Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.01.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189301201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18930120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18930120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-01
- Tag1893-01-20
- Monat1893-01
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.01.1893
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Tageblatt -er MrtlÄt M Ayel-er). Amtsblatt Hain, des Königl. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. „l? 1«. Freitag, LV. Januar 18S3, Abends. 46. Jahrg. Tas Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abends mi! Ausnachne der Svim- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung u, den Exp.ditioueu in Riesa uud Slrehla, deu Ausgabestellen, sowie am Schalter der iaii'erl. Pvstansialten l Mark 25 Ps., durch die Träger srei inS Haus I Mark 50 Ps., durch den Briesträger srei iu> Haus l Mark 65 Pf. Anzeigen-Armahtnc siir die Nllinuier des Ausgabetages bis Lorniitlag 0 llhr ohne tä.währ. Truck und Verlag von Langer Winterlich in Nicla. — Geschäftsstelle: Kastanienstrabe 50. — Für die Redaetivn verantwortlich: Heim. Schmidt in Riesa. Bekanntmachung. Tie Maul- und Klauenseuche unler den Bichbeständen der Gehöfte Nr. 50 in Weida und Nr. 65 in Gröba ist erloschen. Großen Hai n, den 13. Januar 1893. Die Königliche Amtshauptmannschast. 174 L. v. Wtlucki. Mke. Tagesgeschichte. Auch in Württemberg macht die antisemitische Bewegung reißende Fortschritte. Im Landtage ist der Abgeordnete für Ulm-Land, Stadtschultheiß Haug, aus der deutschen Partei ausgetreten, weil er auf dem antisemitischen Standpunkt steht, dem im schwäbischen SHerland allmählich Alles zuzu fallen scheint. „Haugs Austritt nach so langer, treuer Mit arbeit ist, wie die „Köln. Ztg." schreibt, ein nicht genug zu beachtendes Fanal, ein erstes Wetterzeichen des auch bei uns heranbrausenden antisemitischen Sturmes." — Die bevor stehende Reichstagswahl in Liegnitz wird allem Anscheine nach eine erneute Auflage der Wahl in Arnswalde - Friedeberg. Der freisinnige Candidat Stadtrath Wecker hat, wie schon gemeldet, vor den Antisemiten die Flinte ins Korn geworfen. Die „unedle Kampfeswcise der Gegenpartei", die ihn zu diesem Schritte veranlaßte, besteht lediglich darin, daß eine von den Freisinnigen cinberufene Volksversammlung sich als eine Versammlung mit antisemitischer Mehrheit entpuppte. Die „K. Volks-Ztg." meint dazu: „Das ist ja unangenehm, aber ein Candidat, der sich in den politischen Kampf stürzt, sollte doch deshalb nicht gleich verzweifeln. Daß er nicht überall mit Hurrah empfangen und als einer der größten deutschen Manner gefeiert werden würde, konnte er im Voraus wissen. Die freisinnige Presse hat also ganz recht, wenn sie ihm seine Fahnenflucht bitter verübelt. Es handelt sich nicht um die Person des Candidaten allein, die ganze Partei ist damit in die größte Verlegenheit gerathen. Wenn der General einer Armee die Schlacht beim ersten Kanonenschuß verloren wähnt, so bekommt auch der kleinste Gegner Muth und die eigenen Reihen gerathen in Ver wirrung. Wirklich bekennt die freisinnige Presse bereits, die Partei sei in klägliche Lage gerathen und der Verlust des Mandates nicht unmöglich. Ein Theil der Blätter thut zwar noch unverzagt, aber mehr, um den Freunden Muth zu machen, als weil sie selbst Muth hätten." Die antisemitische „Staatsb. Ztg.' spricht bereits von dem „groß artigen Anklange", den die Candidatur des Rechtsanwaltes Hcrtwig im Wahlkreise Liegnitz gefunden habe. Eine Krisis recht schwerer Art drohte jetzt am Nilge stade, da der jugendliche Khedioe Abbas plötzlich in einer Weise Selbstständigkeits-Gelüste verspürte, welche die ener gischste Stellungnahme der britischen Machthaber zur Folge hatte. Es handelte sich dabei um die jüngsten Ministerer- neunungen, betreffs deren dem Khedioe wohl das formelle Recht zustand, deren Sanctionirung jedoch nicht erfolgte, weil die Engländer, welche nun einmal im Pyramidenlande das Heft in den Händen haben, vorher nicht gefragt worden waren. Da im Weiteren gemeldet wurde, daß gewisse Ein- flösse dem jungen Vicekönig gegenüber sich geltend gemacht hätten, so conferirte vor einigen Tagen der britische Minister des Auswärtigen alsbald mit den Botschaftern Rußlands und Frankreichs, wobei es angeblich zu sehr heftigen Auseinandersetzungen gekommen sein soll. Gladstone berief hierauf sofort einen Ministerrath, welcher in langan dauernder und zugleich höchst bewegter Sitzung den Beschluß faßte, ohne Schonung gegen den Khedioe vorzugehen und rücksichtslos die vollste Abhängigkeit des Vicekönigs von Eng- lau» klarzustellen. In Kairo rief die telegraphische Meldung von dem Verlaufe dieses Ministerrathes die größte Erregung hervor; da jedoch eine Hilfe der übrigen Mächte nach Lage der gegenwärtigen politischen Verhält« sie für die egyptische Regierung nicht zu erbringen ist, so blieb schließlich absolut nichts Anderes übrige als klein beizugeben und die Krisis officiell als beendet zu erklären. Dem englischen Gesandten Cromer gegenüber hat der Khedive laut den vorliegenden neueren Meldungen bereits sein Bedauern über die jüngsten Vorkommnisse äuSgedrückt und ferner erklärt, er werde Riaz Pascha an Stelle von Sakhri Pascha zum Minister präsidenten ernennen. Der englische Gesandte Cromer nahm dies Zugeständniß an und ifluhe herrscht nun wieder im Larlde der Pharaonen. Deutsches Reich. Der „Reichsanzeiger" veröffent licht einen Erlaß der Minister der Innern, des Handels und des Cultus vom 15. Deccmber 1892 an die Oberprä- sidenten, betreffend die AuSsührungsanweisung über die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe, worin unter Einforderung entsprechender Berichterstattung seilens der Oberpräsidenten die Wirkung des Gesetzes auf die verschiedenen Kreise der Gewerbetreibenden behandelt und die Frage erörtert wird, >vie den zahlreichen Beschwerden im Verwaltungswege, ohne Aenderung des Gesetzes, abgeholfen werden könnte. Bei eventueller Anhörung der Beteiligten seien auch die Hand lungsgehilfen zu vernehmen. Im preußischen Abgeordnetenhaus!! erklärte gestern der ArbeitSminster Thielen, die Regierung werde das^ Staacs- bahnnetz ausdehncn, soweit die Finanzlage dies gestatte. Im nächsten Frühjahre werde eine lebhafte Thätigkeit im Eisenbahnbau, sowie auf anderen Gebieten beginnen, wodurch vielen Tausenden von Arbeitern Gelegenheit zum Broder« werb gegeben werde. Der Streik im Saarrevier ist beendet. Im Ganzen sind 242 209 Schichten versäumt worden, was emem Lohne von 925000 Mk. entspricht. Die Bergleute haben absolut gar nichts erreicht, nur Elend und Kummer ist bei vielen Familien eingezogcn. Man sollte es nicht für möglich halten, welche thörichten Vermuthungen in Paris an die unerwartete Reise des deut schen Kaisers nach Straßburg und die Alarmirung der dor tigen Garnison geknüpft worden sind, wenn nicht glaubwürdige Privatmeldungen darüber vorlägen. Man befürchtete allen Ernstes in der französischen Hauptstadt, daß cs sich dabei um Vorbereitungen zu einem plötzlichen Angriff auf die durch den Panamascandal erschütterte französische Republik handeln könnte. Ist diese Besorgniß bezeichnend für das schlechte Gewissen der Franzosen, so bekundet sich doch gleichzeitig von Neuem ihre erstaunliche llnkcnntniß de« deutschen Cha rakters. Die Franzosen, deren klassische Dichter griechische Heldengestalten nach französischen Vorbildern geformt haben, beurtheilen auch in der Politik die anderen Völker nur nach ihren eigenen Neigungen und Gesinnungen. Sie können sich daher gar nicht von der verkehrten Vorstellung frei machen, daß die Deutschen beständig auf der Lauer liegen, um eine günstige Gelegenheit zu einem Ueberfall auf den westlichen Nachbar zu erspähen. Daß sie selbst durch ihre unverbesser liche Heißblütigkeit und ihren blinden Haß den Deutschen seit 1871 schon unzählige Anlässe zum Streit geboten haben, und daß nur die unerschütterliche Friedcnslliebe Deutschlands den Ausbruch eines neuen blutigen Kampfes bisher verhindert hat, dieser naheliegende Gedanke kommt den naiven Franzosen augenscheinlich gar nicht in den Sinn. Vom Reichstag. Gestern berieth man die Börsen steuer. Staatssecretär Freiherr von Maltzahn erklärte, der Zweck der Vorlage sei ausschließlich ein finanzieller. Die erhöhte Besteuerung der Börsenumsätze treffe die wohl habenderen Kreise. Zwar tage jetzt die Börsenenqucte- kommission, aber diese solle nur dje Auswüchse des Börsen geschäfts treffen. DaS Hintere also nicht die Einbringung dieser Vorlage. Wenn die wirthscheftliche Depression auf höre, so sei das Doppelte des bisherigen Ertrages, also 26 Millionen, sicher zu erwarten. Die Verdoppelung der Steuersätze vermehre die wirthschaftliche Depcssion nicht. Der Börsenverkehr werde voraussichtlich nicht ins Ausland gedrängt werden. Der Staatssecretär wie« darauf hin, daß Frankreich im Begriff sei, eine ähnliche Börsensteuer einzuführen. Abg. Siemens (freisinnig) ist gegen die Bor- läge. Er führte aus, die Leichtigkeit, mit der die Re gierungen die Vorlage begründeten, stütze sich auf ein« tief gehende Strömung im Lande. Wenn man die Börse an greife, verwechsle man jedoch Ursache und Wirkung. Die Börse sei nur der Vermittler für die Befriedigung des Geldbedürfnisses im Handel und in der Industrie. Die Vorlage werde, den erwarteten finanziellen Erfolg nicht haben. Andererseits werde das mobile Kapital in feiner kulturellen Entwickelung in Deucschland geschwächt, während es gleichzeitig in andere» Ländern gestärkt werde. Von der Börsensteuer habe das Großkapital den Vortheil auf Kosten des kleinen Kapitals. Die Entwickelung des Arbitragegcschäftes sei bei der Skempclverdoppelung sehr unwahrscheinlich. Redner erinnerte an die Zeit, wo Deutschland sich der russischen Wcrlhe entledigen und sie au das Ausland abgcbcn wollte. Das war nur durch die Mitwirkung der Börse möglich. Die Börsensteuererhöhung in Frankreich könne uns bei dem internationalen Charakter des Geldes als Waare nur günstig sein. Abg. Mehnert erklärte, die Konservativen billigten die Vorlage, ja sie wären mit einer noch schärferen Börsenbesteuerung einver standen. Daß daS Arbitrage-Geschäft in den letzten Jahren zurückgegangen sei, lag an der allgemeinen wirthschastlichen Depression. Wie sehr sich das mobile Kapital bisher der Besteuerung entzogen habe, das ersehe man aus dem Er- gebnitz der preußischen Einkommensteuer. Alle Geschäfte, die nicht durch effektive Lieferung, sondern durch Differenz. Zahlung erledigt werden, müßten höher besteuert werden. Könne man die legitimen Zeitgeschäfte von den Spielge schäften nicht trennen, so sei vor der Höherbestcuerung aller Zeitgeschäfte nicht zurückzuscheuen. Abg. Mehnert empfiehlt eine erhöhte Emissionssteuer für ausländische Anleihen. Eine solche Emissionssteuer würde mit der vorgeschlagenen Börsensteuer 50 Millionen ergeben. Hätte man gleich ge sagt, daß die Börse die Hauptlast der Militärvorlage trägen solle, so hätte die Militärvorlage von vornherein mehr Sympathie gesunder. Abg. Singer erklärte, die Sozialdemokraten lehnten die Vorlage ab, weil sie zur Deckung der Kosten der Militärvorlagc bestimmt sei, die Redner als kulturfeindlich bezeichnet. Die Börse sei ein nothwendiges Produkt der heutigen Gesellschaftsordnung. Die Vorlage treffe daS Jobberthum gar nicht, ebensowenig das Großkapital. Singer emvfiehlt das Verbot der Reporc- geschäfte als ein Mittel gegen das Spielgeschäft und ver- langt die Beseitigung des Aeltestenkollegiums der Berliner Kaufmannschaft, da dieses die einseitigsten Börseninteressen vertrete. Abg. Marquardsen erklärte, die National- liberalen wollen auf die Börsensteuerrefo.'m eingehen, falls die Arbitrage in ihrem Bestände erhalten bleibe. Die Börsensteuer verdiene vor den beiden anderen Steuer-Por- lagen den Vorzug. Er beantragte, die Vorlage an die Militärkommission zu überweisen. Niederlande. Nachdem sich in den letzten Tagen größere Trupps beschäftigungsloser Arbeiter und Socialiften in den Straßen Amsterdams angesammelt hatten, zog vor-' gestern ein gegen 800 Personen zählender Trupp vor die Börse, um dort einzudringen, was aber eine Abtheilung Polizisten verhinderte. Die Sozialisten entfalteten eine rothe Fahne, worauf die Polizei mit der blanken Waffe vorging und sich der Fahne bemächtigte, wobei ein Polizist am Köpfe schwer verwundet wurde. Ter Träger der Fahne entkam. In den anderen Staduheilen fanden ebenfalls thätliche Zusammenstöße zwischen der Polizei und den So- cialisten, welche sich zusammenrotteteu und in verschiedenen Bäckereien Brod verlangten, statt. England. In England hat sich eine neue unab hängige Arbeiterpartei gebildet, die bald im politischen Leben des Juselreiches eine wichtige Rolle spielen dürfte. Ihr Programm enthält fast jeden Vorschlag, der von irgend einem revolutionären Geist in England erdacht worden ist. Die Abschaffung der Monarchie und deS Hauses der Lords ist die erste Forderung. Eine näherliegcnde Forderung bildet das allgemeine Stimmrecht , der achtstündige Arbeits tag ist durch ein Gesetz einzuführen. Kinder unter vierzehn Jahren dürfen nicht arbeiten. Der -Staat trägt Sorge für die Kranken, für die zur Zeit Unfähigen und für die unbemittelten Wittwen und Waisen. Jede indirekte Steuer ist abgeschafft, eine abgestufte Einkommensteuer tritt an ihre Stelle. . - . . Serble«. Aus Biarritz kommt die überraschende
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite