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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 24.02.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189302246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18930224
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18930224
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-02
- Tag1893-02-24
- Monat1893-02
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 24.02.1893
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Telegramm-Adresse .Tageblatt", Riesa. Amtsblatt ^eriyprechstrll« Nr. 20. der König!. Amtshauptmcnmschaft Großenhain, des Königl. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa 46. Freitag, 24. Februar 1883, Menas. 4«. Jahrg. DaS Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, den Ausgabestellen, sowie am Schalter der kaijerl. Postanstalteu I Mart 25 Pj., durch die Träger srei ins Hails 1 Mark 50 Pf., durch den Briefträger frei ins Haus 1 Mark 65 Pf. Aiizelgrn-Anuahmr für die Nummer des Ausgabetages bis Bormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag »on Langer t Winterlich in Rieia. — Geschäftsstelle: Kastantenstrahe 59. — Flir die Rednction verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. Bekanntmachung, Tic beim unterzeichneten Amtsgericht in Pflicht stehenden Alter-Vormünder, welche mit Einreichung der Erziehungsderichte auf das Jahr 1892 noch im Rückstände sind, werden hierdurch anfgeforkert, die im Januar dss. Js. einzureichen gewesenen JahreSanzeigen nun mehr bis spätestens , den 6. März 18S3 zu Vermeidung von Strafauflagen Hierselbst einzureichen. R.ies a, den 23. Februar 1893. Königliches Amtsgericht. Eoinmissionsrath Tivz. Zulassung der Frauen zum Studium. Vom Reichstag. Im Reichstage kam gestern bei den Ausgaben für das Rcichsgesundheitsamt der Antrag Baum dach (dfr.) wegen der Zulassung der Frauen zum ärztlichen Studium zur Verhandlung. Der Antragsteller führt aus: Die Krage, welche unser Antrag behandelt, fleht auf der Tagesordnung der Ration und auf der der Volksvertretung. Günstig resolvirt haben über demselben bereits die Zweite Kammer in Gaden und in Hefs.n; entgegenkommend find auch die Beschlüsse des Abgeordnetenhauses in Preußen. Auch aus Oesterreich wird gleiches gemeldet. Der «mrag ist seiner Zeil vom Reiche tag auf Antrag seiner Pclitionskommission durch Uebcrzang zur Tagesordnung erledigt worden. Dies mal hat unsere Petitionskommission einstimmig einen anderen Standpunkt einge wmmen. Das früher dem Reichstag unterbreitete Petitum ging auch weiter; es fordert die Zu lassung der Frauen zum ärztlichen Studium und zur Ab legung der Reifeprüfung auf den höheren Schulen. Man machte dagegen besonders Kompelenzbedenken geltend. Diese fallen unserem heutigen Anträge gegenüber.weg. Was wir heute verlangen, unccrsleht durchaus der Kompetenz des Bundesraths. Das Einzelne kann man ganz ruhlg und Vertrauensvoll der Weisheit des hohen Bundesraths über lassen. Wir sind es ja leiser gewöhnt, daß die süddeutschen Hdrren vom Centrum die Kompetenz des Reichs bestreuen, mag es sich um die Zulassung der Frauen zum Studium «Ser um die bayerischen Briefmarken handeln ; ich glaube aber, wir w rdcn dies diesmal nicht erleben. Der Einwurf, daß das weibliche Geschlecht an geistiger Kapazität dem männlichen nicht ebenbürtig sei, ein Einwurf, an welchen sich dann eine sehr gelehrte Deduktion über das geringe Gewicht des weiblichen Gehirns anzuschließen Pflegt, findet sei e schlagende Widerlegung in dem Buch des Abg. Bebel: „Die Frau". Es wird allerdings heute kaum noch der Vorwurf der Inferiorität des weiblichen Geschlechts ernst haft erhoben werden können. Professor Leyden macht frei lich den beachtcnSwerthen Einwurf, daß zur Ausübung der ärztlichen Praxis nicht blos Kenntnisse, sondern auch Charaktere gehören. In dieser Beziehung fällt er über die Krauen unseres Mittelstandes ein ziemlich abfälliges Unheil. Professor Leyden geht aber zu weit; er macht die Ausnahme zur Regel. In ähnlicher Weise hat sich ja auch über die Krauen des Mittelstandes der Abgeordnete Bebel in seinem Buche ausgesprochen. Im Grundgedanken begegnen sich beide Herren. Wo der Abgeordnete Bebel seine Studien über die Frauen des Mittelstandes gemacht hat, weiß ich nicht; ich kann ihm doch eine ^roße Anzahl Frauen vor- führcn, auf welche sein abfälliges Unheil nicht zmrifst. So dürftig und armselig steht es mit unseren Frauen doch nicht. Wenn auch manche Frauen die erforderliche Stärke des Charakters nicht haben, so müsse doch auch der Charakter anerzogen werden. Daß der ärztliche Beruf unweiblich sei und daß die Frau berufen sein soll, das heilige Herdfeuer zu pflegen, sei ein beliebter Einwurf von der Rechten; aber wie dann, wenn nun der Herd fehlt? Die Erwerbsfähigkeit der Frau müsse erhöht werden, dann werde auch die schlea.tr Bezahlung der Frau, die gegenwärtig der männlichen Arbeit so große Konkurrenz macht, aufhören müssen. In der Textilindustrie und verwandten Gewerben werden doch schon jetzt viele Frauen beschäftigt; auch Herr von Stephan habe seine Abneigung gegen die Zulasstmg von Frauen zu den Diensten in seinem Ressort überwunden. Der Beruf der Frauen zum ärztlichen Studium erhelle ja auch schon aus den vorzüglichen Leistungen, die sie als Krankenpflegerinnen aufweisen. Daß die Studentinnen in der Schweiz Miß stände hervorgerufen hätten, beruhe nach kompetentestem Ur- theil auf Erfindung. Vollkommene Gleichstellungen mit den Männern verlangen wir für die Krau nicht; das wäre un möglich. Wir beschränken uns auf das Erreichbare. Zu bedenken sei doch schließlich auch, daß das Zartgefühl der Krau bei Krankheiten ihres Geschlechts fordert, sich nur weiblichen Aerzten anzuvertrauen. Im Sinne der Gerecht g- leit bitte er um Annahme seines Antrages. Staatssekretär v. Bötticher: Ich muß doch einen Tropfen kalten Wassers in die Begeisterung des Vorredners gießen. Wie man auch über die Ziele des Antrags denken mag, so ist doch das Reich nickt in der Lage, zur Erreichung dieses Zieles beizutragen. Schon jetzt liegt die Sache so, daß Frauen im deutschen Reiche ungehindert die Heilkunde ausüben dürfen; die Gesetzgebung hindert nur, daß Frauen als Acrzte approbirt werden. Wie soll das erreicht werden? Die ärztlichen Prüfungsvorschriften, die der Gundesrath für die Zulassung zum ärztlichen Studium erlassen hat, schreiben die Reifeprüfung auf einem Gymnasium und das Studium an einer Universität durch eine gewisse Reihe von Jahren vor. Rur ein Eingriff in die Schulorganisation der Einzel staaten könnte danach den Frauen die Approbation als Arzt ermöglichen. Und ein solcher Eingriff steht dem Reiche nicht zu. Der Vorredner mußte also sein Bestreben dahin richten, daß in den Einzelstaaten den Frauen die Gelegenheit zum Besuch der Gymnasien und Universitäten gegeben wird. Im Reiche konnte nur r och besonders die Bestimmung getrosten werden: auch Frauen können zum ärztlichen Studium zuge lassen weiden. Aber damit ist für die Frauen nichts ge wonnen, so lange sie sich nicht in den Einzelstaaten jene Zeugnisse erwerben können. Im 'Reiche also können wir gar nichts thun. Sie müssen ihre Bestrebungen an die Adresse der Einzelstaaten richten. — Abg. Hartmann (konservativ): Der Antrag muß an der Zuständigkeitsfrage scheitern. In der Sache selbst stehe ich dem Herrn Vorredner nicht so entgegen, wie er wohl denkt. Nicht allen Frauen ist es ver gönnt, sich ihrem höchsten Berufe, dem Hause und der Familie, hinzugeben. Diesen muß die Möglichkeit eines ehrenhaften Erwerbes eröffnet werden. Wir werden aber nur schritt weise vorgehen können. Die Frauen können die Heilkunde auch jetzt schon betreiben, sie könnten auch die Approbation erlangen, wenn sie den dazu nöthigen Bedingungen entsprechen. Hierbei ist der Gundesrath aber nicht zuständig. Die Grenze aber zwischen den Rechten der Einzelstaaten und des Reiches zu verschieben, wäre nicht angebracht. Ich bitte, den Antrag abzulehncn. — Abg. v. Bar (frcis.) wünscht, daß in der ärztlichen Prüfungsordnung bestimmt werde, Frauen, welche auf außerdeutschen Universitäten studinen, können zur ärzt lichen Prüfung in Deutschland zugelassen werden. — Staats sekretär v. Börtlicher erwidert, dann müßten auch Männer in der gleichen Lage zur Prüfung zugelassen werden; aber schon jetzt seien unsere Aerzte Gegner des Zuzugs vom Aus lande. Die Tendenz des Antrages des Abg. Baumbach be kämpfte er keineswegs. — Abg. Endemann (nationall.) lehnt den Antrag aus Zweckmäßigkeitsgründen ab; wenn man die Frauen zum Aerzteberuf zulasse, würde der Konkurrenz kampf in diesem bereits überfüllten Berufe noch härter werden. — Abg. Bebel (Soz.) befürwortet die Zulassung der Frauen zu allen wissenschaftlichen Berufen. Die Kon- kurrenzvermehrung dürfte hier nicht maßgebend sein; auch die Arbeiter müßten die Konkurrenz der Arbeiterinnen er tragen. — Abg. Dr. Hoeffel (Reichsp.): Ich bin ein prin zipieller Gegner der Zulassung der Frauen zum ärztlichen Beruf. Es liegt dazu kein Bedürfniß vor, wie das Beispiel Nordamerikas gezeigt hat. Obwohl dorr alles sreigegeben ist, haben sich doch nur verhältnißmäßig wenig Frauen dem ärztlichen Bruf zugewendet. Hervorragende ärztliche Autori täten haben sich daher auch gegen die Zulassung der Frauen ausgesprochen, und ihre Befähigung ist doch auch bisher nur für bestimmte Krankheiten festgestellt. — Abg. Rickert (dfr.): Für den Antrag spricht der natürliche Grund, daß die Frau das natürliche Recht hat, sich in Krankheitsfällen von Frauen und nicht von Männern behandeln zu lassen. Da aber der Staatssekretär das Gedenken erhoben hat, beantrage ich den Antrag Baumbach für heute von der Tagesordnung abzu setzen und eine Besprechung bis zur Gerathung der vorlie genden Petitionen zu vertagen. — Damit war die Ange legenheit vorläufig im Reichstag erledigt. Tagesgeschtchte. Deutsches Reich, lieber die diesjährigen Manöver hat der Kaser bestimmt, daß das 8., 14. unk 16. Armee corps (Coblenz, Karlsruhe und Metz) Manöver vor dem Kaiser abhaltcn. Herr v. Soden, der ehemalige Gouverneur von Ost afrika, läßt erklären, daß er auf seinen Wunsch ganz und gar aus dem Staatsdienste scheidet. Die Handelsvertrags-Verhandlungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten, von denen die „Franks. Zkg." zu melden wußte, beschränken sich darauf, daß die deutsche Regierung Sachverständige über die Handelsbeziehungen zu bin Vereinigten Staaten vernommen hat. Es war deswegen in der vergangen en Woche eine Eonferenz nach Berlin be rufen worden. In der NcichslagScommission zur Gerathung des Ge setzes g gen den Verrath militärischer Geheimnisse wurden am Mittwoch die tztz 2 und 3 der Vorlage erledigt. In 8 2, der Gcfängniß nicht unter drei Monaten androht, der rechtswidrig Gegenstände oder Nachrichten, deren Geheim haltung im Interesse der Landesvertbeidigung erforderlich ist, in den Besitz oder zur Kenntniß eines anderen bringt, wurde das Vorhandensein des Vorsatzes noch als erforder lich eingefügk, und auch der Versuch als strafbar hingestellt. Die Petitionscommission des Reichstags hat die von dem Abg. Baumbach überreichte Petition der Frauciwereiue wegen Zulassung der Frauen zum akademischen Studium dem Reichskanzler zur Erwägung überwiesen. Die preußische Bergverwaltung soll beauftragt sein, das Vorkommen von Gold auf der ganzen Erde, seine Pro- duclionsverhältnisse und Productionsbedingungen zu studiren und genau zu ermitteln, um so bestimmte und sichere Unter lagen sür die Beurtheilung der Frage zu gewinnen: ob und inwieweit angenommen werden darf, daß der Vorrath und die Produktion von Gold den Bedarf für industrielle und Münzzwecke deckt oder ob und in welchem Umfange es für den letzteren Zweck der Heranziehung von Silber bedarf. Tag für Tag, im Morgm- und im Abendblatt bringen die „Hamb. Rachr." jetzt Angriffe gegen die Handelspolitik des neuen Kurses. — Zur selben Stunde schreibt die Münchener „AUg. Ztg." es könne nicht oft genug wi derholt werden, daß alle die Unterstellungen, als ob Fürst Bismarck direkt oder indirekt seinen Nachfolger „zu stürzen" beab sichtige, auf Thorheit oder Bosheit beruhen. „Voraus setzung eines solchen Beginnens wäre doch, daß Fürst Bis marck entweder selbst wieder Kanzler zu werden wünsche, was völlig und endgiltig ausgeschlossen ist, oder einen anderen Nachfolger in pstto habe, was ebensowenig der Fall ist. Fürst Bismarck wünscht lediglich, daß zu einer den deutschen Interessen mehr, als in den letzten drei Jahren der Fall gewesen, entsprechenden Politik zurückgekehrt werde. Wer die bessere Politik dann macht, ist ihm völlig gleich- giltig. Es handelt sich beim Fürsten Bismarck jetzt so wenig wie früher um Personenfragcn, sondern lediglich um sachliche Ziele." Die Erklärung des deutschfrcisinnigen Abg. Dr. Alexander Mayer, daß seine Partei für die Aufhebung des Jefuitengesetzes eintreten werde, hat keineswegs d<n Beifall der gesummten deutschfreisinnigen Presse gefunden. Unter anderen Blättern dieser Partei tritt die „Voss. Ztg." jener Erklärung entschieden entgegen. England. Die Große Orangisten-Loge in Belfast veröffentlicht eine Kundgebung, in der verläkigl wird, daß Irland entweder vollständig mit England vereint oder voll ständig unabhängig sei. Der von Gladstone vorgeschlagenen Bill hingegen müsse entschiedener Widerstand entgegengesetzt werden. Belgien. Mit dem seit einigen Jahren eingesührten Svstcm der bedingten Verurtheilung, wonach in den leichteren Fällen die Strafe nicht vollstreckt wird, wenn der Verur- theilte nicht in einem gewissen Zeiträume rückfällig wird, hat man bis jetzt sehr gute Erfahrungen gemacht. Nach
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