01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.08.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960807013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896080701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896080701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-08
- Tag1896-08-07
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Anzeigen-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. pieclomeu unter demRedactionlslrtch (4ae- spalten) vor den Fainilienngchcichteu (V gespalten) 40 Krdßere Schriften laut unserem Prell- Mtt<ichnlß Tabellarischer und Mernfatz »ach höherem Tarif. Extra-Vella»« (gefalzt), nur mit -er vkorgm-Ausgabe, ohna Pastdesöederu^, K.—, mit Postdesorderung 70.—. Lanaif«eschl«ß filr Luzei-e«: Abeud-Ausgab«: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Oei den Filialen »,d Anuahmeslell«» je eine halb« Stund« früher. Antsige» silld stet» a» hie Gtzpetzition zu richte». Dentk »nd Verlag von L. Pol» kn Leipzig 398. Freitag den 7. August 1896. 9V. Zahrgang. Deutschlands Ehrenschild iu den Colonien. „Und «S soll am deutschen Wesen Noch einmal dir Welt genesen." Die traurigen Vorkommnisse, hie sich in den letzten beiden Jahren in unseren Colonien zugetragen haben, die Fälle Leist, Wehlan und letzbin erst wieder der Fall Schröder lasten auf den ersten Anblick an der Wahrheit de« filr unser« Betrachtung gewählten Motto« fast verzweifeln. Denn LaS Verhalten dieser Männer war ganz und gar nicht geeignet, das Ansehen de« deutschen Namen» in fernen Ländern zu beben. Trotzdem aber meinen wir, braucht man die frohe Hoffnung nicht aufzugebeu, daß Deutschland im dunklen Erd- theil die Cultur ebenso fördern wird, wie deutsche Wissen schaft den europäischen Continent befruchtet hat. Zu dieser Hoffnung gelangen wir bei ruhiger Betrachtung der Fälle und bei einem Bergleiche des Verhaltens Deutsch lands in den Colonien mit dem anderer Länder, die schon seit längerer Zeit «iue Atolle als colonialhefitzende Reiche spielen. Wir dürfen zunächst nicht vergessen, daß eS sich bei den unerfreulichen Fälle» der Leist und Genossen nur um die gewiß nicht genug zu verdammenden Tbaten Einzelner, nicht um «in zu verdammendes System handelt. Denn diese Männer bandelten nicht etwa gemäß einem kolonisatorischen System, sondern vielmehr im Gegensätze zu diesem System. Man mag dem deutschen Colonialsystem vorwerfen, daß cs schwerfällig und bureaukratisch sei, daß es nicht genügend den Zweck der wirthschaftlichen Ausbeutung im Auge habe; aber daß es ungerecht sei, daß es zur schlechten Behandlung der Eingeborenen anrege, wird Niemand behaupten könne». Und deshalb sind die Leift-Wehlan die Ausnahme, Männer wie Wissmann, Scheele, Soden, Emin, Eltze, Gravenreuth, Bühlow, — Männer, von denen mancher vielleicht seiner Aufgabe nicht gerecht geworden ist, die aber makellos die Würde des deutschen Namens vertreten haben — bilden die Regel. Wie aber steht es mit den anderen Colonialstaaten, mit Spanien, Frankreich, England? Spanien hat seine Co lonien immer nur als milchende Kuh für da« Mutterland betrachtet, eS hat ein schnödes Ausbeutungssystem betrieben und ist dabei vor den ärgsten Erpressungen nicht zurück geschreckt; deshalb Hal es im Anfänge dieses Jahrhunderts Mittel- und Südamerika «inaebüßt und steht ini Begriffe, seine werthvollste Cvlonie, Cuba, zu verlieren. Wer Gelegen heit gehabt hat, die rohe Behandlung, die die Franzosen noch jetzt den Eingeborenen Algeriens zu Theil werden lassen, zu beobachten, wird von der Fähigkeit Frank reichs , als Culturträger iu den Colonien zu wirken, nur eine geringe Meinung haben. England endlich hat durch sein rücksichtslose» Ausbeutung» - System im vorigen Jahrhundert de» Abfall der Vereinigten Staaten berbesgeführt, «S hat durch die unwürdige Behandlung der Eingeborenen den furchtbare» Aufstand in Indien in der Mitte dieses Jahrhundert» verschuldet, «S hat «udlich jetzt an der Neige des Jahrhunderts durch das brutale Ver fahren gegen die Urbevölkerung den Brrzweiflungskampf der Matabcle veranlaßt. Denn nach den neuesten und zuv«r- lässigsteu Meldungen hat nicht etwa die Rinderpest und die dadurch nothwenbig gewordene Tödtung Les Liehe» deu Ausstand verursacht, sondern die von den Engländern be liebten Ausschreitungen, besonder« gegen Frauen und Mädchen, haben den Funken zur Flamme werte» lasse». Also nicht wie bei unS, handelt es sich um die Tbaten Einzelner, sondern um daS verdamiuenswerthe Verhalten einer Mehrheit. Und deshalb ist Len Engländern sogar di« von ihnen orgavisirte eingeborene Polizei untreu geworden. Wieviel besser hat «S Deutschland verstanden, friedliche und widerstrebend« Elemente zu versöhnen! Man hat in dem bescheidenen und sachlichen Berichte des Major« Leut wein über die letzten Vorgänge in Südwestafrika nicht ge nügend beachtet, welch' ein Triumph eigentlich darin liegt, daß Witbvi und Samuel Mahevero sich als treue BundeS- geuvss«» erwiesen. Beide Männer, noch vor wenigen Jahren mit Deutschland und miteinander verfeindet, kämpften ge meinsam unter deutscher Fahne I Girbt r« einen glänzenderen Beweis für den Erfolg deutscher Gerechtigkeit- Und deshalb ist un« trotz der Leist und Genoffen nicht bange darum, daß Deutschland seiner eulturellen Mission auch im fernen Afrika gereckt werden wird. Freilich müssen die Männer, die sich entschließen, in den Colonien dem Vater lande zu dienen, sich mit dem Bewußtsein erfüllen. Laß sie dort eine zehnfache Verpflichtung haben, di« Ehre des deutschen Namens hochzuhalteu. Deutsches Reich. Berlin, 6. August. Als vor Jahresfrist die elsaß- lothringische Volkspartri auf der Bildfläche erschien, wurde sie trotz ihres antideutschen Programms von der freisinnigen und demokratische» Presse Alldeutschlands warm begrüßt. Man sprach die Hoffnung au«, daß es gelingen werde, die neue Parteigrüudung zum „Sammelpunct aller liberalen Elemente" zu gestalten. Selbst national gesinnte altdeutsche Blätter glaubten unter diesem Gesichtspunkte der elsaß-lothringischen Volksparlei nicht ganz ihre Sympathien versagen zu sollen, da sie er warteten, das neue Gebilde werde zum Mindesten dem klerikal-protestlerischen Uebergrwicht im Reichslande Ab bruch thun. Seither hat «< die ellaß - lothringische Volkspartei verstanden, ihr« halben und ganze« Freunde gründlich zu enttäuschen. Der Straßburger „Anwalt krieg" und noch mehr da« Verhalten der Partei bei der Ersatzwahl für den Protestler vp. Haa« in Metz bewiesen, daß die Gründer und Führer der Partei Alles eher beabsich tigten, als «ine Verminderung der protestlerischen Richtung. Und wa« e« mit der „Sammlung aller liberalen Elemente" auf sich hat, zeigt die Slellungnahmr des Hauptmachers in der neuen Partei, deS Rechtsanwalt« Or. Blumen thal, gegenüber der bevorstehenden ReichStagSersatz- wahl in Schlettstadt, also in einem dem Sitze und dem Geburtsorte der elsaß-lvthringischeu Volkspartei be nachbarten Wahlkreise. Als der dort zu drei Vierteln klerikale und zu einem Viertel protestlerische Bürgermeister Spieß als Candidat aufgestellt wurde, fühlt« vr. Blumenthal sich gedrungen, seine eigene Candidatur aufzustrllen, obschon der bekannte protestlerische Abg. Preiß sich bereits für Spieß ent- schieden hatte. Augenscheinlich war ein Theil der elsaß- lothringischen Volkspartei der Ansicht, daß eine Partei, die bei allen Wahlen ihre Fahne in der Tasche halte, ein Un ding sei. Seither müssen in der elsaß-lothringischen Volkspartei aber Auseinandersetzungen stattgefunde» haben, welche das FiaSc« derselben bei der Aufrechterhaltung der Candidatur vr. Blumenthal'« unvermeidlich er scheinen ließen. Man sucht« nach einem plausiblen Vorwand zu einem entschiedenen — Rückzug. Als solcher mußte die Aufstellung der Candidatur des KieisdirectprS Pöblmanu dienen, dessen frühere Wahl bekanntlich für ungiltig erklärt wurde. Herr Blumenthal erklärt jetzt, als grundsätz licher Gegner der Candidatur von Regierung-beamtet ziehe er sein« Candidatur zurück, um di« Aussichten Pöhlmann'S nicht zu vermehren. Dabei stand die Candidatur d»S Letz teren schon seit Wochen fest! Da« Fadenscheinig» der Be gründung de« Rückzug« der elsaß-lothringischen VplkSpartri ist selbst der demokratischen „Franks. Zeitung" zu arg; sie bezeichnet den Sckritt al» „wenig glücklich" für den Wahl kreis und di« Partei. Nack dem Schlettstadter Vorgänge wird mau wobl allseitig aufhöre», di« Gründung der Herren Blumenthal, Preiß und Genosse» ernst zu nehme». * Berkin, 6 August. Dir finanziell« Lage der verschiedenen Anstalten für die JnvaliditätS- und Alters versicherung hat sich, wie schon kürzlich bemerkt, sehr ver schieden gestaltet. Während bei den einen die Beiträge zur Bestreitung der Renten nicht auSreickeu, sammeln andere Capitalicn in bedeutendem Betrage an. Bei einer VrrsichervngS- anstalt hat die Capitalansammlung bereits eia« solch« Höhe erreicht, daß die Zinsen beinahe zur Zahlung der Renten ausreichen und von der Erhebung von Beiträgen abgesehen werden könnte. Die am schlechtesten gestellten Versicherungs anstalten sind diejenigen der östlichen und nördlichen Pro vinzen Preußens, Mecklenburgs und der nördlichen Tbeile Bayerns, also der vorwiegend Landwirthschaft treibenden Theile Deutschland«. Uevrr die Ursache dieser Ungleichheit und über Maßnahmen zur Beseitigung derselben schreiben die „Berl. Pol. Nachr.": „Mag die Ursache Lieser Ungleichheit zum Theil auch in dem Umstande zu suchen sein, daß, wie z. B. aus der Provinz Posen in der Schrift eines an der Verwaltung der Versicherungsanstalt betheiligte» Mitgliedes der Provinzial verwaltung ausdrücklich berichtet wurde, ein beträchtlicher Theil der Versicherungspflichtigen sich der Beitragspflicht ent zieht, so liegt die Hauplursache der Erscheinung doch darin, daß das im Gesetze vorgesehene AuSgleickSmittel infolge der vom Reichstag« au dqr Regierungsvorlage vorgenommenen Aeuderung zum größte« Theile versagt; denn, wenn von dem Grundsätze, daß die Reste derjenige» Anstalt zur Last fällt, in deren Bezirk der Rentenanspruch entsteht, im Interesse auszleichender Gerechtigkeit rin« Ausnahme durch verhältniß- mäßige Heranziebuug derjenigen anderen Anstalten gemacht wird, an welche der Rentenempfänger im Laufe der Zeit Beiträge geleistet hat, so macht e« einen sehr große» Unterschied, ob al« BertheilungSmaßstab der Capitalwerth der Beiträge, wie die Regierung Vor schlag, oder di« Höh« der Beiträge selbst, wie der Reichs tag beschlossen hat, gewählt wird. Der Capitalwerth der Beiträge jüngerer Arbeiter ist bekanntlich ungleich größer, als der der älteren und es kommen daher bei de« jetzigen VertbeilungSmaßstabe bi« landwirtbsckaftlichen Landestheilr beträchtlich zu kurz, in denen das Durckschnittsalter der Arbeiter durchweg ein erheblich höheres ist, als in indu striellen, da deren jung« Arbeitskraft in starkem Maßes in dies« Districte abfiießt. Abhilfe für dies« Ungleichheit zum Besten gerade der schwächeren Schultern ist ei» Gebot aus gleichender Gerechtigkeit. Wirb dabei auf di« Regierungs vorlage von 1889 schon au« dem Grunde nicht zurückzugebe» sei», «eil der im Reichstag erhoben« Einwand einer zu großen Complication der Berechnung und Abrechnung nicht vo» der Hand zu weisen ist, so liegt brr Gedanke nahe, daß ein Aus gleich durch Uebertragung eines TheileS der Renten auf breitere Schultern zu suchen fft. Wird ein rum Ausgleich ausreichender Theil aller Rente» auf di« Gr- sammtheit der Versicherungsanstalten »ertheilt, so daß nur der Rest der primär verpflichteten Anstalt verbleibt, so ist ein einfacher und zweckmäßiger Weg zur Beseitigung «»gerecht wirkender Härten gesunden. Es ist wahrschein lich, daß Erwägungen dieser Art auch de« Ge staltung der für die nächste Tagung des Reichstage» in AuS, sicht genommenen Novelle zum Invalidität»- und AlterSoersicherungSgesetz« von praktischer Bedeutung sein werden." * Berlin, 6. August. Auf die programmatische Erklärung im „Volk" über das pemoächstige „schieplich-jriedliche" Bei halte» diese« Organs der Christlich-Soctaleu zu de» Conservativen wird von der „Kreuzztg." mit uover hphlenem SkepticiSmuS beantwortet. Die „Kreuzztg." schreibt: „Wie bereits «itgetheilt, hat mit dem gestrige« Tage Lero Dieirich p. Hertz«» pl« Redaktion des „Volks" überuomme». Wie bekannt, ist er «och heute neben Professor Os. v. NalhusiuS Mit herausgeber der „Allgem. Conservat. Monatsschrift". Bio vor Kurzem leitete er di« conservativen „Meckl. Nachr." Als Stöcker aus der coiisirvolive» Partei schied, folgte ihm Herr v. Oertzen, wie er auodrücklich kuudgab, trotz srmer erklärten Äegnerjchast gegen d e c»n>ervalto« Partitletiuug, nicht; er btleb Mitglied der conservatlseii Partei Ohne ausdrückliche Erklärung vollzieht Herr v. Lertzey mit düse» Ausführungen thatjächlich seinen Austritt aus der conjexvativeu Partei. Und das ist yuch ganz selbstverständlich- Der weiter des Organs einer anderen Partei, der Ehrisklich-Lociaten, kann natürlich nicht Mitglied der conservativen Partei sesn.,.. Di» Stellungnahme zu den „Jungen" ist eine «Uva» vorsichtigere al» die in dem „Auirns" her Herren Os. v. Ätnthusiu», Slöcker und Weber. Wir sind gespannt, oh dir „Nachbarn zur hünlen" zu eugerem Anschluß geneigt sein werde». Wir Eonjeroptiven «erde» zunachsl auch d>r Weiterrttttmcklnng auf Lei» Äpden Le« ,,Schiedlich- friedlich" abwarrcn tonnen. Ei» anderer Bude» war sür die »eue Nedaciivu Les „Volks" wohl kaum vorhanden." Ter „Reichsbote" schreibt: „Die sachlichen Auseiu- aurersetzuiigen werden also weiter ihre» Gang nehme» müssen, insofern stehen wir hex neue» Leitung Le- christlich-socialen Parteiorgans ohne Vorurtheite, aber auch ohne Jllusjoucn gegenüber. Aber es wird schon ein Gewinn sei», wenn Ljes wirklich in schiedlich-frieplicher Gesinnung und io edler Ton art geschieht. Wie lauge Lie christlich-sociale Richtung des „Volks" ihre parteipolitische Mittelstellung zwischen den Con- servaliven uud den Naumanniauern atomislisch wird bewahren können, wird ja die Zukunft lehren. Uns scheint sie mir ihrem Versuch zu dieser nachbarlichen Doppelabgrenzung an innerer Unklarheit unv au äußerem Absonderungs triebe zu leiden." V. Berlin, 6. August. (Telegramm ) Der Kaiser leidet «n einer leichte» katarrhalische» HalSasfeetion und hat daher zu seiuem lebhaften Bedauern die Reise uack Wesel, Ruhrort uud Essen auf ärztlichen Rath ausgeben müssen. Die Kaiserin wird diese Reise aber programm mäßig «uSsühreo und dabei von dem Prinzen Heinrich al« Vertreter de« Kaiser« begleitet sei». DaS ganze zur Reise besohlen gewesene Gefolge des Kaisers wird sich aus Allerhöchsten Befehl dem Gefolge der Kaiserin anschließcn. — Der Kaiser ließ heute in Poisvaiu am Sarge res Kaisers FrieLrrch zur Erinnerung vie Schlacht bet Wörth einen Kranz uiedttsezen. O. Ü. Bee liu, 6. August. (Privatt«legramm.) Der Kaiser hat für die Außartillerie eine neue Anleitung zum Schießen aus Geschützen erlassen. Die Geschütz Schießvorfchrift für Fußartillerie vom 15. Decembrr 1892 tritt daher außer Kraft. (Wiekerh.) (-) Berit«, 6. August. (Telegramm.) Laut dem „Reich-anzeiger" ist d,r HandptH- »u» -chinfatzrtsdcrtrag zwischen Teutschland und Uruguay am 30- Jul» von Uruguay gekündigt worpeu UMp wird w Aptge kesse» am t- August 1887 außer Kraft trete». d VerliW, 6. August. (Telegramm.) Der „Reichs an;«,g«r veröffentlicht e«ne Bekanntmachung des prcuß,scheu Kricgsministcrtums, nach welcher es Uaterossiöiere, und FeitiHetoir. Oer „Wallensteins-Tag" in Stralsund. Eine Rtlseerinuerung von Hermann Pilz. Auf einem mehrtägigen Streifznge über dir Jusel Rügen gelangte ich am 24. Juli nach dem iiu Südwestey per Insel gelegenen Seebad Altesähr. Das Bad vermochte mich nicht zu interessireu. Hatte ich d«ch Stubbenkammer mit seinen leuchtende» groteske» Kreidefelsen »nd dem herrliche», in di« wogende See hinauSragenden Königsstuhl noch vor Augen und im Herze«. Hatte ich doch in deu heiligen Buches hainen der Stübnitz mit ihren gigantischen Hünengräbern und Burgwällen mich s» reckt in die alte, nordische Helden zeit rurücklräumeu, uud die Höhen und Tiefen im Geist« mit den Nügeoschrn Sageugest-ltrn von Neue« bevölkern könne«. Gehobene» Herzen« war ich dem rauschenden Meer« ent lang nach dem VergnügungSbad Saßnitz-Crampas gewandert, um von dem gewaltigen Eindruck, den die impo sante» Naturichöuheitru des bergigen Hochlande« HaSmund auf mich gemacht, nur zu bald cnrirt zu werde«. Dort oben eine tiefernst« Einsamkeit unter den weitästigen Buckonien, hier am Strand« «i» bunte« Durcheinander geputzter Schön heiten, wohlbeleibter Mammonistr» und lärmender Sinder, dort obeu um mich da« Rauschen des uralte« Meere« und das Flüster« der Buchenzweige hier rin Stimmen gewirr, au« tem Lie einzelnen Worte: Temperatur Wellenschlag .,,, Diner ..., Eurtape .... Reunion .,.. ernüchternd an mein Ohr klingen! Saßnitz, namrntlich der altere Theil, liegt überau« malerisch in einer sich bi« zuni Meeresstraude binzieheuden Schlucht und baut sich terrassenförmig am Strande auf. Prächtig« Villen schauen herab zu den, Meeresspiegel, auf de« die Fischerboote mit ihren okrrfarbigen oder aläozendweißen Segeln dabiu- glcite» und die schnaubenden Dampfer dem sicheren Hafen ziisteuern. Mit Saßnitz vermag sich kein zweite« Vad auf Rügen zu messen. Nicht Binz am Fuße der Granitz mit dem Jagdschloß dcS Fürsten von Putbu«, dessen GehenS- würbigkeiten etwas bunt kurcheiuaudergewürfelt sind, nicht daS einfache Göhren am Nord-Pehrd, das auf mich einen anheimelnden Eindruck gemacht har, nicht PutbuS mit seinem Friedrich-Wilhelmsbad und dem üppigen Parke deS Fürsten, in dem sich dir Tropenpflanze« unter di« vaterländischen Buchen und Eichen mischen, nicht Altefähr, wohin mich schließlich dir Bahn von Berge» au« gebracht hat. Aber Altefähr hat «i»e» Schatz «»fzuweisen, den di« übrigen See bäder entbehre» muffen. Ini Morgengrauen begab ich mich vom Hotel Ptitbn« hierauf nach den am Ufer sanft aussteigeudeo Parkanlagen des CurhauseS. Da erwartet« mich «in eigenartiges Panorama. In da« Frühroth getaucht, steigt vor meinen Augen eine viel- thürwige Stadt au- de» Meere empor, die mich vergessen läßt, daß ich am Ende de« Jahrhundert« wohne pnp »ich zurücksührt iu die Tage der alten Hansa. Es ist Stralsund, da« mächtige Stralsund, da« vm da« Jahr 120ü als »ine deutsche Niederlaffuug »ebeo »em wen dischen Dorfe Stralow vom Fürsten Zaromir I- von Rügen gegründet und 1234 mit dem lübischen Stadtrechte bewidmet wurde. 3m Jahre 1287 erscheint e« zuerst als Glied der mächtigen Hansa, m deren Geschichte r« eine bedeutsame Roll« spielt. Stralsund galt immer für uneinnehmbar jn alten Zeiten, und erst dem großen Kurfürsten aelang e«, sich der alten Handelsstadt zu bemächtigen. Große Teiche, der Fovcken-Tetch, der Knieper-Teich und der Moor-Teich, schützen die Stadt im Süden «nd Oste«, wahrend sie im Nord«« bi» dicht an den Meeresstrand heranragt. Da« erleichterte die Fortificatiou, und Stralsund, das erst nach den, Gesetz vom 30. Mai 1873 über die ReichSfestungeu seine Mauern und Wälle, die sich in prächtige Promenade« vrrwa»delten, einbüßte, hat manchen Angriff siegreich vo» sich abgeschlagen. So mußte der Dänrnkünia Erich Menrad, der die deutsche» Handelsplätze erobern wollt« «nd Lübeck, WiSwar und Rostock unter seine Votmäßigkeit gebracht hatte, von Stralsund unver richteter Sache abziryen, und die Gefahr, daß Norddeutschland dSnisck, werde, war durch energische Vertheidiguoa und den Opferwnth de« starke» und selbstbewußten Stralsunder Vürgerthum« beseitigt. Stralsund rettete den Herzüaen von Pommern-Wolgaft rhr Erbe, da« ihnen di« Herren von Mecklenburg streitig mache» wollten, Stralsund bot dem Friedländer und den Kaiserlichen jm Dreißigjährigen Kriege Tro». , . . Stralsnud ist eine Heldiu unter den Städten am deutschen Ostmeerl Der Blick vo« Altefähr zeigt die Stadt in ihrer ganze» mittelalterlichen Schönheit. Die gewaltigen Kirchen über ragen ehrwürdig daS Häusermeer, das vielgethünnte Rath hau« glänzt i« ersten Morgenscheiu«, die Häuser mit ihre» scköuen golhischen Fanden und den hohen Speichern stehen noch unangetastet wie in alten Tagen, und wenn di« xu erbaute Cafrrne nicht wär«, da« Bild einer mächtige» Hausa- stadt deS Mittelalter« wäre vollkowomn. D« erscheine« Fahnen «nd Flaggen «« den Häuser« .... Jetzt seh« ich auch, daß di« Thürme der«it« ini Fahnenschwnck« prange« Strals«nd kleidet sich in ein Festgewanv, Vo» den Tbürme» der Marienkirche und Nicalaikirche ertönt Glockenläuten, und bald folgen auch die übrige» Gotte-Häuser, und der Glocke«klang schwillt an zu «ine« mächtige» Opfer strom i« Töne« Wem gilt <«, daß die Sladt festliche« Schmuck anlegt? Ei» Stralsunder Bürger, der «rbe« mix auf das reizvolle Bild hinab- und binübrrschaut, sieht, daß ein« Frage auf meine« Lippen schwebt. „Wir hab«« heitte den 44. Juli", sagt er bedentnngSvoll. Ich bin so Aug al« wie zuvor. Für »ich ist der 44. Juls ei« Tag wie jeder ander«. „E< ist heut« Walle»stein«-Tag", setzt er bann »och bedeutungsvoller hinzu, denn er scheint zu «h»en, daß be, wir der Hinweis aus den 44. Juli erfolglos geblieben ist. Und dann erzählt er mir, wie feit dem 24. Juli 1-28 all jährlich di« Stadt Stralsund de« Tag festlich begangen hat, an welchem der kaiserliche Feldherr Wallenstein di« Stadt Stralsund verlassen mußte, ohne sie erobert ru haben, obwohl er im Urbermuth sprach: „Ich muß Stralfnrd haben «nd weun es mit Ketten an deu Himmel geschloffen wäre." Niemals hatte bi« dahin der Friedländer Widerstand gefunden, den er nicht gebrochen hätte. Er stand im Voll- besitze seiner Macht u«d seine« Ruhme«. An der Spitze eine» srlbstgewordeneu Heeres von 50 000 Mann hatte er die protestantischen Fürsten besiegt, de» Däaenkönig Christian IV. auf die Insel» znrückgetriebe» und die katholische Majestät in Deutschland wieder hergestellt. Die Herzöge vo» Mecklen burg hatte er de« Lande« verwiese» und war mit ihr«« Erb- laude» vom Kaiser belehnt wordea. Nalleustei» fürchtete nur einen Feind, den Gckwedenkönig Gustav Adolf, der i« Kriege gegen Pose» sich al- «in geivaltiaer Feldherr hervorthat. Gegen ihn mußte er sei» junges Herzvgthum im Norde» schützen. Der Friedländer führte einen hochtrabenden Diel. Er war durch die Gnad« seines Kaiser« „General des oceanischen uud baltischen Meeres", «iue Flott« hatte ihm dez Kaiser aber zu dem Titel nickt geben können. Eine Flotte aber wußte er dem „Sckneekönig" «utaegenschickra können, wenn er ihn vo, den Küste« seine« Lande« seruhalten wollte. Wallenstein war uw die Beschaffung einer Kriegsflotte nicht verlege». Lr beschloß, die powmerschn» Hafenstädte und ihre Schiffe iu seine Gewalt bringen, um auf diese Weise auch seetüchtig zu werten. Im Spätherbst 1627 schickt« er acht Regimenter »ach Pommer«, ohne de» kaiserlichen Brief zu achte», der dem Herzog BvgiSlaw XtV. von Pommern garaneirtt, daß kein« kaiserlichen Truppe, oha« seine Ein- versiänduiß Pomwrr» betreten dürfte». DaS Ansehen des Friedländer« war z» stark, al« daß sich der Herzog im Ernsle -«wehrt hätte. Er ,og sich feige zurück. Desto größeren Muth, desto fester« Entschlossenheit zeigt« L«»i bert Stein wich, der Bürgermeister von Stralsund, «iue edle Gestalt, ein Muster an Pftickttreue, Opfrrsreudigkeit und Vaterlants liebe, ei« Heldenbild, da« noch heute »e« deutsche» Volke »nd seine» Jugend zur Nacheiferung »or Auge« gehalten zu werden verdient. Lambert Gteinwich war «lS Bürgermeister zugleich der erst« Syudieu« de» Stadt u«d h,tt« geschworen, di« Privi leg»» u»d Freiheit«« per Hladt zu vertheidigen nnd sick davon weder durch Guah« poch U«a«ade abwendig macken »u taffe« Diese» Eid wa» ihm b«it«g Eine Uebergabe der Stadt wäre de« ernste», stattliche« Manu« «in Eidbruch ge wesen. Wj« pr i«« Kampfe gegen den räuberischen Herzog Pbilipp Eutru« Stralsund heldeninüthig vertheidigt batte, so fetzte «p a«ch dein gewaltthätige» Friedländer Gewalt ent- aeae». Lambert Steinvsich wa» vo« seine« Pflichtgefühl so deherrscht, daß e« lieber z» Grnnd« gegangen wäre, al« vom Pfakt seiner Pflicht abzuweiche». Er war starr und unnah dar, wo seine Pflicht I« Fratz« stand, eia kühner Verfechter von Recht und Gerechtigkeit, oh«t d«n rechthaberischen Sin» eine« Michael Kohlhaa« »de» de» Eigensinn eine« Tobias Witt. Eisern war seine Rat»r, effer» sei» Wille. Al« in» November l-47 Pi« Eapitulateon pon Franzburg erfolgte, sollte «nch Stralsunk Aallensteiper zu» Ein- «uartierung erhalten. Da berief Lambert Striow'ch die Bürgerschaft ans da« R«thha»s SW ^te« Markt«, «jn« der merkwürdigsten Rathhäuser, di, mir vor Auge» gekommen sind, ausgezeichnet durch «i«« 1» rothen und schwarzen
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