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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18961019024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896101902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896101902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-10
- Tag1896-10-19
- Monat1896-10
- Jahr1896
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Abend-Ausgabe. Druck Und verlaq von T. Pol, in Letvjl» SV. Jahrgang Montag den 19. Oktober 1896. «W Fr«iHrton. I8j ung" meldet: tark. Weile ie Kaiserin Großfürstin 20 Minuten ind in der in enfabrik des sei Arbeiter »et. In den rscheiben zer- Lrregung. rer Director >er Gericht Regina coeli « Leip,«», il ia Leivii» „Reuter'scken »mmeS setzen senbahn nach während der graphen-Ver- fanrerie aus , Sckauplaye ppen besetzen Di» Mor-ew-Up-gabe erscheint »m '/.7 Uhr. di« «dni^Anrgabe VochkNtag« ,« 6 Uht. verstorbenen n 300 000 en Gemabls Knaben und - Ausbildung der der er de» heS gelegent- al- für die erzog von ken der ver sie Zeit, als seilte. Hier r DaS, was i zu Stande iter: «Aber lauben, daß vie der Ge Sdruck fand, i und Das ülfe erreicht haben, um Augusta auf j, indem er chte, wie sie nicht nur e Freunde Kaiser pold brachte f die Stadt ler aus die r einen Ver- r und die irst und die wieder ein. irst Sergius rgang. Um vov Wylie. en Fürstlich- ig gelangt. „Bad. Land ser den Fall ssen folgende 1896. Ge ber gestrigen ten dir Auf- uhigung des »sichtlich res ie Gemütber estimmungcn der Führung Da vie ge eschlossen ist Öffentlichkeit ren Angaben vat-Ermitte- geboren sehr ssen Abfabrt Dynamit- i Zumarraga :troffen. Die f Unwohlsein Mi Empfang seute wurden M Maroczp; -chter uns ieKaiserin .Ihr bier ein dem Bahn er angelegt. Herrschaften ibt nach der abrt dorthin velche hinter nit freudigen robst Proto- chen Formen Nedaction «ud Lr-k-Mo«: Johavne-infi« 8. DieExpeoittoa ist Wochentag« ununterbrochen v^knst »an früh 8 bi« «evtzs 7 Mn nur einen einzigen Standpunkt für sich gelten läßt, näm- Frankreich durch den ^arenbesuch die Reväncheideen I lick da« eigene Interesse. So lange dieses außer Spicl mächtig belebt, und es besieht die Gesahr, daß diese Strö-1 bleibt, ist England der großinüthige Hort aller Ver- mungen Oberwasser bekommen und Frankreich zum Losschlagen I folgten, kehrt aber den Spieß sofort um, wenn sich zwischen Aimahmeschluß für Anzeigen: >tz»»d.>u«gabe: vormittag« IO Uhr. Mor,,u-Au-gabe: Rachmlttag« «Utz» Vet den Filialen und Annahmestellen je «tn» dalbr vlupde frutzrt. Arrztigen sind stets au di« Expedition ,u richten. KiWM TilgMliü Anzeiger. Amlskilatt des Lömgkicheir Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und NoÜzei-Ämles der Stadt Leipzig. Bosse traf lde hier ein. on Petten- sidenten lservator Staates schreiben a. verurtbeilte vergangenen dann auSzu- kelduna aus an BlaS ge- le. Don den rwundrt. irstin Peter >egro, ist von n. — Dec iky, bat d» Monat nick! In Sachen des „Baughan-Lchwin-elS" setzt die „Köln. Volk-ztg." ihre Ausräumungsarbeiten mit anerkennenSwertbem Muthe und aller Rücksichtslosigkeit fort. In Nr. 704 (vom 16. Oktober) gesiebt vr. Hack«, daß er anfangs Mitarbeiter an dem Buche äiable au XIX. 8iöole" war und daß er der katholischen Religion gegenüber seine „voll kommenste Verachtung" bekunde. Außer ihm war noch ein anderer Mitarbeiter (Leo Tapil?) thätig. DaS genannte EentrumSblatt bemerkt hierzu: „Ein Mitverfasser de- von Frömmigkeit überfließenden BucheS „Ue I-iadlv »u XlX. üöcle", dieses Grundpfeiler« de« ganzen ungeheuerlichen Vaughan. Schwindels, ist »in ausge- sprochener Freigeist, rin Gegner und Verächter der katholischen Kirche. Auch er hat, wie der andere Verfasser des „vladle" und wie der Verfasser der späteren, unter dem Namen der Miß Vaughan erschienenen Schriften, seinen Spott mit der Leichtgläubigkeit und dem Hang zum Aberglauben weiter katholischer Kreise Frankreich« getrieben, und leider ist die Spekulation auf diese bedauerlichen Eigenschaften in einem Umsange gelungen, den man nicht für möglich halten sollte. Hoffentlich sehen die Herren de BrfsonieS, Mustel, Lillet ie. jetzt endlich rin, welch'traurige Rolle sie gespielt haben. E« ist eine harte, aber wohlverdiente Lektion, welche die Vaughan-Gläubigen in Frankreich und Italien erhalten haben, und wahrscheinlich wird die Lektion noch gründlicher werden; denn r« ist an- zunehmen, daß dir Leute, welche diesen Schwindel in Scene setzten, im Lause der letzten Jahre auch mancherlei Eorrespondenzen und Lonfidenzen einzuheimien in der Loge waren, welche zu gelegener Zeit sicher der Veröffentlichung nicht entgehen werden. Man muß Filialen: ktt« Klemm'« kortim. (Alfred Hahn). UniversitätSstraßr 3 (Paulinum), Lo«iS Lösche, llnttiarwrnstr. 14. Vakt. und KönigSplatz 7. Ariz»ig,««PkKi- die -gespaltene Peützeile LV Pf-. Neclameu unter demRedactionSstrich (4g- spalte») üO^, »vr den Familiennachrichte» (S gespalten) «0^ Größere Schriften laut unserem Preis- »ttpichniß. Tabellarischer untz Fifferujatz nach höherem Tarrß Bezugs-Preis tu der Hauptexpeditiou oder den im Stadt, öeairk und den Vororten errichteten Au«, ^bestellen abgedolt: vierteljährlich^ls.SO. bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Haus öLO. Durch dir Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich sl . Direkte tägliche Kreuzbaadsenduag ms Ausland: mouatlich 7.S0. Die Schuld des Fürsten Romanskoi. Roman von Lonr. Fischer.Sallstria. Nachdruck verboten. Nein, diese beiden Briefe! . . . Sie waren gar nicht zu beantworten. Sie verzeiht ihm die Indierin, . . . mit blutendem Herzen, will aber als seine Schwester Lidia in feine Geheimnisse eingeweiht werden. WaS soll er nun auf solche Epistel erwidern? Die beste Antwort, die man auf solche Briefe geben kann, ist, sich auSschweiaen! Dummes Zeug, Backfischgeschichtrn! ruft sich Michael zu und verläßt, mit dem Entschluß, die ganze Angelegenheit mit seiner originellen Schwester Lidia zu den Acten zu legen, feine Stube. Al< er die Treppe hinunter schreitet, hört er von unten auS dem Hausflur die Stimme Katjrnka'S. Sie sprach in ihrer derben, aoer zutmlithigrn Manier mit einem fremden Manne. „Schon wieder ein Brief an Michael IaSmorin! Sie haben ia vorhin erst einen gebracht." „WaS geht denn daS mich an, Mütterchen, der Brief ist nun einmal da und muß befördert werden. Wollen Sie ibn kinauftragen?" IaSmorin beeilte sich, kam in den Hausflur herab, und sah nun den Driesboten, der zu seinem Aergrr die Briefe an ihn immer bei StaatSratbS abgab, um die vier Treppen nicht emporklettern zu müssen, vor Katjenka stehen. „Da ist ja Michael IaSmorin. Die Herrin hat mir schon mitgetbrilt, daß Sofia Petuschkiwna nickt gekommen ist. Wie schade, der Tisch war so hübsch gedeckt, Tatjana Orkienrwna sagte selbst, daß ich meine Sache wirklich gut gemacht habe." „Dagegen läßt sich nicht« thun, Katjenka, vielleicht kommt sie morgen." „So sagt man, und nachher kommt e« ganz anders. Ach Gott, ach Gott, wer kann denn wissen, wa« morgen für ein Tag ist? Wer sick auf morgen verläßt, der ist ver lassen. Di« vielen Briefe, die Sie bekommen, haben etwa« zu bedeuten!" „Natürlich", lacht« Michael, bei dem sich brr Rothwein bemerkbar machte, denn er hatte die ganze Flasche so ziemlich geleert, „Briefe haben immer etwas zu bedeuten." Als IaSmorin daS kleine rosafarbene Eouvert erblickte, welche- seine Adresse trug, schien er enttäuscht zu sein, denn er erkannte sofort die zierliche Handschrift Lidia'«; noch soeben dachte er, das Schreiben könnte nur von der guten Petusch kiwna kommen. Er nahm den Brief, steckte ihn in die Tasche und eilte fort. In der Nähe des kleinen Boulevard betrat er ein Casö und ließ sich hinter einem Tische zu einer Taffe Mokka nieder. Im Gastzimmer war keine Menschenfeele, und daS war ihm lieb. Er nahm nun den Brief Lidia'S hervor, den dritten, ru dem sie sich aufgerungen. Etwa« wie Gewissensbisse be schlich ihn, r« that ihm jetzt aufrichtig leid, daß er zu ge wissenhaft nach den Wünschen ver Petuschkiwna gebandelt. Gewiß, er hätte der Eomteffe schreiben müssen! Mit dem Tasckenmesser öffnete er da« Couvert und begann zu lesen. „Mein theurrr Michael IaSmorin! Ich achte Sie zu hoch, als daß ich die Gründe nicht würdigen sollte, die Sie veranlaßt haben, meine Zuschriften unbeantwortet zu lassen. Glauben Sie mir, erst nach langem und beißem Ringen konnte ich mich zu dem Entschlüsse durckringen, abermals diese Zeilen an Sie zu richten, selbst auf die Gefahr hin, daß sie ebenfalls unbeantwortet bleiben werden. Ich frage mich nickt, was Sie über meine Zudringlichkeit denken, ich habe keinen Stolz mehr und bin da angekommen, wo daS Urtheil der Welt mich nicht mehr erreichen kann. Und doch, ich möchte Ihnen noch einmal begegnen, ehe ich einen Schritt thue, der ein fernere« Wiedersehen au-schließt. Ich möchte Sie so gerne zu meinem Erben macken. Es find nur Kleinigkeiten, dir ich zu vererben habe, aber gerade von ihnen möchte ich wünschen, daß sie in Hände Übergeben, von denen ich weiß, daß sie diese Kleinigkeiten hoch und Werth ballen. Darf ich Sir inständig bitten, mir heute Nachmittag um drei Uhr auf dem Boulevard an der Admiralität, Newasritr, unter den Linden zu begegnen? Ihre kostbare Zeit will ick nur so lange in Anspruch nehmen, al« nöthia ist, Ihnen meine Nachlassenschaft auSzuhändigen und Lebewohl zu sagen." Ein wahre« Entsetzen packte den Studenten. Er Harrte in ein Kaffergla« hinein wie in einen Abgrund, in dem die Leich« der unglücklichen und schönen Lidia Tschierwanewna lag. Und er bat ibren Tod auf dem Gewissen! „Ich habe gehandelt wir eia dummer Junge, ich bätte die Briefe beantworten müssen", klagte sich IaSmorin an, warf einen Rubel auf den Tisch und winkte den Kellner heran. Als die kleine Zeche beglichen war, nahm er seine Mütze und stürzte davon. Er erreichte dir Goroschowajastraße, und eilte scheu und unruhig wie ein flüchtiger Nihilist, dem die Geheimpolizei sich an die Ferse gehestet, auf dem Trottoir dahin. Es war erst zwei Ubr, al» er die Admiralität erreichte. Trotzdem stürmte er, als ob von dem Verlust einer Minute daS Leben Lidia'S abhängig sei, an dem Paradeplatz vorüber, erreichte den Boulevard an der Newa und atbmete erst auf, als er endlich die Linden gewonnen, wo ihm Lidia begegnen wollte. Gott sei Dank, sie war noch nicht da! Er hatte Unter weg- sick vorgestellt, daß er sie an einer Linde angelehnt vorfinden würde, bleich und verstört in die Flutben der Newa blickend, bereit, nachdem sie ibm auSgehandigt, WaS ihr in diesem Leben werth war, sich in vir Newa zu stürzen! Aber er lief an den Linden auf und ab, jeden einzelnen Baum fixirrnd und fand sie nicht. Heiliger Gott, liebt sie ihn denn so grenzenlos, daß sie um seinetwillen in den Tod gehen will? IaSmorin ist davon überzeugt nnd fühlt rS, daß er der guten Sonja Pelusckkiwna sein Wort nickt halten kann. Mag daraus werden, wa- e« werden will! So oft sich Menschen an den Ufermauern deS Stromes ansammeln und hinunter in die Tiefe sehen, bleibt er ieveSmal erschrocken stehen und lauscht auf da« Gcrede der Leute und athmet erst dann wieder auf, nacktem er sich überzeugt, daß r» keine Leiche war, nach der die Menschen in den Strom hinabsehen. Zuletzt warf sich Michael auf eine Bank und beschäftigte sich mit den oft nichtigen Grünten, die manchem Menschen genügen, das Leben wie eine Last von sich abzuschütteln. Aber sind denn die Gründe der Liebe so nichtig? Greift nicht täglich dieser und jener zum Revolver, weil ihm daS Leben ohne den Gegenstand seiner Neigung kaum einen Schuß Pulver Werth ist? Er verlor sich in endlosen Betrachtungen über dieses Thema. Mancher Mensch ist vergleichbar mit einer Eintagsfliege, er flattert gegen die Sonne, versengt sich die Flügel und vergebt. Und dock ist da-Leben ein kostbare» Gut! Warum aiedt eS so viele Menschen, die nicht den Muth und die Kraft haben, e« zu tragen bi« an« Ende? Ein feucktkaltrr Wind weht von der Newa herüber. Die Linden schütteln ihre welken Blätter über ihn hin. Dana und wann kommt ein Weib mit sorgenvollem Gesicht an ihm vorüber. Sie wollen den Studenten um eine Gabe an sprechen, gehen aber schweigend vorüber, sobald sie bemerken, daß er ohne Ueberzieher auf der Bank sitzt, und mithin selber der Unterstützung bedarf. Es ist halb drei. Eine fieberhafte Unruhe ergreift ibn jetzt. Er erhebt sich und geht, nach allen Flanken umher blickend, den Linden entlang. Wenn sie nun dock nickt kommen würde? Lag diese Möglichkeit denn nicht sehr nabe? Muß Lidia nicht aunebmen, daß er auch ibren dritten Brief unberücksichtigt lassen könnte? Da sieht Michael an der Ostseite des Winterpalais ein Dreigespann berauffabren. Der Wagen hält jetzt und gleich darauf steigt eine junge, in einen kostbaren Pelz gehüllte Dame auS. Stürme erbeben sich im Herzen IaSmorin'-. Er erkennt die Dame, eS ist Livia. Sie spricht mit dem jugendlichen Kutscher einige Worte und geht nun langsam den Linden entlang. DaS Dreigespann wendet und fährt zurück. Der Student geht ihr entgegen, langsam Schritt für Schritt, gleichsam al- hafte Bl« an seinen Sohlen. DaS Sckuldbewußtsein drückt ihn nieder. Lidia hat ibn längst be merkt, auch sie kommt zögernd näher. Ihre schönen Augen, in denen ein bleicher Kirchhos-srieden liegt, sind fest auf ibn gerichtet. Da- gern und willig vergebende Lächeln einer Gekränkten bewegt ihren Mund. Sie sieht au-, als ob sie in der nächsten Minute schon in die Newa geben müsse, rief sick Michael zu nnd bätte ver- zweifeln mögen. Er streckte ihr jetzt tiefbewegt die Hand entgegen und fragte sich zugleich, wo sie die Hinterlassenschaft habe, die sie auf ihn vrrerben wollte. Nach seiner Vorstellung mußte sie dock wenigsten« ein Packer bei sick tragen, aber er entdeckte nicht«, was ihn ungemein beruhigte. Lidia nahm die dargerrickte Hand nicht. Sie stand etwas unentschlossen vor ibm, und rang auf einmal mit einer stürmischen Verlegenheit. „Sie verzeihen, daß ich Ihnen schrieb Herr Michael IaSmorin, ich werde Sie nicht lange aufbalten. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen, daß Sir so gütig waren und meinem Rufe folgten." Sie sah ibn nicht an, während sie sprach, sondern hatte da- liebliche Gesicht zur Seite gewandt und blickte nach der Newa hinüber. Eine furchtbare Angst kam über IaSmorin, er sab schon im Geiste, wie sie sich über da» Geländer au der Ufermauer schwingt und ia die kalte», Fluthen stürzt. Polttische Lagesschau. * Leipzig, 18. Oktober. der Nachfolger de« Direktors vr. Kayser al« Leiter der Colonialabthrilung im Auswärtigen Amte ist allem Anscheine nach in der Person d»S Geh. Legation«- raths Frhrn. Oswald v. Richttzafen bereit« gefunden, denn die „Köln. Ztg." widmet dem Letzteren einen überaus warmen BegrüßungSartikel, in dem e- u. A. heißt: „Freiherr Oswald d. Richthofen hat während seiner lana- iährigrn erfolgreiche» Lhätigkeit ia Kairo vielfache Gelegenheit gehabt, mit unseren hervorragenderen Colonialtrrisen ia Der- bindung zu treten, mit unseren ersten Afrikaforschern zu Ver kehren und ihnen schatzenkwerlhr Dienste zu «rweisen, und Wieder volt ist uns von diesen Herren, wenn von der Möglichkeit eines Wechsels in der Leitung der Eolonialadtheilung die Rede war, gerade Frhr. v. Richthofen als derjentg« bezeichnet worden, der für die Nachfolge in erster Linie in Betracht kommen würde. Das ist gewiß für ihn ein großer Bortheil, daß ihm in feiner neuen und wahrlich nicht leichten Aufgabe unsere ernsten und ge diegenen Eolonialkrrise jedenfalls mit vollem Vertrauen entgegen kommen werden. In seinem überaus gastfreien Haufe haben zahl reiche Landsleute, dir auS den Eoloaien zurückkehrten und in Egypten zur Erholung sich aufhielten, reiche Gelegenheit gehabt, ihn kennen zu lernen und sich mit ihm zu befreunden. Dazu gehört in erster Linie der Gouverneur v. Wissmann, dessen früherer Relle- begleiter Hans Müller nach schwerer Krankheit Monate hindurch Gast Richthofen'« war, dazu gehören vr. Bu Miller, Hauptmann Morgen, Otto E. Ehler«, die wiederholt sein« wirksam« Unter- stützung und Förderung ihrer Expeditionsvorbrreitungen, vor allem auch bei der Anwerbung von Sudanesen dankbar anerkannt haben. Frhr. v. Richthofen ist unseres Wissens augenblicklich noch in Deutschland, wenn e« auch vor Kurzem hieß, daß fein Urlaub dem nächst ablause nnd er alsbald nach Egypten zurückkehren werde. Er hatte seinen diesmaligen Urlaub unter einem schweren Schicksalsschlage angetreten; während er noch in Kairo wellte, war feine nach Alexandrien ihm vorausgerriste Gemahlin, dir Tochter des bekannten Generals der Eavallerie Julius v. Hartmann, an der im Juni dieses Jahres dort herrschenden Cholera erkrankt und ichon nach wenigen Tagen gestorben, während ihr Bruder, der deutsche Consul v. Hartmann, gleichzeitig lebensgefährlich er tränkte. Frhr. Oswald v. Richthofen hat in Egypten al« erstes Mitglied der Direktion der egyptischen Staatsschuldencaffe — die Engländer hatten damal« da- Hinzutreten eines deutschen und «ine« russischen Lommissar« nach Kräften, aber vergeblich zu durch kreuzen versucht — seit dem Februar I88S das große vertrauen, das ihm Fürst Bismarck widmete, als er ihn zu diesem damal« diplomatisch außerordentlich schwierigen Posten berief, glänzend bewährt." Diese rascke Lösung der Personenfrage ruft den Eindruck hervor, als sei schon seit längerer Zeit das dringende Ent- lasiungsgesuch vr. Kayser's vorauSgesrhen und erwartet und als fei deshalb schon vor dem Bekanntwerden dieses Gesuches Herr v. Richthofen in Bezug auf sriue Geneigtheit, da dornenvolle Amt zu übernehmen, sondirt worden. Hat er diese Geneigtheit bekundet, so fehlt rS ihm jedenfalls nicht an Muth und Vertrauen auf seine Begabung, seine eigenen Ansichten über da-, was in unseren Colonien nöthig ist, auf seine Vorgesetzten zu über tragen. In den Kreisen unserer Eolonialfreunde dürfte man am gespanntesten darauf sein, ob e- Herrn v. Richthofen gelingt, Wissmann zur Rückkehr auf seinen Posten in Drutsch- Ostafrika zu bewegen, und welcke Wirkungssphäre dem Letzteren eröffnet werden wird, wenn er jetzt oder in absehbarer Zeit sich genöthigt sieht, da- afrikanische Klima zu meiden. Wa- Herrn vr. Kayser betrifft, so erhält sich zu unserem Er staunen da- Gerücht, er sei au-ersehen, die durch die Pensionirung des Senat-Präsidenten vr. Wiener vacant Oktr«iSeNagen (gesalzt), Niti mit b« Morgen - Av-gabe, ohne Postvef-rderultp «ch Mit Pöstbesötdetu», -w 'kV.—. also noch auf Weitere« gefaßt sein. «« ist aber auch gut, wenn da« reinigende Gewitter sich gehörig auStobt." Dem Anscheine nach steht der KatbolicismuS erst am Anfang großer Ereignisse; der Ausbruch des Gewitters sieht erst noch bevor. Einstweilen sind die Erzbischöfe von Bam berg und München nach Rom gereist, wie verlautet, um da- von 2. G. Findel im „Katholischen Schwindel" anaestrckte Licht auch im Vatikan zu entzünden und die Cardinale Sü den Fangstricken gemeiner Betrüger zu befreien. De« „Writeren" darf man gewärtig sein! Wer geglaubt hatte, daß nur da- französische Volk - sei, in welchem die Revanche-Idee durch den Zarenbesuch und die dabei gewechselten Toaste neue Nahrung gewonnen bade, daß die Regierung dagegen mit den friedlichen Tendenzen Nicolaus II. übereinstimmt, dürfte eine- Anderen durch folgende un« zugegangene Meldung belehrt werden: * Briey, 18. Oktober. Der Kriegsminister General Billot traf heutr Mittag hier zur Enthüllung des Denkmal» rin, das zu Ehren de« MllltatrarzteS Mail lot, de« Erfinders der An wendung von Chinin gegen Fieber errichtet war. Der Minister wurde beim Eintreffen von der Bevölkerung warm begrüßt. Bei dem von der Municipalität dargebotrnen Banket hob der Drputirte de« Arrondissement« Briey den Patrioti«mu« der Grenz bevölkerung hervor. Der Minister «rwidertr hterauf, er hab» sein ganze« Leben dir Arme« geweiht; darum sei er an die ver stümmelte Grenze gekommen, wo er überzeugt war, «ine Ber einigung befreundeter Herzen anzutreffen. (Beifall.) Nach dieser unmittelbar an der deutschen Grenze ge fallenen Aeußrrung de« Kriegsminister- kann e« nickt mehr zweifelhaft sein, daß auch die französische Negierung unter dem während der Russenfeste ostentativ im Munde ge führten „Frieden" nur die Beseitigung de« gegenwärtigen Zustande«, in weichem Frankreich sich sozusagen noch auf dem Kriegsfüße gegen Deutschland befindet, versteht, eine wutrckio rerum, welche gleichbedeutend mit der Wiederherstellung der verstümmelten Grenze ist. Diese« Bekenntniß, zu welchem der Kriegsminister in der friedlichen Gelegenheit der Frier eines Manne« der Wissenschaft gar keine Veranlassung erblicken konnte, wenn er eben nicht den Anlaß zur Schürung de- Deutschenhasses vom Zaune brechen wollte, wird in Deutschland nirgend- überhört werden und wir werden uns danach zu richten wissen. Hoffentlich versteht man auch in Petersburg die richtige» Consequenzen aus der Aeußerung Billvt's im Sinne der zarischen Politik zu ziehen. DitNeußerunaenderItalienischeuB lätter über Italien- Stellung im Dreibünde müssen bereits seit einiger Zeit Befremden erregen. Tie Kreundschaftserklärungen an Frank reich, die sich an den tunesischen Handelsvertrag anschlossen, haben wir bereits gewürdigt. Zndeß handelte e« sich hierbei um radikale Blätter. Wenn aber nunmehr rin durchaus ministerielle« Neapolitaner Blatt, der „Caffaro", melde», Italiens auswärtige Politik sei in voller CurS- änderung, die Dreibundverträge blieben bestehen, aber schrittweise vollziehe Italien eine Annäherung an Frankreich und Rußland: so muß man sagen, baß «S im Sinne der Erhaltung d«S europäischen Friedens geradezu frivol ist, eine derartige Meldung in diesem Augenblicke in dir Welt zu setzen. Gerade jetzt sind in - ... mächtig belebt, und es besteht die Gefahr, daß diese Strö- Die Freilassung des irischen Tynamitverschwiirers Tyna« durch die französische Regierung wird jenseits ceS Canal- mit sehr gemischten Empfindungen zur Kcnntniß ge nommen. Ter Durchschuittsrnglänker ist ungemein zart fühlend, wenn «S die Vertheidigung de- Äfylrechts des eigenen Landes gegen AuslieferungSbegebren fremder Regie rungen gilt, hätte es aber durchaus in der Ordnung ge funden, wenn Frankreich den in Präventivhaft genommenen Verschwörer gegen englische StaalSinstitulioiien auf den ersten leisen Wink der englischen Criminaljustiz auf geantwortet hätte. Da- ist nun nicht geschehen, und selbst verständlich hat die französische Regierung sich bei ihrer Ent scheidung strengstens innerhalb der Grenzen formaler Correctheit gehalten. Nack französischem Gesetz tritt in der Verfolgung wegen verbrcchcrisckrr Handlungen nach 10 Jahren Verjährung rin, wenn innerhalb Lieser Frist die Verjährung durch keine Rechtshandlung unterbrochen war. Seit dem Phönixpark - Attentat, zu dessen Tbrilnebmern Tynan gehört, sind bereit- 14 Jahre verstrichen, mithin war der Inculpat durch die französischen Verjährungsbeslimniungen vor Verfolgung geschützt, feine Freilassung daher geboten. Auch dir Affaire de- in deutschen Schutz geflüchteten zanzibariscken Thronprätendrnten und die Rccrimi- nationen, zu denen da- völkerrechtlich unantastbare Verhalten der deutschen Politik im konkreten Falle gleichwohl in der englischen Presse geführt bat, bekunden unwiderleglich, daß England in der Behandlung von Fragen de« Völkerrechts gewordene Stelle beim Reichsgericht einzunrbmen. E« entspricht vollständig unserer schon geäußerten Auffassung, wa» man der „Voss. Ztg." von hier über diese angeblich bevorstehende Ernennung schreibt: „Man würde einen solchen Borschlag kaum ander« aufnehmen, denn al« eine bittere Kränkung der älteren Räth« de« Rrichsgericht«; man glaubt nicht daran, daß solche von maß gebender Seite ausgehen könnte. Ein Richter, dem dir hohe Ehre zu Theil wird, in das Reichsgericht berufen zu werden, fchliHt da mit feine Laufbahn ab. Der Fall, baß Mitglieder d«S Reichs- gericht« au« diesem heraus in andere Behörden des Reichs berufen werden, ist, so lange da« Rrichsgrricht besteht, überhaupt noch nicht vorgekommrn. Dir Berufung in da- Amt «ine« deutschen Bundes staats hat in den 17 Jahren nur dreimal staltgefunden. E« ist durchaus wünschenswerth, daß an dieser Praxi« frstgehalten wird, denn auch das gebürt zur Selbstständigkeit de« höchsten Gerichts hof«, daß die Mitglieder keine weitere Carrisre machen. E« ist deshalb ganz natürlich, daß jüngere juristische Lollegrn inner halb de« Reichsverwaitung-dirnstr« lchnellrr avanciren und unter Umständen bald einen höheren Rang rinnehmen al- rin älterer Reich-gericht-rath. Allein dabei sollte man rS bewenden lassen. Daß nun auch der Berwaltunq«dirnst eine Letter wird, mittels deren jüngere Juristen zu einer innerhalb de» Reichsgericht« den älteren Rächen vorgejetzten Stellung gelangen, wird kaum der Gerechtigkeit entsprechen, so lange dem Reiche zu Senatspräsidenten qualificirte Richter innerhalb des höchsten Gerichtshofs zur Ber- füaung stehen. Haben sie darum dem Reiche so lange al« Richter gedient, um nun von dem einzigen Avancement au-grfchlossen zu werden, das ihnen zugänglich ist?" E« kommt zu den hier entwickelten Gründen noch hinzu, daß da- Ansehen de« höchsten deutschen Gerichtshöfe- nicht gehoben werden würde, wenn ein Mann, der durch eine aus schließlich in Anspruch nehmende Thätigkrit auf anderem Ge biete der richterlichen Praxis entfremdet worden ist, in die Stellung eines Senat-Präsidenten hineingeschoden werden sollt», um für Verdienste belohnt zu werben, die vielfach der Bemängelung unterliegen und jedenfalls auf einem den Auf gaben eines Senat-Präsidenten de- Reich-gericht- fremden Gebiete liegen. treiben, wenn jenseits de- Rheines erst die Hoffnung entsteht. Italien in diesem Nachtkriege an Frankreichs Seite zu sehen. Die Hoffnung, der Wahn, Italien- Bunde-genossenschaft zu finden, würde leickt die Franzosen ebenso zum Kriege reizen, wie 1870 die Hoffnung, bei Süddeutsckland, bei Oesterreich und Dänrmarck Hilfe zu finden, sie zum Kriege ermulhigle. E- ist darum zu befürchten, daß die Franzosen sich auch nicht klar machen werden, daß eine Politik, wie sie der „Caffaro" andentct, geradezn eine Unmöglichkeit ist; denn zur Zeit bestehen ja die Trei- buntverträye noch auf eine Reibe von Jahren hinaus, und jede italienische Regierung ist gehalten, ihren darauf beruhen den Verpflichtungen nachzukommen. Wie sich mit diesen Ver pflichtungen eine „schrittweise Annäherung an Frankreich und Rußland" vertragen soll, ist nicht abzuschen. Hingegen ist allerding« zu befürchten, daß durch derartige sensationelle Meldungen die bewegliche Meinung deS italienischen Volke« erregt und allmählich eine Abneigung gegen ten Dreibund erzeugt werden könnte; ob aber gegen eine dreibundfeindliche öffentliche Meinung im Falle kriegerischer Verwickelungen die italienische Regierung ihre vertragsmäßigen Pflichten gegen den Dreibund aufrecht zu erhalten vermöchte, das muß doch stark bezweifelt werten. Hat sich doch erst im Vorjahr« die öffentliche Meinungin Italien so stark gezeigt, daß sie im Stande war, da- Ministerium, das die Ehre teS Lande» in Afrika aufrecht zu erhalten entschlossen war, selbst gegen ten Willen de- Königs zum Rücktritt zu zwingen und die afrikanische Politik Italien- in eine ganz andere Bahn zu drängen. Es darf darum im wohlverstandenen Interesse des europäischen Frieden» verlangt werden, daß daS Ministerium Nutini, fall« derartige Quertreibereien sich sorlseycn sollten, in der Presse oder im Parlament unzweideutig Stellung gegen sie nimmt.
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