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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 13.03.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189303132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18930313
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18930313
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-03
- Tag1893-03-13
- Monat1893-03
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 13.03.1893
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- Riesaer H Tageblatt und Anzeiger Mktlatt and Äitzchtt). Trlegramm-Adrcss« Fennpreün'lelle „Tageblatt", Siieja. Agg. N V L- U H' L- Nr. 20. der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. SS. Montag, 13. Mürz 18SL, Abends. 4«. Jahr-. Tao RKN-.er Taqcb.ait erscheint jeden Tag Abend? mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung m den Expeditione» in Riesa und Strehla, den Ausgabestellen, wnic am Lkbalier der kaiscrl. Postanstalten I Mark 25 Pf., durch die Träger frei inS Haus I Mark 50 Pf., durch den Briefträger frei ins Haus 1 Mark 65 Pf. Anzeigen-Annahme für die Nummer deS Ausgabetages bis Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Truck und Verlag von Langer ck Winterlich in Nieia. — Geschäftsstelle: Kastanienstraße 59. — Für die Redartivn verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. Bekanntmachung. Eingegaiigen sind folgende Gesetze, welche in der hiesigen Rathsexpeditiou eingesehen «erden können: Bckannlniachnng vom 23. Februar 1893, betreffend Aendcrungen der Anlage 8 zur Verkehrs-Ordnung für die Eisenbahnen Deutschlands. Verordnung vom 17. Februar 1893, betreffend Ansführungsbestinnnnngcn zu der General-Akte der Brüsseler Antisklaverei-Konfercnz. Bekanntmachung vom 28. Februar 1893, betreffend Ergänzung der dem internationalen Ueber- cinkvinmen über den Eisenbahnfrachtverkehr beiaefiigten Liste. Bekanntinachnng vom 28. Ja nuar 1893, die Lehr- und Prüfungsordnung für die Gvmnanen betreffend. Riesa, den 13. Marz 1893. Der Stadtrath. Klötzer. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Raths- und Easseu-Expeditionen wird Freitag und Sonnabend, den 17. und 18. März dieses Jahres, der der unterzeichneten Behörde nur in dringlichen An gelegenheiten expedirt. * Riesa, den 13. März 1893. Der Stadtrath. Klötzer. 2' Anzeigen für das „Riesaer Tageblatt" erbitten uns bis spätestens Bormittags N Uhr des jeweilige» Ausgabetages. Die Geschäftsstelle. Lagesgeschichte. Die Bildung einer ans das Handwerk sich stutzenden „MiticlstanSSparlei" beschäftigte am Sonnabend eine allge mein: Handwerker-Versammlung, welche von der ständigen Deputation der vereinigten Innungen Berlins nach Sen Ecneordiafestsälen dortselbst berufen war, um die großen breiten Massen des Handwerks zur Mitarbeit in dem Kampfe um die Handwerkerfcrdcrnngen aufzurufen. Die von Maler obermeister Schnare geleitete Versammlung war von etwa 1500 Jiinungsnieistern besucht. Das Referat erstattete Lchuhmacherobermcister Beutel, der energisch für die bekannten Forderungen, Befähigungsnachweis, Reform der Concurs- vrdnuug, des Snbmmissionswesens, der Gefängnißarbeit, sowie Beseitigung der auch unter den neuen Verhältnissen noch möglichen Auswüchse des Hausirwesens eintrat unter dankbarer Anerkennung dessen, was bezüglich der Unterdrückung der Landerlager bereits geschehen. Zweck der Beriarnmlung i'ollc sein, össeutlich zu zeigen, daß die Führer des Handwerks keine bloßen Nörgler, keine Feldherren ohne Armeen seien, sondern baß die großen Blassen der selbstständigen Handwerkei. ihre Forderungen billigen und von der Erkeiimniß durch drungen seien, daß noch mehr und noch energischer gefordert werden müsse. Bon Neuem wolle die Regierung das Hand werk Lurch die Errichtung von Handwerkerkammern beglücken, die in der geplanten Form, eine Besserung der geschäftlichen und allgemeinen Lage kaum herbciführcu werden, die dagegen dem Handwerk, das schon jetzt als Hüter der sonst immer frei sein wollenden Arbeiter große Opfer zu bringen habe, neue Belastungen bringen sollen. Pflichten aber habe das Handwerk schon genug, gebe man ihm endlich auch Recht,. (Lebhafter Beifall.) In der Debatte nahm zunächst Drechsler meister Wegener das Wort. Der Handwerkerstand sei leider immer das Kameel gewesen, das die Lasten habe tragen müssen; allein durch die Bersicherungsgesetzgebung sei eine halbe Milliarde der Industrie entzogen, es sei endlich Zeit, daß das Handwerk aus seiner Zerrissenheit sich aufraffe und namentlich bei den Wahlen für seine Männer eintrcte. Schlossermcister Haase, der am schwankenden Staatsschiff den rüstigen Steuermann vermißt, schilderte in drastischen Ausführungen die Nothlage der Bauhandwerker und wetterte gegen das jüdische Capital und die mit Knoblauch gespickte Secialdemokratic. Das Handwerk dürfe nicht mehr bitten, sondern müsse fordern, und um diesen Forderungen Nachdruck zu verleihen, sei die Gründung einer Mittelstandspartei ge boten. Goldarbeiter W. Fischer berührte die Frage der großen Bazare und wünschte, »aß diese mindestens für jedes Gewerbe, das sie betreiben, einzeln Steuer zahlen, wie dies in Paris der Kall sei. Schuhmachermeister Bierbach ging aus dieselbe Frage ein und befürwortete Aenderung der Actiengesetzgebung, damit es nicht jedem Beliebigen möglich sei, durch Actienzeichnung für Unternehmungen, wie den Kaiservazar, das solide Handwerk zu schädigen. Schneider meister Borst plaidirte unter lebhaftem Beifall dafür, daß der gesammte Handwerkerstand sich dem Antisemitismus in die Arme werfe. Schloffermeistcr Müller und Goldschmiede meister Lange traten energisch für sofortige Organisation einer Mittelstandspartei ein, der Letztere empfahl zugleich, daß der Jnuungsausschuß sich aus der Stelle als provisorischer Vorstand der neuen Partei proclamire, wogegen jedoch der Malerobermeister Schnare als Vorsitzender formelle Bedenken erhob, da eine derartige politische Wirksamkeit über »en Rahmen der Aufgaben des Jnnungsau-schusses als solchen hinanSgehe. Nachdem noch die jüdische Presse bekämpft und al- geeignete- Organ „Der Handwerker" empfohlen »ar, der bei lebhafterer Unterstützung bald täglich erscheinen soll, und nachdem noch der Referent in seinem Schlußwort betont hatte, daß zwar nicht jeder Handwerker Judenfresser, wohl aber „deursch-social" sein könne, gelangte einstimmig folgende Resolution zur Annahme: „Die heutige, von mindestens 1500 selbstständigen Handwerkern besnchte Versamminng beschließt einstimmig die ständige Deputation des Jnnungs- ausschnsses, bezw. den Vorstand des Ccntralausschusses »er vereinigten Jiinuiigsverbändc Deutschlands zu beauftragen, unter allen Umständen au dem Befähigungsnachweis sowohl atS auch an allen Forderungen, die bis jetzt vom Handwerker stände ausgestellt sind, fenzubalren und alles Mögliche zn lhun, die hohe Staatsrcgicrnng dazn zu bestimmen, daß nunmehr Schutz für das selbstständige Handwerk durch Gesetzeskraft geschaffen werde. Außerdem werden d e ge nannten Körperschaften beauftragt, dahin zu wirken, daß eine deutsche Mittelstandspartei begründe: werde, wodurch nur Handwerkercaiididaten zur Wahl in den Land- und ReichNag gelanqen können." In nächster Zeit sollen weitere Hano- werkerversa.nmlungen abgehalten und zu diesen auch die Abgeordneten aller Fractioncn geladen werden. Deutsches Reich. Das Kaiserpaar wohnte am Freitag der feierlichen Einweihung der neuen Nazarechkirche in Berlin bei. ES ist ausgeschlossen, daß die schon seit längerer Zeit geplante Reform der Unfallversicherung noch in der lausen den Lession des ReichSrageS zur Verhandlung gestellt wird. Dazn ist die Session zu weit vorgeschritten und mit anderen Entwürfen schwer belastet. Die Vorarbeiten zu dieser Reform sind aber, auch noch nicht gänzlich abgeschlossen. Zwar sind in der Hauptsache diejenigen Aenderungen, die man auf Grund der nunmehr länger als siebenjährigen praktischen Tätigkeit der Berufsgenossenschaften an den Be stimmungen des grundlegenden Unfallversicherungs-Gesetzes und den Erweiterungsgesetzen vorzunehmcn beabsichtigt, schon seit Langem formulirt, jedoch haben sich in neuerer Zeit noch einzelne Fragen hervorgcdränzt, die mehr eine Ergänzung der bisherigen Unfallversicherung betreffen. Dem Bundesrath ist ein Gesetzentwurf zugegangen betr. die Beschäftigung von Arbeiterinnen und jugendlichen Arbeitern in Ziegeleien. Der Reichstag wird sicherem Vernehmen nach am 23. März in die Osterferien gehen und Mitte April wieder zusammentreten. Von der Strafkammer zu Essen wurde der Vorsitzende des socialdemokratischen Bergarbeiter-Verbändes zu Dortmund, Schröder, und der Streikagitator Margraf zu Gelsenkirchen, welche der Aufreizung zum Ungehorsam gegen die Gesetze durch Reden in den Bergarbeiter-Versammlungen und durch Verbreitung von Flugblättern während der Ausstandszeit angeklagt waren, und zwar Schröder zu 4 Monaten, Mar graf zn 6 Monaten Gefängniß vcrurrheilt. In Abgeordnetenkreisen erzählt man, wie die „Post" berichtet, eine Aeußerung des Kaisers, die für die Lage be zeichnend sein dürfte. Von Seiten der Anhänger der Zedlitzschen Schulvorlage — so habe sich Se. Majestät ver nehmen lassen — sei ihre Zurückziehung als ein Akt der Schwäche, als ein Zurückweichen vor einer künstlich gemachten Erregung der öffentlichen Meinung dargestellt worden nnd das sei ganz unrichtig. Nicht zurückgewichen sei man, sondern Se. Majestät habe gerade an seiner Ueberzeugung festge halten und sich einen Versuch versagt, ihn in eine andere Richtung zu ziehen. Trotzdem werde die Krisis des Schul gesetzes immer als das Zeichen einer schwachen Regierung hingestillt. — Die Militärvorlaze werde jetzt Gelegenheit geben, durch die That zu zeigen, wie ungerecht dieser V»:- wurf sei. Es werde der Beweis geliefert werden, daß »er feste Wille seines Greßvalers aucy in Kaiser Wilhelm II. lebendig sei. In Regierungskrcisen ist man, wie dasselbe Blart hört, über den Ausgang der ersten Berathung der Mililärkomnüssion um so weniger überrascht, ats man ibn lange voraussehen konnte. Rian giebt sich der Erwartung hin, die positiven Parteien werden sich nunmehr über ein Angebot verständigen, welches von der Heeresverwaltung a s acccpmbel bezeichnet werden darf. Andernfalls sieht man einer Auflösung des Reichstages mit Kaltblütigkeit entgegen. Zur Frage der etwaigen Reichstagsauflösung schreibt man der „Magdeb. Ztg." aus Berlin: „Es darf als fest stehend angesehen werden, daß die Regierung in Sachen der AuslösungSfrage sich sehr „reservirt" verhält, selbst in den Kreisen, die sonst über die Absichten der Regierung unter richtet zu sein pflegen, ist in dieser Beziehung nichts be kannt. vielmehr verlautet, daß sich die Regierung die großen Schwierigkeiten der Auflösungsfrage nicht verhehlt und auch mit der erforderlichen Zustimmung des Bundesrathes rechne:. Es wird versichert, daß einzelne Bundesregierungen, so namentlich Bayern und Sachsen, dem Auflösungsgedanken widerstreben. In einem Artikel über die durch Ablehnung der Militärvorlage in der Kommission entstandene Sachlage bemerkt die „Nat.-Lib. Korr.": Es fehlt auch nicht an Poli tikern, die noch an der Möglichkeit festhälten, im Plenum bei der zweiten oder dritten Berathung zu einer Vcr- ständigung zu gelangen; indessen sind diese Aussichten, nack der ganzen Sachlage und der kaum zu widerrufenden Stellungnahme der entscheidenden Faktoren sehr gering. Wir können jeden Tag überaus kritische Wendungen erwarten. Aus alle Fälle möchten wir unsere Parteigenossen auffordern, ungesäumt sich auf die Möglichkeit von Neuwahlen zum Reichstag einzurichten. Für die Wiedereinführung der Berufung gegen die Urtheile der Strafkammer soll sich von den befragten Ober- landesgerichtcn in ganz energischem Maße das Berliner Kammergericht ausgesprochen haben. Wie man erfährt, ist für das vom Kammergericht abgegebene Gutachten die reiche Erfahrung bestimmend gewesen, die es bei Prüfung von Be schwerden der Verurteilten gegen die ablehnenden Beschlüsse in Wiederaufnahme-Sachen gesammelt hat. Ueber die Zulassung der Frauen zu den gelehrten Berufsstudien hat sich in den Beratungen der Petitions- ksmmission des Reichstages über zwei bezügliche Petr- tionen der Vertreter der Regierung, wie folgt, ausge sprochen : Die Zulassung der Frauen zum Univcrsitätsstudium stehe außerhalb der -Kompetenz des Reiches; die Regelung des Unterrichtswcsens sei lediglich Sache der einzelnen Bundesstaaten. Ebenso sei der Eventualantrag, in Elsaß- Lothringen die Frauen zur Gymnasialreifeprüfung und zum UniversitälSstudium zuzulassen, an die Unterrichtsverwaltung der Rcichslande zu richten; übrigens spreche gegen den Antrag, daß cs sich nicht empfehle, die Reichslande zum Bersuchsfelde eines Lcrfahres zu machen, welches bisher von keinem Bundesstaate eingeschlagen sei. Daß gegenwärtig Frauen an keinem deutschen Gymnasium zur Reifeprüfung und an keiner deutschen Universität zum medizinischen Studium zugelassen würden, hindere sie nicht, die Heilkunde auszu üben, da die Befugniß hierzu durch die Gewerbeordnung ohne Rücksicht auf das Geschlecht oder eine vorher abgelegte Prüfung freigegeben sei. Allerdings sei den Frauen die Erlangung der Approbation als „Arzt" verschlossen, so lange sie den in der Prüfungsordnung vom 2. Juni 1883 auf. gestellten Vorbedingungen für die Zulassung zur ärztlichen — ....
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