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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960929014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896092901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896092901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-09
- Tag1896-09-29
- Monat1896-09
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7116 zahlreichen Besuch au» und übergab dann den Vorsitz an Herrn Golke, Vorsteher des MilitairvereinS Markranstädt. Dieser hieß die Anwesenden herzlich willkommen und hielt eine warme patriotische Ansprache, die in einem Hoch auf König Albert, dem hohen Protector der sächsischen Mililairveretnr, ausklang, welches begeisterte Ausnahme sand. Die Sängerablheilung der Markranstädter Militair- vereine bot dann durch den Gesang deS LiedeS „DeS Deutschen Stolz" den Anwesenden einen herzlichen Sängrrgruß. Herr Bezirksvorsteher Hülßner berichtete, nachdem er den Markran städter Kameraden für Len Empfang seinen Dank ausgesprochen hatte, über die Verhandlungen und Beschlüsse der diesjährigen 23. BundcSgeneralvcrsammlung in Dresden. AuS dem interessanten Berichte ist die Kvfshäuserdenkmal-Einweihung mit ihren Einzelheiten hervorzuheben. Die hierbei vom Kaiser Wilhelm H. gehaltene hoch, bedeutsame Rede wurde von Herrn Hülßner im Wortlaut verlesen. Eingehend wurden dann die verschiedenen Beschlüsse der Bunde-. Generalversammlung bekannt gegeben, über die schon früher be» richtet wurde. In gleicher Weise gab Herr Hülßner einen lieber- blick über die Cassenverhältnisse deS Bundes und über die von demselben gewährten Unterstützungen. Herr Golke veranlaßte die Anwesenden, Herrn Hülßner für seinen trefflichen Bericht durch Erheben von den Plätzen zu danken. Aus den weiteren Verhand lungen ist noch hervorzuheben der Wunsch des Herrn Stein bruch, daß an dem von der Bundes.Generalversammlung abgelehnten Antrag deS Leipziger Bezirks auf erweiterte Vertretung bei der Generalversammlung festgehalten werden möchte, was Herr Hülßner zusicherte. Weiter sprach Herr Steinbruch den Kameraden, welche sich mit großer Opserwilligkeit den Arbeiten des Arbeit-» Nachweises unterziehen, Dank und Anerkennung aus. Die Versammlung bekräftigte dies durch ein Hoch auf di« Leiter deS Arbeits nachweise-. Große Freude erregte dir Mittheilung, daß Herr Hülßner zum Ehrenmitgliede des KrtegervereinS zu Guntramsdorf bei Wien ernannt worden sei. Herr Hülßner hat zu dem dortigen Sachsendenkmal den Plan entworfen, der als der beste acceptirt worden ist, denselben hat er unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Herr Golla prieS noch mit großer Wärme die echte Kameradschaft und verlas dann das Protokoll. Hiermit fand die in bester kamcrad- schaftlicher Harmonie verlaufen« Versammlung ihren Abschluß. ar. Musik. Leipzig, 27. September. Im Schloßkeller fand heute Nach mittag zum Besten des Thonberg-Neureudnitzer ArmenhilfSvereinS ein Eoncert statt, um dessen Zustandekommen der Thonberg-Neu- reudnitzer Gesangverein „Liederkranz" den Dank aller Betheiligten verdient. Schade, daß das finanzielle Ergebniß diese- Eoncertes keine besonderen Hoffnungen zu erwecken im Stande sein dürste! Der concertgebende Gesangverein bestand unter der Leitung seine- EhormeisterS Herrn Hermann Dittel in allen Ehren und erntete für seine ansprechenden Leistungen den ausmunternden Beisall des Auditoriums. Novitäten hatte da» Programm nicht aufzuweisen; die lieben alten Bekannten, denen wir begegneten, wurden indessen mit so viel Lust und Liebe zur Geltung gebracht, daß wir schließlich selbst eS vorzogcn, bewährtes Altes an Stelle eines noch nicht auf seine Wirkungskraft erprobten Neuen zu hören. Au Chorgesängen wurden mit guter Betonung und verständiger Nuancirung geboten „Richte dich auf, Germania" von Abt, „In die Ferne" von Brückner, „Mein Schifflein treibt inmitten" von Beschnitt, „Dankgebet" auS den von Kremser be arbeiteten altniederländischen Liedern, „LiebeSlicd" der Wandernden" von Hermann Langer, „Gebrochene» Herz" von E. Normann, „Dir Lieder" von C. Häser und „Am Altar der Wahrheit" von Hermann Mohr. Man sieht, auch über die Quantität hatte sich Niemand zu beklagen! Nimmt man noch hinzu, daß Herr Mar Wünsche verschiedene Violoncellcompositionrn von Gervais und Reinecke mit schönem Gelingen zu Gehör brachte und daß auch einige Orchester nummern zur Belebung des Programm» mit beitrugen, so darf man dem „Liederkranz" di« Anerkennung nicht versagen, daß er Alle» an seinem Theile aufgeboten hat, um da» Interesse seiner Zu hörer bis zur letzten Note lebendig zu erhalten. * Notizen. Die Dresdner Liedertafel bringt in ihrem dieswinterlichen großen Concert unter Leitung ihre» LirdermeisterS W. v. Baust nern rin dort noch unbekanntes, einen Abend aus füllendes Chorwerk zur Aufführung. Dasselbe ist von Arnold Krug für Männerchor, grohe» Orchester und Soli componirt und betitelt sich „Fing al". Die Dichtung ist den ossiantschen Gesängen ent nommen. — Georg Ritter, den musikalischen Kreisen als Opern-und Oratoriensänger bekannt, ist in das Lehrercollegium des königlichen Konservatoriums zu Dresden al- Hochschulgesangslehrer eingetreten. — In Gehren sang am vorigen Sonntag in einem Kirchenconcert die Prinzessin Helene von Sachsen-Altenburg die Arie „Jerusalem" aus dem „Paulus" von Mendelssohn und rin „Ave Maria" von Luzzi. — In Magdeburg beschlossen die Llederväter der nord» westdeutschen BundeSliedertafeln in einer Zusammenkunft einstimmig, das nächste Sana «rsest de» nordwestdrutschen Sängerbundes im Jahre 1897 in Minden abzuhaltrn. — Im Magdeburger Stadt- theater wird im kommenden Winter Franz Curtt'S Oper „Lili Thee" zum ersten Mal in Scene gehen. — Da» herzogliche Theater in Dessau wird di« diesjährige Spielzeit mit dem „Rheingold" beginnen, dem bald auch die anderen Theile des Nibelungen- ringes solgeu werden. — Eine kostbare Violine, ein echter Guarneri, im Werthe vou 12 000 ^l wurde einem Schüler deS Stuttgarter Conservatorium» auS seiner Wohnung gestohlen. — Prosessor JultuS Stockhauseu in Frankfurt a. M., der vor zwei Monaten seinen siebzigsten Geburtstag feierte, ist iu Tegernsee vom Herzog Karl Theodor vou Bayern am linken Auge einer Staar- operation unterzöge» worden, die bi- jetzt einen glücklichen Verlauf genommen hat. — Albert Thierfrlder in Rostock arbeitet an einer Oper, die dea Namen „Der Heirath-steiu" führen soll. Der Handlung liegt der im Titel angedeutete unweit St. Bartholomä am Königssee herrschende Bolk-gebrauch zu Grunde. — Da» Berliner Philharmonisch» Orchester giebt am 28., 29. und 30. December in Kopenhagen Concert«. Leiter bei diesen Loncerten sind Arthur Nikisch, vr. Karl Muck und der dänische Compouist Victor Bendtx. — Reinhold Becker'S neueste Oper „ Ratbold ", Text von Felix Dahn, wird Ende October zum ersten Male im Stadttheater zu Mainz auf geführt. Ende November und Anfang December giebt Becker in Dresden und Berlin Concrrte mit eigenen, zum Theil neuen Compositionen. — E. H. von Reznicek'r komische Oper „Donna Diana" gelangt in dieser Saison zunächst in Köln, Regen-burg, Riga, Aachen, Mann heim, Freiburg, Graz, Berlin, Wiesbaden, Stettin, Magdeburg, Zürich rc. zur Ausführung. — Im Luftkurort Oberstdorf ist Pro fessor Karl Friedrich Schwirdam, Lehrer an der köntgl.Hochschule für Musik in Berlin, im 57. Lebensjahre in Folge einer Lungen entzündung gestorben. — In Elberfeld starb im 68. Lebensjahre der Musikdirector Friedrich Plengorth. Anfang der 60er Jahtze kam Plengorth ins Wuppertbal, wo er al» erster Geiger bei dcuMngen- bach'schen Capelle und später als Capellmetster am alten EWüfelder Theater wirkte. Er widmete sich dann ganz der Pflege deS Männer gesang». Sein Lied „O Jugend, wie bist du so schön" ist allgemein bekannt. — Der einst hochgefeiertr französische Tenorist Gilbert Loui- Duprez, der Nebenbuhler und Nachfolger Adolphe Nourrit'S, ist, nahezu 90 Jahre alt, in seiner GeburtSstadt Pari- gestorben. — Anton Brnckner'S Befinden hat sich bi» jetzt leider nicht gebessert. Seine musik-wissenschaftlichen Vorlesungen an der Wiener Univer sität wird er voraussichtlich in diesem Winter nicht wieder auf nehmen können. — 90 Jahr« alt starb in Graz, wo sie seit über 40 Jahren als Pensionärin de» Braunschweiger Hosthraters gelebt hat, die einst hochgefeiertr Opernsängerin Frau Karoline Fischer- Ästen. In Wien geboren, hat sie ihre Blüthezeit in den 1830er und 1840er Jahren an den Bühnen zu Frankfurt a. M. und Braun schweig gehabt und damals namentlich in hochdramatischcn Partien der deutschen Oper Hervorragende» geleistet. Donna Diana, Euryanthe, Rezia, Alice zählten zu ihren Hauptrollen. — Luigi Benacci, ein Wiener, der während der letzten Jahre an größeren Bühnen Italien» mit Erfolg gesungen hat, wurde für das königliche Theater in Bayreuth verpflichtet. — Der Stern der Komischen Oper in Pari», die Sängerin Delna, hatte sich zur Aufführung de» „Ringes de» Nibelungen" nach Bayreuth begeben und sang Frau Cosima Wagner einige Stücke aus Wagner'schen Opern vor, die so großen Beifall sanden, daß die Künstlerin die Absicht aussprach, die deutsche Aussprache zu er- lernen, um in Bayreuth Mitwirken zu können. — Andrö Wormser in Paris hat eine neue Operette „Rivoli" componirt, die in den Folies Dramatiqnes ihre Feuertaufe erhalten soll. — TaS Conservatorium in Brüssel veranstaltet im Winter vier Musikaussührungen. Die volksthümlichen drei Concerte werden von Saint SaenS, der seine Hauptwerke spielen wird, von dem Münchner Capellmeister Strauß, der unter Mitwirkung der Münchner Sängerin Fräulein Ternina seine Werke „Till Eulenspiegel" und „Tod und Verklärung" vorsühren wird, und von dem Capellmeister Han- Richter geleitet, der Beethoven'- neunte Symphonie und eine Cantate von Bach vorführt. — „Pompäia" betitelt sich eine neue Oper Peter Benoit's, de- Directors deS Antwerpener ConservatoriumS, welche demnächst im vlämischrn Operntheater zu Antwerpen in Scene gehen soll. Vermischtes. — Berlin, 28. September. Stadtbaurath Hoffmann wird in der nächsten Sitzung der Stadtverordnetrn-Vrrsamm- lung am Donnerstag in sein Amt eingrsührt werden. — Berlin, 25. September. DaS sechste und siebente Buch MosiS und der „wahrhaftige feurige Drache" bot für lange Zeit die Lectüre der Schöffen am Amtsgericht ll. Diese beide» Druckwerke, ziemlich dickleibige Bände, mußten auszugsweise zur Verlesung gebracht werden und zwar in einem Strafverfahren, welche« sich gegen den Buchdruckerei besitzer Alwin Bartel aus Neu-Weißensee richtete und auf Verbreitung unzüchtiger Schriften lautete. Unter der länd lichen Bevölkerung ist vielfach der Glaube verbreitet, daß, wer da« sechste und siebente Buch MosiS besitzt, hexen und zaubern, schatzgraben, sich unsichtbar machen und viele andere Kunststücke lernen kann. Wer aber von den Zuhörern glauben mochte, von der Vorlesung etwas zu profitiren, der irrte sich, denn der Gerichtshof beschloß, wegen Gefährdung der guten Sitten die Oeffentlichkeit auszuschließen. Au» dem öffentlich verkündeten Urtheile ging hervor, daß der Angeklagte mit den bei ihm beschlagnahmten Büchern einen schwung haften Handel getrieben hat. Nach Ansicht de« Gerichtshöfe» enthalten die Bücher zwar meisten« nur „Euriosa" oder „Dummheiten", zum Theil auch „Rrcepte", welche auf Dumm heit und Aberglauben zu speculiren scheinen, an einzelnen Stellen aber seien sie geeignet, die Sittlichkeit »u unter graben. Da« Urtheil lautete daher auf 30 Geldstrafe und Beschlagnahme aller vorfindlichen Exemplare der beiden Schriften. — Hamburg, 28. September. (Telegramm.) Die Hamburg-Amerika-Linie hat ihre Zwischendeckspassage- Preise um 5 erhöht. 6 Gletwitz, 28. September. (PrivattelegrammI Da« Gericht verurtheilte 25 Wallfahrer zum SoßnitzaerWunder hause zu Geldstrafen. (Wiederholt.) ----- Mailand, 28. September. (Telegramm.) Gestern wüthete in ganz Sardinien heftiger Sturm, verbunden mit starkem Gewitter, das namentlich in den Feldern be deutenden Schaden angrrichtet hat. Die Postverbindung mit dem Festlande, sowie ein großer Theil de« Drahtverkrhr« auf der Insel sind unterbrochen. — -ranftadt, 28. September. (Telegramm.) Der englische Dampfer „Ashton" ist bei Nebel auf der Höhe de« hiesigen Hafen« aus Grund gerathen. Mit der Ent ladung de« Dampfers ist begonnen worden. — New Bark, 16. September. Die „New Aorker StaatS- Zeitung" meldet den Tod zweier bekannten Deutschen. In St. Loui« ist Gerl Goebel, einer der hervorragendsten „lateinischen Farmer" im Alter von mehr al« 80 Jahren ge storben. Goebel war vor 65 Jahren au« Thüringen ein gewandert. In den 60er Jahren vrrtrat er seinen Wahl kreis, da» deutsche County Franklin, Missouri, nacheinander in beiden Häusern der Staatsgesetzgebung aufs Beste und war auch noch in den 70er Jahren in Jefferson City bei der Staatsregierung erfolgreich thätig. Von seinen schriftstelle rischen Arbeiten ist sein Buch „40 Jahre in Missouri" weit bekannt geworden. Der verstorbene Herzog von Sachsen-Coburg- Gotha, der sich bekanntlich selber zu ven Schriftstellern zählte, schrieb darüber an den Verfasser, daß er, sein ehemaliger Landesherr, sich lebhaft gefreut habe, die Stimme eines Collegen au» Coburg im fernen Westen der Vereinigten Staaten zu vernehmen. Seit einem Menschenalter war Goebel ein ständiger Mitarbeiter an der „Westlichen Post" wie auch an der „Illinois StaatS-Zeitung", und noch im Juli publi- cirte die „Westliche Post" einen Artikel von Goebel über die politische Lage. Goebel'« Söhne nehmen hochangesehene Stellungen rin. — Zn Burlington, Iowa, ist Jakob Julius Wohlwend, einer der hervorragendsten Deutschen IowaS gestorben. Wohlwend war im Jahre 1839 in Karlsruhe, Baden, geboren, als Sohn de» Forstmeisters Wohlwend. Die Familie wanderte, nachdem der Vater durch seine Betheiliguna an der 48er Revolution Lei der Regierung in Ungnade gefallen war, im Jahr 1853 nach Amerika auS und ließ sich in Keokuk, Iowa, nieder. In...einer englischen Druckerei erlernte der Verstorbene die Buchdrucker« und wurde bald ein Meister in seinem Fach. Auf Seiten der Union machte er den Bürgerkrieg bis zum Schluß mit und kam 1871 nach Burlington, wo er die Iowa „Tribüne" herauSgab. Das ProhilntionSgesetz trieb ihn im Jahre 1884 inS demokratische Lager, wo er einer der treuesten Kämpfer für persönliche Freiheit war. 1894 wurde er zum Polizei richter und letztes Frühjahr wieder gewählt. Die Presse spendet ihm einstimmig das Lob eines musterhaften Beamten und guten Bürgers. Neun, zumeist erwachsene Kinder trauern an seinem Grabe. (Frkf. Zlg.) Briefkasten der Nedaetton. K. in 2. Ebonit (Hartgummi) wird durch Mischung von Kautschuk mit Schwefel bis zur Hälft« seines Gewichte- gewonnen, während Celluloid eia Fabrikat auS Tollodiumbaumwolle und Kampfer ist. Vach Schluß der Redaktion eingegangen. Dlr in tieür Rubrik mitgethetNni, wit-r«nd de« Druck«« «ng.Iausenrn L«I«gramm, hab««, wie schon au« der U,d«rschrist ersichtlich, der Redaction nicht Vorgelegen. Dies« ift urityio stir Verftüauorluvge, und unverN tödliche weaduoge» nicht ver- «M»»rllich »u »ach«» 8. verlt«, 28. September. (Privattelrgramm.) Den „Berl. Neueste» Nachrichten" zufolge sollen in den Etat de« ReichSmarine-Amte« für 1897/98 die Kosten der Vorbereitungsarbeiten für den Neubau de» Reichsmarine- Amtes zusammen mit den deS Obercommando» der Marine eingestellt worden. Die eigentlichen Anschläge für die Gesammtkosten, sowie die erste Baurate sollen erst in dem Etat für 1898/99 folgen. 6. L. Berlin, 28. September. (Privattelegramm.) Das kaiserliche Gesundheitsamt hat eine Denkschrift über die Blattern und die Schutzpockenimpfung auS- arbeiten lassen, durch welche der Nutzen de» Jmpsgeseye» er wiesen und die von den Impfgegnern erhobenen Einwände widerlegt werden. DaS CultuSministerium hat sämmtlichr Provinzialcollegien aufgrfordrrt, die Denkschrift anzuschaffen. 6.H. Berlin, 28. September. (Privattelegramm.) In der heutigen Sitzung de» ComitSS zur Errichtung eines Nationaldenkmals für den Fürsten Bismarck wurde be schlossen, die zehn Künstler, welche bei der Eoncurrenz erste Preise erhalten haben, aufzufordern, veue Entwürfe anzu fertigen. * Berlin, 28. September. (In der Colonial-Aus- stellung kam es gestern Nachmittag dadurch zu einer ernst lichen Ausschreitung, daß dir Eingeborenen nach be- endigter Vorstellung sich ungestüm durch das zahlreiche Publicum drängten. Al» ein Ausstellungsbesucher einem Afrikaner einen Schlag versetzte, brach der Kampf zwischen de» Eingeborenen und dem Publicum los, wobei mehrere Personen verwundet wurden. Erst den herbeizeeilten Gendarmen gelang eS, die Ruhe wieder herzustellen. * Hamburg, 28. September. Die „Hamburger Nach richten" veröffentlichen aus einer gegen sie gerichteten Anklage schrift de» Herrn Alfred Beit einen Passus, in welchem von dem nur einstweiligen Scheitern der gegen Transvaal ge richteten Pläne gesprochen wird. Die „Hamburger Nach richten" halten es für ihre Pflicht, dieses Eingeständniß eines der Haupturheber des Jameson'schen Einfalles zur öffent lichen Kenntniß zu bringen, damit die betheiligten Kreise vor einer etwa bevorstehenden Wiederholung gewarnt sind. -L- Halle a. S., 28.September. (Privattelegramm.) Wie die „Saale-Zeitung" meldet, ist zum Chef des Ober- bergamtes Halle als Nachfolger deS scheidende» Herrn v. Heyden-Rynsch der bisherige Chef de« Saarbrücker Reviers von Velsen ernannt worden. * Nom, 28. September. Im Schlosse zu AgliS vollzog heute der Bischof von Ivrea die Taufe der Tochter des Herzogs von Genua. Die Königin Margherita wohnte der Feier als Pathin bei. Den König von Sachsen vertrat als Pathen der Gras von Turin. * Sonstanttnopcl, 28. September. (Meldung des k. k. österr.-ung. Corr.-Vureaus.) Die Pforte richtete an die Botschafter eine Note, in welcher sie die gute Stellung betont, welche die Armenier bisher im ottomanischen Reiche inne gehabt hätten. Ferner weist sie in derselben die un gerechtfertigten Bestrebungen der Armenier zurück, hebt die Reformen hervor, welche vor einem Jahre an genommen und in der Ausführung begriffen seien und schließt mit dem Auftrage, bei den betreffenden Regierungen um entsprechende Maßregeln zu ersuchen, um die in den bezüglichen Ländern befindlichen armenischen Revolutionsherde unschädlich zu machen. Eiu kaiserliches Irade verfügt die Einberufung der armenischen Nationalversammlung behufs Vornahme der Patriarchen-Wahlen. — Die öffent liche Ausstellung der bei den Armeniern aufgefundenen Bomben wurde auf eine Vorstellung der Botschafter hin, da sie die Armenier errege, geschloffen. — Der französische Botschafter wies in der letzten Audienz beim Sultan auf die Gefährlichkeit der jüngsten Metzeleien in Konstantinopel hin und ertheilte dringende Rathschläge, welche gegen die Wiederholung derselben gerichtet waren. — Gestern fand eine Besprechung der Botschafter statt zur Behebung einiger geringen Schwierigkeiten, welche bei der Ausführung der Reformen für Kreta eingetreten waren. * Bukarest, 28. September. Kaiser Franz Josef und König Carol trafen um >/z4 Uhr auf dem Bahnhose ein, von einer überaus zahlreich versammelten Menschen menge mit enthusiastischen Hochrufen begrüßt. Zum Empfange waren auf dem Bahnhofe anwesend: die Königin Elisabeth, die Prinzessin Ferdinand von Rumänien, der Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha mit ihrem Gefolge, Vertreter der Civil- und Militairbehörden und aller öffentlicher Körperschaften. Die Truppen der 3. Division bildeten vom Bahnhofe bi« zum königl. Palais Spalier. DaS Wetter, welches Vormittag« regnerisch war, klärte sich später auf, so daß beim Eintreffen der Majestäten schönes Wetter herrschte. Herren gehabt. Seine Geschichte reicht bi» iu die Zeit der Römerherrschaft im Taunus zurück. DrusuS gründete ein vastellum Loeüsborgium, die nachmalige Veste Königstein, die im Volksmunde noch heute oft der BockSbera genannt wird. DaS Castell war durch eine groß« Heerstraße, welche über Dietenbergen, Hofheim, Münster und Hornau führte, mit Mainz verbunden. D»e Fortsetzung derselben fand über den Romberg statt und existirt heute noch unter dem Namen der „alten Straße". Im Jahre 1760 fand man auf dieser Straße Marmorstücke mit der Inschrift: ,^ympfiig Xalpams Komi Lonturia I^gionis XXII. kias Kiäelis Lucius komxonius iu montum Koms. launo." Es hatte demnach hier die 22. Legion, welche Lucius PomponiuS zur Zeit de» VeSpasian befebligle, ein Götzenbild errichtet. AuS den Aufzeichnungen des Mönches Felix weiß man, daß die Römer in Königstein Eisenwerke zur Herstellung von Krieg-Waffen angelegt hatten und hier auch GlaS fabricirten. Die Eisenindustrie erhielt sich noch lange und von 1468 bis 1670 goß man in Königstein sogar Feldschlangen, Kartaunen, Stückgeschütze und Kanonen. Die GlaSschmelzerei, die unter TibenuS emgeführt wurde, erhielt sich bis rum 16. Jahrhundert. Berühmt waren die alten Königsteiner Humpen, große viereckige, grüne Gläser, mit einem Kalbskopf, Hirsch, Eber rc. Nachdem die Römer wieder aus dem Taunus vertrieben waren, zog mit den Germauen auch das Cbristenthum in den Bergen ein, und auf dem Hügel von Königstein wurde 745 die erste christliche Capelle von BonifaziuS geweiht. An deren Stelle trat im Jahre 1289 die St. Marie» geweihte Pfarrkirche, ein gothischer Bau, der wegen drohenden Einstürze» vor etwa 150 Jahren bis auf den heute noch bestehenden Thurm abgetragen werden mußte. In Königstein herrschten nach einander die Mero- vinger, Karolinger und sächsischen Könige. Dann folgten die Grafen von der Wetterau und dem Niddagau, aus deren Händen die Herrschaft durch Heirath an die Grafen von Münzenberg und Falkeastein gelangte. Agne», die Wittwe Philipps von Falkenstein, verpfändete Burg und Stadt Königstein für 7000 Gülden an ihren Letter Philipp VN., der e« auch später al» Erbe erhielt. Mit dessen Tockter Lutaard kam eS an die Grafen von Eppstein, und Eberbard 1^ bildete nun eine eigene Grafschaft Königstein. Die Burg Königstein galt schon in dieser Zeit für ein feste» Bollwerk. Sie wurde nach und nach zu einem imposanten Schlosse ausgebaut, da» herrlich auf dem Berge über der Stadt thronte und heute eine Ruine ist. Wie e» zur Ruine wurde? ES ist eine düstere Zeit au» der deutschen Geschichte, die da vor unseren Augen auftaucht. Ein Jahrhundert ist verflossen, seit der machtvolle, prächtige Bau in Schutt und Trümmer gelegt wurde. Am 24. September 1796 war da» majestätische Schloß eine Ruine, zerstört vom Basdali-mu- der Fra«, zosen, die auch dem Heidelberger Schloß zu dem traurigen Ruhm verhalfen, die schönste Ruine zu sein. Nach dem Tode de« letzten Grafen von Eppstein und der Grafen Ludwig und Christoph von Stollberg, die seine Erben gewesen, nahm auf Ermächtigung Kaiser Rudolph'» da» Erz- di»thum Mainz Besitz von der Grafschaft und Erzbischof Daniel belagerte da» Schloß, in dem sich die Stollberg'» festgesetzt hatten. Da» Schloß mußt« übergeben werden, aber die Fehden zwischen Mainz und den Stollberg'» dauerten fort. Mit Hilke Gustav Adolf'« wurden am 24. December 1631 die Stollberg'» wieder in den vollen Besitz der Graf schaft und de« Schlosse« Königstein gebracht, mußten dasselbe aber schon 1635 an Mainz zurückgrben. dessen Kurstaate e» einverleibt wurde. In dieser Zeit erfuhr da» Schloß be deutende Erweiterungen und diente einem Theil der kur- maunischen Truppen zur Garnison. Mit den Franzosen machte Königstein zum ersten Male im October 1792 Bekanntschaft. In dem Kriege, den Preuße» und Oesterreich gegen Frankreich führten, und in dem sie bereits Verdun erobert hatten, trat durch da» Ver halten de» neuen Fabiu« Cunctator, de» Herzog« Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig, «ine ungünstige Wendung rin. Der französische General besetzte Mainz, Frankfurt a. M. und eroberte am 28. October auch Schloß Königstein. Hier wurde General Meunier al» Commandant eingesetzt. In zwischen hatten die Preußen Frankfurt a. M. »nrückerobert und trafen am 6. December auch vor Köniastein ein. Sie stellten ihre Geschütze auf die Falkensteiner Höhe und Prinz Hohenlohe ließ da« Schloß beschießen. Aber das Bombarde ment richtete nicht» au«, und drei Monate lang mußte die Festung blockirt werden. Zuletzt fiel st« durch Verrath in die Hände der Preußen. Der französische Eommandant bediente sich eine« König steiner Bürger« al« Boten zu Marschall Ney. Dem Boten wurde «in Schriftstück in di« Schuhsohlen geschoben, in welchem gefragt wurde, wie man sich hinsichtlich der lieber- gäbe der Festung verhalten solle. Der Bot« lief aber in» preußische Lager, zeigte den Brief und versprach auch Ney'» Antwort zu überbringen. Ney befahl, die Festung zu halten. Im preußischen Lager nahm man den Brief und ließ mit kalligraphischer Genauigkeit einen andern Herstellen, in dem Ney anordnetr, die Festung zu übergeben. Die Urbrrgabe erfolgte demnach am 8. Mar» 1793. vierzehn Osficiere und 421 Soldaten wurden al- Gefangene durch Frankfurt »ach Hanau gebracht. Sm Jahre 1796 drangen die Franzosen abermals im Taunu« ein. Königstein war damal« mit 600 Mann Oester reichern unter dem Befehle de» Majors von Wangard besetzt. Am 28. Juli 1796 begann di« Beschießung der Festung, aber apch dtz-mal konnten die Kugeln nicht» gegen die starken Mauern undZinnen auSrichten. Wiederum jedoch fiel Köniastein durch Verrath, und General Marceau ergnffvon dem Schlosse Besitz. Er fand 5000 Flinten, 71 KanoaeizANd viele Lebens mittel vor, welche nach dem Abzug der Oesterreich« in da» Städtchen hinuntergeschleppt wurden. Den Wein brachte man in Hubern in die Hauser. Die Franzosen richteten sich wieder häuslich in Königstein ein. Al- aber der Erzherzog Karl am 24. August 1796 den General Jourdan bei Amberg geschlagen hatte und die Franzosen von den Oesterreichern nach dem Rhein zurück- gedrängt wurden, wurde sofort die Sprengung der ganzen Festung Königstem von General Marceau befohlen. Wir M-lac in Heidelberg, rief auch er: „Vrlller ls xalatinatl" An den BesestiaunaSwerken wurden Minen angelegt und der 60 Lachter tiefe Brunnen im obersten Schloßhof wurde mit Pulver angefüllt. Ende August begann der Abmarsch der Truppen au- dem Schloß. E« war der Befehl ertheilt worden, daß die Ladung' im Brunne» angrzündet werden solle, wenn die letzten Truppen etwa zwe, Stunden von Könmstein entfernt seien. Etwa 30 Mann blieben zurück, um die Explosion zu bewerkstelligen. Aber die Mannschaft hatte sich betrunken und die Explosion erfolgte am 24. September 1796 viel zu früh. Sie erfolgte mit solcher Vehemenz, daß der größte Theil des oberen SchloßhofeS zerstört, die sammtlichen Dächer in die Luft geschleudert, die Mauern zerbrochen und sämmtliche auf dem Schloßhofe befindlichen französischen Soldaten in Stücke gerissen wurden. In einem Moment war der majestätische Bau durch die ZerstörungSwuth der französischen Horden zu einem Trümmerhaufen geworden. Wa» in Jahrhunderten mühsam aufgerichtet worden, lag für ewig vernichtet va. Königstein kam später von Mainz an Nassau, dann an Preußen, die Ruine aber blieb im Besitze der Herzogin Adelheid von Nassau. Die Wanderung durch Königstein bietet nicht- Bemerken-- werthe-. Mit dem bescheidenen Kirchlein und dem schlichten Rathhau- contrastire» die Hotel- mit ihren prächtigen, park- ähnlichen Gärten. von der Hauptstraße biegt der Weg link- ab nach dem Schloßderg, der mit Laub- und Nadelwald bepflanzt ist. Man kommt an der Privatbesttzung der Großherwgin von Luxemburg vorüber, di« da- alte, vom Erzbischof Franz von Ingelheim 1687 erbaute Schloß «worben und in ein prächtige- Lustschloß umgewandelt hat. Die Vögel singen im Hain und ein balsamisch« Dust strömt mir entgegen. Unter alten Buche» führt der Pfad aufwärt- und plötzlich stehe ich vor einem alten, hochgewölbten Thorbau, der in die Ruipe führt. U»ber mächtige Fel-kolosse geht der Weg. Ueber dem Thor befindet sich das Mainzer- Wappen mit dem Rade. Wie eine Inschrift zeigt, wurde das Portal im Jahre 1664 erbaut. Mächtiges Mauerwerk, große Wartthürme, Reste einer Capelle, Reste des Stern oder GerichtSsaaleS, ßde« Zeughauses, des runden Pulver- thurmeS, der Kurmainzrr „Münze" mit dem großen Heerd und Schornstein, einer gewaltigen Küche und Bäckerei, eines Weinkeller» rc. legen noch heute von der Ausdehnung dieses mächtigen Bollwerks Zeugniß ab. An dem alten Gemäuer rankt sich der Epheu empor. Skabiosen und blauer Salbei haben sich in den Maurrritzen eingenistet, ja, kleine Birken und Tannen wachsen au« Mauerspalten heraus. So sucht Mutt« Natur den Trümmerhaufen mit ihrem Schmuck gnädig zu bedecken. Die einzelnen Stücke der Ruine tragen den Charakter des Baustil» verschiedener Jahrhunderte. Die ältesten Stücke, die noch unter König Chlodwig erbaut sein sollen, liegen auf der höchsten Spitze de» Felsens. Im Uebrigen mischen sich dann Romanisch, Gothisch und Renaissance durcheinander. Der bohr Thurm ist auf 169 Stufen zu besteigen. Er hat eine Höhe von 41 m. Ich scheute die Mühe de« Auf stieg» nicht und wurde auch hier durch eine herrliche Rund sicht, im Wesentlichen gleich der deS Feldbergs, belohnt. Kleiner und großer Feldberg, Altkönig, Falkenstein, Vogels berg, Capellenbera, Rossrrt, Kreuzberg und Wasserkopf, der KönigSstuhl bei Heidelberg u. s. w. ragten auch hier wieder vor meinen Blicken auf Die Thürme von Speyer und Worin» waren erkennbar, und im Abendscheine leuchtete wieder in der Ferne da» Stromband des deutschen Rheins. Wie herrlich thronte doch einst diese Veste in den Bergen, «he sie der Franzosen vandali-mu» zerstörte. Wahrlich, die von Franzosenhand gebrochene» Burgen und Schlösser im deutschen Vaterland« reden eine beredte Sprache. Sir mahnen unS, auf der Hut »u sein und unsere Kraft zu wahren, daß nicht dermaleinst Ruinen sich zu den Ruinen geselle». E» wird Abend. Still wird e» in Berg und Thal. Nur schwer kann ich mich von dem Anblick Königstein« trennen. Aber e» muß geschieden sein, wenn ich Kronberg und den Nachtzua nach Frankfurt noch erreichen will. Einen letzten Blick lasse ich über die Gelände gleiten. Wir sang doch der Frankfurter Volksdichter Stolye in seinem Lied auf Königstein? „Vergangenheit, mit aachtumflorttr Miene Tauchst du empor au» dein« stillen Fluth, Und schwer und finster schwanken auf die Bühne Li« Schatt« all', bedeckt mit Staub und Blut!"
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