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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.09.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960914010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896091401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896091401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-09
- Tag1896-09-14
- Monat1896-09
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Die Morgnl-A»Sgabe erscheint um '/,7 Uhr. di« Abrnd-AuSgabe Wochentag» um b Uhr. Nedaction und Erpeditio«: Johanne«,affe 8. Di«Expedition ist Wochentag« ununterbrochen von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Bezugs-PreiS l» der Hanpterpedition oder den im Stadt« bewirk und dm Vororten errichteten Aus gabestellen abgebolt: vierteljährlich^«.^ bei zweimaliger täglicher Zustellung in« van« b.SO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertel,äd^lich 6.—. Directe tägliche Kreuzbandsenduug in« Ausland: monatlich 7.50. Filialen: ttt« klemm'« Sortim. (Alfred Hahn). UviversitätSstraße 3 (Paulinum), Lottis Lösche. Naibartnenstr. 14, pari, und KönigSplatz 7, Morgen-Ausgabe. Mp)igtrTagtblM Anzeiger. Ämtsbkatt des Königlichen Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, des Aatljes und Nokizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Montag den 11. Sc^teinber 1896. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reklamen unter dem Redactionsstrich i4 ge spalten) 50^, vor den Familiennachrichtei, (bgrjpalten) 40^. Gröbere Schriften laut unserem Preis- verzeichnib- Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Vcilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbrsörderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Ännahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittag« 10 UhQ Margen-AuSgabe: Nachmittags 4Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Bering von E. Polz in Leipzig 90. Jahrgang. Amtlicher Thell. Brennholz-Auktion. Mittwoch, den 23. Lepteuiber dsS. Js., sollen von Nach mittags 3 Uhr an im Forstreviere Coniirwit; auf dem Mittel- waldjchlag, in der Probstei ldlbthlg. 20 flg.) ca. 200 klar gemachte trockene Eichrtt-LtinrzelHansen unter den im Termine ausdüngenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden an Orr und Stelle verkauft werden. Znfammenknnft: am Fußwege nach ttzros;;schochcr in der ölten Vonnewitzer Linie. Leipzig, am 11. September 1896. Tcs NathS Forstdepntation. ^lewölbe-Perulietlillttg. In dem Kaushause (altes Gewandhaus) sollen die folgenden, an der Universitätsstrabe gelegenen Perkaufsgewölbe vom 1. Oktober d. I. ab ans 6 Jahre vermiethet werde», und zwar Gewölbe Nr. 47, neben der Durchfahrt gelegen, ca. 73,4 gm grob, nebst dem darunter im Kellergeschoß gelegenen Lager- raume, ca. 63,8 gm grob, Gewölbe Nr. 48, ca. 95,7 gm groß, nebst dem ebenda ge- legenen Lagerräume, ca. 87,.5 gin grob, Gewölbe Nr. 50, an der Ecke der ttniversüätsflrciße und dem Kupfergäbchen gelegen, ca. 87,7 gm grob, nebst ca. 82,0 gm grobem Lagerräume. Miethgeiuche werden aus dem Nathhause, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, entgcgengeuomnieii. Leipzig, Len 27. August 1896. Tcr Nath der Stadt Leipzig. Or. (ffeorqi. Kruinbicgel. Bekanntmachunq. Bei Gelegenheit des sogen. Tauchaer Jahrmarktes ist in früheren Jahren namentlich von halbwüchsigen Burschen und Kindern in den Straßen hiesiger Stadt durch ttlicrlaiibtcs Abbreimen von FetierwerkSlörpern, wie sogen. Kanonenschlägcn, Fröschen und bengalischen Zündhölzchen, welche nach dem Anzünden empor geworfen werden, öfter erheblicher Unfug verübt worden. Es wird daher gegen ein solches Gebühren nachdrücklich eingeschrittcn werden. Die Vorüber derartigen Unfugs haben ihre Bestrafung auf Grund 8 360 Ziffer ll bez. 368 Ziffer 7 des Reichsstrafgesetz, buchs zu gewärtigen. Auch wirdd arauf hingcwiesen, daß nach 8 26 der Bestimmungen über den Verkehr mit Sprengstoffen die Abgabe von Sprengstossen an Personen, von welchen ein Missbrauch derselben zu befürchten ist, insbesondere an Personen unter 16 Jahren verboten ist, und sich Kaufleute und Händler, welche diesem Verbote zuwider handeln, ebenfalls ihrer Bestrafung nach 8 367 Ziffer 5 Les Reichs strafgesetzbuchs aussetzen. Leipzig, den 10. September 1896. Tas Polizeiamt der Stadt Leipzig. v. R. 4595. Bretsch Neider. Die drei berechtigten Privatschulcii in Leipzig führen wie die öffentlichen Realschulen ihre Zöglinge bis zu der durch das Gesetz vom 15. Februar 1884 für die öffentlichen wie für die privaten Realschulen vorgeschriebenen Reifeprüfung, mit deren Bestehen auch die Berechtigung zum einjährig freiwilligen Militair- dienst erlangt wird. Zugleich bereiten sie für die entsprechenden Elassen der öffentlichen höheren Lehranstalten vor. Zur Aufnahme in die VI. Rcalschul- bez. Progymnasialclasse genügt das 9. Lebens jahr, während in die Vorschulclassen Schüler vom schulpflichtigen Alter au ausgenommen werden. Begin« des Wiutcrhalbjahrco am 6. Oktober. Tie Unterzeichneten sind zur Entgegennahme von Anmeldungen nnd zur Ertbciluna jeder gewünschten Auskunft täglich (außer Sonntags) 11—12 Uhr bereit. Dir. Vr. v. vartli, Realschule mit Elementarclassen (Quer straße 19 und Bahnhofstraße 5). Fernsprecher Nr. 4080. Dir. vr. kr. Rötst (Teichmann-Vr. Roth'sche Privatschule), Real schule mit Progymnasial- und Elementarclassen (Ecke der Universitäts- und Schillerstraße. Fernsprecher Nr. 2059). Dir. 0. Doller, Realschule (Centralstraße 1). Königliche Kiulstakadcmic iindKunst- gcwcrbcschulc zu Leipzig. Beginn der Studien im Wintersemester 1896 97 am (.Oktober u.e. Tie Anstalt vermittelt die Ausbildung ihrer Schüler für das Gesainmtgebiet der zeichnenden (graphischensKnnste und für das Kunst- gewerbe sowie für die photomechanischcn Vervielfältigungs- und Druck verfahren. Anmeldungen vom 2l. bis mit 26. Srptembcr Nachmittags von 4—5 Uhr erbeten. Regulative kostenfrei. Leipzig, den 1. September 1896. Ter Tirertor. Prof. Vr. Lud w. N i e p e r, Kgl.Sächs. Geheimer Hosrath. Oie früheren Schmuckbrnnnen Leipzigs. Solange Leipzig eine befestigte Stadt war, mußte man sein Augenmerk darauf richten, für den Fall einer Belagerung reichlich mit Wasser versorgt zu sein. So legte man denn auf den Straßen, auf den Hofen und iu den Kellern Brunnen (und Cisterncn) an, von denen viele später wieder verschüttet oder zugcmauert wurden. Einen Brunnen grub man beim Neubau der „Stadt Malmedy" in der Rilterstraße 1843, eine Eisterne beim Bau des „Damhirsches" in der Reichs straße, Wasserbehälter vielfach in der Hainstraße aus. Nack dem Ergebnisse einer am 1. September 1697 vorgenommenen Brunnen- und Stnrmfässer-Revision hatte Leipzig 13 Brunnen, die vom Rathc, und 27, die von den Gasseumeistern erhalten und theils unterirdisch, theils durch Röhrfahrten gespeist wurden. Die erste Wasserleitung erhielt die Stadt 1521. In diesem Jahre kaufte der Nath den Grund und Boden dazu vom St. Georgen-Nonncnkloster an der Pleiße (am Ein gange zur Harkorlstraße von ter Promenade aus) für 400 rheinische Gulden. Diese Wasserkunst bauten die Brüder Wolf und George Hahnfelder aus München, denen der Rath nach Vollendung des Werkes „am Donnerstag nach Ursulä" 1539 darüber ein Zeugniß ausstelltc. Die Anlage wurde in den Jahren 1563 und 1568 erweitert, nachdem sie der Kurfürst Johann Friedrich am 9. Januar 1547 niedergebrannt hatte. Ulrich Groß schreibt 1587 in seiner „Wahrhasftigen Beschreibung der Stadt Leiptzigk" (Wuslmann, Quellen zur Geschichte Leipzigs, 1. Band, S. 10): „An der Pleiße ist ein lunst- reicher Wasserthurn, darinnen das Wasser gehoben, durch Rören in die Stadt geleitet vnd vntcr die Bürgerschaft dermassen verteilet wirdt, das fast alle furnehme Heuser mit herlichen springenden Brunnen versehen." Die Einrichtung beschreibt Peifer in seiner Geschichte Leipzigs. Mittlerweile hatte der Nath den Gedanken, die Stadt mit reinem Quellwasser zu versorgen. Er hatte schon 1501 das Wasser des Maricnbrunucus (am Napvleonsteine) zu zwei Dritteln gekauft und ließ nun von hier aus 1556 bis 1560 eine Röhrenfahrt anlegeu, die wahrscheinlich bei den Belagerungen im dreißigjährigen Kriege zerstört wurde. Im Jahre 1602 wurde der Thurm der Wasserkunst an der Pleiße erhöht, um den Druck des Wassers zu steigern. Nachdem 1631 der Feind die Leitung zerstört hatte, ließ auf Anhalten der Bürgerschaft vom 11. November desselben Jahres an der Nath sie wieder Herrichten, wozu, wer „gantz Wasser" hatte, 18 und wer nur „ein halbes", 9 Reichs thaler geben mußte. Dann raubten die Schweden das Messing aus der Wasserkunst; die Kaiserlichen eroberten und brachten es zurück, so daß am 17. März 1643 das Wasser wieder zu laufen begann, nachdem man es mehrere Monate lang schmerzlich entbehrt batte. Nach Kneschke erfolgte 1679 ein Neubau der „rothcn" Wasserkunst. Die „schwarze" wurde erst später daneben errichtet. „Am 29. Juli 1743", schreibt Riemer in seiner „Fortsetzung von Bogel's Annalen" (Wust mann, Quellen zur Geschichte Leipzigs, 1. Band, S. 228), „sind die beiden Wasserkünste vor dem PeterSthore an der Ronncnmüble zu repariren angefangen worden, und ist eine ganz andercEinrichtung beliebet worden. Die messingenenRöhren wurden von Meister Heringen dem Rothgießer auf dem Kautze (Markthallcnstraße) umgegossen, wovor er 400 Tbaler bekam, nachgehends die Röhren größer und weiter gebobret, als sie zuvor gewesen, damit das Wasser stärker in die Röhren eindringen und mehr in die Stadt geleitet werden kann. Solche Einrichtung machte der neue Kunstmeister Herr Job. Friedr. Dähne mit Genehmbaltung hiesigen Magistrats, welcher von Zeitz hierher an des verstorbenen Sielle ge kommen war. Der Bau wird auf 4000 Thaler geschähet." Fünfzehn Jahre später brannte die schwarze oder kleine Wasserkunst ab. „Den 1. Januar 1758", berichtet Niemer, „entstund früh vor 6 Uhr vor dem PeterSthore an der Nonnenmühle in der kleinen Wasserkunst ein gewaltiges Feuer, welches bis 7 Uhr brannte, und dieselbe ganz von den Flammen in die Asche geleget worden, welches ein Schaden von ohngefähr 18 bis 20 000 Thaler ge wesen, welches durch einen Knnstknecht verwahrloset, so nicht richtige Wache gehalten und wegen der grausamen Källe vieles Hol; zum Aufthauen angeleget; er ist deswegen in sichre Verwahrung gebracht worden." Während die rothe Wasserkunst 1767 neu aufgebaut wurde, blieb die schwarze in Ruinen liegen, bis der Bruder des Dichters Gellert, Ehrisllieb Ehregott, der am 18. Mai 1795 in Freiberg als Bergrath gestorben ist, den Auftrag erhielt, sie wieder Her zurickten. Sein Plan gelang nickt ganz, da er das zuweilen sehr gering fließende Wasser der Pleiße nicht in Anschlag gebracht hatte. Deshalb versah sie 1798 der Kunstmeister Däbne mit neuen Maschinen. An Stelle der hölzernen Nöbren traten 1817 steinerne. So stand cs mit der Wasserversorgung Leipzigs, bis am 30. Dccember 1865 die erste mit Dampf betriebene Wasser leitung bei Eonnewitz in Thätigkeil trat, die im September 1887 der Naunhofer Platz machte (Betrieb seit October). Was nun die mehr zur Zierde als zum Nutzen dienenden Brunnen anlaugt, so harte deren Leipzig früher mehr als jetzt. Der „Goldene Brunnen" wurde 1581, wie die daran stehende Jahreszahl nachwies, auf dem Markte gegenüber dem Ausgange des Salzgäßchens erbaut und, woher sein Name stammt, vergoldet. Er gab zugleich Röhr- und Brunnen wasser. Im Jahre 1650 wurde er renovirt, eine „erhabene" Decke darüber gelegt unv eine eiserne Pumpe, das Brunnen wasser damit herauszuziehen, angebracht. Neu vergoldet wurde er 1739. Jetzt ist er längst verschwunden. Ruf"dem Neumarktc ließ 1536 beim Marslall (Ecke des PeterSkirchhofes) der Rath einen großen steinernen Brunnen nebst Nöbrkasten bauen, in dessen Mitte eine Säule sich erhob, auf der Simson einen Wasser speienden Löwen ritt. Nach dem dieser Brunnen 145 Jahre lang gestanden batte, wurde er abgebrochen und an seine Stelle ein neuer gesetzt, der auf einer hohen Säule den Meergott Neptun auf einem drei köpfigen, Wasser speienden Meerpferde, den Dreizack in der Hand, darstellte. Diese aus Sandstein gehauene Statue fertigte 1680 für 100 Thaler Johann Caspar Sandtmann (Wustmann, Aus Leipzigs Vergangenheit, S. 163), während der Malerobcrmeisler Christoph Spetner den Röhrkasten mit Oelfarbe anstrich und „im Wetter mit feinem Golde ver zierte". An dem Brunnen wurde eine lateinische Inschrift eingehauen. Unter dem rührigen und kunstsinnigen Bürgermeister Adrian Sieger kam zu Ende des Septembers 1722 anstatt des vormaligen Röhrwasserkastens ein ganz neu erbauter steinerner, zierlicher Springbrunnen auf dem ThomaSkircbhose zu Stande. „Auf dem (mit ciuer lateinischen Inschrift ge schmückten) Brunnen, welcher in der Runde ein Wohl fatzonnirtes Achteck vorstellet und mit Feldern und Sims werken, auch Fuß- und Crantzgesimsen gezieret und mit Farben gemalet ist, stehet ein aufgericht sitzendes Löwenbild, so mit der linken Pfote E. E. Hochweisen Raths Wappen, mit der rechten aber auf dem Kopfe eine Muschel hält, aus deren Mitten das Wasser in acht Strahlen in die Höhe springet und mit zerstreuten Tropfen wieder in die Musckel und hieraus ferner durch verschiedene Ninnlein in den Brunnen fällt, mithin sowohl ein angenehmes Getöse denen Obren als auch eine Belustigung vor die Augen abgicbi, dahcro dann mit Neckt gesaget werden mag, daß diesfalls, obncracht viel schöner Brunnen allhier an zu treffen, doch keiner dem jetzigen Stegerschen Spring brunnen an Schönheit gleiche." (Wustmann, Quellen zur Geschichte Leipzigs, 1. Band, S. 219.) Ja, es wurden sogar wegen dieses Brunnens Gedichte auf Sieger verfaßt. Im Jabre 1816 trug man ibn ab. Der alte 1592 aus Stein gefertigte Brunnen auf den: Nicolaikirchbofe wurde im April 1656 wegen Baufälligkeit beseitigt und an seiner Statt bis zum Marz des folgenden Jahres ein neuer gesetzt, als, wie eine daran angebrachte Jusckrift bezeugte, vr. Christoph Peucker Bürgermeister, vr. Quirin Schacher und Jacob Meyer Baumeister und Georg Lederer Obervoigt waren. Sein Bau kostete 650 Reichsthaler, eine Summe, die, wie eine andere In schrift andeutete, der damalige Wirth zum „Braunen Bären" und ein Fischer als Strafe erlegen mußten. Am 13. März 1722 wurde in der Katharinenstraße der „schöne, bohe" Brunnen, der auf drei Säulen stand, weil er den Platz beengte, weggerissen und dafür eine Pyramide hingesetzt. Seit 1500 stand am Ausgang des Neumarktes nach der Grimmaischen Straße zu ein steinerner Brunnen. Derselbe wurde im Jahre 1712 „renoviret, gemablet und in bessern Stand gebracht". So stand er vor 50 Jahren noch. Der mit rotben Quadersteinen ausgesetzte Brunnen am Naschmarkle wurde 1688 „um des Prospekts gegen die Börsche balhen" mehr nach der Mitte zu neu ausgegraben. Die Arbeit begann am 6. Juni, am 1. August setzte mau den Rost aus Eichenholz, am 3. August den ersten Stein. Das Material dazu wurde dem Steindrucke im „Peters-Stadt graben" (an der Promenade beim Panorama) entnommen. Während des Ausschachtens stieß man auf altes Mauerwerk, einen Schleifstein, eichene Schwellen, eine steinerne Töpfer scheibe — Ueberresle des ältesten Leipzig. Am 7. März 1690 war die Arbeit vollendet. Der alte Brunnen wurde zugewölbt und mit einer Eisenplatte geschlossen. Der neue wurde im Jahre 1816 völlig verändert. Im Jabre 1712 wurde auf dem „Barfüßer" (Neu-) Kirch hofe ein steinerner Brunnen aufgeführt, au dessen Stelle bis dahin ein hölzerner, mit Eisenreifen umgebener Brauboljich gestanden hatte. Der neue Brunnen lieferte, wie außerdem nur noch der goldene Brunnen am Markte, zugleich Röhr- und Brunnenwasser. Eine Inschrift gab an, daß er erbaut wurde, als Gottfried Gräve Bürgermeister, Wolfganz Jäbne und Gottfried Conrad Lehmann Baumeister und Johann Michael Senckaisen Obervoigt waren. Vor dem inneren Ranstädter Thore befand sich einst ein Brunnen, der Zeugniß ablegtc von der Schalkhaftigkeit unserer Altvordern. In einem steinernen Bogefl war ein Esel ein gehauen und darunter standen die Worte: Von Alters her vielen bckandt, Wird Liß der Eselsmarkt genannt, Und daß derselben nicht abgehen, So siehst du hier ein' Esel stehen. Jetzt erhebt sich in der Nähe des früher (wie auch der Brunnen auf dem Paulinerbofe) wegen seines Wassers be rühmten Bettelbrunnens auf dem Augustusplaye der am 1. September 1886 eingeweihte Mendebrunnen (neben den Fontaine» auf dem Schwanenteiche, dem Johannapark-Teiche, auf dem Obstmarkte und dem Maricnplatze und — dem Brunnen auf dem Roßplatze), der einzige monumentale Spring brunnen deS jetzigen Leipzig. v—u. Feuilleton. „Vom, viäi, viei!" Humoreske von E. Ritter. Nachdruck verboten. Der Premierlieutenant Cäsar v. Pöllnitz befand sich heute, am Sonntag Morgen, in denkbar schlechtester Stimmung. Er liebte es sonst sehr, an solchem freien Morgen, wenn er keinen Kirchendienst hatte, sich zunächst tüchtig auszuschlafen, dann seinem äußeren Menschen die sorgfältigste Pflege an- gcdcihen zu lassen und schließlich mit Behagen eine Tasse Mokka zu schlürfen und dazu eine Cigarre zu rauchen. Alle Vorbedingungen zu diesen Genüssen waren heute vor- b.invcn: kein Kirchendicnst, also Zeit zum Ausschlafen und zur Toilette, der Kaffeetisch vom Burschen in gewohnter Weise nett hergerichtet, aber — aber — die gute Stimmung fehlte. Mit verdrießlicher Miene saß der Lieutenant vor einem Häuschen Briefen, die der Bursche eben aus dem Kasten ge nommen und ihm gebracht hatte. Er kannte die meisten dieser Briefe, sie enthielten Rechnungen, Mahnungen, Drohungen. Es hatte keinen Zweck, sie zu öffnen, denn cs standen ihm keine Mittel zur Befriedigung der verschiedenen Gläubiger zu Gebote. Der nsrvus rorum fehlte. Nur drei Briese hatte er mit Spannung geöffnet, um sie gleich darauf mit dem Ausdruck sichtlicher Enttäuschung auf den Tisch zu schleudern. „Verwünschte Geizhälse, der Dens l soll sie holen!" Dieser fromme Wunsch entschlüpfte l ünen Lippen. Die Briefe batten fast denselben Wortlaut: Lieber Neffe! Leider sehe ich mich außer Stande, Deiner Bitte um ein größeres Darlehen zu entsprechen. Im Uebrigen Tein wohlgewogener Oheim. — Das also war das Resultat seiner Bitte nm Hilfe. Verwünscht, wenn Einem das Messer an der Kehle steht! Noch ein letzter Brief lag unerösfnet. Mit spöttischem Lachen griff Cäsar jetzt danach. „Wenn schon Onkel Kunz, Fritz und Hans sich als Knicker zeigen, wird bei Onkel Otto erst recht nichts herausspringen", murmelte er vor sich hin. „Nun, sehen will ich doch, ob er auch dieselben Wendungen enthält." Aber beim Lesen ging ein freudiger Glanz über des Lieutenants Züge. Wahrhaftig, das war doch etwas, eine Hilfe in der Noth. Fünf hundert Tkmler wollte ihm der Onkel schicken als Letztes — nun, besser als Nichts. Fünftausend wären ihm lieber ge wesen, aber nach den traurigen Erfahrungen bei den drei andern Onkel war es ihm doch eine große Erleichterung, wenigstens etwas zu bekommen. Freilich, eS war nur ein Tropfen auf den heißen Stein, und es galt, ernstlich zu über legen, welcher Gebrauch von den fünfhundert Thalern zu machen sei. Sie konnten ihm schließlich, wenn er eS recht bedachte, doch nichts helfen. Daran, auch nur die drängendsten Gläubiger zu befriedigen, konnte er nicht denken. Herrgott, wer sich doch rechtzeitig etwas menagirt hätte! Weiß der Kuckuck, wo das scköne elterliche Vermögen eigentlich hin gekommen ist! Cäsar v. Pöllnitz war sehr nahe daran, einen Moralischen zu bekommen. Zwanzigtausend Thaler fo ver pufft in den zehn Lieutenantsjabren — es war jetzt hinter drein zum Todtärgern. Wer konnte aber auch denken, daß es einmal alle würde! Wer konnte denken, daß daS Spiel ihm immer nur Pech bringen würde! Und wenn er es noch einmal probirte mit den fünfhundert Thalern? Nein, das ging nicht, die mußte er anders verwenden. Es stand zu viel auf dem Spiele. Höchstens noch ein paar Monate konnte eS dauern, dann würden sich die Manichäer anS Regiment wenden, und dann konnte er den geliebten bunten Rock ausziehen. Brrr, der Gedanke machte dem flotten Lieutenant heiß und kalt. Er sprang so ungestüm auf, daß der zierliche Tisch fast umgefallen wäre, und begann hastig im Zimmer auf- und abzurennen. Es mußte doch eine Hilfe zu finden sein. Eine reiche Frau, ja, das war leicht gesagt. Bis jetzt war cs ihm nicht geglückt, eine zu finden. Es hatten ihm zufällig immer gerade die armen Mädchen oder solche, Vie höchsten« das Eommißvermögen batten, gefallen. Und wenn er sich vielleicht nach langem Besinnen entschlossen hatte, es auch ohne befondere Neigung bei einem Goldfischchen zu probiren, dann war ihm sicher gerade ein Kamerad zuvorgckommen. Es war auch nicht so leicht, wie es aussah. Wenn er an die Auseinandersetzungen mit einem Schwiegervater dachte, dann stiegen ihm die Haare zu Berge. Nein, das schien ihm entsetzlich demüthigend. Vielleicht gute Ermahnungen in den Kauf nehmen, Vorwürfe und dergleichen? — Und doch, cs konnte ihm nur eine reiche Heirath helfen. Die kurze Frist, die ibm durch die fünf hundert Thaler noch in Aussicht stand, mußte er benutzen, sich eine Frau mit dem nöthigen Kleingeld zu verschaffen. Aber er mochte alle Familien der Stadt durchgehen, eS war nichts Passendes zu finden. Am besten wäre eine reiche junge Wittwe — ja, das war's. Da entging man tun Schwiegereltern, wenigstens der Macht derselben. Es brauchte ja auch gerade keine ganz junge Wittwe zu sein, so bis dreißig, ohne Kinder natürlich, am liebsten auch ohne Eltern. Wo aber die Gesuchte finden? Ha, ein Gedanke! Wo? Natürlich in irgend einem Badeort, einer Sommerfrische, da giebt'S ja heirathSlustige Wittwen. Das ist eine bekannte Sache. — Und es stand plötzlich fest bei Cäsar v. Pöllnitz, daß ihm nur auf diese Art geholfen werden könne. Er blieb vor dem Spiegel stehen. Wahrhaftig, ein patenter Kerl, der ihm daraus eutgegenschaute. Die Wittwe konnte sich freuen! Interessante Blässe, wundervoller Scheitel, ein Schnurrbart von höchster Vollendung, tadellose Figur, breit in den Schultern, schlank in der Taille — das mußte doch mit dem Teufel zugehen, wenn es ihm nicht gelingen sollte, sein Ziel zu erreichen. Wie hatte sein großer römischer Namensvetter einst gesagt? Veni, vicki, viel! Ich kam, ich sab, ich siegte! Ja, den wollte er sich zum Vorbild nehmen; so würde er auch bald sagen können, wenn es ihm gelungen war, sich im Sturme eine reiche Frau zu erobern. — Aber eine Schwierigkeit war erst noch zu überwinden, bevor er sich auf die Suche begeben konnte. Unter welchem Vorwand Urlaub nehmen, jetzt vor dem Manöver? Hm, fatale Geschichte. Jndeß, ein findiger Kopf weiß sich zu helfen. Familien angelegenheiten — nein, damit war's nichts. Der Oberst wußte genau, daß er weder Eltern, noch Geschwister, sondern lediglich vier kindergesegnete Onkel besaß, die seiner Stütze nickt bedurften. Nein, das ging nicht, aber Krankheit, ja, er mußte den Stabsarzt herumzukriegen suchen, damit ihm der einen vierwöchigen Erholungsurlaub verschrieb. Cäsar v. Pöllnitz fühlte sich nun zwar in der That körperlich reckt wohl, aber er dachte eS sich nicht allzu schwer, den Stabsarzt davon zu überzeuge», daß er an hochgradiger Neurasthenie — dem modernen Uebel — leide. Da ließen sich ja eine Menge Symptome beschreiben, an deren Vorhandensein der Stabsarzt Wohl oder übel glauben mußte, weil es Gegenbeweise nickt gab. Da war erstens Herzklopfen. Nun, Herzklopfen bekam er, Cäsar v. Pöllnitz, in der letzten Zeit jedes Mal, wenn ihn: der Bursche ein Packetchen der bekannten ominösen Briefe überreichte. Ein zweites Symptom: Platzangst. Stets vorhanden, wenn er, im Begriff, über einen freien Platz zu geben, einen der Absender der eben er wähnten Episteln bemerkte. Drittens: Schlaflosigkeit. In der Regel nach einem Abend, an dem er unglücklich gejeut hatte. Viertens: Schwindel. Der befiel ihn immer, wenn er seine ganze Lage ernsthaft zu überdenken versuchte. Also vier hervorragende Symptome der Neurasthenie. Wenn er die dem Stabsarzt so recht beweglich, natürlich mit Fort- lassung der Ursachen, darstellte, dann mußte dieser ihm wohl oder übel den Urlaub verschaffen. Cäsar'S Hoffnung ging in Erfüllung, waS dazu diente, ibn in die beste Stimmung zu versetzen. Der Urlaub be willigt, die fünfhundert Tbaler in der Tasche — nun konnte die Brautfahrt losgeben. Aber wohin? DaS war noch die Frage. Keinesfalls in ein Weltbad; da war es zu schwer, näbere Beziehungen anzuknüpsen und die Verhältnisse der betreffenden Persönlichkeiten zu erkimden. Nein, es mußte ein gemüthlicher kleiner Badeort seilt, der hauptsächlich von Damen besucht wurde. Halt, jetzt batte er«: W. bei H. Ta war er al« halbwüchsiger Junge mal mit seiner Groß«
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