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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.09.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960902013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896090201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896090201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-09
- Tag1896-09-02
- Monat1896-09
- Jahr1896
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6388 ?. Verlt», 1. Geptrmber. (Telegramm ) Der Kaiser hielt heute aus dem Tempelhofer Felde die Parade über da« GardrcorpS ab. Die Kaiserin erschien in weißer Robe zu Pferde und hielt wahrend der Vorbeimärsche zur Linken Sr. Majestät. In der Suite des Kaisers befand sich auch Prinz Albrecht von Preußen, Regent von Braunschweig; man bemerkte ferner den türkischen Marschall und Adjutanten des Sultans, Kamphövener Pascha, der preußischer Generalmajor z. D. ist. Das Wetter war bewölkt und hielt sich bis zum Schluß der Parade. — Ueber die neue „national-sociale" Partei, wie sie die Herren Naumann, Göhre und Delbrück zusammen brauen wollen, schreibt der „Vorwärts": „Man siebt hieraus (auS der betreffenden Ankündigung in der „Hilfe"), wie Recht wir batten, die Gründung dieser Partei nur freudig be grüßen zu könne»; sie wird uns keinen Arbeiter wegnehmen und die Zersplittern« g unserer Gegner vermehren." — Sehr richtig! — Socialdemokratische Lassalle-Feiern fanden am Sonnabend und Sonntag in verschiedenen Vororten und einigen Berliner Localen in der üblichen Weise mit Concert, Festreden, Theatervorstellung und Tanz statt. * Siel, 31. August. Bei der Abreise des Zaren von Kiel nach Kopenhagen findet, wie den „M. N. N." gemeldet wird, eine Flottenparade von 50 Schiffen statt. Der Manöverplan der Herbstflotte, die erst am Montag Kiel ver läßt, sei abgeändert. Admiral v. Knorr wäre heute vom Kaiser empfangen, um die Details festzustellen. Auch der Kars er werde in Kiel erwartet. * Posen, 31. August. In der Angelegenheit deS pol nischen Pfarrers SzadzinSki zu Witaschütz, der vor den Schulkindern eS als Sünde bezeichnete, das Vaterunser deutsch zu beten, finden jetzt zahlreiche Zeugenver nehmungen vor den Amtsgerichten Schrimm und Iarot- schin statt. Die Vorladungen lasten, den „B. N. N." zufolge, nicht erkennen, auf westen Antrag die Vernehmungen stattfiaden. * Hannover, 31. August. Die schon erwähnten, von der nationallibrralen Delegirtenversammlung hier angenommenen Resolutionen haben nach der „Hildesh. Ztg." folgenden Wortlaut. 1) Es möge in der Tagesordnung für den Dclegirtentag (in Berlin 3. October d. I.) deutlich zum Ausdruck gebracht werden, daß die Stellung der nationalliberalen Partei zur Regierung und zu den übrigen Parteien, sowie die Gegensätze innerhalb der nationallibrralen Partei als der wesentlichste Punct der Berathungen des Delegirtentages einer besonderen Erörterung unter zogen werden. 2) Es mögen in einer zu diesem Punkte der Tages ordnung zu fassenden Resolution folgende Gedanken zum Ausdruck gebracht werden: ». Die nationalliberale Partei, gleich unabhängig der Regie rung wie den übrigen Parteien gegenüber, betrachtet die Wahrung der Grundsätze de» gemäßigten Liberalismus alS ihre Ausgabe und hält eS bei der gegenwärtigen unsicheren politischen Lage für doppelt wichtig, jeder Verletzung der konstitutionellen Grundsätze energisch entgegenzutreten, in gleicher Weise aber auch allen Zugeständnissen an den Ultramontanismus auf dem Gebiet» der Gesetzgebung wie der Verwaltung. d. Die nationalliberale Partei wird auch auf wirth sch öst lichem Gebiete ihren Charakter als Mittelpartei bewahren; sie wird sich auch fernerhin die nachdrücklichste Förderung der Interessen der Landwirthschaft wie des gewerblichen Mittelstandes angelegen sein lassen; sie muß aber bei aller Freiheit, die sie ihren Mitgliedern in wirthschastlichen Fragen zugesteht, verlangen, daß ihre parlamentarischen Vertreter nicht für extreme wirthjchaftliche Forderungen eintreten, die lediglich agitatorischen Zwecken dienen, oder darauf ausgehen, die einseitigen Interessen einer einzelnen BerufSklasse unter Schädigung der Allgemeinheit zu fördern. 3) Zu Punct 3 der vorläufigen Tagesordnung (Finanzwirth- schaft) möge zum Ausdruck gebracht werden: daß die national» liberale Partei bei aller Bereitwilligkeit auch ferner die thatsächlich nothwendigen Mittel für die Wehrhaftigkeit des Reiches zu gewähren, darauf dringen muß, daß auch bei der Bereitstellung von Mitteln für die kulturellen Aufgaben des Staates seitens der Finanzverwaltung weniger Zurückhaltung als bisher gezeigt werde, da eS in einem Culturstaate nicht möglich ist, derartige Aus- gaben dauernd in die zweite Linie zu stellen. Besonders hält die nationalliberale Partei die von ihr seit langen Jahren wieder und wieder verlangte Ausbesserung der Gehälter der Volksschul- lehrrr und zu niedrig besoldeter Beamter für dringend geboten. 4) Zu Punct 4 der vorläufigen Tagesordnung (Vereins recht) wolle beschlossen werden: Die nationalliberalr Partei strebt nach wie vor ein Reichsvereinsgesrtz aus liberaler Grundlage an, sie ist aber damit einverstanden, wenn jetzt auf dem Wege der partikularen Gesetzgebung wenigstens Las Verbot beseitigt wird, wodurch die politischen Vereine an jeder Verbindung mit einander gehindert werden. Sie wird aber jedem Versuch einer reactionairen Um gestaltung der preußischen Vereinsgesetzgebung entgegentreten. ü) Die nationalliberale Partei erwartet, wie dies bereits Herr vr. v. Bennigsen in der Reichstagssitzung vom 18- Mai d. I. ver- langte, daß die angekündigte Reform der Militairstraf- proceßordnung aus den Grundsätzen beruht, die im bürgerlichen Proceßverfahren schon lange gelten, also namentlich auf den Grund sätzen der Oeffentlichkrit und der Unmittelbarkeit, sowie der ständigen Gerichte. * Moosham, 31. August. In der gestrigen Bauern bundsversammlung wurde Freiherr von Tbüngen fallen gelassen. Gäch proclamirte Wieland zum künftigen Vorstand. (M. N. N.) * München, 31. August. Im „Bayerischen Vaterland" findet sich ein Artikel, betitelt „Klösterliche Institute und Klosterberuf", der so eigenartige Mittheilungen bringt, daß wir ihn nicht mit Stillschweigen übergehen möchten. Der Artikel bespricht zunächst den Beruf zum Klosterlebea und beklagt dann, daß nicht selten „Berufene" durch Rücksichten von dem Eintritt in ein Kloster abgehalten würden, die man nicht erwarten sollte. DäS Blatt schreibt hierüber: „Leider scheint man in unser» Togen in den weiblichen klöster lichen Instituten von Beruf und Berussgnade einer anderen An- schauung zu huldigen. Schon die Bedingungen der Ausnahme sind derart, daß thatsächlich nur die Töchter reicher, wohlhabender Leute Ausnahme finden können, und der Geldpunct scheint io erster Linie ausschlaggebend zu sein. Schreiber dieser Zeilen stellte vor Jahren für zwei sehr begabte und für den Mosterberuf nach menschlichem Ermessen offenbar berufene Mädchen die Bitte um Ausnahme mit dem Versprechen möglichster Mithilfe in Leistung der Mittel. Wegen Mangels an Vermögen und der erforderlichen Ausstattung, die nebenbei gesagt, die höchsten Anforderungen stellt, wurde die Aufnahme verweigert. „Wenn wir auch ganz gut versüßen und würdigen können, daß man auch in solchen Instituten nicht von der Luft leben kann, daß gewisse Anforderungen unbedingt nothwendig sind, daß die Ausbildung mit vielen Kosten verbunden ist, so ist doch gewiß nicht in Abrede zu stellen, daß die heutigen Zustände einfach direkt bei einem großen Theil die Berussgnade nicht berücksichtigen, und gewisse Kreise, Angehörige und Priester es schmerzlich empfinden, daß offenbar (menschlich gesprochen) berufenen Töchtern einfach auf Grund der mangelnden Geldmittel die Ausnahme verweigert wird, wenigstens zum weitaus größten Theil. „Was ist die Folge solcher Zustände? Fürs erste, daß vielfach Leute ohne eigentlichen Beruf in solche Institute eintretcn, darum, bei größerer Beleuchtung besehen, unglücklich sind oder ihre Auf gabe verkennen, daß auch unfähige Elemente sich einschleichen, daß dann solche im Leben nach den Wünschen des Mutterhauses wieder die Töchter von reicheren Leuten für sich zu gewinnen suchen und dann unter Anwendung ost recht bedenklicher Mittel möglichst viel „Aussteuer" zu erwirken wissen, so daß man auch hierin von einem gewissen „Ringe" zu reden vollständig bercch- tigt ist" rc. rc. Es ist sehr lehrreich, meint die „A. Z", aus solcher unverdächtigen Quelle einen schätzenöwerthen Beitrag aus dem Capitcl vom Klosterschatten zu erhalten. Oesterreich-Ungarn. * Wien, 1. September. (Telegramm.) Im Laufe des gestrigen Nachmittags sprachen zahlreiche Mitglieder des diplomatischen Corps in der russischen Botschaft ihr Beileid anläßlich des Todes des Fürsten Lobanow aus. Der Minister des Acußern, Graf GoluchowSki, erschien um l'/r Ubr in der russischen Botschaft und verweilte nahezu eine halbe Stunde in derselben. * Salzburg, I. September. Der allgemeine öster reichische Katholikentag wurde hier in Anwesenheit von 800 Tbeilnelmiern eröffnet. Statthalter Graf Thun hielt eine auffallend fromme Begrüßungsrede, in der er von Erstarkung des religiösen Geistes und von Befreiung aus den Banden des Materialismus sprach und den Bestrebungen des Katholikentages, als den Bedürfnissen des Volkes entsprechend, Verwirklichung wünschte. Der Vertreter der CentrumSfraction des deutschen Reichstags, Abgeordneter Orterer, bezeichnete die Bekämpfung des Liberal! smus in allen Stilarten und dessen mißrathencn Sohnes, des SocialiSmus, als eine hochpatriotische, eminent christliche Auf gabe. Das Loosungswort sei: „Heraus mit dem praktischen Christenthum". Die Verchristlickung des gesammten öffent lichen Lebens sei das Ziel. Ackerbauminislcr Ledebur sandte ein Begrüßungstelegramm. Nuntius Taliani entschuldigte sein Fernbleiben. (M. Z.) Frankreich. * Paris, 1. September. (Telegramm.) Ter Tod Lobanow'S trifft das hiesige Auswärtige Amt um so härter, als bestimmt verabredet war, daß Lobanow Mitte September nach Paris kommen und bis zum Eintreffen des Zaren hier bleiben sollte, um mit dem Minister des Auswärtigen zu arbeiten. Botschafter Mohrenheim besuchte gestern Minister Hanotaux und halte mit ihm eine lange Unter redung. Tie Regierung ließ darauf den Blättern eine halb amtliche Mittheilung zugeben des Inhalts, daß Lobanow'S Tod am Zarenbesuche nichts ändere, wenn eS auch unwahrscheinlich geworden sei, daß die Kaiserin ihren Gatten begleiten werde. Alle Blätter widmen Lobanow warme Nachrufe, betonen jedoch, daß sein Hinscheiden an der franzosenfreundlichen Politik des Zaren nichts ändern könne, da diese von keinem Minister des Auswärtigen abhänge. (Voss. Ztg.) Belgien. * Antwerpen, 30. August. Es war vorberzuseben, daß die Verhaftung und Ausweisung deS englischen Socialistcn- sührerS Ben Till et auS Antwerpen unter den Hafen arbeitern tiefe Mißstimmung Hervorrufen würde. Diese Mißstimmung wird von England aus und von den Ant werpener Socialisten stark geschürt. Jetzt wollen die eng lischen Parlamentsmitglieder Havelock und Wilson nach Antwerpen kommen, um für den internationalen Hafen arbeiterbund Propaganda zu machen. Die Antwerpener Hafenarbeiter wollen große Manifestationen veranstalten. Rußland. * Petersburg, 1. September. (Telegramm.) Ueber die gestrige Ankunft des Kaisers und der Kaiserin in Kiew werden folgende Einzelheiten gemeldet: Der kaiserliche Zug traf um 10 Ubr Morgens auf dem dortigen Bahnhof ein. Nachdem die Majestäten dem Wagen entstiegen waren, nahm der Kaiser den Rapport des Generals Dragomirow, des Commandanten des MilitairbezirkS, entgegen und em pfing vom Bürgermeister Brod und Salz. Die Gattin deS Atclsmarschalls, sowie die des Generalgouverneurs und des Militaircommandanten überreichten der Kaiserin BouquetS. Vom Bahnhof begaben sich die Majestäten nach der neu restau- rirten Sofien-Kathedrale, wo sie vom Metropoliten IoannikiuS und brr Geistlichkeit empfangen Wütden. Nach dem Gottes dienste begaben sich die Majestäten in das Palais, wo der Truppencommandant dem Kaiser die Commandeure uod höheren Ossiciere des Militärbezirkes Kiew vorstellte. Darauf begaben sich die Majestäten nach der PetscherSkaja Lawra, besuchten die dortige Kirche und die Wobnräume deS Metro politen, darauf die Höhlengänge der Lawra. Nach diesem Besuch begaben sich die Majestäten im offenen Wagen nach dem Schloß, von einer zahllosen Menge jubelnd begrüßt. Orient Tie türkische» Wirren. * Konstantinopel, 1. September. Gestern hat bis Abends 8 Uhr keine weitere Ruhestörung stattgefunden; nur in der Vorstadt Kaiköi auf der asiatischen Seite soll eS noch vereinzelt zu tumultuariscben Scenen gekommen sein. Die Stadt zeigt im Ganzen ihr gewohntes Aussehen, doch sind die Läden meist geschlossen. (Wiederholt.) * Konstantinopel, 1. September. (Telegramm.) Der gestrige Jahrestag der Thronbesteigung des Sultans wurde durch eine Illumination der Stadt gefeiert. Der Tag und die Nacht sind in der Stadt ruhig verlaufen. * Aus Konstantinopel, 28. August, wird dem „Ham burger Correspondent" gemeldet: Der zweite Mordtag ist vorüber. Die vorgestern begonnenen Greuelscenen haben noch kein Ende gefunden. Nach türkischen Quellen soll das Gemetzel drei Tage dauern. ES mag ja unvernünftig klingen, zu sagen, programmmäßig solle drei Tage lang gegen die Armenier gewüthet werden. Jedenfalls cursirt diese Parole in den weitesten türkischen Kreisen. Ich hatte gestern mit einem verbindungsreichen loyalen Türken eine lange Unter redung. Die Quintessenz dieses eigenthümlichen Interviews lautet: „Wir Türken haben eine große Rechnung mit den Armeniern abzuwickeln. ES besteht die Ordre, drei Tage zu wütken und zu morden, was von Arme niern erreichbar ist. Euch Christen geschieht nicht daS Geringste. Die strengsten Strafandrohungen sind erlassen für den Fall, daß auch nur einem Europäer ein Haar gekrümmt wird. Kümmert euch darum gar nicht um die ganzen Vorgänge, machi Euren Kef." Kef ist bekanntlich eine Collectivbezeichnung der türkischen Sprache, die schwer zu übersetzen ist. Sie umfaßt das ..Voice Mr uieute", das augenblickliche Wohlergehen, aber auch den Begriff, sich ruhig auf seine eigenen Verhältnisse beschränkt zu kalten und sich nicht in Angelegenheiten zu mischen, die Einen — vielleicht nur nach der Meinung Anderer — nichts angehen. Wenn man unter Kef blos das Wohlbefinden versteht, dann allerdings ist der Kef der Europäer nicht groß. Denn der gestrige Tag war zu schrecklich und beängstigend. Es muß allerdings anerkannt werden, daß das türkische Gesindel mit seinen drohenden Knütteln und Eiscnstöcken in den Straßen des europäischen Perastadt- thciles seltener geworden ist, um so fürchterlicher aber lauten die Nachrichten aus den von Armeniern bewohnten Quartieren. ES giebt thatsächlich ganze armenische Viertel, wo kein einziger Armenier am Leben geblieben ist. Nach amtlichen Schätzungen beträgt die Zahl der Opfer vom 26. und 27. August 7000 Todte. Die Bevölkerung fragt vergebens, warum seitens der fremden Missionen nichts Ernstliches geschieht, um dem Würgen und Plündern ein Ende zu machen. Die Bot schafter haben allerdings weitgehende Garantien, daß keinem ihrer Staatsangehörigen ein Leid geschieht. Aber wenn die europäischen Mächte nicht Nachdruck genug aus üben, damit die türkische Negierung die ihr reichlich zu Gebote stehenden Mittel, dem augenblicklichen anarchistischen Zustande ein Ende zu machen, sofort und dauernd anwendet, wo bleibt die Achtung vor der europäischen Macht und was bedeutet noch der europäische Einfluß in der Türkei? — Wäre es denkbar, daß gestern der Bahnhof der Orientalischen Bahnen, die bekanntlich unter österreichischem Sckmtz sieben, bei Hellem Tage von dem fanatischen türkischen Gesindel angegriffen werden konnte? 60 Todte au armenischen Arbeiter» und Beamten bat die Bahnleitung zu beklagen. * Sofia, 1. September. Die „Agence Balcanique" meldet: Der Commandant der 2. Division berichtet über eine neue Uebersch reitung der bulgarischen Grenze durch türkische Truppen. Bei Ada Baschitza entspann sich am 29. August ein Feuergefecht zwischen dem bulgarischen Posten und türkischen Truppen, welches 24 Stunden währte. Bei Kazlik, 2 lcm von der bulgarischen Grenze, wurden ein türkischer Officier und mehrere Soldaten getödtet. Die Bulgaren halten keine Todte oder Verwundete. Einzelheiten fehlen. Der Ort des Kampfes ist schwer zugängig. Der Com- mandant nahm über den Vorfall ein Protokoll auf; nach Unter zeichnung desselben durch den türkischen Commandanten sollen die Leichen der gefallenen Türken auSgeliefert werden. Die öffentliche Meinung ist über die Angriffe der türkischen Truppen sehr erregt. Eö verlautet, die bul garische Regierung werde ein daraufbezügliches Rundschreiben an die Mächte erlassen. — Wie die „Agence Balcanique" erfährt, werden von Philippopel ein Bataillon Infanterie und 50 Reiter als Verstärkung nach der Grenze abge sendet werden. (Wiederholt.) Amerika. * Washington, 1. September. Der Kreuzer „Cincinnati" erhielt den Befehl, nach der Türkei zu gehen; andere amerikanische Kreuzer werden folgen. Marine. * Die Herbsteommandirungen für die kaiserliche Marine werden, wir schon an anderer Stelle erwähnt, jetzt bekannt gegeben. Ches der Kreuzer-Diviston bleibt Contreadmiral Ttrpitz: auch die Commandanten der zur Kreuzer-Division gehörigen Schiffe „Kaiser", „Irene" und „Prinzeß Wilhelm" sind diesrlben geblieben (Capiiain zur See Zeye, Corvetten-Tapitain du Bois, Corvetten- Lapitain Thiele). Dagegen hat der rbensallS im Verbände der Kreuzer-Division sich befindende Kreuzer vierter Claffe „Arcona" einen neuen Commandanten in der Person des Corvetten- CapitainS Becker erhalten, bisheriger Commandant Capitain zur See Sarnow. — Für die in heimischen Gewässern befindlichen Krieg», schiffe wurden folgende Commandanten ernannt: „Kurfürst Friedrich Wilhelm" Capt. z. S. Graf von Baudissin, „Weißenburg" Capt. z. S. von Frantziu», „König Wilhelm" Capt. z. S. Schmidt, „Sachsen" Capt. z. S. Breusing, „Württemberg" Capt. z. S. Ascher, „Wacht" Corv.-Capt. Friedrich, „Stein" Capt. z. S. von Ahlefeld, „Moltke" Capt. z. S. Schneider, „Stosch" Capt. z. S. Thiele, „Gneisenau" Capt. z. S. Hosmeier. * Berlin, 1. September. (Telegramm.) Laut telegraphischer Meldung an das Ober-Commando der Marine ist S. M. Schiff „Arcona", Commandant Capitain zur See Sarnow, am 31 August diese» Jahre» in Tjchifu angekommen. Kunst und Wissenschaft. Z» Der Verb and deutsch er Architekten-und Ingenieur- Vereine feiert gelegentlich seiner 12. Wanderversammlung in Berlin das 25jäbrige Bestehen. Er setzt sich jetzt au» 33 Einzel vereinen mit etwa 7000 Mitgliedern zusammen. Seine Geschäfts stelle befindet sich auch für die nächsten vier Jahre in Berlin, als Vorsitzender wird der Beigeordnete der Stadt Köln Baurath Stübben fungiren. Ein Verbandsorgan wird demnächst geschaffen werden. Die 5. Auslage des deutschen Profil-Normbuches soll Ende dieses Jahres nach Erforderlich erweitert erscheinen. Für Heraus- gäbe einer Darslellungsgeschichte des deutschen Bauernhauses ist bereits reiches Material zusammengetragen worden. Bearbeitet wurden eine Denkschrift betreffs Anlegung städtischer Grundstücke, der Ausbildung der Studirenden des Baufaches, Schutzes der Architektur gegen Ausbeutung durch die Presse, eine Revision der Normen für Honorarjätze der Architekten und Ingenieure, Vorschläge für das Verfahren beim öffentlichen Wettbewerbe und über einheit liche Bezeichnung der akademisch gebildeten Techniker, sowie über Stellung der städtischen höheren Baubeamten. Als Ort für die 13. Wanderversammlung wurde Freiburg i. B. bestimmt. * Die Wormser Luther-Denkmal-Stiftung vrrgicbt tn diesem Jahre an sieben Candidaten der evangelischen Theologie deutscher Nationalität, welche ihr erstes Examen bereits mit Aus- zeichnung bestanden haben. Stipendien aus ein Jahr im Betrage von 860 damit sie ihre theologischen Studien noch eia weiteres Jahr auf einer deutschen Universität zur Erlangung eines höheren Grades wissenschaftlicher Ausbildung sortsetzen können. Die Be werber haben ihre Gesuche nebst den amtlich beglaubigten Abschriften ihrer Zeugnisse spätestens bis zum 1. September d. I. an die Ver- waltungs-Coininission der Luther-Deukmal-Stistung in Worms ein- zusenüen. * Es dürfte in Deutschland wohl nur wenige Decorationsmaler, Zeichenlehrer und Architekten geben, welchen die bei Jul. Hoff mann in Stuttgart erscheinenden „Dekorativen Vorbilder" nicht bekannt wären. Wir wüßten auch in der Thal keine andere Zeit schrift zu nennen, welche den kunstgewerblichen Berufsarten auch nur annähernd eine solche Fülle von verwendbaren und künstlerisch werthvollen Musterblättcrn darböte. Die uns vorliegenden vier ersten Hefte des laufenden Jahrgangs zeugen wieder von dem ziel- bewußten, ernsten Streben der Verlagshandlung, nur gediegene, ge- schmackvolle und brauchbare Motive zu bringen. Als besonders werthvolle Beigaben dieser Hefte erwähnen wir die Tafeln: Musi- cirende Faune von Prof. Keller; Papageien nach Aquarell von C. Votteler; Blumcnornamente in englischem Geschmack von Godron; Füllungen von Hollaky; Ungarische Ornamente von Prof. Benczur; Metallbcschläge im Empire-Stil. — Es ist anzuerkennen, daß die „Decorativen Vorbilder" stets dem modernen Geschmack Rechnung tragen und denselben durch Beiträge aus den Ateliers hervorragender Künstler zum Ausdruck bringen; dadurch, sowie durch den beispiellos billigen Preis (5 Tafeln in Folio für 1 ^l) sichert sich das Unternehmen die dauernde Theilnahme der auf dekorativem Gebiete thätigen Künstler und Dilettanten. * Die Fleischmann'scheHoskuo st Handlung in München versteigert am 22. September in ihrer Galerie die aus 185 Nummern moderner Meister bestehende Collection des Herrn E. v. Gelder in München. Dieselbe umfaßt nach dem hübschen zur Ausgabe gelangten illustrirten Katalog Gemälde von Jul. Adam, Hermann Baisch f, Anton Araith, H. Breling, Heinrich Bürkel f-, Max Gaisser, E. Harburger, Rob. Haug, Aug. Holmberg, Hugo Koenig, A. Laup heimer, B. Spanyi, Max Thedy, Fcrd. Wagner, I. Wenglrin, Jos. Wopsner, sowie vieler anderer bekannter Künstler. Schulwesen. ----7. Der Obermeistertag in Halle a. S. hat den Beschluß gefaßt, für die Ausarbeitung eines Lehrbuches für die Bäcker fachschulen drei Preise zu bewilligen. Endtermin der Ein- sendung 1. Januar 1897. Adresse: Herr Zabel-Langhennig in Neu- Haldensleben. — Trotz der herrlichen Worte, welche der preußische Cultusminister bei der Grundsteinlegung des Deutschen Lehrer- Heims in Schreiberbau über den „gemeinsamen Elementarunter richt" gesagt hat, wächst doch in Preußen die Frequenz der Vorschulen in ganz auffälliger Weise. In den Vororten Berlins, wo die höheren Schulen wie Pilze aus der Erde wachsen, erhält jede neue Anstalt auch «ine neue Vorschule, neuerdings z. B. die kommunalen Realschulen in Köpenick, Groß- Lichterselde und Schöneberg. In Charlottenburg wurde eine vier- clajsige Vorschule in eine sechsclassige umgewandelt rc. Die zurück gegangenen oder aufgehobenen Vorschulen treten hiergegen ganz und gar in den Hintergrund. — Worte sind gut, aber sie sind nicht das Beste. — Im Kreise Bochum hat man amtlich vor Ergreifung des Lehrerinnenberufs gewarnt, da derselbe überfüllt sei. — In Gera haben fünf Gesanglehrer aus Wunsch und Kosten des Erbprinzen von Reuß j. L. die diesjährige» Festspiele in „Die Fran laßt dem Herrn Lieutenant sagen, so was hätten se bier nich, wenn der Herr Lieutenant sich waschen wollten, müßten ver Herr Lieutenant an den Brunnen gehen." So fehlt Einem Alles, was das Leben angenehm macht, und was daS Schlimmste ist, man darf in den Briefe» an die tbeure Gattin nicht einmal klagen, „denn", so hat sie beim Abschied weinend gesagt, „so bald Dir etwas fehlt, komme ich hin und pflege Dich." Man vertröstet sich auf eine bessere Zeit — auf Regen folgt Sounenschein, auf Bauerndörfer folgen Sectquartiere. Da hat mau e» gut: em schönes Zimmer, gebildete Wirtbe, gut Essen und Trinken, überhaupt Alles das, waS zur Leibes Notbdurft und Nahrung gehört. Aber mögen die liebenswürdigen Wirtbe auch noch so liebenswürdig sein, so liebenswürdig, keine Töchter zu besitzen, sind sie selten. Und mögen diese Töchter uoch so nett sein, so nett, keine Freundinnen zu haben, sind sie sehr selten. Für junge Damen aber ist ein Manöver ein Fest, auf da» sie sich ein ganze» Jahr hindurch freuen, und das ihnen dasjenige Vergnügen bringt, da» nach ihrer Meinung da» himmlichste von allen ist — daS Tanzen. Wenn der arme Lieutenant Nachmittags zum Diner er scheint und einem Dutzend junger Mädchen vorgestellt wird, weiß er, wa» ihm bevorstebt — selbst das schönste Diner, die besten Weiue vermögen nicht, seine Schmerzen zu lindern. Kaum ist man vom Tisch aufgestanden, so ertönt ein Clavier — armer Lieutenant, wenn mau in Dein Innere» blicken könnte, man würde Mitleid mit Dir haben, Dich bewundern, daß Du am Vormittag dreißig Kilometer per peckeo nposto- torum zurückgelegt hast, und Dir nicht zumuthen, nun mindesten» dieselbe Entfernung noch einmal, jetzt aber im Schnellgalopp zu durcheilen. Der Mensch aber siehet nur, wa» vor Augen ist, und vor den schönen Augen der jungen Damen steht eia juugrr, schlanker Officier — „und nicht wahr, Herr Lieutenant, Sie tanzen doch gewiß auch schrecklich gern?" darum loS — eins, zwei, drei, eins, zwei, drei bei der Commode, bei dem Verticow, bei der Erdbeerbowle vorbei ... bis zum Morgengrauen. Da» Signal „Habt Ihr noch nicht lang genug ge schlafen" macht Lüyow'S wilder, verwegener Jagd ein Ende — man eilt aus sein Zimmer, steckt den Kops dreimal recht tief in die Waschschüssel hinein, vertauscht die Lackstiefel mit den „Langschäftigen", den Salonanzug mit dem des Dienstes, trinkt im Stehen eine Tasse schwarzen Kaffee und ist dann zum Kämpfen bereit. Der Marsch in der frühen Morgenstunde wirkt erfrischend und woblthuend und wenn man den RendezvouS-Platz er reicht hat, ist man der Ansicht, daß ein Manöver eigentlich nur halb so schlimm ist, als eS immer gemacht wird. Aber diese optimistische Ansicht verfliegt, sobald man den Angriffs befehl vernommen hat. Der böse Feind ist weit, weit weg — der Leitende will versuchen, den Gegner in der Flanke zu fassen und unwillkürlich stöhnt man: „Lebt wohl, ihr Straßen, ihr geliebten Wege", denn das weiß ein Jeder, der einmal den bunten Rock angebabt hat, daß man bei einem Flanken angriff nur querfeldein marschiert: über Wiesen, nasse und trockene, über Stoppelfelder und frischgepflügte Aecker — „und daS bekommt mich denn so schön", besonders wenn die Sonne ihren guten Tag hat und uns armen Erdenklößen ihr freundlichste» Gesicht zuwendet und wenn sie dafür sorgt, daß da» Wort der Schrift: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot verdienen" an uns zur Wahrheit wird. Und die armen Krieger, die sich vergeben« nach einem Strohhalm umseben, der ihnen etwas Schalten bieten könnte, fluchen so stark, daß die Sonne als zartbesaitete« weibliche« Wesen eS nicht mehr mit anhören kann. Sie zieht sich in ihre Gemächer zurück und einen dickten sckwarzen Vorhang vor sich zu. Sir ist empört über da» Benehmen der Soldaten, sie weint und schluchzt, die Thränen netzen ihr Gesicht und ihren Schleier, sie fallen durch das Gewebe hindurch zur Erde nieder und mit wahrer Resignation stöhnt Einer nach dem Andern: „Es regnet — das bat gerade noch gefeblt." Der Boden wird weich und schlüpfrig, der Fuß findet keinen festen Halt mehr und hat man drei Schritt vorwärts gemacht, so rutscht man zwei wieder zurück. In den Stiefeln steht da« Wasser zollhoch, und was durch die Sohlen nicht hin durchdringt, fließt von oben in die Schäfte hinein. Und der rohe Musketier agt zu seinem Nachbar gewendet: „Nu segg ick goar nix mihr, nu auatscht bat all in mine Stäwel." Kam man als Kind mit nassen Füßen nach HauS, so sorgte die gute Mutter dafür, daß man sofort trockenes Schuhzeug änbekam, unter Umständen wurde man auch sofort zu Bett gepackt und bekam Kamillenthee in ungeahnten Lluantitäten und Qualitäten zu trinken. Kommt man als Soldat im Manöver naß nach HauS, so zieht man sich auch trocken an und trinkt anstatt deS Kamillenthee» nie geahnte Quantitäten heißen Grog», vorausgesetzt, daß die» HauS — kein Biwack ist . . . Ack, wie freuen sich die Städter, wenn in ihrer Näbe ein Biwack aufgeschlagen wird. Ubrahne, Großmutter, Mutter und Kind, auf einem Kremser beisammen sind — Alle», was lebt, läuft oder fäbrt hinaus und sieht sick Wallenstein s Lager an, und die jungen Mädchen wollen sick todtlacken, wenn sie sehen, wie die Soldaten selber die Kartoffeln schälen, die Erbswurst kochen, oder hören, wie die Ossiciere ihre Burschen voller Ungeduld frage», ob die Ente denn immer noch nicht fertig sei. Der armen Soldateska ist gar nicht lächerlich zu Muthe, besonders nicht, wenn eS regnet, wenn man keinen trockenen Faden am Leibe hat, wenn die Meldung eingegangen ist, daß der Bagagewagen in den aufgeweichien Wegen stecken geblieben ist und wenn man sich sagt, daß man in dieser Verfassung noch mindestens vierundzwanzig Stunden aus harren muß. „Ich wollt', es wäre Schlafenszeit Und Alles erst vorbei" stöhnt man: aber man hat sich daS nicht richtig überlegt, denn eine Nacht im Biwak ist schrecklicher als schrecklich. Mit mehreren Kameraden zusammen liegt man auf einem Strohlager in seinem Zelt. Eine einsame Kerze brennt in einer Stalllaterne und wirft ein flackerndes, unstäteS Lickt auf die tief in Stroh eingewickelten Gestalten. Man will schlafen, aber man kann nicht, — woran liegt eS, hat man zu viel oder zu wenig Grog getrunken? Die Schnarchmnsik der Freunde läßt einen endlich in die Höhe fahren, — man steht auf und stellt sich in den Zelteingang. Schwarz in schwarz liegt vor uns die Welt: unablässig rauscht der Regen zur Erde nieder, sckwarze Wolken jagen am Himmel, kein Stern ist zu sehen. Im Lager herrscht Todtenstille: die Mannschaften sind in ihre Zelte gekrochen und schlafen den Schlaf der Gerechten, nicktS Lebendes ist zu erblicken, nur zuweilen glaubt man die Gestalt de- auf- und abgehenden Postens zu sehen. DaS Biwakseuer, das sonst «inen Hellen Schein ver breitet, ist dicht vor dem Erlöschen . . . Da packt den Ruhelosen die Verzweiflung mit ihren scharfen Fängen: er sucht und hat gar bald die Flasche Cognac Hennessy extra dry gefunden — er seht sie an die Lippen und tbut einen tiefen gehaltreichen Schluck. Nach dieser „geistreichen" That legt er sich nieder, und bald sind alle Manöverschinerzen vergessen ... bis Reveille geblasen wird und ein neuer Tag seine Forderungen stellt. in al officirl Ue> wesen neuere: dem I: jetzt m dürft« über 6 nur 2r des kl lichen zu th, gaben, seine Budget beträgt noch d bezahlt Man I eingefii Gründ tigsten Die S das sü Casati- Abänd die nä damali und d von d jedoch staatlii schulen Pflege in zwc dreicla Gymn Latein Seit Spraä elemen deuts jetzt l ward« tieeo > zösisch' tische ' Fr Anga höhere 184 S Werkch bei de Allfjäj Worte bei d< kann ihm l tiefer« denn i Kennti Die E der Be an B Seit Alle komm« oder « Ue der be M findet »Uh, u. » Jnhab H r W Al vlckt Du 0 K 1 Nähe Telep Ist. in Pi lle. Spr.1
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