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Elbeblatt und Anzeiger : 22.01.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666406244-188101221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666406244-18810122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666406244-18810122
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungElbeblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-01
- Tag1881-01-22
- Monat1881-01
- Jahr1881
- Titel
- Elbeblatt und Anzeiger : 22.01.1881
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— 18 — „Ei/' lächelte der Fremde still für sich, „man must den Gussowern Höflichkeit nachrühmcn. ,Gnädiger Herr' scheint Ihnen eine sehr geläufige Redensart zu sein. Redete mich doch der dicke Pächter ebenso an!" Seine Betrachtungen wurden bald durch das Wieder eischeinen Rose's unterbrochen, die mit einem sittigen Knix einen Maßkrug voll schäumenden Braunbiers vor den Gast hinsetzte. „Trinke Sie mir Bescheid, Jungfer!" rief der Fremde lustig. „Man trifft auf der Wanderung so selten ein schönes Kind, daß Einern ordentlich das Herz aufgeht, wenn's 'mal passirt!" Rose wurde so roth, daß man aus ihrem Gesicht ihren Namen errathen konnte. Der Fremde aber er griff keck ihre Hand, die sie vergeblich wieder loszu machen suchte, und fuhr fort: „Aber trinken Sie doch, Jungfer! Ist Sie bös auf mich!" „Müßte es sein, gnädiger Herr," versetzte Rose schüchtern, aber ernst, „denn Sie sind gar dreist zu einem ehrsamen Mädchen." „Aber weshalb nennen Sie mich den stets .gnädiger Herr!' Warum nicht.lieber Freund?"' „O, ich weiß, was sich schickt, gnädiger Herr," er widerte Rose, deren Röthe jetzt den Purpur noch über bot. Sie ergriff die Kanne, nippte ein Wenig daran und stellte sie dann wieder dem Gast hin. Dieser hatte ein blankes Guldenstück auf den Tisch gelegt und während die Müllersiochter das Mehr vor ihm hinzählte, trank der Fremde begierig. Dann ließ er den Maßkrug sinken und war im Begriff, das sich sträubende Mädchen um die Taille zu fassen, als dieses plötzlich einen unterdrückten Ruf der Ueberraschnng aus stieß und einen Augenblick starr zur Leite blickte. Tort war nämlich plötzlich aus dem Weidengebüsche ein junger Mann, ebenfalls in Jägertracht, hervorge- trctcn, dessen funkelnve schwarze Augen abwechselnd von Rose auf den Fremben und von diesem wieder auf Rose schweiften. Das Mädchen aber fand schnell ihre Fassung wieder; sie ging dem Herzugetretenen mit vorgestreckter Hand entgegen und rief ihin halblaut zu: „Nun, Martin, was solls? Wofür der finstere Blick? Es ist mein Bräutigam," sagte sie, sich zu dem toaste um wendend. Der Fremde schien durch den stechenden Blick des Liebhabers nicht im Mindesten eingeschüchtert. ' In seinem Gesicht machte sich im Gegentheil ein gewisser Anflug von Spott bemerkbar, als er erwicderte: „Ein schöner Mann, wozu ich Ihr gratulire, Jungfer!" „Der gnädige Herr sind heut besonders zum Scherzen aufgelegt," versetzte Martin, des Försters Cohn. „Ei, ei," lautete die Antwort, „mir scheint, daß Sie den Scherz übel aufuehmen?" „Weil ich cs unpassend finde, die Braut eines An deren umarmen zu wollen!" sagte Martin, dem der Kamm schwoll. „Gemach, guter Freund!" versetzte der Andere, sich erhebend, „steht's der schmucken Jungfer vor der Stirn, daß sie Braut sei? O, schämen Sie sich Ihrer Eifer sucht; sie beweist nur, wie wenig Sie sich selbst vertrauen!" „Ich habe die Pflicht, meine Braut zu schützen!" schrie jetzt Martin, zornfunkelnden Auges näherketend. Vergebens suchte ihn Rose zu beruhigen; in dem Momente erschien übrigens auch der Bergmüller, den der laute Wortwechsel herbeigelockt hatte, auf der . Schwelle des Hauses. Mit einem Blick überschaute er die Sachlage und seine Stirn legte sich in düstere Falten. „Rose!" rief er strenge und ein bedeutungsvoller Handwink befahl ihr, in's Haus zu gehen; eine Auf forderung, der sie auch sofort Folge leistete. „Geh' zu ihr, Martin!" fuhr dann der Bergmüller fort und wandte sich hierauf an den Gast. „Gnädiger Herr Graf," sagte er, „halten zu Gnaden, wir leben hier auf deutschem Boden und nicht in Polen! Bei unseren Frauen gilt Sittsamkeit für die hauptsäch lichste Tugend. Gott befohlen!" Damit drehte er sich kurz um und ging ebenfalls in das Haus zurück. Ter verblüffte junge Mann blieb allein am Tische zurück und blickte nach der Thür, in welcher der Berg müller, Rose und Martin verschwunden waren. „Gnädiger Herr Graf!" wiederholte er bei sich selber und verfiel in ein tiefes Sinnen, das er nur selber ab und zu durch einen Trunk unterbrach. Endlich schien ihm ein Entschluß, eine Aufklärung zugekommen zu sein. Er erhob sich, stürzte den Rest des Bieres hinunter und schlug dann denselben Waldweg ein, den vorhin der Förster genommen. - — — „Wißt Ihr, B rgmüller, daß mir die Sache immer räthselhafter wird!" sagte der Pächter zum Wirthe, als dieser wieder zu ihin trat. Märtens hatte die kürze Scene, die sich draußen vor dem Hanse abspi lte, von seinem Versteck ans hinter der Gardine sehr wohl beobachtet. Rosa und Martin waren in den Küchenraum eingetreten und so waren denn MartenS und der Bergmüller allein im Zimmer. Der Letztere blickte mißmuthig vor sich nieder. „Möchte meinen Grundsätzen nicht untreu werden, Gevatter!" meinte der Wirth und man hörte cs seiner Stimme an, daß dasjenige, was er sagen wollte, ihm fast das Herz abpreßte. „Muß aber doch einmal aus sprechen, was ich denke: Graf Ge hard ist ein Wind beutel geworden! Basta!" Der Pächter fuhr ordentlich zusammen. Er hatte den Bergmüller nie anders als einen ruhigen, besonnenen Mann kennen gelernt, der kein Wort zu viel sprach und am allerwenigsten etwas sagte, was zuvor nicht genau überlegt war. Nun drückte zwar das soeben ge hörte Urtheil in Kürze auch die Gedanken des Pächters über den jungen Grafen aus, aber Strahlenfels war doch der Herr, der Grundherr, der gute und nachsichtige Verpachter, der sowohl ihm, Märtens, wie auch dem Bergmüller aufgeholfen batte und der deshalb allen Respect verdiente; wie konnte der Müller nun so barsch über den Sohn des gnädigen Herrn urtheilen? „Ja, ja," fuhr der Wirth fort, seht mich nur an, Gevatter, als wäre icb ein Heiligthumsschänder; was der Bergmüller sagt, dafür steht er ein und nimmt kein Jota davon zurück. Und wenn der junge Baron sich nochmals einfallen lassen sollte, meiner Tochter so entgegenzutreten, wie vorhin, so soll er meine schwielige Hand auf seinen rothen Wangen fühlen, so war ich der Bergmüller bin!" Dannt schob der Sprecher die Hände in die Hosen taschen und ging unruhig im Zimmer auf und nieder, während der Pächter still von seinem Biere uippte und kein Wort der Entgegnung fand. — 15 — da ward ihm eine unerhörte Belohnung und Gnade, Kurt umarmte ihn und sprach: „Michel, hab tausend Dank für Deine Duutmheit, Du hast mich glücklich gemacht." Als nun aber der Diener sich entfernt und Kurt auf dem Gesichte des Vaters gewaltigen Ernst lager« sah, da ergriff er dessen Hand und herzlich bittend, aber fest sagte er: „Vater, ich weiß. Du liebst Deinen tollen, leichtsinnigen Kurt; sieh! Gott selbst hat mir Alma zugeführt, willst Du um eines alten Wortes willen, daS vielleicht in lustiger Stunde gegeben wurde, vier Menschen unglücklich machen? Laß mich auch ferner an Deine Liebe glauben!" Der alte Graf war besiegt; sein Kurt mußte glücklich werden. „Tolltopf!" sprach er. „Vergelte mir meine Liebe, zum Bettler will ich Deinetwegen werden, um Rück gabe meine- Wortes will und muß ich betteln gehen." Eine weiche Stimmung wollte er aber durchaus nicht auflommen lasse«, deshalb fügte er hinzu: „Arnold und Du, Ihr rührt Euch nicht vom Fleck, bis ich von Eduard von Halden zurückgekehrt bin!" Dann ging er fort, drehte sich aber m der Thür noch um und rief mit listigem Blinzeln: „Werde auch wegen Arnold mein Wort anbriagen!" Obgleich nun die zurückbleibeuden Freunde sehr viel einander zu erzählen hatten und bei ihren Bekennt nissen einander oft freundschaftlich schalten, die Zeit wurde ihnen denn doch ein wenig gar zu lang, denn Stunde um Stunde verfloß und der alte Graf kehrte nicht wieder. Nachmittags 3 Uhr war eS bereits, als er mit äußerst gleichgültigem Gesicht wiederkehrte; erwartungs voll sahen ihn die Freunde an, aber sie erfuhren von ihm kein Wort. Der alte Graf war indessen sehr guter Laune, er bestellte Miktagbrod, erzählte von allerlei Dingen, die kein Interesse boten, rühmte neben bei, daß erne tüchtige Bewegung des Körpers und Geistes das Podagra zu vertreiben scheine und sprach seinen Vorsatz aus, bei ähnlichen Kraokheitszufällen sich duelliren oder eine sonstige Aufregung durchmache» zu wollen u. s. w. Endlich konnte sich Kurt nicht mehr halten, er sagte ungeduldig: „Quäle uns nicht länger, Vater! Erzähle von Deinem Gange!" „Ja so! Hm! Verstehe zwar von solchen Dumm heiten blutwenig, aber Alma, ein prächtiges Mädel, schickt mir hier ftr Dich ein paar Blumen; auch Amalie, di« jetzt bei Alma ist, schickt ein paar solche Blümchen für Arnold!" Damit zog er — o Frevel über Frevel! — aus der Rocktasche zwei Sträußchen Vergißmeinnicht und warf sie auf den Tisch. — Sowohl Kurt als auch Arnold griffen hastig darnach, aber welcher Strauß ist von Alma? welcher von Amalie? Kostbar war die Verlegenheit der Freunde, schallend das Lachen des alte» Grafen, der sich nicht länger halten konnte: „DaS ist die Strafe, welch« die beiden Mädchen über Euch verhängt haben! Herrlich, hätt' nicht gedacht, daß der Spaß so viel werth ist!" Mehr aber war wieder für lange Zeit nicht auS ihm herauSzubekommen, der redselige Alte geizte an diesem Nachmittag gewaltig mit den Worten. Erst als Arnold und Kurt aufbrechen wollte«, um „speaftr« zu gehen", kommandirte er^-^er: „Hier geblwbe»! Die verehrten Herren habe»^»^ftrmrr Strafe Haus arrest bis sieben Uhr, zu welcher Stunde sie wieder vor dem Antlitz ihrer Dame« erscheinen dürfe«." Hierbei blieb'S «nd die ganze« entfttzvch lan^n Stunde« verkürzte der alte Traf nur durch die Mrt- thcilungen, daß er sich mit Karl von der Halden voll ständig auSgesöhnt, eigentkch ihm nie gezürnt, sonder« nur durch die Ungunst dir Verhältnisse ihn so lange Jahre nicht gesehen, auch seine Versetzung nach der Schlacht bei La Rochiere sei eiur uufrrimllige gewest»; ferner erzählte er, daß die beiden Halden mcht mit einander verwandt seien. So langweilig auch di« Zett verging, sie veAng doch und die siebente Stunde brachte nicht eine Ver lobung, sondern zwei: Alma mit Kurt, Amalie mit Arnold. Es war ei« schönes, frohe» Fest, da» an de» Abend de» TageS, der so unglückkerheißend begönne» hatte, in der Wohnung des Ritter» Karl von der Halden gefeiert wurde. Von Stunde zu Stunde peg. die Fröhlichkeit, welche ihren Höhepunkt erreichte, al» Kurt und sein« Braut mit dem andere» Brautpaar anstießt« und »ach verschiede«» Toasten auf die an wesenden Freunde auch hoch leben ließe« Michel, da treuesten und beste» aller Diener, welcher i» sedier heilige» Einfalt zwei glückliche Paare emauder zage- führt und zwei alte grimmige Feinde, da alte» Grafen Latten und de« Major vos Halda auSge- söhnt hatte. Kurt und Arnold habe« später, att sie bereits beide glücklich vermählt waren, »och ost ve» seltsame» Zufalls gedacht und find auch bemüht gewest», die Einzelheiten der AnssöhnuazSscae zwischen dem alt» Graft« Latten und dem Major von Halda an da» Tageslicht zu bring«, da» tragikomisch gang uurßte diese SussöhnungSscene zwischen da bttde» altt» H«r- degen gewesen fern. Alle Mühe war jedoch ia dieser Beziehung vergeblich, die beiden alte» Herr» hatte» hierüber, wie eS schien, einander unverbrüchliches Schweig« gelobt und daffübe auch gchaltm. Der Doppelgänger. Don «salvmi» Vrvkoss. (Nachdruck verbot«.) Unter den Bewohnern von Gussow herrschte eine große Aufregung. Der Gutsherr war i» der vergangene» Nacht plötzlich im Schlosse angekomma, ohne daß die Dimerschast vorher von der Ankunft verständigt Word» wäre. Man glaubte den Traft» StrahlrnfttS nut seiner Familie im sonnig» Italia oder auf sein» ausgedehnt» Stammgüter« m Pole», woselbst er seineneiaattkcha Wohnsitz hatte. Nach Gussow, daS ihm durch den Tod eine» verwandten seiner Frau zazefallm war, kam er höch stens ein Mal des JahreS und «tch dann hielt er sich nie länger als ein« Tag auf, besichtigte die Forst» und die Aecker, sowie «e Nmeinrichdaga, dir da alte Winkler, sein Verwalter, zu trefft« für gut be fand« hatte. Rba «och nie war e» vorgekoounen. daß da Das im Suffmva Schlosst sei» Nachtqnartta ge»o»»w»
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