaftet. Steck vertheidigte sich mit seinem Taschenmesser, die Gendarmen machten von ihren Waffen Gebrauch. Im Verlauf des Kampfes erhielt Gendarm Hostmann einen Streifschuß mit seinem eigenen Revolver. Steck wurde durch mehrere Säbel hiebe schwer verletzt. Untersuchung ist eingeleitet. Oesterreich - Ungarn. * Wien, 26. Juni. Der Kaiser empfing den Cardinal Agliardi, den päpstlichen Nobelgardiste» Miccioli und den Auditor bei der päpstlichen Nuntiatur in Wien Locatelli. * Wien, 26. Juni. Der Fürst von Montenegro ist um 9 Uhr Abends mit seinem Gefolge nach Belgrad ab gereist. Der hiesige serbische Gesandte Simitsch begleitet den Fürsten auf der Reise. Ter bulgarische Geschäftsträger Stanciosf hatte sich zur Verabschiedung auf dem Bahnhofe eingefnnden. * Ltnz, 26. Juni. Der hier tagende Parteitag der deutsch-nationalen Obcrösterreicher stimmte dem Programme der Neuen deutschen Volkspartei zn. Frankreich. * Durch den „TempS" vom 25. Juui wird folgender Tagesbefehl verbreitet, den der Commandant der 12. Infanteriedivision, General Keßler, vor dem 9. Jäger bataillon in Longwy selbst verlesen hat: „Die Jäger des Bataillons, die großentheils aus anderen, von ihren Garnisonen entfernten Gegenden stammen, haben nur mangel ¬ hafte Vorstellungen von dem Gebiet«, da« sie bewohnen; e« ist di« Ausgabe der Osficiere, sie in die örtliche Geschichte »inzuweihen, di« aus- Engste mit der allgemeinen Geschichte unseres Landes zusammen- hängt. Die Jäger des 9. Bataillons werden so begrelsen, daß ihre un glücklichrn.durch rin fremde« Volk unterdrückten Nach bare n imO st en desselbrnStamme« wie siesind und dieselbe Geschichte, die gleiche gemeinsame Vergangenheit hoben. Sie werden besser die Ausdehnung ihrer Pflichten verstehen, die Härten des lothringischen Klimas heiterer ertragen und eifriger ihren täglichen Mühen ob liegen, wenn sie einsehen, daß sie berufen sind, die blutende Wunde zu schließen, die sie vor Augen haben, und a» der da- Land seit mehr als 25 Jahren leidet. DaS Andenken an die ruhm reichen Thaten des früheren Geschlecht« ist ein mächtige« Band, da« die Soldaten ein und desselben EorpS umschlingt; aber ebenso heil- am ist die Erinnerung an die Unglückstage, und wenn ein Gang durch die Gegend, di« mau bewohnt, die Mißgeschicke des Vater landes bezeugt, so läßt die örtliche Geschichte einen tiefen Eindruck tm Geiste der Menschen zurück und giebt eine Lehre, die sich in ihre Herzen einprägt. Die Gegend von Longwy ist «in von den Er regungen des modernen Leben- abgelegener Winkel Frank reichs; wenn das Dasein hier schwer ist, so regt e- doch zu Studium und Nachdenken an. Möchten die Osficiere be nennten Bataillons deshalb di« jüngsten Ereignisse unserer Geschichte, die oft von der jüngeren Generation außer Acht gelassen werden, ihren Untergebenen ins Gedächtniß rufen. Die Jäger deS 9. Bataillons werden daran- lernen, daß der Boden unter ihren Füßen rin Ganze« mit dem benachbarten Gebiete bildet, dessen Bewohner nur durch eine angenommene, durch Unglück- liche Begebnisse auserleate Linie von ihnen getrennt sind, und daß es Sache ihrer Tapferkeit ist, diese Linie zu beseitigen." Von Zeit zu Zeit fliegt auch von französischen Casernen« Hosen der gallische Hahn chauvinistisch aufgeputzt empor, daS weiß man und eS hat wenig zu bedeuten. BeachtenSwerth ist nur, daß ein ernsthaftes Blatt, wie der „TempS", de» Erlaß des nach der Volksgunst lüsternen Generals abdruckt und daß die „Nordd. Allg." davon rekviencko Notiz nimmt. Schweiz. * Vern, 26. Juni. Die Zählung c.r Referendums- Unterschriften hat ergeben, daß genügend Unterschriften beisammen sind. Somit muß über alle drei Gesetze, da- EisenbabnrcchnungSgesetz, die Diöciplinarstrafordnung und daS ViebhandelSgesetz, Volksabstimmung stattfinden. Italien. * Rom, 26. Juni. Einer Blätter,it.lduug zufolge beab sichtigt der Minister des Aeußeren, England im August zu besuchen. Der Rückreise erfolgt über Berlin, wo der Minister den Reichskanzler besuchen will. — Nach dem beute der Deputirtenkammer vorgelegten CommissionS- berichte über den Einnahme-Etat wird daS Budget des nächsten Finanzjahres mit einem Deficit von 5 600 000 Lire abschließen. — Der Schatzminister Colombo brachte ein Provisorium für den Monat Juli für jene Budgets ei», welche noch nicht von der Kammer genehmigt sind. Spanien. * Madrid, 26. v>uu>. Die hiesigen Cigarrenarbeite rinnen veranstalteten eine Kundgebung gegen «ine Ver minderung dcS Personals der Fabriken. Sie zogen vor das Palais der Corteö. Die Polizei mußte von der Waffe Ge brauch machen. Eine Arbeiterin wurde verwundet und 18 Verhaftungen wurden vorgenommen. Die Verhafteten wurden bald wieder freigelassen und die Ruhe hergestellt. — Die Deputirtenkammer hat die Marine-Vorlage angenommen. Großbritannien. * London, 26. Juni. Heute Abend fand im Hotel Metropole das Jahresessen deS deutschen HoSpitals zu Dalston statt. Den Vorsitz führte der österreichisch-ungarische Botschafter Graf Deym, welcher nach einem Toast auf die Königin und die Mitglieder der königlichen Familie auf den großen Verlust hinwies, den das Hospital durch den Tod deS Prinzen von Battenberg erlitten hat. Sir Poly- dore de Keyser brachte den Toast auf die fremden Souveräne, die Beschützer des Hospitals, auS, welchen der italienische Botschafter Ferrero mit Worten der Sym pathie für das Hospital beantwortete. Hierauf richtete Graf Deym einen warmen Appell an die Wohlthätigkeit des Publikums für das Hospital, welches allen Armen ohne Unterschied der Nationalität geöffnet sei. Die gesammten eingegangenen Beiträge beliefen sich auf 3170 Lstrl., darunter 200 Lstrl. von dem deutschen Kaiser und 50 Lstrl. vom Kaiser von Oesterreich. Die deutsche Botschaft war durch den ersten Secretair Prinzen Hohenlohe-Oehringen vertreten. * London, 26. Juni. Der gesetzgebende Körper derCap - colonie faßte eine Resolution, in der die englische Negierung aufgefordert wird, den irischen politischen Gefangenen die gleiche Gnade zu Theil werden zu lassen, die Krüger den Führern der Neformpartei erwiesen habe. Rußland. ° Der Berliner „Vorwärts" veröffentlicht ein Schreiben, das ihm von einer Gruppe Studenten der Forstschule in Petersburg zugcgangen ist; darin protestiren diese gegen die Glückwunschtelegramme, die ihnen von den Das sollte er übrigens gleich noch in erhöhtem Maße wahrnehmen, denn auf die Frage der Pastorin, WaS in aller Welt denn passirt wäre, antwortete die junge Lady zunächst mit einer neuen Auflage von Schmähungen gegen die Deut schen, dann endlich kam die Vorgeschichte des Briefes mit vielen injurivsen Randglossen: Sie wäre im Winter viel auf Bällen gewesen. Da habe sie einen Studenten kennen ge lernt, er sei noch ganz jung, beinahe ein Knabe, der sei ihr immerfort nachgelaufen; sie habe viel Spaß mit ihm gehabt, denn er sei so närrisch gewesen. Da babe der dumme Junge wahrscheinlich geglaubt, sie wolle ihn heirathen, und er habe an ihren Vater geschrieben. Der sei natürlich sebr böse darüber und verlange, sie solle augenblicklich nach Hause kommen. „Und eS war so hübsch hier", schloß die Miß ihr Klage- und Anklagelird, „ich hatte alle Freiheit, konnte machen, WaS ich wollte, amüsirte mich und brauchte mich um Niemand zu kümmern." Es folgte noch eine Reihe von Specialinjurien gegen den „dummen Jungen", für die der Professor stillschweigend mit quittirte. Er glaubte ein gewisses Anrecht darauf zu haben. Dann sprang die Miß auf; sie wolle sofort packen und abreisen, erklärte sie. Nicht eine Stunde länger als nöthig bleibe sie in dem Lande, wo man ihr einen solchen Streich gespielt. Der Professor saß mit zu Boden gerichtetem Blick da. Er hatte augenblicklich nur die eine Empfindung, daß er sich unsterblich blamirt habe. WaS für ein Esel war er doch gewesen! Hatte er denn wirklich seine fünf Sinne beisammen gehabt? Gott, ernstliches Interesse hatte er ja nicht ver spürt, und zur größten aller Thorhriten, zur Heirath, hätte er sich wohl nicht hinreißen lassen, aber so die Zeit zu ver geuden, wie ein leichtsinniger Student! Alter Narr, der er war! Ob Jemand etwas gemerkt? Scheu blickte er auf seine Cousine, die sich eben erhob, um in daS Haus zu gehen, da traf ihn ihr Blick mit solchem wunderbaren Ausdruck vo» Schmerz und Theilnahme, daß er im Innersten erschrak. Mit einem Male kam es ihm zum Bewußtsein, daß er sich nicht nur entsetzlich blamirt, baß er auch Jemanden schwer gekränkt hatte durch sein thörichte« Benehmen. Er sprang auf und verließ das kleine HanS. Lange irrte er planlos durch die Straßen umher, bis er sich endlich in einer Weinstube in einer einsamen Ecke niederließ. Aber den Blick, der ihn au« den Augen seiner Cousine getroffen, wurde er nicht loS. Noch nie hatte ein Frauenange ihn so an- geschant. Nicht der Vorwurf verletzten Stolzes, daS ganze Leid eines zum Tode verwundeten Herzens hatte darin gelegen. Liebte sie ihn denn? Er erschrak, als die Frage ihm in den Sinn kam. Noch nie hatte er daran gedacht, und er wagte nicht, sich eine Antwort darauf zu geben. Aber würde sie ihm wenigstens glauben, wenn er vor sie hinträte und — er wollte sagen, sie nm Verzeihung bitten würde, doch er fubr in Gedanken fort unwillkürlich: wenn er sie bäte, sein Weib zu werden. Wie kam er darauf? Liebte er sie denn? Auch diese Frage wagte er nicht zu beantworten, aber mit überraschender Lebendigkeit kam ihm die Erinnerung an den ersten Abend im kleinen Hanse, wie zufrieden und wahrhaft glücklich er sich in dem Bannkreise seiner kleinen Cousine gefühlt, wie nichtig ihm damals aller äußere Glanz erschienen, und mit der Erinnerung zog ein bisher nie ge fühltes Sehnen in sein Herz. Aber zu voller Klarheit ver mochte er nicht durchzudringen, und in zwiespältiger Stimmung begab er sich in sein Hotel. Am nächsten Morgen ging der Professor in aller Frühe nach dem kleinen Hanse. Er scheute eine Begegnung mit seiner Cousine, und doch zog eS ihn mit gehcimnißvoller Macht unter ihr Dach. Aber als er daS kleine HauS betrat, schlich er leise, als wünsche er von Niemandem gehört zu werden, die Treppe hinauf in sein Arbeitszimmer. Dort schloß er sich ein. Inzwischen saß die Pastorin unten in ihrem Zimmer in ernste Gedanken versunken, bis sie, zn einem bestimmten Ent schluß gelangt, sieb aufraffte. „Ja, so ist es am besten." Sie stand auf und rief der Dienerin, sie möchte hinauf geben und den Herrn Professor zu ihr hernnterbitten; sie hätte etwas sehr Wichtige- mit ihm zu besprechen. „Lieber Vetter", begann die kleine Frau, als der Gerufene erschienen war, und sie sprach mit einer anscheinend jeden Widerspruch ausschließenden Entschiedenheit, „daS, was ich Dir jetzt mitzutbeilen habe, wird Dich vielleicht überraschen, aber geplant ist eS schon lange, und der Brief meiner Tochter beschleunigt nur die Ausführung. Meine Kinder bitten mich, ich möchte zu ihnen übersiedeln und möglichst bald abreisen, weil — da — nun meine Tochter schreibt, ich würde bald Großmutter werden. DaS kleine HauS bier will ich verkaufen, und Du thust mir vielleicht den Gefallen, die eventuellen geschäftlichen Angelegenheiten mir abzunehmen." Jetzt, angesichts der ausgesprochenen Trennung, kam dem Professor die sichere Erkenntniß Dessen, WaS ihn am Abend zuvor ahnungsvoll durchschauert, daß er hier Liebe geben und empfangen könne, daß ihm hier noch ein spätes Glück blühe. Aber in die Hoffnung, eS zn gewinnen, mischte sich die Augst, eS zu verlieren, und mit bebender Stimme fragte er: „Was treibt Dich fort von hier?" Und da sie nicht antwortete, sondern nur die Augen senkte, fuhr er fort, indem er seiner Stimme größere Festig keit zu geben suchte: „Laß unS nicht wie zwei thörichte Kinder auSeinander- gehen, ohne daß wir unS über unS selbst klar ausgesprochen hätten. Ich weiß eS wohl, ich verdiene es nicht, daß Du mich anhörst, und ich muß darauf gefaßt sein, daß Du un gläubig den Kopf schüttelst, denn in meiner bodenlosen Ver blendung habe ich Dick schwer gekränkt." „Sprich nicht davon". „Ich war ein Thor, ein alter Narr, der wie ein Schuh bube in kindischer Freude hinter einem bunten Schmetterling berjagte, bis er auf der Nase lag. DaS war nicht angenehm für mich, aber heilsam. Jetzt endlich habe ich gelernt, die Augen auf zu thun und zu sehen. Ich babe nicht gewußt bisher, WaS Liebe ist; erst jetzt, wo ich Dir Äug' in Ange gegenüberstehe —" „Vetter!" Ein glühendes Roth flammte in dem Gesichte der Pastorin ans; sich stolz in die Höhe richtend, trat sie einen Schritt zurück und sah den Professor fast zürnend an. Aber der fuhr erregt fort: „Laß mich anSreden, ich bitte Dich, dieser Augenblick kehrt nie wieder. Ich stürze Dir nicht zu Füßen und mache Dir keine glühenden Schwüre, aber ich sage Dir aus mein Manneswort: Gehe von mir, und mein Leben wird öder, al- e« je gewesen. Jetzt erst fühle ich, daß eS öde gewesen trotz alle» äußeren Glanzes, jetzt erst weiß ich, WaS da einzig wahre, echte Glück ist, und wo e- für mich zu suchen ist. Willst Du es mich finden lassen — oder ist Dir da« nicht möglich?" Er blickte auf daS Bild deS verstorbenen Manne« seiner Cousine, da« an der Wand bing, und e« lag etwa- wie «ine banae Frage in seinem Blick. Der Pastorin entging da« nicht, und sie neigte leicht ihr Haupt „Er war der treueste, edelste Mann, in dessen Hand ich die meine legte", sagte sie leise mit bewegter Stimme. „Er wußte, daß ich ihm daS Gefühl nicht entgegenbringen konnte, WaS wir thörichte» Menschenkinder Liebe nennen, weil —" „Weil ein anderer Deine Liebe hatte?" fragte er in athemloser Hast. Sie nickte und blickte zu Boden. Dann aber hob sie den Kopf. Alle Zaghaftigkeit war überwunden, sie blickte den Vetter frank und frei an, und ein Strahl ahnungsvollen, seligen Glückes traf ihn aus ihren Angen. „Und nun soll sich doch erfüllen, waS ich niemals zu hoffen gewagt hatte." „Ich?" DaS war ein Jubelschrei auS befreitem Herzen. Dann ergriff der Professor beide Hände seiner Cousine und sah ihr innig in die Augen. „Kind, ich habe Dir viel abzubitten, sehr viel an Dir wieder gut zu machen." Sie schüttelte leise den Kopf und sah ihn mit glücklichem Lächeln an. Da zog er sie sanft an sich und küßte sie auf Stirn und Mund. — Als der Pastorin getreue Magd, daS alte Factotum im kleinen Hause, von der eben geschlossenen Verlobung hörte, war sie nichts weniger al« freudig überrascht. Sie hatte den Professor schon nicht geliebt, ehe sie ihn kannte, und als sie ihn kennen gelernt und beobachtet hatte, da hatte sie ihn im Stillen bei sich, und gelegentlich wohl auch Anderx» gegen über, für einen „Suitier" erklärt, dem man alle möglichen „Kisten" zutrauen könnte. Indessen auch die biedere Alte wurde versöhnt und fand sich nach einigem Murren in die Thatsache, denn al« die Braut schüchtern die Frage anregte, wo man künftighin daS gemeinsame Heim aufschlagen werde, da erklärte der Professor einfach: „Liebe« Herz, ich denke dock da, wo wir Glüu ge funden haben, ,m kleinen Hause." (Schluk.1 Stu Cha Cec als kläru der g Reick nisse n>ß ( wend Rho bei d aus Reo keni best fickti donil seitS find, voll! Abs auf Iug Syr Stu Bea mit mit versi zösis diese Cha Digg wolft Sta diese! vier e von Kre dem ». C Selo keite zösi Pha e daß die l * Gesa grapl verho venez * van- geeioi todt, von seid I 25,5! 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