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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.08.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960808022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896080802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896080802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-08
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Der neue Erlatz des preußischen tkriegSministcrS ist eine nicht unwesentliche Ergänzung der ersten Verfügung, indem er ausspricht, daß es den Unterossicieren und Mannschaften des Heeres „dienstlich verboten" ist, sich mit dem Vertrieb von Druckwerken oder Waaren auf Veranlassung einer Civil- person zu befassen, und zugleich den Unterosfieieren und Mann schaften die Verpflichtung auferlcgt, über jede von einer Civil- person an sie ergebenden Aufforderung zum Vertrieb von Druckwerken oder Waaren ihren Vorgesetzten Meldung zu machen. Wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir annehmen, daß das Hauptgewicht bei diesem „Dienstbefebl" aus das Verbot des Vertriebes von Druckwerken gelegt ist. Es wird dadurch der Möglichkeit vorgebeugt, daß die socialrevolu- lionäreu Agitatoren die Unerfahrenheit der Soldaten miß brauchen, um unter fascher Flagge ihre Machwerke unter das Heer zu bringen. Während der erste Erlaß deS Kriegsministers gegen die unverhüllte umstürzlerische Propa ganda im Heere gerichtet ist, trifft die neue Anordnung Vorsorge, daß auch der unbewußten Agitation durch Ver breitung socialdcmokratischer oder anarchistischer Lectüre in den Easernen u. s. w. die Thür versperrt werde. Ist den Mannschaften der Vertrieb von Druckwerken überhaupt verboten, so wird sich kein Soldat in Zukunft damit ent schuldigen können, daß er den Inhalt und Charakter einer von ihm unter den Kameraden verbreiteten Druckschrift nicht gekannt habe. Der strenge Befehl, jede von einer Civil- person ausgebende Aufforderung zum Vertrieb von Druck- waaren den Vorgesetzten zu melden, zeigt, daß die Militär verwaltung gesonnen ist, mit aller Entschiedenheit die social- rerolntionaire Propaganda von dem Heere fernzuhalten. Dieses Bestreben verdient rückhaltlose Anerkennung. Die konservativen und (shristlich-Toctalen rücken immer weiter von Herrn Stöcker ab. Der konservative „Reichs bote", der zuerst „Feuer und Flamme" für daS kirchlich sociale Unternehmen war, schreibt jetzt: schon der Name „kirchlich-social", der bei einem akademischen Manifest hin gehen mochte, gefalle ihm nicht, und knüpft daran folgende Absage: „Die Kirche als solche darf nicht als social-volitische Partei auf- treten — und das geschähe durch einen kirchtich-iocialen Congreß mit christlich-socialer Personalunion. Christlich-social oder evangelisch-social trägt mehr einen subjectiven Charakter und war deshalb ininder bedenklich — aber kirch-söcial, das greift objectiv in die Kirche ein und ist jetzt bei dem festen und klugen Auftreten Noms doppelt gefährlich. Alle Fehler, die ein solcher Congretz auf socialem Gebiete macht, würden dann aufs Conto der evangelischen Kirche gesetzt, das kann die Kirche nicht tragen." Die christlich-socialen Erklärungen werden in der „Hilfe" res Pastors Naumann veröffentlicht. Da ist zuerst Professor Adolph Wagner, der Stöcker im Evangelisch-socialen Congreß vergeblich zu helfen suchte. Er schreibt, daß viele ihm befreundete Manner „an Stöcker's Verhalten in der Angelegenheit des bekannten Briefes an Hamm er st ein und an weiteren damit in Verbindung stehenden Dingen Anstoß genommen" hätten» und erklärt den Austritt Stöcker's aus dem evangelisch-socialen Congreß und die Vereinigung Stöcker's mit Nathusius und Weber für erklärlich^ wenn nun aber durch die letzte Kundgebung von Stöcker'scher Seite eine Verschärfung der natürlichen Meinungsverschiedenheiten bewirkt und u. A. gesagt wird, „nach den gemachten Erfahrungen sei für die kirchlich-sociale Arbeit eine Gefahr in der Verbindung mit der modernen Feuilleton. Jim Pinkerlon und ich. Roman von R. L. Stevenson und Lloyd L-bourne. 36j Autorisirte Bearbeitung von B. Kätscher. Nachdruck verboten. Und er drehte der Tafelrunde den Rücken, um au- dem Kreise zu treten und aufs Meer hinaus zu starren. Seine Worte erstickten die bessere Laune, die das Abendbrot und der Anblick der Gcldkiste bervor- gerufen hatten. Alle schwiegen längere Zeit. Da kam Hemstead auf den Gedanken, sein Instrument zur Hand zu nehmen. Er spielte und sang das schöne Lied „Lome, 8«eot koms«, das mit der Zeile schließt: „Und sei's nock so bescheiden, 's ist nirgends wie daheim." DaS letzte Wort war noch auf des Sängers Lippen, al- das Banjo ihm aus der Hand gerissen und ins Feuer ge schleudert wurde. Verdutzt aufblickend, sah er das zornige Gesicht deS IrländerS. „Hol' mich der Geier, wenn ich daS dulden kann!" schrie WickS, zornig aufspringend. „Ich habe Ihnen ja ost gesagt, daß ich ein heftiger Mensch bin", antwortete Mac in einem bei ihni höchst überraschenden Abbitt-Ton. „Warum gönnt er mir keine Rübe'? Wir haben doch wahrlich ohnehin genug Ursache zum NervöSwerden I" Und er brach in Schluchzen aus. Dann fuhr er, seinen starken irischen Accent noch beträchtlich verstärkend, fort: „Uebrigens schäme ick mich vor mir selber und bitte Sie Alle wegen meiner Uebereilung um Verzeihung, besonder- aber den kleinen Herrn, der ja ein so harmloses Geschöpf ist. Hier, Hemstead, haben Sie meine Hand, falls Sie mich deS Druckes der Ihrigen für Werth halten." So endete der Auftritt, der rod begonnen batte, ziemlich sentimen'al, und Mac stieg in Aller Achtung, waö freilich nicht verhinderte, daß sie für die Zukunft seine Gewaltthätig- keit fürchteten. ES wurde beschlossen, abwechselnd Wache zu halte», um auf etwa in der Nähe vorbeikommende Schiffe zu fahnden, Hadden erbot sich, die erste Nacht zu durchwachen. Dir Uebrigen krochen unter die Zelte und erfreuten sich bald eine- gesunden Schlafe», denn sie waren erschöpft. Kaum Theologie zu sehen, deren Vertreter in wachsendem Maße den evangelisch-socialen Congreß beherrschen und durch ihr Verhalten Vie Unzuträglichkeit gemeinsamer Arbeit beweisen", so bestreitet Wagner — wie auch wir eS getban haben — die Richtigkeit dieser Darstellung. Wagner schreibt u. A.: „Eine solche Beherrschung des Congresses durch die Vertreter der „modernen Theologie" bestreite ich. Wenn Männer der Ritschl'schen Richtung mehr hervorgetrcten sind, so liegt das darin, weil sie sich in größerer Zahl und intensiverer Arbeit am Congreß beiheiligt haben, vielleicht auch an Bedeutung Andere überragten. Von einer exclusiven Tendenz ist niemals die Rede gewesen. Männer eines ganz anderen theologischen Standpunctes sind eben so gerne gehört worden. Im Actlonscomits wie im größeren Ausschuß und im Congreß selbst war es im Gegentheil sehr erfreulich, einmal Männer verschiedener theologischer, kirchenpolitischer und politischer Richtung einträchtig um der guten Sache willen zusammen arbeiten zu sehen, von Pastor Arndt über Kaftan, Harnock, Weiß hin bis zu Stöcker, Weber und von Nathusius. Stöcker selbst hat das immer an erkannt. (!) Die Meinungsverschiedenheiten, z. B. im Actions- comits, gingen niemals den theologischen und kirchenpolitischen Richtungen parallel, sondern ganz unabhängig davon verliefen sie. Stöcker und Harnack z. B. haben sehr häufig in einzelnen Fragen harmonirt, wo die näheren Freunde des Einen wie des Anderen abweichend standen. Viele haben sicher wie ich gedacht, und nicht selten ist im Privatgespräch, namentlich unter Nicht-Theologen, die Freude darüber geäußert worden: Gottlob, die ewigen theologischen, dogmatischen und kirchenpolitischen Zänkereien sind hier doch einmal überwunden. Viele, die das früher nicht für möglich gehalten haben, freuten sich dieser Wahrnehmung. Um so schmerzlicher ist es mir und gewiß vielen Gesinnungsgenossen, daß nun doch wieder der alte Krebsschaden hervortritt, die dogmatischen und kirchenpolitischen Differenzen eben nicht überwunden sind! Denn eben dies zeigt — nicht das Auftreten der Vertreter der „modernen Theologie", sondern jene Kundgebung von Stöcker, von Nathusius und Weber, die ich eben deshalb auf Tiefste bedauere. „Es ist zum Katholisch-Werdenl" habe ich wohl im Hinblick auf diese Streitereien schon einmal einen guten Evangelischen in Zorn und Bitterkeit ausrufen hören. Ich muß demnach auch die Behauptung der Kundgebung, daß die Vertreter der „modernen Theologie" die Unzuträglichkeit gemeinsamer Arbeit bewiesen, als unrichtig bezeichnen. Auch aus der erwähnten, an Stöcker ge stellten Zumuthung, aus dem Präsidium des Congresses zu scheiden, folgt die Wahrheit jener Behauptung nicht. Denn dabei spielten überhaupt die Gegensätze der „alten" und der „modernen" Theologie, wie jeder Eingeweihte weiß, nicht im Ge ringsten mit." Die zweite Erklärung rührt von dem christlich-socialen Neichstagsabgeordneten Hüpeden ber; er bat sie zuerst dem „Volk", dem auf dem christlich-socialen Parteitag erkorenen Parteiorgan,'zugesandt; dieses bat aber die Aufnahme verweigert! Die Partei bat nach der Erklärung an der Beseitigung der früheren Nedacteure des „Volk" Anstoß genommen, und Abg. Hüpeden sagt nun, es sei deshalb im Interesse der christlich socialen Sache sehr erwünscht, wenn möglichst bald eine authentische Darlegung der Vorgänge und Erwägungen, die zu der Beseitigung der beiden bisherigen Redacteure geführt Haben, die Befürchtungen zerstreute und die Ge- mülher beruhigte. Die dritte Erklärung stammt von einem Parteigenossen aus dem Lande und war ebenfalls vom „Volk" zurückgewiesen worden: Stöcker habe, heißt es darin, nie große Neigung zu organisatorischer Arbeit gehabt; Stöcker nimmt den Curs wieder zu den Conservativrn; wären wir dock aus der leidigen Personenfrage beraus —, so lauten die Beschwerden. Dann folgen weitere Kundgebungen, worin Parteigenossen im Lande sich für die frühere Redaction des „Volk" erklären und sich beklagen, daß man diese trotz des Vertrauensvotums des Parteitags aus dem Parteiorgan ent fernt habe, ohne auf die Leser deS „Volk" gebührende Rück ¬ börte Tommy Las erste Schnarchen, so stahl er sich mit der Sberrykiste zu einer seichten Ausbuchtung und versenkte den wohlschmeckenden Wein ins Meer. Er wollte nicht, daß Mac wieder Gelegenheit erhalte, aufgeregt zu werden. Vergebliche Mühe! Der ungestüme Wechsel im Betragen deS Irländers hing nicht mit dem Genuß von einem oder zwei Glas Wein zusammen, sondern mit seinem äußerst impulsiven und un bezähmbaren Temperament, das den Schiffbrüchigen noch theuer zu stehen kommen sollte. Um zwei Uhr früh begann es zu regnen, und dreimal vierundzwanzig Stunden horte es nicht auf, in Strömen zu gießen. Die ganze Aussicht verschwand, nicht einmal das Riff war zu sehe». Das Feuer war bald erloschen, und da es nicht gelang, ein neues zu entzünden, mußte man von kalten Conserven und hartem Brot leben. Am Morgen des 2. Februar verloren sich die letzten Wolken, die Sonne ging prachtvoll auf, und die Schiffbrüchigen saßen wieder be: einem schönen Feuer, mit Gier warmen Kaffe trinkend. Nunmehr traf man eine Zeit- und Arbeit« Emtheilung. Die Unterhaltung deS großen SignalfeuerS erforderte einen Mann beständig und alle anderen abwechselnd eine Stunde täglich. Zweimal im Tag wurde in der Lagune gebadet — daS Haupt-, vielleicht das einzige Vergnügen Sämmtlicher mit Ausnahme deS ziemlich ergiebigen Fijchens. Die übrige Zeit gehörte dem Plaudern und Erzählen, dem Spazierengehen und Herumfaulenzen. Wovon Niemand zu sprechen wagte, das war die Bootfahrt nach Kauai, bezw. die schrecklichen Folgen des Verbleibens auf Midway für den Fall, daß nicht bald Hilfe käme. Man schwieg hierüber, allein man dachte desto mehr daran, und um die lästigen Gedanken loszuwcrden, redete man immer wieder von etwas Anderem, und zwar meistens von der Kiste mit dem Schatz. Dieses Thema beschäftigte den Geist der Vereinsamten mehr als sonst etwa-. Im Laufe der Tage schritt man auch an die Losung deS Problems der Vertheilung der EigenthumSrecht« an dem Geld. Zweitausend Pfund gehörten der Sydneyer Firma, die den Credit gewährt hatte. Hinsichtlich de- gleich hohen Reste- einigte man sich dahin, daß jede« Pfund der Capital- Einlage wie de- LohngutbabenS eine Einheit bilde. Hadden batte 510, Carthew 170, WickS l40, Hemstead und Amalu je 10 Einheiten gut, zusammen 840 Einheiten. Es fiel den Leuten schwer, zu ermitteln, wie viel von dem Gewinn auf die Einheit entfalle; aber schließlich kamen sie auf 2 L 7 s 7>/« ck überein. Da« ergab 1996 L 6 s, so daß 3 L 14 8 herrenlos sicht zu nehmen. Während so die beiden Stühle, auf die Herr Stöcker sich gesetzt hat, merklich von einander rücken, will er in seiner „Deutschen Ev. Kirckenztg." abermals den berüchtigten Scheiterhaufenbrief rechtfertigen und setzt dann des Langen und Breiten auseinander, daß er weder nach links noch nach rechts gegangen sei, sondern — „rechtser." Die mögliche Einberufung eines europäischen Con gresses zur Regelung der türkischen Angelegenheit, wozu nach einer von Sofia ausgegangenen Meldung Deutsch land die Anregung gegeben haben soll, macht der Peters burger „Nowoje Wremja" Kopfschmerzen. Das dem Aus wärtigen Amt nahestehende Organ schreibt, obwohl es die Richtigkeit der Nachricht bezweifelt: „Die deutjche Regierung ist zu gut bekannt mit der diplomatischen Geschichte Europas seit der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts, um an die Zweckmäßigkeit eines internationalen Congresses zu glauben. Es fehlen eigentlich auch die triftigen Gründe zur Berufung eines solchen Congresses! Der Ernst der in Makedonien und auf Kreta vorgehenden Ereignisse scheint uns durch hinter den Couiissen ten denziös abgefaßte Telegramme stark übertrieben zu werden. Selbst wenn die Berichte wahrheitsgetreu sind, liegt noch keine Gefahr für den europäischen Frieden vor! Die Kretrnser machen nicht zum ersten Mal den Versuch, sich vom türkischen Joche zu befreien, und die Bewegung in Makedonien stellt sich immer deutlicher als Las Resultat einer von außen kommenden Hetzerei beraus. In beiden Pnncten herrscht ja überhaupt keinerlei Meinungs verschiedenheit zwischen den Großmächten, trotz der eifrigen Bemühung Englands, eine solche Hervorzurusen. Ein Congreß, der die Türkei zur Bildung einer Verwaltung nach euro päischen Principien bestimmen sollte, wäre sonderbar und fruchtlos! Europäische Principien im Osmanischen Reiche sind ein Unding, da sie in direktem Widerspruch zu Len hauptsächlichsten Principien Les Islams flehen! Die Vorgänge in der Vergangenheit und die vom Pariser Frieden 1856 inaugurirten beweisen klar, daß solche reformatorischeVer- Pflichtungen, die den türkischen Herrschern auferlcgt wurden, zu nichts als zu einer politischen Komödie geführt haben. Die Aufgabe der Großmächte im christlichen Orient liegt ganz wo ander», als in der Einführung einer europäischen Administration. Tie Ausgabe ist zugleich einfach und complicirt. Man muß von der Pforte rin Verhalten ihren christlichen Unterthanrn gegenüber ver langen, da» keinen Boden für die Agitation giebt, die sich auf Anrathen gewisser europäischer Cabinette leicht entwickeln. Auch nicht «nmal die Form, sondern die Thatsächlichkeit der euro päischen Zugeständnisse ist dabei von Wichtigkeit, sobald von der Pforte nur keine „europäischen Neuerungen" verlangt werden, die lediglich effectvolle Dekorationen zur Folge hätten, hinter denen die maskirte Fortsetzung der alten Zustände unter den Christen weiter bestehen würde." Die Idee eines europäischen Congresses zur Regelung der orientalischen Frage ist alt, neu ist nur die Version, daß Deutschland sie jetzt von Neuem angeregt habe. DaS ist zweifellos falsch, denn man weiß im Auswärtigen Amt in Berlin sehr genau, daß im gegenwärtigen Augenblick, wo England sich von den übrigen Mächten absondert, eine Einig keit nicht zu erzielen, Wohl aber ein folgenschwerer Conflict zu erwecken wäre; ebenso weiß man in Berlin, daß Ruß lands eifrigstes Bestreben dahingeht, daß daS Orientproblem vorläufig, bis die russische Action in Ostasien zu einem gewissen Ziele gelangt ist, unberührt bleibe. Das liest man auch aus jeder Zeile deS obigen Artikels heraus, der geflissentlich die Lage in der Türkei unbedenklicher binstellt, als sie in Wirklichkeit ist, um von allen über die Pacificirung der aufständischen Provinzen hinausgehenden Experimenten ab zulenken. Zu solchen ist Deutschland am allerwenigsten auf gelegt, da die Vorgänge in der Türkei es nur mittelbar be rühren, es findet sich also auch in dieser Frage an der Seite Rußlands, ohne ihm damit, wie von englischer Seite wieder blieben. Wicks mit 100 Pfund Einlage und zweimonatlichem Lohn erhielt 333 L 3s 6»/. ä, Carlbew 401 L 18 s 6»/r ä, Tommy 1213 L 12 s 9"/« ä, Amalu und Hemstead, die nur Löhnung zu fordern hatten, je 22 L 168 */, ä. Nachdem man lange genug gerechnet und das Ergebniß besprochen hatte, schritt man zum Oeffnen der Kiste. Das Blinken und Klingen des Edelmetalls übte einen unwider stehlichen Zauber aus. Jeder Einzelne wollte seinen Besitz getrennt seben, um sich daran zu weiden und ihn zu befühlen. Aber die Theilung bereitete große Schwierigkeiten, weil mit Ausnahme von 17 britischen Sbillingen kein Kleingeld vor handen war. Das Ganze bestand, abgesehen von den Wechseln, in chilenischen Silberdollars und australischen Sovereign stücken. Man beschloß daher, nur die Pfunde zu vertbeften und die Shillinge und Pence zu einem Fonds zusammen zu legen, der dann zu theilen Ware. Mit den von der ersten Berechnung ber verbliebenen 3 L 14 8 ergab der Fonds 7 Pfund und I Shilling. Den ersten auf die Neuvertheilung bezüglichen Vorschlag machte der Capitain: „Ich beantrage, daß wir drei CompagnonS je ein Pfund nehmen, daß Amalu und Hemstead je zwei Pfund erhalten und daß wegen des restlichen Silberlings das LooS zwischen diesen Beiden entscheide." „Unsinn!" rief Carthew. „Tommy und ich haben ohnehin schon genug. Wir Beiden wollen je zehn Shilling nehmen, ihr andern Drei könnt euch in den Rest theilen." „Wißt ihr was?" mischte sich jetzt der unbetheiligte Irlän der ein. „ES lohnt nicht, die Bagatelle zu theilen. Machen wir aus dem Fonds eine Spielcasse. Ich habe Karten mit." Karten! Welch willkommenes Wort in solcher Verlaffen- beit! Gesagt, getban. Der Besitzer der Karten erhielt einen Betrag als Vorschuß und bald nahm das Cribbaaespiel einen lebhaften Fortgang. Als der Letzte in der Reihe, Amalu, von Mac geschlagen worden war, zeigte e« sich, daß man die Zeit des Mittagessen- längst versäumt batte. Man nahm hastig etwas zu sich und spielte dann sofort weiter, diesmal auf Carthew's-Vorschlag „Van John". E« war zwei Uhr Nachmittags. Man spielte ununterbrochen zwölf Stunden lang und setzte sich am Morgen nack wenigen Stunden festen Schlafes wieder zu den Karten. Mit Au«- nähme einiger recht kurzer EssenSpausen brachte man den ganzen 10. Februar mit dem neuen Zeitvertreib zu. Vor dem Abendbrot» entfernte sich Hadden und kehrte triefend mit der an einer seichten Stelle versenkt gewesenen Sherrykiste behauptet wird, nachzulausen. Auch in diesem Zusammenhang bleibt daS Wort Bismarck'S (nicht des jungen Kaisers, wie es gestern an dieser Stelle hieß) in Geltung: „Wir laufen Niemandem nach." Die Andeutungen des Telegraphen über in einzelnen spanischen Städten vorgekommene Ruhe störungen bestätigen nur, was ohnehin schon seit geraumerZeit in der Luft lag, nämlich bas Vorhandensein von Gährungs- keimen, welche, wenn sie nickt alsbald und gründlich neu- tralisirt werden, durch ihre Entwickelung und Action Spanien in eine äußerst gefährliche Krise treiben könnten. Der eiu- müthige Elan, der die Nation bei Ausbruch des kubanischen Aufstandes allen inneren Parteibader vergessen ließ, konnte nickt von Bestand sein, zumal die Hoffnung aus einen erfolgreichen Feldzug, der die Insel von den Aufständischen rein fegen sollte, sich bald als eine arge Täuschung herausstellte. DaS Volk war wohl zu Opfern bereit, allein es wollte auch Er folge sehen und statt dessen blickt cs auf eine anderthalb jährige Kette schlimmster Mißerfolge. Die Enttäuschung ist eine allgemeine und tiefgehende, deren Rückschlag sich indem intensiven Wachsthum der parlamentarischen wie außerparlamentarischen Opposition gegen das Cabinet Canovas del Castillo Lust macht. Da jede innere Verwickelung des Mutterlandes einer indirecten Schwächung seiner kubanischen Action gleickkommt, so ist es eine naheliegende Combination, den Ausbruch von Unruhen, der in verschiedenen Provinzstädten erfolgte, auf Machinationen cubanischer Agenten zurückzusühren. Dem mag nun sein wie ihm wolle, es liegen auch in den Zuständen Spaniens selber genug Anlässe zur Unzufriedenheit. Die Con- centrirung der gesammten Energie der Staatsregierung auf die Bewältigung deS cubanischen Ausstandes hat in den übrigen RessortS einen Stillstand zu Wege gekrackt, der die materiellen Interessen der Bevölkerung auf das empfindlichste schädigt. Während auf der einen Seite die Anforderungen an den Säckel der Steuerzahler ins Ungemessene steigen, geschieht auf der anderen Seite au« Mangel an Mitteln nichts zur angemessenen Entwickelung der ErwerbSverbältnisse. Dir Negierung treibt gewissermaßen Raubbau; sie nimmt das Geld, wo sie eS findet, und kümmert sich wenig darum, ob sie zugleich die Henne tödtet, die ihr die goldenen Eie, legt. Daß im Gefolge einer solchen Politik Notbstand und Erbitte rung «inhergehen muß, ist klar. Die Zahl derjenigen Elemente mehrt fick in bedenklicher Weise, die da meinen, bei einem Um sturz der Verhältnisse nur gewinnen zu können. Auf der anderen Seite bat die Regierung, ebenfalls dem übermächtigen Drucke der Verhältnisse geborsamend, das Land von den besten und zuverlässigsten Vertheidigern der bestehenden Ordnung, der regulären Elitetruppen, entblößt. Diese, selber mangelhaft verpflegt und schlecht oder gar nicht gelöhnt, stehen gegen die Insurgenten im Felde, und daheim, wo man längst die Wahr heit über daS Loos der nach Cuba bestimmten Truppen erfahren bat, wächst das Widerstreben der wehrpflichtigen Mannschaften, dem Rufe zu den Fahnen zu folgen, bis zu den Acten der offenen Widersetzlichkeit. Alle in letzter Zeit aus Spanien gemeldeten Ruhestörungen haben ihren Ursprung in der Abneigung der Bevölkerung gegen die Lasten der Wehrpflicht'und deS Steuer drucks. Tas sind bedenkliche Vorzeichen für einen Staat, der im Innern mit den starken Parteiströmkffkgen der Republi kaner und Carlisten, nach Außen aber mit der Thatsache eines unbezwungenen Aufstandes und der Möglichkeit ernster internationaler Conflicte zu rechnen hat. Der griechische Staatsbankerott ist in eine neue, wenig verheißungsvolle Phase getreten. Vor einiger Zeit zurück, deren Inhalt dann theilweise die Runde machte — zur Ueberrasckung und Freude der Hazardspieler. Ja, Hazardspieler! Man hatte längst aufgehört, sich auf die geringfügige Spielcasse zu beschränken. Carthew und Mac gewannen riesig, Hemstead und Amalu mäßig, während Hadden und Wicks schwere Verluste erlitten. Um zwei Uhr Nackts überließ der Millionairssohn aus England die Anderen sich selbst und ging ein Viertelstündchen spazieren. Der An blick des Vollmonds, der Gelrhausen und der gierigen Spieler rief in ibm die Erinnerung an Monte Carlo wack. „Guter Gott!" murmelte er vor sich bin. „Ich bin ja schon wieder ein Hazardspieler!" Bei diesem Gedanken trat er zum san digen „Spieltisch" zurück und sagte: „Jetzt wär'S aber Zeit, endlich aufzuhören." „Nichts da! Trinken Sie ein GlaS Buckle und spielen Sie weiter!" rief Tommy. Da Norris zu viel gewonnen batte, um sich allein zurück ziehen zu können, mußte er anstandshalber weiterspielen. Seine Bemühungen, zu verlieren, blieben vergeblich. Bei Tagesanbruch erreichte sein Verdruß den Gipfelpunkt, denn er bekam als Geber „polizeiwidrig günstige Karten in die Hand, nachdem Alle sehr bobe Einsätze gemacht hatten, der Capitain z. B. den ganzen Nest seines Vermögens—13 Pfund Sterling. Da verlor der Geber die Geduld und schrie: „Jetzt hab ich's aber satt und thue nicht mehr mit!" Er sprang auf, zeigte seine Karten, zerriß sie und warf sie weit von sich. Allgemeine Verblüffung war die Folge. „Ja, wir haben genug gespielt!" rief Mac aus. „Das Ganze war ja doch nur zum Spaß. Geben wir Alle das Geld zurück! Hier ist das meinige!" Er schüttete seinen ganzen Gewinn in die Kiste. Cartbcw folgte erfreut seinem Beispiel, schüttelte ihm dann die Hand und sagte: „Bravo! DaS werde ich Ihnen nie vergessen." „Wie soll's aber mit dem Kanaken und dem Reparatur mann gehalten werden?" fragte der Irländer leise. „Beide haben gewonnen." „Sollens bebalten!" antwortete Carthew. „Amalu und Hemstead, zählen Sie Ihr« Gewinnfte. Tommy und ich kommen Ihnen dafür auf." Hadden widersprach nicht und die Beiden waren herzlich froh, daS gewonnene Geld nicht wieder lo« zu werden. „Wie stehl'S nun mit Mac?" fragte Hemstead. „Soll er denn ganz leer auSgehen?" „Mein lieber kleiner Reparaturmann!" sagte der Ire
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