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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 14.04.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189304149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18930414
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18930414
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-04
- Tag1893-04-14
- Monat1893-04
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 14.04.1893
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, . Riesaer G Tageblatt rrild Anzeiger (Llteblall M Ayeiger). Telegramm-Adresse „Tageblatt", Riesa. Amtsölatt Fernsprechstell« Nr. 20. der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zn Riesa. .i- 8S. Freitag, 14. April 1893, Abends. 46. Zahrg. Das Riesaer Tageblatt erscheint jede« Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher BezngSpreiS bei Abholung in den Expeditionen in Mesa und Strehla', Hen Ausgabestellen, sowie am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mart 25 Ps., durch die Träger frei ins HauS 1 Mart 50 Pf., durch den Briefträger frei tnS HauS 1 Mark 05 Pf. «azetgra-Annahme jsür die Nummer des Ausgabetages bis Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastantenstraße 59. — Für die Redaction verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. Tagesgeschichte. Wie gestaltet sich die Lage? Diese Frage drängt sich jetzt, wo der Reichstag wieder zusammengetretcn ist, jedem Beobachter unseres öffentlichen Lebens auf die Lippen. Gegen Ende dieses Monats etwa wird die Entscheidung über die Militärvorlage fallen. Die „Köln. Ztg." stellt fest, daß „die verbündeten Regierungen seit Monaten ohne Schwank ung und Uneinigkeit entschlossen seien, den Reichstag auszu lösen, wenn über die Vorlage keine annehmbare Verständig ung erfolgt." Aber das genannte Blatt meint auch, daß die verbündeten Regierungen hinter der „augenblicklichen trau rigen Mehrheit des Reichstages" nur noch eine traurigere erwarten und das sie sich dann in der Erfüllung ihrer ver antwortlichen Pflicht nicht weiter beeinträchtigen lassen wer den. Mit anderen Worten: Nach der zweiten Auflösung der Konflikt. Der kürzlich erwähnten Nachricht über eine Verständigung mit dem Centrum mißt man, wie schon mit- getheilt, fast allgemein wenig Glauben bei und auch eine erst vor wenigen Tagen in einer Münchener Versammlung ge haltene Rede des Chefredakteurs Frick vom „Münchener Frem- dcnblatt", welche Zeitung das Hauptorgan des Zentrums in Bayern ist, spricht nicht für die Wahrscheinlichkeit eine Ver ständigung. Herr Frick sagte: „Es muß ausgesprochen wer den, daß wir uns in Bayern das Zentrum als einer Mili tärpartei, die die exorbitanten Pläne des Militarismus, der. die Kräfte der Nation lahm legt und die letztere in ihren wirtschaftlichen Interessen aufs empfindlichste schädigt, nicht denken können. Wir müßten uns, der mit elementarer Ge walt in Bayern herrschenden Volksstimmung entsprechend, vom Zentrum in Berlin lostrennen und auf der Landesver- sammlung in Regensburg uns als neue Partei konstttuiren. (Lebhafter Beifall.) Meine Herren! Wenn ich das vor Ihnen ausspreche, so rede ich nicht etwas, das ich aus den Fingern gesogen; es wird so kommen, wie ich sage — wenn das Zentrum helfen würde, die Militärvorlage durchzubringen: aber dies tritt nicht ein, das Zentrum wird geschlossen die Militärvorlage ablehnen." (Lebhafter Beifall) — Ein ein ziges größeres Zentrumsblatt schenkt den Kompromißgcrüch- len Glauben: die „Schles. Volksztg." Das Blatt schreibt dazu: „Sollte diese Nachricht sich bestätigen, dann werden wir uns über dieselbe aufrichtig freuen dürfen, denn wir werden überzeugt sein können, daß dies nur auf einer Grund lage geschehen ist, die tief erwogen und die gleichmäßig dik- lirt worden ist von den gewissenhaftesten Erwägungen des Staats- wie des Volkswohles." Die „Post" (das sog. „Bot- schafter-Organ") tritt sehr energisch gegen die Regierung auf; das Blatt meint, als Gegenleistung für den Ausgleich in der Militärvorlage habe die Regierung das neue preußische Wahl gesetz nach den Wünschen des Zentrums zurecht gemacht. Das Blatt schreibt: „Die völlig prinzipienlose Haltung der könig lichen Staatsregierung bei der Verhandlung über das Wahl- gesetz bleibt unverständlich, wen» nicht die 'Nachrichten über den Abschluß eines Kompromisses über die Militärvorlage ,(im Reichstage) mit dem Zentrum sich bestätigen sollten. Der Präsident des Staatsministeriums trat nicht nur für Wiederherstellung der eigenen Vorlage ein, sondern der ein zige aktive Staatsminister, der zugleich Mitglied des Hau les ist, stimmte sogar für dieses ungeheuerliche Gesetz. Es wird sich nun bald zeigen müssen, ob die königliche Staats regierung wirklich ein Acquivalent für ihre schwächliche Nach giebigkeit gewonnen hat, die sonst um so unbegreiflicher scheint, als auch ohne diese Konzession dem Gesammtplan der Steuer reform eine Mehrheit ohne und selbst gegen das Zentrum gesichert war. Die späteren Wirkungen dieser Politik wer. den nicht ausbleiben und in einer Stärkung der freisinnigen Partei auf kosten der Rechten und der Mittelparteien ihren Ausdruck finden. Wir befinden uns auf einer höchst ab- schlissigen Bahn und werden erst durch schwere Erfahrungen in andere geleitet werden." Es istzbisher noch nicht vorge- kommen, daß die „Post" der Regierung gegenüber so heftig austritt. Deutsches Reich. Die Uebersiedelung der kaiserl. Familie nach dem Neuen Palais bei Potsdam findet bereits am kommenden Sonntag statt. Die offizielle Begrüßung des Kaisers und der Kaiserin auf der Romfahrt durch eine Abordnung des schweizerischen Bundesrathes wird, wie nunmehr feststeht, in Luzern erfolgen, woselbst dann im „Hotel National" das Mittagsmahl einge nommen werden soll. Die Zugeständnisse, die Rumänien in dem am 9. d. vorläufig fcstgestellten Handelsverträge mit Deutschland ge- macht hat, scheinen sich in der Hauptsache auf die Ver pflichtung zu beschränken, die Zollsätze des autonomen Tarifs nicht zu erhöhen. Deutscherseits ist die Anwendung der Sätze des Conventionaltarifs auf die Einfuhr aus Rumänien zugestanden. Die Differentialzölle auf Getreide, Holz rc. kommen also mit der Ausführung des Vertrags Rumänien gegenüber ja in Wegfall. Ein in russischen Dienste» stehender serbischer Unterthan wurde in Thorn unter dem Verdacht der Spionage ver haftet und dem Gcrichtsgefängniß zugcsührt. Derselbe hat sich längere Zeit daselbst aufgehalten, angeblich, um Festungswerke aufzunehmen. Dadurch, daß er HGlfig Pakete und Briefe durch die Post nach Rußland sandte, er regte er Verdacht. Es sind große Geldsummen bei ihm ge- funden worden. — Ob sich der Verdacht bestätigt, bleibt abzuwarten. Die Verhandlungen zwischen Preußen und Lübeck über den Elbe-Trave-Canal waren, abgesehen von einigen., tech nischen, inzwischen gelösten Fragen, wesentlich deshalb bisher nicht, zum Abschluß gelangt, weil in Bezug aus den von Preußen dem Unternehmen zu gewährenden Zuschuß MeinzungSverschiedenheiten zwischen den betheiligten Staaten vorhanden waren. Auch diese Schwierigkeit dürfte nunmehr erledigt sein, nachdem man sich preußischerseits entschlossen hat, unter gewissen Voraussetzungen den angebotenen Be trag von 6 auf 7'/z Millionen zu erhöhen. Es darf daher als sicher angesehen werden, daß dem preuß. Landtag noch in der laufenden Tagung eine entsprechende Vorlage gemacht werden wird. Der Verband der deutschen Gcwerkvereine (Hirsch- Dunckcr) wird im September d. I. und zwar um diestlbe Zeit in etwa 1100 deutschen Städten das Jubelfest seines 25 jährigen Bestehens feiern. Die Kandidatur des Grafen Herbert Bismarck giebt dem Altreichskanzler Gelegenheit, durch die „Hamb. Nachr." seme Ansichten über das heutige Fraktionswesen und die künftigen Wahlen in einer Weise auszusprechen. Das Kanzlerblatt schreibt: „Seine (des Grafen Herbert Bismarck) Aufstellung hat keine Tendenz gegen irgend eine Fraktion; sie gilt der Wahrung landwirthschaftlicher Interessen und ist ein Sympton des Bestrebens, der Interessenvertretung bei den nächsten Wahlen den Vorrang vor den politischen Pro grammen einzuräumen. Die Unterschiede der politischen Fraktionen und die feineren Nuancen innerhalb derselben schweben den Wählern kaum in voller Klarheit vor, aber der Zwang der Interessen und die Noth des Lebens treten, je stärker sie werden, ihnen desto deutlicher vor Augen. Die Divergenzen der parlamentarischen Fraktionen sind im Ganzen, wenn man vom Fortschritt und der Socialdemo kratie absieht, doch mehr personelle als sachliche und die Wähler empfinden nach den Erfahrungen der letzten Zeit mehr Bedürsniß nach einer unabhängigen Vertretung, als nach Förderung der Fraktionsstrebereien. Wir glauben deshalb, daß bei der 'Neuwahl, mag sie nun bald oder erst in zwei Jahren stattfinden, die 'Neigung, Beamte zu wählen, die von der Regierung abhängig sind, nicht mehr so stark sein wird, wie früher. Beamte im Dienst, die von der Regierung Beförderung oder deren Gegentheil zu er warten oder zu befürchten haben, bedürfen einer großen Selbstständigkeit des Charakters, wenn sie sich ohne Ab hängigkeitsgefühl von ihrem vorgesetzten Minister ihre sach liche Ueberzeuguug und das Interesse ihrer Wähler aus schließlich zur Richtschnur nehmen sollen." Herr Stöcker hatte nach einem Berichte des „Reichs boten" in einer Sitzung der christlich-socialen Partei in Bezug auf den Fürsten Bismarck geäußert, dieser habe „sich mit allen Parteien gerieben", aber Eins habe er, Herr Stöcker, nie von dem Fürsten gehört: ein Wort gegen die Judenprcsse, gegen die Uebermacht des Judenthums. Mit Bezug darauf br ngen die „Hamb. Nachr." einen Artikel, der aussührt, daß Fürst Bismarck, so lange er im Amte war, sich jedenfalls auch nicht gegen Herrn Stöcker geäußert habe; der Artikel fährt fort: „Im Gegentheil, al» bei dem Re gierungsantritt Kaiser Friedrichs eine Stöckerhetze in Scene gesetzt werden sollte, ist der damalige Ministerpräsident in den sehr zahlreichen Charlottenburger Conseils der Einzige gewesen, der mit Rücksicht auf die Tapferkeit, die Herr Stöcker im Kampfe gegen die Demokratie bewiesen hatte, ein milderes Verfahren gegen ihn als das beabsichtigte beim Kaiser Friedrich zur Annahme brachte. Eine Aufklärung darüber, welche Stellung der Fürst zur Judenfrage ein nimmt, enthalt die Auseinandersetzung nicht. Ein neuer Beweis für die Bedeutung der gegenwärtigen agrarischen Bewegung ist die Thatsache, daß in dem stock ultramontanen Niederbayern sich ein NiederbayerischerBmern- bund gebildet hat, der de» Anschluß an alle bestehenden politischen Parteien ablehnt. Für das Zentrum ist dies ein harter Schlag. Wie von unterrichteter Seite verlautet, sollen mit dem Dowe'schcn Schutzpanzer im nächsten Monat in Spandau von der Versuch-commission eingehende Scbicßversuche ange- stellt werden. Diese Schießversuche dürften indessen nur ein theoretisches Interesse haben, da die Annahme, daß das Kriegsministerium die Erfindung ankaufcn werde, für ausge schlossen gilt. Die in Berlin bestehende socialdemokratische „Genossen schafts-Bäckerei sieht sich abermals genöthigt, sich an die „organisirte Arbeiterschaft" zu wenden, und zwar infolge der von ter bisherigen Verwaltung gemachten „Fehler". Wie schlecht cs mit der Genossenschaft steht und welche schwache Kundschaft sie nur noch besitzt, zeigt folgende Erklärung im Ausruf: „Wir können darum u> sere aus der Mitte der Arbeiterschaft begründete Schöpfung, welche eine Nothwehr gegen die Privatausbeutung sein soll, auf die Dauer nur dann erhalten, wenn wir mehr als es augenblicklich der Fall ist, von der Arbeiterschaft Berlins und Umgegend Unterstützung finden." Die Genossen werden schon wissen, warum sie das genossenschaftliche Product verschmähen. Vom Reichstag. Abg. Ahlwardt zeigte gestern dem Präsidenten an, er werde morgen vor der Tagesordnung die angekündigten Aktenstücke dem Reichstag vorlegen. Es verlautet, es werde beantragt werden, dieselben ebenso wie die vorigen dem Seniorenkonvent zur Prüfung zu über weisen. Abg. Mcnzer begründete seine Interpellation, betreffend den deutschen Tabakbau, der sich gegenwärtig im Rückgänge befinde. Schuld daran sei die verkehrte Gesetz gebung von 1879 ab. Der Rückgang betreffe vorzugsweise Süddeutschland und nehme mit jedem Jahre zu. Schatz sekretär Freiherr von Maltzahn giebt den Rückgang des Tabakbaues zu. In einem der letzten Jahre sei die mit Tabak bebaute Fläche die geringste gewesen, die je da war. Die Gesetzgebung von 1879 könne jedoch nicht allein die Schuld daran haben. Es lägen noch andere Gründe vor. Mehr und mehr werde jetzt Sumatra-Tabak verwendet, der dem Pfälzer Tabak Concurrenz mache. Dennoch halten die Regierungen den gegenwärtigen Moment noch nicht für ge kommen. um eine Aenderung der auf den Tabak bezüglichen Gesetzgebung herbeizuführen. Das Interesse des Tabakbaues liege aber den Regierungen sehr am Herzen. Außerdem aber wisse jeder, daß die sämmtlichen Regierungen glauben, die Deckung für die durch die Militärvorlage bedingten Mehrausgaben sei durch vermehrte Reichseinnahmen zu be schaffen. Dabei habe man auf den Tabak nicht zurück gegriffen. Die Regierungen würden dafür sorgen, daß aus Interesse für die Hebung des Tabakbaues andere Zweige der Landwirthschaft nicht benachtheiligt würden. Das HauS beschließt in der Besprechung der Interpellation einzutrcten. Abg. Lutz befürwortete die Interpellation namentlich im In teresse der kleinen Landwirthe. Durch eine mäßige Herab- setzung der Steuer könnte manche Existenz gerettet werden, ohne daß die Reichsfinanzen zu große Einbuße erlitten. Abg. Bürcklin führte aus, daß die Tabakbauer von der Gesetzgebung keineswegs die alleinige Abhilfe erwarten, die Schuld am Rückgänge des Tabakbaues hätte nach deren Meinung das Mißverhältniß zwischen Steuer und Zoll. Das Verhältniß zwischen Steuer und Zoll müsse wie 1 zu 3 sein. Es wäre werthvoll, wenn die Regierungen den Beschlüssen des Reichstages auf Ermäßigung der Steuer beiträten. Al g. Barth führte aus, die Steuergesetzgebung von 1879 habe direkt dem Tabaksbau eher genützt, er glaubt, der Rückgang sei überhaupt in der starken, überall vorherrschenden Krisis, sowie in den hohen Getreidepreisen von 1891, welche den Consum verminderten, begründet. Den Vorschlag, die Tabak steuer herabzusetzen, billige die freisinnige Partei, das sei
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