Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.05.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189305025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18930502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18930502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-05
- Tag1893-05-02
- Monat1893-05
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.05.1893
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Riesaer G Tageblatt Dienstag, 2. Mai 1893, Mends 19» 4«. Jahr« 1,0. 1124 ^.. des 928 L. O. Die Königliche Bauverwalterei, Diesel. dachter Strecke das Schüren -er Kesfelfeuer und Auflegen frischen Brennmaterials zu nnterlaflen. Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnung werden mit Geldstrafe bis zu Sechzig Mark oder entsprechender Haft geahndet werden. Königliche Amtshauptmannschast Dresden-Neustadt als Elbstromamt, 29. April 1893. v. Dhielau. auf auf gebenden Bedingungen parzcllenweise meistbietend verpachtet werden. Meißen, am 1. Mai 1893. Die Königliche Straßen- und Wasserbau-Inspeetion I Goebel. Fernfprechstellr Nr. 20. Das Riejaer Tageblatt erscheint jede» Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung m den Expeditionen in fRiesa und Strehla', den Ausgabestellen, wie om Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 25 Ps., durch die Träger frei ins Haus 1 Mark 50 Ps., durch den Briefträger sret ins HauS 1 Mark 05 Pf. Lazetgeu-Anuahme für die Nummer des Ausgabetages bis Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstrahe 59. — Für die Nedaction verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. Grasverpachtung. Die Grasnutzung auf dem in der Flur Gröba gelegenen nördlichen Damme Verkehrs- und Winterhafens bei Riesa soll Freitag, den 5. Mai d. I., von Nachmittag >/,1 Uhr an im Gasthof zu Gröba die drei Jahre 1893, 1894 und 1895 gegen sofortige Entrichtung des Zinses das Jahr 1893 nnd unter den sonstigen vor Beginn der Verpachtung bekannt zu Bekanntmachung. Mit Rücksicht auf die noch im Gange befindlichen Anstricharbeiten an der Loschwitz- Blasewitzer Elbbrücke wird hiermit angevrdnct, die Schornsteine sämmtlicher die gedachte Brücke passirenden Dampfer 19« Meter vor der Brückenstelle nieder zu legen und erst 1VV Meter nach Passirung derselben wieder aufzurichten, sowie innerhalb gc- und Anzeiger Metlall und Archer) Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Mesa., Erlaß. an die Herren Gutsvorsteher und Gemeindevorstände, die Katholikenverzeichnisse betr. Die Ortsbehörden des hiesigen Bezirks, welche auf den in Nr. 82 dieses Amtsblattes ergangenen Erlaß vom 5. dieses Monats — Nr. 726 L. — mit der Einreichung des er forderten Katholikenverzeichnisses resp. Fehlscheins rückständig geblieben sind, werden hiermit erinnert, zu Vermeidung von 5 Mk. Ordnungsstrafe nunmehr bis zum 6. Mai 1893 den Rückstand zu erledigen. Großenhain, am 28. April 1893. Die Königliche Amtshauptmannschast. v. Wilucki. Die Heeresvorlage und die politische Lage im Allgemeinen. * Auf Einladung des Vorstandes des conscrvativcn Vereins für Riesa und Umgegend hatte sich am Sonntag Nachmittag eine sehr zahlreiche Versammlung aus Stadt und Land im Saale des Wettiner Hof eingefunden. Nachdem der Bor- » sitzende des Vereins, Herr Kaufmann Rob. Mühlmann, die Versammlung eröffnet und die Anwesenden begrüßt hatte, sprach der Reichstagsabgeordnete unseres Wahlkreises, Herr Kammerhcrr Freiherr v. Friesen auf Rötha, in zweistündiger, mehrmals von Beifallsrufen begleiteter Rede über „die Heeresvorlage, sowie über die politische Lage im Allgemeinen." Nach einigen einleitenden Worten über die Verzögerung des schon seit längerer Zeit geplanten Vortrags und die Be merkung, daß^ihm die Ehre zu Theil geworden sei, in die Commission für die Militärvorlagc gewählt zu werden, ging der Herr Reichstagsabgeordnete auf die Sache selbst ein, indem er zunächst einen Rückblick auf die Zeit vor 1866, die Zeit der politischen Zerrissenheit und Unselbständigkeit in Deutschland, warf. 1870/71 sei durch die glänzenden Erfolge der deutschen Waffen und durch die Hinsicht und Weisheit der deutschen Staatslenker die polirische Einigung Deutschlands erfolgt und damit ein Verlangen des ganzen deutschen Volkes gestillt worden. Noch schwerer aber, als eine große Nation zu begründe--, sei es, dieselbe auch zu erhalten. Durch seine politische Einigung hat sich Deutschland im Auslände viel Feindschaft gemacht und die meisten Staaten würden heute die Wiederkehr der politischen Zerrissenheit in Deutschland mit Freuden begrüßen. Vor allem liege es Frankreich, das seine frühere Machtstellung in Europa durch Deutschland verloren, daran, jene dominirende Stellung um jeden Preis wieder zu gewinnen. Die Annexion Elsaß- Lothringens, die nach errungenem Siege eine politische Roth- Wendigkeit war, die aber nachträglich von mancher Seite als ein politischer Fehler bezeichnet worden sei, spiele bei den französischen Revanchegelüstcn nicht die Hauptrolle, sondern der Verlust der früheren politischen Größe und Bedeutung Frankreichs. Die frühere Stellung wieder zu gewinnen, sei der Gedanke aller Franzosen ohne Ausnahme. Dies könne aber nur durch einen Rachekrieg gegen Deutschland geschehen, und um diesen mit Erfolg führen zu können, hat Frankreich die größten Anstrengungen gemacht, sein Heer zu vermehren und cs immer kriegstüchtigcr zu machen. Kein Opfer sei dem französischen Volke zu groß, das für Ver mehrung i.nd eine bessere Ausbildung der Armee gefordert werde, — es wird gebracht. Die gleiche Gefahr wie im Westen, droht uns im Osten. In Rußland herrscht allgemein die Anschauung, daß das Slavenreich einmal zur Herrschaft in Europa gelangen müsse, und der Weg zur Erreichung dieses Zieles führe über Konstantinopel. Selbst Bebel hat zugestanden, daß, wenn Rußland erst in den Besitz Konstan tinopels und der Türkei und damit zur Herrschaft über das Schwarze Meer und das Mittelmeer gekommen sei, dies die Vernichtung des deutschen Handels und der deutschen Industrie zur Folge haben würde. Rußland hat jetzt — die Berichte über den dort herrschenden Nothstand sind übertrieben — eine kriegsbereite Armee, die der deutschen weit überlegen ist. Deutschland liegt zwischen zwei mächtigen Nachbarn und ist in Gefahr, von ihnen zermalmt zu werden. Selbst das kleine Dänemark würde sich voraussichtlich an einem Kriege gegen Deutschland betheiligen und letzteren durch seine Kriegsflotte im Norden zu schaffen machen. Ohne den durch Bismarck geschaffenen Dreibund der mitteleuropäische» Mächte i Deutschland, Oesterreich und Italien wäre die politische Lage Deutschlands noch viel schwieriger. Das dürfe man sich nicht verhehlen, daß, wenn Deutschland in einem künftigen Kriege unterliegt, es auf Jahrhunderte hinaus politisch und auch wirtschaftlich ruinirt jci. Darum müsse Alles geschehen, um dieser Möglichkeit im voraus zu begegnen. Die Hecres- vorlage sei durchaus nichts Erwünschtes, nichts Erfreuliches, aber sie sei eine zwingende politische Notwendigkeit. Nicht bewilligen wir die geforderten Opfer für die Regierung, sondern für die Sicherstellung des deutschen Volkes. Der Herr Redner ging nunmehr auf das Wesen der Militärvorlage näher ein und brachte hierbei die seitherige Ungleichheit in der Rekrurirung, die trotz der allgemeinen Wehrpflicht bisher nötige Zurückstellung Tausender von kriegstüchtigen jungen Männern und die von liberaler Seite früher schon geforderte zweijährige Dienstzeit zur Sprache. Die geforderten 4 Bataillone seien von allen Mitgliedern der Commission als praktisch anerkannt worden. Wenn man trotzdem gegen die Militärvorlage sei und die Partei- und Fractionsinteressen über die Interessen des gesammten deutschen Volkes stelle, so sei dies einfach unbegreiflich. Sind denn die für T urch- führung der Herrcsvorlage geforderten 60 Millionen Mark jährlich, aber ein unerschwingliches Opfer? Sachsen mußte vor 1866 für se'ne Armee jährlich 4 Millionen Thaler oder 12 Millionen Mark im Wege der direkten Steuer aufbringen. Jetzt liege die Sache anders. Zwar müßten die einzelnen Bundesstaaien ihre Matrikularbeiträge an das Reich zahlen, erhielten aber von diesem die Ueberschüsse von den Zöllen. Sachsen zahlt einen Beitrag von 12 Millionen Mark an das Reick, erhalle aber dafür von dem Reiche 22 Millionen Mark zurück. Die 60 Millionen Mark würden durch eine Steucrerhöhung von 1 Mark 20 Pf. pro Kopf gedeckt werden. Herr von Friesen ist für die Heeresvorlage, aber nicht für die von der Regierung rorgeschlagenen Dcckungsmittcl aus einer Erhöhung der Bier- und Spiritussteu-r. Gerade die vergeschlagew'n Mittel haben der Vorlage viele Gegner gebracht. Die Bierslcucr anlangend, so könnte diese wohl von den großen Acticnbrauereien getragen werden, den kleineren Brauereien aber würde eine Steucrerhöhung dcnTodes- stoß versetzen. Durch fdas in Bayern zu Recht bestehende Reservarrecht seien die dortigen großen Brauereien gegen die norddeutschen ohnehin wesentlich im Voctheil, und so würden von einer Erhöhung der Biersteuer namentlich die letzteren getroffen werden. In Betreff der Spiritussteuer ist zu bemerken, daß die Maischsteuer in den letzten zwei Jahren um 2 Millionen Mark zurückgcgangen sei, iveil viele kleine Brennereien zu Grunde gegangen sind. Deswegen ertrage auch diese Steuer keine Erhöhung und überhaupt sei für die Landwirthschaft zu einer gesunden Fortentwickelung eine größere Stetigkeit zu wünschen, als dies in den letzten Jahren der Fall gewesen sei. Dagegen könnte die Börsensteuer recht wohl zur Deckung der Militärkosten herangezogen werden. Der jährliche Umsatz an der Börse in den Geschäften, die der Stempelsteuer unterliegen, betrage 136 Milliarden Mark, ungerechnet der vielen, zum Theil unreellen Geschäfte, die von der genannten Steuer nicht getroffen werden. In Hamburg allein werde fünfmal mehr Getreide gehandelt, als ganz Deutschland erbaut. Dazu ist die Stempelsteuer gegenwärtig sehr niedrig und eine Erhöhung des Stempels auf den fünffachen Betrag könnte allein die Kosten der Heeresvorlage decken. Dann aber würde eine staatliche Controlle der Börsengeschäfte nothwendig sein und diese will das Judenthum nicht, in dessen Händen die Börse ist. Man soll nicht jeden Juden aus dem Lande vertreiben wollen, aber der Ueberwucherung des Judenthums müsse in Deutsch land ein Ende gemacht werden. Die conservative Partei, die unter den ca. 400 Mitgliedern des Reichstages leider nur 60 Vertreter hat, habe in das neue Berliner Partei programm, das übrigens an den alten Grundsätzen der Partei festhalte, die Forderung ausgenommen: „Wir wollen für das christliche deutsche Volk eine christliche Obrigkeit, christliche Lehrer für christliche KinderI" (Lebhaftes Bravo k) Durch diese Forderung sei der Schwerpunkt des konservativen Parteiprogramms gekennzeichnet. In Berlin betrage die Zahl der jüdischen Rechtsanwälte 40 Prozent, in Breslau gebe es mehr jüdische Richter als christliche und ebenso über wiegend sei in den großen Städten Preußens die Zahl der jüdischen Lehrer. Es ist durchaus nothwendig, daß der zer setzende jüdische Einfluß in Deutschland gebrochen werde. Darum ist auch die gegenwärtige antisemitische Bewegung in Deutschland nur mit Freuden zu begrüßen und wird dieselbe, wie sie die Unterstützung eines jeden guten deutschen Patrioten verdient, auch die Unterstützung der konservativen Partei voll und ganz finden. Auch dcr Liberalismus habe vor 1866 viel Gutes geschaffen, dann aber, ans Ruder ge kommen, die liberalen Anschauungen in seinem Interesse ausgebeutet und das Großkapital und die Großindustrie gegen das Kleingewerbe begünstigt. Auch manche For derungen der Socialdemokratie haben ihre Berechtigung, nur sei es zu beklagen, daß die Arbeiter von gewissenlosen Agitatoren verhetzt werden, die es ebenfalls verstehen, die sozialdemokratische Bewegung ihren eigenen Interessen dienst- und nutzbar zu machen. Die sozialdemokratische Par teileitung und ihr Anfang werde am besten durch die Stell ung gekennzeichnet, die sie den Arbeitcrschutzgesctzen gegen über cinnimmt. Alle und jede Fürsorge der Regierung für die Arbeiter werde mit Schmutz beworfen und in den Koch gezogen. Wenn dcr konservativen Partei der Vorwurf ge macht worden sei, daß sie nicht genug Energie entwickelt habe, so möge man bedenken, daß sie im Reichstage in einer zu großen Minorität sei, nm etwas durchsetzen zu können. Man ivähle nur mehr konservative Vertreter in den Reichs tag und die Fraktion werde wirksamer und erfolgreicher vor gehen können. In letzter Zeit haben die konservativen Reichs- tagsabgeordncten v. Friesen, Hammerstcin und Dr. Mehncrt einen Antrag im Reichstage eingcbracht, nach welchem die Einwanderung der Juden in Deutschland verboten werden
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite