Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960922017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896092201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896092201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-09
- Tag1896-09-22
- Monat1896-09
- Jahr1896
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
-S22 «d Arbeiter« der Eisenbahu-Direction Breslau mitzutheilenden Erlaße welcher den Dank de« Minister« für die Leistungen de« Bahnpersoual« während derGLrlitzerManöver auS- spricht. Die Kundgebung hat folgenden Wortlaut: Berlin, de» 1b. September 1896. Au« dem Telegramm vom 14. d. M. habe ich mit Befriedigung entnommen, daß die umfang- reiche Truppenbeförderung zu den großen Manöver» bei Görlitz, sowie di« Rückbeförderung der ArmeecorpS nach Beendigung der Mau-ver, ebenso der erhöhte Personenverkehr an den Paradrtagen, besonder« die Beförderung der zahllosen Kriegervereine, anstandslos und ohne Störung bewältigt worden sind. Ich nehme hieraus gern Veranlassung, die königliche Eisenbahn-Direktion z« dieser außer« ordentlichen Leistung zu beglückwünschen und den betheiligten Be- amteu und Arbeitern für die bewiesene Umsicht und treue Pflicht- erfüllung meine warme Anerkennung auszusprechen. Der Minister der öffentlichen Arbeiten, vr. Thielen. L. Berlin, 21. September. (Privattelegramm.) Die heutige zweite Sitzung de« internationalen Araucn- eo»t>reffe«, die von Frau Bieber-Böhm geleitet wurde, begann mit der Verlesung eine« Gruße«, den Frau Gräfin Butlar-Haimhausen an den Congreß ge richtet hat. Da« Hauptthema der Sitzung betraf die erste Jugenderziehung, die Kindergärten, Jugendhorte u. dergl. Eingeleitrt wurden diese Verhandlungen mit einem längeren Vortrag der Frau vr. Henriette Gold schmidt-Leipzig über die internationale Bedeutung Friedrich Fröbel'« sür Familien- und VolkSerziebung. Alle inter nationalen Bestrebungen seien, wie die Rednerin auSführte, Stichen einer sich Bahn brechenden besseren Zeit, eine solche internationale Bestrebung sei auch die, die sich im Wirken Fröbel'« offenbare. Frau vr. Goldschmidt berührte dann noch die Frage de« weiblichen Dienstjahre« und feierte zum Schluß da- Erziehungswcrk al« ein Priesteramt. Es wurden darauf einige Berichte über den Stand der Frauenbewegung eingeschoben. Der russische Bericht, daß m Rußland manches noch im ersten Entstehen sei, daß man aber bei der herrschenden Begeisterung bald etwa« zu er reichen hoffe. Frl. Luise Ey-Porto, die am Schluß der gestrigen Sitzung nur ganz kurz batte sprechen können, berichtete dann sehr ausführlich über die wenig günstigen Verhältnisse in Portugal und Spanien. Nur die wenigsten Lehrerinnen seien seminaristisch gebildet. Geschichte und Geographie seien im Mädchenunterricht sehr mangelhaft, Literatur gar nicht ver treten, dagegen sei den Handarbeiten ein weile« Feld ein geräumt. Unter lebhaftem Beifall sprach sodann Miß Park au« Glasgow über die Nothwendigkeit der Kinderbewahr anstallen. E« sprachen hierauf Frau Plossow-Berlin über die Jugendhorte, vr. jur. Aureliu« Schmidt-Grünewald über Frauenthäligkeit für Knadenhorte und Fräulein Strich- Weimar über BolkSunterhaltungSabende. Alle Vorträge werden gedruckt. * Trakehncn, 21. September. (Telegramms Der Kaiser ist heute Vormittag 10 Uhr hier eingetroffen und hat sich mit dem Grafen Dohna zu Wagen nach Theerbude begeben. DaS kaiserliche Gefolge besteht auf dieser Reise au« dem Ober-Hof- und Haus-Marschall Grafen A. zu Eulenburg, dem diensttbuenden General ü la suite Generalmajor von Kessel, dem Flügeladjutanten Major von Böhn und dem Stabsarzt vr. Jlberg. * Posen, 20. September. Der polnischen Geistlich keit gelten die deutsch sprechenden Katholiken bekanntlich nur als solche zweiter Clafse. ES wird zu diesem Thema der „Tägl. R." au« der Parocbie Wielichowo im Kreise Schmirgel — derselben, die kürzlich auch von dem „Primas von Polen" besucht wurde, worauf dann bei seiner Durchreise in Opalenitza die bekannten Aufruhrscenen sich abspielten — Folgendes geschrieben: „Bei Gelegenheit der Mission, die in Wielichowo in der ver gangenen Woche stattsand, verlautete, der Herr Decan und Propst Gimzicki habe gestattet, daß eine der vielen Predigten (täglich 6 mit 2 Kalechismusstunden) auch in deutscher Sprache gehalten werde. ES begaben sich deshalb schleunigst zwei deutsche Lehrer zu Hoch würden, ihm ihre Dankbarkeit sür die ihnen völlig ungewohnte Aufmerksamkeit im Namen der deutschen Katholiken auSzudrücken und zu fragen, wann diese Predigt gehalten werde. Auf den Zügen de» hochwürdigen Herrn malt sich zuerst nicht geringes Erstaunen darüber, daß man sich in seinem Hause der deutschen Sprache bedient; dasselbe steigert sich aber nachgerade zur Verblüfftheit, al« er vernommen, um was es sich handelt, welch anmaßende» Ver langen man an seine seelsorgerische Thätigkeit zu stellen wagt. Mit den Worten: „Daran ist gar nicht zu denken!" sind die Herren verabschiedet und nehmen die erhebende Ueberzeugung mit nach Hause, daß ihre Seelen geistlichen Trostes und ZusprucyS nicht bedürfen. Der selbe Herr Gimzicki gestattete dem Gesangverein von Wielichowo auf dessen Bitte durchaus nicht, bei dem Begräbniß der deutschen Frau eines deutschen Lehrer» ein deutsche» Kirchenlied zu singen. Auch hat er bei dem Besuch des Herrn Erzbischofs seinen ganzen Einfluß geltend gemacht, daß er den „gebührenden", d. h. den bekannten nationalpolitischen Empfang erhielt: Reiter in polnischem Costüm, Ehrenjungfrauen in weißen Kleidern mit hellrothen Schärpen, Flaggen mit weißhellrothen Farben; auf La» Empfinden der deutschen Katholiken durfte nicht im Mindesten Rücksicht genommen werden. Einem jungen deutsche» Lehrer, der aus diesen Gründen einen Besuch unterlassen hatte, wurde vom Erzbischof selbst eine Rüge zu Theil. Ob aber zu diesem, in Gegenwart der Schulkinder, einiger geistlichen Herren und mehrerer Leute auS dem Volke gefallenen Ausdruck der erzbischöf lichen Ungnade nur der unterlassene Besuch Anlaß gewesen, oder vielleicht auch der Umstand, daß der betreffende Lehrer nur deutsch sprach und sogar so vermessen war, seinen in der deutschen Sprache genügend weit vorgeschrittenen Kinder» auch den Religions unterricht in dieser Sprache zu erthellen, vermag ich nicht genan anzugeben." * Detmold, 20. September. Der 8 and tag ist am 17. ds«. nach langer Pause wieder zusammengetreten, um zwei Vor lagen zu beratben, die für die Thronfolge und die Regent schaft im Fürstenthum maßgebend sein sollen. DaS erste Gesetz bestimmt, daß die nach dem bekannten Schied-- vertrage der erbherrlicheu Linien herbeizuführende Er ledigung de-Thronstreite- gesetzliche Kraft für die Thron folge haben soll, da« zweite will die Regentschaft de« Prinzen Adolf auch über da« Ableben de« jetzt geisteskranken Fürsten Alexander hinaus sichern, wenn bi« dahin ein Schieds spruch nicht vorsiege. Die Verhandlungen wurden durch eine Rede de- CabiuetSministerS v. Oertzeu eingeleitet, der sich über die historische Entwickelung der Angelegenheit ver breitete: Nachdem der Bundesrath die Einsetzung eine« ordentlichen Gerichtshöfe» durch Reichsgesetz abgelehnt habe, sei von allen Prätendenten schon im Frühjahr der Schiedsvertrag unterzeichnet worden. Der Reichskanzler habe sich darum eifrig bemüht, und großer Dank gebühre dem Könige von Sachsen, der den Borsitz übernommen. Jetzt müsse der Landtag dem Vertrag auch di« gesetz liche Sanktion geben. Bon conservativer Seite betonte Abg. Schemmel seine Zustimmung. Abg. v. Lengerke (nat.-lib.) ist zwar auch sür die Bewilligung des Schiedsvertrages, wenn er auch die Einsetzung eines ordentlichen Gerichtshofes lieber gesehen hätte, für die Arnderung des RegentschastSgesetzes will er sich aber nicht festlegen. Scharf wandte sich der freisinnige Abg. Asemissen dann gegen beide Vorlagen. Er machte aus seinem Bedenken gegen ein Schiedsgericht kein Hehl, der einzig richtige Weg sei der der Rechtsordnung; eS bestehe kein Bedürsniß, sich jetzt schon aus den Spruch des Schiedsgerichts zu verpflichten. Noch kritischer ver hielt er sich gegen die Aenderung des Regentschaftsgejetzes. Da einzig Richtige sei, daß Prinz Adolf die Regentschaft niederlege, dann würde „das Volk sprechen". Das monarchische Princip sei im Lande arg erschüttert, auch das Rechtsbewußtsein; eS werde be hauptet, da» ganze RegeutschastSvrrbältniß beruhe auf Verfügung des Kaisers. Abg. Moritz schloß sich in der Sache dem Abg. Asemissen an, wenn er auch einen weniger scharfen Ton anschlug; er trat offen für daS Erbrecht der Biestefelder Grafen rin. Auch der conservative Abg. Schemmel erklärte sich als deren treuen Anhänger, glaubte aber gerade deswegen dem Schiedsgericht zu stimmen zu sollen, um die Sache zu fördern. Von einer Erregung und einer Unruhe im Lande wisse er nichts. Abg. von Lengerke betonte nochmals sein Vertrauen zu dem Schiedsspruch und fand darin mehrfach Unterstützung, während die Opposition immer schärfer vorging. Schließlich wurde die Debatte abgebrochen. — Nebligen« ist die Annahme der ersten Gesetzesvorlage, betreffend daS Schiedsgericht, sicher, während die RegentschaflSnovelle auf sehr schwachen Füßen steht. Im Falle de« Ableben« de« Fürsten beansprucht nämlich der Landtag die Wahl de« Regenten al« sein Recht, und die Mehrheit bat offenbar den Grafen Ernst von Bieste.seid für diese« Amt im Auge. (Hamb. Corr.) * Botha, 20. September. Um eine Meinungsäußerung aller hiesigen selbstständigen Gewerbetreibenden überden Gesetzentwurf, betreffend die Zwang«innungen, zu er halten, hatte sich der hiesige Stadtrath an den Gewerbe verein mit dem Ersuchen um gutachtliche Aeußerung gewandt. In einer gestern Abend abgebaltenen öffentlichen Versamm lung von selbstständigen Handwerkern sprachen sich alle Redner für die Ablehnung deS ganzen Gesetze« in seiner vorliegenden Form au«. Betreffs der Regelung de« LehrlingSwesenS wurde die Initiative der Regierung al- erwünscht bezeichnet. Bei der Abstimmung über die Brauch barkeit de« Gesetzes erlangten die für die Ablehnung en dloo Eintretenden die Mehrheit, die Minorität hielt eine Um gestaltung de« Gesetzentwurf« für nothwendig. (M. Z.) * Weimar, 20. September. An die von un« mitgetheilte Erklärung, die Herr Oberbürgermeister Geh. Negierungsrath Pabst auS bekanntem Anlaß in einem klerikalen Fuldaer Blatte veröffentlichte, knüpfte die „Germania" eine grobe Polemik. Jyr ist darauf von Herrn Pabst folgender Brief zugegaogen: Weimar, 18. September 1896. Der Redaktion der Zeitung „Germania" erwidere ich mit Rücksicht auf den Artikel ergebenst, daß ich die Stärke und Bestrebungen der ultramontanen Partei recht genau kenne und meine Worte auch daS Richtige und die Wahrheit getroffen haben, den» sonst würde sich di« „Germania" über meine in einer rein protestantischen Stadt und in einer Versammlung, an der wohl höchsten» einige bezw. ganz wenige Katholiken Theil ge nommen haben, gehaltene Ansprache nicht so erbosen und nicht so erbitterte Artikel darüber schreiben. Bon Ihren in recht plumpem Ton geschriebenen, von abgedroschenen Phrase» strotzenden Er widerungen ist mir nur neu, daß ein Unterschied zwischen Ultra montanen und Katholiken nicht mehr bestehen soll, wenigstens nach Ihrer Ansicht; dann gilt eS sür alle Protestanten allerdings auf der Hut zu fein. Ich schließe die Debatte, denn Sie bekehren »öS nicht und umgekehrt; zu bloßen unnöthigen gegenseitigen An feindungen habe ich weder Lust noch Zeit. Ich bestreite nur, daß ich die Ultramontanen nicht auch nach ihrer Fayon und in Ihrem Glauben selig werden lasse» wollte, wie Sie behaupten; ich wünsche Ihnen und der ganzen Partei vielmehr eia rechtseltge« End«, und zwar ganz nach Ihrer Fagon. Mit Hochachtung ganz ergebenst Oberbürgermeister Pabst, Geh. R«g.-Rath. * Darmstadt, 20. September. Die katholische Frau de« evangelischen Fuhrunternehmer« Friedrich Keim von Neu- Isenburg hatte gegen den Willen und ohne Wissen ihre« Manne« da« vierte Kind ihrer Ehe, einen Knaben, während die anderen Kinder evangelisch getauft waren, katholisch taufen lassen. Al- nun der Mann da« Kind taufen lassen wollte und der zu diesem Zwecke bestellte evangelische Pfarrer in Begleitung eine« Mitgliedes de- Kirchenvorstande- in der Wohnung Keim'« zur Vornahme der Taufe erschien, gebildete sich die Frau wie tobsüchtig. Sie beschimpfte den Pfarrer und seinen Begleiter, demolirte die Badewanne de« Kinde« und spraug schließlich mit dem Kind zum Fenster hinaus. Frau Keim batte sich deshalb vor der Strafkammer wegen Be leidigung und Sachbeschädigung zu verantworten. Der Staatsanwalt beantragte wegen Beleidigung 50 und wegen Sachbeschädigung 20 -E Geldstrafe. Da« Gericht ging erheblich über da« beantragte Strafmaß hinaus und erkannte, wie die „Franks. Z." meldet, auf 4 Wochen Gefängniß und UrtheilSpublication. » * Stuttgart, 2t. September. Der gestrige BerbandStag der württembergischen Gewerbevereiue hat eine Resolution gegen den Entwurf, betreffend die Zwang«- organisation de« Handwerk-, angenommen. * München, 20. September. Der Gründer de« neuen „Bayerischen Bauern- und Bürgerbundes", Hr. I. Riblinger, giebt folgende Erklärung ab: „Ich habe von jeher die bayerische Bauernbewegung lebhaft verfolgt und mir aus eigener Initiative und ohne jeden äußeren Einfluß die Aufgabe gestellt, die durch Dritte verhetzten Bauern führer in beiden Lagern auszusöhnrn und nur eine geeignete Grund lage zur Einigung der freiheitlich gesinnten Elemente zu schaffen. Damit dürfte meine Thätigkeit nach dieser Richtung vollständig er- ledigt sein. Die „Deutsche Volk-Partei", der ich übrigens nicht mehr angehöre, hat mit der Bauernbewegung im Allgemeinen und mit meinem Eingreifen in dieselbe im Besonderen absolut nichts zu thun und fallen demgemäß auch alle an diesen Umstand von der Presse aller Parteien geknüpften Eombinatiouen in sich selbst zusammen." Immerhin bleibt die Thatsache bestehen, daß da« hiesige demokratische Organ sich deS neuen Bundes mit ganz be sonderer Liebe annimmt und auch über die jüngsten Vorgänge weit besser als die gesamntte bauernbündlerische Presse unter richtet ist. Uebrigen« werde», der „Allg. Ztg." zufolge, au« Franken sehr drastische Proteste gegen diese neueste Phase in der Entwickelung der Bauernbundsbewegung laut. Oesterreich -Ungar«. R. Graz, 2l. September. (Privattelegramm.) Die Grazer Landgemeinden wählten unter maßlosem klerikalen Druck den au- der Cillier Affaire bekannten Kaltenegger abermals in den Landtag, der Gegenkandidat BolkSdichter Morre erhielt nur sieben Stimmen weniger. * Pest, 21. September. (Telegramm.) KaiserFranz Josef ist mit großem militairischen Gefolge, in Begleitung deS auswärtigen Militairattache«, in Csakathurn zu den Kaisermanövern eingetroffen und am Bahnhöfe von dem Obcrgespan und dem Vicrgespan mit einer Ansprache be grüßt worden. Frankreich. * Marseille, 20. September. Beide Führer der armeni schen Aufrührer sind au« dem hiesigen Gefängniß ent lassen worden und nach Genf abgereist. * Bordeaux, 19. September. Bei der Versteigerung von nicht abgeholten Gütern auf dem hiesigen Bahnhof fand man in einer Kiste, die mit „Küchengeschirr" bezeichnet war, 50 Dynamitpatronen, zahlreiche Lunten und 33 lcg einer verdächtigen Fettmasse. Diese Kiste hatte vor einigen Monaten ein Eisenbahnarbeiter Namen« Bonnefond an seine Frau gesandt; e« wird nach ihm gefahndet. Spaniers. * Madrid, 21. September. (Telegramm.) Die letzten Nachrichten von den Philippinen verursachen hier Beunruhigung; man glaubt, daß neue Verstärkungen entsendet werden dürften. Großbritannien. * Loudon, 21. September. (Telegramm der Voss. Ztg.) Ja einem augenscheinlich beeinflußten Leitartikel kenn zeichnet der „Standard" die Stellung der britischen Regierung zur Orieutfrage. Lord Salisbury habe nicht, noch hatte er die mindeste Absicht, unabhängig von den übrigen Mächten Gewalt anzuwenden. Er sei nicht ein Haar breit von dem hergestellten, m Wien, Berlin, selbst in Pari« ebenso stark wie m London hochgehaltenen Grundsätze ab gewichen, daß Konstantinopel keiner Großmacht gehören dürfe. AuS den Gründen, die er selber am besten wisse, habe der Zar e« abgelehnt, gemeinsam mit Großbritannien physische Gewalt anzu wenden, um den Sultan zu zwingen, ander« zu regieren. E« sei ihm gelungen, Oesterreich, Deutschland und Frankreich zu derselben Anschauung zu bekehren. Unter diesen Umständen wurde Lord Sali-bury gewahr, daß die Anwendung von Gewalt undenkbar sei, falls er nicht vor bereitet sei, England und ganz Europa in einen riesigen Zwist zu verwickeln. Er habe sich eher eine diplomatische Schlappe gefallen lassen, als ein so ernstes Unglück über die Welt heraufzubeschwören. Die festländische Meinung beginne allmählich sein Verhalten zu verstehen uud zu wür digen. Der „Standard" schließt: „Nachdem Lord SaliSbury'S Vorschlag abgelehnt worden, müsse der nächste Vorschlag von den Mächten auSgehen. England werde keine Schwierigkeit in dessen Annahme bereiten, wenn er dem Frieden und der Reformation der Türkei dienlich sei, aber in weiterem Verzüge liege Gefahr. Obwohl England nicht da« Recht beanspruche, die Orieutfrage uud da« Schicksal de« Sultan« oder die Verfügung über Konstantinopel unabhängig von dem übrigen Europa zu regeln, könne keiner anderen Macht oder Gruppe von Mächten gestattet werden, diese Fragen ohne Mitwirkung oder Zustimmung England« zu lösen. — Die geplante große Londoner Entrüstungs versammlung findet am 19. Oktober unter Vorsitz des Bischofs von Rochester statt. Gladstone und der Herzog von Argyl wurden dazu eingeladen. Orient. * Koustanitnopel, 20. September. (Telegramm. Mel- düng des „Reuter'schen Bureau«".) Hier sind Meldungen über da« neuerdings in Eg in (Vilajet Karput) statt gehabte Gemetzel eingelaufen, welche besag»», daß die Unruhen zwei Tage, den 15. und 16. d. M., hindurch andauerten. DaS armenische Quartier wurde von den Kurden angegriffen. Nach den bei der Pforte ein gegangenen Nachrichten sind 600 Armenier getödtet worden. * Sofia, 20 September. Man will am Wahltage ein Bombenattentat, geplant gegen Stoilow, entdeckt haben, und eS hätten Verhaftungen unter der Partei Rados- lawow stattgefunden; zwei Personen seien bereits geständig. Die „Swoboda" bezweifelt die Richtigkeit dieser Meldungen Marine. * Berlin, 21. September. (Telegramm.) Laut telegraphischer Meldung an das Oberkommando der Marine ist S. M. iS. „Cormoran", Kommandant Eorvetten-Capitain Brinkmann, am 20. September in Port Arthur angekommen und beabsichtigt, am 21. desj. Mts. wieder in See zu gehen. Schapirograph ist ein neuer unübertroffener Vervielfältigungs- Apparat zur selbstständigen kostenlosen Herstellung von Druck- jachen aller Art, sowie zur Vervielfältigung von Briefen, Akten stücken, Zeichnungen, Noten, Plänen, Programmen rc. rc. in Schwarzdruck. Die Handhabung dieses Apparates ist für jeden Laien eine erstaunlich einfache, der Erfolg unausbleiblich uud garantirt. Bon einer mit Tinte auf Papier hergestelltrn Schrift oder Zeichnung erzielt man ohne Presse und ohne jede Chemikalien auf die einfachste Weise ca. 15V Abzüge innerhalb 15 Minuten. Ein Schapirograph für Quart und Folio kostet mit allem Zubehör nur 17. Zum Beweise, daß der Schapirograph der beste Ver- vielsältigungS-Apparat ist, sind wir bereit, denselben auf unsere Gefahr und ohne Zahlung zum probewcisen Gebrauche für 5 Tage franco zu versenden und beanspruchen wir im Falle der Rücksendung keinerlei Entschädigung. *) Prospekt und Druck proben frei. HoiniLllllSllrvstL L vo., LKL Special-Geschäft für Patent-Artikel. «In LenolivLrLtv» «Iss. Eine Sonnenfinsterniß betrachten wir durch ein geschwärztes Glas; wenn wir aber 'ein hübsches Gesicht oder eine großartige Gegend betrachten wollen, legen wir gewiß das geschwärzte Glas bei Seite. Nun sieht aber die Seele Alle- durch den Körper; wenn dieser schwach oder krank ist, dann kann die Seele nicht mehr unter scheiden, sondern tappt im Finstern herum wie in einer dunklen Höhle; und wenn dieser Zustand lange andauert, verlernt man schließlich das Sehen. So ist es nicht blos mit der Sehkraft, auch alle anderen Fähigkeiten unterliegen diesem Gesetze, und dabei merken es die meisten Menschen im Anfang gar nicht, wenn sich solch ein Schaden im Körper einntstet; nur in ihrer Stimmung drückt sich das aus, daß sie keine Freude am Leben haben, daß ihnen das Leben kein Genuß ist; verdrießlich und ärgerlich sind sie und wissen eigentlich nicht, warum; sie ahnen ja nicht, daß das Alles nur daher kommt, daß sie eine schlechte Verdauung haben, daß die Speisen, welche sie genießen, nicht in richtiger Weise vom Magen verarbeitet und zum Ersatz der Kräfte in das Blut übergeführt werden. Was Wunder, daß solche Menschen keinen Genuß vom Leben haben; denn wenn sich Jemand nach jedem Essen unbehaglich fühlt, woher soll er dann die gute Laune nehmen? Dabei ist es so einfach, diesem schlimmen Zustand abzuhelfen, man muß nur dafür sorgen, daß dem Magen nickt zu viel Ber- dauungsarbeit zugemuthet wird, wenn er schwach und krank ist, und daß der Körper dabei doch genügend Nahrung erhält. Das geschieht durch rMDLOI,. Dies ist nämlich ein Nahrungsmittel, welches bereits künstlich verdaut ist, vom Magen also keine Verdauungsarbeit mehr verlangt und ihn so durch Ausruhen wieder kräftig werden läßt. AVI'ROI- hat aber noch eine weitere gute Eigenschaft: es enthält Berdauungsfermente, welche die Verdauung auch anderer Nahrungsmittel im Magen unterstützt, es spart dem Körper also in doppelter Beziehung Kraft und Arbeit. Daher auch sein großer Erfolg. Lebenslust und heiterer Sinn folgen seinem Genuß auf dem Fuße. Volle Körperformen und Zu- nähme des Körpergewichts bewundern die Menschen nach dem Genuß desselben an sich, welche bisher in Folge schwacher Verdauung ab- gemagert waren. Jeder Eßlöffel (18,5 Gramm) ANDROV enthält ungefähr: 7,2 Gr. Dextrose, 6,25 Gr. Maltose, 1,56 Gr. Dextrin, 0,056 Gr. Salzsäure, chemisch rein, 0,031 Gr. dialysirtes Pepsin, 0,031 Gr. Bromelin (ein Berdauungsserment aus der Ananasfrucht gewonnen). Herr llolorlvd Selael, Porzellanmassenmüller, Hohenberg in Bayern, schreibt am 20. Juni 1896: Ich theile Ihnen mit, daß mir da» von Ihnen gesandte XVDLOV vortrefflich geholfen hat. Ich habe mich sehr gestärkt gefunden und bekam Appetit, daß ich für drei Mann essen könnte. ES wird weitere Bestellung gemacht werden. IkllDLOV ist in den Apotheken zu haben. Preis 3 pr. Flasche. Eine interessante Broschüre gratis und franco durch üLIvvv «L Qo>, Dresden, Polierstraße 21. OeselrI. ' M Dnübeclwllen rum ge- M ALlmereini^en uiui scmlllt. rullunäspiiluuzen. klagen und der Tischgespräche der Dalmatier. Mehr al« Erzählungen und Schilderungen e« vermögen, entwerfen un« diese Lieder ein lebendige- anschauliche« Bild von den Sitten, den Gebräuchen, den Ansichten und der Lebensart de« serbischen Volke« und gestatten un« manchen tiefen Blick in dessen Welt anschauung und moralisches Empfinden. Sämmtliche neuere Volkslieder der Serben ragen durch Naivetät der Auffassung, Natürlichkeit de- Ausdruck«, Innig keit de- Gemüthe«, orientalische Gluth und griechische Plastik vortheilhaft hervor. E« sind theil« größere epische Rhapsodien, theil» kleine romanzenhafte Erzählungen, theil« Lieder, welche die Helden der letzten Kriege und die Liebe verherrlichen. Da« Versmaß der kleinen Lieder besteht meistens au« Tro chäen und Dactylen uud hat «ine große Ähnlichkeit mit den Rhythmen anakreontischer Oden. Die Liebeslieder, welche Frauen und Jünalingen bald in lieblich gehaltenen, bald in leidenschaftlichen Klängen von den Lippen tönen, werden regel mäßig von der „GuSla" begleitet. Wie schlicht und einfach und dennoch wie anschaulich wird uu« in der „Beschreibung einer serbische» Schönheit"*) em hübsches Mädchen geschildert. Liebe» Mädchen von Gemeudria **), Kehn Dich zu mir hernieder, Daß Dein Angesicht ich seh,! Heil Dir, Jüngling, »nd Gesundheit! Warft D« wohl ans dem Markte? Sahst Du «in Blatt Papier dort? Sieh«, als» ist meta Antlitz. Warst Dn in der Herberg« jrmal»? Sahst D» d«a rothe» Wei» dort? Siehe, so find m«ia« Wang«». Bist Li» üb««'» F«ld gegangen? Hast d«a Schleedorn D« gesehen? Stehe, so find mrtu« A«g«a. *) Drotsch »ach Talvj. **) Di« Aistiing Semendria war «inst di« Residenz der s«rbisch«n mW spielt« dah«r in der Geschichte d«S Lande« «ine groß« Gingst D» läng» de» MeereSstrand«»? Sahst Du dort die kleinen Lykin?*) So sind meine Augenbrauen. Von unnachabmlicher Einfachheit, gewinnender Anmuth und rührender Treuherzigkeit ist da« kleine Lied „Nach geschmack". Im Original hat diese« Lied die Assonanz, die namentlich in der spanischen und der portugiesischen Poesie häufig Anwendung findet. Im Deutschen jedoch kommt diese Art unvollständigen Reim«, bei welchem nur die Vocale, nicht die Consonanten sich decken, in Originalwerken nur vereinzelt vor, so z. B. in Fr. Schlegel'« „AlarkoS". DaS kleine serbische Lied lauter also: Welch« Zett der Nacht ist'» heut«? Kommen wollte doch die Liebste, Komm«» wollt« sie und kommt nicht. Harrt' ich bi» zu Mitternächten, Einsam schlich ick dann noch Hause. Auf der Brücke kam di« Liebste, Einmal küßt' ich sie für zehnmal. Honigsüß blieb mir die Lippe, Grab' al« hätt' ich Zucker «essen, Zucker gessen, Meth getrunken. Wie überall, so wird auch iu den serbischen „Frauenliedern" den Männerschwüren wenig Glauben geschenkt. Man ver gleicht die Treue der Männer dem weiten Himmelsbogen, der bald in glänzender Schöne strahlt, bald von dunklen Wolken verhüllt wird. Weißt Du, Seel«, al» D« mein gewesen, Thräneaströme mir im Schooß vergossest, Thränenström' und unter Weine» sckwurst? Gott soll jede» arm« Mädchen strafen, Die den Männern treuen Glauben beimißt. Wie der Helle Himmel ist dort oben, Jetzt hriter, aber jetzt bewölket, Also ist di« Treue bei den Männern. Wen« sie liebe» (sagen sie): „Herz, ich will Dich freie»." *) Blutegel, im Serbischen ohne de» widerliche» Rebenbeariff d«S Blutsaugrn« (pjjnvitno — Trink- oder Saugthierchea), sind im Volkslied« rin althergebrachte« Bild für Augenbrauen, gerade wie Schwalbeuflügel für Augenlider. Sind erhört sie (sprechen sie): „Warte bi» -um Herbste!" Herbst vergeht, r« rückt heran der Winter, Sprechen dann mit einem andern Mädchen. Recht niedlich und anmuthig, höchst originell und so ganz dem südslawischen Charakter entsprechend, ist da« kleine Liedchen: „Keine Wittwe". E« wachst im weiten Serben lande de- feurigen Weine» so viel — weshalb sollte man da Wasser trinken? In den Städten und auf den Dörfern bangen sich voll heißer Sehnsucht schöne, schmucke Jung frauen sonder Zahl nach einem liebenden Gatten — warum wollte man also um eine Wittwe freien? O mein Misch», wo doch warst Du gestern? „Meine Theure, that der Kops mir wehe!" Hab' ich» Dir nicht oft gesagt, meta Mischo, Trink nicht Wasser, lieb« keine Wittwe! Fieber nur bekommst Du von dem Wasser Und ansteckend ist der Wittwe Herzeleid. Trinke lieber Wein und lieb ein Mädchen! Wie ein junge« Mädchen sich schöner dünkt al« Sonne, Mond und Sterne, wie dann die Sonne, darüber erzürnt, bei Gott Klage erbebt wider die hochmüthige Schöne, und wie endlich der Schöpfer und der Herr der Welt über die eitle, schöne EvaStocher «ine empfindliche Strafe ver hängt, wird un« in dem Liede: „Strafe de« trotzigen Mädchen«" in recht drastischer Weise geschildert. Da da« Lied nicht zu lang ist, mag e« hier für sich selber sprechen. Prahlend trotzt ein Mädchen einst der Sonne: „Bin doch schöner noch, al« Du, o Sonne, Schöner noch, al« Deine beiden Brüder, Al» der Mond, der Nacht» am Himmel glänzet, Und der Stern, der an dem heitern Himmel Stet« voran« den andern Sterne» wandelt, Wie der Schäfer vor den weißen Schafen." Klagt e» Gott daranf die Helle Sonne: ,,Wa« zu thun mit dem verwünschten Mädchen?" Und der Sonne leise Gott erwidert: ,Delle Sonne, meta« liebe Tochter, Sei Du fröhlich, sei nicht all zu böse! Wollen schon »och mit ihr fertig werden. Schein« und verbrenne ihr da« Antlitz! Aber ich will schlechte« Glück ihr geben, Will ihr lauter kleine Schwäger geben, Schlimme Schwieger und noch schlimmere Schwäher. Dana soll ihres Trotzes sie gedenken!" Liebeglühend und doch ungeliebt klagt in dem an- muthigen herzigen Liedchen „Armes Kind" eine juaendfriscke schöne Maid, einsam inS klare Wasser blickend, leise vor sich hin, weil noch nicht „der Brautkranz ihre Locken zieret". Sie denkt wehmuthSvoll mit dem Dichter: „WaS hilft mir all mein Blühen, blüh' ich für mich allein!" Sie bat schon Ausschau gehalten unter den Söhnen deS Landes, und sie hat ihn bereit« gesehen, „den daS Herz verlangend wählt". Doch hören wir da« liebliche Liedchen selbst: Wasser trug daS junge Mädchen, Neigte sich zum Wasser nieder, Sagte zu sich selbst die Worte: „Armes Kind, wie bist so schön Du! Hättest Du ein grüne» Kränzlein, Wärst Du, Arme, noch viel schöner. Möchte wohl den Hirten lieben, Der da hergeht vor den Schafen, Wie der Mond geht vor den Sternen." Die Heimath dieser Lieder bilden nicht blo« die wenigen Landstriche, die wir heute unter dem Namen „Serbien" kennen, nem, die Sprache, in welcher diese Lieder gedichtet und gesungen werden, erstreckt sich in nur wenig abweichenden Dialecten über Serbien, Bosnien, Dalmatien, Herzegowina, Montenegro, Slawonien, den Südosten von Kroatien und den Banat. Die Melodie ist höchst einfach, da die Serben von jeher der Musik eine höchst geringe Pflege widmeten; sie bewegt sich blo« zwischen wenigen Tönen und erhebt sich nur bei wichtigen Momenten und bei lyrischen Stellen zu einem etwa- mehr melodischen Gange. Die serbischen Volkslieder wurden zum ersten Male ge sammelt von Wuk Stephanowitsch Karadschitsch (s- 1864), dem Wiedererwecker der serbischen Nationalität und dem Begründer der heutigen serbischen Schriftsprache und Literatur. Seme beiden musterhaften Sammlungen der Volkspoesie wurden in viele europäische Sprachen übersetzt. Deutsche Uebersetzungen lieferten Talvj (Pseudonym für Frau Professor Robinsou) und Siegfried Kapper.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder