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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.03.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189303207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18930320
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18930320
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-03
- Tag1893-03-20
- Monat1893-03
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.03.1893
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Riesaer G Tageblatt Fernsprechstelle Nr. 20. rrnd Anzeiger sLWlsfi M AytiM). Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Mesa. 6S. Montag, SV. März 1893, Abends. 46. Jahrg. Das Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, den Ausgabestellen, sowie am Schalter der laiserl. Postanstalten 1 Mark 25 Pf., durch die Träger frei ins HauS 1 Mark 50 Pf., durch den Briefträger frei ins Haus 1 Mark 65 Ps. Anzetgea-Annahme für die Nummer des Ausgabetages bis Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastantenstraße 59. — Für die Redaction verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. Tagesgeschichte. Es wird noch länger als vier Wochen dauern, ehe die endgiltige Entscheidung über die Militärvorlage erfolgt indeß ist man gegenwärtig fast ausnahmslos der Ansicht, daß eine Verständigung zwischen Regierung und Parteien nicht erzielt wird und daß es mithin zur Reichstagsauflösung kommen wird. Wie das Volk dann entscheiden wird, kann Niemand sagen. „Die es am besten wissen können", so führte der Abg. v. Bennigsen in der Commission aus, „meinen, daß dann diese Vorlage noch viel weniger Aussicht haben wird und auch auf anderen Gebieten die Opposition stärker hervortreten wird. In die Folgen wird deshalb nicht bloß der Reichstag, sondern auch die Regierung hineingezogen. Infolge des wirthschast- lichen Niederganges wird eine Auflösung aus vielen Gründen Unruhe und Unsicherheit bringen. Es ist eine moderne Agitation entstanden, die man früher in dieser Weise nicht kannte. Einzelne Parteien sind von innerer Zersetzung er griffen. So wird eine Auflösung ein wüstes Bild von Verwirrung und Verwilderung ergeben, wie man es früher auch bei dem schärfsten demagogischen Treiben nicht gekannt har. In welche Stellung geräth dann die Negierung! Das ist von ebenso acuter Wichtigkeit, wie ihr Verhältnis; zu den auswärtigen Mächten . . . Recht starke Regierungen haben früher weit mehr dem Reichstage nachgegeben. Sollte cs diesmal nicht der Fall sein, so erfüllt mich die Sorge, daß wir in Deutschland in ganz unabsehbare Conflicte hineintreibcn, derart, daß es mir zweifelhaft wird, ob wir noch bei unseren Lebzeiten wieder in gesicherte Zustände gelangen können. — Wenn man auch die Schilderung von den Folgen einer Reichstagsaustösung als zutreffend anerkennen muß, so darf doch nicht außer acht gelassen werden, daß ein Nachgeben der Regierung im Sinne des Herrn v. Bennigsen die L-chwierig- keiten keineswegs heben würde; denn auch der Bennigscn'sche Vermittelungsantrag ist von der Commission mit großer Mehrheit abgelehnt worden. — Selbstverständlich ergehen sich nun die Blätter aller Parteischattirungen über die Mög lichkeit, aus der gegenwärtig verworrenen Lage herauszu kommen. Der Reichskanzler hatte gehofft, zwischen der ersten und zweiten Lesung in der Commission werde von den Parteien unter sich der Versuch einer Einigung in dem Sinne gemacht werden, daß der Regierung ein annehmbares Angebot hätte unterbreitet werden können, das im Großen und Ganzen der Rcgierungsforderung gerecht wird. Das ist nicht erfolgt. Eine solche Vermittelung ist nun zwar noch bis zu den Plenarverhandlungen des Reichstages möglich, aber keineswegs wahrscheinlich. — Verschiedene Blätter ziehen die Reichstag- Auflösung als dann unbedingt erfolgend in Betracht; andere meinen, Graf Caprivi würde zurücktreten. Ferner wird auch die Ansicht ausgesprochen, wenn im Reichstag die Vorlage abgelehnt wird, würde die Reichsregierung die Angelegenheit bis zur nächsten Session vertagen und alsdann eine neue Vorlage einbringen. Graf Caprivi hat sich noch nicht darüber geäußert, welchen Weg er einzuschlagen beabsichtigt. — Es giebt für die Reichsregierung keine verfassungsgemäße Mög lichkeit, ihr Ziel ohne Zustimmung des Reichstages zu erreichen. Der gegenwärtige Reichstag stimmt nicht für die Militär vorlage, nicht einmal für die Bennigsen'schen Vermittelungs vorschläge. Ob ein neuer Reichstag willfähriger sein wird, läßt sich mit einiger Sicherheit im Voraus weder verneinen, noch bejahen. Es kommt eben auf die Probe an; aber die Probe würde furchtbare Kämpfe auch auf anderen Gebieten als dem rein militärischen entfesseln. Deutsches Reich. Der Kaiser wird sich in den nächsten Tagen noch einmal nach dem Jüterbogker Schieß platz begeben, um dort einem Versuchsschießen beizuwohnen. ES soll nämlich an befestigten eisernen Panzerplatten von außergewöhnlicher Schwere, die auf Marmorblöcken und Eisenstäben ruhen, hie Durchschlagskraft der Geschosse er probt werden. 300 Meter vom Ziele entfernt wird für den Kaiser zwecks eigener Beobachtung ein Sicherheitsstand errichtet. Der Reichstag wird sich noch in der gegenwärtigen Tagung mit einem Gesetzentwurf über den Schutz der Waaren- bezeichnungen beschäftigen, der bestimmt ist, an Stelle des Markenschutzgesetzes vom 30. November 1874 zu treten. Mit der Neuregelung des Waarenzeichenweseos hofft man auch eine häufigere Benutzung de« Zeichenschutzes herbeiführen zu können. Die Gesammtzahl der bisher auf Grund des Marken- schußgesetzeS eingetragenen Zeichen ist nicht sehr beträchtlich. Vom Inkrafttreten des genannten Gesetzes bis zu Ende 1891 sind insgesammt 19 954 Zeichen eingetragen, w von 16134 auf Inländer und 3820 auf Ausländer entfielen. Die gewerbliche Gruppe der Nahrungs- und Genußmittel t hat den größten Anthcil an diesen Eintragungen. Gegen das Reichsscuchengesetz hat der Centralvercin der homöopathischen Aerzte eine Petition an den Reichstag ein gereicht. Die zweite hessische Kammer nahm gegen die Stimmen des Centrums den Antrag auf Einführung der fakultativen Feuerbestattungen an. Die Regierung bekämpfte den Antrag sehr energisch. Der bereits erwähnte Judenantrag unseres Reichstags abgeordneten Freiherrn v. Friesen ist der erste Schritt, der zur praktischen Lösung der Judenfrage gethan wird. In der Praxis würde das Einwandernugsvcrbot vornehmlich polnische und russische Juden betreffen, ein Element, dessen Fernhaltung besonders dringend zu wünschen ist. Ein An deres ist aber die rechtliche Frage, inwieweit die Verträge mit dem Ausland einem allgemeinen Einwandcrungsverbote im Wege stehen, insofern sie Gleichberechtigung der -beider seitigen Unterthanen zusichern und nur die Ausschließung „lästiger" Staatsangehöriger zulassen. Die judenfreundliche „Nat.-Ztg." bemerkt übrigens bezüglich der jüdischen Ein wanderung aus Osten: „Hier handelt es sich unzweifelhaft vielfach um Elemente, nach denen man in Deutschland kein Verlangen tragen kann und nach denen, wie wir glauben, auch die große Mehrheit der deutschen Juden kein Verlangen trägt." Vom Reichstag. Der Reichstag berieth vorgestern die Novelle zum Militärpensionsgesetz. Kriegsminister von Kaltenborn führte aus, die Vorlage solle die Härten des Militärpensivnsgesetzes beseitigen. Die Vorlage berücksichtigde zwei Wünsche, welche der Reichstag im März 1882 knndge- gegcben habe. Ter dritte Wunsch solle den Gegenstand eines besonderen Gesetzes bilden, welches dem Reichstage nach den Osterferien zugehen werde. Die Abgg. Pieschel (national liberal), Hartmann und Schöning (konservativ) erkennen an, daß die Vorlage viele Verbesserungen enthalte, begrüßte den angekündigten Gesetzentwurf, betr. die Erhönng der Pen sionen für die / Invaliden aus den Kriegen von 1870/71 und legte einzelne weitergehende Wünsche bezüglich der Erhöhung der Bezüge dar. Abg, Seelig (freisinnig) befürwortet die Berücksichtigung der ehemals schleswig-holsteinischen Offiziere. General v. Spitz wies darauf hin, daß die Vorlage den Wünschen des Vorredners theilweise Rechnung trage. Die Abgg. Gröber (Eentrum) und Gültlingen (Reichs partei) begrüßte die Vorlage und beantragte, sie der Budget kommission zu überweisen. Abg. Schmidt (Socialdemokrat) wünschte die Ausdehnung des Begriffes der Invalidität. Abg. Richter hob hervor, daß die vvrgebrachten Wünsche große Kosten verursachen würden. Aus den Pensionirungen insolge der Unmöglichkeit eines Avancements entspringe eine große Pensionslast. Abg. Menzer (konservativ) empfahl, dem Gesetze rückwirkende Kraft zu verleih«. Abg. Osann (na- tionallibcral) wünschte, daß die Hinterbliebenen von Invali den reichlicher bedacht werden, und zwar aus den Jnvaliden- sonds, der ja nicht aus den Mitteln der Steuerzahler auf gebracht sei. An der weiteren Debatte betheiligten sich die Abg. Douglas (konservativ), Liebermann, Ahlwardt (Antisementen), die besonders die Aeußerungen des Abg. Richter bekämpfte. Abg. Ahlwardt befürwortete die pro gressive Einkommensteuer; dadurch werde man ohne Belastung der mittleren Schichten ein Mittel zur Fürsorge für die Militärinvaliden erlangen. Der Jnvalidenfonds Hütte höher bemessen werden müssen. Abg. Richter trat den Darle gungen Ahlivardts entgegen. Letzterer ward wegen einer ungehörigen Bemerkung zur Ordnung gerufen. Daraus wurde die Militärpensionsnovelle der Budged überwiesen. Der Gesetzentwurf betreffend die Verlängerung des Zollprovisoriums mit Rumänien und Spanien wurde ohne Debatte in erster ünd zweiter Lesung angenommen. Eine Anzahl von Petitionen wurde entsprechend den Kommissionsanträgen erledigt. Die Petition, betreffend die Abänderung des Handelsgesetzbuchs, derGewerbeordnung, der Tivilprozeßordnung und der Konkurs ordnung wurden von der Tagesordnung abgesetzt. Frankreich. Jules Ferry ist am Freitag Adend, w wir unter den Telegramm der vorigen Nummer meldeten plötzlich gestorben. Er hat ein Alter von nur 61 Jahren erreicht; unter Napoleon der Opposition angehörig, wurde er 1870 Mitglied der Regierung der nationalen Verthei- digung, war später verschiedene Male Minister, kam dann in Verruf wegen der Tonkin-Expedition, in Wirklichkeit aber, weil er bessere Beziehungen zu Deutschland anbahnen wollte, und galt seitdem fast als politisch todter Mann, bis ihn vor drei Wochen der Senat zu seinem Präsidenten wählte. Er war der Nächste zum Präsidentensessel der Republik — nun hat der Tod diesem Streber ein jähes Ende bereitet. Oesterreich-Ungarn. Dem zurückgetretenen Prä sidenten des österreichischen Abgeordnetenhauses v. Smolka wurde von der Volksvertretung eine Ehrendotation von jährlich 7200 Gulden bewilligt. England. Der Herzog von Abercvrn, Lord London- derry und andere hervorragende Persönlichkeiten haben einen Aufruf erlassen, in dem zur Organisation eines Abwehr bundes gegen die Homerulc-Bill aufgefordert wird. Tchwciz. 'Nach langer Eröterung hat der National rath mit 69 gegen 42 Stimmen den Bundesrath ermächtigt, den Eisenbahnen die Einführung der mitteleuropäischen Zeit zu gestatten. Gleichzeitig wird sie für die Post und Tele graph angewendet. Der Antrag, das gesammte Schweizer volk über die Einführung der neuen Zeit abstimmcn zu lassen, wurde mit 59 gegen 52 Stimmen verworfen. Die französisch sprechenden Abgeordneten stimmten, die französische Zeit vor ziehend, geschlossen gegen mitteleuropäische Zeit. Die schweize- > rischen Verkehrsanstalten werden voraussichtlich bei dem am 1. Juni in Kraft tretenden Sommerfahrplan die neue Zeit anwenden. Oertliches und Sächsisches. Riesa, 20. März 1893. — Nachdem am Sonnabend die Einfache Mädchenschule mit den diesjährigen öffentlichen Schulprüfungen den Anfang gemacht hatte, folgte am Sonntag Vormittag die Gewerbliche Fortbildungsschule. DiePrüfungen in derselben wurden von dem Königl. Gewerbeschulinspektor Herrn Enke aus Dresden, sowie von dem Königl. Bezirks schulinspektor Herrn Dr. Gelbe aus Großenhain mit ihrer Gegenwart beehrt. Ebenso wohnten mehrere Lehrmeister bez. Eltern der Lehrlinge und Freunde der Anstalt derselben bei. Behandelt wurden in der 3. Klasse der Wald und sein Einfluß auf das Klima, die Temperatur, die Boden- und wirthschastlichen Verhältnisse eines Landes, in der 2. Klasse Inhalt und Form der Geschäftsbriefe, in der 1. Klasse Kostenanschläge und Kaufverträge. Die Ergebnisse der mündlichen Prüfungen waren im Ganzen recht befriedigende. Bezüglich der ausgestellten Zeichnungen lautete das Urtheil des Herrn Gewerbeschulinspektor Enke dahin, daß sich die Riesaer Schule auf dem rechten Wege befinde. Nicht minder befriedigend waren die Zensuren der Schüler sowohl rm Verhalten als auch in den Leistungen und Fortschritten. Als eine sehr erfreuliche Thatsache konnte konstatirt werden, daß die Schulversäumnisse gegen früher wesentlich abgenommen haben, wenn auch in einzelnen Fällen noch zu wünschen übrig bleibt. Von den 29 Schülern der 1. Klasse hatten 15, von den Abgehenden 3 Schülern überhaupt keinen Tag versäumt. Dank der Unterstützung des hiesigen Gcwerbcoereins und anderer Gönner war es auch diesmal möglich gewesen, 8 Schüler durch Bücherprämien auszuzeichnen. Man kann über diese Prämien getheilter Meinung sein, sicher ist, daß sie den damit bedachten Schülern eine große Freude bereiten und die übrigen Schüler zum Wetteifer und zu einem tadel losen Verhalten anspornen. Aus diesem Grunde hat auch der Gewerbcverein in der früher?» von ihm gegründeten und geleiteten Sonntagsschule an dieser Sitte stets festzu halten, und läßt es sich noch heute nicht nehmen, jährlich einen Beitrag für diesen Zweck aus seinen Mitteln zu spenden. Es ist sehr zu wünschen, daß auch die Innungen es sich angelegen sein ließen, durch Geldmittel die Zwecke der Anstalt mehr zu fördern, als dies seither geschehen, um so mehr, als die Stadt für die Gewerbliche Fortbildungs schule eine nicht unbeträchtliche Summe aufzuweoden hat. S Schülern von den Abgehenden hatte wegen ihres Fleißes und WohverhaltenS ein Belobigungsdekret zuerkannt werden können ; 1 Schüler, der nur den Zeichenunterricht besucht
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