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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.07.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960730024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896073002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896073002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-07
- Tag1896-07-30
- Monat1896-07
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Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und ZissernsaA nach höherem Tarif. Ortra-Beilage» (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung ^l 60.—, mit Postbesördtkuug 70.—. Ännahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 UhL Morgen-AuSgabe: Nachmittag- 4 Uhr, Lei den Filialen und Annahmestellen j« ein« halbe Stunde früher. Anzeige» sind stets au die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig 9V. Jahrgang. Donnerstag den 30. Juli 1896. Politische Tagesschau. * Leipzig, 30. Juli. In der Kritik, welche die Presse an dem kirchlich-sociale» Manifest des Herrn Stöcker geübt hat, sind bisher die Gründe zu kurz gekommen, die er selbst als Motive für sein erneutes Hervortreten angeführt hat. DaS Manifest sagt in dieser Beziehung: „3) Nur das unverfälschte biblische Evangelium und eine kirchliche Thätigkeit, die auf dem Glauben an die Heilsthatsachen ruht, wie sie in unseren Bekenntnissen bezeugt sind, kann dem Volksleben die rechten heiligenden Kräfte der Erneuerung zuführen. Nur ein socialeö Wirken, daS mit besonnener Anknüpfung an das geschichtlich Gewordene die Verhältnisse bessern und die Elassen versöhnen will, schließt die Möglichkeit der Hilfe in sich. Wir sehen deshalb nach den gemachten Erfahrungen für die kirchlich-sociale Arbeit eine Gefahr in ihrer Ver bindung mit der modernen Theologie, deren Vertreter in wachsendem Maße den evangelisch - socialen Congreß beherrschen und durch ihr Verhalten die Unzuträglichkeit ge meinsamer Arbeit beweisen, wie in dem agitatorischen Treiben einer Richtung, die verwerfliche Schlagworte unter die Menge wirft, den Elassenkampf schürt, Un zufriedenheit weckt und die menschlichen Leidenschaften für angebliche Zwecke des Reiches Gottes in Bewegung setzt." — So heißt es in dem „Manifest", das Stöcker erlassen und Herr v. Nathusius unterzeichnet hat. Hieran anknüpfend, schreibt unser 12 - Cvrrespondent: „Stöcker will also her vorgetreten sein, weil ihm erstens die moderne Theologie, zweitens daS agitatorische Treiben der Evangelisch-Socialen bedenklich erscheinen. Damit sich das hören läßt, wird gesagt, die modernen Theologen beherrschten „in wachsen dem Maße" den Congreß. Dies ist jedoch nicht nur objectiv unrichtig, sonder» cS kann auch von Herrn Stöcker nicht geglaubt werden. Die Vertreter der modernen Theologie, die das Manifest vor Allem hat im Auge baben müssen, insbesondere Harnack und Kaftan, saßen von Anbeginn mit ihm im evangelisch-socialen Congreß, und er hat sie dort nicht für gefährlich befunden. Ganz im Gegentheile. Er hat sein Zusammenwirken mit diesen Männern als ein von seinem kirchlichen Standpunct zulässiges gegenüber anderen Ortho doxen vertheidigt und er ist mit einem Schweizer Theologen, der im vorigen Jahre sehr viel „Moderneres" vortrug, als es Harnack und Kaftan lehren, ruhig im Congreß beisammen geblieben. Seitdem hat sich nichts ereignet, was auf eine Vermehrung des Einflusses der liberalen Theologen oder auf ein Abrücken der auf dem Congreß vertretenen modernen Theologie nach Links hinweist und woran Herr Stöcker hätte Anstoß nehmen können. Das Verlangen, er solle von der Vice präsidentschaft des Congresses zurücktreten, war, Stöcker weiß das ganz genau, nicht gegen die Orthodoxie und den Orthodoxen, sondern gegen den Politiker Stöcker gerichtet. Wäre es anders gewesen, so hätte man ihm nicht anheim gestellt, seinen Nachfolger zu bezeichnen. Man konnte sich doch wohl an den Fingern abzählen, daß der Gesinnungsgenosse des Herrn v. Nathusius keinen „Modernen" Vorschlägen werde. Der zweite Grund, der Herrn Stöcker die Feder zur Abfassung des „Manifestes" in die Hand gedrückt haben soll, ist das „agitatorische Treiben". Wir sind selbstverständlich nicht der Meinung, daß diese Bezeichnung für die Thätigkeit Naumann's zu hart sei, aber mit uns wird Niemand glauben, daß das „Schüren von Classenhaß" einen Stöcker abstößt. Er ist hierin das Vorbild Naumann's gewesen und geblieben; es sei nur an die Resolution erinnert, die er am 4. November 1895 in einer Berliner Versammlung annehmen ließ und die mit keiner Leistung socialdemokratischer Aufreizung den Ver gleich zu scheuen bat. Gan; ausgeschlossen ist eS, daß der diesjährige evangelisch-sociale Congreß Herrn Stöcker den Anlaß geboten hat, in dieser Veranstaltung plötzlich eine Gefahr nach der Richtung der Volksaufwiegelung zu sehen. Selbst die conservative Presse hat anerkannt, daß in Stuttgart durchweg Maß gehalten worden ist. In Frankfurt sowohl als in Erfurt waren stärkere Töne an geschlagen worden, ohne daß Herrn Stöcker Bedenken auf gestiegen wären. Er hat vielmehr in Erfurt eine Dame gefeiert, nachdem sie die völlige sociale und politische Gleichheit der beiden Geschlechter verlangt hatte. In Summa: Es ist unmöglich, daß es Stöcker mit dem im Eingänge wieder gegebenen Puuct 3 seines Manifestes ernst meint; es ist also gewiß, daß andere Beweggründe als die angegebenen der neuesten Action zu Grunde liegen." Ter Herr Erzbischof I)r. von Ltablcwski scheint nach wie vor nicht gewillt zu sein, der nationalpolnischen Agitation der Geistlichen seiner Erzdiöcese nachdrücklich entgegen zutreten. Wie sich jetzt herausstellt, hat er auch den maß losen Uebergriff des Propstes Bartsch in Woynitz, der sich bekanntlich weigerte, auf ein in deutscher Sprache abgefaßtes Gesuch einen Taufschein auszustellen, in der denkbar gelindesten Weise geahndet. Mit dem „Canonischen Monitum" sollte der Propst Bartsch, wie es hieß, „bestraft" worden sein. Hierzu wird heute der „Nat.- Zlg." geschrieben: „Ein „Monitum" als Strafmittel ist dem kaonischen Reckt völlig fremd, auch im Sinne von Vermahnung, Verwarnung oder Verweis ^omuit es daselbst nirgends vor. Die geringste kanonische Strafe, der Verweis, der früher (im Mittelalter) und auch in der neuesten Zeit üblich war und ist, heißt nach kanonischem Sprachgebrauch corrvptio, inervpatio, vxprobatio rc., niemals aber mcmitum. Ein Monitum bezw. Monita kommen nur in der geistlichen Geschästspraxis vor und erfolgen, wenn Geistliche säumig sind in der Einlieferung von amtlichen Bericht.», seelsorgerlichen Statistiken u. s. w-, und haben nur die Be deutung von „sanften Erinnerungen". Im kanonischen ^Recht giebt es eine momtio ennomeu, aber nicht als eine Straf art, sondern sie gehört inö kanonische Strafverfahren und besteht in einer dreimaligen, mindestens einmal schrift lichen, namentlichen und vor Zcngeu zuzustellenden Er mahnung an den Beschuldigten, sich den kanonischen Anordnungen des Vorgesetzten zu fügen, den Dogmen der Kirche sich zu unterwerfen u. dergl., widrigenfalls das kanonische Strafverfahren eingeleitet werden würbe. Was also das „canonische Monitum" im Falle Bartsch bedeuten soll, ist vor ver Hand nicht klar. Jedenfalls wäre eine „freundschaftliche Ermahnung", in Zukunft vorsichtiger zu Werke zu gehen, durchaus ungenügend." — Ehe die preußische Negierung sich nicht entschließt, diesem Commentar beizutreten und die nöthigen Consequenzen zu ziehen, wird der Herr Erzbischof Wohl auch in Zukunft die „freundschaft liche" Vermahnung der ihm unterstellten, als national polnische Agitatoren wirkenden L-eelenhirten für genügend erachten. Am Sonntag ist in Petersburg der Grundstein zum Baue einer medicinischen Frau en-Universität gelegt worden. Diese Grundsteinlegung bedeutet, man mag über das Frauenstudium denken, wie man will, einen Sieg der fortschrittlichen Elemente Rußlands, welche unter Alexander III. vergebens bemüht waren, das höhere Bildungswesen für die Frauen vom Staate geregelt zu sehen. Der „Graschdanin", welcher anläßlich der Grundsteinlegung zur Frauen-Universität gegen die Regierung den Vorwurf erhob, daß sie durch die ^Lanctionirung der medicinischen Bildung der Frau gegen die Satzungen der orthodoxen Kirche verstoßen hätte, erfährt im „Zerkownyi Wiestnik", dem Organ des russischen Klerus und des Heiligen Synod, eine energische Zurechtweisung, die von allgemeinem Interesse ist. Das russische Kirchenblatt schreibt: Dem „Graschdanin" sei gesagt, daß die russische Kirche sich durch aus nicht auf der Seite der Tadler der medicinischen Frauen-Uni» versität befindet. Die russische Kirche legt jedem Streben nach Ver vollkommnung der Männer wie der Frauen nicht nur keine Hemmnisse in den Weg, sondern ertheilt im Gegentheile jedem Schritte in dieser Richtung ihren Segen. Die weibliche Bildung läuft den Interessen der Kirche in keiner Weise zuwider, und des halb begrüßt diese die medicinische Ausbildung der Frauen mit auf richtiger Freude. Die Kirche glaubt auch denen nicht, welche behaupten, daß in den höheren Lehranstalten sür Frauen nur Weiber nihilistischer oder anarchistisckcr Färbung großgezogen werden. Daß das Organ der russischen Kirche sich überhaupt ver anlaßt sah, gegen die Tadler der höheren Frauenbildung auf zutreten, ist von symptomatischer Bedeutung für die gegen wärtigen Strömungen in Rußland. Trotz der Lösung der acuten Krise in Norwegen ist dort die demokratische Presse noch immer sehr aufgeregt, und zwar über eine Rede, welche auf der Reise nach Christiania K önjig Oskar II. dieser Tage in Christianssund gehalten hat. Die Rede galt dem Unionszeichen in der norwegischen Fahne und vertheidigte dasselbe gegen die Angriffe der Großthingsmehr heit. Der Vater des Redners, König Oskar I., habe dieses Zeichen 1844 sofort nach seinem Regierungsantritt der nor wegischen wie der schwedischen Fahne gegeben, um die unions politische Gleichberechtigung beider Nationen auf der skandi navischen Halbinsel zum Ausdruck zu bringen; damals sei in Norwegen das Zeichen mit allgemeinem Beifall begrüßt worden und die norwegischen Seeleute wollten es auch jetzt noch nicht missen. Die demokratische Presse weiß auf diese Argumentation nichts zu erwidern, weshalb sie sich begnügt, auf dieselbe zu schelten. Die Beendigung der acuten Krise verlief in der Art, daß vorgestern in der zweiten StaatörathSsitzung die conservativen Mitglieder des Coali- tionScabinetS von Neuem gegen die Bestätigung des Groß- thingsbeschlusscS über das erweiterte, in erster Linie der radicalen Partei zu Gute kommende communa le St im rn- recht eintraten, die demokratischen Minister für die Be stätigung sprachen und der moderate Cultuschef Pastor Sver- drup dre Verantwortung für ein ablehnendes Volum nicht auf sich nehmen zu können erklärte; darauf verfügte der König die Sanction. Die conservativen Minister reichten dann ein Entlassungsgesuch ein, das aber von dem Landesherrn abgelehntwurde. Nach dieser Entscheidung wird der König jetzt wohl nächster Tage auf schwedischen Boden zurückkehren. Jede Post vom Cong» meldet Aufstände eingeborener Stämme, wie die Ermordung von Officieren, Beamten und Handelsagenten durch Schwarze. Die Gründe dafür liegen klar zu Tage. Der Congostaat braucht für seine kriege rischen Unternehmungen Soldaten, Träger und Diener. Hat er nun auch eine Aushebung Farbiger dorfweise eingeleitet, so erfolgt doch die Hauptrccruürung durch Razzias. Die Schwarzen, sogenannte Sclaven, werden entführt, für den Staatsdienst auf sieben Jahre angeworben und nach dieser Zeit frei erklärt. Diese „Aufhebungen" haben schon zu vielen Ausständen geführt und ihre Gefahr wird wachsen, je mehr die Farbigen ihre Kraft erkennen, sowie die Kunst anzugreifen und sich zu vertheidigen erlernen. Die neue Maßnahme, daß alle bei Landstreicherei und ohne Existenz mittel hetroffeneu Schwarzen dem Staate zur Verfügung zu stellen sind, wird arge Mißbräuche, die Vergewaltigung der Schwarzen und neue Empörungen im Gefolge haben. Dazu erhebt der Staat unter dem Namen von Steuern Naturerzeugnisse vorweg, so daß die Freiheit des Schwarzen und der Ertrag seines Bodens vom Staate eingezogen werden. Immer neue Officiere und Unterofficiere gehen nach dem Congo ab, um der Congo-Armee einverleibt zu werden. Bei der am 6. k. M. bevorstehenden Entsendung treten u. A. der dänische Lieutenant Hansen und der schwedische Lieutenant Sanderlin in die Congo-Armee ein. Schon jetzt steht in der Nil-Armee der schwedische Lieutenant Schwinhofoud, er hat sich in den Kämpfen gegen di». Derwische hervor ragend tapfer gezeigt. Deutsches Reich. Berlin, 29. Juli. Es ist wenig beachtet worden, daß die Einführung der Stenographie im deutschen Heere in diesem Sommer Gegenstand einer Erörterung in der bayerischen Abgeordnetenkammer gewesen ist. Die „Köln. Volkszta." weist nachträglich auf diese bemerkenSwerthe Debatte bin. An die Forderung nach Ertheilung von stenographischem Unterricht an den Ünterofficier- und Capitulantenschulen knüpfte sich naturgemäß die nach Schrifteinheit. Selbst verständlich wurde in der Heimath Gabelsberger's das System dieses Begründers der deutschen Stenographie als das geeignetste bezeichnet. Der Kriegsminister v. Asch gab eine entgegenkommende Erklärung ab. Sollte die Frage der Ein führung der Stenographie in dieArmee ventilirt werden,so würde er bei der weiten Verbreitung des Gabelsberger'schen Systems in Süddeutschland auch für Annahme dieses Systems unbedingt eintreten. Die Stenographie habe in der Armee erfreulicher weise ziemliche Verbreitung gefunden; für den dienstlichen Verkehr werde sie aber bisher noch nicht anzewendet. Er habe dagegen Bedenken. ES bestehe die Gefahr, daß vielleicht wichtige Meldungen nicht mehr entziffert werden könnten. Aus seiner Erfahrung im Feldzuge von 1870 theilte der Minister mit, daß ein Officier, der zum Befehlempfang gesandt worden war, bei seiner Rückkunft sein Stenogramm nicht mehr lesen konnte. Demgegenüber trat Abg. vr. Pichler warm für die Stenographie ein, die, wenn man sie ordentlick gelernt, leichter zu leisen sei, als gewöhnliche Schrift. Vielleicht nimmt die preußische Schulverwaltung aus diesen Erörterungen den Antrieb für die Verbreitung der Stenographie wenigstens „im Civil" etwas mehr zu thun, als jetzt. * Berlin, 29. Juli. Zur Ergänzung unserer Mil theilungen über den Untergang des Kanonenbootes „Iltis" entnehmen wir dem „Reichsanz." noch Folgendes: Heute Vormittag trafen folgende Depeschen von dem Chef der Kreuzer-Division aus Tschifu ein: 1) „Iltis" am 23. Abends 9 Meilen von Shantung SO.-Fcucr gestrandet. Schiff verloren. Officiere und Mannschaften er trunken bis aus Moslöhner, Mayfarth, Osbruik, Westpunct, Priebe, Rabe, Kühl, Habeck, Kiel, Zimmerling, Langenberg. Zunächst „Cormoran" und „Arcona" entsendet. Tirpitz. 2) Von „Iltis" hier zurückgelassen: Zahlmeister Loß, im Hospital Voight. Tirvitz. Die Namen in den Depeschen sind zum Theil verstümmelt und werden nach Eingang der eingeforderten Berichtigung bekannt gegeben werden. — S. M. Kbt. „Iltis", welches der Ferrrlletsn» Lim Piukerton und ich. Roman von R. L. Stevenson und Lloyd Osbourne. 28j Autorisirte Bearbeitung von B. Kätscher. Nachdruck «erboten. „Ich sigurire als Gläubiger? Warum hast Du das nicht gleich gesagt, Du gutmüthiger alter Esel? Ich bi» also überhaupt nicht in Concurs?" „Nein, nein! Es war keck von mir, solche Lügen über Dich auszustreuen. Verzeihe mir!" „Was da keck, was da verzeihen? Du braver, edler Mensch hast mich wieder einmal gerettet! Da, lies diesen Brief und Du wirst begreifen, warum ich so sehr auf Klar heit bestand." Ich warf den Brief vor ihn hin, ließ ihm aber in meiner freudigen Aufregung nicht Zeit zum Lesen, denn ich fuhr zu reden fort: „Rufe Deine Frau herein und laß dies alte Zeug stehen!" (Dabei warf ich die Fleischreste in den leeren Kamin.) „Wir wollen uns jetzt ein Champagnersouper leisten. Ich habe zwar schon vorhin gespeist — ich ahne nickt mehr, waS man mir vorsetzte —, aber an einem solchen Abend könnte ich noch zehnmal speisen. Lies doch schon und sieh mich nicht so erschreckt an, ich bin wirklich nicht verrückt geworden. Manne!" fuhr ich fort, die Thür zum Nebenzimmer öffnend, „Mamie!" Kommen Sie rasch herein und versöhnen Sie sich mit mir. Dann geben Sie Jim einen Kuß und nach dem Souper gehen wir zusammen in ein Tanzlocal, wo ich bis Sonnenaufgang mit Ihnen zu walzen gedenke!" „WaS hat all' dies zu bedeuten/" fragte Mamie in komischer Verblüffung. „WaS? Daß wir alsbald z» einem Champagnernacht essen gehen und morgen aufs Land ziehen, nach Monteroy oder sonst wo hin. Das soll eine Erholung werden! Mamie, kleiden Sie sich schnell an, und Du, Jim, nimm sofort einen Bogen Papier, um Deinen Chefs zu schreiben, daß Du reine Stelle aufgiebst. Ja, ja, liebe ffrau, Sie hatten Recht, zu sagen, ich sr, reich; ich war es fett Wochen, ohne davon z» wisse»." Achtzehntes Capitel. Unser aufregendes Wrack-Abenteuer war nun zu Ende. Wir hatten nach dem großen Unglück schnell Rettung ge funden und mußten ein neues Leben anfangeu. Ich gewann nicht die ganze Achtung Mamie's wieder — daS hätte ich auch nicht verdient, denn ich war wirklich zurückhaltender gewesen, als man von einem Freund und Handelsgesell schafter erwarten durfte — aber sie fügte sich mit Anmuth in die neuen Verhältnisse und stellte mir, gleich ihrem Ge mahl, keine weiteren Fragen. Wir hatten als Landaufenthalt Calistoga gewählt, wo ich eine Wocke mit ihnen beisammen blieb. Warum gerade Calistoga? Weil damals Gerüchte von einem starken Auf schwung der Bodenpreise in jener Gegend umgingen und Jim meinte, es würde ihn interessiren, den unbetheiligten Zuschauer zu spielen. Nun ja, machte eS doch Napoleon auf Sanct Helena Vergnügen, militairische Werke zu lesen! Pinkerton'S Ehrgeiz schien völlig gebrochen; er hatte mit jeder geschäftlichen Thätigkeit abgeschlossen und sehnte sich nur noch nach einem Pachthof in einer Bergschlucht, einem Stück Getreidelandes, einem Paar Kühe, einer beschaulichen Muße am Waldessaum. „Laß mich einmal ordentlich auf einer schönen Wiese auf dem Rücken liegen", sagte er am Tag der Abreise, „und Du wirst Dich überzeugen, daß jeder Funke Unternehmungslust in mir erstorben ist." Ich überzeugte mich alsbald — vom Gegentheil. Zwei ganze Tage dlieb Jim s lebhafter Kopf wirklich und wahr haftig unthätig. Aber schon am dritten rührte der Queck- silbermann sich wieder. Nach einer langen Unterredung mit dem Redacteur des Localblattes gestand er mir, er hätte nicht übel Lust, die Zeitung sammt der Druckerei anzukaufen. „Es ist kein schlechter Rückhalt für einen Faulenzer", sagte er, gleichsam zu seiner Entschuldigung. „Auch kann es sehr einträglich werden, falls die Gegend sich, wie eS den Anschein hat, günstig entwickelt." Den ganzen vierten Tag brachte er an Ort und Stelle mit den Unterhandlungen und dem Ab schluß des Geschäfts zu, am fünften besuchten wir das neue Schlachtfeld selbdritt und veranstalteten dort ein Picknick und am sechsten befaßten wir unS eifrig mit der Abfassung der nöthigen Ankündigungen, Prospecte rc. Mein Freund war wieder der Alte. Der Lebensüberdruß und die Sehnsucht nach Müßiggang hatten dem früheren Selbstvertrauen Platz gemacht. Die Augen leuchteten wieder, die Stimme hatte ihren Wohlklang zurückbekommen. Am siebenten Morg«r bestand er darauf, daß wi< fiuen Gesellschaft-Vertrag voll» zogen; nur unter dieser Bedingung wollte er mein Geld annchmen. Nachdem ich also von Neuem meine Börse zwischen die Räder seiner Geschäftsmaschine gesteckt hatte, reiste ich am Abend nach San ffrancisco, wo ich in dem weltberühmten „Palasthotel" abstieg. Sofort ließ ich Rares zum Speisen bitten. Er kam und sein sonngebräuntes Gesicht wie sein seltsames Geplauder brachten mir unsere Oceanfahrt ins Gedächtniß, die mir, ob wohl ja erst seit wenigen Tagen beendet, jetzt wie etwas längst Vergangenes erschien. Der Lärm, den das Klappern des EßzeugeS, daS Klirren der Teller und Gläser, daS Schwatzen der Leute im Speisesaal und das Spiel der Musikbande vor demselben hervorbrachte, erinnerte mich leb haft an daS Getöse der Brandung und daS Gekreisch der Seevögel an und auf der Midway-Jnsel. Die Beulen an unseren Händen waren noch nickt ganz geheilt und doch welcher Wechsel! Hier saßen wir faulenzend, von geputzten Negern bedient, nnd lhaten unS an Pompino und ein gekühltem Schaumwein gütlich. „Denken Sie einmal an unsere Mahlzeiten auf der „Norah Creina" zurück", sagte ich, „und dann thun Sie mir den Gefallen, sich des Gegensatzes halber in diesem Saal umzuseyen." „Ja, Herr Dodd! Es dünkt mir ein Traum. Die Neger hier scheinen mir nicht größer zu sein als Zehncent stücke, und eS fehlt nur noch, daß sich eine riesige Springluke öffne und Johnson seinen riesigen Kopf durchstecke, um zu schreien: „Acht Uhr!", worauf die ganze Traumerscheinung verschwinden würde." „Glücklicherweise ist aber die andere, die wirkliche Er scheinung verschwunden — Alles vorbei, für immer vergangen. Sagen wir Amen, Herr Capitain!" „DaS wäre meiner Ansicht nach verfrüht und ich bezweifle die Berechtigung ihres Optimismus. Wenn ich meine Ueber- zeugung aussprechen soll, möchte ich sagen, daß noch ein tüchtiges Stück der „Fliegenden Lerche" im Backofen liegt,?und ich glaube, daß der Bäcker Bellairs beißt. Dieses abgetakelte Schiff von einem armseligen Menschenkind sprach mich am Tage unserer Rückkehr an. Ich erkannte ihn nach Ihrer Beschreibung an dem feierlichen Gehaben und dem bläschen besäten Gesicht. Er weiß viel von Dem, WaS wir wissen, noch mehr, was wir nicht wissen, und das Uebrige denkt er sich wahrscheinlich. Ich sage Ihnen, Jemandem droht Unheil." Ich war erstaunt, nickt selber schon ay Bellairs gedackt zu haben, Dieser hatte hinter den Coulissvr gestczgden, Dick» son gekannt, von der Flucht der Wrackbemannung aus Frisco gehört. -Er mußte Verdacht schöpfen, und Wardein so, dann würde er ganz bestimmt trachten, aus dem Verdacht Capital zu schlagen. Und richtig, am nächsten Morgen war ich kaum angekleidet, als er mir gemeldet wurde. Ich ließ ihn ans Neugier vor. Nach einigen zweideutigen Einleitungswendungen stellte er mir bündig den Antrag, mit ihm Halbpart zu machen. „Halbpart? Worin?" fragte ich. „Gestatten Sie mir, meinen Gedanken in eine etwas triviale Form zu kleiden; sind Sie Ihrer Gesundheit wegen nach Midway gegangen?" „Nein, mein Herr!" „Seien Sie versichert, daß ich mich nicht ohne sehr triftige Gründe entschlossen habe, zu Ihnen zu kommen. Aufdring lichkeit pflegt nicht meine Sache zu sein. Ich will mit Ihnen ganz offen sprechen. Sie und ich verfolgen offenbar dasselbe Ziel. Wenn Sie geneigt wären, mit mir Hand in Hand zn gehen, würde ich Ihnen außer meiner Gesetzeskenntniß die reiche Erfahrung, die ich in delicaten Angelegenheiten habe, zur Verfügung stellen. Lehnen Sie jedoch ab, so könnten Sie m mir einen gefährlichen Gegner finden, was ich selber be dauern würde." „Haben Sie das eingelernt?" fragte ich heiter. „DaS verbitte ich mir!" rief er drohenden Tones und mit funkelnden Augen. Sofort aber nahm er wieder eine demüthige Haltung ein und fuhr fort: „Ich gebe Ihnen die Versicherung, mein Herr, Laß ich mich Ihnen als Freund nähere. Sie unterschätzen den Werth dessen, WaS ich über diese Geschichte Peiß. Beispielshalber will ich nur bemerken, daß ich auf Heller und Pfennig von dem Betrag Ihres Verlustes bei derselben unterrichtet bin und auch von der Anweisung Kenntniß habe, die Sie seit Ihrer Rückkehr eincassirt haben; sie war auf London." „Nun?" „Ich weiß sogar, woher die Anweisung kam." „Nun?" wiederholte ich. „Vergessen Sie nicht, daß ich Herrn Dickson'S Vertrauens mann war. Sic, Herr Dodd, kannten seine Adresse. Wir zwei waren die einzigen Personen, mit denen er in dieser Stadt sprach. Sie sehen, daß ich mit Ihnen offenherzig bin, wie man eS mit einem Herrn sein muß, mit dem zu sammen man Geschäfte machen will. Sie bemerken, daß ich viel weiß und sind gewiß verständig genug, sick zu denken, daß e- weit besser Ware, ich wüßte Alles, da Sie ganz gut
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