Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960716020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896071602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896071602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-07
- Tag1896-07-16
- Monat1896-07
- Jahr1896
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
BezrrgS-PreU t» der Hauptexpeditton oder den im Stadt» detirk und den Vororten errichteten Aut- aavestrllrn ab geholt: vierteljährlich ktt »weimalißer «gttcher Zustellung Ins Hau» ^l ü.LV. Durch die Post bezogen sur Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich V.---. Directe tägliche ttreuzbandsendunG i»< Autlaud: monatlich 7.ÜO. Die Morgen-Autgab« erscheint um '/,? Uhr, di» Nd«nd»Au»gab« Wochentag» um h Uhr. Nedactioir »nd Erpedttio«: Johannes,affe 8. Di»Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet v», früh 8 bis Abend« 7 Uhr. Filialen: DU» Klemm s Sortim. (Alfred Hahn). Uviversitätsstraße 3 (Paulinum), LoniS Lösche. Kathannenstr. 14. pari, und König-Platz 7. Abciid-Ansgabe. WMgcr.TagMM Anzeiger. Ämtsötatt -es Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Ruthes un- Nolizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. 358. Donnerstag den 1ö. Juli 1896. »m-«>»»>,'»Mil Mnzeigvn-PrerS die 6 gespaltene Petitzeile LE Pfg. vteclamrn unter demRedactionSstrich (»ge spalten) bO^t, vor den Taunlirnuachrichl»» (ögespalten) 40^. Größer, Tchrislen laut unserem Preis- »erzelchniß. Tabellarischer und Zissernsa» »ach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen - Ausgabe, ohne Postbesörb.ruag mit Pvsldesörberung 70. Annahmkschluß für Anzeigen: Abend-Ausgab«, vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. »ei den Filialen und Annahmestellen i« eine halb» Stunde srüher. Nnxeigrn sind stets an hie Ex-edikts» zu richte». Druck und Verlag von L. Pol» in Leivzig 9V. Jahrgang. Deutschland und Frankreich. Die „Hamburger Nacht." erörtern, wie un» telegraphisch au» Hamburg gemeldet wird, in ihrer heutigen Morgenausgabe dir politischen Gründe, die gegen eine Bethriligung Deutschlands an dec Pariser Weltausstellung sprechen. Der interessante, zweifellos von Friedrichsruh auS inspirirte Artikel lautet Wörtlich: Zn einzelnen Blättern begegnen wir der Auffassung, unser Verhältniß zu Frankreich babe sich derart gebessert, daß die Betkeiligung Deutschland» an der Pariser Ausstellung ein selbstverständliches Ersorderniß der veränderten Situation sei. Wir können diese Ansicht doch nicht thrilen. Wir halten es für bedenklich, die deutsche Industrie, wenn sie selbst kein sachliches Bedürfnis dazu hat, auS politischen Gründen zur Betheiligung an der Pariser Ausstellung zu nöthigcn. Eine derartige Pression hat für uns einen unangenehmen Beigeschmack nach der Argumentation, mit der seinerzeit versucht wurde, die Handelsverträge durch zudrücken. Bei der Unberechenbarkeit und Wandelbarkeit der französischen Zustände ist auch nicht abzusehen, welche politische Witterung IWO in Paris herrscht und ob wir alsdann nicht froh sein werden, wenn wir daheim im Trocknen sitzen können. Bor Allem aber können wir nicht auf die Ansicht verzichten, daß, wenn wir den Franzosen ein zu hohes Maß von Wohl wollen zeigen, dies mehr schadet als nützt. Die Franzosen acceptiren dergleichen zwar bestens und erwidern es mit nothdürftiger Höflichkeit, aber kein verständiger Politiker wird daran glauben, daß dadurch die Revancherechnung irgendwie beglichen wird. Diese wird unS krüher odet spater mit Sicherheit präsentirt werden, sobald Zeit und Umstände den Franzosen das Zncasso zu sichern scheinen. Wir sind der Ansicht, daß eS nach wie vor richtiger ist, uns auf den Ein druck zu verlassen, den unser Heer und das zunehmende Uebergewicht der deutschen über die französische Bevölkerung bervorbringen, als auf die Wirkung von Liebenswürdigkeiten, die den Franzosen von uns erwiesen werden. Den besten Maßstab für die wahren Gesinnungen und Absichten, die in Frankreich gegen uns bestehen, liefern nicht die gelegentlichen ofsiciellen Kundgebungen, sondern die spon tanen Ausbrüche der Nevanchesucht, wie sie in unbewachten Augenblicken, z. B. in der französischen Armee bei Manövern an der deutschen Grenze, stattsinden. Bör Allem aber ge währen ihn der zunehmende Eifer des amtlichen und nicht amtlichen Frankreichs, sich mit Rußland zu verbinden, und die Empfindlichkeit, die auf französischer Seite zu Tage tritt, wenn, wie jetzt beim Empfang der deutschen Schiffßbesatzung durch daS russische Kaiserpaar, sich Thatsachen vollziehen, die der Fiction zuwiderlausen, daß Rußland den Franzosen helfen werde, Elsaß-Lothritigen zurückzuerobern und das militairisch-politische Prestige Frank reichs wiederberzustellen. Wenn Frankreich wirklich auf dem Wege ist, die Revanche abzuschwören und sich mit dem Zustande, wie er durch den Frankfurter Frieden geschaffen ist, abzusinden, welchen Sinn bat diese Zärtlichkeit und Empfindlichkeit Rußland gegenüber? Es giebt doch kaum zwei Staaten in Europa, die einander innerlich so völlig widerstreben, wie das autokratische Rußland und die mit socialistischem Oele gesalbte französische Advocaten-Republik. Die von französischer Seite angestrebte Ehe mit Rußland ist derart unnatürlich und allen Gesetzen der politischen Naturgeschichte zuwiderlaufrnd, daß die französische Werbung nur unter dem Gesichtspunkte des unvermindert fortbesteheuden Nevanche- bedürfnisseS gegen Deutschland zu erklären ist. Es würde Leichtsinn oder Verblendung sein, wenn man sich darüber einer Täuschung hingeben wollte. Die Franzosen sind wie die Socialdemokraten, so lange sie ihre Zeit nicht gekommen glauben, verhalten sie sich ruhig, suchen unS über ihre Absichten irre zu führen und nehmen jede Gelegenheit wahr, die ihnen von deutscher Seite geboten wird, ihr» wabre Gesinnung zu ver schleiern. Aber sie werden keinen Augenblick zögern, uns an dir Gurgel zu springen, wenn sie glauben, es mit Erfolg thun zu können. Die Geschichte der deutsch-französischen Vorgänge während der letzten 300 Jahre beweist, daß in keiner Weise auf dauernde Friedfertigkeit der Franzosen gegen unS zu rechnen ist. Weshalb sollte das jetzt und nachdem den Franzosen der Stachel von 1870/71 in dec Brust sitzt, plötzlich anders geworden sein? Alle historischen, politischen und völkerpsychologischen Er wägungen sprechen dafür, daß Deutschland fick gegen wieder holte französische Angriffe nicht durch Liebenswürdigkeit, sondern nur durch Abschreckung sichern kann. Wir legen da bei, abgesehen von unserer eigenen Kriegstüchtigkeit, mindestens soviel Gewicht, wie auf die Erhaltung des Dreibundes, auf die Sicherung guter und vertrauensvoller Beziehungen zu Rußland, weil einem Bruche mit Rußland der französische Angriff aus Deutschland wahrscheinlich sehr baldfolgen würde, falls die euro päische Lage dies irgendwie gestattete, während umgekehrt ein deutsch-französischer Krieg die Betheiligung Rußlands gegen Deutschland erst dann in Aussicht stellen wurde, wenn die Er gebnisse des Krieges die dauernde Schwächung eines der beiden kriegführenden Reiche wahrscheinlich machten. Wir sagen ausdrücklich: eines der beiden Reiche, also nicht bloS Frankreichs; denn die russische Politik würde eine volle Ueberwältigung Deutschlands durch Frankreich mit ihren eigenen Interessen nicht verträglicher finden als ein Aus scheiden Frankreichs aus den Elementen des europäischen Gleichgewichts. Siegreiche französische Truppen im Oder- und Wcichselgebiete und längs der polnischen Grenze sind ein Zukunftsbild, das auch für das russische Auge nichts Einladendes hat. Wir glauben deshalb, daß Ruß land sich nicht genötbigt fühlen würde, in einem neuen deutsch - französischen Kriege von Haus aus Partei zu nehmen, Wohl aber, daß es das Bedürfnis haben dürfte, die Völle Niederlage einer der beiden kriegführenden Mächte zu hindern. An ein russisch-französisches Bünbniß aber glauben wir überhaupt nicht, da es nur geschloffen sein würde, wenn beide Theile Interesse daran hätten. Dies Interesse findet bisher nur bei Frankreich statt. Rußland ist sicher, daß bei seinem ersten Kanonenschüsse gegen Deutschland ihm der Beistand Frankreichs nicht fehlen würde; weshalb sollte es sich seinerseits an einen Vertrag binden, von dem man nicht vorher wissen könnte, welche Unbequemlichkeiten er am Verfalltage mit sich brächte? Bei dieser Sachlage kann es unserer Diplomatie, wenn sie ihr Geschäft einigermaßen versteht, nicht schwer werben, Frankreich stets in Schach zu halten, auch ohne daß man sich mit den Franzosen tiefer einläßt, als mit der Klugheit und der Würde des deutschen Reiches vereinbar ist Politische Tagesschau. * Leipzig, 16. Juli. Der unzweifelhaft empfindliche betrügerische Wett bewerb, dem die Butterproduction durch Verkauf von Mischungen von Butter und Margarine ausgesetzt ist, wird in dem Umfange, wie ihn das unzulängliche Gesetz von 1887 gestattet, mindestens ein Jahr langer fortdauern, als eS die Regierung und ein beträchtlicher Theil der Reichs tagsabgeordneten gewollt haben. Den Dank dafür haben Landwirthe und mit ihnen dir Verbraucher der k l r r i k a i - cvnservativ en Reichstags Mehrheit abzustattrn, die dem Maraarinegrsrtz einen Inhalt gegeben bat, von dem sie bestimmt wußte, daß er das Inkrafttreten des Gesetzes auSschlicßen werde. Der größere Theil der Schuld an der vorgestern erfolgten Verwerfung dcS Grfetzes im BundeSrath fällt der Taktik des Zentrums zu, das, obwohl in seiner Mehrheit der Margarine gegenüber gar nicht prohibitiv gerichtet, in erster Lesung seinen Standpunkt durch einen Redner vertreten ließ, der die ausschweifendsten Pläne zur Unterdrückung dieses Nahrungsmittels zum Besten und damit dem Verlauf der Angelegenheit die Direktion gab. Den Agrariern auf der Rechten ist Inkonsequenz nicht zum Vorwurf zu machen. Sie wollten zu einem Theil einen Concurrrnten der Butter vernichten, zum andern sich in einem von der Regierung nothgedrungen zurückgewiesenen Gesetze ein politisches Agitativnsmittel erkalten. In letzterer Hinsicht bat die Ausbeutung des BundcSrathSbeschlussrS durch das Organ der Berliner Leitung deS Bundes der Landwirthe bereits begonnen. Wir verzichten auf die Wiedergabe dessen, was diese Zeitung an gehässigen Verdächtigungen vorbringt, und wellen lediglich zur Kennzeichnung der von ihr gepflegten Art der Volksaufklärung mittheilen, daß sie halb andeutrt, halb behauptet, der Bundesrath hätte, wenn er am Donners tag über das Margarine-Gesetz entschieden hätte, ander» be schlossen, als er am vorhergehenden Dienstag gethan. Am Dienstag bätten die einzelnen Negierungen eine erneute reif liche Erwägung — der Jahre hindurch nach allen Seiten beleuchteten Fragen! — noch nicht angestellt haben können und StaUtssecretair von Boetticher habe sich Viesen Umstand zu Nutze gemacht und die Entscheidung an diesem Tage, statt, wie ursprünglich beabsichtigt gewesen fein soll, am zweitfolgenden „vurchgedrückt"! Skrupelloser, als es hier geschieht, kann Man auf die UubekaNItl- fchaft einfacher Leute mit der GesetzgebUNgSiechnik unmöglich fpeculiren. Mögen nun die Nur-Agilatoren Mit Befriedigung auf den vorläufigen Abschluß der Angelegenheit blicken, so werden sich diejenigen Agrarier, die der Landwirthsckaft ernstlich eine Hilfstnaßregel zugedacht hatten, fragen müssen, ob sie nicht sehr unsachgemäß gehandelt, als sie fick durch daS Fest balten an der Parole „Alles oder Nichts" in Vie Lage ver setzten, mit Nichts nach Hause zurückzukehren. Konnte der Wett bewerb der Margarine nicht ganz und gar beseitigt werden, so wäre es dock wohl nicht unvernünftig gewesen, den Spening der Unterdrückung der betrügerischen ConcUrrenz in der Hand zu behalten. Es wird nun zwar geleugnet, daß die Regierungsvorlage dem Zwecke der Verhütung von Mischungen von Butter Mil Margarine entspreche. Dem gegenüber empfiehlt es fick, NockMatS einen Blick auf daS zu werfen, was geboten war. Ta findet fick vor Allem die Unterwerfung deS KunstspeisefeiteS unter die zur Ueberwachung des Verkehrs mit Margarine (und Mat- garinekäse) getroffenen Bestimmungen, sowie das Verbvt der Mischung auch von Butterschmalz mit Margarine (z. Z ist nur die Mischung mit Butter untersagt). Zur Eontrole der Fabrikation und des Handels Mit Mar garine, Margarinekäse und Kunstspeisefett War U. A. Folgendes vvrgeschlagen: eine auf den Unternehmer, seine Betriebsleiter und Aufsichtspersonen, sowie auf die Her- steÜUngs-, AufbewahruNgs-, VkrpackungS- und Verkaufs räume erstreckte Anzeigepflicht. In allen diesen Räumen sollten PolizeibeaMIe jederzeit Revisionen vornehmen, fowie Auskunft über das Herstellungsverfahren, über die Menge und Herkunft der verwendeten Rohstoffe und über den Unifang de» Betriebe» fordern dürfen; für dir AuSkunftSverweigrrung war eine Strafe vorgesehen. Sodann sollte bei Strafe untersagt werden, in Räumen, wo Butter, Butterschmalz oder Käse uergesteUt, aufbewabrt oder verpackt wird, die gleichen Manipulationen mit Margarine, Kunstspeisefett oder Margariuekäfe vorzunebmr». Für den Kleinhandel war zwar die getrennte Aufbewahrung und Ver packung in der Regierungsvorlage nicht geboten, im Uebrigcn war auch er noch weiteren Erschwerungen als den bezeichneten unterworfen. Mit dem Vorstehenden sind die beantragten Controlvorschriflen nicht erschöpft. Aber daö Aufzeführte genügt wohl, um sich ins Gcdäcktniß zurückzuruien, daß die Vorschläge der Regierung umfassend, tief einschiieiteiid und mit solchen Belästigungen einer — wie selbst im deutschen LandwirthschaftSrath anerkannt wurde — reellen Fabrikation verbunden gewesen sind, wie sie nur durch eine hohe Schätzung der wirthschaftlicken und focialen Bedeutung der Land- wirthschaft gerechtfertigt sei» können. Daß diese scharfen Bestimmungen unwirkiam gcwesen wären, wird Niemand im Ernste behaupten wollen. Diejenigen Vertreter der Landwirthschaft, die verhinderten, daß die Vorschläge Gesetz wurden, haben, wenn auch wider Willen, nur für die Interessen des unreellen Handels gewirkt. Denn, und darüber sollte man sich keiner Täuschung bingeben, in der Vvlksstimmung beginnt sich. Dank den Uebertreibungen und Herausforderungen der extremen Agrarier, ein Umschwung zu vollziehen, der eher einer Milderung als einer Verschärfung des jetzt Zurückgewiefcnen günstig sein dürfte. Aus diesem Grunde und weil die Regierungsvorlage nützlich und uotb« wendig gewesen ist, erwarten wir ihre alsbaldige Wiederkehr. Seit mehreren Monaten bereits werden in den französischen Blättern Warnungsartikel veröffentlicht, in denen die an geblich von dcntscher Seite in Ausführung begriffene Anlage eines befestigten Lagers bei Malmedy (Elsenborin auf der höhen Veen und hart an der belgischen Grenze als eine Bedrohung der Neutralität Belgiens und der Sicherheit Hollands und Frankreichs dargestellt wird. In einer der letzte« NuMMekn des „Matur" wird sogar behauptet, daß der deutsche Kaiser, obgleich er sick für den Schiedsrichter des europäischen Friedens aüsgiebt, sich fortwährend für einen Krieg rüste, der ein Vernichtungskrieg sein würbe. Am Tage, wo dieser Krieg auSbräche, würden die Feinde Frankreichs eine gewaltige KraftällstrenguNg aN allen fran zösischen Grenzeu macken. Die Bresche von Malmedv würde ihnen einen Natürlichen Weg Nach Vein Norden Frankreichs öffnen. Dtr Ort MalmedH liegt südlich von Aachen und hart att der belgische», sowie auch in der Nähe der luxem burgischen Grenze und gegenüber Von VervierS und Späa. ES ist auch richtig, daß, wenn in Malttieby ei» befestigtes Lager errichtet werde» würde, die Deutsche» mit einem Ge waltmarsch bis vor Lüttich gelange», die belgische Vkr- theidigungS-Linie an dör Maas aufröllcn und dir bel gische ArMee Zur HeereSfotge zwingen könnten. Nu» ist aber bisher nicht bekannt geworden, daß die deutsche Kriegsverwaltung in Maltitedy ein befestigtes Läger erbaue» wolle. Dagegen würde gemeldet, daß die Gegend in ber Nähe von Mältnebh zur Anlage eitles Ärtillrrie-SchießptatzeS, wie ein solcher ZUm Beispiel für die elsässischen und für die süddeutschen Corps bereits in Hagenau besteht, auSerseben sei. DaS preußische Kriegs ministerium soll hierfür MalmedH gewählt haben, weil die dortige Gegend sehr unwirtblich ist und die nötbigen Grünte daher billig zu erwerben waren. Wenn aber die Deutscken in Malmedy thatsächlich ein verschanztes Lager anlegen wollten, Zim pinkerton und ich. Roman von R. L. Stevenson und Lloyd OSbourn«. I6s Antorisirte Bearbeitung von B. Kätscher. Nachdruck verboten. Auf dem Consnlat hörten wir, daß Cnpitain Trent im „What Cher House" abgestiegen sei. Wir fuhren also zu diesem großen, aber nichts weniger als aristokratischen Ein- kehrbauS und wandten uns an einen herumlungernden Kellner, der an einem Zahnstocher kaute, während er mit uns sprach. „Capitain Trent zu Hause?" „Abgereist," lautete die kurze Antwort. „Wohin?" fragte Jim. „Weiß nicht." „Wann ist er abgereist?" nahm ich daS Wort. „Weiß nicht," entgegnete der Kellner und bot uns daS Schauspiel seines breiten Rückens dar. Was zunächst geschehen wäre, wage ich mir gar nicht auSzumalen, denn Pinkerton's Zorn und Aufregung war all mählich gestiegen und drohte bei der Unverschämtheit dieses Bengels in Helle Flammen auSzubrechen. Zum Glück ver hütete das Dazwischentreten eines zweiten Kellners jedes weitere Unheil. „Ab, was sehe ich? DaS ist ja Mr. Dodd!" rief er, auf mich zueilend. „Ich freue mich, Sie zu sehen, mein Herr. Womit kann ich Ihnen dienen?" Wie doch jede edle That belohnt wird! Hier stand ein junger Mensch vor mir, dem mein Lied: «Kurz vor der Schlacht" gefallen hatte und der sich nun in meiner pein lichsten Lage als Retter in der Noth erwieS. „Sie suchen Capitain Trent?" Er ist gegen zwölf Uhr abgereist. Er mit noch einem der Gestrandeten. DerKanaka ist schon früher mit der „Stadt Peking" abgedampft. Ich weiß eS, weil ich seinen Koffer aufgegeben habe .... DaS Gepäck dcS Capitain Trent? Ich werde sofort anfragen, Herr Dodd . .. . Ja, alle wohnten bei unS. Die Namen stehen im Fremden buch, vielleicht wollen Sie es anschauen, Herr Dodd, während ich wegen des Gepäck» Nachfrage?" Ich blätterte in dem Buch, bi» ich auf die vier Name» stieß — alle von einer Hand geschrieben und zwar von einer schweren und ungelenken Hand: Trent, Brown, Hardy und -- statt Ah Sing — Jos Amalu. „Pinkerton, hast Du den „Occidental" noch in der Tasche?" „Gewiß, er hat mich noch keinen Augenblick verlassen, hier ist er." Ich durchflog den Bericht über daS Wrack. „Sieh her, da stebt: Elias Goddedaal, Maat. Warum begegnen wir diesem EliaS Goddedaal nirgends" ,A)ar er nicht mit im Wirthshaus, als Du daS ganze Pack dort gesehen hast?" fragte Jim. „Ich glaube nicht. Es waren ihrer nur vier und Keiner darunter, der sich wie ein Maat benommen hätte." In diesem Augenblicke kehrte meine Picnicbekanntschaft mit dem Ergebniß seiner Nachforschungen zurück. „Der Capitain kam so gegen halb zwölf mit einer Art Eilwagen angefahren", berichtete er, „er und sein Gefährte schafften drei große Koffer und eine schwere Reisetasche hinaus. Unser Portier half ihnen die Sachen aufladen. Der Capitain kutschirte selbst, sie fuhren in die Richtung des Hafens." „Wohl um noch rechtzeitig die „Stadt Peking" zu er reichen", bemerkte Jim. „Wie viele der Gestrandeten wohnten hier?" erkundigte ich mich. „Drei und der Kanaka", antwortete der Kellner. „Aber über den Dritten konnte ich nichts erfahren, er muß wohl auch abgereist sein." „Wohnte Herr Goddedaal, der Steuermann, nicht auch bei Euch?" „Nein, Herr Dodd." „Wissen Sie vielleicht zufällig wo er wohnte?" „Nein, ick habe diesen Namen noch nie gehört. Haben die Herren einen besonderen Grund die Gestrandeten aus findig zu machen?" „Wir, dieser Herr und ick, haben das Wrack erstanden und hätten gern von der ehemaligen Mannsckaft nähere Auskunft' darüber erhalten. Es ist sehr ärgerlich, daß wir die Leute verpaßt haben." Allmählich batte sich eine Gruppe von Neugierigen um unS gcsckaart und Einer darunter, ein derber Seefahrer, nahm plötzlich das Wort: „Ich glaube nicht, daß der Maat sckon fort ist. Wie ick gekört babe, soll er die Krankenbucht deS „Sturm" noch gar nicht verlassen haben und lodtkrank sein." Jim zupfte mich am Aermel und flüsterte mir zu: „Zurück aufs Consulat!" Aber auch dort erhielten wir keine befriedigende Auskunft über Goddedaal. Der Arzt deS „Sturm" hatte dem Con sulat mit den Papieren des Maats ein Zeugniß eingeschickt, wonach derselbe sehr krank sei. „Haben Sie vielleicht schon eine telephonische Verbindung mit dem „Sturm"? erkundigte sich Pinkerton lebhaft. „Seit gestern", erklärte der Consulatsbeamte. „Wollen Sie nicht die Güte haben, anzufragen oder mich anfragen zu lassen, wie es mit Goddedaal steht? Es liegt uns daran, des Mannes habhaft zu werden." „Sehr gern." Sckon nach wenigen Minuten kam er vom Telephon zurück und sagte: „Es thul mir sehr leid, Ihnen mittbeilen zu müssen, daß Herr Goddedaal den „Sturm" bereits verlassen und Niemand am Bord weiß, wohin er sich gewendet hat." „Noch eine Frage, mein Herr", wandte ich mich an den freundlichen Beamten, „bezahlt das Consulat die Heimreise dieser Leute?" „Nur für Diejenigen, die daraus angewiesen sind. Die Ueberfahrt des Kanälen nach Honolulu haben wir beute Morgen bezahlt. Wenn ich Capitain Trent recht verstanden habe, wollen die Anderen ihre Heimreise gemeinschaftlich antreten." „Dann haben Sie ihnen die Neisespesen noch nicht aus gefolgt?" „Nein, noch nicht." „Und Sie wären wohl überrascht, wenn ich Ihnen sagte, daß die Herren FriSko schon verlassen haben?" „Ich würde glauben, Laß Sie schleckt unterrichtet sind." „Aber cs ist Thatsache" „Ich bi» überzeugt, daß Sie sich irren, mein Herr." „Darf ich einen Moment Ihr Telephon benutzen ? wandte sich jetzt Jim, dem augenscheinlich eine Idee durch den Kopf geschossen war, an den Beamten. Dieser nickte und ick hörte, wie Pinkerton die Druckerei, in welcher wir unsere Placate anfertigen zu kaffen pflegten, anrief. Daun wurde ick durch eine merkwürdige Gedankenverkettnng abgelenkt. Mir siel näinlick die plumpe, ungelenke Handschrift im Fremkeubuch des „What Cbear House" ein und ich fragte den Consulats- beamten, ob er mir vielleicht ein Schriftstück von der Hand Trent'S zeigen könne. „Nein, daS kann ick nickt: der Capitain hatte sich kurz vor dem Unfall der Brigg die rechte Hand schwer verwundet, so daß selbst da« Logbuch von Goddedaal fortgesUbrt werden mußte. Trent war genöthigt, alle Papiere mit feiner Linken zu unterzeichnen." Da Pinkerton mittlerweise sein Gespräch am Telephon beendet hatte und wir keine weitere Auskunft erhalten konnten, empfahlen wir unS. „Nun ist Alles, was wir vorläufig thun können, geschehen", meinte Pinkerton, als wir wieder in den Wagen stiegen. „Jetzt zum Schooner! Bis morgen Abend werden wir riesen Goddedaal ausgekundschaftet haben, oder ich will nickt Pinkerton beißen!" „Wie willst Du daS anstelle»?"s fragte ick erstaunt. „Tas wirst Du erfahren, noch ebe Du heute zu Bett gehst", entgegnete er. „Weißt Du, nach all diesen Hin- und Herfahren, dem Besuch bei dem ekelhaften Bellairs und den Redereien mit den Kellnern, wird mir der Anblick des Schooncrs förmlich woblthun. Ich hoffe, daß die Ausladung flott vor sich gegangen sein wird." Als wir am Ouai anlangten, konnten wir kein Zeichen eines lebhaften Getriebes wahrnehmen. Außer einer kleinen Rauchwolke, die auS dem Küchenscklot der „Norah Crciua" emporstieg, deutete nichts an, Laß sich eine geschäftige Mann sckaft an Bord befinde. Pinkerton erbleichte bis an die Lippen und seine Brauen zogen sich finster zusammen, während er die SckisfSbrückc passirte. „Wo ist der Capitain dieses —?" Er ließ den Satz unvollendet, denn er fand im Moment wobl keinen genügend kräftigen und bezeichnenden Ausdruck für den sauberen Patron. Ich wußte übrigens gar nickt, an wen er diese Worte richtete, doch plötzlich tauchte in der Küchentbür ein Kopf auf — wahrscheinlich derjenige de» Kocks. „In der Cajüte, beim Speisen," belehrte unS der Held deS Kochlöffels gemächlich weiterkauend. „Ist die Ladung gelöscht?" „Nein, mein Herr." „Gar nicht angcfangen?" „Dock: ich glanbe, morgen werden wir den Nest flotter in Angriff nehmen." Pinkerton brummte etwas in seinen Bart und schlenderte auf die Cajüte zu, ick folgte ihm. Ein wohlgenährter, brünetter, ruhiger Mensch sag ernst vor eineni ausgiebigen Mahl. Bei unserem Eintritt sah er auf und al» er be merkt», daß Pinkerton, den Hut auf dem Kopse, ibn mit gefalteten Armen und verächtlich gekräuselten Lippen von
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite