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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 13.02.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189302136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18930213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18930213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-02
- Tag1893-02-13
- Monat1893-02
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 13.02.1893
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Riesaer I Tageblatt 's und An;eigoV Meblatt Md Änftizer). Tclegramni-Adresse: ckH I Urrniprccbsicll« .Tageblatt", Riesa. V T- .'0. 20. der König!. Anttshauptmaimschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts nnd des Stadtraths zu Riesa. :Z6. Montag, 1:Z. Februar 18M, Abends. ^6. Jahrg. Taö Riesaer Tageblatt erscheint jede» Tag üibnrdc- mit AuSuabme der Sann nnd Festtage. Rierteljäbrlicher BezilgöpreiS bei Rbiwlnng ni den C>bedikio>n'il in Rieia nnd Lirebia, den Rn-ignbestellen, i-wic ani Tel'al.er der taiicri. Pvstanslütten l Mart 2', Ps., durch die Träger irei ind Hails l Mark 50 Ps., durch den Briesträger srei ins Haas I Mart 05 Pf. Anzeigen-Rliaatime siir die Nninmer des illnsgabeiages bis Parinillag 9 Ui>r v!>ne l^riväi-r. Trnek nnd Pelkag von Langer.V Winierüch in Riela. - GesMitsiieiie: Kastantenstrasje 5!«. - ,gär die Redaeiian neralinvartlicht Herni. Lchinidt in Riesa. Zur Pocken-Impfung. Der dieicr" Tage verössentlichte Entwurf eines Reicbs- Seuchcngcsetzes nimmt natürlich auch auf die Pocken Bezug, gegen welche Seuche in Deutschland die Schutzimpfung reichs gesetzlich eingeführt ist. Der Impfzwang hat viele Gegner, selbst unter den Aerzten, und diese können die Unnatürlich kelt der Impfung und die zahlreichen Fälle für sich geltend machen, in denen durch Einführung der Lymphe Kinder er krankt und gestorben sind — ganz abgesehen davon, daß durch die frühere Art der Impfung von Mensch zu Mensch häufig genug auch Kraukheitüstoffe übertragen werden. Fälle der letztere» Art sind durch den Gebrauch rein tbierischer Lymphe se r selten geworden; andere bedenkliche Folgeerscheinungen der Impfung trete»« aber immer »loch zahlreich auf, »venu sie auch nicht alle bekannt werden. Dm vereinzelten Nachtheilen stehen aber unleugbare Portheile für die Grsamuttheit gegenüber. Im Binnenlande sind Pocken anfälle selten geworden. Auch »n den Grenzgebieten, wo die Pocken infolge von Einschleppungen aus dem Auslände immer noch hin und wieder für kurze Zeit festen Fuß fasse», ver- Ursachen sie unter den mit Erfolg geimpften Kindern und den wiedergeimpften Personen keine Verluste. Nur den noch nicht oder ohne Erfolg geimpften Kindern und den nur ein mal geimpften Personen des höheren Lebensalters werden sie gefährlich. Welche Gefahr hinsichtlich der Einschleppung der Pocken vom benachbarten Auslande ständig droht ist daraus er- sichtlich, daß während des Jahres 1891 in Böhmen, Mähren, Niederösterreich, Oesterreichisch-Schlesien und Galizien nicht weniger als 6834 Personen an den Pocken gestorben sind. Nach alledem ist es schwer zu verstehen, daß irr dem Pelitions- Verzeichniß des Reichstage« ein Jahr wie das andere die Petitionen gegen den Impfzwang Wiederkehr«», und zwar be deckt mit vielen Tausenden von Unterschriften. Daran ist nicht einmal etwas durch die ungemein eingehenden Be- rathungen geändert worden, die der Reichstag vor jetzt genau zwei Jahren, im Februar 1891, über denselben Gegenstand gepflogen hat. Die Petitionskommission des Reichstages hat damals über die Jmpffrage einen ausführlichen Druckbericht erstattet, der die Frage in der denkbar erschöpfendste»» Weise beleuchtete. Nur durch den Impfzwang hat Deutschland es erreicht, daß es in Bezug auf die Pockensterblichkeit so günstig dasteht, wie kein anderer europäischer Staat ohne Impfzwang. Während auf I Million Einwohner im deutschen Reich 1886 nur 4 Menschen, 1887 3,5, 1888 2, 1889 4,3 Menschen an den Blattern gestorben sind, also im Jahresdurchschnitt dieser vier Jahre nur 3,3 Personen, betragen die entsprechen den Jahresdurchschnitte für Belgien 183, für Oesterreich (1885—1887) 457 ; für England, das izwar den Impfzwang, aber nicht di« Wiederimpfung kennt, 42. Aus Spanien mit seinen rund 12 Millionen Einwohnern wurden sogar 1888 14 378 und 1889 8472 Todesfälle an Pocken gemeldet, also auf je eine Million Einioohner 1200 und 700! Die Ver- hältnisse werden noch klarer, wenn die Bergleichsgebiete näher aneinander gerückt sind. So sind im Jahre 1889 in Böhinen allein 3329 Todesfälle an Pocken (d. h. 602 auf 1 Million Einwohner), in Mähren 1109 (d. h. 519 pro Million) fest gestellt worden, während für dasselbe Jahr das benachbarte Preußisch-Schlesien 8,5 pro Million, Königreich Sachsen 2,9 pro Million und die bayrischen Grenzgebiete 7,9 pro Million ausweisen. Dabei find diese deutschen Bezirke diejenigen, die ver möge ihre« regeren Verkehrs mit dem Auslande am meisten von de« Pocken heimgesucht werden, während man im Innern Deutschlands die Seuche fast gar nicht mehr kennt. Wenn die Petitionen gegen den Impfzwang trotzdem noch immer so viel Unterschriften finden, so erklärt sich das offenbar nur d«ckurch, daß, je weiter wir uns von der Zeit entfernen, wo die Pocken in Deutschland noch grasfirten, um so mehr die früheren Verheerungen dieser bösen Krankheit in Vergessen heit gerathen. Statt der au« den Vergleichen mit dem Aus lände ganz offenstchtlichen segensreichen Wirkungen der ZwangS- impfungen achten die Jmpfgegner nur auf deren gelegentliche nachtheiligen Folgen. ES wäre zu wünschen, daß in Zukunft die „humanisirte" Lymphe — die heute nur als Nothbehel genommen wird — gänzlich in Wegfall komme; dann werden anch die Hülle von „Jmpfschüdigungen" auf ein Minimum znrückgehen- Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Wie jetzt theilweis berichtigend mitgetheilt wird, ist Prinz Heinrich an dem Abend, als das Extrablatt über ein Attentat auf den Zaren verbreitet wurde, nicht vom Kaiser nach der russischen Botschaft cnt- endet worden; er habe vielmehr, als er von einem Besuch bei den ineimgischeu Herrschaften zurückkehrte, unterwegs von dem Extrablatt Kenntniß erhalten und sei beim russischen Botschafter vorgefahren, um sich zu erkundigen. Graf Schu walow habe sich bereits zu Bett begeben gehabt. Die „Hamb. Nachr." unternehmen wiederum einen Vor- toß wider die Militärvorlage, wobei sie auf die bekannten kriegerischen Kaiserreden einiger Generale zurückgreifen. „Man" schreibt dem Blatte, daß der Krieg mit zwei Fronten bei geschickter Politik sehr wohl zu vermeiden sei und weist auf die Rede des Kaisers bei Anivesenhcil des Herzogs von Edinburg in Berlin hin, die besagte, daß im Falle eines continentalen Krieges dem Dreibunde der maritime Beistand Englands nicht fehlen werde. Rußland werde durch die Rüstungen Rumäniens, Bulgariens und der Pforte geuölhigt ein, im Kriegsfälle an seinen Süd- und Südweftgrenzcn eine stärkere Truppenmacht zur Beobachtung dieser Mächte aufzustellen. Schließlich wird erörtert, daß die Schwierig eilen einer Offensive gegen Frankreich trotz dessen ausge dehnten Befcstigungssystems auch für unsere gegenwärtigen i Hecresmittel und Bahnlinien an der Grenze nicht unüber-! windlich seien. Jene Pflanzer, welche neuerdings dir Verhältnisse in! Deutsch-Ostafrika studirt haben, sind zu der Ansicht gekommen, daß es dort mehrere große Eaffeezorien giebt, welche nur der Erschließung harren, und daß Ostafrika in nicht ferner Zeit eins der cafsecproducirenden Länder werden würde. Sie gelangten zu diesem Urtheil besonders auf Grund der Erfahrungen, welche man mit dein Cafseebau in Mrogoro und Ukami gemacht hat. Es sind jetzt größere Proben von Caffee hierher gelangt, welche übereinstimmend sehr günstige Beurtheilungen sanden, die von der in der Bildung begriffenen Usambara Caffeebau - Gesellschaft bald veröffentlicht werden dürften. Ihr Preis bewegt sich zwischen 86 Pfennig und 105 Pfennig das Pfund loco Hamburg ohne Zoll, obwohl die Missionare den Caffee auf eine primitive Weise zube- reitct haben. Aber es geht daraus schon jetzt mir Gewißheit hervor, daß wir in Ostafrika wenigstens ein Welthandels- product von großer Güte ziehe» können und daß dem Caffeebau dort die Zukunft gehört. In Bonn hat am 9. Februar eine Vertreter-Versammlung der studentischen Corporation«» stattgefunden, in der folgendes Dankschreiben des Fürsten Bismarck auf das ihm von der Studentenschaft bei dem nichtosfiziellen TheUe des Kaiser- Commerses übersandte Huldigungstelegramm verlesen wurde: „An die Burschenschaft Alemannia, Bonn. Ihre telegraphische Begrüßung vom Kaiser-Commers hat mich erfreut und geehrt ich sage Ihnen und den Herren Commilitonen für Ihr freundliches Gedenken meinen verbindlichsten Dank. Friedrichs- ruh, 27. Januar 1893. v. Bismarck." Mit ungeheuerem Jubel wurde dieses Schreiben entgegengenommen, und eben so groß »var der Beifallssturm, mit welchem dem Vorschläge der Vertreter der genannten Burschenschaft, zum bevorstehen den Geburtstage des Fürsten eine Abordnung mit einer Glückwunsch-Adresse nach Fricdrichsruh zu entsenden, zuge stimmt wurde. Die anwesenden Vertreter der sogenannten katholischen Verbindungen trugen auf namentliche Abstimmung über den Vorschlag an, nnd diese ergab, daß von den anwesenden 37 Vertretern 33 für die Absendung der Depu tation stimmten. In der am Sonnabend stattgefundenen Sitzung der Militärkommission des Reichstags srug Abg. Rickert an, welche Pläne bezüglich der Hafenerweitcrung, namentlich für Wilhelmshaven, vorliegen. Reichskanzler Graf Caprivi er klärte, er kenne specielle Pläne für den Umbau des Hafens Wilhelmshaven nicht. Der Reichskanzler bestritt, daß große Ueberraschungen in der Marine stattgefunden haben. Bindende Marinepläne auf lange Zeit hinaus ließen sich nicht aufstellen. Abg. Rickert äußerte, die große finanzielle Frage der Panzer sei auch heute noch sehr umstritten. Wir befinden uns auf einem durchaus unsicheren Boden. Reichs kanzler Graf Caprivi meinte, der Gedanke, eine bestimmte Summe .für jede« Jahr für Neu- und Ersatzbauten der Mari« zu bewilligen, würde »ermuthlich der Marinever- waltuug willkommen sein. Direktor Ascheuborn erklärte, die Mehreinnahmen des Reiches würden in 5 Jahren' rund 70 Millionen betragen ohne die neu beantragten Stenern. Abg. Richter erklärte diese Darstellung für ein Phantasiege- bitde; es beschäftige sich doch die Reichsfiiianzverwaltniig ge rade jetzt mit neuen Ltenerprojcklen, z. B. betreffs , des Rohspirilus. Staatüfecreiär Freiherr von Maltzahn rief: Rein. Abg. v. Bennigsen erklärte sich gegen die Fortsetzung der Detailberathung über die künftigen Finanzen, da sie keinen praktischen Zweck habe. Die weiter fortgeführre finanzpolitische Diskussion, in deren Verlauf auch die Frankensteinsche Klausel wieder oll erörtert ward, schloß der Schaysecretär mit dein Nachweis ab, baß die Einzelsiaatcn i»n Verhälkniß zu den Reichseinnahmen jetzt günstiger stehen als früher, üog. von Bennigsen beantragte, die zweijährige Dienstzeit der Fußtruppcn für die Dauer der Friedens präsenzstärke gesetzlich zu fixiren. Abg. Bebel beantragt, die zweijährige Dienstzeit überhaupt gesetzlich festzülegen. Vom Reichstag. Ah«. Porsch (Centrum) be gründete den Antrag der Geschäftsordnungskommissioii, die strafrechtliche Verfolgung des Abg. North zu genehmigen. Als Direktor einer Straßburger Aktiengesellschaft sei No.Ah verdächtig, absichtlich die Aktiengesellschaft benachtheiligt und in den Gencralvcrsammlungen die Verhältnisse unrichtig dargestetlt zu haben. North erklärte, er selbst sei un schuldig und von seinem Mitbirector hintergangen worden. ^Angesichts des Verdachts und der angedrohten hohen Strafe liege es im Jmeresse des Reichstages sowie Norths, die Angelegenheit zur Entscheidung zu bring««. Das Haus be schließt ohne Debatte, die strafrechtliche Verfolgung zu ge nehmige». Bei Fortsetzung der Berathung de« Etats des Retchsamrs des Innern empfahl Abg. v. Stumm (Reichs partei), für da« Land und die kleinen S'ädte die Sonn- tagsnachmittagsstunden für den Verkauf freizugeben. Die Arbeiter wünschen, Sonntags auch nach 2 Uhr einkaufen zu können. Bezüglich der Arbeitsordnungen spreche er der Eisenbahnverwaltung seinen Dank für die Verfügungen auS; er hoffe, daß auch andere Staatsverwaltungen einsehen, daß nur auf diesen« Wege die Socialdemokratie, die keine politische Partei sei, bekämpft werden könne. Abg. v Volkmar (Socialdemokrat) erklärte, der christliche Standpunkt müßte zur vollen Sonntagsruhe führe»!. Man habe den Wählern vorgeredet, nur die Socialdemokraten seien schuld an den Uebeln, die mit der Sonntagsruhe verknüpft seien. Die Regierungen und die Behörden kaprtulirten gegenüber dem Verlangen, die «Sonntagsruhe wieder möglichst einzuschränken, besonders in Ba»)ern, beispielsweise in Nürnberg und Fürth. In Schwaben bestehe für die Äenußmittelbranche fast keine Sonntagsruhe. Im Gastwirthsgewerbe müßten die Ange stellten wenigstens jeden dritten Sonntag frei haben. Die Aechtung der Socialdemokraten durch die preußischen Eisen bahnwerkstätten sei keineswegs eine rein preußisch- Ange legenheit. Jede große Frage, welche das deutsche Volk be wegt, gehörte vor den Reichstag. Die Arbeiter dürften nur in ganz bestimmten Fällen sofort entlassen werden. Der Staat dürfte nicht von den Arbeitern eine conservative Ge sinnung verlangen. Der bayrische Bundeskommissar Land man n rechtfertigte die Verfügungen der Regierunge»» ir» Mittelfranken, Schwaben und Oderbayern. Gerade bezüglich der Genußmittelbranche müßten Ausnahmen zulässig sein. In Oberbayern sei den Ladengeschäfte» der Sonntag frei gegeben, weil dort das Handelsgewerbe überwiege. Hie ländliche Bevölkerung wohne so entfernt von der Stadt, daß sie nur ain Sonntag einkause» kann. Die ort«- statutarische Regelung der Sonntagsruhe in Oberbayern sei mißlungen. Abg. v. Pfetten (Centrum) sagte, der Reichs tag könne die lokalen Verhältnisse nicht beurtheilen, welche die bayrischen Sonntagsruhe - Bestimmungen herbeiführtrn. Abg. Wöllmer (sreisinni.,) bemerkte, der Staat sei in seinen Betrieben Arbeitgeber und AufstchtSinstanz, er müsse daher noch mehr al« der Privatmann es vermeiden, daß die LrbeitS-Ord» ungen ungerechtfertigte Bestimmungen, wie be züglich des politischen Glaubensbekenntnisses der Arbeiter, enthalten. Das Sonntagsruhe-Gesetz habe günstig gewirkt. Abg. Buhl (nat.-lib.) erklärte, der Arbeitgeber i« be rechtigt, im Interesse der Selbsterhaltung, Socialdemokraken nicht unter seinen Arbeitern zu dulden. ES sei anzuer kennen, daß die Regierungen bezüglich der Sonntagsruhe im HandelSgewerbe den örtlichen Bedürfnissen möglichst ent- gegrnkomme«. Soweit es das Gesetz zuläßt, sei e« auch
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