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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.10.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18961016025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896101602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896101602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-10
- Tag1896-10-16
- Monat1896-10
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Abend-Ausgabe eipMer TaMM > unä Bruders, Druck und Berlar non E. Volz kn Leipzig r Pflicht. SV. Jahrgang Freitag den 16. October 1896. lein. un 17. d«., rzlichstrn em vom . 10 verabreichen. lüj ben für die ierefsant ist nd mehrere /e Deutsch- e gern und - Es muß Die Morgeu»A,sgab« erscheint um '/,7 Uhr. di« Abendausgabe Wochentag« um L Uhr. m. r lang- en erschien in Afrika bach. Tas Folge ihres n, sondern M»n. W.rd der Versuch childerungen serer afrila- stellen und, , das auch at« darin >d dir ganze rerr sauber h das Aus- ichzeitig rin onra geben dem Kutscher auf dem Bock gesessen, öffnete den Schlag. Als er dem alten Diener in die Schlitzaugen sah. rang er mit dem Verlangen, dieseti in Betreff der Petuschkiwna feinem Vertrauten zu machen. Kaum konnte er dem Bedürfniß widerstehen, mit irgend JemaUdeit, über diese Frage zu sprechen. Aber noch zur rechten Zeit rang et dieses Ver langen nieder und stieg mit dem Entschlüsse all« dem Wagen, riicksichtSloS mit Sonja über diesen Punct zu sprechen. Aber als Stepan Wassilitsch itt seine Gemächer katn, fand er die Petuschkiwna abermals nicht vor. Eine wahre Wuth bemächtigte sich des Fürstest. Er rief seinem Nahmt zu: „Du wirst packen, Nahim, fordere die Hotelrechnung ein, wir gehen heute Nacht noch nach Slekok zurück!" Nichts konnte dem Nahim angenehmer seilt als dieser Entschluß seine« HetrN. Auf Slekok lebte et wie ein Herr, Alle fürchteten ihn, hier aber im Hotel mußte Hausknecht in einem haibdunkltn Loche schlafen. < glitzerten vor Freude, niedergeduckt lies er nach der Thür, um > " ' 7 ' ' - — der Oberkellner rintrat. eng und dauernd verknüpft hängt davon ab, wie sich Reichstag den Colonien gegen über nicht nur auf den Schutz a», wegen deren unter der kraft- Arr-eigeruPrei- die 6 gespaltene Petitzelle SO Pf-. Reklamen unter demRedactionsfirtch (4g- spalten) SO^j, vor den Fannltrnnachrichte» l6 gespalten) 40-^. Größere Schriften laut unserem Preis- oerzeichuib. Tabellarischer und Ztssrrasatz nach höheren! Tarif. gen Unter- >anction zu de kürzlich gegen den rheirathete storben. Aimahmeschluß siir Anzeigen: Ab end.Ausgabe: Vormittag« 1V Uhe. Marge »«Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr- «ei den Filialen und Annahmestelle» fr em» halb« Stund« früher. U«ieiiea sind stets an die Grpetztttoo zu richte». Redaktion »nd Expedition: S. Die Expedition ist Wochentag« nnunterbroch«» g«^ist>«t von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. ein anders gestaltetes, mit anderer Machtvoll kommenheit ausgestattetes Amt, ist doch noch fraglich. Nach der Mittbeilung des bereits citirten Gewährsmannes des „Berl. Tagebl." hat er nämlich ferner erklärt: „Wenn Sie mich weiter fragen, ob der Rücktritt des Herrn Kayser etwa einen Syste mwechjel bedeutet, oder ob er auf meine eigenen Entschließungen irgend einen Einfluß ausüben wird, so kann ich Ihnen zunächst erwidern, Laß ich an einen System- wechsel nicht glaube; etwas Anderes würde es sein, wenn die Eoloniabtheilung ein selbstständiges Colonialaint wäre. Meine eigenen Entschließungen wird der Rücktritt des Herrn Kayser nicht beeinflussen. Ich habe hinsichtlich meiner Rückkehr nach Afrika überhaupt noch keine Entschließ- ungen getroffen. Die endgiltige Entscheidung hierüber hängt von verschiedenen Factoren ab, und ich bin zu dem Zwecke nach Berlin gekommen, um diese Angelegenheit jetzt zur Erledigung zu bringen. Zunächst werde ich indessen den Sitzungen des Colonial- rathes beiwohnen." Jedenfalls wird, wenn nicht ein selbstständiges Colonialamt geschaffen wird, weder Wissman» der Nach folger Or. Kayier's werden wollen, noch einer der von den Blattern genannten Candidaten — der frühere Gouverneur von Ostafrika Oberst v. Scheele, Prinz Arenberg, Gcneralconsul v. Heyking und Generalconsul Or. Stuebel — ein besseres Schicksal haben, als vr. Kayser. Waö dessen Zukunft betrifft, so behauptet die „Post", die Nachricht, daß er zu einem andern hoben Amte im Reichs dienste auSersehen sei, bestätige sich nicht. Andere Blätter stellen seine Ernennung zum Senatspräsidenten am Reichsgericht in Aussicht. Ob seine bisherige Laufbahn ihn für einen solchen Posten befähigt, lasten wir dahingestellt. Paul Kayser, geb. 9. August 1845 zu OclS, 1872 Assessor, 1875 Stadtrichter zu Berlin. 1880 RegierungSrath im Reichsjustiz amt, trat 1885 als Geh. Regierungsrath in Las neu organisirte Neichsversicherungsamt ein, wurde aber noch in demselben Jahre alS Wirkt. LegationSrath und Vortragender Rath ins Auswärtige Ault berufen. 1888 wurde er Geh. Legationsrath, 1890 Dirigent der Colonialabtheilung des Auswärtigen Amts, im Jahre 1895 Director derselben, nachdem er im Jahre 1891 zum Wirkt. Geh. Legatiousralh ernannt worden war. Jedenfalls aber wissen diejenigen Blätter, die seine Er nennung zum SenatSpräsidenlen am Reichsgericht als beinahe vollzogene Thatsache hinstellen, nicht, auf welchem Wege eine solche Ernennung vor sich gehen müßt«-. Welche Stellung ihm aber auch zugetacht sein mag, auf alle Fälle hat er vor seinem Eintritt in ein neues Amt die Pflicht, mit jenen Gegnern, die seiner Ehre zu nabe getreten sind und noch treten, unerbittlich ins Gericht zu gehen. . Filiale»: Klemm s Tortim. (Alfred Hahn). UvtversitätSstraße 3 (Paulioum), L-ui« Lösche, statbarmenstr. 14, pari und Königsvlatz L Auch Gouverneur v. Wissmann, besten Urtheil über Kayser an maßgebender Stelle zweifellos bekannt ist, hat in einer Unterredung mit einem Mitarbeiter des „Berl. Tagebl." Kayser'S Rücktritt ausrichtig beklagt. Er äußerte nach dieser Quelle: „Vom rein fachlichen Standpunkte aus erscheint niir der Rücktritt des Directors Kayser sehr bedauerlich. Denn ich weiß nicht, ob ein zweiter Mann vorhanden ist, der in allen das coloniale Ressort betreffenden Angelegenheiten so überaus vcrsirt wäre, wie Herr Kayser, und ich glaube, daß es geraumer Zeit bedürfen wild, ehe der Nachfolger des Herrn Kayser voll- kommen eingearbeitet sein kann. Ich schätze die außerordentliche Klugheit und Arbeitskraft dieses Mannes, der die Colonial» abtheilung zu dem gemacht hat, was sie heute ist, der stets das vollste Verstäudniß und das lebendigste Interesse für alle colonialen Fragen an den Tag legte, und der auch viel beigetragen hat zu dem Aufblühen unserer Colonien. In dieser Beziehung scheidet mit ihm ein Mann, der nicht jo ohne Weiteres zu ersetzen sein wird. Aber er hat auch stets das Bestreben gehabt. Jedem entgegenzu kommen, es Jedem recht zu machen, und Sie wissen, daß daS nicht möglich ist, daß man das nicht durchführen kann. Wenn Sie mich nach der Person feines eventuellen Nachfolgers fragen, so kann ich Ihnen schon um deswillen keinen Namen nennen, weil ich infolge meines andauernden Aufenthalts in Afrika mit den Perjönlichkeitrn, welche bierbei in Frage kommen könnten, nur wenig direkte Berührung gehabt habe. Wenn mich der Rückiritt des Herrn Kayser auch überrascht hat, so kann ich diesen Schritt unter den obwaltenden Umständen dock sehr gut verstehen. Ein Mann, der so vielen und ge- häisigen Angriffen ausgesetzt gewesen ist, empfindet naturgemäß eines Tages das Bedürfniß, sich zurückzuziehen. Ein Anderer, dem es nicht io sehr um die Sache selbst zu thun gewesen wäre, würde unter solchen Verhältnissen schon längst seinen Posten verlassen haben. Mein Verhältniß zu Kayser war stets das aller- beste und durch keinen Mißton getrübt." Hiernach muß das RücktritlSgesuch Vr. Kayser'S so gefaßt gewesen sein, daß keine Aussicht blieb, ihn im Amte ballen zu können. Um so brennender ist die Frage nach den Gründen, die den verdienten Beamten zu seinem Ent schluß drängten. Wir übergeben die Fülle von Gerüchten, die über diese Gründe in Umlauf gesetzt werden, und geben unserm Berliner B-Correspondenten das Wort, der auf Grund genauer Information zü der Frage sich folgender maßen äußert: „lieber die Ursachen des Rücktritts des Colonialdirectors vr. Kayser werden Vermutbungen angestellt, die für unser jetziges Regierungssystem ungemein bezeichnend sind. Er ist bis zuletzt hart angegriffen worden und hat neuerdings — wenigstens als tüchtiges Werkzeug der colonialfrcundlichen Politik deS Fürsten Hohenlohe — mancherlei Anerkennung erfahren. Entspricht es nun auch gewissen monarchischen Ueberlieferungen, daß bestritten wird, jene Anfeindungen hätten den Rücktritt berbeigesührt, so ist eS allein unserer Zeit eigentbümlich, daß Andere ohne Gefährdung ihrer Reputation als ernsthafte Politiker der Annahme Raum geben dürfen, die ihm gewordene Anerkennung habe Herrn vr. Kayser das weitere Verbleiben in seinem Amte unmöglich ge macht. Selbstverständlich besteht keine Nöthigung, das Eine oder das Andere, Lob oder Tadel, in ursächlichen Zusammenhang Mit der Entscheidung zu bringen, und wir unsererseits glauben, daß die bisherige Wirksamkeit des, wie es heißt, für eine andere Stellung auSersebeuen Beamten ein ganz natürliches Ende ge sunden hat. DieColonialabtbeilungdeSAuSwärtigenAmtsist,wie schon ihr Name andrutet, keine selbstständige Behörde, der Leiter dieses Amtes, also der unmittelbare Vorgesetzte des Vorstandes der Colonialabtheilung, ist selbst kein verantwortlicher Minister, die Ungeheuern und an anderen Staatsstellen unerhörten Schwierigkeiten, die die junge, der Ersahtung und Routine ieder einer eranlassung wn Jahren den Zweck n (eS wirt ) die Ver- »ranlassen, allen Ge- I die Fixi- für den Die Fest- Pomologen Leise hofft wieder zu ahmequellc im Ganzen , von denen r köstlichste sentner, der if20^t, die sst auf g »rkt, aus a Häfidleii Die Schuld des Fürsten ttomanskoi. Roman von Conr. Fijcher-Sallstein. Nachdruck verboten. Und warum blieb sie nicht hier bei ihrem Kinde auf Slekok und trennte die Ehe mit einem Manne, der entehrt in die Verbannung ging? Warum fluchte sie dem Bruder und lief dem Manne nach, der so viel Unglück über sie ge bracht, in das ferne Sibirien hinein? Durste sic den Gatten mehr lieben als ihr einziges.Kind? Stepan Wassilitsch verscheuchte alle diese Betrachtungen, als er sich mit dem Wagen dem Hotel Bristol näherte. Die Sorgen um seinen Neffen glaubte er los zu sein, aber eine andere zog in sein Gemüth, die nicht minder bedenklich er schien, es war die Sorge um seine theure Petuschkiwna. Sie Härte einen Sohn. Nein wahrlich, eine unerhörtere Lüge ist niemals in die Welt gesetzt worden! Darf er aber einer Darja Alexandrowna zutrauen, daß sie lügt? Und wenn eS so wäre, wenn Sofia Andrejewna eine geheimniß- rolle Vergangenheit hätte? Der Wagen hielt jetzt vor dem Hotel. Nahim, der bei dem Kutscher auf dem Bi ' . ' / er dem alten Diener in die Schlitzaugen sah, rang er mit Vertrauten zu machen. Kaum konnte er dein sprechen. Aber noch zur reckten Zeit rang et dieses" Ver langen nieder und stieg mit dem Entschlüsse aü« dem Wagen, rücksichtslos mit Sonja über diesen Punct zu sprechen. Aber als Stepan Wassilitsch itt seine Gemächer kain, fand er die Petuschkiwna abermals nicht vor. Eine wahre Wuth bemächtigte sich des Fürsten. Er rief seinem Nahim zu: „Du wirst packen, Nahim, fordere die Hotelrechnung ein, wir gehen heute Nacht noch nach Slekok zurück!" Nichts konnte dem Nahim angenehmer seilt als dieser er wie ein schlafen. Seine Augen - . - . , i den Befehl des Herrn sofort zur Ausführung zu bringen, als Politische Tagesschau. * Leipzig, 16. October. In einigen Blättern war die Behauptung aufgestellt, der preußische Minister für Handel und Gewerbe, Brefrld, habe die Ueberzeugung von der Nothwendiakeit der älvangS- organisatio» des Handwerks auS dem Meinungsaustausch mit den mit ihm in Tarasp zusammen gewesenen bayeri schen und württembergischen Staatsininistern v. Land mann und v. Pischek gewouuen. Dieser Behauptung tritt die „Post" in einer augenscheinlich inspirirlen Erklärung ent gegen, in der es heißt: „Herr von Pischek ist, soweit uns bekannt, ein entschiedener Gegner der Zwangöorganisation und er ist nicht der Mann, mit seiner Ilebcrzeugung hinter deiü Berge zu halten. Herrn von Landm ann wird man nach seiner Thätigkeit im Bundesrathe gleichfalls zu den Gegnern der Zwangsinnung zu rechnen ihm hätten die Zunge losen können, er- ;e Wichte und ließen ihn im Stiche. Er Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes nnd Polizei-Ämtes der Stadt Leipzig. te-Felsche sr. ll. Brunner artoffelklöße. Der Rücktritt Director vr. Kayser'S. DaS Abschiedsgesuch deS Directors der Colonial abtheilung deS Auswärtigen Amtes vr. Kayser ist, wie die „Post" mittheilt, bereits genehmigt worben. Gern ist diese Genehmigung schwerlich ertheilt worden, denn so viele Gegner vr. Kayser — besonders im antisemitischen Lager — auch batte, gerade die kaufmännischen und Rhederkreise, die in hervorragendem Maße mit großen Capitalien den deutschen Colonialbestrebungen betheiligt sind und aus deren Urtbril an maßgebender Stelle mit Recht be sonderes Gewicht gelegt wird, sehen ihn sehr ungern aus seinem Amte scheiden. Es geht dies aus einem Schreiben hervor, das dem Reichskanzler zuging, als während der letzten NeichstagStagung infolge der Erörterungen über den t>olonialetat Gerüchte von dem beabsichtigten Rücktritt des l>r. Kayser auftauchten. Der „Vossischen Zeitung" zufolge beißt es in dieser Eingabe: „Die sämmtlichen Unterzeichneten glauben in dem verstossenen Jahrzehnt bewiesen zu haben, daß sie stets bereit waren, mit Wort und That für die colonialen Bestrebungen unseres Vaterlandes ein» zutreten. Die oft schweren persönlichen und pecuniären Opfer, die sie der Entwickelung unsere Colonien bringen mußten, haben sie mit deren Gedeihen Die Sicherheit ihrer Interessen die hohen Regierungen und der über verhalten. Dabei kommt eS der äußeren und inneren Sicherheit vollen Regierung Sr. Majestät des Kaisers wir vollberuhigt sein dürfen, sondern auch auf bas Berständniß der Bedürfnisse und das wohlwollende Eingehen auf die Ansprüche des Handels und seiner Vertreter in Len Colonien. ES gehört dazu die Willigkeit der Regierung, sich den Verhältnissen anziipassen, die Einsicht der leitenden Stelle, daß die Beamten, die der Industrie, dem Handel, der Schifffahrt dienen und dieselben fördern sollen, von deren Vertretern lernen, nicht sie zu belehren versuchen müssen. Das Alles, so dürfen die Unterzeichneten Ew. Durch laucht versichern, haben dieselben bei dem jetzigen Tirector der Colonialabtheilung Herrn vr. Kayser in hohem Maße gesunden. Leiner Einsicht ist es zu danken, daß die mannigfachen Schwierig keiten, die in det Behandlung wirthjchaftticher und rechtlicher Fragen in den Colonien sich heransgestellt haben, meistens ohne allzu schwere Schädigung der diesseitigen Interessen überwunden worden sind. Ihm danken die Unterzeichneten für die stets gleiche Bereitwillig- leit, ihre Bedürfnisse kennen zu lernen und auf ihre berechtigten Wünsche einzugeben; von ihm haben sie die Ueberzcugung, daß, wie er bisher mit ihnen für die Colonien und deren Handel stets das Beste gewollt und erstrebt hat, er dies auch in alle Zukunft thun werde. Die Unterzeichneten haben geglaubt, gerade in einer Zeit, La Director vr. Kayser von vielen Seiten angegriffen wird, Heugniß dafür ablegen zu sollen, daß sie, deren geschäftliche Interessen an die gesunde Entwickelung unserer Colonien ge knüpft sind, nicht minder Alle, welche solche gesunde Ent wickelung der Colonien als eine wichtige nationale Angelegenheit betrachten, das Scheiden des Herrn Tircctor Vr. Kayser aus seinem gegenwärtigen Amt als einen schweren Verlust empfinden würden. Deshalb erlauben sich die Unterzeichneten vertrauensvoll an Euer Durchlaucht, den weitblickenden und maßvollen Förderer unserer Colonien, sich mit dieser Eingabe zu wenden, um nach ihren Kräften bei Euer Durchlaucht die Ueberzeugung zu bestärken, daß der gegenwärtige Leiter der Colonialverwattung von den Unter- zeichneten aus das Höchste geschätzt wird und sein Scheiden aus dem Amte von ihnen als schwerer Verlust empfunden würde. Euer Durchlaucht gehorsamst ergebene: Woermaun-Linie, Jantzen und Lhormaehlen, Hamburg-Amerika-Linie, Deutsche Ostasrika-Linie, Kamerun. Land und Plantageugesellschaft, Norddeutscher Lloyd, Deutsche Colonialgeselljchaft für Südwest-Afrikä, Deutsch-Ostasrikanische Hesellschaft, ColonisationSvercin von 1849, Oechethiiuser» Carl P. Dollmann, vr. Scharlach, C. Woermann, Neu-Guinea-Compagnie, v. Hansemann, Jaluit-Gejelljchast, Hernvheim, Handel- und Plantagen- geselljchaft der Südsee, Meyer und Delios." Optra-vr«la«en (gefalzt», »»« mit de. Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung X vll.—, mit Pojrbesördrruag 70.—. entbehrende deutsche Colonialpolitik darbietet, gestaltet aber, trotz der formell verfassungsrechtlichen Unverantwortlick- keit des Directors der Colonialabtheilung, dessen Amt zu einem in der Tbat höchst verantwortlichen. Es ist eben dem Reichskanzler und dem Staatssecretair des Aeußeren, und wären diese Staatsmänner von dem Scharfblick und ter Arbeitskraft eines Bismarck, eine Unmöglichkeit, sich über den jeweiligen Stand der Verhältnisse in den Colonien immer der maßen auf dem Laufenden zu erhalten, daß sie auS eigener Auf fassung heraus die oft dringende, wegen des mangelhaftenNach- richlendieustcs sogar meist dringende Enschcidung treffen können. In der Regel ergehen die Entschließungen „auf Rechnung und Gefahr" des ColonialvirectorS, der aber, wenn es sich um tie Bestimmung der der Colonialpolitik Richtung gebenden Maßnahmen, beispielsweise die Ernennung oberster Colonial beamter, bandelt, zwar gehört werden kann, wohl auch immer gekört wird, aber formell verpflichtet ist, sich mit der getroffenen Entscheidung abzufinden. Formell, materiell kann der Director der Colonialabtheilung seinem Amte den dessen rbatsächlicher Verantwortlichkeit entsprechenden politischen Charakter dadurch verleihen, daß er den Rücktritt der Ausführung ihm zweck widrig erscheinender Anordnungen vorzieht. Da es aber im Reiche und in Preußen außer Brauch gekommen ist, daß diejenigen Beamten, die Conflicte zwischen eigener Auf fassung und höherem Befehl durch Verzichtleistung auf daö Amt eigentlich lösen m üß t e n, nämlich die Minister, so verfahren, so darf es nicht allzu bart verurtheilt werden, wenn StaatS- diener, die dem „Cabinet" nicht angebören, eS in Fällen des Zwiespalts nickt für geboten erachten, die „Cabinetsfrage" zu stellen. Rächen freilick muß sich die Unterlassung bei dem Einen wie bei dem Anderen, und von vr. Kayser darf man sagen, daß er sich durch eine außergewöhnlich entwickelte Fähigkeit der Anpassung an entgegengesetzte Wunsche, Strömungen und Stimmungen — Stimmungen nicht nur in den „maßgebenden" Kreisen —schließlich politisch aufgerieben hat. Allerdings können durch ihre Unselbstständig keit gedeckte Beamte mit besserem Rechte als die mit ihrer Ansicht unterlegenen verantwortlichen Rathgeber ihren Platz behaupten, so lange sie vergebens nach einem, ihnen technisch ebenbürtigen Nachfolger Umschau halten. Wenn vr. Kayser einen solchen nicht erblickt hat, so wird ihm die nächste Zukunft unter der Voraussetzung, daß Gouverneur v. Wissmann sortsährt, sich für das freigewordene Amt ungeeignet zu halten, voraussichtlich Recht geben. Auf die Meinung der persönlichen Feinde kommt es nicht an, seine politischen Gegner werden dem Zurücktretenden das Zeugniß nicht ver sagen, daß er eine mit hingebender Ausdauer erworbene Sach- kenntniß durch unermüdlichen Fleiß — eine in Berliner Central ämtern keineswegs mehr selbstverständliche Tugend — zu ver- werthcn getrachtet hat. Er besitzt die Erfahrung, die außer Wiss mann jeder Andere erst zu erwerben hat, und daß der Nachfolger ihn an Widerstandsfähigkeit gegen ungehörige Zumuthungen übertreffen werde, ist eine recht vage Hoffnung." Die oben mitgetheilte Aeußerung Wissmann'S, daß vr. Kayser eS Jedem babe recht machen wollen und daß das bekanntlich nickt möglich sei, beweist, daß auch Wissmann genau die Schwierigkeiten kennt, die dem Direktor der Colonialabtheilung deS Auswärtigen Amtes in Folge seiner Abhängigkeit von Staatsmännern erwachsen, die sich unmöglich Uber alle Vorgänge und Verhältnisse in unser«» Colonien auf dem Laufenden erkalten können. Und aus dieser Kenntniß Wissmann'S erklärt sich auch, daß und warum er sich für das freigewordene Amt un geeignet hält. Er will nicht gleichfalls „politisch aufgerieben" werden. Ob er aber auch „ungeeignet" zu sein glaubt für BezugS-PreiS t« der Hau-Wxpedttio» od«r dm ft» Stadt» v«trck n»d dm Vororte« errichtet«» A»«- qavenellm abgedolt: vierteljährliche«.!^ bei zweimaliger täglicher Zustellung in« ^auk X 5.50. Durch dir Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteftährlich X S.—. Direkte täglich« Kreuzbandsendimg kW» LuSlaad: «oaatlich 7.S0. Weibe gegenüber DaS sei, waS er immer gewesen, seitdem er sie zum ersten Mal gesehen, ein schwacher, der Pflege be- dürsliger, hülfloser Mann. „Mein Fürst, ich bin glücklich. Ihnen sagen zu dürfen, daß Ihre Gesundheit sich »UN derart befestigt hat, daß ich " „Daß ich —", fuhr ihr Stepan Wassilitsch inS Wort, „Sie wollen mich verlassen, Sonja Petuschkiwna? Ob meine Gesundheit fest sitzt, da« kommt bei dieser Frage nicht in Betracht. Geben Sie mir die wahren Gründe an." „Muß ich daS?" entgegnete sie, über die Aufforderung verletzt, Gründe anzugeben, Und sah ihm fragend ins Gesicht. Dann blickte sie nach vet Thür zurück, die sie selbst ins Schloß gelegt, und fügte hinzu: „Die Zeit ist nun gekommen, in der ich Mich einem anderen Lebenszweck widmen möchte." „Sie wollen heitathen, Sbfia Andrejewna?" platzte der Fürst hervor. Betroffen trat sie einen Schritt vom Tische zurück und hielt den Äthem an. Eisten Momettt schien sie mit dem Ge fühl einer unerhörten Kränkung zü ringen, aber rasch klärten sich ihre Züge ans, und mit einem edlen Lächeln sagte sie: „Ich beklage es, daß Sie sich so wenig Müde gegeben haben, mich kennen zu lernen, denn sonst müßten Sie wissen, mein Fürst, daß ich zu Denjenigen gehört, die gar seine Zeit haben, an sich und thr LebenSglück zu denken. Ich gab mit ftrudigeM Herzen da« meinen Nebenmenschen hin, waS ich zu vergeben hatte, mich selbst, — und ich fand den Lohn dafür in der eigenen Brust: auf den Dank der Welt habe ich niemals gerechnet." „Also nickt", versetzte Stepan Wassilitsch, und t- fiel ihm wie Centnerlasten vom Herzen, „aber warum wollen Sie mich verlassen, meine liebe Sofia Andrejewna?" „Weil eS mir unmöglich gemacht ist, länger in Ihrer Nähe zu weilen. Alle- bin ich bereit, zu ertragen, Undank und Verkennung, aber ich ertrage e- nicht, daß man eS wagt, meinen guten Ruf anzutasten." Etwas wie llnmuth bebte durch ihre Stimme und wie tödtlich verletzt wandte sie daS Angesicht zur Seite. Scham- roth im Gesicht, blickte Stepan Wassilitsch zu ihr hinüber, er war der Schuldige, er fühlte eS. Aber hat er denn ein Wort, nein, auch nur einen Hauch seinen Lippen entschlüpfen lassen, der ihr verrathen konnte, in welchem Verdacht er sie hatte? Konnte sie denn wirklich in seinem Herzen, in seiner Seele lesen wie in einem aufgeschlagenen Buche? Wie sollt« sie denn sonst erfahren haben, was «r von ihr seinem Herr» gegenüber im Spiele nie die geringste Gefällig keit erweisen wollte. Der Fürst trank sich in einen Frohsinn hinein, der selbst dem Nahim Sorge machte, so daß er zerstreut war und spottschlecht spielte. JstiMer wieder blickte er nach der Tbür zurück und wünschte, daß endlich die Petuschkiwna kommen möge, den» WaS fängt er an, wenn die Weinlaune des Herrn überhand nimmt? So gesund ist der gnädige Herr nicht, daß er trinken kann wie ein Officier der Garde. ES wurde Abend, die Glüblichter des Kronleuchters blitzten auf und Stepan Wassilitsch dachte nicht daran, abznlassen von Spiel und Weist. Horch, regt sich nicht etwa« in den nebenan liegenden ZimMern der Petuschkiwna? Ja, man hört Tritte — sie ist da —! — Nahim, der eisten Springer in der Hand hält, setzt diesen ab und blickt seinen Herrn an. Dieser lauscht ebeufall« mit verhaltenem Athen,, aber er will wcitersvielen. Am liebsten möchte er det guten Sonja den Beweis lieferst, daß sie ihm nickt gefehlt hat, und ibm leickt entbehrlich sei. Die Tbür öffnete sich und auf der Schwelle erschien Sofia Alexandrowna. Sie Hütte Hut und Schleier bereits abgelegt ustd beschäftigte sich nun mit den kleinen Knöpfen ihrer Hand schuhe. Ihr Angesicht, sonst so sanft und ernst, daS nie ein Lächeln gezeigt auf Slekok, war gleichsam >n einen frischen, fröhlichen Frohsinn getaucht. Die Helle Lebenslust strahlte ibr auS dest Äugest, man sah ihr an, daß sie sich heute vortreff lich amüsirt haben mußte. Hinter ihr im Zinimet stand ein schlanker junger Mann, der den Nahim voll Erstaunen inS Auge gefaßt hatte, offenbar weil dieser keine Ohren hatte. Der Fürst konnte den junge» Mann vost feinem Sitze auS ganz bequem sehen. Da« Blut drästgte sich ihm zu Kopse, und mit einem Ruck stick er da« Schachbrett zurück. Nahim kramte nun rasch da« Schachbrett zusammen und trug eS au« dem Gemach. Also doch, schrie sich Stepan Wassilitsch zu, sie hat einest Sohn! Die Petuschkiwna sah, baß der Fürst ben jungest Mann anstaunte, der Niemand ander« war als Michael JaSmorin, und ein Lächeln umspielte ihre Lipven. Sie schloß nun hinter sich die Thür und kam an ven Tisch heran, hinter dem der Fürst saß. Wie gebannt saß Stepan Wassilitsch da, die Geister des CbampagnerS, die ft- - wiesen sich al« feige Wichte und ließen ihn im Stiche. Er sah ihr an, daß sie ihm etwas Bedeutungsvolles zu sagen hatte, fühlte aber auch, daß «r diesem stattlichen, edlen iS. Dämel id von '/,9 av. ' .2-5 U. bend2-'/,5U i,9-11 Ubc men: 1-4 Ilm soniiab. taq '/.2-S'N. Stepan Wassilitsch hielt den Alhem an, als er den Mann erblickte. Er sah ihm an, daß tr irgend welche Nachricht von Sonia Petuschkiwna bringen würde. In devoter Haltung verkündete der Großwürdenträger deS Hotels, daß Mademoiselle Petuschkiwna ihm aufgetragen babe, und zwar nur für den Fall, daß der gnädige Herr früher zurückkebre, al« man erwartet — — „Daß sie einen Besuch zu machen habe", entfuhr e« dem Fürsten und seine Auge» stastden in Flammen, „schon gut, das war vorauSzusehen! Bringen Sie Champagner Nnd ein Schachbret." Der wortkarge Nahim sah den alte» Herr» fragend an und wußte nun nicht, ob er in daS Hotelbureau gehen solle oder Nicht. „Bleibe hier, Nahim, wir werden ChaMpagster ttinken Nnd Schach spitltst. Ich werde nun ein anderes Lebtn be ginnen", fügte er halblastt vvr sich hin, ustd ging untuhig im Zimmer auf Nstd ab. „Sie entwischt wie eine DienstMagd, sobald der Herr nicht zu HaNse ist", murmelte Stepan Wassilitsch in sich hinein, „sie hat nicht nur ein, sondern sie bat zehn Geheim nisse! Was geht das mich an? Ich werbt ihr nNn zu zeigen haben, daß ich auch ohne sie existiren kann! Es ist recht gut, daß ich stach PtteiSbstrg kam, stür damit ich sie krnntn lernte. Zwei Weiber habt ich derebrt in meistem Lebest Und der Gedastke an sie war ntir ein Tröst ist schwere» Tagen, aber dir Darja Alexandrowna sowohl als äuch die Petuschkiwna haben mich grausam enttäuscht. WaS bleibt Mir nun, an Wen hält sich der Mast» ohne Äeiste?" Er blieb plötzlich mitten iM ZlmMer stehen, stift finsteres, trostlose« Gesicht klärte sich aus, denn er dachtt aft Lidia. Ja, sie wird für die bor ihm liegenden Tage, die soeben nock ihm so trostlos erschienest, füt den ftöthiaest Sostnenschein sorgen! Eine neue Welt wird sie um ihn her aufbauen, in der eS ihm besser gefallen wird als ist der alten. Es that ihm auf einmal leid, daß er die Villa der Gräfin verlassen hatte, jetzt könnte er noch in dtr Näbe des schönen Kindes sein. DaS Schackbret, der Eiskübel Mit dem Chaochagner wurden gebracht. Nahim und det Fürst setzten sich zum Spiel nieder. Immer sorgloser wurde nun Stepan Wassilitsch. Der prickelnde Teufel, welcher im Champagner faß, ver agte ihm alle Grillen. WaS lag ihm jetzt nock an den Weibern, komme e«, wie e« will! In wenigen Zügyi legte er den Nahim schachmatt, und darüber empfand er eine um so größere Freude, als Nahim ein verbissener und raffinirter Spitler war, der selbst
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