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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.08.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960827016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896082701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896082701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-08
- Tag1896-08-27
- Monat1896-08
- Jahr1896
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V228 — Die „National-Zeitung" erhält eine Zuschrift, in der »achgewiesen wird, daß daö „Deutsche Adelsblatt" unter iesuitisch-ultramontanem Einfluß steht. Derselbe Nachweis ist, wie unsere Leser sich erinnern werden, jüngst im „Leipz. Tagebl." geführt worden, und zwar in der Abend ausgabe vom 19. August. — Der „Vorwärts" ärgert sich schwer über das nach stehende, von dem nur aus Juden bestehenden Mililair- und Sanitätsverein „Deutsches Vaterland" versandte Rund schreiben: „Wiederum ist ein Jahr verronnen, seitdem unser Verein eines der glänzendsten Feste gefeiert, wovon weit und breit mit Genng- thuung erzählt worden und über dessen Arrangements alle Betheiligten ihre Zufriedenheit kund gaben. Bon Patriotismus begeistert, war Jeder stolz darauf, Festen in unserer Mitte beizuwohnen, die nicht nur ganz Deutschland, sondern auch alle Deutschen der ganzen Erde zu gleicher Zeit feierten. Handelte es sich doch darum, die 25jährigen Gedenktage an die glorreichen Siege von 1870—71 würde- unb glanzvoll zu begehen. Nicht wie Andere es sich vorgcnoininen, diese vorjährigen Feste erst nach 25 Jahre» zu wiederholen, wollen wir handeln, sondern wir müssen uns jedes Jahr der Ruhmcstbaten der tapferen deutschen Armee, unserer treuen Kameraden erfreuen und diese Freude in ein Fest ausklingen lassen. Und so findet auch in diesem Jahre in unseren Vereinssälen, Sophienslrafie 15, am Sedantage, den 2. September, Abends 9 Uhr, ein Feslcommers mit Damen rc. statt. Orden und Ehrenzeichen sind im Original anzulegen." — Der hier versammelte Deutsche Sattler-, Riemer-, Täschner- und Tapezierer-Bcrbandst ag beschäftigte sich u. A. mit der „Schädigung der Sattlergeschüste durch die Sonn- tags ruhe und den in Aussicht genommenen früheren Schluß der Berkaufsgeschäfte und den Maximalarbeitstag." Berichterstatter war Ang. Schultze-Berlin. Die Stimmung der Versammlung war sowohl gegen den Zwang des Geschäftsschlusses, als auch gegen die Festsetzung eines Maximalarbeitstages, von einem besonderen Beschluß aber wurde nach dem Vorschlag des Bericht erstatters abgesehen. Der Obermeister der Berliner Sattler innung, Herr Scheffler, wurde zumBerbandsvorsitzcnden gewählt; der bisherige stellvertretende Vcrbandsvorsitzende und Leiter des Verbandstages, Herr Eisenhardt-Berlin, wurde zum Ehrenmitgliede des Verbandes ernannt. Den weiteren Vorstand bilden die Herren Luczynski, Zehle, Haase, Schönberger, Schultze und Fritzsche, sämmtlich in Berlin. Als Ort des nächsten Verbandstages wurde Leipzig bestimmt. * Hamburg, 26. August. (Telegramm.) Der preußische Handelsminister ertheilte auch der Hamburg-Südamerika- Linie die Erlaubniß zur Beförderung preußischer Aus wanderer nach den drei südlichen Provinzen Brasiliens. * Aus Schlesien, 25. August. Dem „Reichsb." wird aus Schlesien geschrieben, daß der Landratb des Kreises Bunzlan die Reichsgräfin von Frankenberg in Alt-Warthau aufgefordert habe, die Wahl des christlich-socialen Pastors Willen berg in Liegnitz nicht zu bestätigen, da die Bestätigung durch die kirchliche Behörde keinesfalls erfolgen werde. * Frankfurt a. M., 25. August. DaS Gesetz wider den unlauteren Wettbewerb ist erst seit l. Juli d. I. in Kraft und bat begreiflicherweise bis jetzt noch keine um fassende Wirkung haben können. Deshalb ist jeder Einzelfall beacktenswerth, in dem die Bestimmungen des Gesetzes zur Anwendung kommen, lieber einen solchen Fast ist von hier zu berichten. Die hiesige Kammer für Handelssachen hat kürzlich das Unheil in einer Klage verkündigt, die der Vor stand des Frankfurter Detaillisten-Bereins gegen eine Con- fcclionsfirma wegen eines angeblichen Concurswaaren- AuSverkaufs angestrengt hat. Eine einstweilige gerichtliche Verfügung nach H 3 des Gesetzes wider den unlauteren Wettbewerb batte der ausverkaufenden Firma bei einer Strafe von 100 für jeden einzelnen Fast untersagt, den Verkauf einer Concursmasse anzuzeigen oder anzupreisen. Das Urtheil lautete auf Verwerfung des Widerspruchs der Firma gegen diese gerichtliche Verfügung. * Stuttgart, 25. August. Seit dem 22. August stehen hier die Buchbinderei-Arbeiter und -Arbeiterinnen im Streik. * Augsburg, 25. August. Zu dem schon erwähnten Un- glückssalle auf dem Schießplatz Lager Lech seid wird der „A. Z." von authentischer Seite mitgetkeilt: Auf dem Transport zum Lazareth ist verstorben der Kanonier Ludwig Ri egg aus Legau bei Memmingen. Am schwersten ver wundet ist Kanonier Josef Ha sei meyer von München. Ferner sind schwer verwundet der Einjährig-Freiwillige Unterossicier Rudolf Buck aus Göppingen und die Kanoniere Andreas Kin ad er aus Mittelstetten bei Bruck und Jakob Heinrich Lehrmann aus Oberhausen bei Augsburg. Außer diesen wurde Niemand verletzt. Das Unglück entstand da durch, Laß ein Geschütz, welches schon geladen, aber noch nicht gerichtet war, losging, so daß Las Geschoß an der Brustwehr explodirte. Die Untersuchung über die Ursache ist noch nicht abgeschlossen, und die in dieser Beziehung laut gewordenen Mulhmaßungen und Angaben entbehren der Berechtigung. Oesterreich - Ungarn. Zum Zarcnbesuch. * Wien, 26. August. (Telegramm.) Die „Wiener Ab end post" widmet der morgen bevorstehenden Ankunft der russischen Majestäten einen Artikel, in dem cs heißt: Die Völker der Monarchie fühlten sich gleichen Sinnes mit dem österreichischen Kaiserpaare, welches die Gäste aus dem Norden herzlich bewillkommnen. Das Blatt hebt sodann die Herrschertugenden dcS Kaisers Nicolaus hervor, welcher in der ernsten Auffassung seines erhabenen Berufs mit dem Kaiser Franz Josef übereinstimme. Diese Uebereinstimmung entspringe der Freundschaft der beiden Fürsten, die auch dadurch befestigt werde, daß auch in den Fragen, welche die Staaten Europas bewegten, ein hocherfreuliches Ein vernehmen zwischen beiden Regierungen bekundet, wodurch Europa eine friedliche Entwickelung verbürgt werde. Der Besuch des russischen Kaiserpaares sei ein Friedensfest. Frankreich. Ter Zarenbesuch. * Paris, 25. August. Das Abendblatt „Paris" zieht, im Gegensatz zu anderen Blättern, aus dem Umstande, daß die Zarin sich nicht nach Frankreich begeben wird, die günstigsten Schlüsse. Es schreibt: „Die Reise des Zaren nach Frankreich wird also eine rein politische Reise sein Der Zar stattet Frankreich einen Besuch ob. In den anderen Ländern sind der Zar und die Zarin die Gäste ihrer „Vettern" und „Basen", der Kaiser und Kaiserinnen, Könige und Königinnen. In Paris ist es das Oberhaupt einer befreun deten Nation, das der Gast einer Nation sein wird, und nicht ein Kaiser, der einem Präsidenten einen Besuch abstattet, einen Besuch, den zu erwidern Herr Felix Faure nicht ausgesordert werden wird. Daher das Fernbleiben der Kaiserin." Großbritannien. Prinz Max von Sachsen. Ueber den Aufenthalt des Prinzen Max in Lon don schreibt die „K. V.-Z.": „Der Prinz las um 9 Uhr eine Messe, predigte um 11 Uhr im Hochamt und empfing dann um 5 Uhr 15 Minuten einige Herren der deutschen Colonie, meistens dem Adel angehörig und protestantisch. Der Prinz dankte den Herren sehr für den Besuch und unter hielt sich eine Zeit lang aufs Freundlichste. Des Abends in der Andacht sprach er die Gebete zum Altarssacrament und half bei dem facramentalen Segen aus. Um 8 Uhr 30 Minuten fand im Gesellenverein der osficielle^Empfang seitens der deutschen Katholiken statt. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt, und die Besucher bestanden nicht aus Katholiken allein. Eaplan Sanders hielt in Abwesenheit des Pfarrers Iw. Verres die An sprache an den Prinzen und drückte den Wunsch aus, daß Se. königl. Hoheit, der gerade die erste Zeit seines priesterlichen Wirkens unter den Deutschen in London zuzu bringen sich entschlossen habe, recht lange in der deutschen Gemeinde bleiben möge. Der Prinz dankte für den freund lichen Empfang und bat, ihn doch nicht so sehr als Prinz zu betrachten, sondern mehr als Priester; das Handwerk sei ein höchst ehrcnwerther Stand, und der Priester stehe allen Elassen nahe, aber besonders dem Handwerkerstand; denn Ebristus, der Heiland, habe mit seinem Pflegevater in der Werkstätte zu Nazareth gearbeitet, und dadurch sei der Handwerkerstand besonders geehrt. Schließlich trank der Prinz auf das Wohl und Gedeihen der deutschen Katholiken in London. Es wurde sodann von den Mitgliedern oes Gesellenvereins die Operette „Der Minnesänger" von F. L. Malmendier aufgerührt. Das Stück, nach Volksweisen zusammengesetzt, war recht komisch und wirkungsvoll auf die Lachmuökeln. Nach Beendigung der Operette ergriff Herr von Limburg das Wort, und feierte den Prinzen besonders als königlichen Prinz. Herr von Limburg hob hervor, das Prinz Max ein königliches Schloß verlassen habe, um zu den Deutschen in London zu gehen, um als Seelsorger zu wirken. Er hoffe, daß sich die Deutschen, ganz gleich ob Katholiken oder Protestanten (Herr v. Limburg ist Pro t e sta n t), um ihn schaaren würden, und daß die Deutschen in London besser werden würden, als sie sind. St. Bonifalius sei einstens der Apostel der Deutschen gewesen, und er hoffe, daß Seine königliche Hoheit ein neuer Apostel unter den Deutschen in London werden würde. Als Antwort auf die Rede des Herrn v. Limburg sagte der Prinz, Herr v. Limburg habe die deutsche Einigkeil hervorgeboben. Er wünsche auch, daß die deutsche Einigkeit sich immer mehr befestige, und in dem Sinne bringe er ein Hoch auf Kaiser und Reich aus! Dann ergriff Herr v. Limburg nochmals das Wort und feierte Se. Maj. den König von Sachsen, den Heerführer aus dem Jahre 1870, der neben dem Kronprinzen von Preußen, dem nachmaligen Kaiser Friedrich III., und dem Prinzen Friedrich Karl bei den Deutschen in gutem Andenken stehe. Alle stimmten lebhaft in das dargebrachte Hoch ein. Die erhebenden Empfangsfeierlichkeiten wurden durch andere musikalische Vorträge in der gehobensten Stimmung beendet."^ Orient. Die Krctafrage. * Konstantinopel, 26. August. (Telegramm.) Meldung des k. k. Lsterr. Corresp.-Bur. Die bisherigen Verhand lungen der Botschafter mit dem Minister des Aeußeren wegen der Zugeständnisse für Kreta haben bisher zu keinem entickiedenen Resultate geführt; doch ist Hoffnung auf einen baldigen günstigen Abschluß vorhanden. (Andererseits wird aus London gemeldet: Die Kreta frag e i st gelöst. Alle Mächte billigten den von Oesterreich ausge- gangencn Plan, den der Sultan voraussichtlich am Sonnabend ratificirt. Die Souverainetät des Sultans wird danach an erkannt, Kreta erhält thatsächliche Autonomie und zahlt einen Jahrestribut von 10 000 Pfund türkisch. Der Gou verneur wird von der Pforte für fünf Jahre ernannt und ist ohne Zustimmung der Mächte nicht absetzbar. Die Consuln in Canea überwachen die Verwaltung. Die türkische Garnison wird sofort reducirt; die Gendarmerie wird reorganisirt, die Kammer bleibt auf ihrer gegenwärtigen Grundlage. ES ver lautet, die Führer der Kretenser seien bereit, diesen Plan anzunehmen unter der Bedingung, daß die Mächte auf sofortiger Zurückziehung der Truppen und Herabminderung der Garnison auf 2000 Mann bestehen. Ferner verlangen sie Heranziehung deS griechischen Consuls zur Ueberwachung der Verwaltung.) * Athen, 26. August. (Telegramm.) Meldung des Wiener Telegr.-Corr.-Bureaus. Nachrichten aus Canea zufolge hat der französische Consul dem Gouverneur erklärt, er werde, falls die Unruhen in Canea fortdauer» sollten, Matrosen landen lassen, um die christlichen Einwohner zu schützen. Sensation in Serbien. * Belgrad, 25. August. Der Generaladjutant des Königs, Oberst Ci ritsch, wurde, wie von einer dem Hofe nahe stehenden Seite verlautet, heute auf direkten Befehl des Königs seines Posten- enthoben und zur einfachen Disposition gestellt. Ciritsch verließ sofort das königliche Hoflager in Semendria. Der Entschluß deS Königs wird, sobald er hier allgemein bekannt wird, das größte Aufsehen Hervorrufen. Ciritsch war seit Jahren der hervorragendste Vertrauensmann der Krone und spielte bei allen größeren politischen Um wandlungen eine bedeutende Rolle. Er war auch von jeher durch und durch der Vertrauensmann deS Königs Milan. Es ist möglich, daß ihm diese Eigenschaft in letzter Zeit nicht förderlich war. König Alexander äußerte sich erst jüngst zu einigen Intimen: „Ich fühle mich nicht mehr ganz sicher in meiner Umgebung." (Frkf. Ztg.) Afrika. Transvaal. * London, 26. August. (Telegramm.) Conyngham Greene ist zum englischen Agenten in Transvaal an Stelle de Wel's ernannt worden und wird am 7. November dorthin abgehen. Amerika. * New Aork, 26. August. (Telegramm.) Der „New Aork Herald" meldet aus Panama, daß die von den Auf ständischen in Ecuador besetzte Festung Cuenca gefallen und der Aufstand somil beendet sei. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement des Cultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: Ain 1. Octvber drei liänbige Lehrerstellen (darunter die eines Schulleiters) und eine Hilsslehrerstelle an der neu errichteten 4. katholischen Bezirksschule zu Dresden. Collator: das apostolische Vicariat daselbst. Das Anfangsgehalt für ständige Lehrer beträgt 1600 (einschließlich 20 Proc. Wohnungsgeld) unb steigt bis 3600 ./L jährlich. Ter Schulleiter erhält außerdem eine Stellenzulage von 100 jährlich. Das Diensteinkoinmen des Hilfslehrers beträgt 1050 leinichließlich 240 Wohnungsgeld) und wird nach dem Bestehen der Wahlfühigkeits-Prüfung im ersten Jahre aus 1200 >6, im zweiten Jahre auf 1300 erhöht. Be werbungen sind bis zum 6. September beim Collator einzu reichen; — die 4. stündige Lehrerstelle an der Stadtschule zu Nerchau. Collator: die oberste Schulbehörde. Einkommen der Stelle: 1100 Gehalt und 100 Wohnungsgeld, bez. 200 für einen Verheiratbeten. Bewerbungsgejuche sind unter Anschluß der erforderlichen Unterlagen bis zum 15. September bei dem königl. Bezirksschulinspector Schulrath Schütze in Grimma ein- zurcichen. Kunst und Mffenschast. * Leipzig, 26. August. Ueber die erste Aufführung von Wilhelm Henzen's modernem Schauspiel: „Das neue Genie" im Berliner Lessingtheater schreibt die „Deutsche Bühnen genossen schäft' : „Das vieractige Schauspiel: „Das neue Genie" von Wilhelm Henzen sand im Lessingihcater sehr freundliche Aufnahme. Ter Autor hat ein ähnliches Schicksal zu schildern unternommen, wie es Mascagni zu Theil geworden. Der Verfasser wurde schon nach dem zweiten Acte wiederholt gerufen, dann nach dem dritten und konnte auch am Schlüsse des Stückes mehrere Male erscheinen." * Stuttgart, 26. August. Dem „Schwäbischen Courier" zufolge hat sich Geh. Rath Prof. Eduard Zeller in Ragatz, wo er sich zur Sommerfrische aushielt, einen Bruch des Schienbeins zugezogen. Ter Bruch ist verhältnißmäßig günstig. * München, 25. August. Professor vr. Rüdinger ist, wie gemeldet, heute Nacht 2 Uhr seinen Leiden erlegen. Nicolaus Rüdinger war geboren am 25. März 1832 zu Büdesheim in Rheinhessen, studirte in Heidelberg und Gießen und wurde 1855 Prosector am anatomischen Institut in München. 1862 wurde er Adjunct, 1870 außerordentlicher, 1880 ordentlicher Professor der Anatomie, sowie zweiter Conservator der anatomischen Anstalt und Sammlung. Er bemühte sich, die Photographie in großem Maß stabe als wichtiges Jllustrationsmittel für anatomische Zwecke zu verwerthen. Auch hat sich eipe von ihm erfundene neue Conser- virungsmethode menschlicher Leichen für anatomische wie chirurgisch, operative Untcrrichtszwecke als sehr brauchbar erwiesen. Außer zahl reichen kleineren Arbeiten veröffentlichte er u. A.: „Die Anatomie des peripherischen Nervensystems des menschlichen Körpers" (2 Bde. mit 37 Taf., Stuttgart 1870), „Atlas des peripherischen Nervensystems des menschlichen Körpers" (2. Ausl., cbd. 1872), „Atlas Les menschlichen Gehörorgans" (München 1866 bis 1875), „Beiträge zur Histologie des Gehörorgans" (ebd. 1870), „Beiträge zur vergleichenden Anatomie und Histologie der Ohrtrompete" (ebd. 1870), „Topographisch-chirurgische Anatomie des Menschen" (4 Ab- theil. und Supplement mit 48 Taf., Stuttgart 1870 bis 1878), „Beiträge zur Anatomie des Gehörorgans, der venösen Blutbahnen der Schädelhöhle, sowie der überzähligen Finger" (München 1876), „Ueber die willkürlichen Verunstaltungen des menschlichen Körpers" (Berlin 1875), „Beiträge zur Morphologie des Gaumensegels und des Verdauungsapparaies" (mit Atlas, Stuttgart 1879), „Beitrag zur Anatomie der Affcnspalte und der Jnterparietalsurche beim Menschen" (Bonn 1882), „Beitrag zur Anatomie des Sprach- centruins" (Stuttgart 1882), „Zur Anatomie der Prostata" (München 1883). * Vern, 26. August. (Telegramm.) Der Kongreß der internationalen Vereinigung für den Schutz des litera- rischen und geistigen Eigenthums sprach sich für die Gleich- stellung des Schutzes des Urheberrechts an Zeitungsartikeln mit dem Schutze aller anderen literarischen Erzeugnisse aus. Vorbehalten bleiben politische Artikel aus Zeitungsnachrichten, worüber der nächst- jährige Congreß, der in Monaco stattfinden wird, beschließen soll. Unterrichtswesen. * Leipzig, 26. August. DerStcnographenclub„Gabelsberger" eröffnet am Sonnabend, den 29. August, Abends 8 Uhr in den zu diesem Zwecke zur Verfügung gestellten Räumen der „Handels- Akademie" (Johannisplatz 3/5, Eingang 4/5) einen neuen (II.) Ansängercursus in der Gabelsberger'schen Stenographie. Für Damen ist ein Separatcursus Sonntags Vormittags von 11 bis 12 Uhr eingerichtet. Anmeldungen können auch am ersten Uebungs- tage erfolgen. * Leipzig, 26. August. Die Deutsche Schneider-Akademie zu Leipzig hat, dem zunehmenden Geschästsumfange Rechnung tragend, die große zu Schulzwecken vorgerichtete 1. Etage An der Pleiße Nr. 11, gegenüber ter Pleißenburg, ermiethet; da» Institut wird ain 1. September d. I. dorthin verlegt. Die großen Hellen Unterrichtssäle sind mit comfortablen, praktischen Einrich- tungen versehen. Vermischtes. ----- Berlin, 25. August. Dieser Tage ist der Fahrrad fabrikant Hugo Neumann aus der Prinzenstraße ver haftet worden. Die Fabrik von N. war nicht nur eine der ältesten dieser Art in Berlin, sondern in ganz Deutsch land, und florirte gut, da N. der erste Fabrikant war, der Fahrräder auf Theilzahlung gab, wodurch er sich einen großen Kundenkreis erwarb. Während er früher einen soliden Lebenswandel führte, erregte er in den letzten Monaten durch seine Verschwendungssucht Auf sehen. Allgemein hielt man N., der, nebenbei bemerkt, wegen Körperverletzung schon viele Anklagen gehabt hat, nicht mehr für zurechnungsfähig, und in Sportskreisen war die Redensart „Neumann ist complett verrückt" zu einem ge flügelten Wort in Jedermanns Munde geworden. Von den vielen Tollheiten, die der Verhaftete angegeben, seien folgende erwähnt. Am 6. August begann in Halle der 13. Bundestag der Radfahrer; aus dem Bahnhof standen zur Empfangnahme der fremden Gäste die hallensischen Radsahrervereine. Obgleich kein Zug von Berlin in Halle fällig war, rollte plötzlich doch ein Extrazug in den Bahnhof, bestehend aus vier Wagen. Dem ersten Wagen entstieg Neumann nebst einigen Freunden, dem zweiten seine Freunde, dem dritten zwei Diener, und in dem vierten befanden sich seine Equipage und das Pferd — acht Tage später erfolgte die Concursanmeldung. Neumann ist wegen Betruges, Bedrohung, Körperverletzung, Beiseileschaffung von VermögenSobjeclen in Haft genommen worden. Auch soll er sich einer Erpressung dadurch schuldig gemacht haben, daß er, als der Schneidermeister Simon Graetz aus der Gertraudtenstraße mit einem Gerichtsvollzieher bei St. erschien, um ihm wegen 800 Mark seine Equipage zu ver siegeln, diesem einen Revolver auf die Brust setzte, um ihn zu einem Vergleich zu bestimmen. Die Passiven erreichen eine Höhe von über 100 000 Mark. Am meisten geschädigt sind der Hauswirth, die Fahrradbändler Meiritz u. Albrecht, der Wagensabrikant N., der Neumann die Kutsche für 2000 Mark lieferte, und eine Londoner Fahrradfirma. — Unfall auf -er Furkastratze. Auf der Furkastraße ist der eidgenössischen Post wieder ein Unglück zugestoßen. Als die Post am vergangenen Sonntag zwischen 6 und 7 Uhr Abends nebst zwei mit Reisenden besetzten Beiwagen, von Gletsch kommend, bei der altbekannten zwischen dem Rhone- Ufer und der Landstraße hoch auf einem Felsen gebauten „hohen Flühen-Capelle" (5^/r üm von Brig entfernt) anlangte, scheuten die Pferde des ersten Beiwagens. Die Thiere sprangen gegen die linke Seite, wo eine ziemlich hohe Mauer die Straße vom Rhone - User trennt, schleuderten den Postillon, einen betagten Italiener, vom Bocke und die Kutsche sammt fast sämmllichen Fahrgästen über die obige Mauer hinaus auf das Rhone-Ufer. Sämmt- liche Fahrgäste sind mehr oder weniger schwer ver wundet. Der Wagen ist zerschlagen. Ein Reisender erhielt besonders schwere Kopfwunden und sonstige Verletzungen. Bei seiner Ankunft in Brig mußte er von der zweiten Postkutsche mitgenommen werden. Ein Knabe erhielt ebenfalls schwere Kopfwunden und Verletzungen. Beide werden noch einige Zeit dort bleiben und die Genesung abwarten müssen. Es ist noch ein Glück, daß der Unfall gerade an diesem Puncte und nicht etwa 15 bis 20 m weiter unten in der Richtung der Capelle zu geschehen, sonst wären fämmtliche Reisende über eine wenigstens 20 m hohe Mauer und Felsen in die zur Zeit angeschwollene Rhone gestürzt und unfehlbar ver loren gewesen. Ob der Kutscher Lurch Nachlässigkeit das Unglück herbcisührte, indem er nicht genug auf die Pferde achtete oder die Pferde über die Maßen antrieb — über letzteren Pnnct wird viel geklagt —, muß durch die Unter suchung festgestellt werden. — Aus -cm Leben eines GrofzvczicrS. Man schreibt dem „Hamb. Corresp." aus Konstantinopel: Es ist ein altes Gebot türkischer Staatsweisheit, daß ein Minister und besonders der Großvezier aus seiner Wohnung nur nach dem Regierungsgebäude oder dem kaiserlichen Palais fahren darf, zu jedem andern Wege muß er vorher die Erlaubniß des Sultans einholen. Vor Allem aber ist es verboten, des Morgens außer der directen Fahrt von der Wohnung nach der Hohen Pforte irgend etwas zu unter nehmen, und seit der vorjährigen Flucht des Großveziers Kiamil Pascha in die englische Botschaft werden fämmtliche Minister auf das Strengste überwacht. — Nun widerfuhr dem gegen wärtigen 70jährigen GroßvezierHalilRifaatPaschadas Unglück, daß er neulich auf seiner Morgenfahrt nach der Pforte von heftigen Leibschmerzen befallen wurde und sich noch einmal nach Hause zurückfahren lassen mußte. Als er darauf in der Pforte anlangte, war dort bereits der Palastsecretair des Sultans, Izzet Bey, anwesend, um sofort den Großvezier in ein scharfes Verhör zu nehmen. Eine Viertelstunde später erschien auch schon der Leibarzt des Sultans, um den Ge sundheitszustand Halil Rifaat's zu untersuchen, und erst nach dem dieser die Aussage des Großveziers als wahrheitsgemäß bestätigt hatte, durfte er zur Erledigung seiner Amtspflichten schreiten. Kurz darauf übersandte ihm aber der Sultan als Entschädigung für die auSgestandene Angst den Chefakat- OrdenI Literatur. Nr. 34 des 19. Jahrganges der Militair-ZeittMg, Organ für die Reserve- und Landwehr-Officicre, Verlag von R. Eisen jchmidt in Berlin NW., redigirt von Hauptmann a. D. Oettinger, hat folgenden Inhalt: Der Zweikampf. Bon C. S., Hauptmann und Compagnieches (Fortsetzung). — Kriegstagebücher von Fred Graf Frankenberg. 1866 und 1870/71. — Nachweisung der vom I. Aprij bis Ende Juni 1896 zur öffentlichen Kenntniß gekommenen Todes fälle von pensionirten und ausgeschiedenen Osficieren und Beamten des Königlich Sächsischen Armeecorps. — Perjonal-Veränderungen. — Bücherschau. — Kleine militairische Mittheilungen. — Vermischtes. Auf der diesseitigen Berglehne, etwa 400 m unter uns, lag das saubere Dörfchen Völs und gegenüber am Ritten daS prächtige Klobenstein. „Durt lscht mei' Haimot!" Er zeigte unS die Stelle, wo seine Weinberge lagen, und cs mußte ein ganz nettes Besitzthum sein, denn er baute jährlich 75—100 dl. Trotzdem klagte er immerzu, daß er ein armer Teufel sei, der sich schinden und plagen müsse und doch nichts sein eigen nenne. Verheiratbet war er nicht, er be- wirthschaftete fein Anwesen, zu dem übrigens auch ein kleines Bauerngut gehörte, mit seinem jüngeren Bruder. Dies Jahr nun batten die Trauben so gut gestanden, daß eS „a Fraid'" gewesen sei. Da war aber in der ver gangenen Woche Regen gekommen, die Beeren wurden schwarz und fielen ab. Das hatte ihn dermaßen aufgebracht, daß er von der ganzen G'schicht nichts mehr sehen wollte und zu seinem Bruder sagte: „Brueder, ich geh murg'n in d'r Früh m d' Summ'rfrisch'n af'n Schiern!" Der war darüber durchaus nicht erstaunt gewesen, sondern hatte mit dem Kopfe genickt und gesagt: „Ueber ocht Tog' kumm' ich auch!" — So war denn Franzi mit seinem Bündel heute in aller Herrgottsfrüh aufgebrochen und nach vierstündigem Marsche im Obervölser Gasthause eingekehrt. Der Mann erweckte unser Interesse immer mehr. Wir baten ihn, uns Einblick in seine Korbtasche zu gewähren, und er öffnete bereitwilligst. Da kam so mancherlei zum Vor scheine, etwa 20 Paar Würstchen, die er droben in der Hütte kochen wollte, dann zwei Blechdosen voll Nudeln, weiter einige tüchtige Schnitten Speck (unser Schwarzfleisch), eine Flasche KräuterschaapS und nicht zu vergessen, ein Paar Schachteln Streichhölzer. Brod und Wein hole er sich droben im Schlern- hause, das mitzutragen, sei doch zu viel, und Geschirr bekomme er vom Sennen geborgt. Während er dies erzählte, nahm er den Speck zur Hand und trennte jedem ein derbes Stück ab. Wir wollten ihn nicht seiner Vorräthe berauben, als wir jedoch merkten, daß ihn eine Weigerung verletzen würde, langten wir frisch zu, zogen unseren Proviant heraus und theilten ihm davon mit. Das gefiel ihm, er lackte über das ganze Gesicht und meinte: „Mit sulch' commod'n Herrn bin ich scho long' nicht g'gong'n. Murg'n in d'r Früh möcht'n'S mitainond z'mir in mei' Summ'rfrisch'n kumm'n." Dann müßten wir gegen Sonnenaufgang kommen, denn um diese Zeit würde aufgebrochen, war unsere Antwort, und da werde er Wohl noch schlafen. „Jo, Lös konn scho sain, ob'r schob' ischt'S." Dann setzte er eifrig hinzu: ,^kumm'n's, af dr Schlernalp'nhütt'n will ich Jhna zeig,n, woS d' Heuböd'r san." Wir folgten seiner Weisung, mußten uns aber noch I'/z Stunden gedulden, ehe wir die Sennhütte erreichten. „Sehens, grob so ischt mei' Summ'rfrisch'n," belehrte unS Franzl, als wir droben ankamen. Die Hütte bot nichts Besonderes, sie war, wie jede andere, aus rohen Baum stämmen erbaut. Fenster gab eS nickt, das Licht fand seinen Eingang durch die offenstchcnde Thür und durch die Fugen in den Holzwandungen. In der Ecke stand der Herd, davor eine Bank und ein Schemel; in Armhöhe war ein Regal angebracht, darauf lehnte vaS blaukgeputzte Geschirr. Im Hinteren Theile der Hütte batte sich d«r Senn auS frischem Heu ein Lager aufgeschichtet. Das war sein Nachtquartier. Betten braucht man dort oben nicht, man wühlt sich so tief als möglich in das Heu hinein und breitet, wenn ja nöthig, die Flauschjoppe als Decke über den Oberkörper. Wie dieser Senn verbrachte auch unser Sommerfrisckler die Nächte auf der Alm. Früh Morgens schlenderte er dann ein wenig auf den thaufeuchten Wiesen herum und kroch schließlich in den ersten besten Heuhaufen, in dem er zwei bis drei Stunden lang lag und sein Heubad nahm. Meinte eS die Sonne gar zu gut oder belästigten ihn die Fliegen, so spannte er seinen Familiensckirm auf und ließ die Welt ruhig ihren Lauf geben. Mittags wurde beim Sennen gekocht: Nudeln mit Wurst; dann holte er sich im Schlern- bause Brod und Wein und fing an zu tafeln. Zur besseren Verdauung nahm er nach dem Essen wieder ein Heubad und, wenn er in Stimmung war, am Abend ein drittes. Hatte er zu Nacht gegessen, so kroch er zufriedenen Sinnes in sein primitives Hüttenquartier und schlief seelenvergnügt bis zum frühen Morgen. Wohn- und Schlafgebühr betrugen pro Woche 30 Kreuzer; Gesellschaft hatte er droben auch, zwei Bauern aus seinem Dorfe waren schon TagS vorher hinaufgegangen und er warteten ihn, und — wenn das Wetter aushalte, so würde eS a guete Summ'rfrisch'n geben. Wir warfen ein, daß eS doch nicht gesund sein könne, den ganzen Tag im frischen, zuweilen feuchten Heu zuzubringen; er fertigte uns aber ganz kurz ab: DaS wüßten hier schon die kleinen Kinder, daß die Heubäder gut seien. Wenn man sich daS ganze Jahr schinde und Plage, dann müsse man ins Heubad gehen, daS mache wieder „fescht". Nun wußten wir'S. Wir wanderten noch eine Zeit lang mit ihm bergauf. Nack einer halben Stunde etwa, in der Nähe der Capelle St. Cassian, verabsckiedete er sich. Sein Weg führte geradeaus, während der unsere links abzweigte. Er schüttelte uns herzhaft die Hände und wiederholte seine Einladung. Wir wünschten ihm „a guete Summ'rfrisch'n", er uns „a guete Reis'" — dann schieden wir. Wo der Pfad um den Felsen biegt, drehte er sich noch einmal nach uns um, schwenkte den Hut und sandte unS einen kräftigen Juchzer nach. Bald war er verschwunden. Auf dem Schlernhause trafen wir einen Kartographen, der sich studienhalber schon wochenlang hier oben aufhielt und die Gegend ringsum genau kannte. Wir kamen mit ihm ins Gespräch und erzählten ihm, waS wir heute gehört und erlebt hatten. Er bestätigte die Aussagen unseres Franzl und fügte hinzu: „Anfangs hab' ich mich auch über diese Cur- gäste auf der Alm gewundert. Wenn man aber tag täglich dergleichen Heubadler sieht, so achtet man ihrer kaum noch. Ich möcht's freilich nicht probiren; in meiner Heimatb, der Schweiz, hält man auch allgemein die Heubäder für schädlich. Hier nun ist's grad' umgekehrt. Ländlich, sittlich! Ein echter Tiroler Bauernschädel verträgt schließlich alles!" . . . Als wir am nächsten Morgen vom Schiern aufbrachen, ging die Sonne auf. Nickis regte sich ringsum. In den Hütten bei St. Cassian war Alles ruhig. Unser Sommer frischler fcklief sicherlich noch mit seinen Gefährten den Schlaf des Gereckten und träumte im frischen Heu von gntgerathenen Trauben und wohlgenährten Borstenthieren. Wir sandten einen stillen Gruß hernieder und schritten rüstig fürbaß in den frischen Morgen hinein.
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