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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.10.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18961003018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896100301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896100301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-10
- Tag1896-10-03
- Monat1896-10
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7224 Wege» Diebstahl- und Unterschlagung erheblich vermindert (von 30,21 Proc. aus 28,44 Proc.). Dagegen ist gewachsen der Latheil der Körperverletzungen von 21,78 Proc. auf 23,45 Proc., der verbrechen und vergehen wider die öffentliche Ordnung von 11,Sv auf 12,30 Proc. und der Beleidigungen von 11 auf 11,72 Proc. Bon der Zunahme de« Antheil« der verbrechen und Vergehen wider die öffentliche Ordnung entfallt wieder der größte Theil auf die Zuwiderhandlungen gegen die Sonntagsruhe. Läßt man diese außer Ansatz, so betragt der Antheil der übrigen Ver brechen und vergehen 11,30 Proc. im Jahre 1893 gegen 10,98 im Jahre 1892: die Erhöhung de« Procentsatze« stellt sich so nur auf 0,34 Proc., während sie bei Berücksichtigung jener Zuwiderhandlungen 1,0 Proc. beträgt. An der Ge- sammtzahl der verurtheilten nehmen die einzelnen DelictSaruppen solgenden Antheil: Verbrechen und Versehen gegen Staat, öffentliche Ordnung und Religion 17 Proc. (1892 15,7 Proc., 1882/91 16,6 Proc.); Verbrechen und Ver gehen gegen die Person 40 (37,4 bezw. 37,1); Verbrechen und Vergehen gegen da« Vermögen 42,6 (46,5 bezw. 45,9); Verbrechen und Vergehen im Amte 0,4 (0,4 bezw. 0,4). tt Berit«, 2. October. Im nächstjährigen ReichShauS- baltSetat, von dem einzelne Tbeile in den nächsten Wochen schon an den BundeSrath gelangen dürften, wird die Etatisirung besonderer DivisioaSarztstellen völlig durchgesührt werden. Die Schaffung dieser Stellen ist bekanntlich hauptsächlich behuf« besserer Vorbereitung de« Heeres - Sanitätspersonal« für den Kriegsfall als noth- wendig befunden. In dem preußischen und in die preußische Verwaltung übernommenen Contingent sind 33 Stellen, im sächsischen 3 und im württembergischen 1 Stelle in Aussicht genommen. Davon sind im lausenden Etat für Preußen 16, für Sachsen 2 und für Württemberg 1 bewilligt. E« würde sich somit für den Etat der Militärverwaltung auf 1897/98 noch inSgesammt um die Bewilligung von 18DivisionS- arztstellen handeln. In Preußen werden für die neuen Stellen, deren Bewilligung nach dem Vorgänge für den Etat auf 1896/97 sicher ist, 5 bisherige Oberstabsarzt- und Gar nisonarztstellen in Wegfall kommen können. Man hofft auch, daß die Neueinrichtung, für welche allerdings allein der organisatorische Zweck einer weitere» Hebung der Leistungs fähigkeit des SanitälswesenS maßgebend ist, nebenher noch eine Aufbesserung der gesammte» Verhältnisse des SanitätS- corpS insofern zur Folge haben wird, als sie einer größeren Anzahl von Sanitälsofficieren einen befriedigenden und anregenden Wirkungskreis eröffnet. Die Aussicht auf das Aufsteigen in die Generalarztcharge ist bei der geringen Anzahl dep vorhandenen Stellen außerordentlich gering. Der weitaus Dtößten Zahl von Sanitätöofsiciereu ist mit der Er nennung Wm Oberstabsarzt, also etwa mit dem 45. Lebens jahre, di^Hoffnuog auf ein durch eigenes Zuthuu zu er reichende« VorwärtSkommen in der Luufbahn abgeschnitten. Mit der Durchführung des Instituts der Divisionsärzte wird hierin eine erfreuliche Aenderung geschaffen. L. Berlin, 2. October. (Telegramm.) Die Kaiserin traf heute früh 7>/r Uhr mit Prinzessin Feodora von Schleswig-Holstein und den Prinzessinnen Victoria Adelheid und Alexandra Victoria von Schleswig-Holstein auf der Wildparkstation ein. Zum Empfange waren die Prinzen Adalbert, August und Oskar auf dem Bahnhofe anwesend. Nach der Begrüßung fuhr die Kaiserin mit den Prinzessinnen und den drei Prinzen nach dem Neuen Palais. L. Berlin, 2. October. (Privattelegramm.) Der König van Sachsen hat den hiesigen Militairbevollmächtigten Grafen Vitzthum von Eckstädt mit seiner Vertretung betraut bei dem Stiftungsfest, welches der Verein ehemaliger Kameraden des 3. Garde-RegimentS z. F. morgen in Keller'S Festsälen unter Theiluahme deS Regiments begehen wird. L. Berlin, 2. October. (Privattelegramm.) Die preußischen LandwirthschaftSkammern werden sich demnächst mit der Frage zu beschäftigen haben, ob und welche Aende- rungeu deS Erbrechts für ländliche Grundstücke im Sinne des für die Renten- und Ansiedelungsgüter bereit- gesetzlich geregelten Erbrechts ins Auge zu fassen sind. Und das dazu nötbige Material zu beschaffen, sind durch die Landräthe und Gerichte Erhebungen über den thatsächlichen Zustand der Vererbung deS ländlichen Groß- und bäuerlichen Grund besitzes angestellt worden. Die Ergebnisse dieser Erhebungen werden, wie die „Poft- hört, in diesem Augenblicke im Seminare deS Professor- Sehring unter der persönlichen Leitung dieses Gelehrten provinzenweise geordnet, wobei die Arbeiten schon so weit gefördert sind, daß ihre Veröffent lichung in kurzer Zeit erwartet werden kann. L. Berlin, 2. October. (Privattelegramm.) Laut der „Post" wurde heute früh die gesammte Auflage der beiden anarchistischen Blätter Berlin-, de- „Socialtft" und des „Armen EonradS", beschlagnahmt. LH Berlin, 2. October. (Privattelegramm.) Seit dem Juli sind nur noch solche Unteroffi eiere in die Schutz mannschaft eingestellt worden, die eine mindesten- achtjährige Militairdieustzeit hinter sich hatten. Diese auf einer CabinetS- ordre basirende Maßregel hat sich nicht bewährt und eS ist deshalb, um den Bedarf an Schutzleuten decken zu können, vom Minister de« Innern bei dem Kaiser beantragt worben, zu genehmigen, daß wie früher, wieder Unterofficiere, die weniger al« acht Jahre gedient, zum SchutzmaunSdienst zu gelassen werden dürfen. — Zu dem Umstande, daß u.A. die Herren Or.v.Bennigsen, Hobrecht, l)r. Hammacher und Bürklin dem national liberalen Delegirteutage nicht beiwohnen, schreibt die „Berl. Börs.-Z": „E- ist müßig, nach den Gründen zu forschen, wenn man weiß, daß eine politische Differenz zwischen den Mitgliedern der Parteileitung, die den Dele- girtentag vorbereitet haben, und den drei älteren Führern in keiner Weise besteht. Dann mag eben die jüngere Generation versuchen, wie sie sich nun in der verantwort lichen Verwaltung de« kostbaren Besitze- an Einfluß der Partei und an Vertrauen der Bevölkerung zu den Grund sätzen der Partei zurecht findet. Einmal muß sie doch ver suchen, ohne die Gründer der Partei sich in dieser Beziehung einzurichten. Um so besser, wenn die Repräsentanten der großen Zeit noch am Leben sind und mit Rath beistehen können." — Vor einigen Tagen hatte bekanntlich ein Gewährsmann der „Schles. Ztg." die Mittheilung veröffentlicht, daß die conservative Partei in der bevorstehenden parlamen tarischen Session die landwirthschaftlichen Fragen nicht in den Vordergrund stellen und von einer Erneuerung des Anträge- Kanitz adsehen würde. Der betreffende Mit arbeiter sieht sich jetzt gegenüber einer Anzweiflung seiner Meldung zu der Versicherung veranlaßt, daß diese aus besten Quellen geschöpft sei und daher aufrecht erhalten werde. — Der BierteljahreSwechsel ist vorüber; Herr Stöcker athmet wieder auf. Er schreibt im „Volk": „Wir können heute mit Tank unseren Lesern mittheilen, daß neuerdings eine kleine Einbuße bei der ersten Postbeslellnng vor handen ist, aber so unbedeutend, daß wir sie mit Gottes Hilfe in kurzer Zeit wieder einzuholen im Stande sein werden." * Hamburg, 1. October. Großherzog Friedrich von Baden hat für die Glückwünsche des Senats zu seinem siebzigsten Geburtstage mit folgendem Schreiben gedankt: „Eingedenk der Beweise bundce-ircundlichcr Gesinnung, deren Ich mich bei verschiedenen Anlässen seilens der freien und Hansestadt Hamburg zu erfreuen batte, habe Ich nm so mehr mit lebhafter Gcnugthuung die Mir mit geehrtem Schreiben vom 9. September ausgesprochenen Glückwünsche zu Meinem siebzigsten Geburtstage enrgegengcnommen. Noch bewegt von den erhebenden und freudigen Eindrücken einer Feier, welche es Mir vergönnt wari, an bedeutsamem Lebensabschnitt, im Rückblick auf eine für Meine Lande, wie für das gesammte deutsche Vater land creiguißreichc miterlebte Zeit zu begehen, ist es Mir eine werthe und gern erfüllte Pflicht, für die in so freundlicher Weise NamenS der freien und Hansestadt Mir gewährte Theilnahme und die dabei kundgegebenen Gesinnungen Meinen warmen und auf richtigen Dank auszusprechen. Zugleich benutze ich mit Vergnügen diese Gelegenheit, um Meinen innigen Wünschen für das stete Wohl- ergehen der freien und Hansestadt wiederholten Ausdruck zu gcbeu und die Versicherung der besonderen Hochachtung und Freundschaft zu erneuern, womit Ich derselben zugethau bin, der Hochgeehrten Herren sehr wohlgeneigter (gez.) Friedrich. Karlsruhe, den 22. Sep tember 1896." * Hamburg, 1. October. Die Broschüre „Offener Brief an den Kaiser", (Verlag von Wilhelm Friedrich in Leipzig), wurde wie in Schleswig jo auch hier wegen Majestätsbeleidigung beschlagnahmt. * Bromberg, 30. September. Ein Beispiel für die Polonisirung der deutschen Katholiken liefern die Verhältnisse in Schneidemühl. Die Gemeinde ist fast aus schließlich deutsch-katbolisch. Trotzdem wurde vor einiger Zeit jeden vierten Sonntag polnisch gesungen und gepredigt. Schon nach kürzerer Zelt beschränkte sich der deutsche Gesang auf die MilitairgotteSdienste. Jetzt wird sogar, laut der „Köl. Ztg.", nur zu diesen noch deutsch gepredigt. Auf die ergangene Beschwerde steht der Bescheid deS Eonsistoriums noch aus. Wenn man den Polonisirungsbestrebungen der Geistlichen entgegentreten will, muß für eine andere Heran bildung der Geistlichkeit gesorgt werden. In den Priester seminaren der Diöcesen Gnesen-Posen werden die jungen Leute mit großpolnischem Geiste erfüllt. * Coburg, 2. Oclober. (Telegramm.) Herzog Alfred, welcher gestern aus Bukarest wieder hier eingetroffen ist, begiebt sich heute Mittag nach Reinhardsbrunn und reist von dort morgen nach Oberhof zur Jagd. * Aus Unterfranken, 1. October. Die königl. Regierung erntet für ihr vorsorgliches Verbot der weltlichen Kirchweihfeier in katholischen Orten, bezw. Verlegung der Kirchweih auf Martini, wenig Dank in der Presse und bei der ländlichen Bevölkerung. Der „Beobachter am Main", das Aschaffenburger CentrumSorgan, ist jüngst sogar ziemlick massiv geworden bei Abwehr dieser Maßregel und der auf dem Lande angeblich herrschenden Meinung, daß der Aschaffenburger Abgeordnete, Pfarrer Gerstenberger, da» Vorgehen der Regierung mitverschuldet habe. Da- Blatt protestirt entschieden gegen die Anordnung, insbesondere auch, weil nach derselben ein Unterschied zwischen katholischen und protestantischen Ortschaften gemacht werde. Inzwischen haben die städtischen Eollegien in Volkach einstimmig beschlossen, bei der Regierung um Beibehaltung der weltlichen Kirchweib feier nachzusuchen. Die Stadtväter von Volkach geben gerne zu, daß der fraglichen hohen Regierungsentschließung die beste Absicht zu Grunde gelegen habe, sie stellen aber auch fest, daß dieselbe unter der Bevölkerung großen Unwillen hervorgerufen, da die weltliche Kirchweihfeier nach keiner Seite hin Nach theile verursacht habe; das Verbot schädige dagegen u. A. auch insoferne, al- eS die Dienstboten in noch größerem Maße als bisher den großen Städten zutreibe, wo fast tagtäglich Tanzgelegenheit sich biete. (M. N. N.) * Mainz, 1. Oktober. Die Zerrissenheit der bürgerlichen Parteien bei der bevorstehenden Land tag Sw ah! commentirt der „Vorwärts" vergnügt wie folgt: „Durch diesen Umstand ist der socialdemokratische Sieg so gut wie sicher, da die einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen genügt und eine Stichwahl nicht staltfindet." Oesterreich-Ungarn. * Wien, 2. October. (Telegramm.) Blättermelduvmen zufolge solle» die Auflösung des ungarischen Ab geordnetenhauses am 5. October, die Neuwahlen dazu am 3. November und der Zusammentritt deS neuen Reichs tages am 20. November staltfinden. * Prag, 2. October. (Telegramm.) Die Nacht und der heutige Vormittag bis 1O>/, Uhr sind im Streik gebiet« ruhig verlaufen. Die durch die Vertheilung der Truppen getroffenen Vorkehrungen bewähren sich vollkommen. * Linz, 2. Oclober. (Telegramm.) Die Versammlung der liberalen Großgrundbesitzer Oberösterreichs nahm mit allen gegen drei Stimmen das Lan dtagSwa hl- compromiß mit den Klerikalen, das schon einmal ab gelehnt war, an, nachdem das Wahlcomitö Aufklärungen gab, denen zufolge das Compromiß kein Aufgeben der liberale» Grundsätze, insbesondere nicht in der Schul frage, bedeute. Frankreich. * Paris, 2. Oclober. (Telegramm.) Schischkin, der Leiter des russischen Ministeriums des Auswärtigen, erhielt den Großcordon der Ehrenlegion. — Die Präsidenten des Senats und der Kammer beschlossen, sich nach Cherbourg zu begeben, um den Kaiser von Rußland zu empfangen. — Das Colonial Ministerium hat bisher keinerlei Nachricht über den angeblichen Angriff auf den General Galliern in der Nähe Tananarivos erhalten. Belgien. * BervierS, 30. September. Wie in Gent, so herrscht auch in der hiesigen socialistischen Genossenschaft großer Zwiespalt. Haupt sächlich handelt es sich um die Leitung der Genossenschafts bäckerei „Volkshaus". Schon vor längerer Zeit hatte eine Anzahl von Mitgliedern bei dem Handelsgericht die Nichtigkeits erklärung des GründnngSactes des „Bolkshaufes" beantragt, da die jetzigen Leiter nach Belieben mit den Geldern wirth- schastetrn, sich in den Hauptversammlungen eine Mehrheit sicherten u. f. w. Die Nichtigkeitserklärung wurde zwar nicht ausgesprochen, indcß legte das Gericht dem Vorstände der Genossenschaft aus, sämmtliche Mitglieder, die nach Tausenden zählen, durch Ein schreibebriefe zusainmenzurusen, um über die Art und Weise der Einladungen zu den Hauptversammlungen u. j. w. zu beschließen. Diese Art der Einberufung kostete an 600 Fr-, hatte aber zur Folge, daß vorgestern einige Hundert Mit ¬ glieder sich im Volkshaus rinfanden. Die Verhandlungen verliefen äußerst stürmisch, namentlich erregte der Vorschlag mehrerer Mitglieder, das sosialistijche Gemeinderathsmitglied Rahier aus der Vorstadt Hodimont, Schriftführer der Arbeiterpartei deS Arrondissements Verviers und Berichterstatter des Brüsseler „Peuple", in den Aufsichtsrath zu wählen, den heftigsten Widerspruch bei dem Bolkshaus-Vorsitzenden Defretcur. Letzterer siegte auch diesmal, Rahier wurde nicht allein nicht in den Aufsichtsrath gewählt, sondern von der Genossenschaft ausgeschlossen. Sofort erklärte der anwesende Vertreter Les Brüsseler Generalraths der belgischen Arbeiterpartei, Masjon, gleichfalls seinen Austritt und viele andere solgten diesem Beispiele. Die Mehrheit beschloß darauf, auf Kosten der Genossen schaft ein eigenes Blatt zu gründen und dem Brüsseler „Peuple" den Jahresbeitrag von 600 Frcs. zu entziehen. Demgegenüber wollen die Feinde der Volkshauspartei nun wieder ein neues Kampforgan, „La Tsfense", gründen, kurz, alles läßtßdarauf schließen, daß sich die hiesigen Soctaldemokraten bald in zwei große friedliche Lager scheiden werden. Italien. * Rom, 2. October. (Telegr. d. Voss. Ztg.) Än Sicilien finden abermals umfassende Ausstände der Schwefel arbeiter statt, auch die Landarbeiter regen sich wieder. Man bringt hiermit zahlreiche plötzliche Verhaftungen in beinahe 30 Gemeinden in Verbindung. Großbritannien. * valmoral, 2. October. (Telegramm.) Der Herzog und die Herzogin von Connaught werden die russi- chen Majestäten bei deren Abreise bi« Portsmouth be- ileiten. Der Kaiser von Rußland und der Herzog von rounaught haben sich heute auf die Hirschjagd begeben. Da« Wetter ist schön. * Wie die „Daily Mail" ankündigt, soll die strafrecht- iche Verfolgung de« in Glasgow verhafteten Fenier- Ivo ry alias Bell eingestellt werden. Da weder Kearny noch Haine« und ebensowenig wahrscheinlich Tynan au-geliefert werden, so läßt sich die Anklage auf Complot nicht durch- ühren. Die Leute sind am Ende bloS vorsichtshalber während de- Aufenthalts de- Zaren im Westen hinter Schloß und Riegel gebracht worden. Orient. * Konstantinopel, 2. October. (Telegramm.) Nach Angaben von türkischer Seite soll da- Dorf Pingau im Vilajet Siwat von Armeniern angezündet worden sein. In Depeschen der Consuln wird die Nachricht bestritten. — Die französische Zeitung „Le Stamboul", die ein Bild Gladstone'« brachte, erhielt feiten- der Ceusur eine Verwarnung. * London, 2. Octobrr. (Telegr. der „Voss. Ztg ") Der Wiener Berichterstatter der „Daily Mail" meldet telegraphisch die Mächte hätten sich über eine friedliche Lösung der Orientfrag« verständigt. Die Lösung sei ehrenvoll für alle Betheiligten; weitgehende Bürgschaften für die künftige Sicherbeit der armenischen Untertbanen deS Sultans seien getroffen worden. Die „Daily Mail sagt, diese« Ergebniß sei nicht der überlaute» anti türkischen Bewegung in England, sondern den vernünftigen und besonnenen Bestrebungen der Diplomatie zu verdanken. Insbesondere habe Lord SaliSbury'S aufrichtigePolitik triumphirt. Eine Bestätigung der Meldung der „Daily Mail" von anderer Seite liegt nicht vor, indeß deutel der „Standard" in einem Leitartikel zur Lage an, daß eine sichere Grundlage für eine Verständigung zwischen Rußland und Großbritannien zur Reform der türkischen Verwaltung gelegt worden sei. Die Zu stimmung Frankreichs und der Dreibundmächte dürfe voraus gesetzt werden. * Belgrad, 2. October. (Telegramm.) Die ordentliche Skupschlina des laufenden Jahre- ist für den 17. d. M. hierher rinberufen. — Die diesjährigen serbischen Manöver finden in den Divisionsterritorien Valjevo und Belgrad statt. Dem Beginn am 4. dö. Mt«. im Belgrader Territorium wird der König, in dessen Gefolge sich die fremden MilitairattachöS befinden, beiwohnen. Amerika. * Rew Port, 1. October. (Telegramm der Frkf. Ztg.) Der Congreß wird zweifellos eine Goldmehrheit haben, da die Golddemokraten überall eigene Candidateu aufstellen oder für die Republikaner eintreten, während andererseits letztere vielfach erstere unterstützen. Militair un- Marine. * Am 30. September ist Generalmajor z. D. Frhr. Franz v. Krane-Matena zu Aschaffenburg im Alter von 86 Jahren gestorben. * Saarbrücken, 1. October. Die Schwesterstädtr St. Johann und Saarbrücken haben dem Generalmajor z. D. v. Pestet in dankbarer Erinnerung an seine Verdienste, die er sich um die Städte als Commandeur des 7. Ulanen-RegimentS zu Beginn de» Krieges 1870/71 erworben hat, das Ehrenbürgerrecht verliehen. (St.P.) * Berlin, 2. October. (Telegramm.) Laut telegraphischer Meldungen an das Obercommando der Marine haben folgende Bewegungen S. M. Schiffe stattgefunden: S. M. S. „Moltke", Commandant Corvetten-Capitain Stiege, ist am 1- Oktober in Dartmouth angekommen und beabsichtigt, am 6. October nach Madeira in See zu gehen. S. M. S. „Arcona", Eommandant Corvetten-Capitain Becker, hat am 1. October Chefoo verlassen, um nach Nagasaki zu gehen. S. M. S. „Cormoran", Comman- dank Corvetten-Capitain Brinkmann, hat am 1. October von Chefoo auS dir Reise nach Sangkaubay angetreteu. Colonialnachrichten. * Die Meldungen von Unruhen In Uhehe, welche vor einigen Tagen verbreitet wurden, erweisen sich, neueren Nachrichten zufolge, als übertrieben. Von einem Ausstande oder von allgemeinen Unruhen unter den Wahehe ist nicht» zu bemerken; dem Anscheine noch hat nur eine kleine Abtheilung derselben nach alter Gewohnheit einen Raubzug bis nach Ugogo hin gemacht; zu ihrer Bestrafung bedarf es jedenfalls keines großen Truppenaufgebots und sonstiger Anstrengungen. Der Gouverneur v. Wissmann hat übrigen« schon bei der ringetretenru Ruhe und Sicherheit im Januar dir und 1,5 mm breite- Wafferschneckcken (Vulvata erMropomutia) wurde in dem die Görzaher Grotte (»n der Nachbarschaft von Laibach) durchströmenden Bächlein entdeckt. Weit artenreicher al« die Thierwrlt de- Wasser- ist die dcS Landes in den Höhlen des Karste». Am zahlreichsten an Arten sind die Insekten und unter diesen wieder die Käfer, besonder- Laufkäfer und solche Formen, deren Verwandten auch auf der Oberwelt an feuchten, dunkeln, versteckten Orten leben. Besonder-individuenreich treten auch die Spring schwänze auf, merkwürdige, kleine, von verwesenden Stoffen allerlei Art lebende, alterthümliche Insecten, zu denen auch die Gletscher- und Schneeflöhe gehören und die den in unseren Häusern sich aufhalteudrn, zarten Silberfischchen oder Zucker gästen nahe verwandt find. An den feuchten Wänden und Tropfsteinaebildea der Grotten spazieren bedächtig kleine Spinnen, so zart, daß man sie mit rmem aageseuchteten Pinsel fangen muß, denn keine Finger sind zierlich und geschickt ge- > iig, ihrer, ohne sie zu beschädigen, habhaft zu werden. Auf r::u Boden bewegen sich langsame Asseln und hurtigere Sausendfüße in verschiedenen Arten, und in ihm Hausen kleine : nngelwürmer au» der Sippe der Regenwürmer. Auch eine t.cine Landschnecke kriecht unter schnellfüßigeren Gliederthieren l n um. Es ist immerhin keine arm« OrganiSmenwelt, die da in unterirdischer Finsterniß ihren Kampf um da» Dasein kämpft, denn man kennt jetzt über hundert Arten Kraiaer Grottenthiere. ES ist nicht überraschend, daß in den Höhlen anderer Länder, wo die Verhältnisse ähnlich liegen, sich eine ähnliche Fauna angesiedelt hat, so in Mähren, Montenegro und sonst auf dem Balkan, In den Pyrenäen, in Ostindien, auf den westindischen Inseln, in Mexiko und besonder« in der großen Mammuthhöhle von Kentucky. Ja letzterer findet sich eia echter Flußkrebs und, wie in den ost- und westindischen Höhlen auch, em Vertreter de« Fischreichs und noch dazu ein sehr merkwürdiger, dessen nächsten Verwandten keine Süßwasser fische, sondern Bewohner des Meeres find. Aber nicht bloS natürliche Höhlen haben ihre Bewohner gefunden, auch künstliche, von Menschenhand bereitete, — Bergwerk-schachte, wenn sie nur alt genug sind. In den Schachten und ihren Wassern von Freiberg, Anaaberg, Klau«- thal haben sich Infusorien, Würmer und Krebse angefirdelt, und m den KlauSthaler Bergwerken treibt eine Mücke ihr Wesen. Die Schichtwässer des uralten RammelSberger Schachtes bei GoSlar sind ihres starken Metallgehaltes wegen leider unbevölkert. Es ist bemerkeuSwerth, daß die Höhlen Mitteldeutschlands z. B. die schönen und großen des Harze«, keine besondere Fauna beherbergen. Vielleicht war einst eine solche Vor hand«», wurde aber durch d»e Vergletscherung Nordeuropa«, d«ch si« Katastroph« der Eiszeiten vernichtet. E« bleibt aber immer merkwürdig, daß sich seitdem keine neue Thier welt dort herauögebildet hat, wie eS doch in den Kunst schächten möglich war. ES könnte sein, daß die Feuchtigkeits verhältnisse dazu nicht günstig genug waren. Selbstverständlich haben die ungewöhnlichen LebenS- bedingungen, unter denen die Thiere in den Höhlen existiren müssen, an erster Stelle der Mangel deS Lichtes, dann aber auch der Wegfall der Unterschiede der Jahreszeiten auf ihre Organisation und auf das Wesen ihrer Vermehrung zurück gewirkt, und zwar wesentlich im negativen Sinne. Man überlege nur einmal: was braucht ein Thier, daö rum Aufenthalt in ewiger Finsterniß (der gelegentliche Besuch Fackeln tragender Menschen kommt nicht in Betracht) verdammt ist, nicht, was kann e» ohne Schaden entbehren? Der Augen, denn da unten giebt e« nicht- zu sehen, und der Farben, denn dort unten Hausen keine Geschöpfe, denen eS sich durch die versteckende Eigenschaft seiner Färbung zu entziehen oder denen e« durch den Reichthum derselben nach irgend einer Richtung hin zu imponiren braucht. Die echten Höhlenthiere, da» heißt die seit vielen Generationen an den Aufenthalt im Dunkeln avgepaßten sind blind, sehr zarthäutig und farblos, höchsten- daß die Käfer Heller oder dunkler braun erscheinen, waS der allgemeinen Färbung ihrer hornigen Hautbedeckung, de» Chitin» entspricht. Der Olm ist farblo-, weiß nur seine äußere» AthmungSorgane, die am Hinterkopf seitlich angebrachten Kiemenbüschel erscheinen deS durchschimmernden Blute« wegen roth; Augen besitzt da- Thier zwar noch, aber sie sind klein, mehr oder weniger ver kümmert und von der Körperhaut überwachsen. Halt man den Olm in der Gefangenschaft, wo sich doch der Einfluß des Tageslichte« nicht völlig auSschließen läßt, so wird er nach und nach dunkler und um so rascher und um so mehr, je stärker sich jener Einfluß geltend machen konnte, ein Beweis, daß auch in seiner Haut ursprünglich alle Bedingungen, durch da» ein Thier äußerlich gefärbt erscheint, gegeben sind. Die Sehkraft feiner Augen erhält er nicht wieder, aber sie mögen ihm doch da» Erkennen de« Unterschieds von Hell und Dunkel ge statten: und da- ist vielleicht auch der Fall mit der Pigment entwicklung in der Haut, so baß man hier von einer derma- toptischeu Lichtempfindung reden könnte, wie man die Fähig keit ohne Augen mittels der Haut Verschiedenheiten der In- teusität de« umgebenden Lickt- wabrzunehmen, und di« bei Regenwürmern leicht nachweisbar ist. genannt bat. Sehr bemerkenSwerth sind die Organisationsverhältnisse der Gehwerkzeuge einiger BergwerkSlhiere, besonder» de» Flohkrebse« (vawmarus pulex). Diese Thierchen besitzen einen gestreckten, geringelten, seitlich zusammenzedrückten Körper mit zahlreichen Beinen, schwimmen gebogen und auf der Seite liegend und verstehen, auf da« Trockene gebracht, zappelnd zu Hüpfen. Sie sind in langsam fließenden Gewässern, wo sie eine DurchscknittSgröße von 1,2 em erreichen, hell gräulich-grün sind und mäßig große, schwarze Facettrnaugen haben, sehr häufig. Die nämliche Krebsart findet sich, wahrscheinlich seit urgrauen Zeiten in tiefen, dunkeln ungefaßten oder gefaßten Quellen (sogenannte Brunnenstuben) und in den KlauSthaler Schächten. An beiderlei Fundstellen ist sie weiß, farblos geworden, an den erster» aber auch blind (man hat diese Form al- 6»mwarus puteauns unterschieden, obwohl sie nichts als eine bloße Varietät von pulex ist), in dem Harzbergwerk hingegen bat sie der Stammrafle gegenüber bedeutend vergrößerte Augen. Wie hängt da« Wohl zusammen? Wir wollen ver suchen, unS die Sache plausibel zu machen, doch übernehme ich keine Verantwortung dafür auf mich, daß eS uns auch gelingen wird. Setzen wir den Fall, Vertreter einer gut sehenden Thierart geriethen in da» Dunkel oder besser zunächst, etwa am Eingang einer Höhle, eines Schachte« oder einer unterirdischen Quelle, in da- Dämmerige. Hier sind wenig Lichtstrahlen vorhanden, die lichtempfindlichen Elemente des Auge» müssen sich vermehren, diese« selber muß größer werden, wenn e- sozusagen auf seine Kosten kommen wrll. Da» sehen wir an den Augen der meisten nächtlichen SLugethiere «und Vögel, unter denen eS wahre Finsternißthierr nicht giebt, die vielmehr alle bloS DämmerungSthiere sind, denn keine oberirdische Nacht wird so völlig dunkel, daß da- Vorhandensein aller Lichtstrahlen ausgeschloßen wäre. Die Nachkommen der eingewanderten Thiere gerathen in noch tiefere und dunklere, zuletzt in wirk lich absolut finstere Räume. Zunächst wird auch noch hier da» Auge die Tendenz haben, Lichtstrahlen zu sammeln und zu diesem Behufe sich vergrößern, — vergeblich. Nun erst setzt die beginnende Entartung de« Auge- ein, seine nervösen Elemente degenrriren, sein Pigment verblaßt, die licht brechenden Körper werden trüb und von unregelmäßiger Gestalt, da« Auge entartet zuerst fuuctionell in seiner Leistungsfähigkeit und dann weiter anatomisch in seinem Bau: e- wird zum rudimentären Organ berabgedrückt, verliert seine Uebung, mit der Uebung seine Kraft und die dieser entsprechende Organisation immer mehr, e» wird im Stoffwechsel deS Thiere- ein unnützer Brod- fresser und wird deshalb mit größerem Bortheile völlig entvehrt. Mit anderen Worten auf unfern bestimmten Fall angewendet: 6ammsrns putoanus lebt während einer viel größeren Reihe von Generationen in der Finsterniß und in einer absoluten, al» der Gammaru» au» dem KlauSthaler Schacht, der auch nur selten und an ganz entlegenen Punkten dem, wen» auch nur schwachen Einfluß der mit Bergbau nothwendigerweise verbundenen, künstlichen Beleuchtung ent zogen sein dürfte. Der Einfluß de» mangelnden Wechsel» der Jahreszeiten macht sich wenigsten« bei zwei Thieren der Krainrr Hohlen, soweit wir wissen, bemerkbar, dürfte aber da« Fortpflanzungs- Leben Aller mehr oder weniger beeinflussen. Jene zwei Thiere sind der Schwamm und der Polyp der unterirdische» Gewässer. Diese Süßwasserthiere sind bezüglich ihrer Ver mehrung besonderen Modifikationen unterworfen in solchen Gegenden, in denen ihre Aufenthalt-Wässer dem Einfluß der Jahreszeiten unterliegen, sei eS, daß sie einfrieren oder auS- trocknen, sei eS, daß durch die Temperatur die in ihnen lebenden und den Schwämmen und Polypen zur Nahrung dienenden Geschöpfe veranlaßt werden, ihre Thätigkrit vor übergehend einzustellen. Im Herbst zerfällt der größte Theil de« Körper« unserer Süßwasserschwämme und in heißen Ländern der der tropischen beim Nahen der trockenen Jahreszeit in kleine Theilstücken, die sich mit einer harten, schützenden Hornschale umgeben und nur al- Keimstücke oder Gemmulen die Kälte oder die Trockenheit Überdauern, um beim Wieder eintritt günstiger Lebensbedingungen rin neue» Dasein zu beginnen. Aehnlich ist e» bei den Süßwafferpolypen, die gleichfalls hartsckalige Dauereier entwickeln. Das Alle« ist bei der gleickmäßigen Temperatur der tiefen Höhlen über flüssig: Die Fortpflanzung ist hier bei den Schwämmen eine rein geschlechtliche und vollzieht sich bei den Polypen ohne Auftreten hartschaliger Dauereier. Mutter Natur ist nun bekanntlich eine -roß« AuSgleickerin und wa« sie ihren Kindern auf der einen Seit« und auf die eine Art nimmt, pflegt anderweitig reichlich zu erstehen. So verhält eS sich auch mit den mit Blindheit geschlagenen Höhlenthiere«: sie verfügen anstatt über unnütze Augen über ausgezeichnete Tastorgan« der Haut, die oft mit ansehnlichen Spürfäden in Verbindung stehen und da« Nahen eine- Feindes oder eine« BeutethiereS mit der Erschütterung de« Wasser- oder der Luft leicht der Wahrnehmung übermitteln. Ganz ähnlich wie die Thiere der ewig dunklen Höhlen sind im Allgemeinen viele Thiere der stellenweise gleichfalls ewig dunklen Tiefsee entwickelt: sie zeigen die nämiichen Mängel einer- und andererseits die nämlichen Vergünstigungen. Es würde den Rahmen diese» Aufsatzes weit überschreiten, wenn ich hier noch die Abstammung-Verhältnisse der Thiere der Karstböhlen entwickeln wollte. Unbedingt aber sind sie alle die Nachkommen freiwillig oder unfreiwillig au» der Oberwelt eingewandrrter Formen. Diese Einwanderungen mögen zeitlick theilweise weit, sehr weit zurücklirgen, denn der Olm z. B. hat in der Jetztzeit keine näheren lebenden Ver wandten, der nächste, aber doch noch recht weitläufige Ver wandte bewohnt Nordamerika. N.
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