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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 27.01.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189301275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18930127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18930127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-01
- Tag1893-01-27
- Monat1893-01
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 27.01.1893
- Autor
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Uiesaer G Tageblatt lelegramm-Adresje: .X>,ebl«tt", «les«. Ferujprechstete Nr. 26. »nd Anxetgrr WMM «I- Achkign). Amtsblatt ser König!. Amtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. .l? 2s. Freitag, Z7. Januar 18S3, Abends. 46. Jahrg. Das Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa nnd Strehla, den Ausgabestellen, sawie am Schalter der tatserl. Postanstalten 1 Mark 25 Ps., durch die Träger frei ins Haus 1 Mark 50 Pf., durch den Briefträger frei ins Haus 1 Mark 65 Pf. Auzetgeu-Amiahme für die Nummer des Ausgabetages bis Vormittag 9 Uhr ohne Gctvähr. Druck und Verlag »on Langer 4 Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstraße 59. — Für die Redaction verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. Bekanntmachung, den Eisaufbruch in der Elbe u. s. w. betreffend. Das plötzlich eingetretene Thamvetter läßt den baldigen Eisaufbruch in dem Elbstrome erwarten und liegt damit auch die Befürchtung des Eintrittes größerer localer Eisschützungen nahe. Die Herren Gutsvorsteher und Gemeindevorstände der in der Elbniederung gelegenen Ortschaften werden daher veranlaßt, sich rechtzeitig mit Schaluppen zu versehen und die zur Erhaltung der Elbdämmc nach den Vorschriften des Mandates vom 7. August 1819 noth- wendigen Materialien und Geräthe schleunigst zu beschaffen, sowie sonst alle Vorkehrungen zu treffen, daß die Bewohner der Elbniederungen von einer eintretenden Hochfluth nicht überrascht werden. Meißen, am 25. Januar 1893. Königliche Amtshauptmannschaft als Elbstromamt. v. Kirchbach. W. Tagesgeschichte. Zur Beschlußunfähigkeit des Reichstage» bringt die „Köln. VolkS-Ztg." eine längere Betrachtung, der wir Folgendes entnehmen: „Die Bismarck'sche Aera hat die Menschen sehr nüchtern gemacht. Mit den Jahren ist an die Stelle des Idealismus im Parlamentarismus der Mecha nismus getreten. Wer dm Parlamentsverhandlungen einige Jahre beigewvhnt hat, wird oft die Rede eines beliebigen Redners zu einem beliebigen Gegenstände ihrem wesentlichen Inhalte nach skizziren können, ehe sie gehalten ist. Das Meiste geht ja nach der Schablone. Kann man es da den Abgeordneten so sehr verübeln, wenn sie nicht Herkommen mögen, um zu hören, was sie ohnehin errathen können? Auf die Redner wirkt die TheilnahmSlosigkeit des Hauses natürlich keineswegs anregend. Sie wissen auch von vorn herein, daß sie Niemand umstimmen. Jemehr das eigentliche Schwergewicht der Berathungen in die Commission verlegt wird, um so zweck- und sinnloser werden die Plenarverhand lungen. Man könnte diese entschieden heben, wenn man nicht ein paar Mann in der Commission die ganze Arbeit machen ließe, worauf dann von den Uebrigen in der Regel nichts »erlangt wird, als dem Werke der Commission zuzustimmen. — Abschreckend auf den Parlamentarier von Geist und Ge schmack muß auch die fürchterliche Breite der Debatten wirken. Meist sind es doch herzlich wenig Gedanken, vielleicht vier oder fünf, die in der trüben Sauce einer stundenlangen Rede herumschwimmen. Die meisten Redner würden in zehn Minuten Redezeit den Inhalt ihrer Gedanken bequem er schöpfen können. Die nüchterne deutsche Auffassung ist für französische Beredtsamkeit nun einmal unempfänglich. Und wenn noch die meisten Redner, die in Stunden das Ende nicht finden können, etwas von dieser Beredtsamkeit hätten! Sie pflegen einfach langweilig und nüchtern zu sein. Ist dann der eine FractionSgenosse zu Ende, so kommt m einer Stunde der zweite und sagt dasselbe. So geht es nicht selten mehrere Tage lang. Bei mehrtägigen Debatten kann man in der Regel darauf rechnen, daß vom zweiten Tage ab nichts Neues mehr vorgebracht wird. Und zu solchen tagelangen Debatten «erden mit Vorliebe Gegenstände be nutzt, die alle Jahre in gleicher Weise behandelt werden und nach alle« Seiten hin längst erschöpft sind. Das abschreckendste Beispiel dieser Art sind die ewigen Debatten über Kornzölle und Lage der Landwirthschaft. Da bringt sie ein Freisinniger aufs Tapet und erzielt eine mehrtägige Zeitverspätung, denn ein praktisches Ziel haben diese Debatten zumeist nicht, man will nur sein Herz auSschütten oder den Wählern ein zweifel haftes Vergnügen machen; dann ein Conservativer: so ein zielloses Hin- und Herreben, immer wieder dasselbe, kann den Geduldigsten zur Verzweiflung bringen. — Endlich ar beitet auch wohl unsere Gesetzgebungsmaschine fleißiger, al- l ein normal veranlagter Abgeordneter aushalten kann. Das will sich nimmer erschöpfen und leeren. Wenn in der einen Session ein Dutzend und mehr Gesetze fertig geworden sind, dann denkt man: nun wird es doch in der nächsten Session nichts zu thun geben. Aber in der nächsten Session kommen zwei Dutzend Entwürfe und so ia inünitum. Uns will scheinen, man könne sich in der Gesetzfabrikation wohl etwas mehr Maß auferlegen, zumal diese schnell fabricirten Gesetze immer wieder neue Gesetze aus sich gebären, denn wohl die Mehrzahl der neuen Gesetze find Gesetze, betreffend Abände rung des Gesetzes vom so und so vielten. Etwas kürzere und etwas weniger Reden, etwa- weniger Debatten pro rUUUc» und etwas weniger Gesetze, dann könnten die Sessionen erheblich abgekürzt «erden und die Abgeordneten fänden die Zeit und die Mittel, den größten Theil der Session hindurch in Berlin anwesend zu sein. Auf dem bisherigen Wege muß der Reichstag schließlich um alle» Ansehen kommen." — Der letzte Satz ist übertrieben, bemerkt dazu die „Leipz. Atg." Aber einiges Beachtenswerthe enthält der Artikel immerhin. Frei von Schuld ist in dieser Beziehung freilich Niemand; auch das Centrum wird nicht behaupten können, daß es in der Einbringung von Gesetzesvorschlägen zurück- haltender sei, als andere. Deutsche- Reich. Bei dem Frühstück, welche» der Grostfürft-Thronfolger gestern beim Kaiser Alexander-Garde- Grenadier-Regiment Nr. 1 einnah«, brachte der Kaiser folgenden Trinkspruch auS: „Gestatten Eure Kaiserliche Hoheit, daß Ich als ältester Kamerad des Regiments, altem Herkommen ge mäß, das erste Glas auf Eurer Kaiserlichen Hoheit Aller durchlauchtigsten Herrn Vater leere. Un» Allen hier beim Regiment sind noch die gnädigen Worte in lebendiger Erinnerung, mit welchen Seine Majestät der Zar Sein Regiment beglückte bei Seinem Besuch im Jahre 1889. Die vielfachen Gnadenbezeugungen und das rege Jnteresfe, welches Seine Majestät Seinem Regiment allezeit gewährt hat, sowie die freundschaftliche Antheilnahme an den fest lichen Ereignissen Meines Hauses, welche in der Sendung Eurer Kaiserlichen Hoheit zu der eben stattgehabten Feier gipfelte, verpflichten Mich zu «ärmstem Danke. Wir Alle sehen in Ihre« Kaiserlichen Vater reicht nur den hohen Chef des Regiments, nicht «ur unfern vornehmsten Käme- raden, sondern vor Allem den Träger altbewährter monarchischer Traditionen, oft erwiesener Freundschaft und inniger Bande intimer Beziehungen zu Meinen Er lauchten Vorgängern, deren Erfüllung in früheren Zeilen russische sowohl wie preußische Regimenter auf dem Schlacht felde vorm Feinde mit ihrem Blute besiegelten. Erheben Sie die Gläser und rufen Sie aus »ollstem Herzen: Seine Majestät der Zar Hurrah l" Hierauf erwiderte der Großsürst-Thronfolger: „Ich danke Eurer Majestät für die warmen Worte, welche Sie soeben auf Meinen Vater gesprochen haben, und trinke auf das Wohl Eurer Majestät. Hurrah! Ich trinke auf das Wohl unseres braven Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regimentes. Es lebe hochl" Aus Leibeskräften bemühen sich die „Hamb. Nachr." den Widerstand gegen die Militärs orlag e zu verstärken. Sie wollen zwar nicht aunehmen, daß zur „Stimmungs mache" für die Vorlage geheime Fond» verwendet werden, aber ein andere» System, als das der Speculation auf die Furcht und die FraktionSstreterei, könne kaum als möglich betrachtet werden. Die Thätigkeit, welche die officiöse Presse mit ihren Einschüchterungs-Artikel» entwickele, stehe mit den Beschwerden, die Graf Caprivi vor Jahresfrist gegen die Züchtung des Beunruhigungsbazillus im Parlamente erhoben, in eine« wunderliche» Widerspruche. Dieser Bazillus der Beunruhigung und Einschüchterung sei nie mit solchem Eifer und mit soviel Aufwand an autoritativem Anstrich kultivirt worden. „Man fühlt sich geängstigt, eine Meinung oder eine Stellung zu haben, die nicht in der Anlehnung an das Ministerium Deckung findet. Wenn diese Stimmung dauernd wird, dann muß man sich in der That fragen: wozu der Luxus der Volksvertretung, der Wahlen und der öffentlichen Diskussion, wenn die Androhung einer Auflösung »der gar eines Konfliktes hinter der Auflösung genügt, um jede Vor lage durchzudrücken?" Da sei der Zustand des reinen Be- amtenabsolutisums noch viel besser. Es fehle für das offi ziöse Rasseln mit „schweren Konflikte»" und „scharfen Kämpfen" für den Fall der Ablehnung der Militärvorlage an jeder verfassungsmäßigen Unterlage; dies Rasseln könne nur den Zweck haben, die damit Bedrohten so einzuschüchtern, daß ihnen die Fähigkeit zur ruhigen Prüfung der Vorlage und das Bewußtfein ihrer eigene» Aufgabe verloren gehe. — So weit das Hamburger Blatt; wir meinen, daß es hier denn doch über das Ziel hinausschießt. Vom Reichstag. Der Reichstag trat gestern in die zweite Etatberathung ein. Der Etat de» Reichstag» ward nach längerer Debatte über di« Neukatalogisirung der Reichstags-Bibliothek bewilligt. Bei dem Etat des Reichskanzlers und der Reichskanzlei besprach Abg. Barth (freisinnig) die Handelsvertragspolitik. In der conser- vativen Presse, sowie im preußischen Abgeordnetenhaus sei die Sachlage so dargestellt, als ob ein russischer Handels vertrag den landwirthschaftlichen Nothstand auf den Gipfel bringen würde. Minister Miquel hätte de» falschen Schilderungen von der Wirkung der Handelsverträge entgegentreten müssen. Redner verlangte eme entschiedene Stellungnahme der Reichsregierung. Von den abgeschlossenen Handelsverträgen sei nach einjähriger Geltung ein Erfolg noch nicht zu erwarten. Wie einseitig die Agrarier über ihren Sonderinteressen die allgemeinen Interessen ver gäßen, das beweise eine in der „Kreuz-Zeitung" veröffent lichte Zuschrift des Inhalts, die Landwirthe sollten unter die S»cialdemokraten gehen, wenn die Regierung sie weiter schlecht behandle. Die „Kreuz-Zeitung" bezeichne diese Auf forderung allerdings als peinlich und unvorsichtig. Die Handelsverträge Deutschlands besserten auch die allgemeinen politischen Verhältnisse Europas. Wir verbesserte», Frank reich verschlechterte sein Verhältniß zur Schweiz. Redner wünschte den Abschluß von Handelsverträgen mit Spanien, Portugal, Rumänien und Rußland. Die Zollpolitik Amerikas werde sich demnächst freihändlerisch entwickeln. Die Schutzzollpolitik würde uns bei der Konkurrenz mit Amerika hemmen. Redner schloß, er wünsche, der Reichs kanzler möge immer neue Erfolge auf dem Gebiete der Handelsverträge erringen. Abg. Graf Kanitz (konservativ) hob hervor, daß die Handelsverträge auch nicht der Industrie hülfen. Der österreichische Vertrag fördere unsere Eisen industrie nicht. Die Handelsverträge schädigten besonders die Landwirthschaft. Die Cerealienpreise sanken unter die Produktionskosten herab. Bei dem Abschluß der Handels verträge seien leider alle Forderungen der Kontrahenten von un» glatt bewilligt worden. Abg. Gras Kanitz be dauerte, daß wir das amerikanische Getreide zum Normal tarif hereinlassen, während Amerika von Frankreich nur untergeordnete Zugeständnisse erhielt. Staatssekretär Frei herr voic Marschall erklärte, es sei unsere Sache, aus dem Verhalten Amerikas und Frankreichs die erforderlichen Konsequenzen zu ziehen. Das thaten wir durch die Handelsverträge. Frankreich brauchte Amerika keine be sonderen Konzessionen für die Getreidetarife zu machen, da ein französischer Differentialzoll für Getreide nicht besteht. Bei den handelspolitischen Verhandlungen mit Rußland stehe von unserer Seite eine Konzession unseres Kon ventionaltarifs in Frage, nichts weiter. Von russischer Seite sei keine Forderung darüber hinaus erhoben. Wir verlangen von Rußland die Ermäßigung des russischen Zoll tarifs. Die abgeschlossenen Handelsverträge verschlechterten unsere Handelsbilanz nicht. Die Verträge waren eine Konsequenz unserer ganzen Handelspolitiken Situation. (Zustimmung.) Unsere Ausfuhr ist ein Stück der nationalen Arbeit, die wir nicht schutzlos der Willkür der anderen Staaten preisgeben dürfen. Einen Vortheil hätten die Handelsverträge jedenfalls, den der Stabilität. Die Handelsverträge waren ein wohlthätiges und nützliches Werk für die deutsche Wirtschaft. Wir müssen dem Reichstag dankbar sein, daß er sie rasch und mit großer Mehrheit bewilligt hat. (Beifall.) Abg. Rickert (freisinnig) hoffte, daß die Regierung auf dem Wege der Handelsver träge fortschreite. Die Landwirthe des Osten» hätten ein vitales Interesse an dem Zustandekommen des russischen Handelsvertrags. Abg. von Frege (konservativ) bedauerte, daß die Regierung die Frage des UnterstützungSwohnsttzeS, sowie die Währungsfrage noch nicht geordnet habe. Die Grundbesitzer verlangten daher mindestens einen ausreichen den Schutzzoll. Abg. Wilbrandt (freisinnig) legte die Mängel der Schutzpolitik dar. Die Grundbesitzer sollten die Fortschritte der Technik benutzen. Abg. von Schalscha (Lrmrum) hob hervor, der schwankende Rubelkurs ver hindere jede Stabilität in den wirthfchaftlichen Beziehungen zu Rußland. Demgegenüber erwiderte Abg. Barth, man
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