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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.09.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960908018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896090801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896090801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-09
- Tag1896-09-08
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Eine eben erschienene vortreffliche kleine Schrift von dem bekannten Vo'kswirth Prof. Herkner in Karlsruhe ver anlaßt uns, zu dieser Frage einige Bemerkungen zu machen; die Schrift, die fleißig verbreitet werden sollte, ist übrigens vom Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke heraus gegeben und von dessen Geschäftsstelle in Hildesheim gegen 20 ^s, in Partien noch erheblich billiger, zu beziehen. Zunächst sei festgestellt, daß sich an den verschiedenen deutschen Mäßigkeitsvereinen auch die Arbeiter in nicht ganz geringer Zahl betheiligen. Bei den Entballsamkeilsvereinen des „Blauen Kreuzes" und der „Guttcmpler" überwiegen sogar die „kleinen Leute"; in den Vereinen gegen den Miß brauch geistiger Getränke zählen sie auch einige Tausende. Und die lehrreichsten Geschichten ließen sich von den Vielen berichten: wie die Einen durch ihre Enthaltsamkeit gleichsam aus einem Sumpfe in die lichte Höhe eines edleren Menschcn- thumS gehoben sind, wie die Anderen durch Rede und Bei spiel ihren Genossen zum Segen werden. Schreiber dieses hat oft vor Arbeitern über das Trinken gesprochen und nach dem Vortrage mit ihnen diScutirt; er hat bei ihnen öfter das rechte Gefühl, daß sie selber sich zuerst bessern müßten, ge funden, als bei vornehmeren Leuten. Ganz anders aber stellt sich die große Masse der Arbeiter und namentlich ihre politische Organisation. Kennzeichnend dafür ist die Frage, die mir einmal ein Fabrikarbeiter in Hannover brieflich vorlegte: ob ich ihm keine Flüssigkeit empfehlen könne, die so aussehe wie Schnaps, aber harmlos sei. Er basse den Branntwein, müsse jedoch wegen seiner Enthaltsamkeit viel Spott von seinen Mitarbeitern leiden. Ich fragte damals: Kämpft die große deutsche Arbeiterpartei nicht gegen diese schlimmste Tyrannei, diesen erbärmlichen, unsittlichen Trinkzwang an? Die Antwort muß leider ver-1 neinend ausfallen. Es giebt unter den Socialdemokraten j eine Menge sehr nüchterner Leute und auch eine kleine Zahl von Alkoholgegnern, die gern die gesammte Partei gegen die Trunksucht mobil machen möchten oder doch gern große Arbeiter-Mäßigkeitsvereine ins Leben gerufen hätten. Es hat an Versuchen nach dieser Richtung nicht gesehlt, aber den betreffenden jungen Führern ist von oben berab bedeutet, sie möchten auf solche Pläne verzichten. Die wissenschaft liche Zeitschrift der Partei, die „Neue Zeit", hat vor einigen Jahren einen besonderen Feldzug gegen sie geführt. Das hat aber nicht gebindert, daß eine Reihe Socialdemvkraten als eifrige Mitglieder des „Gut templer-Ordens", des „Alkoholgegncrbundes" und des Vereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke sich bethätigen. Die Partei als solche zeigt vorläufig noch eine mehr ober weniger spöttische Ablehnung für die „Mäßigkeitsapostel" und hält an der materialistischen Doctrin fest, daß mit der Vernichtung des elenden kapitalistischen und Einführung des edlen socialistischen Systems, wie vie meisten Uebel dieser Welt, auch die Trunksucht von selbst verschwinden werde. In diesem Puncte könnten die deutschen Socialdemokraten noch viel lernen von ihren Gesinnungsverwandten in der Schweiz, Skandi navien, England u. s. w., wo die Arbeiterführer fehr oft zugleich ihre Anhänger zur Enthaltsamkeit zu erziehen suchen. Hcrkner macht darüber interessante Mittbeüungen. Trefflich weist er auch den socialdemokratischen Einwand zurück, die Mäßigkeit oder Enthaltsamkeit sei wieder nur „die ver dammte Bedürfnißlosigkeil" und führe nur zu schlechterer Lebens haltung und niedrigeren Löhnen. „Es handelt sich hier gar nicht um eine Verminderung der Ausgaben für den Lebensunterhalt, sondern nur um eine Aenderunz in der Zwccksbestimmung des Aufwandes. Wer weniger für Bier und Branntwein auS- giebt, giebt mehr für Fleisch, für Wohnung, für Kleidung, für Lectüre und dergleichen aus. Der mäßige Arbeiter pflegt nicht weniger, sondern mehr Ansprüche an das Leben zu stellen. Er begnügt sich nicht mit der schmutzigen, elenden Wohnung, dem schlechten Essen, der verwahrlosten Kleidung dcö Trinkers. Und wenn er selbst nicht mehr consumirt, sondern spart, wenn er Einzahlungen in Unterstützungscassen leistet, so gewinnt er dadurch einen werthvollen Rückhalt in allen Lebenslagen, einen Rückhalt, der ganz gewiß nicht zur Schwächung seiner Stellung gegenüber seinem Arbeitgeber führt. Er wird so nickt nur die errungene Lohnhöhe fest halten, sondern sie vielleicht noch zu steigern wissen. Der mäßige Arbeiter nimmt an dem öffentlichen und geistigen Leben der Zeit einen innigeren Anlheil. Das lebhaftere Interesse läßt den Wunsch nach größerer Muße für geistige Belbätigung erwachsen, nach Verkürzung der Arbeitszeit. Wenn der mäßige Arbeiter mehr leistet, so wird die höhere Leistung doch zu einer Verminderung der Arbeitsstunden führen." Zu folgendem Schluß kommt Herkner: „Ich glaube nicht gerave, daß die arbeitenden Elasten im Allgemeinen in höherem Maße als andere Schichten der Gesellschaft dem Trünke ergeben sind. Sofern besondere Ausschreitungen in ihren Reihen vorkommen, lassen sie sich jedenfalls eher ent schuldigen als in bürgerlichen Kreisen, zum Tbeile sind sie sogar das Product ganz bestimmter socialer Mißstände. Wenn ich trotzdem der Mäßigkeitsfache eine außerordent liche Bedeutung für das Wohl der Arbeiterschaft beilege, so geschieht es deshalb, weil hier bei den knappen Einkommens verhältnissen dem Trünke nur gefröhnt werden kann auf Kosten der ersten Lebensaufgaben, namentlich auf Kosten einer ausreichenden Ernährung, auf Kosten der fortschreiten den gesellschaftlichen Entwickelung. Wie die Verhältnisse aber einmal bei unS liegen, setze ich noch keine besonderen Hoffnungen auf einen unmittelbaren Appell an die arbeitenden Elasten, sich der Mäßigkeits bewegung anzusckließen, wenigsten» nicht auf einen Appell, der von Angehörigen der besitzenden oder gebildeten Schichten auSgeht. Diese dürften dem größten Mißtrauen begegnen. Wahrscheinlich würde ihnen der Argwohn entgegentreten, es handele sich nur darum, die Aufmerksamkeit der arbeitenden Elasten von ihren politischen und wirthschaftlichen Be strebungen abzulenken, oder den einheitlichen Ebarakler der proletarischen Bewegung zu zerstören. Nur unter zwei Voraussetzungen gelingt es vielleicht, unsere Arbeiter für die Mäßigkeitesacke zu erwärmen. Erstens müssen die Freunde der Mäßigkeilstzestrebungen mit unerbittlicher Strenge alle Trinkunsitten, so schimmernd immer das Gewand sein mag, in das sie sich hüllen, aus den Kreisen der gebildeten Welt zu verbannen suchen. Sie musst n sich immer und überall auf bas Entschiedenste dagegen ver wahren, daß reichliches und überreichliches Trinken nickt nur nicht anstößig sei, sondern sogar zn den Tugenden eines eckten und rechten deutschen Patrioten gehöre. Gelingt cs erst ein mal, die öffentliche Meinung in den oberen GescllichaftS- classen zu einer wirksamen Aecktung aller Trinkunsinen zu bestimmen, dann wird schon von selbst auch in den mittleren und niederen Schichten der Bevölkerung eine kritischere Stellung gegenüber den geistigen Getränken eingenommen werden. Tas scheint mir die erste und dringlichste Aufgabe zu sein. In zweiter Linie müssen die Anhänger der Mäßigkeits bewegung aber gegen alle socialen Mißstände, gegen das sociale Elend, das dem Alkoholismus einen so furchtbaren Nährboden darbietet, mit rastlosem Eifer ankämpfcn." Deutsches Reich. * Leipzig, 7. Septemoer. In einer von unS auszugs weise wicdergegebencn Kissinger Correspondenz der Voss. Ztg." war behauptet, der Sedantag sei in Kissingen ohne Sang und Klang vorübergegangen, die bayerische Negierung habe sogar ungeordnet, daß die Cur- capelle an diesem Tage nickt einmal einen militairiscken Marsch, geschweige denn vaterländische Weisen spiele. Wir hatten im Anschluß hieran bemerkt: „Wenn diese Mitihcilung richtig ist, so hoffen wir, demnächst über einen öffentliche» Protest berichten zu können, der aus der Mitte der deutschen Curgäste stissingens gegen eine derartige Ver letzung ihres patriotischen Empfindens erhoben werden muß." Erfreulicher Weise hat sich unser im Vorstehenden angedeu teter Zweifel an der Richtigkeit jener Mittheilung als begründet herausgeslellt. Wie wir nämlich aus den Concertprogrammen der Kissinger Curcapelle, die uns von der Verwaltung Les dortigen königl. Eurhauses heute eingesandt sind, ersehen, wurden am 1. und 2. September überwiegend vaterländische Weisen gespielt. Von einem entsprechenden Verbot der baye rischen Negierung kann also nicht die Rebe sein. Ferner be richtet die unS ebenfalls zugeschickte „Kissinger Saalc-Ztg." in ihrer. Nummer 199 vom 3. September über Festlichkeiten, die zur Feier des SedantageS in Kissingen slattfanden. So vereinigten sich im dortigen Rathskeller die Angehörigen des Kösener 86. rc. zu einem solennen Frühschoppen, während Mittags im Hotel Schmitt auf Einladung eines EomilöS ein Festdiner staltfand, bei welchem nach dem üblichen Toast auf den Prinz-Regenten und den deutschen Kaiser noch ver schiedene Reden aus die Armee, auf Bayern, die Combattanten von 1870/71 und das deutsche Reich gehalten wurden. Endlich ist die „Kissinger Saale-Zeitung" in einem warm patriotischen Leitartikel ter Bedeutung des Sedantages gerecht geworden. Dies Alles beweist, daß die „Voss. Ztg." von einem illoyalen Scribenten mystificirt wurde — ein Vor- kommniß, das jedem Blatte zustoßen kann. Um so über flüssiger ist es, wenn die Münchener „AUg. Ztg." in Bezug auf die vorliegende Mystifikation schreibt: „Es könnte überdies nichts schaden, wenn solche Blätter, die Anspruch darauf machen, ernsthaft genommen zu werden, mit derartigen Mittheilungen etwas vorsichtiger werden wollten, denn wenn irgend etwas dazu angethan ist, die in Bayern un zweifelhaft vorhandene deutsche Gesinnung herabzumindern und hier und da vorhandene particularistische Anwandlungen groß zu ziehen, so sind es sicher in erster Linie diese ewigen grundlosen Verdächtigungen, welche mit der Zeit auch sonst sehr ruhig denkende Leute reizen müssen." Ganz abgesehen davon, daß unS eine deutsche Gesinnung, die aus solchem Anlaß „herabgemindert" werden kann, nicht sonderlich imponirl, hätte die Erinnerung an die Moskauer Rede deS Prinzen Ludwig von Bayern und an die Auf nahme, die sie gefunden hat, die „AUg. Ztg." abhalten sollen, gar zu gravitänsch zu werden. 6.8. Berlin, 7. September. Es ist bekannt, daß in Jap an alle Kräfte angespannt sind, um die maritime Ausrüstung zu vollenden. Selbstverständlich sind die japanischen Werften nicht in der Lage, allen Anforderungen gereckt zu werden, und so ist die japanische Regierung nach dem Auslande ge gangen. Es ist noch nicht sehr lange her, daß für die Japaner das Schlachtschiff „Fujr" in England vom Stapel lief; jetzt haben die Japaner im Ausland den Bau von drei Kreuzern I. Elasse ausgeschrieben, zwei davon durch die Gesandtsckaft in Washington, eins durch die Gesandtschaft in Paris. Die Geschwindigkeit soll im natürlichen Zuge 2O'/r Knoten, im künstlichen Zuge 22'/, Knoten betragen, die Maschinenkrafl ist auf 15 000 Pferdestärken festgesetzt. Die Kreuzer sollen im Allgemeinen dem „Joshimo" gleichen. Sehr bedauerlich ist es, daß bei diesen japanischen Bestellungen die deutschen Schiffswerften ganz außer Acht gelassen sind; denn in der vielbesprochenen Schlacht am Jaluflusse haben doch die Japaner erfahren, welche« vorzüglich» Material auf deutschen Werften hergestellt wird; trotz ihrer weit über legenen Seelaktik konnten die japanischen Schiffe mit den semer Zeit auf der Werft des „Vulcan" in Bredow bei Stettin erbauten chinesischen Panzern nicht fertig werden. Die Beziehungen Deutschlands zu Japan sind normale und gute, und da- ist auch seiner Zeit in den Unterredungen, welche im Juni der japanische Marschall Jamagata mit dem Reickskanzler Fürsten Hohenlohe und anderen deutscken Staatsmännern gehabt, ausdrücklich constatirt worden, und japanische Techniker nnd Ingenieure, welche in Deutschland und den anderen Culturstaaten ihre Ausbildung genossen, haben unumwunden die Gleickwerthigkeit der deutschen Sckiffsbaukunst mir der der größten Seemächte anerkannt. Wenn trotzdem keine japanische Sckiffsbestellunz nach Deutschland gekommen ist, während daS Ausland mit Aufträgen reicklick versehen wird, so fallen dadurch eigen- lhümstcke Schlaglichter auf die Stimmung gewisser Kreise in Japan; die osficielle» Beziehungen zwischen Deutschland und Japan lassen, wie gesagt, Nichts zu wünschen übrig. Berlin, 7. September. Unter den Anträgen, die auS reu Reiben der Parteigenossen im Lanke zum bevorstehenden Tclegirientag der naiionalliberalen Partei eingereickt sind, betrifft em Antrag Breslau, wie schon kurz erwähnt, em Nak ionaldenkmal für Moltke. Die Antragsteller legen Weith darauf, daß die Änregnng keinen Augenblick miß verstanden orer einer Mißdeutung ausgesetzt fei. Es ver steht sich, Laß die Vorbereitung eines solchen Denk mals nicht von einer Partei begonnen, geschweige denn durchgesübrt werden kann. Nacktem aber in jüngster Zeil von äugestbcucn Personen, die dem Parteigelriebe fern sieben, die ersten Schritte unlei nommcn sink, nm ein Comi!« aus allen Stänken unk aus allen aus vaierlänkisckem Boten stehenkcn pol tischen Kreisen ins Leben zu rufen und hiermit kie Denkmal-Angelegenheit in kie regten Wege zu leiten, durften kie Breslauer Delegieren allerdings ken Antrag stelle», daß kie nakionalliberalc Partei ihren Mitgliedern allenthalben im Reiche kie Förkerung jenes Unlernebmeus angelegentlich empfehle. Nichts Anteres bezweckt der Bres lauer Antrag, und in dieser Form ist er gerade geeignet, von allen ankeren staatSfreunklichen Parteien, sobald die selben eben Gelegenheit kazu haben, ausgenommen unk gleichfalls beschlossen zu werken. Immerhin mag es Len Delegirten der naiionalliberalen Partei zur Genugthuung gereichen, daß ihnen die erste Gelegenheit geboten ist, der Entrichtung einer Dankesschuld, die Deutschland noch ab; u tragen hat, öffentlich das Wort zu reden. (») Berlin, 7. September. (Telegramm.) Das Kanonenboot „Ersatz Loreley" ist am 6. dss. Mts. in Konstantinopel eingerroffen. (Wiederholt.) L. Berlin, 7. September. (Privattelegramm.) Zu der Meldung aus Breslau, daß die Besprechungen zwischen kr" deutschen und den russischen Ttaatsmänueru von Neuem die völlige Uebereinsrlmm un g derielben sowohl bezüglich der Gesammtlage als auch hinsichtlich aller gegenwärtig schwebenden Fragen ergeben hätten, bemerkt die „Nat.-Ztg": „Einer so rückhaltlosen Ankündigung Les EinverstäuLnisses der deutschen unk der russischen internationalen Politik wird überall in der Welt hohe Wichtigkeit beigemessen werken. In den „gegen wärtig schwebenden Fragen", als welche in erster Reihe die ker Ba lka n halb in sel und Ostasiens zu betrachten sind, bereutet die „Uebereinstimmung die Unter stützung der russischen Politik durch Deutschland, eine Unterstützung, welche, für Rußland ohne Zweifel sehr wertbvoll, für das deutsche Reich geboten ist durch die Erwägung, Laß von anderer Seile auf Durch kreuzung der russischen Politik, auf die Herbeiführung von Verwickelungen hingearbeuet wird, die den Frieden gefährden würden. Die „Gesammtlage" wird noch immer weientlich durch die deutsch-französischen Beziehungen beringt; indem auch hier „völlige Uebereinstimmung" festgestellt wird, erhält die Bezugnahme der beiten Kaiser in ihren Breslauer Trinksprüchen auf die traditionellen Beziehungen eine be deutungsvolle politische Grundlage." L. Berlin, 7. September. (Privattelegramm.) Ueber die geplanten Gchaltsvcrbcsscrungen für die höheren Be amten hört die „Nat.-Ztg." ferner, Laß das berechtigte Ver langen nach einer Steigerung des Anfangsgehalts der Rick ter erfüllt werken soll: kie Erhöhung der jetzigen Besoldungen der Richter erster Instanz (Amts- und Landrichter) von 2400 bis 6000 soll auf 3000 bis 6600 (dasselbe Maximum wie für die Landrälhe) erfolgen. Eine Erhöhung des Anfangsgehalles scheint nur für die Richter vorgeschlagen zu werden, für kie sie allerdings auch ganz besonders noth- wendig ist. Ferner soll das Gehalt der Regierungs präsidenten von 11 400 auf 12000 unter Einführung einer Ortszulage erhöht werden, welche je nach dem Um fang des Regierungsbezirks und der Größe der Hauptstadt desselben 1000, 2000 oder 3000 betragen würde. (Therl- weise wiederholt.) L. Berlin, 7. September. (Privattelegramm.) Die allgemeine Handwerker-Eonferenz, welche morgen früh 9 Uhr zur Begutachtung der neuesten Vorlage, betreffend die Organisation des Handwerks, hier zusammentrelen soll, wird unter dem Vorsitz des Obermeisters Fasler lagen, jedoch einen streng vertraulichen Charakter tragen, da sie nur die Direclive für die folgenden Handwerkerversamm- lungen abgeben soll. An der Conferenz werden je 27 Ver treter des hiesigen EentralauSschusfes der Innungen und des süddeutschen Handwerkerbunbeö in München theilnehmen. Es ist noch unbestimmt, wer als Vertreter der Regierungen erscheinen wird. (Theilweise wiederholt.) 6. 8. Berlin, 7. Sevtember. (Privattelegramm.) Heute Vormittag haben Verhandlungen der preußischen Webschuldirectoren über die Lehrpläne und daS Lehr material der Webschulen begonnen. Geh. Rath Simon vom Handelsministerium führt den Vorsitz. (Wiederh.) — Dem verstorbenen Geheimen Ober-RegierungSrath vr. KoenigS haben auch der preußische Handels minister, der UnterstaatSsecretair, die Directoren, Räche und Hilfsarbeiter des HandelsressortS in einer Todesanzeige einen ehrenden Nachruf gewidmet. Im Anschluß an die An zeige heißt es: „Ein in jeder Hinsicht musterhafter Beamter, hat vr. Koenigs sein reiches Wissen und seine viestritigen Erfahrungen, insbesondere aus industriellem und wirthschastlichrm Gebiete, in unermüdlicher Arbeitskraft bewährt und hierbei durch die ihm eigene schöpferische Initiative der Handels- und Gewerbe-Verwaltung, vornehmlich bei der Fürsorge für das Wohl der arbeitenden Elasten, die werthvollslen Dienste geleistet. Seine hervorragend« Tüchtigkeit sowie fein liebens würdiges collegialijches Wesen lassen un- seinen Verlust auf da« Schmerzlichste beklagen und sichern ihm ein dauernde-, ehrenvolles Andenken." * Königsberg, 6. September. Mit der Börsengarten affair e haben sich, wie die „K. H. Z." auS zuverlässiger Quelle erfährt, auch die Reserveofficiere beschäftigt. Ter Commandeur soll bei dieser Gelegenheit ersucht haben, den Besuch des Gartens in Uniform zu unterlassen, im klebrigen sei es aber jedem der Herren überlassen, wie er zu der Sache nach Kenntnißnahme des in den Zeitungen ver öffentlichen Materials sich zu stellen beabsichtige. v. Kiel, 6. September. Zar Nikolaus II., durch Aller höchste Cabinctsordre vom 5. September d. IS. ü iu suils der Marine gestellt, ist der achte Fürst, dem diese Auszeichnung zu Tueil wirk. Nack dem Tode Alexanker's III. standen in letzter Zeit seckS Fürsten ä la suits ker Marine. Der erste, kein kiele Auszeichnung zu Tbeil wurde, war König Oskar II. von Schweren unk Norwegen. Am 30. Auguit 1888, als König Oscar zur Taufe des fünften Sohnes des Kaisers in Berlin weilte, nahm er kiese Würde an. Die zweite Ver te üung erfolgte am 2. September 1890 an Len Erzherzog Karl Stephan von Oesterreich, der in diesem Jahre an de» großen deutschen Flottenmanövern Tbeil nahm. Am 7. Juni 1892 erfolgte die Stellung Kaiser Alexander'S III. von Rußland st la suite der Marine und zwar anläßlich der Zwci-Kaiser-Zusammcnkunfl in Kiel. Am 9. Januar 1893 ivurke Herzog Alfred von Sachsen-Coburg und -Gotba st la suite der Marine gestellt, am 7. April 1891 Prinz Ludwig von Italien, Herzog der Abruzzen, am 19. Juni 1895 Großfürst Alexis Alexandrowitsch von Rußland und Prinz Thomas von Italien, Herzog von Genua. * Lanterberg, 7. September. Gouverneur Major von Wissmann ist mit Frau, von Köln kommend, wohl behalten in Lauterberg wieder eingetroffen. Die Cur in Wiesbaden hat auf Major von Wissmann einen recht heil samen Einfluß ausgeübl: er befindet sich Wohler denn je. Vorläufig wird er in Lanterberg verweilen. * Köln, 7. September. (Telegramm.) Ter Besitzer der „Kölnischen Zeitung", Herr August Neven- Dumont, ist heute Vormittag in Hohwald bei Barr im Elsaß, wo er zur Cur weilte und vor einigen Tagen einen Schlag anfall erlitt, nach vollendetem 64. Lebensjahre gestorben. * Glogau, 7. September. (Telegramm.) Verbürgt verlautet nach ker „Voss. Ztg.", Laß sämintlicke im Verbände des 5. Niekerscklesischen Felkartillerie-Ncgiments v. Podbielski, das hier, sowie in Sproilau und Sagan in Garnison ist, bestehenden Avancirlenvereinc durch CorpSbeschl auf gelöst worden sind, angeblich wegen wiederholter Reibereien zwischen Militair und Civil. I». Gotha, 6. September. Bei der letzten Landtags wahl war es Dank der Uneinigkeit der bürgerlichen Parteien dem socialdemokratiscken Fübrer Bock gelungen, als Ver treter von WalterShausen in den gotbaifcken Landtag cin- zuzicben. Jetzt ist dort zwischen den Naiionalliberalen und Freisinnigen eine gemeinsame Wahlmännerliste vereinbart worden. Während also hier Aussicht vorhanden ist, daß dieses Mandat von den bürgerlichen Parteien zurückerobert wird, ist in der Stadt Gotha die Gefahr vorhanden, daß gleich zwei Wahlkreise an die Socialdemokraten verloren geben. Die Stadl Gotha war bisher durch Landgerichlöpräsicenl Beriet, Oberbürgermeister Liebetran, Senator Zangemeister und Rechtsanwalt Haller — vier Freisinnige — cm Landtag vertreten. Die zwei zuletzt Genannten haben eine Canbidatur abgelebnt. Die Candida- turen Beriet und Liebctrau fanden Billigung auch bei den Nationallibcraten und der freisinnigen Vereinigung. Letztere Partei hat für die zwei ankeren Wahlkreise Len Senator Moßler und Oberlehrer vr. Schmidt nominirt. Die frei sinnige Volkspartei hat beschlossen, jedes Compromiß ab zulehnen und selbstständig in die Wahlen einzutreten. Außer Berlet und Liebctrau wurden für die beiden anderen Wahl kreise vier Candidaten nominirt: Fabrikbesitzer Blökner, Redacteur Himmelein, Senator Moßler und Oberlehrer vr. Schnndt. Im Falle eines freisinnigen Wahlsieges soll es den Wahlmännern überlassen bleiben, unter Liesen vier Candidaten eine Auswahl zu treffen. Den radikalen Re- dacteur des „Golbaischen Tageblatts", Himmelein, lehnen unter allen Umständen die Nationalliberalen und die freisinnige Vereinigung ab. Derselbe empfiehlt sich na türlich im „Golbaischen Tageblatt". „Der Zug der Zeit gehe entschieden nach links und nur die Auf stellung ganz entschieden freisinniger Candidaten, also von Männern ker sckärferen Tonart, könne einen socialkemo kralischen Wahlsieg verhindern." Dieser Beschluß der Frei sinnigen Volkspartei ist am Freitag Abend gefaßt Worten, kie Nationallibcralen und die freisinnige Vereinigung werden wobl in ken nächsten Tagen auch ihrerseits definitiv Stellung nehmen. * Gisenach, 4. September. Gestern Abend tagte hier im „Tivoli" eine Versammlung nationalliberaler Ver trauen ö mä nner Les 2. weimarischen Wahlkreises Eisenach- Dermbach, die sich mit der Theilnahme an dem national liberalen Dclegirtentag beschäftigte. Die Beschickung desselben wurde beschlossen und die Entsendung folgender vier Vertrauensmänner einstimmig genehmigt: Medicinalrath vr. Wedemann, Gymnasiallehrer vr. Flex-Eisenack, Ober förster FrieS-Marksuhl und Fabrikant Liebmann-Dermback. Weiterhin wurde beschlossen, den von der Vertrauensmänner versammlung zu Hannover angenommenen Anträgen Nr. 1, 2 und 5 (betreffend Besprechung der Gegensätze innerhalb der nationalliberalen Partei, Wahrung der Grundsätze des gemäßigten Liberalismus, Förderung der Interessen der Landwirthschaft und des gewerblichen Mittel standes und Reform der Militairstrafproceßordnung) sich an zu sch ließen, hierzu aber gleichzeitig auch die bestimmte Zuversicht auszusprechen, 1) daß sich die nationalliberale Partei nach wie vor die Fürsorge für die Arbeiter durch besonnene Wetterführung der socialpoli- tischen Gesetzgebung in erster Linie angelegen sein lassen werde, 2) dir sichere Erwartung zu bekunden, daß die national liberale ReickStagösraction mit aller Entschiedenheit darauf binwirken werde, daß rin auf liberaler Grundlage ruhende- Reichsvereinsgesetz schleunigst zu Stande komme, 3) den dringenden Wunsch auSzusprecken, daß die nationalliberale Partei den übermäßigen Pen sionir ungen von Militairpersonen in Zukunft entgegenarbeite. (M. Z.)
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