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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.08.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960825012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896082501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896082501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-08
- Tag1896-08-25
- Monat1896-08
- Jahr1896
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Vezugs-Prei- krt »uwimaliaer ttglich«» 8»st«ll»»» tu» tzan» ^l 5^0. Durch die Poft bezöge«, für 2e»tschl»»h und Oestrrwich: oiortchährUch ».-—. Direet« tägliche KrrnzbM»ds«n»»»D tu» «»Blmch: »mmtltch 7.50. Di» Morgen-AieSgab« «scheint um '/,7 Uhr, die >b«d»«»<gabe Wochentag» um 5 Uhr. Ned«tto» »»- Lr»ediNo«: Aaha»«e»gaße S. Di« Ixpeditio» Ist Wochentag» «nunterLroche» grünet »«« früh 8 bi» Ab«»d» 7 Uhr. Mille«: Dit» KI«»«'» Porti». (Alfred HahuX U»iversitüt»straß« S (Paultuum), Louis Lösch», Katbartnenstr. 14. vart. und K»nig»vlatz 7, Morgen-Ausgabe. KipMrrTagMaü Anzeiger. Amtsblatt -es Löniglichen La«-- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Nolizei-Nmtes -er Ltadt Leipzig. Dienstag den 25. August 1896. AnzrigeroPrei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. tzieclamen unter dem RedactionSstrich l4oe- spalten) bO/>j. vor den Fanliliennachrichten <6 gespalten) 40 Vrbßer» Schriften laut unserem Pr«it- verzeichniß. Tabellarischer und Zifsernjatz nach höherem Tarif. Extra-veilagen (gefalzt), nur mtt de, Morgen.Ausgabe, ohne Postbesürdrruag SV.—, mit Postbeförderung ^l 70.^. ^nnahmeschluß für Anzeigen: Nb end.Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Marge «.Ausgabe: Nachmittag- SUHL Bei den Filialen und Annahmestellen je rin« halbe Stunde früher. Anzeige« sind stets au die Expedition zu richte». Druck und Verlag von E. Pol» i» Leipzig SV. Jahrgang. Eine Klärung. Die öffentliche Erörterung der Krisengerüchte ist erfreu licher Weise schneller, al» man erwarten durfte, an einem weiteren Ruhepuncte angelangt: an Stelle der „zuverlässigen" und der „durchaus zuverlässigen" Informationen der Blätter liegt im „ReichSanz." eine Nachricht vor, deren Glaubwürdig keit in diesem Falle über allen Zweifel erhaben ist. Da amtliche Blatt enthält heute folgende, einem Theile unserer Leser schon durch Extrablatt bekannt gegebene Mittheilung: D Berlin, 24. August. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" ist zu der Erklärung ermächtigt, es sei die WillenS- meinung des Kaisers, daß dem BundeSrath wegen der Militairstrafproceßordnung in diesem Herbst ein Gesetzentwurf vorgelegt werde, welcher der vom Reichs kanzler am 18. Mai d. I. abgegebenen Erklärung ent spreche. Diese erste authentische Meldung über das Schicksal der Militairstrafproceßreform — eS ist einfach undenk bar, daß da- amtliche Blatt die WillenSmeinung deS Kaiser» ohne thatsächliche Autorisation mittheilt — scheint di« Möglichkeit einer Kanzlerkrisis wegen der Frage der MilitairstrafgerichtSordnung auszuschließen. Denn der „Reich-anzeiger" sagt klipp und klar, daß der in diesem Herbst dem BundeSrathe vorzulegende Gesetzentwurf der Erklärung deS Reichskanzler» vom 18. Mai dieses IahreS entsprechen soll. An dem genannten Tage hat Fürst Hohen lohe im Reichstage erklärt: „Der Herr Abgeordnete Lieber hat sich über den langsamen Gang der Arbeiten der Reform dek Militair strafgerichtSordnung beklagt und den Wunsch ausgedrückt, über diesen Gegenstand eine bindende Erklärung vom Tische des BundeSrathe- aus zu erhalten. Obgleich ich nun einen inneren Zusammenhang zwischen der Ihrer Berathung unterstehenden Vorlage und der Militair strafgerichtSordnung nicht anzuerkennea vermag, so bin ich doch bereit, die Anfrage de- Herrn Vorredner- zu beantworten. ES ist seit lange allgemein anerkannt, daß unsere MilitairstrafgerichtSordnung der Ver besserung bedarf und daß die deutsche Armee ein einheitliche- Strafgerichtsverfahren nicht entbehren kann. Die- hat dazu geführt, daß schon vor längerer Zeit, wie Sie wissen, mit der Ausarbeitung einer neuen Militair strafgerichtSordnung begonnen worden ist. Der Entwurf einer solchen ist nunmehr so weit vorbereitet, daß ich die bestimmte Erwartung hegen darf, den selben im Herbste diese» Jahre» den gesetz gebenden Körperschaften de» Reich» vorlegen zu können. Derselbe wird — vorbehaltlich der Be sonderheiten, welche die militairischen Einrichtungen er heischen — auf den Grundsätzen der modernen Recht»anschauungen aufgebaut sein. Im Uebrigen muß ich r» selbstverständlich ablehnen, Nähere» über den Inhalt de- Entwurf- mitzutheilen, so lange derselbe nicht im BundeSrathe zur Annahme gelangt ist." Der Reichskanzler hat nunmehr wohl vom Kaiser die formelle Ermächtigung zur Einbringung der Vorlage im BundeSrathe erhalten. Aber auch wenn da- noch nicht ge schehen wäre, so genügte die Mittheilung deS „Reichsanzeigers", um die durch da- drohende Uebergrwicht einer unverantwort lichen Nebenregierung tief erregte öffentliche Meinung zu beruhigen. Daß die Kundgebung im „Reichsanzeiger" diesen Zweck haben soll, steht für un» außer Frage, und eS erfüllt uns mit Genugthuung, zu sehen, daß der Kaiser nicht ge- äumt hat, angesichts deS vollständigen FiaScoS der bekannten Darlegung im „Reichsanzeiger" durch eine That die Be ruhigung herbeizufübren, welche durch die Ableugnungen der Officiösen deS MilitaircabinetS nicht zu erreichen war. Wa» bisher als Grund der Entlassung deS Kriegsministers zalt, der Gegensatz zwischen Kriegsministerium und Militair- cabinet im Allgemeinen, nicht wegen der MilitairstrafgerichtS- reform im Besonderen, wird allerdings durch die vorliegende Meldung deS „Reichsanz." nicht nur nicht bestritten, sondern im Gegentheil iwplioits als zutreffend eingeräumt. Trotzdem bedeutet die Entscheidung deS Kaisers zu Gunsten der Reform der MilitairstrafgerichtSordnung ohne Zweifel eine gewisse Bürgschaft für die Verhütung neuer, auS dem Einfluß einer unverantwortlichen Nebenregierung etwa ent stehenden Krisen. Ist dies der eine Grund, weshalb wir die Entscheidung deS Kaisers begrüßen, so besteht der zweite in der Aussicht, daß dem Reiche in einer Zeit internationaler Schwierig keiten wie die jetzige ein Kanzlerwechsel erspart bleibt. Fürst Hohenlohe hat ein patriotisches Opfer gebracht, als er in hohem Alter die beschauliche Stellung deS Statthalters von Elsaß-Lothringen mit dem dornenvollen Amte deS Reichskanzlers und Ministerpräsidenten vertauschte; er hat die äußere Politik Deutschlands in schwieriger Zeit geschickt geleitet, die Be ziehungen zu dem großen östlichen Nachbarstaat« gebessert und dabei nie Deutschlands Ansehen außer Acht gelassen; er hat eS verstanden, in der inneren Politik so zu wirthschaften, daß zwar — wie e» ja sicht ander- sein kann — manche Maß- nahmen auf Gegnerschaft stießen, daß aber dabei die Achtung vor dem leitenden StaatSmanne, man kann sogar sagen, eine gewisse Zuneigung zu ihm, stets erhalten blieb; er hat schließlich Alle-, waS er that, in einer so vornehmen Form gethan, wie sie der Persönlichkeit, die nächst dem Monarchen da- Deutsche Reich zu repräsentiren hat, wohl ansteht. Deshalb wäre sein Scheiden auS dem Amt mit dem lebhaftesten Bedauern ausgenommen worden, Grund und Umstände seine- AmtSrücktrittS aber würden sehr viel böse» Blut gemacht und tiefgründige- Mißtrauen erweckt haben. Deutsche- Reich. * Leipzt», 24. August. „Da» Vaterland", „Organ de» eoaservativen Lande-verein» im Königreich Sachsen", schreibt über den Sturz de» Krieg-Minister- Bronsart von Schellendorf u. a. Folgende»: „Gewiß soll der König in der Wahl seiner Minister und Mit arbeiter unabhängig sein, an diesem Grundsatz darf nicht gerüttelt werde». Allein auch dem Herrscher über Millionen liegt die Pflicht ob, persönliche Vorlieb« hinter da» Wohl de» Vaterlande» zurücktreten zu lassen, getreu dem Grund sätze, daß auch er nur der erste Diener de» Staate» sei. Die Gottähnlichkeit der Regierenden ist im Zeitalter der verbrieften Verfassungen und der Preßfreiheit au» den Anschauungen der Volker geschwunden, und wird niemals wiederkehren; an ihre Stelle ist dafür die Vorstellung getreten, daß der Landesfürst der Vater seine» Volke» sei, der sein ganze» Sein und Können in den Dienst der Allgemein heit zu stellen habe und auch seinerseits nicht» versäumen dürfe, wa» die Einigkeit und Uebereinstimmung zwischen Regierung und Volk zu erhalten geeignet sei. Wenn wir sehen, wie in Sachsen unser theurer König, in Wahrheit der Vater seine» Volke», sich bei jeder Regierung-Handlung mit peinlicher Gewissenhaftigkeit lediglich nach den Forderungen der realen Verhältnisse richtet, so können wir nur lebhaft bedauern, daß dieser Grundsatz nicht überall mit gleicher Treue zur Richtschnur genommen wird." L^. Leipzig, 24. August. Am IS. und 20. September d. Ä. hält der Verband der Freunde und Lehrer deutscher Fortbildungsschulen hier in Leipzig seine Generalversammlung ab. Die Tagesordnung ist folgende: 19. September Abend» 8 Ubr geschäftlicher Tbeil: 1) Berichte deS Vorstandes. 2) Wahlen. 3) Erledigung etwaiger Anträge. 20. September Vormittags 10 Uhr im Saale der 3. Bürgerschule öffentliche Verhandlungen: 1) Die sociale Bedeutung der Fortbildungsschule und deren all gemeine Verbreitung in Stadt und Land. Hierüber sprechen Herr E. von Schenckendorff auS Görlitz, der bekannte un ermüdliche Förderer gemeinnütziger Bestrebungen, und Herr Schulrath Polack auS Worbis. 2) Die Lehrfächer und Lehr stoffe der Fortbildungsschule behandelt Herr Schuldirector Scharf aus Leipzig. 3) Ueber die gewerbliche Ausbildung der Mädchen in der Fortbildungsschule spricht Herr Schul director vr. Jahn auS Leipzig. — Man sieht, daß die Gegen stände der Verhandlungen äußerst wichtig sind und durch anerkannt tüchtige Fachmänner erörtert werden. Deshalb darf wohl auf eine zahlreiche Betheiligung an der Versamm lung gerechnet werden. Berlin, 24. August. Eine Warnungstafel gegenüber dem vom Centrum bekundeten Streben, die Anlage der Begräbnißstätten zu einer confessionellen Angelegenheit zu machen, wird augenblicklich in Neudorf, einem Vorort von Straßburg i. E., aufgericktet. Dort ist bekanntlich im Gemeinderatb von Klerikalen anläßlich der nothwendig gewordenen Neuanlage eines Friedhofes das Verlangen nach konfessionell getrennten Begräbnißstätten erhoben worden, und der dadurch hervorgerufene Streit in der Bürgerschaft ist nun in einem Grade entbrannt, der eine erhebliche Gefahr für den bisher durch nichts gestörten confessionellen Frieden de« OrteS bedeutet. Der Streit gewinnt namentlich dadurch an Schärfe, daß in Neudorf zahlreiche Ehegatten in gemischter Ehe leben, denen nun die Aussicht genommen werden soll, auf demselben Friedhöfe bestattet zu werden. Die Vorgänge in Neudorf zeigen, von welchen Folgen die AuSfübrung des bekannten Antrags des Abg. Bachem im preußischen Abgeordneten hause begleitet sein kann. Als im vorigen Jahre der Antrag in einer Commission berathen wurde, nahm der CultuSminister vr. Bosse persönlich an den Berathungen theil und erklärte diese» von der Praxis abweichende Verhalten damit, daß es sich „um die Herbeiführung oder Sicherung deS confessionellen Frieden-" handele. Er zeigte sich dem Anträge Bachem keineswegs abgeneigt, wie denn von den Regierungsvertretern überhaupt nur formal-rechtliche Bedenken gegen den Antrag geltend gemacht worden sind. In Neudorf sieht man, was e» mit der „Sicherung deS confessionellen Friedens" durch confessionelle Friedhöfe auf sich hat. Die Mahnung deS ver storbenen Abgeordneten vr. Graf, die „confessionelle Schei dung nicht auch noch auf den Begräbnißplätzen zu markiren", hat noch nicht- von ihrer Dringlichkeit eingebüßt. * Berlin, 24. August. Ueber eine beachtenSwerthe Gründung auf dem Gebiete der Arbeiterfürsorge wird der „Frkf. Ztg." auS M.-Gladbach berichtet. Unter Be- tbeiligung von Großindustriellen aller Parteirichtungen hat sich dort ein Wohnungsverein gebildet, dessen Zweck ist, durch Besserung der Beschaffenheit der MiethSwohnungen die Lage der arbeitenden Claffen in gesundheitlicher und sittlicher Beziehung zu heben. Wie in allen Industriestädten, so sind auch i» M.-Gladbach die Arbeiterwobnungen oft in sehr schlechtem Zustande. Bei einer Untersuchung fand sich, daß für 6 bis 8 Personen in manchen Fällen nur zwei Zimmer vorhanden waren. Oft diente ein Raum al» Schlafzimmer für die Eltern und vier bi- 6 schon erwachsene Kinder. Um den Arbeitern die Beschaffung besserer Wohnungen zu erleichtern, sind von dem neuen Verein folgende Mittel in Aussicht genommen worden: 1. Einrichtung einer Nachweise- stelle für leerstehende oder zu einem bestimmten Termine zu vernnethende Wohnungen. 2) Controle der Beschaffenheit der Wohnungen durch geeignete Organe, mit besonderer Berück sichtigung der genügenden Größe in Bezug auf die Zahl der Familienmitglieder der Anmiether. 3) Vermittelung von Mieth- Wohnungen sowie Anmiethen solcher seitens des Vereins zum Weitervermietben an Familien. 4) Zuwendung von Darlehen und Zuschüssen zu den Miethauslagen, wobei brave Arbeiterfamilien in erster Linie berücksichtigt werden sollen. 5) Persönlicher Verkehr der Organe des Verein« mit den be treffenden Familien, soweit dies möglich ist. Durch diesen soll der Sinn für geordnetes Familienleben gehoben werden. Ein Zuschuß für Ausstattung der Wohnung soll nicht ausgeschlossen sein. 6) Fürsorge, daß die halberwachsenen und die er wachsenen Kinder nach beiden Geschlechtern getrennte Schlaf stätten erhalten, sowie daß die Kinder im rechtzeitigen Alter aus der Scklasstätte der Eltern entfernt werden. 7) För derung de« Sparsamkeitssinnes, der vor allem in pünktlicher Mietbzahlung sich bethätigen soll. Die Errichtung einer MiethzinScasse bleibt vorbebalten. 8) Bekämpfung des Kost gängerwesens. Vom Verein berücksichtigte Familien sollen ohne besondere Genehmigung des Vorstandes Kostgänger nicht halten dürfen. — Bis jetzt sind bereits 4500 Jahres beiträge gezeichnet worden, jedoch hofft man mindestens auf daS Doppelte. Da eine gedeihliche, friedliche Entwickelung der Arbeiterverbältnisse mit der Wohnungsfrage auf das Engste zusammenhängt, so darf man auf den Fortgang des Unternehmens und die Erfahrungen, welche man damit macht, gespannt sein. ?. Berlin, 24. August. (Telegramm.) Der Kaiser kehrte am Sonnabend Nachmittag kurz vor 5 Uhr nach dem Neuen Palais aus Berlin zurück. Zur Abcndtafel im Neuen Palais waren geladen: die Herren der französischen Botschaft, BotschaftSrälhe Graf v. Franqucville und Soulange-Bodin, Militair-Attachö Lberstlieutenant Graf v. Foucould und Botschaftssecretair Lecomte; ferner Freiherr und Freifrau v. Mirbach und der Gesandte in Brüssel Graf v. AlvenSleben. Am gestrigen Sonntag fuhren der Kaiser und die Kaiserin Vor mittags nach derFriedenskirche in Potsdam,wohnten daselbst dem Gottesdienste bei und kehrten nach demselben zu Fcrß nach dem Neuen Palais zurück. Zur Frühstückstafel waren ge laden: der großbritannische Botschafter Sir Franc LaScelles nebst Gemahlin und Tochter, der Militair-Attache der königl. großbritannischen Botschaft Oberstlieutenant I. M. Grierson und der General der Infanterie v. Albedyll. Nachmittags unternahm daS Kaiserpaar eine gemeinsame Spazierfahrt. Zur Abendtafel waren mit einer Einladung beehrt worden: der Bot schafter v. Radowitz, der deutsche Consul in Neapel v. RekowSki und Frau von Bethmann-Hollwez aus Potsdam. Heute Vormittag unternahm das Kaiserpaar einen gemeinsamen Spazierritt in die Umgebung des Neuen Palais. Zurück gekehrt, hörte der Kaiser den Vortrag des Chefs des Ge heimen CivilcabinetS Wirkl. Geh. Natbs vr. v. LucanuS und anschließend daran die Marine-Vorträge. Mittags empfing er den Generalmajor v. AlvenSleben, der zur Vertretung des beurlaubten Commandanlen von BreSlau commandirt worden ist. Nachmittags gedenkt der Kaiser dem Adlerschießen des Officiercorps des 1. Garde-Regiments z. F. im Katharinenbolz bei Potsdam beizuwohnen. 2 Berlin, 24. August. Das beute zur Ausgabe ge langende Reichsgesetzblatt enthält das Bürgerliche Gesetz buch nebst Einführungsgesetz. L. Berlin, 24. August. (Privattelegramm.) Wie die „Nat.-Ztg." meldet, hat nach Mittheilunz der Posener Polizeibehörde daS Amtsgericht I zu Berlin auf Antrag der Staatsanwaltschaft die Beschlagnahme -es bekannten polnischen Liebe« „Noch ist Polen nicht verloren" angeordnet, weil dasselbe die Aufforderung an die polnische Bevölkerung zur Anwendung der Waffen behufs Wiederherstellung eines selbstständigen polnischen Reiches enthält und somit, da die national-polnische Agitation hierfür auch einen Tbeil des preußischen Staates reclamirt, eine Classe der Bevölkerung des deutschen Reiches zu Gewaltthätigkeiten gegen die andere öffentlich anreizt. 8. Berlin, 24. August. (Privattelegramm.) Die »Kölnische Zeitung" dementirt in einem Telegramm aus Berlin die in der Presse aufgetauchten Behauptungen, daß der anscheinend drohende Rücktritt von Wissmann» mit Streitigkeiten zwischen Wissmann und vr. Kayser in Zu- u. s. w. der reisenden Fremdlinge gewissenhaft zu registriren, bi» endlich in unserm Jahrhundert diese» „Ausforschen" sammt Paßzwang sich definitiv verflüchtigte und al- Denk mal an die „gute alte Zeit" nur noch unsere bekannten Hotel-Folianten übrig blieben, die de« kaum erst richtig an- arlangten Reisende» gleich »ach Nam' und Art ausforschen, sowie jene gastlichen Fremdenbücher, die man einladend überall heut' zu Tage an hochgelegenen oder sonstigen hervor ragenden Orten finde« kann, wohin der Fuß de» Wanderer fich versteigt. Schon al- mit dem Fortschreiten und Fortschritte der Zeit auch die Kalligraphie den Kinderschuhen allmählich ent wuchs, waren sie nach und nach erschienen, diese Gastbücher, in Klöster» und Bibliotheken, auf Ritterburgen uud Rath«- stuben, wenugleich nur für wenige „Berufene". Erst al» Schriftsprache und Fremdenverkehr — größere Dimensionen einnehmend — mehr Allgemeingut wurden und zunehmende Bildung den bisherigen „Ring" der Exklusivität durchbrach, verwandelten die ehemaligen Hospitanten der Fremdenbücher sich in ständige Gäste. Al» «ine der ältesten noch existirenden Eelebritäten auf dem Gebiete schriftlicher Reiseporste dürfte wohl da« Euriosum zu betrachten sei», da» weiland Herzog Eber hard ÜI. von Württemberg 1852 auf dem Hohentwiel einst stiftete, al» er nebst Gefolae nach dem SO jährige» Kriege die alte Bergfeste besuchte. In diese» herzoglich« Gast-Album, da» bi» 1799 fortgesetzt wurde, durfte allerdings »ur Der die Feder setzen, der zur Würdigkeit»- und Kraftprobe die Doppel-Leistung erst vollbracht: die Kleinigkeit von 40 Pfund Gewicht, in Form eine» soliden Stein», auf Berg und Burg zu tran»portiren, um al»dau» de» Werke» zweiten Theil, da» Leere» eine» wohlgesülltra Steinpocal», mir einem einzige» Anlauf zu bewältigen. Nach dieser kräftigen Doppel-Leistung kamen die poetischen Leistungen au die Reihe, di« zuweilen auch an Kraft de» Ausdruck» ihnen Nelsepoefie. Los K. Reich »er (München). Nachdruck vee»»ten. „Da* Nelsen «leicht dem Lesen »tue« schönen, mterhaltiichen Luche«, dei welchem man die Blatter mit den Fitzen Umschlag»!" — klHeupdrastu« «iaraceisu«.) Ob die gegenwärtige Art zu reisen den Poeten besondere Veranlassung girbt, ihren Pegasu» zu satteln, dürfte mit Recht durch rin große», sehr große» Fragezeichen zu bezweifeln sein! — Trotzdem gedeiht noch Poesie auf Reisen heutzutage und zwar dort, wo man gerade «» am allerwenigsten vermuthen sollte: unter dem prosaischen Dach der Gast- und Rasthäuser, — mit keckem Flügelschlage »ft sogar Derjenigen sich bemäch tigend, di« daheim weder poetisch angehaucht, noch Dichter „von Profession" stad. Und doch pflege» just sie «» vesonder» zu sein, die — wenngleich «erst in »en schützenden Mantel der Anonymität gehüllt — da al» Poeten auftret«», wo un gestraft so Mancher seine poetisch« Ader bereit» fließen ließ — ,» jener größten, interessanten Univerfal-Sammlung, nämlich vou Autographea und Poesien — erschienen in ungezählten Bänden und „Auflagen", unter de« kurzen »nd bündig«, Titel: »Zremdenbüchrr I" — Al« einst da» Erste seine» Stamm» da» Licht der Welt erblickt, geschah die» freilich keine»»«»» in der gegenwärtigen Bedeutung und Mission: — n» Gegentbeil kann man sich nicht» Prosaischere» denken, wie diese Vorläufer unserer heutigen Reise-Poefiealbnm», di« — bi» in» 1». Jahrhundert zurückdatirend — al» offieielle Dienstorgane der Polizei nuegirte», um au den Thoren der Städte: Namen, Charakter nicht nachstanden. So schrieb eia alter Haudegen von anno dazumal, offenbar da» Ideal eine» „Reuter-Obristen" de- 17. Jahrhundert», etwa- laudSknechtarttg-drrb und drastisch: „Durstig hinauff, gesoffen hinunter, Hohentwiel ist unüberwindlich, Schlag drin der Dunderl" Mit Gelehrten-Feinheit drückte dagegen sich der Abt Oslander von Hirzau au», der seinem Namen nur den hevräischen Weisheitsspruch hinzufügte: „Beim Geld, beim Becher und beim Zorn — erkennt man dich." — Im Allgemeinen aber ist'» die Liebe, der — außer und neben dem Wein — die meist hochgeborenen oder titel tragenden Helden und Dichter diese» originellen Fremden buche» huldigten. So äußerte sich Herr Erich von Wildenfels elegisch: „Lieben und nicht dürfen sage», Ist noch ärger, al» Stein' auf Hohentwiel tragen!" Und Herzog Ernst Friedrich schrieb wohlgemuth: „Sott im Herben, di« Liebste im Arm, vertreibt all« Echmerpen «nd hält sein warm." Dagegen seufzt skeptischer der erfahrene Oberfalkonier Ulrich von Wmderhalt: „kommo et kortnn» « abengent eomme Io luv« l" während ein schweizerischer Bürgermeister gar, noch pessi mistischer, diese Leben-anschauuna dahin vervollständigt, daß er da« groß« Wort gelassen «»«spricht: „verlast« dich auf Mensche» nicht, sie sind wie »ine Wiege, Wer heut« da» Hosianna spricht, ruft morgen Lrurifige.' Daß aber auch dem Humor sein altvrrbriefte» Recht werde, dafür hat unter Anderem rin lustiger Schalk au« Schaffhausen, der RathSmaun Ludwig Burgawer, gesorgt, ver 1S7S seinem Nameu da» BerSlein folgen ließ: „Kein Ding ist, da- ich 'ringer acht, Als leichte Säckel und lähreS Faß, Dazu alte Hosen und zerrissene Schuh; Wer will, setz' ein böS Weib hinzu." — Sind's nun gewöhnlich auch nicht gerade „StarS", sondern mehr Sternlein zweiter und dritter Rangordnung, die ihr Licht in alten und in neuen Fremdenbüchern leuchten lassen, zu eigenem Wohlgefallen und dem ihrer Mit- und Nach menschen, so verirrt zuweilen doch irgend ein Stern erster Größe sich hinein, oder eS tauchen sternschnuppenartig ver einzelte Autographen auf, die selbst ohne poetische Begleit worte ihr stummes Stücklein Poesie enthalten, weil der Genius der Unsterblichkeit RnbmeS-Lorbeer um den Namenzug ge wunden und «in stillberedtr« Kreuzlein beigesetzt hat, wie im dritten „Glocknerbuche" zu Heiligenstadt am Fuße des Groß glockner, begonnen 1855, in dem z. B. di« Handschrift des Helden von Custorza, Erzherzog Albrecht, sich befindet, und dit «ine» gewissen preußischen Gen«rallieutenantS, der nachmal- zu einiger Berühmtheit gelangte: Hellmuth von Moltkel Seltener dagegen haben große und berühmte Reisende Neigung unterwegs verspürt, so im Fluge den Musen Audienz zu gewähren. Eine der rühmlichen Ausnahmen davon bat ein längst act sei» gelegte» Fremdrnbuch der dreißiger Iabre deS alten „Waldkater»" droben auf der vielbesuchten Roß trappe bei Thale im Harz aufzuweiseu, in da« im Mai 1836 der Sänger de» „wunderschönen Monat Mai", der „unge zogene Liebling der Grazien", die folgenden, gerade nicht sehr poetischen Zeilen schrieb: „Ich heiße H. Heia« Und hab« müde Bein«; Writher komm' ich von der Seine Hier »u wrinen mein« erste Tbränc! Hier rm Wunderland drr Lod«, Hier zu sing«» m«ia« ist« Ob«!
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