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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.07.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189607190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18960719
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18960719
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-07
- Tag1896-07-19
- Monat1896-07
- Jahr1896
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.07.1896
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5334 lehnte ferner einen vom Berliner Verein gestellten Antrag aus Errichtung einer AlteröversorgungScasse für die Bundes- Mitglieder ab und beschloß, den nächstjährigen Bundestag in Braunschweig abzuhalten. König-Leipzig wurde ein stimmig alsBundeSvorsitzender wiedergewahlt. (Wiederh. und ergänzt.) ? ... - - — * Dortmund, 17. Juli. Der diesjährige Katholikentag findet am 27. August hier in Dortmund statt. Das Local- Comitö erläßt bereits seine Einladung, in welcher es heißt, daß die sociale Frage den Mittelpunkt der diesjährigen Verhandlungen bilden werde. <5 Halle a/T., 18. Juli. DaS gegen Redacteure, Drucker, Verleger und Geschäftsführer des hiesigen socialdemokratischen „Volksblatt" eingeleitete Zeu gn ißzwangver fa hren in einer Untersuchung „wider Unbekannt" scheint seinen Abschluß gefunden zu haben,ohne daß die gegen 5 der betheiligten Personen verhängte Strafe und Zeugnißzwanghast zur Vollstreckung gelangen dürste. ES handelte sich bekanntlich um Veröffentlichung eine» geheimen Berichts der hiesigen Polizeiverwaltung an die königliche Regierung zu Merseburg über den Stand der socialdemokratischen nnd anarchistischen Bewegung in Halle. Die Untersuchung galt der Ermittelung der Person, welche dem ^BolkSblatt" jenen Bericht zugänglich gemacht haben sollte. Wie da« „Volksblatt" heute mittheilt, ist jetzt ein Schreiber des RathhauseS entlasten worden, weil er „dringend ver dächtig" wäre, seinerzeit dem Blatte jene Abschriften über mittelt zu haben. * Etfenach, 18. Juli. (Telegramm.) Delegirte der medicinischen Facultäten Deutschlands sind heute hier nisammengetreten, um über den Entwurf einer neuen Medicinal- PrüfungSordnung zu berathen. Den Vorsitz führt Professor v. Hippel aus Halle. (Wiederholt.) v. Erfurt, 17. Juli. Dir Thüringische AgitationS- Eommission der Socialdemokraten veröffentlicht in der „Thüringer Tribüne" einen Bericht über ihre Thäligkeit vom August 1895 bis Juli 1896. Hiernach mußten die monatlich in Aussicht genommenen Vorträge namhafter Parteigenossen nach Abhaltung einiger aufgcgeben werden, weil die Orte, welche für die Kosten selbst aufzukommen hatten, nicht im Stande waren, die nöthige Summe aufzu bringen. DaS Flugblatt „Schlachtenjubiläum" ist in 30 000 Exemplaren verbreitet worden. Zwei Verbreiter desselben sind in Sondershausen zu 6 und 4 Monaten Gefängniß ver- «rtheilt worden, weil sie das Flugblatt in der dortigen Kaserne verbreitet hatten. Auch wurde die EtatSrede Bebel'S in 7500 Exemplaren verbreitet. Eingenommen wurden 1289 ausgegebeu 998 Die Bemühungen, die Com mission wegen verbotenen CollectirenS zu bestrafen, seien er folglos gewesen. Zum Thüringer Parteitag haben die Ge nossen Arnstadts beantragt, spätestens im Herbst d. I. ein für die Landagitation geeignetes Flugblatt herauSzugeben. * Löwenberg, 18. Juli. Eine Meldung des führenden Organs der schlesischen Centrumöpartei, der „Schlesischen Volkszeitung" besagt, daß die katholischen Ortschaften des Wahlkreises Löwenberg-Greiffenberg durchschnittlich zu drei Vierteln für den freisinnigen Kopsch gestimmt haben. * Gtctzen, 17. Juli. In der gestrigen Stadtverordneten sitzung wurde die Errichtung eines städtischen Arbeits nachweises beschlossen. Die Errichtung deS Nachweises sowie dessen Unterhaltung erfolgt auf Kosten der Stadt. Der Nachweis erstreckt sich auf Arbeiter, Dienstboten und Lehrlinge beiderlei Geschlechts. Die Leitung liegt in den Händen einer städtischen Deputation von acht Mitgliedern, zur Hälfte aus Arbeitnehmern und Arbeitgebern bestehend, worunter jedoch mindestens zwei Stadtverordnete sein müssen. Den Vorsitz übernimmt der Bürgermeister oder als dessen Stellvertreter der Beigeordnete. Der Arbeitsnachweis ist für Arbeitgeber sowohl als auch für Arbeitnehmer unent geltlich. Die Einrichtung tritt mit dem 1. November d. I. ins Leben. (B. T.) * Vom Rhein, 17. Juli. Ueber eine bemerkenSwertbe Wirkung des Gesetzes überden unlauteren Wettbewerb wird der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung" aus Trier be richtet: An der Spitze der „Neunkirchener Volkszeitung" be fand sich bis zum 30. Juni der Vermerk: „Verbürgte Auf jage über 6000". Seit dem 1. Juli heißt eS nur noch „Auflage 6000". „Verbürgt" ist diese nicht mehr. Von dem Kopfe eines in Trier erscheinenden katholischen Sonntags- blatteS, das seine Auflage zuletzt auf 13 500 Exemplare an gegeben hatte, ist jeder Auflagevermerk verschwunden. * Neuwied, 18. Juli. (Telegramm.) Der Kaiser ließ dem Fürsten v. Wied anläßlich seiner silbernen Hochzeit durch den Generaladjutanten v. Mischke den Schwarzen Adlerorden mit einem Glückwunschschreiben über reichen. (Wiederholt.) * Aus Sem Groszherzogthum Hessen, 17. Juli. Bei einer Feier des 80. Geburtstages deS Fürsten Bismarck war in Jugenheim a. d. B. beschlossen worden, eine Marmor- Denktafel zu Ehren des großen Kanzlers in den Mauern der schönsten Schloßruine an der lieblichen Bergstraße, in dem Burghof deS Auerbacher Schlosses, anzubringen. Nachdem reichliche Mittel dazu von den Bewohnern deS vorderen Odenwaldes aufgebracht worden sind, ist nunmehr die Anfertigung und Anbringung der prächtigen Tafel so weit gediehen, daß am 2. August ihre Enthüllung in feier licher Weise vor sich gehen kann. Gymnasialdirector Prof, vr. Dettweiler aus Bensheim wird dabei die Festrede halten. Voraussichtlich gicbt die Feier zu einer warmen, herzlichen, allgemeinen vaterländischen Kundgebung Anlaß. (K. Z.)' * Metz, 17. Juli. Die jüngst verbreitete Nachricht von einem neuen Fall der Spionage scheint sich diesmal nicht zu bewahrheiten. Wie sich jetzt herausstellt, heißt das am Sonnabend in seiner Wohnung an der Reitbahnstraße wegen Spionage verhaftete Individuum nicht Hamlich, sondern Hermann MbH le, der, 34 Jahre alt, in Längede (Provinz Hannover) geboren, vom Braunschweiger Gericht wegen Mordversuchs verfolgt wird. Möhle hatte sich vor einigen Monaten nach Holland geflüchtet. Dort will er sick falsche, auf den Namen Hamlich lautende Papiere verschafft haben. In seiner Wohnung fand man Formulare für die Aufnahme junger Leute in die holländische Colonialarmee vor. Wahr scheinlich wird Möhle nach Braunschweig zur Aburtheilung tranSportirt werden. Gleichzeitig nahm die Polizei eine zweite Verhaftung vor, die mit der Möhle'S in Verbindung steht; sie betrifft dem „Lorrain" zufolge den 48 jährigen Emil Heil, der an der Ziegenstraße in Metz ein AuSkunftSbureau besitzt. Heil steht im Verdacht, mit Möhle in Verbindung gestanden und junge Leute zum Eintritt in die holländische Colonialarmee verleitet zu haben. * Tübingen, 17. Juli. Die Untersuchung gegen da« CorpS „Suevia" wegen gemeinsam mit dem Freiburger CorpS „Hasso- Borussia" und dem Straßburger Corps „Rhenania" in der Nacht vom Pfingstsonntag auf Pfingstmontag auf dem Feldberg verübter Creeks» hat, nach der „Tübinger Chronik", durch Eckenntniß der akademischen Disciplinarcommission einen vorläufigen Ab- schloß gefunden. Laut Anschlag am „schwarzen Brett" wird dem CorpS „Suevia" eine scharfe Rüge rrtheilt und für den Fall, daß sich durch daS noch schwebende staatsanwaltliche oder da- ein« zuleitende gerichtliche Verfahren eine Betheiligung von Mitgliedern de» CorpS bei gröberen Ausschreitungen (wie Eintreten von Thüren, wofür sich bis jetzt noch keine Anhaltepuncte ergeben haben) ergeben sollt», dir zeitweise Auflösung in Aussicht gestellt. Ferner wird d«n beiden Chargirten Freiherr von BerSwordt-Wallrabe und Gras Revrntlow je eine Carcerstrafe von 8 Tagen zuerkannt, weil sie „«» unterlassen haben, ihrer Stellung und Verpflichtung ent- sprechrnd, für die Ordnung gegenüber ihren Corpsmitgliedern ein- zntrrtrn und den Ausschreitungen vorzubeugen". * München, 17. Juli. Kürzlich war . emeldet worden, der Erzbischof von München habe auf seiner FirmungSreise in jenen Gegenden, in denen da» Haberseld- treiben zu Hause-ist, mit Bezug auf diese Lille ren seirr- lichen Empfang verbeten. Wie man aus Berichten der „Augsb. Postztg." aus Schliersee, Miesbach und Tölz ersieht, ist das nicht wahr. Frankreich. * Mit der Freilassung deö am französischen National- festtage verhafteten Maire von Carmaux, Calvignac, ist dieser Zwischenfall allem Anscheine nach keineswegs beendet. Im „Jnlransigeant" führt Rochefort auS,daß gerade vom Stand punkte der Regierung (?) die Verhaftung des MaireS von Carmaux durchaus revvlutionair, ja, anarchistisch erscheinen müsse. Daß Calvignac inzwischen freigelassen worden, beruhigt den „Jn- transigeant" nicht; vielmehr sührt er auS: „Mag er nun zwei Stunden oder zehn Jahre im Gefängnisse geblieben sein, das Attentat ist dasselbe, und die Municipalfreiheiten sind cynisch mit Füßen getreten." Pathetisch gelangt Rochefort zu dem Schluffe, daß alle Municipalitäten Frankreichs in der Person des Maire von Carmaux eingesperrt, vergewaltigt und insultirt worden sind. Der „Jntransigeant", der der Auffassung der Socialisten widerspricht, übersieht nur daß die Vergewaltigung gerade umgekehrt von Calvigna' ergangen ist. Der radikale „Rappel" kann denn auch nickt umhin, darauf hinzuweisen, daß der 14. Juli ein unantast bares Datum für die französische Republik darstelle." „Und wer sich weigert", schreibt der „Rappel", „dieses mit solchem Rechte als national bezeichnete Fest mit uns zu feiern, ist keiner von den Unserigen; er hat keine französische Seele, kein französisches Herz". Man darf jedenfalls darauf gespannt sein, welche Consequenzen von den Socialisten noch aus dem Vorgänge gezogen werden sollen, der sich am 14. Juli in Carmaux abspielte. Belgien. Provinzialrathswahlen. * Kaum ist der Wahlkampf in Belgien wegen Er neuerung der Deputirtenkammer beendet, so tobt aufs Nene ein Wahlstreit: am 26. d. Mts. findet die Wahl für die neuen P ro v i n z i a l r ä t h e des Landes statt. Die Hälfte aller Provinzialräthe ist ziemlich neu zu wählen, und da diese Wahlen politisch wichtig sind, so liegen sich aller Orten Klerikale, Liberale und Socialisten in den Haaren. Um stimmberechtigt zu sein; Muß man mindestens 30 Jahre alt sein. Bei den letzten Provinzialrathswahlen siegten die Klerikalen in den sieben Provinzen Brabant, Ant werpen, Ostflandern, Westflandern, Namur, Luxemburg, Limburg, die Liberale» und Socialisten in den Pro vinzen Lüttich und Hennegau. Jede der drei strei tenden Parteien sucht eine möglichst große Zahl Parteigenossen in diese politischen Körperschaften hinein zubringen, denn jeder Provinzialr'ath wählt für seine Provinz eine ständige Deputation, die im belgischen Staats wesen eine große Rolle spielt. Ihr unterstehen alle Provinzial sachen, alle Gemeindeverwaltungen. Das Ministerium kann ohne ihre Zustimmung nichts anordnen. Die Deputation schlägt ferner die Richter für die Gerichte erster und zweiter Instanz bei eintretenden Vakanzen vor. Es ist sicher, daß die Liberalen und Socialisten ihre Mehrheit in den Provinzialräthen derPrvvinzen Lüttich und Hennegau siegreich behaupten werden. Der Haupt kampfplatz ist diesmal die Provinz Brabant. Hier wollen die Liberalen die liberale Mehrheit wieder Herstellen und die Klerikalen verdrängen — ob mit Erfolg, ist fraglich. Die Liberalen würden ihr Ziel erreichen, wenn an den ge fährdeten Puncten der Provinz die Socialisten für sie stimmten. Nachdem aber bei den Kammerwahlen die Socialisten von den Liberalen im Kampfe gegen die Kleri kalen nicht unterstützt worden sind, denken jene nicht daran, für sie zu stimmen und so haben abermals die Klerikalen die schönsten Aussichten. Schweden und Norwegen. Ter Kaiser. * Trondhjem, 18. Juli. (Telegramm.) Der Kaiser nimmt während der Nordlandreise einen etwa dreitägigen Aufenthalt in Trondhjem, wo die „Hohenzollern" und der Kreuzer „Gefion" Kohlen einnehmen werden. Nack der Wiederabfahrt dürfte nacheinander vor Molde, Noeste, Kleve, NaeS und Sylte geankert werden, während der Kaiser von Bord aus noch Eckerdalrand und Romsdal zu besuchen und von Sylte aus eine Karriolfahrt zu unternehmen gedenkt. Nach den bisherigen Bestimmungen liegt es in der Absicht deS Kaisers, auf der Rückfahrt zwei Tage in Aalesund zu verweilen, und von dort am 27. d. M. Abends in Oere vom Novang-Fjord einzutreffen. * Christiana, 18. Juli. (Telegram m.) Die Zoll- commission deS StorthingS beschloß bezüglich Verlänge rung der am 16. Juli intermistisck beschlossenen Zoll- erhohungen die erhöhten Sätze für Weizen und Weizenmehl bestehen, die Erhöhungen für Zucker und Petroleum aber Wegfällen zu lassen. — Das Lagt hing stimmte heute mit 15 gegen 14 Stimmen der Erweiterung des commu- nalen Wahlrechts in derselben Fassung zu, wie sie vom OdelSthing bereits angenommen ist. Orient. Die Lage auf Kreta. * Parts, 18. Juli. (Telegramm.) Hier wird halb amtlich versichert, Frankreich denke nicht daran, die Einberufung einer diplomatischen Conferenz zur Lösung der kretensischen Schwierigkeit anzuregen. Hanotaux fährt fort, in Athen und Kandia mäßigend einzuwirken, gleichzeitig besteht aber Botschafter Cayibon in Konstantinopel darauf, daß Ahdullah Pascha äußerste Zurückhaltung in der Verwendung seiner Truppen befohlen werde. (Immer offener tritt der Gegen satz zwischen dem Militairgouverneur und dem Civil- gouverneur von Kreta zu Tage und cS ist daher leicht zu erklären, daß die Mächte, die ernstlich eine Beruhigung der Bevölkerung anstreben, die Abberufung Abdullah Paschas verlangen. Nur unter dem stärksten Drucke der Mächte hat die Pforte den Kretensern die verlangten Zugeständ nisse gemacht nnd den Fürsten Georgi Berowitsch zum Gouverneur der Insel ernannt. Es wäre demselben vielleicht gelungen, ein Einvernehmen mit den christlichen Kretensern h. c- zustellen. DaS paßt aber den Machthabern in Konstantinopel nicht und so läßt der Militairgouverneur Abdullah Pascha allen Versprechungen zum Trotz die Feindseligkeiten fortsetzcn. Damit hat er nur den Extremen unter den christlichen Kretensern Gelegenheit geboten, gegenüber den Gemäßigten nachzuweisen, daß die Pforte gar nicht ernstlich die Absicht hat, ihre Ver sprechungen zu halten. Asien. * Wenn man einen flüchtigen Blick auf die mililairischen Operationen in Atscheh während der letzten drei Wochen wirft, so findet man, daß das System Vetters, das auch von seinem Nachfolger beibehalten zu werden scheint, hauptsächlich darin besteht, durch häufige Märsche in die verschiedenen MukimS nach allen Richtungen der Windrose dem Wiederaufleben deS Widerstandes keine Zeit zu lassen und durch plötzliches und unerwartetes Erscheinen der Truppen der Bevölkerung einen heil samen Schrecken einzuflößen. Bis jetzt ist dies auch im großen Ganzen erreicht worden, wenn auch fast keine dieser Expeditionen ohne Verluste bewerkstelligt werden konnte, woraus der Schluß zu ziehen ist, daß trotz der nachdrücklichsten Züchtigung der verschiedenen MukimS mit dem Abmarsch der niederländischen Truppen der alte feindselige Geist wieder auflebt. Ein absehbares Ende ist bei dieser Methode nicht zu erkennen, während die Leistungsfähigkeit rer Truppen ihre Grenzen hat. Es ist deshalb kein Wunder, wenn von berufenen und unberufenen Federn die mannigfaltigsten, darunter selbst die unmöglichsten Vorschläge zur endgiltigen Unterwerfung Atscheb» gemacht werden, die übrigens von der öffentlichen Meinung in den Niederlanden höchst gleich- giltig ausgenommen und häufig selbst nicht einmal eines Ver suches der Widerlegung durch die Presse gewürdigt werden. Die in den letzten Tagen in Amsterdam einaelaufencn Draht berichte melden eine Expedition in die XXVI MukimS, wobei die Truppen einen Todten und sechs Verwundete hatten, während sich die Bevölkerung im Allgemeinen „ruhig" verhalten habe. Ernster lautet aber der weitere Bericht, daß die Banden von Tuku Umar neuerdings wieder kühner als je auftreten und daß sich der Oberst E>temfoort deshalb genöthigt gesehen habe, ein ganzes Bataillon über verschiedene bedrohte Puncte in den IV und VI MukimS zu vertheilen. In keinem Falle aber wird angesichts solcher Vorkommnisse von einer Verminderung der BesatzungStruppen von Atscheh die Rede sein können. (Voss. Ztg.) Afrika. * London, 18. Juli. (Telegramm.) Die „Times" melden aus Zanzibar: Marineofficiere berichten, daß Sclaven in Dhaus, die unter französischer Flagge segeln, ganz öffent lich nach Pemba geschafft werden. Militair und Marine. * Tas Stattfinden größerer Cavallerieübungen im Verlause des gegenwärtigen Jahres ist in Frankreich für zwei Stellen angeordnet. Im GLtiuais und zwar in der Gegend zwischen Fontainebleau, Nemours, Pithiviers, Etampes und weiter südlich bis Sens werden unter der Leitung des Generals de Jeffö in der Zeit vom 23. Auqust bis zum 6. September durch die 1., 3. und 7. Cavalleriedivision Hebungen vorgenommen werden und im Departement Aube werden in den ersten Tagen des Monats September unter den Befehlen des Generals Rapp die 4. und eine auS der 7. und 8. Brigade zusammengestellte Cavalleriedivision üben. — Ersparnisse im Staatshaushalte herbeizuführen, ist das Be« streben Lor französischen Regierung, welches diese im Zusammen« wirken mit der Generalinspection der Finanzen verfolgt. Um solche auch beim Heere vorzunehmen, hat der Kriegsminister eine Commission berufen, welche die zu ergreifenden Maßregeln be« rathrn wird. * Dänemark. Im Voranschläge des Staatshaushaltes für das Finanzjahr 1896/97 wurden für das Budget des Kriegsministe riums im Ordinarium 10244 513 Kronen, im Ertraordinarium 1 333 800 Kronen gefordert. Hiervon wurden durch Finanzgesetz vom 1. April 1896 von den parlamentarischen Körperschaften 10197 370 Kronen bezw. 898 800 Kronen bewilligt. Gestrichen wurden die Forderungen für: Anlage von Küstenbatterien (150000 Kronen), Anschaffung von 12-om.Haubitzen (80000 Kronen), Um änderung von 29-cm.Geschützen älterer Modelle in Küstenhaubitzen (46 000 Kronen), Anschaffung von Mitrailleusen für die Kopenhagener Seebesestigung (30000 Kronen), Anschaffung von Telephon« und Telegraphenmaterial (10000 Kronen). Von den bewilligten Summen entfallen 550 000 Kronen aus Casernenbauten, 343 800 Kronen auf Beschaffung von Kriegsmaterial und zwar von Positionsgeschütz nebst Munition, rauchschwachem Pulver, neuen Gewehren L1/1889 nebst Patronen, elektrischen Beleuchtungsapparaten rc. — Für die Zwecke des Marine Ministeriums wurden im Voranschläge für das Finanzjahr 1896/97 im Ordinarium 6 851847 Kronen, im Extra« ordinarium 626 200 Kronen gefordert. Hiervon wurden durch Finanzgesetz vom 1. April 1896 durch die parlamentarischen Körperschaften 6 628176 Kronen bezw. 425000 Kronen bewilligt. * Die Kosten des Heerwesens in Portugal betragen für das Rechnungsjahr 1896/97 5 221676 874 Reis im Ordinarium; für extraordinäre Ausgaben wurden 250 500 000 Reis bewilligt. — Für die Flotte wurden für das Rechnungsjahr 1896/97 2 738 805 685, für die Colonien 1000 272 800, im Ganzen 3 739 078 485 Reis bewilligt. Musik. 8 In der Albert-Halle des Krystall - Palastes findet heute Sonntag das letzte Koschat-Concert unter Mitwirkung der Capelle deS 106. Infanterie-Regi ments unter Matthey's Leitung statt. Auch für dieses Concert hat der Componist ein ganz besonders gewähltes Programm entworfen. Hugo Becker, der rühmlichst bekannte Frankfurter Violoncell- Virtuose, wird sein neues Violoncell-Concert, das er bereits zu Ende der vorigen Saison mehrfach mit größtem Erfolg vorgetragen hat, im Verlage von B. Schott's Söhnen in Mainz erscheinen lassen. Ebendort erscheint auch zum Herbst eine neue Romanze (op. 9) desselben Autors für Violoncell mit Pianoforte, aus welche wir die Aufmerksamkeit der Violoncellspieler nicht minder richten zu sollen glauben, wie auf das erwähnte Concert. Desgleichen hat die Firma Schott die seiner Zeit in Köln und anderen Städten äußerst beifällig ausgenommenrn „Symphonischen Variationen" für Orchester von Franz Kessel erworben und wird Partitur und Stimmen zum Herbst herausgeben. O.-L. * Julius Stockhausen. Am 22. d. M. feiert, wie die „Frkf. Ztg." in Erinnerung bringt, Professor Julius Stockhausen in Frankfurt a. M. seinen 70. Geburtstag. An der Schwelle des Greisenalters, ist es ihm vergönnt, aus ein Leben voll außer gewöhnlich fruchtbarer künstlerischer Thätigkeit zurückzublicken. Seine Beziehungen zur musikalischen Kunst sind von jeher international und ungemein vielseitig gewesen. In Paris geboren und am dor tigen Conservatorium unter Habencck's Oberleitung ausgebildet, in London unter Manuel Garcia zum Sänger erzogen, war Stockhausen eine Zeit lang an in- und ausländischen Bühnen als Opernsänger thätig, doch vertauschte er bald die Bühne mit dem Concertfaal, in dem er die eigentliche Stätte seiner bedeutenden Erfolge als Vortragskünstler finden sollte. Bald bildete sein Name auf den Programmen der Musikseste und Concertveranstaltungen Deutschlands, Italiens, Eng« lands und der Schweiz einen Hauptanziehungspunct für alle Musik« freunde. Der Schwerpunct seines künstlerischen Vortrages als Oratorien- und Liedersänger lag stets in der Verschmelzung feinsten künstlerischen Empfindens mit möglichster Natürlichkeit und Ein fachheit; speciell als Liedersänger ist er nur von wenigen Zeit genossen erreicht, wohl von keinem übertroffen worden. War es ihm so vergönnt, auf das Publicum im Allgemeinen einen erzieherischen Einfluß ouszuüben, so war ihm nicht minder die Gabe verliehen, sein künstlerisches Empfinden unzähligen Schülern mitzutheilen. Auch als Dirigent hat sich der Meister nam hafte Verdienste erworben und besonders in Hamburg und später in Berlin, wo er zu Anfang der siebziger Jahre den Stern'schen Gesangverein leitete, ist er heute noch unvergessen. Von Joachim Raff bei Gründung des Hoch'schen ConservatöriumS nach Frankfurt a. M. berufen, entfaltet Prof. Stockhausen seitdem in Lieser Stadt eine Lehrthätigkeit, von deren Ergiebigkeit auf kirnst- lerischem Gebiete die alljährlichen Prüfungsconcerte und andere Veranstaltungen beredtes Zeugniß ablegen. Der große Umfang seiner „Schule" hält den Meister nicht davon ob, seine jungen GesangSkräste zur Lösung choristischer Ausgaben heranzuziehen. Daß es bei solchen Gelegenheiten zumeist etwas neues, interessantes ober seltenes zu hören giebt, ist ein Beweis mehr für die große geistige Regsanikeit und Initiative, die sich Stockhausen bis heute zum Nutzen für die Kunst und speciell für alle, die sich ihm als Schüler anvertrauten, bewahrt hat. * Notizen. Hofopernregisseur Carl Dippen in Dresden hat die Stelle eines Regisseurs an der neu begründeten deutschen Oper in Amsterdam angenommen. — Frl. Frank, die Altistin des Münchner Hostheaters tritt vom Jahre 1898 an in den Verband des Dresdner Hoftheaters, — Unter der Leitung von Arthur Niki sch sollen auch in diesem Winter in Berlin zehn philharmonische Concerte statt- finden. — Im Herbst soll im Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater in Berlin eine neue Operette „Der Revisor" von Neumann (Text nach Gogol's Lustspiel) zur Erstaufführung kommen. — In der Berliner Hofoper hat ein neues Ballet von Emil Greb „Die Rose von Sckiras" sehr gefallen. — Der Großherzog von Weimar la. dem Hofchorsänger Anton Lutz, der trotz seiner achtzig Jahre, die er kürzlich vollendete, noch rüstig am Hoftheater zu Weimar nutwirkt, die silberne Verdienstmedaille verliehen. — Der durch seine Cyklen moderner Lieder bekannt gewordene Componist Wilhelm Manke in München hat eine Tondichtung „Sphinx" für großes Orchester (nach dem Stuck'schen Gemälde) vollendet. — Der Componist Humperdinck in Frankfurt a. M. hat das so genannte Schlößchen bei Boppard angekauft und wird nächstens dorthin übersiedeln. — Für das in Stettin zu errichtende Löwe- Denkmal ist eine Stelle an der Westfront der Jacobikirche be stimmt, an der Löwe lange Zeit al- Organist thätig war. — Prinz Friedrich Heinrich undJoachim Albrecht von Preußen brsucht»n da« Beethoven-Hou- in Bonn. L»r Letzter» spielt» auf dem Cello Beethoven's mit dem Professor Kuppe ein Duett. — Geheimer Commerzienrath Wegeler hat der Stadt Coblenz 100000 zur Erbauung einer Tonhalle gespendet. — Ernst Humperdincks neue Oper „Königskinder" wird ihre erste Aus. sührung im Münchner Hoftheatcr erleben. — Sophie Könige die jetzt in Frankfurt a. M. engagirte bekannte Operettenfängerin, hat ein, Posse „Der Roman der Soubrette" vollendet, die ihre Probe aufführung im Sommertheater in Kreuznach erleben soll. — Frau Ende-Andrießen wird bei den Wagner-Ausführungen, die im August und September im Münchener Hostheatec stattfinden, die Isolde, die Ortrud und den Adriano, außer- dem «och die Titelrolle in Beethoven's „Fidelio" singen. — Johann Strauß, welcher derzeit, wie alljährlich, zum Sommer- anfenthalt in Ischl weilt, hat daselbst die Compofition einer neuen dreiactigen Operette in Angriff genommen. Das Textbuch zu der- selben verfassen A. M. Willner und Bernhard Buchbinder. Strauß gedenkt das Werk für Herbst 1897 fertig zu stellen. — Der Wiener Theaterdirector Gabor Steiner hatte einen Preis von 1000 Lire für ein einactiges italienisches Opernlibretto ausgesetzt. Um den Preis bewarben sich 193 Autoren. Zugesprochen wurde er dem Florentinischen Dichter Arturo Franci für sein Libretto „Die letzte Nacht".— Alexander Petschnikofs, der vielbewunderte Geiger, hat sich in Warschau mit Fräulein Lilli Schober, einer Amerikanerin aus Chicago, vermählt. — Die Sängerin Frau Nordica hat sich wieder verheirathet und zwar mit dem ungarischen Tenoristen Doehme. — Elisabeth Lei sing er beabsichtigt wieder zur Bühne zurückzukehren. — Carvalho ist als Director der Komischen Oper zu Paris bis Ende 1901 vom französischen Unterrichtsminister bestätigt worden. — Francis Plants, einer der elegantesten Clavierspieler Frankreichs, der auch wiederholt im Auslande erschien, ist in Perigueux im Alter von 57 Jahren gestorben. — Bruneau-Zola's lyrisches Drama „Messidor" soll in« Februar 1897 an der Großen Oper in Paris aufgesührt werden. — Die Wittwe von Ambroise Thoinas hat dem Pariser Conservatorium die Originalpartituren von „Mignon", „Hamlet" und „Der Kadi" vermacht. — Luigi Arditi, der Componist des berühmten Gesangswalzers „II baeio", feiert nächsten Herbst das sechzigjährige Jubiläum seines ersten Auftretens als Violinvirtuose. Arditi war ein Wunderkind. Seine Virtuosenlaufbahn begann er mit 14 Jahren in Mailand. Seine erste Oper „I bri^anti" gelangte im Jahre 1841, als der Componist 19 Jahre alt war. zur Ausführung. An seinem Jubiiäumstage gedenkt er einen Band seiner Memoiren zu ver öffentlichen. — Gutseppe Verdi hat bei der Mailänder Bank 100 000 Lire deponirt, mit welchen die ersten Kosten der Verdi'schen Altersversorgungsanstalt gedeckt werden sollen. Gleichzeitig ver pflichtete sich Verdi, noch dreimal denselben Betrag zu erlegen, um das Fortbestehen des Instituts, dem nach dem Tode des Ehepaare- Verdi noch der größte Theil seines Vermögens zufallen wird, zu sichern. Der Erbauer des Asyls ist der Bruder des Componisten und Dichters Arrigo Boito. — Eduard Sonzogno hat seinen noch aus zwei Jahre laufenden Vertrag mit der Stadt Mailand als Director der Skala, in der er letzten Winter sehr schlechte Ge- schäfte gemacht, in Güte gelöst und die Leitung an zwei Vertrauens- männer des Verlagshauses Ricordi abgetreten, welches sür Italien das ausschließliche Aufführungsrecht der Opern Verdi's und Wagner's hat. Infolgedessen soll kommenden Winter in der Skala auch Wagner's Götterdämmerung zur ersten Ausführung kommen. — Mas- cagni's jüngstes Werk „Za netto", Las in Mailand sehr kühle Auf- nähme fand, hat bei seiner ersten Ausführung in Florenz sehr gefallen. — In Brüssel starb, erst 39 Jahre alt, inmitten rüstigster Thätig. keit, der Violinspieler Achille Lerminiaux, einer der aus- gezeichnetsten Violinvirtuosen Brüssels. — In den Räumen der deutschen Botschaft in London fand kürzlich eine musikalische Ver anstaltung statt, deren Ertrag für das geplante Denkmal des Balladen-Componisten Carl Löwe bestimmt ist. Das Programm war lediglich aus Werken Löwe's zusammengestellt. — Das große englische Musiksesl findet im October in Bristol statt. In demselben wird Frl. Agnes Witting aus Dresden die Altpartien im „Elias" und in Gounod's Requiem, sowie das Altsolo in der Chor-Rhapsodie von Brahms aussühren. In Oxford, wohin Frl. Witting nachher engagirt ist, wird sie deutsche Lieder von Schubert, Schumann, Rob. Franz und Joh. Brahms singen. — Im Shaftesbury- Theater in London fand die Wiener Operette „Der Wunder- knabe" von Eugen v. Taund (Text von Landsberg und Leo Stein) eine glänzende Aufnahme. Literatur. LI St. Hubertus, wöchentlich erscheinende illustrirte Zeit schrift für Jagd und Hundezucht, Fischerei und Natur- künde. Organ vieler jagdlicher und kynologijcher Vereine. Verlag von PaulSchettler's Erben, Cöthen (Anhalt). Nr. 28. Inhalt: Auf dem Anstand. Gedicht von Karl Presser. — Das Blatten. Weidmannswinke von B. v. Pressentin-Rauffer. — Großes und kleines Caliber der Jagdgewehre. Von Friedrich Brandeis. — Hunde haltung, Dressur und Fütterung. Von Ebert. — In eigener Sache. Aus dem Leben eines Wilderers. Von B. Althagel. Mit Illustra tionen von G. v. Stephany. — Naturwissenschaft. — Aus dem Rucksack. — Von unseren Hunden. — Vermischtes. — Termin kalender. — Nachtrag. — Wilddiebsgeschichten. — Jagdpost. — Jägerheim. — Tas Zigeuner-Forsthaus. Von Oskar v. Riesenthal. (Fortsetzung.) Migriini»,-Höchst L,?'d.S7L i! allen Apotheken erhältlich, in richtiger Dosis zur rechten Zeit und in echter Beschaffenheit, bewährt nach wie vor seine vielgerühmte Wirkung gegen Kopfschmerz. Aerztliches Recept, auf Migräuin- Höchst lautend, schützt vor Fälschung. Um Jedermann auf billige und bequeme Weise Ge legenheit zu geben, sich von den wohlthätigen Wirkungen des Odols aus die Zähne und aus die Mundschleimhäute selbst zu überzeugen, hat sich Las unterzeichnete Labo ratorium entschlossen, an Jeden, der eine Mark in Brief marken einschickt, eine halbe Flasche (Originalspritzflacon) Odol direct franco zur Probe zuzusendcn. TreSdener Chemisches Laboratorium, Liugnrr. Ovinpl. 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