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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.09.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960924012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896092401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896092401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-09
- Tag1896-09-24
- Monat1896-09
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VS78 da» 2. Regiment ln Stettin beauftragt, in der Sache ein Ehrengericht zu bilden. DaS Ehrengericht hat nack An hörung de» Angeklagten entschieden, daß ihm der Titel eines Officier» abzusprechen sei; er habe eine standes- widrige Handlung unter erschwerenden Umständen begangen. DaS Urtheil mußte dem König zur Bestätigung vorgelegt werden. Darauf erschien eine CabinetSordre, die dem Angeklagten ebenso wie da» Urtheil im August durch Vorlesen bekannnl ge macht wurde. In der CabinetSordre ist gesagt, das Urtheil sei viel zu hart und entspreche der Sachlage nicht. Es liege gegen Kümmert nur der einzige Fall vor und das Ober verwaltungsgericht selbst sage nicht, daß er deshalb nicht mehr Beamter sein könne. DaS EhrengerichtS-Erkenntniß wurde durch die CabinetSordre dahin abgeänbert, daß dem Angeklagten nur da» Recht abzusprechcn sei, die Uniform eine» Officier» noch zu tragen. Kümmert hat das Erkenntniß iu der nächsten MaaistratSsitzung den Mitgliedern mitgetheilt. Kümmert war bei Beginn des Krieges 1870 Kreisrichter in Zanow bei Köslin und Premierlieutenant der Landwehr. Als solcher führte er die Compagnie des „Schivelbeiner Lanv- wahr-BataillonS" nach Frankreich. Die Compagnie war im Jahre 1871 bei der Belagerung und Einnahme der loth ringischen Festung Longwy betheiligt." 2-- verlt«, 23. September. (Telegramm.) Die „Nat.- Ztg." vernimmt von zuverlässiger Seite, die Besprechungen veS Direktors Or Kayser mit dem Gouverneur Major ». Wtffmann hätten vor Allem den Zweck gehabt, über einzelne zwischen der Colonialabtheilung und dem Gouverne ment von Deutsch-Ostafrika schwebende Puncte ein Einver nehmen zu erzielen; über diese Puncte sei auch eine volle Ueberernstimmung herbeigeführt worden. D Berlin, 23. September. (Telegramm.) Auf der Tagesordnung der ersten, Anfang October stattfindenden Sitzung des BundesrathcS sieben der „Post" zufolge die Handwerker-Dor läge, die Novelle zu den Arbeite r- versichernnaS-Gesetzen, sowie kleinere, Elsaß-Loth- ringen betreffende Vorlagen. L. Berlin, 23. September. (Privattelegramm.) Die „Nat.-Ztg." erhält folgende Zuschrift: „Die „Germania ereifert sich über eine angebliche Aeußerung des Prof. Fricke au» Leipzig auf der Dessauer Generalversammlung des Gustav-Adolf-DereinS in der Antwort an die Waldenser: „Der König Humbert ist ja Protestant". Ob di« Aeußerung so gefallen ist oder nach Wortlaut und Zusammenstellung anders, wissen wir nicht, daS Stenogramm der Versammlung wird das zeigen. Aber jeder Unbefangene und UrtheilSfä hige siebt, daß daS Wort, wenn eS gebraucht worden, nickt als ConfessionL- bezeichnung zu verstehen ist, sondern ideell. Ein König, der seinem Reiche völlige Gewissensfreiheit giebt, waS nur „pro testantisch" ist, ein König, der, obgleich Katholik, wie auch der Kaiser von Oesterreich allen Denominationen seines Landes mit gleicher Güte und Gerechtigkeit begegnet, ein König, der erst vor Kurzem in Turin und in den Tbälern Savoyens selbst die Waldenser empfangen, ausgesucht und öffentlich belobt hat wegen ihrer heldeumüthigrn Treue gegen ihren Glauben und wegen ihrer hervorragenden Ergebenheit für ihren König und ihr Vaterland Italien, der ist nicht „ultramontan"-katholisch, sondern hat — wie Millionen guter Kaiholiken sonst — einen tiefen protestantischen Zug. Und das war jedenfalls der Sinn der Fricke'schen Aeußerung und die Freude der ganzen Welt, die Duldung und Frieden will." (AuS der bereits mitgetheilten telegraphischen Erklärung des Herrn Geh. Kirchenraths Prof. v. Fricke geht hervor, daß er in der That nichts Andere- gesagt und gemeint hat, als was der Verfasser der Zuschrift als selbstverständlich an nimmt und waS jeder Unbefangene und UrtheilSsähige hätte vorauSsetzen sollen. D. Red. d. „Leipz. Tagedl.") v. Berlin, 23. September. (Privattelegramm.) D«r Kraueneongretz erörterte unter immer noch steigender Theilnahme in der heutigen Bormittagssitzung unter Vorsitz der Frau vr. Schwerin-Berlin die Fragen der Thätigkeit der Grau in Handel, Industrie und Gewerbe. Frau Scklesinger - Eckstein auS Wien berichtete zunächst über die in Wien an- gestellte Arbeiteriunen-Enquete, welche in vielen Fallen eine brutal« Ausnutzung der weiblichen Kraft bis zur Erschöpfung «pgrben habe. DaS gelte namentlich von denZiegeleiarbeiterinnen, die ein geradezu menschenunwürdiges Dasein führen müßten. Die Arbeitsräume seien vielfach ungeeignet dieErnährung meist mangel haft befunden. Bleichsucht und Tuberkulose seien in manchen Gewerben nicht» Seltenes. Prostitution sei vielfach die Folge d«S Fluches, der auf der Arbeit laste. Die Enquete habe leider die menschliche Gesellschaft nur wenig aufgerüttelt. Heber die WomenS Trade Union in Großbritannien be richtete Miß Florence Routledge. Die Trade Union besteht seit 29 Jahre«. Zur Zeit sind in den vereinigten Königreichen 100 000 Arbeiterinnen organisirt, davon 95 Procent au» der Textil-Industrie. Die Organisation ist überall weit vorgeschritten. Im socialdemokratischen Sinne besprach Frau Lily Braun-Berlin die Arbeite- rinnenfraae. Die Frauenfrage sei nur ein Theil der socialen Frage. Die Mafien würden durch da», WaS der Congreß bezwecke, nicht berührt. Wer mit der socialen Frage sich beschäftige, müsse uothwendigerweise zur Social- demokratie gelangen. (Beifall, Zischen.) Die Rednerin schloß mit der Empfehlung der geplanten socialdemokratischen Versammlung, von wo aus man ein richtigeres Bild von der Lage der deutschen Arbeiterinnen mitnehmen werde, als vom Congreß. Or. weck. Maria Montessori-Rom besprach auf Grund der Erfahrungen ihrer ^rimath die Lobnfrage der Arbeiterinnen und bat den Congreß, der Forderung zuzustimmen, „man solle in jedem Lande durch die vertretenen Genossenschaften eine praktische wirksame Arbeit ins Werk setzen, daraus ausgehend, daß die Löhne der Arbeiterinnen in den staatlichen und unter staat licher Controle stehenden Fabrikstätten und ferner auch daS Gebalt der weiblichen Beamten denen der Arbeiter und der männlichen Beamten gleichgestellt werde." (Beifall.) Frl. Agnes Hermann-Berlin besprach die Lage der Handlungögehilfinnen, die pecuniair an sich nicht schlecht sei. Lebhaft beklagt wurde eS von den Rednerinnen, daß die Handlungsgehilfinnen keinen Schutz gegen die sittlichen Angriffe der CbesS Kälten. Die Rednerin verlangte ein Gesetz, das diese Angriffe als Ausbeutung der Nothlage in gleicher Weise wie den Wucher bestrafe. Madame Vincent-Paris berichtete über die französischen Bestrebungen zur Hebuug der Arbeiterinnen, namentlich auf gewerbegcrichtlichem Gebiete. Frau vr. D a ö z y n s k a - Berlin erörterte in statistischem Vortrage die Frage der weiblichen Uebervölkcrung; eS folgien dann noch Berichte über verschiedene Institute einschläglichen Gebiets in Riga, England, Hamburg. Der Magdeburger Hausfrauenverein unterbreitete dem Congreß einen gedruckten Bericht. LH Berlin, 23. September. (Privattelegramm.) In Folge von Differenzen, die zwischen der Leitung und dem Setzerpersonal der socialvcmokratischc» Genossenschafts- Bnchdrnckcrei in Solingen ausgebrochen sind, haben die Setzer die Arbeit eingestellt, weshalb auch die dort hergestellte „Bergische Ardeiterstimme" nicht erschienen ist. — Der Kaiser hat, der „Henneb. Ztg." zufolge, auS seinem Dispositionsfonds für den niedergebrannten Ort Brotterode 60 000 bewilligt. — Ein Denkmal Kaiser Wilhelm'S I. wird in Canada ausgestellt werden. Die Deutschen von Canada haben die Berliner Bildgießerei Martin L Piltzing mit der Ausführung betraut. Es ist laut der „N. Pr. Z." eine mit dem Helm bedeckte Kolossalbüste deS Kaisers, die Reinhold Bezas geschaffen hat. Das Werk ist in Kupfertreibarbeit ausgeführt. Das Postament wird in Canada hergestellt. — Ein angeblicher Brief des Fürsten Bismarck über Vie Doppelwährung macht zur Heil die Runde durch die Presse. Er soll nach einem Kabel-Telegramm des „New Jork Herald", Pariser Ausgabe, zu Händen deS Gouverneurs von Texas, Culberson, gekommen sein, der kürzlich in einer demokratischen Versammlung erklärt habe, er uabe sich an den Fürsten vor einiger Zeit in Betreff der Silberfrage gewendet und von dem deutschen Staatsmann nunmehr die folgende Antwort erhalten: Sehr geehrter Herr! Ich habe immer eine Vorliebe für Doppelwährung gehabt, wollte aber nicht, so lange ich im Amte war, meine Ansichten über die Frage gegen die Meinungen der Sach- und Fachkenner als unfehlbar aufrecht erhalten. Ich neige jetzt dem Glauben zu, es sei räthlich, zwischen den Nationen, die den Welthandel tragen, ein gegenseitiges Abkommen zu Gunsten der Doppelwährung zu Stande zu bringen. Vom kommerziellen und industriellen Standpunkt betrachtet, zeigen sich die Vereinigten Staaten weit freier in ihren Bewegungen als irgend eine Nation Europas. Sollte daher das amerikanische Volk selbst» ständig und unabhängig vorgehen, so glaube ich sicher, daß es einen höchst heilsamen Einfluß aus das Zustandekommen eines internatio nalen Vertrages und den schließlichen Eintritt jeder europäischen Nation in dir Liga ausüben würde. Ihr ergebener Diener Bismarck. Man kennt die Mittel, die in Amerika bei Wahl bewegungen angewendet werden und für erlaubt gellen, zu gut, als daß man den Brief, bevor die „Hamb. Nachr." thn be glaubigt haben, für echt halten müßte. Ueberdies würden die deutschen Agrarier von der angeblichen Vorliebe deS Fürsten für Doppelwährung Wohl längst etwas erfahren und sicherlich nicht gezögert haben, daraus Capital für ihre Agitation zu schlagen. — Mit herzlicher Befriedigung schreibt der „Vorwärts": „Nie vorher hat bekanntlich das Polenthum in dem öst lichen Theil der preußischen Monarchie solche Fort schritte gemacht, als in der Aera des „geeinten Deutsch lands". Es kann daher nickt verwundern, daß selbst daS polnische Theater in der deutschen Reichshauptstavt eine Stätte sucht und vielleicht behaupten wird." — Die socialdemokratische Fraction wird, wie die „M. N. N." hören, im Reichstag eine Interpellation einbringen, des Inhalts, ob die deutsche Regierung die fran- zösiscke um die Ausweisung der Abgeordneten Bebel und Bueb angegangen habe und ob auf Anregung der deutschen Regierung eine internationale Vereinbarung ge troffen worden sei, nach welcher socialistische Führer, die in einem anderen Lande agitatorisch auftreten, ohne Weiteres auSgewiesen werden sollen. — Der bl-ber km Auswärtigen Amte beschäftigte Assessor Glahn ist dem Gouvernement von Kamerun zugetheilt worden und wird nächste Woche mit dem Dampfer „Melita Bohlen" dte AuS» reise von Hamburg au» antrrten. — Der Dirigent der Personalienabtheilung de» Auswärtigen Amtes, Wirk!. Geh. Legationsrath v. Eick Horn, hat einen mehr- wöchigen Urlaub angetreten. Für dir Dauer seiner Abwesenheit ist der Geh. Legationsrath Kammerherr v. Mohl mit der Ver tretung beauftragt. * Flensburg, 22. September. In Folge der Bekannt machung der Flensburger Schiffsbaugesellschaft, von heute an die Arbeiten aller Branchen einzustellen, beschloß eine von mehr als 1000 Personen besuchte Versammlung ausständiger Werftarbeiter, die Arbeit nur unter der Be dingung wieder aufzunehmen, daß die früher von ihnen ge stellten Forderungen bewilligt würden, obgleich die Direktion drohe, von auswärts und vom Ausland« Arbeitskräfte heran- zuziehen. * Königsberg 1. Pr., 22. September. Nach der „Hart. Ztg." wurde der NegierungSassessor Umpfenbach wegen Herausforderung des AmtsgcrichtSrathS Alexander in der be kannten Börsengartenaffaire vom Kriegsgericht zu drei Tagen Stubenarrest verurtheilt. * Posen, 22. September. AuS Opalenitza geht dem „Posener Tageblatt" von einem der Augenzeugen noch folgende Mittheilung zu: „Ich machte beute Herrn von Carnap einen Besuch und wurde bei dieser Gelegenheit von ihm dringend gebeten, der Wahrheit gemäß Ihnen mitzutheilen, daß er am Abend des traurigen ExcesseS dem polnischen Pöbel ohne jede Waffe die Stirn bieten mußte. Ich war Augenzeuge, wie Herr von Carnap in männlich deutscher Weise und wie es einem deutschen Officier geziemt, den Platz behauptete und ruhig wartete, bis ibm sein Degen überbracht wurde, der ihm lediglich zur Selbstvertheidigung dienen sollte. Ich kann nicht umhin, dieses Moment noch besonders zu betonen, da das correcte Auftreten eines preußischen OsficierS einzig und allein als versöhnende Tbatsachc bei dem traurigen Vorkommniß er scheint!" — Auch auf polnischer Seite verurtheilt man ver einzelt die Ausschreitungen in Opalenitza. Der „Oren- downik" schreibt: „Jeder vernünftige Pole, der unsere jetzt so unklaren, geradezu beklagenswertben Verhältnisse versteht, wird über die vorgekommenen Excesse untröstlich sein und dieselben niemals gutbeißen können." Dieser Haltung stehen in häßlicher Weise der „Dziennik" und der „Kuryer" gegen über. Ersterer bringt in großem Druck folgende Notiz: „In Sachen des in Opalenitza mit Herrn von Carnap Vor- gefallenen ziehen wir nicht nur nichts zurück, es kommen im Gegen- thcil jetzt noch Sachen zu Tage, Lenen man fast kaum Glauben schenken kann. Die öffentliche Meinung von ganz Deutschland wird in Verwunderung gerathen, wenn wir von dem Material Ge brauch machen werden, welches bezüglich der amtlichen Thätigkeit des Herrn von Carnap in Wielichowo jestgcstellt worden ist und das ein charakteristisches Lickt auf diesen geradezu exccptionellen Commissar wirst. Mit diesen Beweisstücken werden wir nöthigensalls dienen können." Aehnlich drückt sich der „Kuryer" auS. Bei der Ver logenheit der klerikalen polnischen Presse wird man auf diese Androhung von Entbiillungen gar nichts geben dürfen. Tie deutsche klerikale Presse plaidirt natürlich auf mildernde Umstände für die Polen mit der in diesem Falle besonders schamlosen Begründung, daß sie die Angegriffenen seien. So zu lesen in der „Kölnischen Volkszeitung". * Plcschcu, 22. September. Der landwirthsckaft- liche Verein für Pleschen und Umgegend hielt am Sonn abend unter dem Vorsitz deö LandrathS v. Noöll eine Ge neralversammlung ab, in der ein Mitglied des Bundes der Landwirthe, Rittergutsbesitzer Becker, eifrig den Beitritt zum Bunde der Landwirtbe befürwortete. Der Verein lehnte es jedoch nach eingehender Erörterung in einmüthiger Beschlußfassung ab, seinen Mitgliedern den Beitritt zum Bunde zu cmpfeblen, weil er sich von dem Beitritte keinen Nutzen für seine Mitglieder verspricht und die vielfach schroffe Opposition des Bundes gegen die Regierung mißbilligt. Ferner erklärte sich der Verein gegen den Erlaß deS Verbot» der Einfuhr von Gänsen aus Rußland, da ein derartiges Verbot den kleinen Besitzer und Arbeiter schädigen würde. LH Cassel, 23. September. (Privattelegramm.) Der Congreß der Schuhmachergehilfen Deutsch lands nahm auf Empfehlung des socialdemokratischen Reichs tagsabgeordneten Bock in Gotha eine von diesem entworfene Resolution an, nach der an allen Orten die neunstündige Arbeitszeit in Schuhfabriken und die zehnstündige im Klein gewerbe, Stellung der Schuhmacher unter die Arbeitersckutz- gesetze und die Gewerbeinspection, sowie gesetzliche Verpflich tung der Unternehmer zur Einführung von Betriebswerk stätten für ihre sämmtlichen Arbeiter gefordert werden soll. * Loburg, 22. September. Der Ansturm der Socialisten auf den Wahlkreis Neustadt ist abgeschlagen. Die Wiederwahl des Freisinnigen Arnold ist sicher. * Tpeyer, 22. September. In fast sämmtlichen Städten der Pfalz haben in den letzten Tagen Handwerker- Versammlungen statlgefunden, d,e sich mit dem Gesetz entwurf über die Zwangsorganisation befaßten. Ja allen dem Waldhorn geblasenen „Hirsch todt!" ihren Abschluß findet. Die Geweihe werden natürlich aufbewahrt und schmücken al» Trophäen zum größten Theil daS Zagdhau». DaS Fleisch wird gewöhnlich für ein Billige» nach Theer- bude selbst verkauft, so daß Jeder Gelegenheit findet, hier einen wohlfeilen Braten zu erstehen. Die übrige Zeit des Tage» dient der Ruhe und der Er ledigung der laufenden Regierungs-Geschäfte, die auch bier keine Unterbrechung erleiden. Courier« kommen und gehen, und der elektrisch« Draht ist fast fortwährend in Anspruch genommen. Bei der Tafel sieht der Kaiser stets die Herren seine» Gefolge», die vier Oberförster und wohl auch einen gelegentlichen Gast, der dienstlich nach Theerbude kommt, wie z. B. die Chef» der Eivil-, Militair- und Marinecabinet» oder einen höheren Beamten au» Königsberg oder Gum binnen, der zu Tische befohlen ist. Hin und wieder unter nimmt der Kaiser auch einen Spaziergang in» Dorf, und zwar allein und ohne daß Jemand e» weiß. Da sein Jäger kleid sich nur wenig von dem der anderen unterscheidet, und die grüne Tracht um diese Zeit in Theerbude häufig genug und nicht auffällig, so wird der Kaiser nur selten erkannt. Sonntags ruht dir Jagd; Vormittag» wohnt der Kaiser dem Gottesdienste in der HubertuScapelle bei, den der zweite Prediger au» dem 1^/r Meilen entfernten Kirchdorfe Dubeningken versieht, während der Nachmittag gewöhnlich zu einem Spaziergange in den Wald nach der etwa 2 km südlich Theerbude liegenden „Königshöhe" benutzt wird. Die „Königshöhe" ist eine Er hebung im Walde, auf der schon seit zwei Jahrzehnten eine sogenannte Kanzel, ein niedriger AussichtSthurm, errichtet war. Später verfiel da» Gerüst und die Aussicht verwuchs. Der Kaiser war e» nun, der im Sommer 1893 dort einen neuen, ca. 30 w hohen AuSsicktSthurm errichten ließ und sich damit den Dank aller Touristen und sonstigen Besucher der Nominier Haide erworben hat. Der Thurm gestattet eine prächtige Fernsicht auf daS ganze gewaltige Walvmeer der ca. 4'/r Quadratmeilen großen Haide und auf da» umliegende Hügelland. Gegen den October hin pflegt die Brunst der Hirsche abzunehmen und die Jagd ist dann gewöhnlich nicht mehr lohnend. Nach zehn- bis vierzehntägigem Aufenthalt verläßt der Kaiser wiederum Rominten. Der rege Fremdenverkehr der in diesen Tagen in Theerbude herrschte, verschwindet; bald färben sich die Blätter in größerer Menge, und Theer bude» WaldeSkranz erhält ein herrlich bunte» Kleid. Es wird a»ch schon recht kalt und die Herbststürme fegen rauh über Forst und Flur. Ziemlich früh schon tritt in der hoch gelegenen Haide der Winter ein, und Theerbude verödet und verschneit; auch da» Jagdhaus dort oben hüllt sich in ein weißes Winterkleid, daS grell vom schwarzen Tannenwalde dahinter absticht. Tiefe Einsamkeit lagert über dem Dorfe, und erst die Zeit der festen Schlittenbahn lockt wieder Unter nehmungslustige in die Forsten, die deren Winterschönbeit, die unter der Schneelast vergrabene Haide bewundern wollen. Meyer's Conversations-Lerikon. Sein Urtheil über die Bearbeitung der neuen Auflage von „Meyer's ConversationS-Lexikon" hat jüngst auch Paul von Schöntban abgegeben. Er schreibt: „Ich nehme mit Vergnügen die Gelegenheit wahr, öffentlich aussprechen zu können, daß ich das „Meyer'sche ConversationS- Lexikon" für eine der bemerkenSwerthesten Großthaten de» deutschen Geiste» und deutscher Gelehrsamkeit halte, Es ist, soweit man die Publicationen deS deutschen Buchhandel überblicken kann, gewiß im gegenwärtigen Jahrhundert nichts erschienen, WaS sich mit diesem Werk in irgend einem Be tracht messen könnte. Ich kann mir kaum vorstelleo, daß ein Gebildeter, was immer sein Beruf auch sein möge, sich dieses eminenten Nachschlagewerke» zu entrathen vermöchte, und ganz besonders drängt sich diese Ueberzeugung gegenüber dem neuen „Meyer" auf, der textlich überaus umfassend ist und, wa» die Illustrationen und farbigen Beilagen angeht, die splendidesten Kunstleistungen bietet. Unter verschiedenen gleichen und äbnlichen Zwecken dienenden Unternehmungen nimmt „Meyer's ConversationS-Lexikon" unbestritten den allerersten Rang ein, und da» mit gutem Reckt." So dieses Urtheil I ES muß dahingestellt bleiben, inwie weit unsere Leser die dem Meyer'schen Werke überau» günstige Auffassung theilen. Setzt man sich billigerweise über kleine Wünsche hinweg, die den individuellen Stand punkt vertreten und Wohl nur in den seltensten Fällen dem BearbeitungSplan diese» weitschichtigen Unternehmen» ange paßt sind, so wird jeder Kenner des Werkes gern zugestehen, daß die Leistungen im neuen „Meyer" einen kaum nock zu überbietenden Grad der Vervollkommnung erreicht haben. Erfahrungen und meisterliches Können auf dem Gebiete der Lexikographie, eiserner Fleiß und bewundernSwerthe Umsicht haben mit Unterstützung eine» auserlesenen Stabe» von Mit arbeitern „Meyer'» ConversationSlexikon" den Stempel einer encyklopädischen Musterleistung ersten Range» aufgedrückt, deren führende Stellung auch im Ausland unumwunden anerkannt worden ist. Prägnante Darstellung de» Gegenstandes, wissenschaftliche Vertiefung, Gemeinverständlichkeit und erschöpfende, doch niemals da» erforderliche Maß überschreitende Beleuchtung jeder Wissensfrage in rein sachlicher Weise kennzeichnen den text licken Inhalt des die Stichworte „Nordseecanal" bis „Politesse" umfassenden, soeben erschienenen dreizehnten Bandes, während sich der illustrative Tbeil, planmäßig auSgewählt und dem AnschauungSbedürfniß sorgfältig Rech nung tragend, auch hier wieder auf der Höhe künstlerischer und technischer Vollendung hält. — So hat daS wissenschaft liche Lehrgebäude, wie eS „Meyer's ConversationS-Lexikon" vorstellt, durch den neuen Band einen weiteren Ausbau er halten, dessen reicher, vielseitiger Inhalt schon an sich eine ganze Welt deS Wissens umspannt. Von den Arbeiten, die sich auf Staats- und VolkSwirthschaft beziehen, weist die gegenwärtige Fortsetzung unter den Stichworten „Patent", mit (erweiterter) UebersichtStabelle über die Patentgesetze aller Staaten, „Parlament", „Officier" (mit einer interessanten Einfügung: internationale Uebersicht der Rangstufen) aus gezeichnete Beiträge auf, die den Gegenstand erschöpfend, klar und faßlich behandeln. Dem Werth« dieser Themata in Bezug auf musterhafte Durcharbeitung und weitgehendes Verständniß für die Aufgaben deS Werke» stehen die geschichtlich-geographischen Artikel „Ostindien", „Persien" und „Oesterreich-Ungarn" in nicht- nach; wirksam unterstützt wird die ausführliche textliche Darstellung de» letztgenannten Reiches durch ausgezeichnet« kartographisch« Beigaben, die durch die hervor ragenden neuen Blatter einer geologischen Karte, einer Land- wirtdschaftSkarte und einer neuen Wappentafel abermals werthvoll bereichert worden sind. L-ast, uot Ieu8t sei auf diesem Wissensgebiet noch der eingebenden zeitgemäßen Ab handlungen über Polarforschung, Polarlicht (mit Tafel) ge dacht. Eine würdige Vertretung fanden diesmal die Literatur wissenschaften in den mit imponirender Klarbeit und durch dringender wissenschaftlicher Vertiefung geschriebenen Arbeiten über Norwegische Literatur, Norwegische Volkssprache, Passionsspiele, Philosophie, Paläographie (mit interessanten Schriftproben), Philologie; nicht weniger interessant tritt au» dem Rahmen deS neuen Bandes da» Gebiet der Künste heraus, dem eine Reibe von Beiträgen, wie „Oper", „Orna ment" (mit vier farbigen Tafeln), „Pflanrenornament" (mit interessanter neuer Tafel), „Oelmalerei'* u. A. in ab- (Fortsetzung in der 1. Beilage.) k Bo thalgass sprechende! vollkoilime schiedener besseren G mit seiner Bei der h< kommener und -Fest! Frankreich. * Pari», 23. September. (Telegramm.) Kaiser NicolauS bat endgiltig daS Programm für den Empfang und die anläßlich der Anwesenheit des Herrscherpaares zu veranstaltenden Festlichkeiten angenommen. Der Aufenthalt der hohen Gäste in Frankreich ist auf 5 Tage, und zwar vom 5. bis 9. Oktober, berechnet. DaS bereits veröffentlichte Gesammtprogramm hat gleichfalls die Zustimmung deS Kaisers erhalten. Die einzige Abänderung ist die, daß der Kaiser am 7. October den Grundstein zu der Brücke legen wird, die da» vornehmste Bauwerk der Ausstellung im Jahre 1900 bildensoll. Die Brücke wird denNamenAlexander'slll. führen.— „Petite Republique" meint, es sei jetzt erwiesen, wie der Generalstab vorausgeseben hätte, daß die diesjährigen Manöver nutzlos gewesen seien, das Blatt glaubt zu wissen, daß eine radikale Abänderung der Manöver im nächsten Jahre in Aussicht genommen werde. „Justice" ver sichert, bei den kürzlich veranstalteten Versuchen in der Fahrt geschwindigkeit konnte von 5 Torpedobooten erster Classe nur ein einziges die Fahrtgeschwindigkeit von 20 Knoten behaupten. Expedit Redact Bnchdr Otto Kl slraße Louis 1 Katha Auskunft,! verwi 8—12 und F der köutg 75 u.' 8-V, 10—1 a. im P, Zugan Fahrp d. im G Frackl AnSknuftl Relies.W Packhofst tags 9— Patent-,v (Tuchhal vcssentlick Univer tembei der Z, Stadtb übrige Biblio und 4 Bolksb Pädagoais hauS, Krc Lesehalle „Bolksbm und ähnl von 5'/, Spanien. * Madrid, 23. September. (Telegramm.) Eine amt liche Drahtmeldung aus Manila berichtet über zwei Zusammenstöße der Truppen mit den Aufständischen, bei denen die letzteren 17 Tobte und zahlreiche Verwundete verloren. gerundeter, den Kern der Sacke treffender Darstellung ge widmet ist. AuS dem Bereiche der Naturwissenschaften ver dienen die Artikel „Physik", „Polarisation deS Lichtes" (mit neuer Farbendrucktafel), „Planeten" (mit neuen Tafeln), endlich auch der interessante Artikel „Pflanzenkrankheiten" (mit Tafeln) anerkennende Erwähnung, während sich die Land- wirthschaft unter dem Stichwort „Obst" und unter den sich daran anschließenden Zusammensetzungen, dann unter den Stichworten „Pferd" (mit interessanten Tafeln in Farbendruck und Holzschnitt), „Pflüge" (mit Tafeln) ausgezeichneter Ab handlungen auS der Feder einer Autorität ersten Ranges erfreut. Die umfassenden technologischen Arbeiten über das Papier (mit neuen Tafeln), über die „Photographie" werden auch weitere Kreise interessiren; besonders der letztgenannte, mit neuen Tafeln auSgestattete Artikel (von Prof. Eder in Wien) ermöglicht eine vortreffliche Orientirung in dem immer complicirter werdenden Gebiete der Photographie. Nicht unerwähnt endlich darf unter den kricgswifienschaftlichen Artikeln daS Thema „Panzerschiffe", besonders auch wegen der hierzu gehörigen ueuen erweiterten Tafeln (Durchschnitte und Typen der Panzerschiffe) und der instruktiven Tafel „Pionierdienst" (mit Text) bleiben. Vieles ist schon zum Lobe de» illustrativen TheilS von „Meyer's ConversationS-Lexikon" gesagt und geschrieben worden; seine ivohldurchdachte Systematik und sein erziehe rischer Werth auf dem Gebiete, der bildlichen Veranschau lichung verdienen aber durch wiederholte Hervorhebungen immer wieder vor oberflächlicher Beurtheilung geschützt zu werden. Wie der Text der modernen Forschung auf Schritt und Tritt folgt und deren Ergebnissen m allen Stücken gerecht wird, so auch der Bilderschmuck, der in dem neuen Band wiederum vorzüglich zur Geltung kommt. Die IllustrationStafeln, darunter nicht weniger als 25 Farben- drucktafrln von technischer Vollendung und überraschender Naturtreue, bringen außer den bereits angedeuteten Gegen ständen Neue- in den Blättern: „Entwickelung der Noten schrift", „Ostindische Cultur", „Oceanisch-australische Cultur" (in Holzschnitt und Farbendruck), ferner in den Farbendruck tafeln: „Orientalische Fauna", „Pfirsiche und Aprikosen", „Pflaumen", „Pilze" (genießbare und giftme), „Papageien". Daneben ist auch der überaus großen Anzahl instructiver Textbilder, Karten und Stadtplänen rc. ihrem Werthe ent sprechend lobend zu gedenken. diesen Versammlungen erklärten sich die Anwesenden mit aller Entschiedenheit aeaen die Vorlage, nur eine Stadt, Speyer, machte «ine Ausnahme. Hier wurde der Entwurf von den in einer Starte von über 100 erschienenen Hand werkern „mit Freuden begrüßt". Dem gegenüber kam es beute im Stadtrath zu einer außerordentlichen Erklärung. Auf Antrag des Bürgermeisters Hofratb 0r. Weltz faßte, nachdem der erste Abjunct Bankdirector Serr kurr über die Abstimmung der pfälzischen Städte berichtet hatte, der Stadtrath den Beschluß, sein Bedauern darüber öffentlich kundzugeben, daß eine Gesetzesvorlage wie die geplante Zwangsorganisation in der Kreishauptstadt der Pfalz von einer Handwerker-Versammlung hätte „mit Freuden begrüßt" werden können. (Köln. Ztg.) * München, 22. September. Au» Regensburg geht der „Allg. Ztg." folgende interessante Mittheilung zu: „Unser Bischof v. Senestrey ließ seit vielen Jahren eine Anzahl Candldaten der Theologie vor ihrem Eintritt in das hiesige Klerikalseminar an der Universität Innsbruck studiren. Kürzlich nun hat der Bischof seinen angehenden Klerikern daS fernere Studium an der genannten Universität verboten und dieses Verbot auch gegenüber einer Intervention der Innsbrucker Jesuiten auf recht erhalten." Ob nicht gerade die Innsbrucker Jesuiten den Bischof zu dem Verbot veranlaßt haben? Oesterreich -Ungar«. * Wien, 23. September. (Telegramm.) Wie den Blättern auS Prag gemeldet wird, ist in den Werkstätten der StaatSeisenbahn-Gesellschaft ein Ausstand aus gebrochen. Die in Wien Angestellten dieser Gesellschaft, die von den Prager Genoffen aufgefordert worden seien, ebenfalls in den AuSstand einzutreten, hätten erklärt, sie würden das Ergebniß der heutigen Unterhandlungen abwarten. Im Falle, daß eine Einigung nicht erzielt würde, würden die Wiener Angestellten sich dem Ausstande anschließen; andernfalls würden die Prager Angestellten die Arbeit wieder aufnehmen. ID Aus Rordböhmen meldet man uns: Für den 27. d. beruft die Vertschechungsjednota für Nordböhmen einen großen „Congreß der Ortsgruppen der tschechischen Minori täten aus dem „germanisirten" Gebiete Nordwestböhmens und der tschechischen Vereine" nach Dux, bei welchem die Mittel zum Schutze der „nationalen Rechte" beratben werden sollen. Dieser Congreß, zu dem auch viele jungtschechische Abgeordnete eingeladen wurden, wird — wie die tschechischen Blätter hochtrabend berichten — eine Kundgebung deS „Tschechischen Volkes Nordwestböhmens" sein. Ein solcher Congreß in der deutschen Stadt Dux ist die frechste Herausforderung, die in der letzten an Herausforderungen so reichen Zeit den Deutschböhmen geboten worden ist. * Llmiitz, 22. September. DaS hiesige Kreisgericht hat der Beschwerde des Redakteurs Tom schik in Angelegenheit der von dem Genannten gegen den Eisenbahnminister FML. Ritter v. Guttenberg wegen einer von Letzterem gehaltenen Rede erhobenen EbrenbeleidigungSklage stattgegeben und das Sternberger Bezirksgericht als zur Verhandlung kompetent erklärt. > ULI ..MI 25 1
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