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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.08.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960820012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896082001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896082001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-08
- Tag1896-08-20
- Monat1896-08
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Morgen-Ausgabe UnMgcr TagÄM 0. Druck und Berlin von 2. Bolz in Leipzig SV. Jahrgang Donnerstag den 20. August 1896. »«v 8. > 8. 8 br It. » i. l. LL ^8 Di« viorgru.AF»g«b« erscheint um '/,? Uhrd die Abeud-Au-gabe Wochentag» um 5 Udr. hoher Rector MagnificuS mir durch alle Zeit seine Gnade bewahrt hat. In der Ausstattung des Diploms freue ich mich, einen Beweis der Entwickelung des thüringischen Kunstgewerbes zu sehen, und bitte Euer Hochwohlgeboren, für das auch un Aeußeren echte Stück Jena, welches Sie mir mit Ihrer ehrenvollen Bekundung gesandt haben, meinen verbind lichsten Dank enlgegenzunehmen und zum Ausdruck zu bringen. v. Bismarck. Berlin, 19. August. Die „Kreuzzeitung" knüpft den Wechsel im Kr i e gS m in isteriu m eine Be- 8- ) 6. Anzeigen Preis die -gespaltene Petitzeile 80 Wz, Rrclamrn unter dem RedactionSstrich (»ge spalten) LOij, vor den Fa>nili,nnachrichle« (6 gespalten) 40 Größere Schritten laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Wernsatz noch höherem Tarif. Ännahmeschluß für Anzeigen: Ab end-Ausgabe: Vormittag» 1V Uhr. Margen-Ausgabe: Nachmittag» »Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelleu je eine halb« Stunde früher. Anzeigen find stets an die Expeditis!» zu richten. Filialen: vtt» Klemm'» Lortim. sNlfrr» Hahn). Noiversitätsstraße 3 (Paulinum), LoniS Lösche. Katbarinenktr. 14. park und Königsvlod 7. Nedaetto« vn- Erveditto«: Sohem»e««Oße 8. DieUztzepttiou ist Wochentag» ununterbrochen Sinket von früh 8 bi» Abend» 7 Uh». s. r. s. j. ;. 8- u 8- 8 Z. 8. 8 8. v. 8. 8. t»8. iMeir 8»il- S. r. Anzeiger. Amtsksatt -es Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes und Molizer-Ämtes -er Lindt Leipzig. s. » »8 » S 4. t. 1 z. H. 8. Z. 5. 4. Z. 4. Bestellungen auf Reistnblmnemtnts niulmt entgegen und führt für jede beliebige Zeitdauer aus lliv LxpvtUUon ües I^vlpLlxvr Johannisgasfe 8. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit de, Morgen - Ausgabe. ohne Postbefördcrung SO.-, mit Postdesörderuug 70.—. E» ist nun interessant, zu beobachten, wie andererseits >ei den eigentlichen Feriencolonien der Gesichtspunkt einer intensiven Gesundheitspflege immer mehr in den Vordergrund tritt. Häufig findet man belont, wie doch als bestes Heilmittel für ein schwächliches Kind immer der Aufenthalt in einem Sovl- oder Seebad unter ärztlicher Aussicht betrachtet werden müsse. Erfreulicherweise hat sich Venn auch die Zahl der in diesen Heilstätten verpflegten un- bemittelten Kinder von 4082 im Jahre 1894 auf öl09 im Jahre 1895 , also um 1027 Personen vermehrt, bei welcker ZahlenzusammensteUung allerdings eine andere Berechnungsweise eine gewisse Rolle spielt. In Familien verpflegung aus dem Lande befanden sich 1895 2707 gegen 2709 im Jahre 1894, in Verpflegung in geschlossenen Colonien 1895 809l gegen 8945 im Jahre 1894; es ist also insbesondere bei letzterer Art der Verpflegung ein bedeutender Rückgang eingetrelen. Indessen wird gerade bei der Verpflegung in geschlossenen Colonien als besonders er freulich hervorgehoben, wie sehr die Benutzung von eigenen Pereinspflegehäusern gewonnen hat. Im Jahre 1895 waren von den 8091 Feriencolonisteu dieser Art in fremden 5628 und in 17 eigenen Häuser» bereits 2466 Kinder unlergebrachl. Es wird geradezu als das mit aller Krast anzuslrebende Ziel der Feriencolonien bezeichnet, ein eigenes Heim zu erwerben. „In ihm können" — wie Pfarrer Bion aus Zürich in seiner Broschüre „Zum 20 jährigen Bestände der Ferienkolonien" ckreibt — „die zur Gesundheit, Aufsicht und Erziehung nöthigen Einrichtungen für bleibend getroffen werden und erholungsbedürftige Kinder, auck solche des Mittelstandes (letztere gegen eine bescheidene Entschädigung) das ganze Jahr hindurch oder doch während der sommerlichen Hälfte desselben Aufnahme finden." Diese eigenen Kinderheime gewähren eben in erster Linie wie die Heilstätten eine viel eingehendere ge sundheitliche Pflege der schwächlichen kleinen Patienten, und deshalb weisen diese Art Colonien auch durchgehends bessere gesundheitliche Ergebnisse auf als die in fremden Häusern, insbesondere Wirthshäusern, untergebrachteu Feriencolonien. Also auch bei den geschlossenen Feriencolonien das Bestreben, die gesundheitliche Fürsorge immer intensiver und zweck mäßiger zu gestalten. Zu der Sommerpflege ist in verschiedenen Sool- und Seebädern die Winterpflege schwächlicher Kinder hinzu getreten und weist gute Erfolge auf. Auch eine Nachpflege der aus den Feriencolonien nach Hause zurückgekehrten Kinder in den Herbst- und Wintermonaten ist in vielen Städten ein gerichtet. Die kleinen Patienten werden nach ihrer Rückkehr weiter beobachtet, in die freie Natur hinausgeführt, mit Milch versorgt rc. Es macht sich der Wunsch geltend, auch diese Nachpflege in gesundheitlicher Beziehung immer nachhaltiger werden zu lassen. Zum Schluß sei noch kurz auf die Durchschnittsberech nungen hingewiesen, welche für die auf ein Kind pro Tag bei den verschiedenen Vereinigungen fallenden Kosten ausgestellt sind. Sie vermögen nur ein annäherndes Bild der thalsäch lichen Kosten zu geben, da gemeinnütziger Sinn durch Stellung unentgeltlicher Räume, Lieferung billiger Naturalien, freiwillige persönlicheTicnstleistungen rc. die für die einzelueuVereinigungen nothweubigen Aufwendungen wesentlich zu verringern vermag. Der Durchschnittssatz pro Kind und Tag bei Verpflegung in geschlossenen Colonien bewegt sich in den weitesten Grenzen zwischen 0,77 und 2,21 im Allgemeinen zwischen 1,10 und 1,95 wobei auf den Osten des Reiches die bei Weitem niedrigeren, aus den Westen die höheren Sätze fallen. Bei Familienpflege ist der höchste Satz mit 1,96 in Hamburg von dem Verein zur Gesundheitspflege schwacher israelitischer Kinder bei ritueller Verpflegung gezahlt worden, während das Comitü für Feriencolonien in Königsberg mit 0,74 den niedrigsten Durchschnittssatz erreicht. Am wenigsten hat ein Stadtcolonist in Arnstadt in Thüringen mit nur 0,03 pro Tag gekostet, während derselbe dem Bürgerverein der Nicolaivorstadt in Breslau mit 0,88.6 bei 61 Kindern, 1708 Verpflegungstagen und 1510 Ausgabe am tbeuersten zu stehen gekommen ist. Bezüglich der Kosten der Sool- und Seebäder, bei denen feste Sätze üblich sind, ist dem Jahresbericht eine werthvolle Zusammenstellung beigefügt. Die deutsche Sommerpflcge stellt hiernach eine große Summe von Mühe und Arbeit, von Aufwand und Kosten dar. Aber sie weist auch die besten Erfolge auf. Es ist ein schönes Zeichen für den gemeinnützigen Sinn eines Volke», wenn »S in solcher Weise für seine armen und schwäch lichen Kinder sorgt. Dieser Sinn wird sich auch im kommen den Winter zu belbätigen haben, wo eS gilt, für den nächsten Sommer zu sammeln und vorzubereiten. Möchte diese LiebeS- tbätigkeit von reichem Erfolge begleitet srinl Deutsche- Reich. td. Lripjt«, 19. August. Von dem FürstenBiSmarck ist auf dir Ueberreichung deS Ehrendoctordiploni» der medicinischen Facultät der Universität Jena folgendes Antwortschreiben eingetroffen: FriedrichSruh, den 24. Juli 1896. Mit der Aufnahme in die medicinische Facultät durch den ehrenvollen Beschluß vom 16. vor. Mt«. ist mir eine neue und unerwartete Auszeichnung zu Theil geworden, die mich besonders erfreut, nachdem ich in meiner amt lichen Thätigkeit der Förderung der ärztlichen Interessen nach Thunlichkeit zu dienen gesucht habe. Das Urtheil darüber, ob die Einrichtung de» Reich-gesundheitS- amteS in allen Theilen die richtige gewesen ist, muß ick meiner Herren College» sachkundiger Beurtheilung an- heimstellen. Bon hervorragendem Werthr ist mir die von der Facultät erzeigte Ehr« ferner im Andenken an die Be grüßung, welche ich vor vier Jahren in Jena gefunden yabe, und al» ein Symbol näherer Beziehungen zu der altberühmten Universität, welche stets eine Schutz- statt« freier Wissenschaft gewesen ist und deren Vie deutschen Feriencolonien im Jahre 1895. Kd. Die gemeinnützige Bewegung für Feriencolonien oder für die Sommerpflege sckwächlicher unbemittelter Stadtkinder, wie sie mit einem umfassenderen Ausdruck genannt wird, hat nunmehr 2 Jahrzehnte hinter sich. Im Jahre 1876 führte ihr Begründer, der Pfarrer Walter Bion in Zürich, 68 arme Züricher Schulkinder während der Sommerferien in die herrliche schweizer Wald- und Bergluft, während im selben Jahre auch schon Hamburg begonnen batte, 7 arme Kinder bei Bauern familien auf dem Lande unterzubringcn. Daß mit jenen be scheidenen Anfängen ein segensreicher Gedanke angeregt, die Befriedigung eines wirklichen Bedürfnisses in Angriff genommen wurde, lehrt der Umfang, den die Sommerpflege armer Kinder gegenwärtig angenommen hat. In Deutschland sind aus den verpflegten 7 Kindern im Jahre 1876 im Jahre 1895 schon 23 174 Kinder geworden, und in den verflossenen 20 Jahren mögen insgesammt etwa 300 000 deutsche Kinder des Segens der Sommerpflege theilbaftig geworden sein. Die Sommer pflege wird den Kindern bekanntlich gewährt in geschlossenen Colonien (meistens in Wirthshäusern oder eigenen Kiuder- hcimcn), in Familien aus dem Lande, in Stadtcolonieu (Pflege tagsüber vor den Thoren der Stadt in der freien Natur, während die Kinder bei den Eltern übernachte») und in Kinder heilstätten (Sool- und Seebädern). Allein in den verflossenen 1l Jahren von 1885 bis 1895 beziffert sich im Einzelnen die ZA'! der verpflegten deutschen Kinder in geschlossenen Colonien auf 78 562, in Familien 27 292, in Stadtcolonien 7l b74, in Soolbäderu 68 638 und Seebädern 18 268, wobei in den letzteren Zahlen allerdings die weniger zahlreichen Kinder enthalten sind, deren Angehörige die Pflegekosten bezahlten. Die 23 174 Kinder des Jahres 1895 sind von 126 gemein nützigen deutschen Vereinen, Behörde» und Einzelpersonen, welche im Iabre 1885 eine Centralstelle der Vereinigungen für Sommerpflege mit Berlin, dem Sitze des Vereins für bäusliche Gesundheitspflege, als Vorort errichtet haben, in die Feriencolonien gesandt worden. Diese Centralstelle vermittelt den Verkehr und den Austausch der Erfahrungen zwischen ibren Mitgliedern, läßt an dieselben als ihr Organ das von l>r. Victor Böhmen herausgegebene Dresdner „Bolkswohl" gelangen und veranstaltet von Zeit zu Zeit Conserenrcu zur Besprechung actueller Fragen. Daneben aber veröffentlicht sie Jahresberichte über die Ergebnisse der Svmmerpflege in Deutschland, welche bei der großen Verbreitung dieser gemein nützigen Institution allgemeine Beacktung beanspruchen. Gegenwärtig liegt nun der neueste Jahresbericht für das Jahr 1895 vor. Derselbe meldet an erster Stelle den Rück tritt des verdienten bisherigen Vorsitzenden der Centralstelle, des Herrn vr. G- von Bunsen, auö Gesundheitsrücksichten, a» dessen Stelle Herr Eisenbahnbirector a. D. Schrader, und den Tod des bisherigen Schatzmeisters, des Herrn Bankier Leo, an dessen Stelle Herr Commerzienrath Kopetzky getreten ist. Außerdem enthält er eine Einladung zu der 5. Conferen^ der Vereinigungen für Sommerpflcge, welche mittlerweile am 8. und 9. August d. I. in Berlin stattgefunven hat. Sodann weist er auf eine Bereicherung in seinem statistischen Tabellen werk hin. Während bisher blos die Vertbeilung der Ferien- colonisten auf die einzelnen Arten der Sommerpflege und die Gesammtausgaben derselben aufgeführt waren, sucht er nunmehr auch den Durchschnittssatz der Verpflegungskosten pro Kind und Tag für die einzelnen Bereinigungen zu er mitteln. WaS die Gesammtzahl der verpflegten Kinder des JahreS 1895 anlangt, so hat sie sich gegen 1894 von 23 524 minder auf 23 174 Kinder vermindert, während sich die kosten von 604 339 im Jahre 1894 auf 651 258 Mark im Jahre 1895 vermehrt haben. Die Ver minderung rührt von dem Rückgang der Stadtcolonisten con 7788 auf 7267 im Jahre 1895 her), während uch die Colonisten in der eigentlichen Sommrrpslege immer > cch von 15 756 auf 15 907 im Jahre 1895 vermehrt haben. Tie Abnahme der Stadtcolonisten braucht übrigens nicht als :n Rückgang in der Fürsorge für die großstädtische Kinberwelt gedeutet zu werden. In vielen Großstädten tritt gegenwärtig, insbesondere hervorgerufen durch die Bewegung für Belebung l ter Iugeudspiele, neben die Stadtcolonien mit ihren mehr ge- ib'sundyeitlichrn Zwecken eine Organisation de» Ferien aufenthaltes der Großstadtkinder in der freien Natur nach z.sclligen und erzieherischen neben den gesundheitlichen Gesichts punkten. Die Falle mehren sich, in denen Stadtverwaltungen und Vereine große Spielplätze vor den Etadtthoren anlegen Mw in großem Umfange gesundheitsördernd« Knaben- und Mädchenspiele veranstalten. Am weitesten io dieser Richtung vorgeschritten ist wohl der Verein Bolkswohl zu Dresden, 'solcher mit seinen Heidefahrten von 3000 Kindern aus kein Stadtinnern jedes mindestens an zehn Ferien- imckmittagen aus seine Spielplätze im Heidepark binauS- lcsvrdert und ibnen daselbst in guter Luft und unter Aufsicht euicu fröhlichen Waldaufenthalt verschafft. Durch eigenartige Einrichtungen und Veranstaltungen wie Spielrevirrr, Block häuser, Schulgärten, Naturtheater, Reigen, Aufführungen ,e. >n e» dort gelungen, die Kinder so zu fesseln, daß sie viel fach die Heidefahrten den Feriencolonien vorziehen und jeden falls die Tbeilnahmr an den Heidefahrten als einen aus reichenden Trost für den Ausschluß von den Feriencolonien tnipfinden. Die Kosten einer solchen Heidefahrt betrage» pro Kind und Nachmittag höchstens 5 -s. an merkung, die darauf hinausläuft, daß nach der Ansicht des Blattes zur Zeit Charakter und Verdienst sich mit der Ausübung des Ministeramtes nicht vertragen. Diese Auslassung hat die verdiente Beachtung in der Presse ge funden, nicht aber eine andere gleichzeitig gethane. Die „Kreuzzeitnnz" schreibt nämlich weiter: „. . . wir haben vorläufig keine Besorgniß, daß der CurS in der Leitung der Heeres - Verwaltung ein wesentlich anderer werden wird, da die Stetigkeit, die der Ganz einer so großen Maschine, wie die Leitung einer großen Armee sie ist, zu haben pflegt, nickt so leicht in neue Bahnen zu lenken sein möchte; wir hoffen deshalb, daß die Ziele, die General v. Bronsart in Bezug auf die Armee-Angelegenheiten sich gesteckt hat, im Großen und Ganzen auch in seinem Sinne weiter verfolgt werden dürften." Mit anderen Worten: das ihr innewohnende Beharrnngsvermögen wirb die erprobte Heeresverwaltung „vorläufig" gegen Störungen sichern- Es überläuft Einen eiskalt, wenn man in einem Blatte, das mit der Stimmung in der Armee nicht unbekannt ist, solchem Trostgrnnd begegnet. * Berlin, 19. August. Wir haben in der Dienstag- Abendnuinmer bemerkt, baß im modernen Culturstaat von einem persönlichen Regiment der Einfluß unverant wortlicher Rathgeber nicht zu trennen sei. In Ueber- eilistimmung hiermit führt heule die „Nat.-Zlg." aus: „An der augenblicklich bei uns angewendeten Taktik jeder Camarilla, sobald „etwas mehr Licht" auf sie fällt, sich hinter den Monarchen zurückzuziehen, betheiligt sich auch die „Kreuzzeitung". Es ist richtig und allgemein bekannt, daß Kaiser Wilhelm II. eine starke Neigung zum unmittel baren persönlichen Eingreifen in dieLeitung der Staatsangelegen heiten hat; das bekannte Wort, er werde sein eigener Kanzler sein, wird in den Erörterungen, welche den Glauben an die Existenz einer „Nebenregierung" bekämpfen sollen, dahin erweitert, der Kaiser sei auch bis zu einem gewissen Grade sein eigener Kriegsminister, sein eigener Chef des Militair- cabinets rc. Indeß kein Herrscher eines großen Reiches kann, selbst wenn er jeden Augenblick seines Lebens den Staatsgeschästen widmete, eine derartige persönliche Regierung wirklich führen — auch abgesehen von der Frage, wie sie sich mit einer constitutionellen Verfassung vertragen würde; wo jemals der Verluch gemacht worben, Hal er das Aufkommen unverantwortlicher Rathgeber gefördert: cs traten lediglich solche an die Stelle der verantwortlichen Minister. Weil der Schein einer persönlichen Regierung jeder Camarilla förderlich ist, darum ist sie immer beflisse», ihn aufrecht zu erhallen und den Monarchen an die Möglichkeit eines persönlichen Regiments glauben zu machen." — Gegen solche Zustände erklärt ffch übrigens mit Entschiedenheit auch ein confervatives Blatt, welches gegen die Reform deSMilitair- strafverfahrens ist; der „Reichsbote" schreibt: „Sobald aber die Regierung diesen Weg verläßt und die Wege von unveraniwortliche» Eabinels- resp. Nebenregierungen betritt, macht sie selbst ihre Stellung unballbar. Der König hat das Recht, zu verlangen, daß seine Minister die Organe seines Willens sind, und wenn sie das nicht sein können oder nicht >ein wolle», so steht ihm das Recht zu, sie zu entlassen, oder ihnen, ihre» Abschied zu erbitten, Aber daß sich zwischen sie und den König andere unverantworiliche Element« eiiijchieben, welche den König beeinflussen, so daß sie nur noch die Briefträger derselben zum Parlament sind, das kann und darf kein Miniller ertragen, und auch die Volksvertretung hat das Recht, die wirklichen Rathgeber Les Königs und die Vertreter seines Willens vor sich zu haben. Lieber einen ehrlichen Conflict mit dem Parlament, als «ine unverantwortliche Cabinets- oder Hintertreppen - Regierung. Solche habe» nie gut gethan, sondern sind immer das Unglück der Fürsten und Staaken gewesen. Ist der Rath solcher Personen wirklich besser, als der der Minister, so hindert ja nichts, sie an deren Stelle zu berufen, wo sie auch ihren Rach zu verantworten und zu vertreten haben." * Berlin, 19. August. Die frühzeitige Einberufung des preußischen Landtages wird von den „Verl, Pol. Nachr." in folgender Auslassung angekünbigt: „Wenn die finanziellen Voraussetzungen sich erfüllen, von denen die Er höhung der Beamtengehälter in Preußen abhängt, soll diesmal ein anderes Verfahren eingeschlagen werben, als bei Pen Gehaltserhöhungen der Jahre 1873/74 und 1890/91. Damals begnügte man sich, den Gesammt- bedarf für die Gehallsverbesserungen in einer Summe im Etat auszubringen, die Grundsätze, von denen bei der Verwendung ausgegangrn werden sollte, darzustellen und dem Landtage zur Zustimmung vorzulegen. Di« Einzel einarbeitung >ii die Etat« wurde aber dem Staatshaushaltsetat deS nächsten Jahres Vorbehalten. Jetzt soll zwar auch neben der Gesammtsumme deS Mehrbedarfs bei den Gehalt»- Verbesserungen der ganze Plan der Gehaltszulagen dem Land tage zur besonderen Beschlußfassung unabhängig von der EtatSberathung vorgelegt werden. Aber diese Vorlegung soll so zeitig erfolgen, daß nach erzielter Verständigung mit dem Landtage die sämmllichen neuen Gehaltspositionen im Einzelnen bereits in den Entwurf des Staatshaus halt-plane« für 1897/98 eingearbe>tet werden können. Es wird also gegebenenfalls der nächste Etat das vollständig abgeschlossene Bild der Neuordnung sämmtlicher bisher nickt berücksichtigter Beamtengehälter bringen. Zu diesem Zwecke soll der Landtag möglichst früh, vielleicht schon Ende deS Monats October und jedenfalls vor dem Reichs tage einberufen werden, während die Vorlegung des Etats, wir bisher, frühesten» für die zweit« Hältte de» Monat- Januar in Aussicht genommen ist, unter Umständen auch noch etwa« später erfolgen könnte. Man nimmt an, daß als dann die parlamentarischen Verhandlungen über die GebaltS- Verbesserungen vor der Weihnachtspause zum Abschluß ge langen können, so daß bei Anspannung aller Kräfte die ent sprechende Gestaltung der Einzeletats noch zeitig genug er folgen kann, um die Vorlegung des Etats zu dem bezeichneten Zeitpunkte oder spätestens einige Tage nach demselben zu cr möglichen." V. Berlin, 19. August. (Telegramm.) Der Kaiser machte heute früh einen Spazierritt in die Umgebung des Neuen Palais. Znrückgekebrt, hörte er den Vortrag des Chefs deS Geh. Civilcabinets Wirklichen Geheimen RatbeS Ist-, v. Lucanuö und nahm darauf die Marine-Vorträge entgegen. 2 Berlin, 19. August. (Telegramm.) Die „Nordd. Allg. Ztg." erfährt, daß der Kaiser gestern das Gesetz, be treffend da» Bürgerliche Gesetzbuch, vollzogen habe. L. Berlin, 19. August. (Privattelegramm.) Tie „Nat.-Ztg." schließt einen Leitartikel über das Thema: „Minister und tsabinctsräthc" folgendermaßen: Wenn man nach den Mitteln der Abhilfe frägt, so erscheint eine Aenderung der Organisation zur Zeit allerdings aus sichtslos; sie würde aber die letzten Ursachen des Nebels auch nicht mit Sicherheit beseitigen, denn politischer Einfluß im Gegensatz zur verantwortlichen Negierung könnte auch von einem Chef des Militaircabinets geübt werden, welches nickt die Functionen einer Abtheilung des Kriegsministeriums für die Personalangelegenheiten hätte, sondern nur cxpedirende militairische Kanzlei Les Kaisers wäre — gerade wie solcher Einfluß auch von dem Chef des Civilcabinets und anderen Personen ausgeben kann. Aus Gerlach 's Denkwürdigkeiten weiß man aulbenlisck, daß unter Friedrich Wilhelm IV. die Meinung des Generaladjutanten über die auswärtigen und über innerpolitische Angelegen heiten, die mit seinen amtlichen Aufgaben doch gar nichts zu schaffen halten, maßgebender war, als die der Ressort minister. Wie wünschenswerth Organisationsveränderungei! auch sein möge», so kommt, auck abgesehen von der Frage ihrer derzeitigen Erreichbarkeit, Alles auf die En t sck l offen heit der verantwortlichen Minister an, sick keine Einmischung unverantwortlicher Personen gefallen zu lassen. Wie die Dinge bei uns liegen, wird kein Minister, der dieser jetzt dringlichsten Pflick t gegen Herrscher uns Land sich entzieht, der Geringschätzung der Zeit genossen und der Verurt Heilung durch die Ge schichte entgehen. ö. Berlin, 19. August. (Privattclcgramm.) In ver schiedenen Blättern werden allerlei Angaben über eine Vor lage zur Reform 0cs Militairstrasverfahrcus, welche für die Einbringung im Bundesrath und Reichstag in Aussicht gc nommcu wäre, gemacht: cs solle ein Rcchi des Kaisers zur Bestätigung oder Nichtbestäligung der Urtbeilc Vorbehalten bleiben, die Oeffentlichkeit des Verfahrens fei ter Siein des Anstoßes rc. Die „Nat.-Zlg." hat Grund, diese Angaben für durchaus unzuverlässig zu halten. (Dieselbe Ursacke bat uns bestimmt, die fraglichen Angaben bisher nicht zu erwähnen. Red. d. „L. T-") U. Berlin, 19. August. (Privatte leg ramm.) Die (im „Leipz. T." bisher nicht bcrücksickliglen) Meldungen von einer im Herbst zu erwartenden neuen Marine Vorlage, deren Urheber der Commanreur bes ostasiatiscken Ge schwaders Contre-Admiral Tirpitz sei, werten von der „Post" auf einen Irrtbum zurückgefübrt. Die Elat- forderungen stellten lediglich der Slaatssecrelair des R e ich s marine - Amt eS und seine Organe auf. Nichtig dürste nur sein, daß Tirpitz seinen längeren Winter urlaub im Allerhöchsten Auftrage zur Ausarbeitung einer wissenschaftlichen Denkschrift benutzte darüber, wie unser Flottenmaterial in der Gegenwart be schassen sein solllc. Dies veranlaßte wohl schon im Früh jahr 1896 ähnliche Gerüchte von einer Marine-Vorlage. Die „Post" bemerkt, die praktische Turckführbaikeit der Forderungen des See-Taktikers durch Etalforderungcn stehe auf ganz anderem Gebiet«. — Das „Volk" schreibt: „AuS Gründen, welche nickt dem öffentlichen Leben angebörcn, hat Herr v. Oertzen (der jetzige Nedacteur bes „Volk") sich nunmehr definitiv von ter „Couservativen Monatsschrift" zurückgezogen und wird in den nächsten Tagen die Redaction Herrn Ör. Oertel, dem Redacteur der „Deutschen Tageszeitung" (!), übergeben. Ob Herr Professor v. Nathusius sich weiter betbeiligen wird, entzieht sich unserer Kenntniß." — Der bisherige Kriegs minister Bronsart v. Schellendorff wird sick, laut der „N. Pr. Ztg", zur Cur nach Bad Neuenahr begeben. — Ueber tschechische Anmaßungen in der Aus stellung „Karro" berichtet die „D. Tagesztg.": „Wie uns von geschätzter Seite mitgetheill wird, ist die Ans- stelluna „Kairo" am Sonnabend der Schauplatz herausfordender tschechischer Kundgebungen gegen Deutschland und das Teittjcklhuni überhaupt geworden. Man sollte so etwas in der Hauptüadt Les deutschen Reiches nicht für möglich hatten, und doch trisst es zu. Tschechische Turner, die zur Besichtigung Berlins und der Gewerbe-AuSstellung hierher gekommen sind, besanden sich am Sonnabend in größerer Zahl in „Kairo" und machten dort die für sie höchst erfreuliche Entdeckung, daß der Kapellmeister dec in „Kairo" spielenden egyptischen Miliiairmusiker ein Tscheche sei. Tas gab auf beiden Seiten die Veranlassung Lazu, ein großartiges tschechi sche» Verbruderunglfest vor den Auqrn und wie zum Hohne der anwesenden deutschen Besucher ins Werk zu setzen. ES sollen nun ganz wüste Ausschreitungen vorgekommen sein. Die egyptische Capelle mußte national-tschechisch«, deutschfeindliche Weisen auf spielen und die tschechischen Turner sangen in herausfordernd lauter Weise den Text dazu. Ter ganze Borsall trug das Eleprage einer beabsichtigten regelrechten Verhöhnung de« Deutschthums. Ein Ziel wurde dem empörenden Treiben erst durch das nachdrückliche Einschreiten des Direktors der Ausstellung „Kairo" gesetzt. Dieser Vorfall zeigt im Kleinen, wie die Anmaßungen der Herren Tschechen immer mehr zunehmen. Sie glauben, dem deutschen Michel AUes bieten zu dürfen und stellen sich in Bezug auf feindliche Uebcrgriffe gegen di« Deutschen den Polen und Magyaren würdig an die Seite." Es ist Schade» daß dieser Vorfall erst jetzt, da Bruder Böhm uns wieder verlassen hat, bekannt wird. * KInt«»her« 1. Pr., 18. August. Die „Franks. Ztg." erfährt „von sehr zuverlässiger Sette", daß die Regierung den Pachtvertrag mit der Firma Stantien L Becker BezugS-Pi-elr k» dar Hmrptexpedttiou odatz de« im Stad», omtrl und den Vororten «rrichteteu Au»« aabrstrllen abgedolt: vierteljährliche«4LH bei zrpejmaliger täglicher Zustellung ia» Hau» >l bchO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich, vierteljährlich 6.—. Direkt« täglich« Kv-ozbandienduag silS Ausland: monatlich 7ckll. s. »«. > s. , 8. > 8. »» lerrttv». i 8 i 8. «. 8 6. 8. > 8. 8. i 8. 8. «.L»/.,UW,2^L. i V-S. i 8. i 8. » 8. 8. i 8. i 6. 8. 8. > 6. i 8. 8. 8. ' 8. 8. 8. 8. 8. 8. lj. w.vpbii ij. m.Lo-s t>»8. 8. 8. tierneu. i 8. i 8. > 8. i 8. > 8. 8. i 8. 8. - 8. i 6. i 8. i 8 8. i 8. > 8. 8. 8. 8. > 8. lwIA0^ > 8. 8. Itt.k. » 8. i 8. ' 8. u. i 8. 8. >». > 8. Äsr— > 8. > 8. > 8. 8 ' 8. 8. i 8. > 8. ' 6. . 8. »I». !M«Ic Lkari! ev. »ltvibbL
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