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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 09.03.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189303090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18930309
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18930309
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-03
- Tag1893-03-09
- Monat1893-03
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 09.03.1893
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-—"^7" "" - Tagesgeschichte. In der gestrigen Sitzung des He er es Ausschusses wurde ein Rückfalt in die Generaldiskussion dadurch herbei geführt, daß von Seiten einzelner Redner geklagt wurde, die Regierung zeige immer noch kein Entgegenkommen, während doch ohne solches Entgegenkommen ein positives Resultat überhaupt nicht zu erzielen sei und die weitere Be- rathung von Details in der Kommission zwecklos erscheine. Der Reichskanzler erklärte hierauf, wie die „Nordd. Allg. Htg." feststeUt: „Ls sei allgemein anerkannt, daß die Vorlage ein durch dachtes Ganzes bilde. Die Vertreter der verbündeten Regierungen hätten schon formal gar keine Berechtigung, davon Etwas aufzugeben. Sie glaubten auf das Bereit willigste jede mögliche Auskunft gegeben und die Mit glieder der Kommission zu eigenen, Urtheil darüber be fähigt zu haben, ob und was ihnen etwa mehr oder weniger richtig erscheine. Er (der Reichskanzler) habe den Auinrag des Grafen Ballestrem, der auf eine solche Information abzielte und bisher den Verhandlungen der Kommission zu Grunde gelegt worden sei, für sehr zweck mäßig gehalten. Bisher hätten nur zwei bestimmte An sichten Ausdruck erhalten, was dazwischen liege, sei nicht zu einer präziseren Formulirung gediehen. Die eine klar ausgesprochene Ansicht sei die in der Regierungsvorlage niedergelegte. Die andere sei die der Herren Adgg. Richter und Dr. Lieber, dahingehend, daß die gegenwärtige Friedenspräsenzstärke nicht überschritten werden solle. Viesen letzteren Standpunkt habe er (der Reichskanzler) schon oster als für die verbündeten Regierungen unan nehmbar bezeichnet. Das sei ein Standpunkt, welcher dem der verbündeten Regierungen schroff gegenüberstehe. Diese könnten nicht darauf eingehen, daß die Sicherung der Zukunft Deutschlands an den Mindestfordernden in Entreprise gegeben «erde, sie glaubten sich zu dem Wunsche berechtigt, daß ihre Vorlage im Einzelnen durchberathen werde." Nebrigens scheinen sich unter dem Zwiespalt in der frei sinnigen Partei die Aussichten für das Zustandekommen der Militäroorlage immer mehr und «ehr zu bessern. In Herz berg (Provinz Sachsen) erklärte der Abg. Rickert in einer Wählerversammlung unter lebhaftem Beifall, er hoffe, daß die Regierung schließlich zu einer Verständigung in de, Mili täroorlage die Hand bieten werde. Zu Hinze kommt also ein neuer Abtrünniger des Freisinns. Zutreffend sagt die Münchener .,Allgem. Ztg." über die jetzige Sachlage: „Vor läufig geht man auf allen Seiten einer Entscheidung vorsichtig aus dem Wege, aber im Grunde genommen ziebt es, mit Ausnahme der Sozialdemokratie, keine Fraktion, welche das Zustandekommen der Vorlage nicht innerlich wünscht. Frei lich, äußerlich sich für dieses Zustandekommen engagiren — das ist eine andere Sache. Den Muth dieses Entschlusses haben bis jetzt nur die Konservativen. Die Nationalliberalcu halten einstweilen an dem Bennigsenschcn Vorschlag fest, was nicht ausschließt, daß sie im letzten Augenblick auch noch ein Stückchen darüber hinausgehen; die Reichspartei stimmt im Grunde mit den Konservativen, beide darin einig, die Vorlage, aber nur ohne wesentliche Abbröckelung, anzunehmen, Letzteres jedenfalls nur in dem Umfange, als die Regierung ihm zu stimmt. Gerade die Agrarier werden sich angelegen sein lasten, durch ihre Abstimmung in der Militäroorlage einen Beweis für die Vollwichtigkeit ihrer vom Reichskanzler an gezweifelten Loyalität zu erbringen." — Die „Rordd. Allg. Ztg." bemerkt hinsichtlich der Angabe über eine beabsichtigte Vertagung der Entscheidung in der Militärvorlage, diese An gabe sei unbegründet. Deutsche- Reich. Die Theilnahme unseres Kaiser- paare« an der silbernen HochzeitSfeier der italiemschen Maje stäten wird von italienischen Blättern sehr sympathisch be sprochen. Die „Italic" sagt, die Reise sei ein neues Zeug- niß für die Sympathie und die herzliche Zuneigung des Hause» HohenzoUern für das italienische Königshaus. Auf das Offenkundigste werde dadurch erwiesen, daß in den Be ziehungen zwischen Deutschland und Italien sich nichts ge ändert habe. Der „Populo Romano" schreibt, das Ereigniß sei um so höher anzuschlagen, als es ganz und gar der spon tanen Reizung des Kaisers zu verdanken sei. In Spandau und Kassel tagten Versammlungen, welche ür die Bewilligung der Militärvorlage eintraten; eine Ver sammlung sprach den Wunsch nach Verständigung aus. Zu dieser für unseren Reichskanzler erfreulichen Thatsache kommt noch eine zweite Freude. Aus Konstantinopel wird gemeldet, daß der Sultan dem Reichskanzler Grasen Caprivi den Stern zum Osmanie-Orden in Brillanten verliehen hat. Die verschiedentlich geäußerte Erwartung, daß sich bei der Berathung des Centrumsantrags am 15. d. M. eine Klärung über die Jesuiten frage vollziehen werde, kann sich nur auf die Stellung der Parteien dazu beziehen. Für die verbündeten Regierungen liegt kein Grund vor, Er klärungen über das Reichsgesctz vom 4. Juli 1872 abzu geben, und es ist daher bestimmt vorherzusehen, daß sie das schon während der Kanzlerschaft des Fürsten Bismarck ein geführte, seitdem regelmäßig beobachtete und nur in besonderen Ausnahmefällen verlassene Verfahren gegenüber Initiativ- anträgen des Reichstags beobachten d. h. sich an oen Ver hau! lungen nicht bctheiligcn werden. Stellung wäre für die verbündeten Regierungen erst zu nehmen, wenn etwa der Reichstag den Antrag annehmen sollte. Die Entscheidung liegt bei der freisinnigen Partei. Erklärt sie sich mit ungefähr zwei Dritteln ihrer Stimmen dafür, so wird der Antrag mit socialdemokratischer Hilfe durchgehen. Cs ist aber un wahrscheinlich, daß es so kommt. In der neuesten Ausgabe (Ende Oktober 1892) seines politischen ABC-Buches sägt der Abg. Richter: „Es steht dahin, ob die Mehrheit des Reichstages nicht auch aus ähnlichen Gründen, wie in der vorhergehenden Session die Centrumspartei (nach einer Er klärung des Abg. Grafen Ballestrem) den Antrag zurück genommen hat — Erregung der Bevölkerung und Ver schärfung der Gegensätze — den Antrag ablehncn wird." Da der Führer der Freisinnigen bisher fest mit den baldigen Neuwahlen rechnete, wird sich die Fraktion auch vom takti schen Standpunkte aus zu überlegen haben, ob sie es wagen kann, «eite Kreise ihrer evangelischen Anhängerschaft zu verstimmen und sich dafür den Dank des Centrums zu verdienen. Eine jüngst stattgehabte Erkrankung des Fürsten Bis marck an einer Venenentzündung war ziemlich belanglos. Der Fürst hatte früher ähnliche Beschwerden in viel heftigerem Maße. Jetzt ist der Anfall vollkommen beseitigt. Die geistige Frische und Spannkraft des Fürsten ist, wie die „Magd. Zeitung" meldet, bei seinem hohen Alter be- wundernswerlh. Der General-Feldmarschall Graf v. Blumenthal war in der letzten Woche an einem akuten Lungenkatarrh erkrankt, der mit großer Heftigkeit austrat, so daß man gestern früh das Schlimmste befürchtete. Indessen ist, nach der „Post", bereits eine entschiedene Wendung zum Bessern eingetreten, so daß die behandelnden Aerzte, Professor Dr. Gerhard und Stabsarzt Dr. Landgraf die nächsten Angehörigen beruhigen konnten. Amtlicher Wahlresultat der am 4. d. M. im 6. Wahl kreise Liegnitz-Goldberg-Haynau stattgehabten Reichstags ersatzwahl: Abgegeben wurden inSgesammt 21489 Stimmen. Davon entfielen auf den Rentner August Jungfer zu Liegnitz (df.) 12 936 und auf den Rechtsanwalt Herlwig zu Char- lottenburg (deutsch-sozial) 8553 Stimmen. Vom Reichstag. Zur Tagesordnung stand zunächst noch der Marine-Etat. Auf eine Anfrage des Abg. Scipio theilte Staatssekretär Hvllmann mit, daß an der Flotten- Revue in Amerika das Panzerschiff „Kaiserin Augusta" und der Kreuzer „Seeadler" theilnchmcn. — Die Kommission beantragte die Streichung der ersten Baurate für das Panzerschiff als Ersatz für das Panzerschiff „Preußen". Abg. Hahn (cons.) begründete seinen Antrag, dm Titel zu bewilligen. Es handle sich nicht um Vermehrung der Flotte, sondern um den Ersatz eines in 5 Jahren dienstuntüchtig werdenden Schiffes. Das Gesammterforderniß für den Er satz des Panzerschiffes „Preußen" betrage 12 580 000 Mk. Sorge man mcht für Ersatz abgängiger"Schiffe, so werde unsere Marine unter die Marinen dritten Ranges herabge drückt. Staatssekretär Hollmann befürwortete die Bewilligung des Ersatzes, sowie die weiteren Schiffsneubaulen, welche die Kommission gestrichen hat. Der Staatssecretär führte ans: würden die Neubauten nicht bewilligt, so würden 1893/94 auf den kaiserlichen Werft n 1867 Arbeiter weniger be schäftigt, 1894/95 3871 Arbeiter, abgesehen von den Privat werften. Außer dem „Preußen" fangen noch 4 andere Schiffe an altersschwach zu werden. Schon 1873 sei gesagt worden, Deutschland müsse 14 vollwcrthi^c Panzerschiffe haben, jetzt haben wir nur 10, mit den geforderten 4 'Neu bauten begnüge sich die Marineverwaltung. Die Ablehnung der Neubauten sei der Todesstoß für die Marine. Die Er satzbauten seien jetzt vorgeschlagen, damit man nicht später gezwungen sei, 5 Schiffe auf einmal zu bauen. Reichs kanzler v. Caprivi trat ebenfalls für die Bewilligung des Ersatzschiffcs für „Preußen" ein. Der Reichskanzler legte dar, er könne dies um so eher, als bekannt sei, daß er kein Marine-Enthusiast sei. Die Marine müsse in mög lichst engen Grenzen gehalten werden; wenn es sich um einen Wettstreit der Forderungen für die Armee und für die Marine handle, werde letztere stets den kürzeren ziehen. Werde aber die Forderung für den Ersatz des Schiffes „Preußen", dessen Hinfälligkeit fraglos sei, abgelehnt, so entstehe die Frage, ob die Marine noch in der Lage sei, die Küsten zu schützen. Der Küstenschutz sei nicht nur zum Sckutz gegen eine Landung feindlicher Truppen, sondern auch zum Schutz der Handelsstädte und des Seehandels. Ein stärkerer Feind würde keinen Augenblick zögern, sich unserer Handelsschiffe zu bemächtigen. Eine überlegene feindliche Flotte könnte unseren Handelsschiffen den Weg verlegen. Wir brauchen den Panzer nicht für Abenteuer, sondern um unsere Existenz während eines Seekrieges zu sichern. Wenn wir auf den Import nicht rechnen können, könnte unsere Existenz geschädigt werden. Wollen wir die Steuerzahler in der Lage erhalten, im Kriege Steuern zu zahlen, so müssen die Küsten blockadefrei sein, dazu brauchen wir Panzerfahrzeuge, Kreuzer und Torpedos. Abg. Jebsen (nat.-lib.) stellte die Bewilligung eines Kreuzers für 1894 rn Aussicht. Der Antrag des Abg. Hahn ward darauf gegen die Stimmen der Konservativen und eines Theiles der Nationalliberalen abgelehnt. Der Ersatz für „Preußen" ward gestrichen, ebenso wurden die anderen Neubauten und Schiffsarmirungen gemäß dem Antrag der Kommission ge strichen Ferner ward gemäß dem Antrag der Kommission die Forderung für den Bau zweier Trockendocks auf der Kieler Werft trotz d r Befürwortung durch den Staats secretär Hollmann gestrichen. Der Rest des Marine-Etats wurde gemäß dem Anträge der Kommission bewilligt. Der Reichstagsbeschluß vom 6. Februar wegen Einstellung des Strafverfahrens gegen den Abg. Freiherrn v. Münch ward gemäß dem Anträge der Geschäftsordnungskommission nach längerer Debatte, woran sich die Abgg. Stadthagen und Bebel (Soc.), Ackermann (kons.), Horwitz (freis.) und der württembergische Gesandte v. Moser betheiligten, für erledigt erklärt. Die strafrechtliche Verfolgung des Abg. Metzger wegen Beleidigung wurde entsprechend dem Kommissionsan trage nicht genehmigt. Die Etats des Rechnungshofes, des Allgemeinen Pensionsfonds und des Reichsinvalidenfonds wurden verwilligk. Ueber die Petitionen, betreffend eine Ehrenzulage an die Inhaber der eisernen Kreuze, ging das Haus zur Tagesordnung über. Krankreich. Es hat allgemein überrascht, daß die Minister wegen der Bestrafung von Preßangriffcn auf fremde Botschafter die Kabinetsfrage stellten. Man schließt daraus, daß die Verstimmung über den Pariser Preßfeldzug an wich tigen Stellen des Auslandes tiefer gewesen sein muß, als die Oeffentlichkeit ahnte. Die Blätter fahren übrigens fort, das neue Gesetz anzugreifen. „Figaro" weist auf die Zeitungs hetze gegen die Kaiserin Friedrich anläßlich ihres Pariser Auf enthaltes hin und sagt, unter dem neuen Gesetze hätte man damals die ganze französische Presse verfolgen müssen. „Matin" fürchtet, daß Berurtheilungen französischer Blätter wegen der Aeußerung ihrer Entrüstung über die „Bedrücker Elsatz-Loth- ringens" Volkskundgcbungen veranlassen würden, die den Frieden Europas schwerer gefährden würden, als ein frei sprechender Wahrspruch von Geschworenen? Oertliches uns Sächsisches. Riesa, 9. März 1893. — Ein von Dresden hier zugereister jugendlicher Barbier gehilfe, aus Böhmen stammend, erregte heute Morgen in der Bahnhossstraßc Hierselbst durch sein Benehmen ein derartiger' Aussehen, daß die Polizciorgane sich veranlaßt sahen, sein« Ueberführung nach dem städtischen Krankenhause vorzunehmer. Ob wirkliche oder nur simulirte Geistesgestörtheit vorliegi, wird die angeordnete ärztliche Untersuchung ergeben. — Das Ministerium des Innern erläßt folgende Be kanntmachung: Für den immerhin nicht ausgeschloffenen Fall und Anzeiger Wetlatt und Anzeiger). Telegr-mm-Adreste 2^ m Femsprechftrlle .Tageblatt", Rtesa. M L- N N H- N 4 4 Nr. 20. der König!. Amtshauptmannfchaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. S6. Donnerstag, S. März 1893, Abends. 46. Aahrg. Las Riesaer Tageblatt erscheint jede» Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung rn den Expeditionen in Riesa und Strehla, den Ausgabestellen, sowie an, Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mart 25 Pf., durch die Träger frei ins Haus 1 Mart 50 Pf., durch den Briefträger frei ins Haus 1 Mark 65 Pf. «uzetgk»-Amiahme für die Nummer des Ausgabetages bis Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Rieia. — Geschäftsstelle: Kastantenstraße 59. - Für die Redaction verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa.
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